Gedankenspritzer
MARZENA + PETER AUF DEM FLIEGENDEN TEPPICH – EIN AUFTRAG
MARZENA + PETER AUF DEM FLIEGENDEN TEPPICH – EIN AUFTRAG
15.02.25, Australien/QLD/Gympie,Tag 471 Roadtrip, 31.026 km total, Tages-km 101
Damit der letzte Tag unseres Roadtrips nicht fehlt, liefere ich hier noch den Tag vor dem Unfall nach: Wir waren beim Rodeo in Gympie.
Die größten Rinderfarmen der Welt gibt es in Australien. Wo es Rinderfarmen gibt, gibt es Cowboys. Und wo es Cowboys gibt, gibt es Rodeo. Jede Stadt im Rindergürtel Australiens veranstaltet mindesten einmal im Jahr ein Rodeo. Wir besuchen das ‚Bull n Bronc‘ in Gympie, eine mittelgroße Veranstaltung.
Die Tickets kann man bequem online bestellen. Im Eintrittspreis (33 Euro für uns zusammen) ist die Campinggebühr auf dem Showground neben der Arena enthalten. Prima, denken wir, bequemer geht es nicht. Bequem ja, aber gar nicht mal eine so gute Idee, wie sich in der Nacht herausstellen soll.
Als wir am frühen Nachmittag den Showground erreichen, sind wir so ziemlich die ersten. Noch freie Platzwahl. Vormittags hatte es gegossen wie aus Kübeln. Das Wasser steht knöcheltief auf der Wiese. Ohne Allrad-Antrieb würden wir stecken bleiben. Ein quwapschiger Schweinkram.
Der Showground ist riesig. Am Ende dann sogar fast voll.
Das Rodeo in Gympie besteht im Wesentlichen aus drei Disziplinen: Reiten auf einem Pferd mit und ohne Sattel, dem Barrel Race und der Königsdisziplin, das Bullen-Reiten. Spezial Wettkämpfe wie Lasso-Geschicklichkeit fehlen leider.
Zwei Stunden bevor die Show beginnt, werden die Bullen und Pferde geliefert.
Wir hatten keine Ahnung, dass es spezialisierte Firmen gibt, die Bullen und Pferde für Rodeo-Veranstaltungen vermieten. Diese Tiere werden extra gezüchtet und für Rodeo-Wettkämpfe trainiert.
Rodeo erfreut sich in Australien einer großen Beliebtheit. Dagegen stehen Organisationen, die diese Shows verbieten wollen. Um dies zu verhindern, wurden in Australien strenge Vorschriften eingeführt, die das Wohlergehen der Tiere gewährleisten sollen. Die Anwesenheit von Tierärzten ist Pflicht, die vor und nach der Show alle Tiere auf Verletzungen kontrollieren. Betreuer kümmern sich um Futter, Wasser und einen sicheren Transport der Tiere. Jedes Tier darf nur einmal am Tag eingesetzt und lange Pausen zwischen den Shows müssen eingehalten werden.
Am späten Nachmittag ist Einlass. Inzwischen ist die Wiese voll mit Campern. Die Pferde, die am ‚Barrel Race‘ teilnehmen, bringen die Reiter selber mit. Zwischen den Zelten stehen nun Pferde und die entsprechenden Anhänger. Die Anzahl an Barrel Race Pferden ist erstaunlich. Pferdeäpfel-Duft liegt in der Luft.
Die Barrel Race Teilnehmer bringen ihre Pferde mit auf den Showground.
Der Hut ist das wichtigste Accessoire des Tages.
Frisch gewienert bereit gestellt für die Show.
Ohne Hut geht gar nichts. Groß, größer, besser!
Das Rodeo beginnt mit einer Einlaufparade. Australische Flaggen werden geschwenkt. Die Nationalhymne gesungen. Die Hand aufs Herz gelegt. Das volle patriotische Programm.
Einlaufparade
Flaggen! Hut vom Kopf reißen, Hand ans Herz und mitsingen natürlich.
Die Reiter vom Barrel Race sind zuerst dran. Dieser Teil der Show ist nicht der Populärste. Die Ränge sind noch ausgedünnt. Teilnehmer aller Altersgruppen versuchen in möglichst kurzer Zeit ihr Pferd mit Geschick um drei Fässer herum zu reiten. Wer gut ist, schafft die Runde unter 16 Sekunden. Der Anteil an Frauen ist deutlich in der Überzahl.
Barrel Race – für die Pferde eine ganz schöne Belastung würde ich denken,
Fässer umstoßen gibt Strafsekunden.
Auch die Kleinsten sind mit dabei.
Es folgen die Reiter auf den „Wild“pferden. Mit und ohne Sattel. Die Pferde sind weder wild noch unberitten. Dass die Pferde wild bocken und versuchen, ihren Reiter abzuwerfen, liegt an einem Flankengurt, den sie tragen. Dieser weiche Lederriemen sitzt hinter dem Rippenbogen – nicht auf den Genitalien. Er stimuliert eine natürliche Reflexbewegung. Dem Tier werden keine Schmerzen zugefügt. Dies wird von Rodeoverbänden überdeutlich betont. Sogar Kritiker sprechen ‚nur‘ von Unbehagen.
Die Reiter müssen mindestens acht Sekunden auf dem Rücken des Pferdes sitzen bleiben. Die Zeit beginnt, sobald das Tier aus dem Gatter springt. Ein Signal ertönt, wenn die acht Sekunden abgelaufen sind. Dann kommen sofort zwei ‚Pickup Rider‘, um den Rodeoreiter sicher, vom noch immer bockenden, Gaul zu bekommen. Meistens wechselt der Reiter einfach auf eins der Sicherungspferde. Die Pickup Rider sind außerdem zuständig, den Flankengurt vom Rodeopferd zu lösen. Augenblicklich ist Schluss mit der Bockerei.
Ohne Sattel.
Pferd mit Sattel.
Sobald der Reiter unten liegt oder die Zeit geschafft ist, kommen die Sicherungsreiter.
Nur wem es gelingt, die acht Sekunden auf dem Tier sitzen zu bleiben, schafft es überhaupt in die Wertung. Zwei Schiedsrichter verteilen bis zu 100 Punkte, jeweils die Hälfte für Tier und Reiter. Je mehr Widerstand das Pferd dem Reiter entgegenbringt, desto Punkte. Der Reiter erhält eine Wertung für seine persönliche Haltung auf dem Tier – festhalten ist sowieso nur mit einer Hand erlaubt – und ob er das Tier steuern und beherrschen konnte.
Die meisten Reiter auf den Rodeos sind Amateure. Cowboys aus der Umgebung. Aber es reisen auch einige Profis quer durchs Land, die ihr Einkommen nur durch Rodeoreiten bestreiten. In Gympie beträgt das Startgeld für einen Ritt auf dem Pferd 100 Dollar, bei einer Gewinnchance von maximal 1.000 Dollar.
Der Höhepunkt eines jeden Rodeos ist das Bullenreiten. Ein Blick in das Programmheft lässt das Blut in den Adern gefrieren. Es gibt eine Kategorie ‚Reiter zwischen 7 und 12 Jahren‘. Genau das richtige Hobby vom Junior für Helikopter Eltern. Die Jüngsten tragen Rücken-Protektoren und haben Helme mit Gesichtsschutz auf. Und okay, die Bullen sind nicht höher als ein großer Hund. Aber beachtlich, was die kleinen Steppkes sich trauen.
Es gibt auch ein Bullen-Reiter Mädchen
Die Bullen der erwachsenen Reiter sind da von anderem Kaliber. Das Prinzip ist das gleiche wie bei den Pferden. Auch die Bullen tragen den Flankengurt. Das Gatter wird von zwei Hilfskräften geöffnet. Bulle mit Mensch stürmt in die Arena. Meistens ist bereits nach zwei, drei Sekunden Feierabend. Der Reiter landet unsanft in der Späne der Arena. Sofort stürmen zwei ‚Clowns‘ herbei. In Australien ohne Clownskostüm, und Fässer in die sie sich retten können, gibt es ebenfalls nicht.
Die mutigen Helfer schützen den Reiter vor dem Bullen, da der Cowboy sich häufig nach dem Sturz erstmal orientieren muss und leicht vom Bullen überrannt werden kann. Das verhindern die Clowns. Sie lösen außerdem den Flankengurt und treiben den Bullen aus der Arena. Meistens laufen die schon freiwillig in die richtige Ecke. Daran erkennt man den erfahrenen Rodeo-Profi-Bullen.
Das Tor vom Stall wird aufgezogen. Einer öffnet das Schloss – der andere zieht das Tor auf.
Bulle mit Reiter erscheint . Die beiden an der Tür bringen sich sofort in Sicherheit.
Der Bulle bockt.
Das war’s. Drei Sekunden später. Links der Clown.
Das Bullenreiten ist ungleich schwieriger als auf den Pferden zu reiten. Auf unserem Rodeo gab es nicht einen erwachsenen Reiter, der Punkte erhalten hat. Nur bei den Junioren gab es einige erfolgreiche Cowboys. Höchste Punktzahl des Abends: 72 Punkte mit einem Gewinn von 290 Dollar (Startgeld 30 Dollar).
Viel Risiko, kleiner Preis.
Hinter den Gattern. Dort wo die Cowboys auf die Bullen und Pferde gesetzt werden.
Auf der anderen Seite der Gatter.
Auch Cowboys haben ihre Groupies.
Um 21:30 Uhr ist das Rodeo zu Ende. Halt, die letzte Durchsage aus den Lautsprechern „Musik bis 1:00 Uhr“, ist kaum noch zu verstehen. Der Lautstärkeregler ist schon am Limit. Es gibt auf dem Showground eine Bar. Die ist gut besucht, denn innerhalb der Arena ist Alkohol strikt verboten.
Das Publikum ist durchweg jung. Sehr jung. Und in Feierlaune. Wir lassen die Bar links liegen und gehen zu unserem Zelt. Hier haben die einzelnen Gruppen bereits ihre eigene Disco aufgemacht. Aus allen Kanälen dröhnt Musik. Heute so einfach mit diesen kleinen Lautsprecher-Würfeln.
An Schlaf ist nicht zu denken. Wir holen uns auch ein Bier, setzten uns neben das Auto und beobachten das Geschehen. Hier kann man noch was lernen.
Um Mitternacht sind die jungen Frauen rechts neben uns derart betrunken, dass sie sich gegenseitig Kotzhilfe leisten müssen. Ein junger Man hält den Kopf, eine zweite Frau drückt auf den Magen.
Auf der matschigen Wiese drehen die ersten Auto Kreise. Der Matsch spritzt. Die Menge johlt.
Die beiden jungen Männer rechts von uns haben sich irgendwo zwei Mädchen aufgegabelt und zeigen denen die Vorteile eines Dachzelts. Wollen zeigen, besser gesagt. Nur eine der Damen lässt sich kurzfristig hinreißen in das Dachzelt zu schlüpfen. Dann lassen sie unsere Helden wieder allein zurück.
Gefrustet werfen die beiden Jungs Böller in den Graben. Das wiederum ruft zwei Pferde-Besitzerinnen drei Zelte weiter auf den Plan. Unter der Verwendung vieler F-Wörter rammen die Pferde-Mädchen die beiden Jungs unangespitzt in den Boden. Kleinlauft kriechen die dann ohne weibliche Begleitung in ihr Zelt.
Das machen wir um 2:30 Uhr dann auch. Es ist ruhiger geworden. Die Rodeo-Pferde und Bullen sind schon längst wieder abtransportiert worden. Ich glaube denen geht es besser als den Pferden vom Barrel Race, die die ganze Nacht auf dem Showground stehen mussten.
Wir haben eine kurze Nacht, aber einen guten Eindruck in australisches Leben auf dem Land gewonnen.
WASSERJOURNALISTEN
Ein PANTOMIME, der REDEN und SEGELN kann
ARAS SIND BESSER ALS DER WECKER
Moin Herr Foerthmann, wir sind gut in Brasilien angekommen und die Windpilot hat wunderbar gesteuert!!
Allerdings ist uns, vermutlich durch das viele Sargassum, das Pendelruder einmal nach hinten weggeklappt und die Nylonschraube (Nummer 438) abgeschert. Wir haben die eine Ersatzschraube montiert die wir hatten, daher brauchen wir wieder eine neue Ersatzschraube.
Da ich im Mai einmal in Deutschland bin, hier die Bitte, sie an unsere Adresse zuzusenden. Wäre das möglich? Gerne vielleicht vorsichtshalber auch gleich zwei davon.
Mit freundlichen Grüßen,
Sonja Schelbach
Moin Familie Schelbach,
besten Dank für die Rückmeldung … endlich mal ein PACIFIC, die tatsaechlich funktioniert ….
zur Schrauber 438: diese Schraube aus PE habe ich mir damals ausgedacht, um den US Seglern, die Schwierigkeiten mit einer korrekten Ausrichtung des Pendelruderblattes haben … hier ein kleine Hilfe zu geben … eine andere Funktion hat die Schraube nicht, schon gar nicht die Funktion eines shearpins … wenn die Schraube abgeschoren ist … genuegt es zu wissen, wie die richtige Ausrichtung ist ( – IN GERADER LINIE MIT DEM SCHAFT ) …
Ist schon witzig, dass einige US Segler am liebsten um eine ganze Tuete von Ersatz bítten … um exakt die gleiche Erklärung zu erhalten … wie diese.
Allerbest
Peter Foerthmann
16.03.25, Australien/QLD/Burnett Heads, Tag 3.942
Achim bringt nur gute Nachrichten über den Zustand von Atanga in die Hütte: Keine eingerosteten Schösser, sogar das Vorhängeschloss vom Außenborder ist nicht zugegammelt. Was er auch anfasst, lässt sich drehen. Sprayhood, Bimini und Deck haben nicht mal den Ansatz von Grünspan oder Spark. Das trockene Klima in Süd-Queensland zahlt sich aus.
Okay, alle Batterien sind platt. Damit haben wir gerechnet. Die waren schon bei unserer Ankunft in Australien fast am Ende. Wir haben drei Batteriebänke – eine Starterbatterie und zwei Verbraucherbänke. Erstmals versuchen wir es mit einer Lithium-Batterie für die kleine Verbraucherbank. Dafür ist eine andere Lademimik erforderlich, aber die benötigten Teile sind schnell geliefert. Und der Chef-Elektriker weiß, was er macht.
Die große Bank, die auch das Bugstrahlruder bedient, bekommt wieder zwei herkömmliche Blei-Akkus. Die Ströme, die das Buggi abfordert, mögen die Lithium-Batterien nicht, die man hier ‚mal eben für einen nicht Herzinfarkt erzeugenden Preis‘ kaufen könnte.
Wir sind gespannt, ob die neue, recht preiswerte (230 Euro), Lithium-Batterie hält, was sie verspricht: endlose Energie für die immer größer werdende Anzahl an stromfressenden Geräten.
Vor der Wasserung hat Achim noch Öl- und Impellerwechsel auf der Liste. Der Impeller treibt ihm Zornesfalten auf die Stirn. Es fehlt ein zweites Handgelenk. Aber nach Stunden gibt der Bastard auf.
Der Kühlschrank will nicht anspringen. Dank bordeigener Vakuumpumpe und Füll-Montur ist auch das Problem in kürzester Zeit gelöst.
Eine Füllmontur, Kältemittel und eine Vakuumpumpe an Bord zu haben, ist absolut zu empfehlen. Das hat uns schon häufig gerettet einen Kältetechniker zu rufen zu müssen.
Und natürlich muss das Coppercoat angeschliffen werden. Nach einem Aufenthalt an Land möchte unser neues Antifouling mit 320er Schleifpapier aktiviert werden. Das wäre eigentlich mein Job gewesen, aber ich fläze mich in der klimatisierten Oase.
Am Krantag hat Achim Hilfe von einem den Marina-Jungs, der die Leinenarbeit am Steg übernimmt. Kaum festgetüttelt noch ein Schreck: Wasser steht neben der Spüle und unter den Bodenbrettern. Große Wirkung, recht kleines Problem. Die Fußpumpe mit der wir Seewasser in die Spüle pumpen können, ist defekt. Wahrscheinlich ist die so alt wie Atanga – 36 Jahre alt. Im Inneren ist ein Teil gebrochen. Nicht reparabel. Aber genau diese Pumpe gibt es noch immer zu kaufen und die wird fünf Tage später geliefert. Perfekt.
Achim bleiben nur zwei Tage, um sein Werkzeug-Ersatzteile-Chaos zu beseitigen und zu putzen, bevor Prinzessin von der Hütte an Bord umzieht. Was soll ich sagen? Der Käpt’n hat Großes geleistet. Deswegen ist er ja auch der Käpt’n.
Es kommen noch unsere Klamotten, Vorräte und Geschirr aus dem Auto an Bord. Beim Wegräumen kann ich einarmig helfen. Normalerweise hätte ich alle Schränke ausgewischt, aber der Staub ist weniger als nach einer langen Überfahrt, also geht es auch mal ohne.
Der Fluch der hohen Bordwand von Atanga. Damit ich an Bord komme, hat Achim mir eine zweiseitige Trittleiter besorgt. Das klappt ganz gut, nur leider weht der Wind meistens ablandig, so dass Achim mir Atanga an den Steg ziehen muss. Das ist für uns beide etwas lästig, aber zurzeit die beste Lösung.
Für das Foro hat Achim Atanga los gelassen das wäre beinahe schief gegangen und es hätte mich von der Leiter gezogen.
Den Arm nehme ich inzwischen stundenweise aus der Schlinge. Entweder ich lege ihn dann auf dem Oberschenkel ab oder halte mit der Hand den Arm an der Knopfleiste vom Hemd hoch.
Inzwischen sind vier Wochen rum. Die Schulter darf ich noch nicht bewegen. Der Bruch ist nicht stabil genug. Zwei weitere Wochen Geduld sind angesagt. Aber ich brauche nicht mehr ständig die olle Armschlaufe tragen. Ich kann mit der rechten Hand inzwischen ein Messer halten und weiche Sachen wie Champignons in Scheiben schneiden. Zumindest solange der Unterarm irgendwo aufliegt. Und für diesen Text kann ich sogar mit rechts die Maus bedienen.
Drei Sätze täglich mit verschiedenen Übungen, wie den Arm hängen lassen oder lang ziehen, zeigen Erfolg. Der Ellenbogen wird geschmeidiger.
Leider ist der Arm noch immer geschwollen am Ellenbogen. Geduld! Bäh!
Von der Physio habe ich eine Rolle mit Seil bekommen. Der gesunde Arm zieht den gebrochenen Arm in die Länge.
Das Seil wird einfach in eine geschlossene Tür eingeklemmt. Wissen die denn nicht, dass wir auf Atanga runde Türen haben? An Bord gibt es nur einen Platz, wo ich mich so ausbreiten kann ohne anzuecken. In der Pantry.
Einen zeitaufwändigen Job ist Achim los. Ich benötige keinen Chauffeur mehr. Zum Arzt und zur Physio kann ich mit dem Bus fahren. Direkt vor unserer Hütte und vor der Marina hält fünf Mal täglich ein Bus nach Bundaberg. Genau wir in Brisbane auch hier zum Schnäppchenpreis – jede Fahrt 50 Cent. Bitte, geht doch.
Es läuft gut auf Atanga.
Nachlese Alfred
Alfred hat zum Glück, kurz bevor er auf Landgetroffen ist, einiges an Stärke verloren. Somit hielten sich Windbruchschäden in Grenzen. Da der Zyklon tagelang vor der Küste Schwell aufbauen konnte, hat es an der ‚Goldcoast‘ zu heftigen Strand-Erosionen geführt. Ein erheblicher Schaden, vor allem für den Tourismus.
300.000 Haushalte waren ohne Strom – in Australien sind alle Stromleitungen oberirdisch. Extreme Regenfälle haben zu großflächigen Überflutungen geführt.
Alles in allem ist die Region nach dem ersten Zyklon nach einem halben Jahrhundert glimpflich weg gekommen.
Die Goldcoast vor Alfred – Foto-credit: 4ussiestyle
Die Goldcoast nach Alfred – der Strand wird wohl ‚für immer‘ verloren sein. Die Abbruchkante ist zwei, drei Meter hoch.
foto credit: 4ussiestyle
ATLANTIKÜBERQUERUNG WEST-OST ODER DER WEG NACH HAUSE
VULCAN V FROM BRITTANY TO FRENCH POLYNESIA
Dear Peter, Nine years ago, I bought you a Pacific and sailed to French Polynesia.
I have today a new boat and a new project. How about a unit for our new Swing 36 drawn by GRAAL and build by Métalu (44) here are some pictures of the Back of the boat?
Best Regards,
Michael Kerbrat
SINGLE HANDER ON JEANNEAU 389 FROM SAN DIEGO TO THE PHILLIPINES
Hello Peter,
I just did a shakedown to Ensenada, Mexico and got a full round test of the windpilot. I worked great. It seems it is more sensitive than the Aires and Monitor I have used before. At one point I was at 140 apparent, 568 knots true wind. There was a leftover chop and it steered perfectly. I also had a stretch of sustained 15 knots close-hauled and of course steered perfectly. You did a great job with this.
I am so glad I bought this. I now don’t have the fear of running out of electricity for the other auto-pilot. And some 4.737 NM further ahead to Majuro, Marshall Islands: It has been a great trip. Cheers and thank you!
Glenn Henderson
PETER FOERTHMANN – UNPLUGGED – WEITER UND WEITER – WIE LANGE NOCH?
BLECHKUNST AUS NORDERNEY – NORDSEE 36 – DÜBBEL & JESSE
19.02-06.03.25, Australien/QLD/Bundaberg, Burnett Heads, Tag 3917-3932
Krankenbruder, Koch, Abwäscher, Chauffeur, Kammerdiener und Kaltmamsell. Achim beherrscht alle Jobs (Herzchen in den Augen Emoji). Ich kann nicht viel machen, außer in homöopathischen Dosen den Tisch abräumen und aus einer liegenden Position Kommandos bellen.
Die ersten sechs Tage nach dem Unfall wohnen wir nicht schlecht. Die kleine Hütte hat zwei Schlafzimmer und einen Wohn-Küchenbereich. Ich bekomme das große Bett, Achim das Kinderzimmer.
An Tag drei ist der Arm lila-schwarz und das Doppelte angeschwollen. Unter der Achsel und in der Ellenbogenbeuge steht dauerhaft der Schweiß. Zum Duschen hat Achim mir einen Arm-Gurt gebastelt, so dass ich da schon ab Tag zwei keine Hilfe benötige (Madame lässt sich aber noch die Füße waschen ). Ich bekomme nicht meine Hand zwischen Arm und Körper zum Waschen. Zuviel Material, zu unbeweglich ist die Schulter. Schneller als ich erwartet würde, wird die Haut wund. Leichter Puma-Geruch macht sich breit.
Nach fünf Tagen ist der Bluterguss Richtung Ellenbogen und Unterarm abgesunken (normal). Dieser Bademantelgurt, der den Arm in Stellung hält, tut was er soll. Nur liegt das gesamte Gewicht des Arms in einer Schlaufe. Die Schwellung wird am Unterarm in zwei mächtige Beulen geteilt. Mein Ellenbogen ist zum Platzen prall.
Als wir Doktor Hand fragen, ob es nicht was Besseres gibt als den Bademantelgürtel, schüttelt der den Kopf. Kaum zu glauben, das Internet ist voll mit Fotos von wunderbaren Armschlingen.
Die erste Armschlinge ist ungut. Am Unterarm wird der Bluterguss stark gequetscht. Die abgeschnittenen Kabelstraps-Enden schneiden in den Arm – vor allem beim Schlafen. Mehrmals ändert Achim das System für mich. Am Ende lassen wir die Enden stehen. Besser, aber immer noch Ingenieur-Murks. Klamotten-technisch bin ich ebenfalls gut unterwegs, Ich habe kein einziges Oberteil mit Knöpfen. Achims Hemden passen über den gebeugten Arm. Immerhin.
Tag 10 nach Null habe ich meinen Termin bei Doc Schulter. Nach einem erneuten Röntgen bestätig er, dass keine OP nötig sein wird. Puh, ich bin erleichtert. Und Hand hat auch endlich eine bessere Armschlaufe für mich.
Nach sechs Nächten müssen wir raus aus der Luxus-Hütte. Wir ziehen von Bundaberg ins 17 Kilometer entfernte Burnett Heads auf den nächsten Campingplatz. Nur zwei Kilometer vom Schiff entfernt. Die Hütte ist ein Einraum-Wunder. Das Bett ist sehr schmal und so weich, dass Achim und ich in der Mitte zusammenrollen.
Ich kann noch immer nur im Halbsitzen schlafen. Wache zig Mal auf, muss den Arm umlagern und zwischendurch aufstehen. Um Mitternacht ist klar, das funktioniert so nicht. Achim holt aus dem Auto die Luftmatratzen und schläft ab sofort auf den Boden. Wie oft er denkt, „hätte sie nur am Strand auf meine Warnung mit dem Sand gehört“, verrät er mir nicht.
Achims Schlafplatz in der kleinen Hütte. Schnief.
Wie ich das wieder gut mache, ich weiß noch nicht.
Zum Glück haben wir auch diese Hütte nur für sechs Nächte mieten können. Für eine Familienfeier ist seit Wochen für einen Tag alles reserviert.
Wir ziehen für eine Nacht ins gegenüberliegende Motel. Was für eine Absteige! Leichen könnten unter dem Bett liegen oder Tarantino klopft an die Tür. Mit einem Schuss-Loch in der Hand und fragt nach einem Eiskübel.
Aber es gibt vier Betten, Achim bekommt das Große.
Das Motelzimmer. Wie im Krimi. Das Fenster mit dem Vorhang zum Gang kann man nie benutzen, weil ja draußen die Serienkiller vorbei kommen.
Jetzt mit einer guten Armschlinge.
Nach einer Nacht ziehen wir das vierte Mal um – zurück auf den Campingplatz. Und mieten für eine Woche (bis Montag 9.März) eine große Hütte. Ein Traum. Zwei Schlafzimmer! Ich kann nachts wühlen so viel ich will. Wir schlafen beide prima.
Die beste Hütte.
Die Aussicht von der Cabin-Terrasse. Mit Meerblick und manchmal kommen Kängurus vorbei.
Arm-technisch geht es auch voran. Die Schulter schmerzt von alleine gar nicht mehr, nur falsche Bewegungen hauen noch etwas rein. Kummer bereitet der Ellenbogen. Inzwischen halb steif (Wahnsinn wie schnell das geht), noch immer geschwollen und heiß. Durch den heftigen Bluterguss und vielleicht das Abklemmen durch den doofen Gurt hat sich eine Entzündung entwickelt. Ich habe mir eine Physiotherapie gesucht (das Krankenhaus wollte sich auch diesbezüglich melden, leider passierte dort nichts). In der Physio habe ich Massage bekommen und eine Kompresse angelegt. Das scheint gut zu helfen. Die Schwellung und Schmerzen gehen zurück.
Ein drittes Röntgenbild (Tag 16 nach Null) zeigt, dass der Knochen noch an der richtigen Stelle sitzt. Erster Knochenkitt soll sich auch schon gebildet haben. Und ein Termin mit der Krankenhaus-Physioabteilung ist ebenfalls erfolgreich zu Stande gekommen. Erste passive Übungen für den Ellenbogen sind erlaubt.
Die ‚Lücken‘ an der Bruchstelle sollen irgendwann mit Knochenmasse aufgefüllt sein (?? okay!).
Wer sich mit Röntgenbildern auskennt: das schief angewachsene Schlüsselbein oben rechts ist 35 Jahre alt und macht keine Probleme. Ich wusste bisher nicht, dass es so komisch verwachsen ist.
Und wie geht es Atanga?
Als wir sie von unten in Augenschein nehmen, trauen wir fast unseren Augen nicht: Gut sieht unser altes Mädchen aus! Nicht wie vor 15 Monaten einfach abgestellt. Ich komme über die Leiter nicht an Bord, aber Achim berichtet, weder Schimmel noch Tiere oder Wasser haben ihren Weg ins Innere gefunden. Ein riesiger Stein fällt uns vom Herzen.
Mechaniker, Elektriker, Installateur, Schleifer und Ersatzteilbesorger.
Neben seinem Nebenjob als Krankenbruder hat Achim gleich noch ein paar Aufgaben mehr. Alles bleibt an ihm hängen. Während ich in der klimatisierten Hütte lese, mit dem Handy daddel, lese, Nickerchen mache, lese und, halt!, als Tagesleistung den Müll raus trage, schuftet sich der beste Ehemann der Welt die Seele aus dem Leib.
Morgen kommt Atanga ins Wasser. Achim hat Gas gegeben. Die Tagesgebühren auf dem Arbeitsbereich sind ausgesprochen hoch (42 Euro am Tag). Und wenn das Schiff schwimmt, können wir beide an Bord wohnen. Noch ist nicht klar, wie wir mich an Deck hieven werden. , aber alles findet sich.
Alfred
Und dann gibt es auch noch Alfred. Der hat uns ja zu unserem perfekten Glück noch gefehlt. Alfred ist ein Zyklon der Klasse zwei hatte zunächst direkt Kurs auf Bundaberg genommen. Atanga ist zwar mit vier Erdankern gesichert, aber Windstärken bis 150 Stundenkilometer machen ein unruhiges Gefühl. Dazu kommen sintflutartige Regenfälle, die wahrscheinlich die Arbeiten unterbrochen hätten. In Bundaberg sind Zyklone äußerst selten, daher haben wir uns auch so sicher gefühlt mit diesem Standort.
Nach ein paar Tagen dann Entwarnung. Alfred hat sich entschieden im Abstand von dreihundert Kilometer von der Küste weiter nach Süden zu ziehen. Um dann nach zwei Tagen einen Haken zu schlagen und zurück zu kommen. Während ich dies schreibe, trifft er auf der Höhe von Brisbane auf Land. Seit 51 Jahren ist das der erste Zyklon so weit südlich. Leere Geschäfte, geschlossene Schulen, 400.000 Sandsäcke. Die Bevölkerung ist vorbereitet und wachsam. Es wird örtlich mit Regenmengen von bis zu einem Meter gerechnet. Good luck für Alle.