Schlangengrube
07.-15.01.25, Australien/NSW/Narrabri/Kaputar NP/Bingara, Tag 404-412 Roadtrip, 29.967 km total, Tages-km 159,54,110
Der waldige Campingplatz in Kaputar liegt hoch, auf 1.450 Meter. Gleich am ersten Abend erwischt uns ein kräftiges Unwetter. Statt nur unterhalb vom Gewitter, sitzen wir plötzlich mitten drin. Wir müssen unser Kochen unterbrechen und wettern die schlimmsten Blitze im Auto ab. Nach einer Stunde ist der Spuk vorbei. Es regnet zwar noch, aber wir werden wohl nicht mehr gegrillt werden.
Unter der Markise ist ein kleines Stück trocken geblieben. Zu groß ist das Teil nicht … Grad genug Schutz zum zu Ende kochen und essen.
Die Kängurus sind absolut nicht scheu in Kaputar. Neben unserem Zelt steht ein Baum mit Früchten. Weiß jeder, die höchsten Früchte schmecken am besten.
Die Kleinsten, die nicht an die Zweige heranreichen, putzen den Ofen.
Nachts werfen die Wallaroos (kleine Känguru-Art) auch schon mal Gläser vom Tisch.
Der Campingplatz ist fast leer – es auch die nächsten Tage bleibt regnerisch.
Die üblichen Plumpsklos in den Nationalparks sind absolut zu gebrauchen. Geruchsbelästigung gegen Null. Nur der Spalt zwischen Boden und Trennwand gibt Raum für üble Phantasien. Wie verhält man sich richtig, wenn man auf dem Thron hockt und eine Schlange ins Toilettenhäuschen kriecht? Füße hoch! Klar. Aber wie lange kann man in der Stellung verharren? Und wie sieht eine mögliche Flucht aus? Mit runtergezogener Büx? Ganz üble Phantasien tauchen auf.
In Mount Kaputar NP gibt es richtige Waschräume. Allerdings ohne Eingangstüren und mit dem gefürchteten Schlitz unter der Klotür.
Nicht zu Unrecht, wie wir im Kaputar Nationalpark feststellen. Auf dem Weg zu den Toiletten liegt breit und fett eine ‚Rotbäuchige Schwarzotter‘. Eine Tür zu den Waschräumen (hier der Luxus von Spültoiletten und heißen Duschen) existiert erst gar nicht. Madame Rotbauch hat ungehindert Zutritt. Kängurus auch, die nachts den Mülleimer umrandalieren.
Nummer eins versperrt den Weg zur Toilette.
Wir weichen der schwarzen Schönheit großzügig aus und gehen Wandern. Direkt vom Campingplatz aus geht es auf guten Wegen durch den subalpinen Wald. Nach dreißig Minuten stoßen wir auf die zweite Schwarzotter. Kurz danach auf Nummer drei. Was ist hier denn los?
Am nächsten Tag lugt ein weiteres Exemplar am Gipfel von Mount Kaputar aus ihrem Loch. Und am letzten Morgen liegt die Toiletten-Otter wieder an der gleichen Stelle und wärmt sich auf. Die letzte Schlangen-Sichtung nur zehn Minuten später auf dem Weg neben unserem Auto.
Sechs Schlangensichtungen an drei Tagen – New South Wales entpuppt sich als Schlangen verseucht. Wir freuen uns.
Nummer zwei.
Nummer drei ist genauso nass vom Regen wie wir.
Schlangenforscher. Eine andere Art als Schwarzottern wäre auch mal wieder cool.
Wir sind schwer beeindruckt. Wie viele Schlangen mag es geben? Nach wie vor gehen wir nur durch Gestrüpp, wenn man das Terrain gut erkennen kann. Bei hohem Gras oder Buschwerk bleiben wir auf den Wegen. Wenn die Futtersituation gut ist, soll es bis zu einhundert Schwarzottern auf einen Quadratkilometer geben.
Die Rotbäuchige Schwarzotter gilt als beiß faul. Das gilt aber nicht für alle Schlangenarten in Australien und somit gibt es etwa dreitausend registrierte Schlangenbisse jährlich. Nur dreihundert davon werden mit einem Antiserum behandelt. In den meisten Fällen reicht es aus, dass der Gebissene überwacht und Komplikationen, wie Atemnot oder heftige allergische Reaktionen, behandelt werden.
Es muss das richtige Gegengift verabreicht werden. Die Beschreibung der Schlangen ist meistens nicht ausreichend (die Schwarzotter ist fast noch am leichtesten zu identifizieren). Es gibt aber Tests, die das Gift aus der Wunde, dem Urin oder Blut des Opfers identifizieren. Arztpraxen und Krankenhäuser sind entsprechend ausgerüstet. Daher gibt es nur zwei bis drei tödlich verlaufende Schlangenbisse im Jahr zu beklagen. Die Gefahr hält sich – statistisch – also in kalkulierbaren Grenzen.
Die niedrigen Temperaturen auf 1.500 Meter sorgen für üppige Vegetation. Alles blüht. Noch viele Wildblumen.
Blick vom Mount Kaputar – 1520 Meter hoch.
Schöner Schnee-Eukalyptus – er verträgt bis minus 20 Grad. Der dominate Baum hier oben.
Die ‚Sawn Rocks‘, die gesägten Felsen, bestehen aus basalthaltiger Lava, die langsam erkaltet ist.
Frische Abbruchstelle – immer wieder brechen die fünf- oder sechseckigen Säulen ab.
Wie ein Bündel Bleistifte – Fallen die Orgelpfeifen runter, zerbrechen sie noch einmal in eckige Stäbe.
Es macht den Eindruck, wie von Menschenhand behauen.
Wir behalten das Muster zwei, drei Tage in einem der kleinen Orte zu campieren bei, dann drei, vier Tage im Nationalpark. Die Dörfer brauchen wir nur zum Einkaufen und Wäsche waschen. Und für die Ersatzteilbeschaffung. Am letzten Abend in Warrumbungle haben wir einen Regenguss unter der Überdachung der Toiletten abgewettert. Niemand hat an die aufgestellte Markise gedacht. Es hat so gegossen, dass das Gewicht der Wasserblase einen der Alu-Ständer in der Mitte auseinander gebrochen hat. Aber auf Camping-Australien ist Verlass: schon im nächsten Ort (2.500 Einwohner) gibt es in zwei (!) Geschäften ein Ersatzteil. Die neue Stange passt genau, alle happy.
Querstange gebrochen vom Gewicht des Wassers. Die provisorische Krücke ist schon am nächsten Tag ersetzt. Cool. Keine 15 Euro.
Die Dörfer sind immer für eine Überraschung gut – hier Flughunde von der Abendsonne beschienen.
Wie Wellen ergießen sich Tausende, Zehntausende Flughunde über den Abendhimmel. Die Tiere bringen deutlich Geruch wie Ziegenstall ganz hinten mit.