Kategorie: Atanga

Steinige Mutprobe

23.-27.01.25, Australien/NSW/QLD/Tenterfield + Girraween, Tag 421-424 Roadtrip, 30.491 km total, Tages-km 37

Schon beim ersten Blick von unserem Stellplatz fällt uns der Stein auf, der dort eigentlich nicht liegen dürfte. Ein riesiger Granitbrocken auf einem Hang mit 45 Grad Gefälle. Wir witzeln rum, wann der Stein wohl seinen Weg nach unten finden mag. „Ein bisschen drücken und er rollt. Aber das geht ja gar nicht, weil man auf der glatten, steilen Fläche nicht klettern kann.“

Total auffällig liegt der Felsen am Abhang. Ein mächtiger Brocken.

 

Der Berg nennt sich ‚Pyramid‘, liegt mitten im Girraween Nationalpark, im sogenannten ‚Granit Gürtel‘. Wir lassen die Pyramide unbeachtet und wandern zum ‚Castle Rock‘. Überall in der Landschaft verstreut liegen kugelförmige Felsen herum. Aufgetürmt von Riesen? Einige balancieren nur noch auf kleinsten Flächen. Scheinbar gegen jede Schwerkraft.

Nicht von Riesen gestapelt, sondern …

… Magma wurde vor Jahrmillionen beim Erkalten zu Granit. Endlose Erosion hat einzelne Brocken freigelegt, weil kleines Sediment und Steine abgetragen wurden.

Wind und Wasser tragen unaufhaltsam die Auflageflächen der Felsen ab. Irgendwann rollt auch dieser Stein abwärts.

Kurz vor dem Gipfel von ‚Castle Rock‘ muss man durch eine Felsenspalte klettern. Dahinter bleibt uns die Spucke weg, vor uns liegt glatter Granit und es geht einfach nur abwärts. Wir sprechen mit einem älteren Herren: „Wenn es Euch hier steil vorkommt, ‚the pyramid‘ ist dreimal schlimmer.“ Ein junger Mann findet es dort sogar fünfmal steiler.

Hinter diesem Schlitz geht es bergab.

 

Das wollen wir sehen. Am nächsten Tag wandern wir zur Pyramide. „Wenn es zu steil wird, drehen wir einfach wieder um“, Achim kann gut mit Höhe (Mastkletterer auf dem schwankenden Kahn), aber wenn es nichts gibt an dem er sich festhalten kann, ist er raus.
Nach vierhundert Stufen durch hübsche Stein-Landschaft erreichen wir den blanken Felsen. Zwei Frauen kommen uns vom Gipfel entgegen. „Ich war oben wir paralysiert“, berichtet die Ältere. „Runter ist leichter als rauf, findet die Junge.

Ich mache ein paar Trittversuche. Kein Problem auf den Schrägen zu stehen. Die Sohlen kleben förmlich am Granit. Mich sticht der Hafer. „Halt mal mein Bier!“ Ohne zu überlegen, schnaufe ich mich die steile Wand nach oben. Dass Achim nicht hinterherkommt, ist mir klar. Einmal die sichtbar schwierigste Stelle geschafft zu haben, möchte ich weiter. Ich winke nach unten.

Ich bin auf dem Weg nach oben – die Familie weiter unten am Felsen überlegt noch.

Blick auf Achim

Nach der Schräge erreiche ich einen Riss im Berg. Hier liegen viele Felsbrocken. Es ist zwar nicht einfacher zu klettern, aber die schützenden Felsen vermitteln Sicherheit vor dem Abrutschen. Ich drücke mich vorwärts. Ein junger Typ überholt mich. „Alles klar?“ Ja, mir geht es gut, ich brauche nur eine Verschnaufpause. Es ist anstrengend und heiß.

Der Weg nach oben.

Hinter dem Riss kommt eine Kurve. Links neben mir geht es steil bergab. Vor mir liegt der Felsen, den wir schon von unten bewundert haben. Eine junge Frau sitzt im Schatten. „Weiter gehe ich nicht. Ich bin raus. Mir wackeln die Beine.“
Ich gehe zum Felsen. Noch einmal wird es richtig steil. Auf einem schmalen Grad stehend muss ich genug Schwung holen, um die vor mir liegende 45 Grad Steigung zu überwinden. Nur aus den Beinen heraus. Zum Festhalten gibt es nichts. Hinter mir der Abgrund. Ich überlege kurz, ob ich mich einfach zu der Frau in den Schatten setzten sollte. Aber ich kneife die Arschbacken zusammen und weiter geht’s.

Das ist der Felsen.
Um den Busch muss man links vorbei und dann dort weiter wo die helle Laufspur auf dem Gestein zu erkennen ist.

Die weißen Striche (links im Schatten) markieren die optimale Strecke.

Die steilsten fünf Meter vom gesamten Aufstieg sind geschafft. Der Rest auf dem Gipfel ist dann einfach. Der junge Typ kommt mir schon wieder entgegen. „Runter ist schwieriger als hoch!“ Danke für die Information, Kumpel!

Ich genieße die Aussicht. Es ist phantastisch. Natürlich ist es phantastisch. Mein Gehirn ist voll Adrenalin und Endorphinen. Mir geht es mal richtig gut.

Beweis-Selfie! Das Foto bekommt man nur ganz oben. Der balancierende Felsen steht auf dem Gipfel von ‚Pyramid‘.

Diese schönen Hormone helfen beim Abstieg. Angst habe ich nicht. Aber doch, der Cocktail reicht nicht, dass ich mich traue überall aufrecht runter zu steigen. An den schlimmsten Stellen gehe ich im Krebsgang abwärts. So habe ich es beobachtet bei anderen. Die beiden jungen Männer, die fast tänzelnd am Hang auf- und ablaufen, ignoriere ich geflissentlich. Dass man nicht auf den Hintern runter muss, weiß mein Kopf auch, allein der Mut geht mir aus.

Im Krebsgang wieder runter. Andere haben mir es vorgemacht, wie man wieder runter kommt: auf dem Hosenboden. Die Frau  ganz links ist vom markierten Weg abgewichen. Das habe ich wegen der Sicherheit der Felsen auch erst versucht. Da ist es aber noch viel steiler. Besser ist die freie Fläche. Ganz schwach ist die aufgehellte Spur zu erkennen

Nach dreißig Minuten bin ich wieder bei Achim. Ausgepumpt von der Anstrengung. Nur von der Anstrengung, so meine Behauptung. Am nächsten Tag habe ich Muskelkater in den Oberschenkeln. Besonders im Leitbein, was den auf den Rücken zurückgekippten Abwärtsgang gesichert hat.
Da wird dann wohl doch etwas Verkrampfung im Spiel gewesen sein. :mrgreen:

 

Seit ewiger Zeit sind wir auf einem Campingplatz, der fast ausgebucht ist. Am Sonntag ist ‚Australia Day‘. Fällt ein Feiertag aufs Wochenende, wird er montags nachgeholt. Ein langes Wochenende bringt Besucher in die Berge. Nur aus dem Grund treffen wir überhaupt so viele Leute auf den Granitfelsen.
Folgerichtig ist es am Dienstag wieder leer. Und ‚Australia Day‘ läutet auch das Ende der großen Sommerferien ein. Bald sollte es auch an den Küsten wieder leerer sein.

Am 26. Januar 1788 hisste die ‚erste Flotte‘ der neuen Siedler die britische Flagge in der Nähe vom heutigen Sydney. Australien wurde zur britischen Kolonie. Der 26. Januar zum Feiertag.
In den letzten Jahren ist die Beteiligung an National-Feiern gesunken. Statt ‚Australia Day‘ wird der Tag von den Gegnern ‚Invasion Day‘ genannt und von Protestmärschen begleitet. In den Augen der Kritiker, besonders der Aborigines, brachte der 26. Januar die Enteignung des Landes und Vernichtung einer uralten Kultur.

Auf dem Land wird der Australia Day durchaus zelebriert – viele Flaggen sind geschmückt.

Feuerverbot

16.-22.01.25, Australien/NSW/QLD/NSW/Kwiambal NP/Inglewood/Tenterfield, Tag 413-420 Roadtrip, 30.440 km total, Tages-km 118+150

Wir sind in der tiefsten Walachei angekommen. Einzelne Dörfer liegen inzwischen wieder mehr als hundert Kilometer auseinander. Landwirtschaft mit Baumwolle und Hirse haben wir verlassen, Weideland dominiert. Die Orte werden zunehmend skurriler, wie aus der Zeit gefallen. Hier scheinen andere Regeln zu herrschen als im Rest des Landes.

Eine alte Kirche unterwegs – jetzt Wohnraum plus Caravan.

Zeig mir Deine Zwerge und ich zeig Dir wer ich bin, oder was soll uns der hässliche Zwerg erzählen?

Schon seit Jahrzehnten werden hier Schrottautos gesammelt – aber irgendjemand mäht drumherum.

Man kann das Outback von hier schon spüren, aber die Dame in der Touri-Info besteht darauf, dass wir uns noch in ‚Bush‘ befinden. Deswegen gibt sie uns auch eine Broschüre mit, wie man sich bei Buschfeuer richtig verhält. Zwischen Oktober und März ist die Gefahr am größten. Vor der Fahrt sollte man sich über die App  „Fires near you“ einen Überblick verschaffen, ob in der Nähe gerade ein Feuer brennt und wenn ja, welcher Art. Falls man in die Nähe eines Feuers gerät, soll man Bereiche mit Wasser und wenig Bewuchs aufsuchen, sich nicht auf Anhöhen einfinden.

Besonders herzig sind die Maßnahmen, wenn es ‚einen im Auto erwischt‘ und eine Flucht nicht mehr möglich ist.
1. Hinter einem festen Gegenstand parken – nicht auf der Straße (gilt ein Baum als fester Gegenstand?).
2. Mit der Schnauze Richtung Feuerwalze anhalten.
3. Warnblinker an (okay, der Sinn dieses Tipps bleibt im Dunkeln).
4. Türen und Fenster schließen, Lüftung und Klimaanlage aus.
5. Mit dem Kopf tief in den Fußraum ducken. Wolldecke über den Körper legen, nasses Tuch vor die Nase halten (die Decke darf aber nicht synthetisch sein, ob Baumwolle geht, bleibt unbeantwortet).
6. In der Position verharren bis die Feuerwalze vorbei ist. :mrgreen: Das soll aber nur fünf zehn Minuten dauern (na dann ist ja alles gut!)
7. Der Benzintank soll angeblich nicht explodieren. Einzelne Autoteile könnten aber Feuer fangen, daher aussteigen, sobald das Feuer vorüber ist (platzen die Reifen und brennen, bevor das Feuer vorüber ist, nun, einfacg Nerven behalten).
8. Beim Aussteigen darauf achten, dass Auto und Fußboden sehr heiß sein können.
9. Sich dorthin begeben, wo es bereits gebrannt hat.

Good luck! Wie hoch die Überlebensquote ist, erzählt die Broschüre nicht.

So gerüstet düsen wir in den Kwiambal Nationalpark. Keiner da, außer uns. Es könnte der Frieden auf Erden sein, wären da nicht die quietsch fidelen Zikaden. Der Lärm gellt in den Ohren. Wir stopfen uns Taschentücherzipfel in die Gehörgänge, um die grellen Spitzen abzudämpfen.

 

Hilft gegen die extremen Spitzen der lärmenden Zikaden.

2021 hätten wir sogar im Dachzelt noch nasse Füße bekommen. Toller Platz – direkt am Fluss.

Der sieben Kilometer lange Wanderweg neben dem Zeltplatz wird wenig gelaufen. Stellenweise können wir grade eben einen Trampelpfad erkennen. Mir ist der Weg zunächst etwas unbehaglich. Hoher Bewuchs rechts und links. Schlangen wären spät zu erkennen (wo liegt noch mal die Schlangenbiss-Broschüre?).
Dazu macht das Gezirp der Zikaden Stress, unterschwellig aggressiv wie der andauernde Alarm-Ton in ‚Alien‘.  Erst als wir das Flussniveau verlassen und die Eukalypten weniger werden, geben die Plagegeister Ruhe.

Zugewachsener Weg durch lichten Wald.

 

Kaum zu erkennen – aber wir müssen über das Schwemmholz. Der Scout vor mir wirf dann schon mal einen Stock, um Schlangen zu vertreiben.

Der Fluss hat ein schönes Bett geschaffen. Feuer sicher – nur, wie würde man dort hin kommen?

Schlangen bekommen wir nicht zu Gesicht. Wären sie nicht taub, würde ich den Zikaden die Schuld dafür geben. Eine Wildschwein-Rotte rennt zwanzig Meter hinter uns durch den Wald. Verwilderte Hausschweine der ersten Siedler. Recht klein und schwarz. Sie gelten als Pest in Australien, denn die geschätzten 20 Millionen Tiere richten große Schäden an. Jährliche Jagden sollen den Bestand dezimieren.

Diese Gottesanbeterin haben wir gefangen in einem riesigen Spinnennetz entdeckt und mit einem Stöckchen gerettet.

Zum Dank gibt es einen scheelen Schulterblick. Wie garstig diese Insekten gucken können.
Vielleicht haben wir ja der Spinne das Leben gerettet und gar nicht der Gottesanbeterin?

Ab dem zweiten Tag bekommen wir Camping-Nachbarn. Zuerst zwei Familien, die so laut Musik hören, dass sie sogar das Geschrille der Zikaden übertönen. Wir sind unglücklich damit, zumal es sich um übelste Country-Musik handelt.  ;-)
Die anderen Mitstreiter sind ein Pärchen mit Motorrädern. Trotz ‚fire ban‘ im Nationalpark entzünden die beiden abends ein Feuerchen. Bei 25 Grad ist die Maßnahme in jeder Hinsicht wertlos. Wir könnten ihnen die Broschüre leihen. Aber ohne Auto verpuffen die Tipps.

5.500 Dollar Sofortstrafe bei Feuer unter ‚fire ban‘, wenn man erwischt wird. In schweren Fällen sogar 125.000 Dollar und bis zu sieben Jahren Gefängnis.

Einen Gasofen zu benutzen ist bei ‚fire ban‘ erlaubt. Wird ein ‚total fire ban‘ ausgerufen, muss man sich dafür eine Erlaubnis holen.

Nach drei Tagen in Kwiambal führt es uns noch tiefer in die Pampa. Berge und Hügel sind verschwunden. Willkommen zurück im platten Australien.  Unsere Wahl fällt auf einen winzigen Campingplatz. Einige Dauercamper, wilde Gesellen in Schrottwägen stehen an der Kante vom Platz.
Die Klamotten vom Camping-Chef stehen vor Dreck. Die Fingernägel! Jetzt bloß keinen Blick auf seine Füße werfen. Heftiger Outback-Akzent wird durch fehlende Zähne nicht besser verständlich. Er macht den Eindruck als ob seine Eltern Geschwister waren. Entsprechend lange braucht er, um zu entscheiden, dass er für die Übernachtung fünfzehn Dollar von uns haben möchte. Ein schwieriger Fall von Verständigung.
Wir hätten weiter fahren sollen. Aber nein, man ist ja faul und der nächste Ort, noch so weit weg. Es war klar, wer eine Hose trägt, die alleine in der Ecke stehen kann, der putzt die Waschräume nicht mit der Zahnbürste.

Es ist wie im Horror-Film. Ich muss sofort an ‚Saw‘ denken: die Eröffnungsszene im Bad. Es liegt nur keine Leiche herum.

Im Frauenwaschraum gibt es eine Dusche und eine Wanne. Beides ist grausam.

Die Camp-Küche betrete ich nur für das Foto. Alles steht vor Dreck der letzten Jahre – klasse ist der  Filzer-Spruch an der Wand: bitte die Mikrowelle reinigen nach Gebrauch. :mrgreen:

Mit rosa Wattewolken sieht es fast romantisch aus. Die Straße ist kaum befahren. Das ist okay. Aber wir hätten trotzdem weiter fahren sollen.

Neben unserem Zeltplatz dieses Motel. Mit Farbfernsehen. Wow. Der Buchungsgrund aus den 60er Jahren. Der Laden ist aber in Betrieb, auch wenn die Anzeige zum größten Teil im Eimer ist. Als wir zu Fuß vorbei kommen, werden wir gefragt, ob wir ein Zimmer brauchen.

Wir überleben den unangenehmen Platz und legen uns die Karten für den letzten Rest unserer Strecke bis zu Atanga. Eigentlich wollten wir im Westen bleiben, noch einmal am Outback schnuppern, aber unser Hauptziel, der Carnavon Nationalpark hat geschlossen. Außerdem ist eine Heatwave im platten Land in Anmarsch. Vor 43 Grad warnen die Vorhersagen. Wir entscheiden also, um, wenden Richtung Osten und landen in Tenterfield. Auf 850 Höhenmeter – die Hitzewelle schafft hier grade 33 Grad. Einmal etwas richtig machen, fühlt sich gut an. ;-)

Was für ein Kontrast zur Horrorbude. Jackie vom Büro hat Langeweile. Kein Wunder, außer uns stehen nur noch ein Wohnmobil und ein Wohnwagen auf dem Platz. Sie lädt uns ein, am Nachmittag eine Runde mit uns durch die Gegend zu fahren. Die Wohnmobil-Leute sind mit von der Partie. Eine Stunde kutschiert Jackie uns durch ihre Wahlheimat. Ein hübscher Ort mit fast 200 Jahren Geschichte. Und die Waschräume macht Jackie mit der Zahnbürste sauber.

Das älteste Haus in Tenterfield.

Schlangengrube

07.-15.01.25, Australien/NSW/Narrabri/Kaputar NP/Bingara, Tag 404-412 Roadtrip, 29.967 km total, Tages-km 159,54,110

Der waldige Campingplatz in Kaputar liegt hoch, auf 1.450 Meter. Gleich am ersten Abend erwischt uns ein kräftiges Unwetter. Statt nur unterhalb vom Gewitter, sitzen wir plötzlich mitten drin. Wir müssen unser Kochen unterbrechen und wettern die schlimmsten Blitze im Auto ab. Nach einer Stunde ist der Spuk vorbei. Es regnet zwar noch, aber wir werden wohl nicht mehr gegrillt werden.

Unter der Markise ist ein kleines Stück trocken geblieben. Zu groß ist das Teil nicht … ;-) Grad genug Schutz zum zu Ende kochen und essen.

Die Kängurus sind absolut nicht scheu in Kaputar. Neben unserem Zelt steht ein Baum mit Früchten. Weiß jeder, die höchsten Früchte schmecken am besten.

Die Kleinsten, die nicht an die Zweige heranreichen, putzen den Ofen.
Nachts werfen die Wallaroos (kleine Känguru-Art) auch schon mal Gläser vom Tisch.

Der Campingplatz ist fast leer – es auch die nächsten Tage bleibt regnerisch.

 

Die üblichen Plumpsklos in den Nationalparks sind absolut zu gebrauchen. Geruchsbelästigung gegen Null. Nur der Spalt zwischen Boden und Trennwand gibt Raum für üble Phantasien. Wie verhält man sich richtig, wenn man auf dem Thron hockt und eine Schlange ins Toilettenhäuschen kriecht? Füße hoch! Klar. Aber wie lange kann man in der Stellung verharren? Und wie sieht eine mögliche Flucht aus? Mit runtergezogener Büx? Ganz üble Phantasien tauchen auf.

In Mount Kaputar NP gibt es richtige Waschräume. Allerdings ohne Eingangstüren und mit dem gefürchteten Schlitz unter der Klotür.

Nicht zu Unrecht, wie wir im Kaputar Nationalpark feststellen. Auf dem Weg zu den Toiletten liegt breit und fett eine ‚Rotbäuchige Schwarzotter‘. Eine Tür zu den Waschräumen (hier der Luxus von Spültoiletten und heißen Duschen) existiert erst gar nicht. Madame Rotbauch hat ungehindert Zutritt. Kängurus auch, die nachts den Mülleimer umrandalieren.

Nummer eins versperrt den Weg zur Toilette.

Wir weichen der schwarzen Schönheit großzügig aus und gehen Wandern. Direkt vom Campingplatz aus geht es auf guten Wegen durch den subalpinen Wald. Nach dreißig Minuten stoßen wir auf die zweite Schwarzotter. Kurz danach auf Nummer drei. Was ist hier denn los?
Am nächsten Tag lugt ein weiteres Exemplar am Gipfel von Mount Kaputar aus ihrem Loch. Und am letzten Morgen liegt die Toiletten-Otter wieder an der gleichen Stelle und wärmt sich auf. Die letzte Schlangen-Sichtung nur zehn Minuten später auf dem Weg neben unserem Auto.
Sechs Schlangensichtungen an drei Tagen – New South Wales entpuppt sich als Schlangen verseucht. Wir freuen uns.

Nummer zwei.

Nummer drei ist genauso nass vom Regen wie wir.

Schlangenforscher. Eine andere Art als Schwarzottern wäre auch mal wieder cool.

Wir sind schwer beeindruckt. Wie viele Schlangen mag es geben? Nach wie vor gehen wir nur durch Gestrüpp, wenn man das Terrain gut erkennen kann. Bei hohem Gras oder Buschwerk bleiben wir auf den Wegen. Wenn die Futtersituation gut ist, soll es bis zu einhundert Schwarzottern auf einen Quadratkilometer geben.

Die Rotbäuchige Schwarzotter gilt als beiß faul. Das gilt aber nicht für alle Schlangenarten in Australien und somit gibt es etwa dreitausend registrierte Schlangenbisse jährlich. Nur dreihundert davon werden mit einem Antiserum behandelt. In den meisten Fällen reicht es aus, dass der Gebissene überwacht und Komplikationen, wie Atemnot oder heftige allergische Reaktionen, behandelt werden.
Es muss das richtige Gegengift verabreicht werden. Die Beschreibung der Schlangen ist meistens nicht ausreichend (die Schwarzotter ist fast noch am leichtesten zu identifizieren). Es gibt aber Tests, die das Gift aus der Wunde, dem Urin oder Blut des Opfers identifizieren. Arztpraxen und Krankenhäuser sind entsprechend ausgerüstet. Daher gibt es nur zwei bis drei tödlich verlaufende Schlangenbisse im Jahr zu beklagen. Die Gefahr hält sich – statistisch – also in kalkulierbaren Grenzen.

Die niedrigen Temperaturen auf 1.500 Meter sorgen für üppige Vegetation. Alles blüht. Noch viele Wildblumen.

Blick vom Mount Kaputar – 1520 Meter hoch.

Schöner Schnee-Eukalyptus – er verträgt bis minus 20 Grad. Der dominate Baum hier oben. 

Die ‚Sawn Rocks‘, die gesägten Felsen, bestehen aus basalthaltiger Lava, die langsam erkaltet ist.

Frische Abbruchstelle – immer wieder brechen die fünf- oder sechseckigen Säulen ab.

Wie ein Bündel Bleistifte – Fallen die Orgelpfeifen runter, zerbrechen sie noch einmal in eckige Stäbe.

Es macht den Eindruck, wie von Menschenhand behauen.

 

Wir behalten das Muster zwei, drei Tage in einem der kleinen Orte zu campieren bei, dann drei, vier Tage im Nationalpark. Die Dörfer brauchen wir nur zum Einkaufen und Wäsche waschen. Und für die Ersatzteilbeschaffung. Am letzten Abend in Warrumbungle haben wir einen Regenguss unter der Überdachung der Toiletten abgewettert. Niemand hat an die aufgestellte Markise gedacht. Es hat so gegossen, dass das Gewicht der Wasserblase einen der Alu-Ständer in der Mitte auseinander gebrochen hat. Aber auf Camping-Australien ist Verlass: schon im nächsten Ort (2.500 Einwohner) gibt es in zwei (!) Geschäften ein Ersatzteil. Die neue Stange passt genau, alle happy.

Querstange gebrochen vom Gewicht des Wassers. Die provisorische Krücke ist schon am nächsten Tag ersetzt. Cool. Keine 15 Euro.

 

Die Dörfer sind immer für eine Überraschung gut – hier Flughunde von der Abendsonne beschienen.

Wie Wellen ergießen sich Tausende, Zehntausende Flughunde über den Abendhimmel. Die Tiere bringen deutlich Geruch wie Ziegenstall ganz hinten mit.

Liebliche Nationalparks – berühmte Namen und unbekannte Schönheiten

28.12.24-06.01.25, Australien/NSW/Goulburn NP/Coonabarabran/Wurrumbungle NP, Tag 394-403 Roadtrip, 29.656 km total, Tages-km 73, 196, 57

Nach Weihnachten verziehen wir uns erneut in die Wälder. In den Goulburn River Nationalpark. Den kennt keine Sau. Der ist nur als kleiner grüner Fleck auf der Landkarte zu finden. Die Bewertung in Google ist mit 4,3 auch nicht so dolle. Die großen Namen schaffen da leicht eine 4,9.
Wir erwarten wenig, um dann Bauklötze zu staunen: Der beste Stellplatz vom Campground ist frei. Kein Wunder, außer uns haben sich nur drei andere Camper hierher verirrt. Wir stehen direkt an der Kante zum ‚Goulburn River‘ an einer Schleife mit Steilwand im Hintergrund.
Groß-ar-tig! Wir vergeben 5 Sterne.

Master-Standort

Schöner wird es heute nicht mehr – ein perfekter Sonnenuntergang.

Eine Kulisse wie gemalt.

Ein Emu muss beim Trinken auf die Knie gehen.

Ausgewiesene Wanderwege gibt es nicht. Wir ströpern am Fluss entlang. Der Bewuchs ist flach, dass wir uns sogar querfeldein durch den lichten Wald schlagen können.

Wenn wir nicht am Fluss sind, dann laufen wir die Feuerwehr-Wege ab. Auf Schlangensuche häufig. Wichtig ist, Achim vorgehen zu lassen, damit er die unendlich vielen Spinnweben wegfängt.

Tiere sind im Überfluss vorhanden: Kängurus, Emus und vor allem Buntwarane. Zwei Meter Länge und 14 Kilo Gewicht können die Warane erreichen. Sie streichen den ganzen Tag über die Rasenflächen oder hängen senkrecht in den Bäumen. Insekten und kleine Reptilien sind ihre bevorzugte Beute.

Normalerweise wird züngelnd die Wiese nach Insekten abgesucht.

Blitzschnell können sie auf Bäume klettern – dort bleiben die Warane senkrecht hängen.

Ein Exemplar finden wir unten am Fluss. Ein Camper hat dort abends einen Karpfen an der Angel gehabt. Da diese Fische in Australien nicht heimisch sind und viel Schaden verursachen, dürfen sie nicht wieder ins Wasser zurück gesetzt werden. Unser Waran-Freund versucht sich an dem dreißig Zentimeter langen Karpfen. Um Stücke abzubeißen fehlt ihm das richtige Gebiss. Eine kleine Wunde in den Bauch zu reißen, mehr gelingt ihm nicht. Er muss aufgeben oder im schlucken. Wir haben Befürchtungen, dass ihn seine Gier ersticken wird. Aber er schafft es, den Fischkopf in seinen Schlund zu würgen. Der Rest flutscht dann – fast – von alleine.

Seinen Unterkiefer aushängen kann er augenscheinlich nicht.

Er versucht es mit Schwerkraft. Den Hals gereckt und den Fisch an einen Baumstamm gelehnt.

Am Ende gewinnt der Waran. Nur noch der Schwanz guckt aus dem Maul.

An Silvester verlassen wir die Idylle (es wird voll – acht Autos jetzt ;-) ). Gleich hinter dem Parkschild findet sich die gegengesetzte Seite von Natur pur: Kilometer lange Industrieanlagen mehrerer Kohleminen. Zehn Prozent der weltweiten Kohlevorräte lagern in Australien und kann zumeist im Tagebau gefördert werden. Dies hält den Preis niedrig und somit ist Asien ein williger Abnehmer. Ungefähr 90 Prozent der geförderten Menge – von 400 Millionen Tonnen jährlich – wird exportiert. Der Rest im Land verstromt. Schätzungen besagen, dass bei gleichem Verbrauch die Kohle noch über 200 Jahre reichen kann.

Kohleabbau im großen Stil.

Über viele Kilometer erstrecken sich die Förderbänder. Eine Bahnstrecke verläuft parallel. Ununterbrochen rattern Züge zwischen Mienen und Kohlehafen in Newcastle hin und her.

Wir landen in Coonabranabran. Einem kleinen Kuh-, eher Schaf-Kaff, um Silvester zu feiern. Nun ja, hüstel, um Mitternacht zu verschlafen. Geballert wird wegen Buschbrand-Gefahr nicht. Ungestört schlummern wir rüber.
Silvester scheint nur in Sydney mit seinem weltberühmten Feuerwerk statt zu finden. Die Australier ticken komplett anders als wir Deutschen.  Bei uns ist es ja heilige Pflicht mindestens noch zehn Tage nach Silvester ein ‚frohes neues Jahr‘ zu wünschen. Und wer kennt ihn nicht, den Kollegen, der sich am 25.Januar vor die Stirn kloppt: „Wir ham uns ja noch ga nich gesehen – frohes Neues noch.“
In der australischen Provinz wünscht einem niemand einen ‚Guten Rutsch‘ oder ein ‚gutes neues Jahr‘. Null, keine Geste. Die Krönung ist die Kassiererin im Supermarkt, von der wir Silvester wissen möchten, ob am 1.Januar der Laden geschlossen hat. Sie weiß es nicht und muss die Kollegin fragen. :mrgreen:

Neujahr haben wir also keinen Kopp und fahren weiter in den Warrumbungle Nationalpark. Der ist viel bekannter als die letzten beiden Parks und viel teurer. Statt 6,00 Dollar Buchungsgebühr und Camping ‚for free‘ müssen wir 24,00 Dollar blechen,  pro Tag,  plus 8 Dollar Parkgebühr, ebenfalls pro Tag. Sehr umständlich. Zwei Buchungsvorgänge, zwei Zahlvorgänge.
Okay, bei dem Preis kann man was erwarten. Es gibt heiße Duschen und Internetempfang. Wir reservieren drei Nächte.

Die ganze Region um den Park ist ‚Lichtschutzgebiet‘. In den letzten Jahren wurden weltweit über einhundert ‚Dark Sky Parks‘ errichtet. Erreicht wird mehr Dunkelheit durch nach unten gerichtete Lampen, den Einsatz von gelben und warmweißen Licht und der Einschränkung von Beleuchtungszeiten.
Diverse Organisationen setzten sich dafür ein, den natürlichen Nachthimmel wiederherzustellen. Ein Kulturgut sei der Blick auf die Milchstraße. Dunkelheit ein Menschenrecht. Unnatürliche Verhalten von Insekten und nachtaktiven Tieren sind weitere Punkte, neben Energieverschwendung. Und natürlich die Astronomie.
Folgerichtig kommen wir auf halben Weg nach Warrumbungle am größten Observatorium Australiens vorbei. Ein schön eingerichtetes Informationszentrum gibt detailliert Auskunft über ‚Sterne gucken‘ im Allgemeinen und das Observatorium im Besonderen.

Im Info-Center zeigt ein Foto die Zunahme der Lichtverschmutzung der letzten 28 Jahre.

Siding Spring Observatorium. Bedeutend auf der Südhalbkugel, da von hier besonders die Mitte der Milchstraße beobachtet werden kann. Siding Spring ist außerdem wichtig für Beobachtung der Magellanschen Wolken.

Mit einem Spiegel von 3,90 Durchmesser.

Die Buchungen der Nationalparks ‚mit Namen‘ sind nicht nur teurer, sondern auch strenger. Stellplätze haben Nummern und man muss sich entscheiden. Wir haben ein glückliches Händchen und wählen einen Platz mit Aussicht auf die bizarren Berge von Warrumbungle. Überreste von Magma – ungefähr 15 Millionen Jahre alt.

Super Stellplatz mit bester Aussicht. Kängurus dürfen natürlich auch nicht fehlen.

Wem die Kulisse bekannt vorkommt, der erinnert sich richtig. Teile vom Video von ‚Lets Dance‘ von David Bowie wurden hier gedreht.
Die Kneipe an deren Wand er singend lehnt, steht nur ein paar Kilometer von hier entfernt.
Unnützes Wissen jetzt auch hier.

Eine liebliche Landschaft. Lichte Wälder und Wiesen, die in Frühsommerblüte stehen. Alle Farben lila zu dieser Jahreszeit. Durchzogen mit Wanderwegen für jeden Geschmack. Wir verlängern vor Ort um eine Nacht (dank Internetverbindung kein Problem). Unser Platz ist frei, wir brauchen nicht einmal umziehen.

Mindestens sieben verschiedene lila Blüten rechts und links.

Split Rock ist eines unserer Tagesziele.

Split Rock ist ein harter Weg mit 284 Höhenmetern und viel Kletterei.

Neun Kilometer Schwerstarbeit.

Die Hitze geht noch – 30 Grad.

Einziger Schönheitstropfen, jeden Nachmittag zieht ein Gewitter durch. Gleich am ersten Tag kreist ein Hubschrauber mit Löschbombe über den Bergen. Ob es tatsächlich schon brennt oder ob das eine reine Vorsichtsmaßnahme ist, können wir nicht herausfinden. Erst 2013 sind neunzig Prozent vom Warrumbungle Nationalpark abgebrannt.  Das Observatorium konnte gerade noch vor dem Feuer gerettet werden.

In 15 Jahren ist der Wald prima nachgewachsen.

Nur hunderte von Baumleichen erinnern an die Katastrophe.

 

2025 – Talk

Wie geht es mit uns weiter im neuen Jahr?
Wir könnten zwar noch ewig so weiter durch Australien gondeln, aber wir dürfen nicht. Ende Mai läuft unser Visum aus.

Die Weichen für das Ende im Dachzelt sind gestellt.
Ende Februar wollen wir wieder bei Atanga sein. Achim spricht schon im Zweitages-Rhythmus von den Arbeiten, die auf uns warten. Dabei erwähnt er nur die, die wir kennen. Wie das Schiff nach 14 Monaten Abwesenheit aussehen mag … hier gehört der Affe hin, der sich die Augen zuhält.
Trotz einiger Horrorvorstellungen, die vor dem inneren Auge auftauchen, nimmt die Vorfreude aufs Schiff deutlich zu.

Zwei Monate geben wir uns für Schiff-Wartung und Autoverkauf. Im Mai wollen wir dann aufbrechen Richtung Norden. Die Zyklonsaison ist dann offiziell zu Ende (hoffentlich wissen die Zyklone das ebenfalls). Unser Weg soll uns durch ‚Great Barrier Reef‘ führen. Das ist eine Strecke von über 1.200 Meilen. Schaffen wir das bis Ende Mai? Falls nicht, gäbe es dann noch etwas Immigration-Diskussion-Bedarf für eine klitzekleine Visums-Verlängerung.
Das nächste Ziel heißt Indonesien. Ob wir noch in Timor oder Papua Neuginea stoppen, hängt vom Zeitfenster ab. Indonesien ist etwas „komisch“ mit Visa-Vergabe. Wie sich das für uns darstellt, werden wir unterwegs heraus finden. Ende des Jahres wollen wir in Malaysia ankommen.
So schnell ist 2025 auf dem Papier vorüber.

Waldfrieden, Weihnachtsfrieden und ein Blitzeinschlag

15.12-28.12.24, Australien/NSW/White Bridge,Cessnock,Glen Davis,Mudgee, Tag 381-393 Roadtrip, 29.330 km total

Wir verlassen Sydney und haben, fast auf den Jahrestag genau, erneut ein Treffen bei Achims Nichte. Wieder sind wir nicht der einzige Besuch – Achims Bruder verbringt Weihnachten bei seiner Tochter. Es folgt ein entspanntes Familientreffen. Dankeschön, dass wir uns alle getroffen haben.

Im Gästezimmer schläft der Schwager – aber es gibt tatsächlich ein grades Stück (außer der Hintergarten – grade frisch mit Rasen ausgelegt) für unser Dachzelt.

Leider fehlt Josh auf dem Foto, wieder zu spät daran gedacht ein Foto zu machen, als noch alle da waren.

Nach Großstadt-Trubel und Familientreffen verziehen wir uns nach Cessnock City. Eine Stadt, 60 Kilometer im Inland, die mitten in einem Weingebiet liegt, sich aber als maximal langweilig herausstellt. Genau das Richtige, um ein paar Tage nichts zu machen, außer Lesen, Wäsche waschen und Reiseplanung. Eine erste ‚Heatwave‘ dieser Saison (mit 40 Grad) sitzen wir entspannt im Schatten ab.

Für den nächsten Stopp müssen wir fast 300 Kilometer fahren. Komplett um den riesigen Nationalpark herum. Auf der Westflanke vom Wollemy Nationalpark haben wir uns in ‚Glen Davis‘ ein paar Tage eingebucht. Ein feiner Campingplatz mitten im Wald. Plumpsklo, kein Telefon oder Internet. Nahe am Fluss gelegen. Eine riesige Wiese mit mehreren Tisch-Bänken deutet an, dass hier auch mehr los sein kann.

Super Campingplatz

Heute ist es ruhig: zwei Parteien sind schon da, fünf Camper trudeln nach uns ein. Dazu gesellen sich ab dem späten Nachmittag mehr als fünfzig Kängurus. Sie bleiben die ganze Nacht. Als wir im Zelt liegen hören wir „rupf, rupf“, wie die Wiese kurz gehalten wird.

Satt Fernsehen – Kängurus gucken.

Eimer-Dusche im Bach – Kängurus schauen neugierig zu.

Irgendwann werden wir geweckt. Das Zelt vibriert ganz zart. An der Leiter sind leise Schnaufgeräusche zu hören. Irgendetwas kegelt mit unseren Crocs umher. Am nächsten Morgen finden wir sie verstreut um das Zelt. Die Spannleine von der Markise klebt voll mit Fell. Wer mag sich hier geschubbert haben? Kängurus machen das eigentlich nicht. Wir tippen auf einen Wombat. Wohnlöcher dieser befellten Würste (bis 40 Kilo) gibt es genug in der Nähe.

Auch tagsüber ist der Campingplatz reizvoll. Der Fluss führt so wenig Wasser, dass man bequem von Sandbank zu Sandbank hüpfen kann. Die Kängurus, die hier im Schatten den Tag verdösen, lassen sich kaum stören. Nur manchmal wir träge aufgestanden und eine Sandbank weiter gesprungen.

Die großen Grauen lassen sich nicht stören bei ihrer Mittagsruhe.

Jumping Känguru. Es hat übrigens keine nassen Füße bekommen.

„Es werden keine Känguru-Fotos mehr gemacht“, lautet die Ermahnung …

… aber immer wieder niedlich.

Am Eingang vom Nationalpark liegt ein ehemaliges Dorf – Glen Davis. Wir sind bei unserer Ankunft mit dem Auto daran vorbei gefahren und hatten uns schon über die viele Kamin-Ruinen auf den Wiesen gewundert.

Das alte Dorf Glen Davis. In den 50er Jahren haben hier mal 2.000 Menschen gewohnt. Nur Kamin-Ruinen sind noch übrig.

Wir laufen zu Fuß zum alten Dorf zurück. Bis 1952 wurde hier Schieferöl abgebaut. Heute stehen die Überreste der alten Fabrik malerisch mit bomben Aussicht an der Kante vom Wald.
Es gab wohl auch mal eine Führung durch die Ruinen, aber die Hinweisschilder dafür sind halb vergammelt.

Interessante Ruine der ehemaligen Schieferöl-Mine.

In schöner Landschaft.

Über den Forstweg gehen wir zum Campingplatz zurück. Immer parallel zum Bach. Auf einem Baumstamm machen wir Mittagspause. Während wir so muffeln, sage ich zu Achim, dass dieser Ort doch perfektes Schlangenland sei: Sandbank, Totholz, Wasser, alles da. Dann bleibt mir fast der Bissen im Halse stecken: schwarze Schlange kriecht von vorne direkt auf uns zu.
Wir stehen schnell auf und bringen Abstand zwischen uns. Die ‚Black ballied Snake‘ hat uns noch nicht bemerkt. Achim weicht seitlich von ihr aus und kann Fotos machen. Dann plötzlich, spürt sie eine Erschütterung und dreht ab. Vorsichtig schleichen wir hinter bis das Prachtexemplar auf der anderen Flussseite verschwindet. High five!

Unser friedlicher Picknick-Platz

Solange, bis Schlangi plötzlich auf uns zu kommt.

Rötbäuchige Schwarzotter

sehr giftig

Die Tage vergehen wie im Flug. Ein Platz nach unserem Geschmack. Aber jeden Tag kommen mehr Camper dazu. Es geht hart auf Weihnachten. Große Gruppen von 12 bis 15 Leuten verändern die Atmosphäre. Die Grasfläche wird zur Festwiese mit Musik und spielenden Kindern. Die Kängurus ziehen sich zurück. Wir auch.

Für die Feiertage haben wir in Mudgee sicherheitshalber einen Platz reserviert. Eine von den ganz sinnlosen Aktionen. Wir haben uns so weit in die Provinz zurück gezogen, dass hier kaum jemand Weihnachten verbringen möchte  :lol:  .Vier Wohnwagenbesitzer und drei Hütten sind belegt. Von den Leuten merken wir nicht viel, sie kommen den ganzen Tag nicht von der Klimaanlage weg. Wir befinden uns zwar auf 500 Meter, aber es hat gute 30 Grad. Die Küche gehört allein uns. An Heiligabend können wir uns ausbreiten und in Ruhe brutzeln.
Fröhliche Weihnachten!

Der Beilagenkoch: Bratkartoffeln zum Lamm. Plus Bohnensalat.

Die Küche ist etwas abstoßend. An den Knöpfen vom Herd bleibt man kleben, aber die Keule brutzelt im (eigenen) Bräter und gelingt super. Ein Fläschchen Champagner hebt die Laune am Herd.

Mudgee ist nett – eine der ältesten Städte Australiens 11.000 Einwohner. Die perfekte Größe in Australien.

Weihnachten in Mudgee.

Die hohen Temperaturen bleiben nicht ohne Folgen: Hitzegewitter. Bereits in der Nacht hören wir es in der Ferne grummeln. Im Morgengrauen kommt das Gewitter näher. Wir liegen wach nebeneinander und zählen. Ich bin für Umzug nach unten ins sichere Auto. „Ach was“, Achim hat die Ruhe weg, „hörst du, da liegen doch schon mehrere Sekunden zwischen Blitz und Donner.“ Sein Atem ist noch nicht ganz verhallt, da gibt es einen fürchterlichen Schlag. Es ballert und blitzt gleichzeitig. Ich hechte (Achtung übles Wortspiel) wie ein geölter Blitz nach unten. Passt man bei Regen nicht auf, ergießen sich mehrere Liter von der Eingangsabdeckung in den Nacken. Egal. Unter mir wartet der sichere Beifahrersitz. Achim sitzt nur ein paar Sekunden später neben mir. Es stinkt wie in einer Ozon-Schwefel-Hölle. Aber wir sind gerettet. 2025 bitte etwas weniger knappe Veranstaltungen. :mrgreen:

Links der Baum – halb abgeschälte Rinde – rechts unser Zelt. Das war nah dran.
Unsere Nachbarn haben uns beobachtet und sich den ganzen Tag amüsiert, dass wir in Pyjama von oben runter gestürzt gekommen sind. :mrgreen:

Eine perfekte Spur hat der Blitz hinterlassen. Rinde ist bis über unser Zelt hinaus gesprengt worden.

Wir wünschen Euch ein neues Jahr voller unerwarteter Entdeckungen, stiller Zufriedenheit und der Gesundheit, um die Wunder zu erleben, die es bereithält.
Freunde der Sonne, kommt gut rein und haltet die Ohren steif. Bis nächstes Jahr.

Frohe Weihnachten

24.12.24, Australien/NSW/Mudgee, Tag 390 Roadtrip

Wir wünschen unseren Familie, Freunden und Lesern ein großartiges Weihnachtsfest.
Möge der Baum nicht abfackeln und niemand merken, dass die Plätzchen aus der Packung stammen. Und sollte der Braten nicht genießbar, einfach behaupten, Cousine Hilde hat die Schuld. ;-)                                                                   Habt eine perfekte Zeit zusammen, mit Geschenken, die Euch gefallen und nicht erst stundenlang geladen werden müssen.

Wir haben uns in die Provinz verzogen, abseits der Küste mit ausgebuchten Campingplätzen. Der Kühlschrank ist voll. Ein Lammbraten wird es werden. Dank Pfirsich- und Mangosaison war die Nachtisch-Frage einfach zu lösen.
Weihnachtsdeko? Immerhin haben es zwei Sorten Servietten ins Auto geschafft. Also bitte keine weiteren Ansprüche.  Früher war sowieso mehr Lametta.

Fröhliche Weihnachten, bleibt gesund und lustig!

 

Frohe Weihnachten wünscht die Bundy (und bald auch wieder Atanga) Crew aus dem Wald.

 

Trotz Sommeranfang und kurzer Tage sind die Australier deko-freudig.

10 Meter schwimmender Baum in Darling Harbour.

Auch die Feuerwehr in Sydney ist dabei.

Rentier-Gespann mit Petunien-Körper in Ballarat.

Private Haustür in Myrtlefort.

‚Süßer die Glocken nie klingen…‘ Auch dieser Känguru-Mann wünscht gesegnete Weihnachten.

Sydney!

12.-14.12.24, Australien/NSW/Sydney, Tag 377-380 Roadtrip, 28.845 km total, Tages-km 137

In Sydney haben wir für vier Nächte einen Campingplatz reserviert. Besser-geht-nicht. Papageien flattern umher, großzügig Platz und er ist nur zu ¾ belegt. Mitten in der 5-Millionen Metropole herrscht himmlische Ruhe, was aber auch an den Nachbarn liegt: ein Friedhof. Dem statten wir am Ankunftstag einen Besuch ab. Mal wieder lohnend.

Der Friedhof ist knapp einhundert Jahre alt. Es gibt winzig kleine Grabsteine, wie ein Bierdeckel groß oder …

… riesige Mausoleen der italienischen Einwanderer. Wahnsinnsbauten. Man legt automatisch alle Finger zusammen, schüttelt die Hand und flüstert „Familia“.

 

Das Beste am Campingplatz, zur U-Bahn ist es nur einen Kilometer zu Fuß. Die Metro ist nagelneu. Erst 2019 eröffnet. Nach nur fünf Jahren Bauzeit waren 53 Kilometer voll automatische und fahrerlose Untergrundbahn fertig (hallo Hamburg, winke, winke :-)  ). Weitere Linien sind im Bau.
An Zugangs-Drehkreuzen hält man seine Kreditkarte an einen Scanner. Beim Verlassen checkt man mit der selben Karte aus. Fertig. Wochen- und Tagespreise sind gedeckelt. Das Buchungssystem errechnet automatisch den günstigsten Tarif. Fähren, Busse, Straßenbahnen, alles fällt unter dieses System. Man kann ohne Fernstudium von Zonenkarten einfach U-Bahn fahren. Lästiges Suchen nach den günstigsten Gruppen- oder Tagestarifen entfällt (nochmal hallo, Hamburg).

Für drei Tage haben wir inklusive Fähre nur 16,00 Euro pro Person bezahlt. Die Bahnsteige und Züge sind pikobello. Alle fünf Minuten kommt ein Zug. Pünktlich.

Vor den Gleisen befindet sich eine Wand. Hier ist man absolut sicher, dass kein Idiot den Gatten auf die Gleise schuppst. Der Zug hält immer an exakt der gleichen Stelle. Wand- und Zugtür öffnen sich gleichzeitig. Wir sind begeistert.

Das erste, was im Zug ins Auge fällt: die meisten Fahrgäste sind jung. Nach den ganzen Monaten in der Provinz, wo die Senioren wohnen, sticht das total ins Auge. Mir wird dann von einer jungen Frau ihr Sitzplatz angeboten. Sehe ich wirklich so alt aus oder sind die Sydneyaner einfach höflich? Am nächsten Tag rutscht eine Frau ungefragt drei Plätze weiter, damit Achim und ich nebeneinander sitzen können. Es ist also was Höffliches! :mrgreen:

Die zweite Auffälligkeit: keiner trägt eine Kopfbedeckung. Den Kindern wird bereits im Kindergarten und in der Schule eingebläut, Sonnenschutz rettet Leben. Zwei von drei Australiern erkranken an Hautkrebs. Dieses Wissen scheint in Sydney keine Beachtung zu finden. Ich falle mit meinem roten Hut auf wie ein Schwein auf dem Sofa.

Die Sonne hat zur Zeit Höchststand, ohne Kopfbedeckung geht es eigentlich nicht.

Nach 15 Minuten Fahrzeit erreichen wir die Ctiy. Fast in Stolperentfernung zu den Hauptattraktionen: Oper, Brücke, Fähranleger und Darling Harbour. Der erste Tag gehört dieser Region – siehe Bericht zuvor.
Am zweiten Tag fahren mit der Fähre nach Manly. Einer der vielen Badestrände in den verwinkelten Buchten des großen Meerarmes vor Sydney.

In Manly trennt eine schmale Landzunge ruhiges Wasser vom offenen Ozean. Geschäfte, Restaurants und Cafés stehen dicht an dicht. Am Strand der Schock. Es ist Freitagvormittag. Noch keine Schulferien und der Strand ist so voll, dass man keinen Sand mehr erkennt. Wir bleiben nicht lange, springen auf die nächste Fähre und genießen den Blick auf die City, Oper und Brücke. Allein dafür hat sich die Fahrt gelohnt.

So idyllisch erreicht die Fähre Manly.

Die Stadt ist auch proppevoll mit Menschen, aber am Strand ist uns das zu viel. Wir flüchten nach einem kurzen Staunen. Wie mag es hier in den Ferien aussehen, die in fünf Tagen beginnen?

Neben der Oper schließt sich ein botanischer Garten an. Mit dreißig Hektar ist die Fläche so riesig, dass Großstadtlärm und Hektik draußen bleiben. Immer wieder hat man zwischen Grün einen tollen Blick auf den Hafen.

Pflastertreten macht Hunger. German Butterbrot-Schmierer haben Nudelsalat vom Vortag dabei. ;-) Aber mit View.

Dafür gibt es ein Eis. Fancy Sorten wie ‚New York Chunky Cheese Cake‘. Echt lecker. Zwei Kugeln knapp 6,00 Euro. Preiswert ist Sydney nicht.

Am Ende vom Botanischen Garten steht das ‚Australian Museum‘. Wir sind baff, der Eintritt ist kostenlos. Bereits seit zweihundert Jahren existiert dieses Museum. Genauso alt sind auch einige der Tier-Präparationen. Die sehen schon etwas angefressen aus.
Aber das schadet nicht, die Vogelsammlung ist beeindruckend und Dinosaurier-Gerippe haben wir auch noch nie gesehen. Ein tolles Museum.

Ein Elefantenfuß im Inneren des Klumpens, den man sonst zu sehen bekommt. Wer hätte das erwartet?

Tyrannosaurus Rex – und Achim links unten.

Die Vogel-Präparate sind sehr umfassend. 800 Vogelarten gibt es in Australien, fast geschafft, würde ich schätzen.

Den dritten Tag widmen wir den verschiedenen Stadtteilen im Zentrum. Teure Einkaufsstraßen mit allen Designern, die gewichtig in der Mode- und Uhrenwelt sind.

Prada mit Obdachlosenbett vor dem Eingang. Sieht man sehr wenig in der Innenstadt.

Yves Saint Laurent hat weihnachtliche Schaukelpferde für seine Taschen dekoriert.

Am schicksten ist es im ‚Victoria Building‘. Der Klotz mit 190 Meter Länge und 30 Meter Breite sticht zwischen den modernen Gebäuden hervor. 1889 im viktorianischen Stil erbaut, diente es erst als Konzerthalle mit Kaffestuben in den Nischen. Dann hatte dort die Stadtverwaltung Büros, bis der Prachtbau in den 50er Jahren verfiel. Ein Abriss war schon beschlossene Sache, aber eine Renovierung konnte dies in den 70er Jahren verhindern. Zum Glück. Heute ist das ‚Victoria Building‘ Herberge von Edelboutiquen und kleinen Cafés und eine Augenweide.

Victoria Building Sydney. Ein riesiger Klotz.

Chic aber teuer gibt es Snacks auf zwei Etagen zwischen Edel-Läden.

Total schön der Fußboden auf drei Etagen im Victoria Building.

 

Ein paar Gehminuten weiter liegt ‚China Town‘. Die Fläche ist nicht klar definiert, jedoch klar zu erkennen. Plötzlich überwiegen chinesische Schriftzeichen und Straßennamen sind zweisprachig.

Auf dem Friedhof war uns schon die Konsequenz der eigenen Schrift aufgefallen.

 

Chinesen (32%), Thai (18%) und Indonesier (6%) sind die Hauptbewohner dieses Viertels mit 22.000 Einwohnern. Hier gehen wir essen und werden bitter enttäuscht. Entweder ist das Essen zu chinesisch oder wir haben einfach Pech. Achims Essen ist fad und meins zwar pikant, aber gar nicht mal sooo lecker.

Lecker essen in China Town. Die Enten versprechen Gutes.

Leider nicht! Nr. 108 – Sleeping feet und Nr. 214 – Platte der acht Merkwürdigkeiten.

 

Drei volle Tage in Sydney reichen uns für die top Highlights, aber wir sind auch viele Kilometer gelaufen. Das perfekte Wetter mit wolkenlosem Himmel und 26 Grad hat unbedingt geholfen sich in Sydney zu verlieben.
Eine tolle, moderne Stadt. Freundlich, jung und absolut einen Besuch wert.

Sydney ist einfach schön!

Sydney Oper vs. Elbphilharmonie

12.-14.12.24, Australien/NSW/Sydney, Tag 377-380 Roadtrip, 28.845 km total, Tages-km 137

„Du kannst doch die Sydney Oper nicht mit der Elphi vergleichen!“ Achim, der Sydney bereits kennt, bekommt regelmäßig Schnappatmung, wenn ich den zwei Gebäuden einen ähnlichen Status zuschreibe.
„Und unmöglich beide Gebäude in einem Atemzug nennen. Das eine ist ein Wahrzeichen, eine Landmarke, ein Traumgebäude. Das andere war einfach viel zu teuer“. Achims Meinung steht da klar und der absurd hohe Preis ist sein Totschlag-Argument, die Elbphilharmonie nicht zu mögen.

Sydney Oper – starke Silhouette. Und zwar von allen Seiten.
Ein Jahrhundertbauwerk!

Es stimmt, die Elbphilharmonie in Hamburg ist mit 866 Millionen Euro Baukosten kein echter Schnapper gewesen.  Sie ist 11 Mal teurer geworden als geplant. Jedoch, ein Blick nach Sydney bläst Achims stärkstes Argument in die Luft: Die ‚Landmarke‘, das ‚Traumgebäude‘ überstieg 15 Mal die ursprüngliche Kalkulation. Inflationsbereinigt landet die Oper fast (!) bei den gleichen Ausgaben wie die Elphi. Na bitte.

In Sydney war es das Dach, was die Kosten in die Höhe trieb. Die Konstruktion der muschel- oder segelartigen Dachflächen war statisch aufwendig. Immer wieder wurden neue Berechnungen angestellt, die Gestaltung verändert. Zum ersten Mal kamen „Computer“ zur Berechnung einer Gebäudestatik zum Einsatz  – 18 Monate soll ein Lochstreifen-Rechner benötigt haben.

Die Lösung der komplexen Dachkonstruktion in Bronze vor der Oper verewigt.

Extravagante, künstlerische „Kleinigkeiten“ kosteten ein Vermögen. Die von weiten einheitlich weiß schimmernden Dächer bestehen tatsächlich aus kleinen Kacheln. In zwei verschiedene Farben: Cremefarben matt und weiß hochglanz lasiert. Diese Kacheln – rund eine Millionen Stück – wurden in Schweden angefertigt. Die Lasur machte eine Reinigung des Daches bisher überflüssig.

Cremefarben matt und hochglanz weiß – in Streifenmuster verlegt. Auf die Idee muss man kommen.

Höganäs – keine 15.000 Einwohner – noch heute wird dort Keramik hergestellt.

Von Weitem verliert sich schnell die Zweifarbigkeit.

In Hamburg waren die außergewöhnlichen Fenster ein Kostentreiber. 72.000 Euro pro Stück! Über eintausend speziell angefertigte Scheiben der Fassade zieren den oberen Teil der Elphi.  Die gewölbten Scheiben sind so exklusiv, dass eine Spezialfirma dreimal im Jahr andrücken muss zur Säuberung. Kostenpunkt 50.000 Euro pro Reinigung.

Am Ende der Bauzeit (tatsächlich hat auch hier Hamburg die Nase vorne: 10 Jahre zu 14 Jahre in Australien) ging Sydney das Geld für ihre Oper aus, dass nur eine Lotterie – die Australier sind wettverrückt – das Projekt noch retten konnte.
Der dänische Architekt hatte längst das Weite gesucht über öffentlich ausgetragenen Streitigkeiten und war so sauer, dass er weder die Eröffnung seines Jahrhundertbauwerkes erlebte, noch jemals australischen Boden betrat.
In Hamburg pulverte der Senat (klar hat ein kleiner Stadtstaat genug Geld) die fehlenden Millionen in die Elphi.

Längst ist in Hamburg Gras über die Kosten gewachsen. Die Elphi ist zum neuen Sinnbild für Hamburg geworden. Touristen und Einheimische mögen den Backsteinklotz. Ich auch. Er zieht inzwischen mehr Touristen als das Wahrzeichen-Urgestein, der ‚Michel‘. Die Sydney-Oper legt einen drauf und hat es zum UNESCO Erbe geschafft und ist eines der bekanntesten Bauwerke der Welt.

Und zu Recht. Steht man unvermittelt vor dem Gebäude, wenn man die Hafenpromenade entlang schlendert,  klappt die Kinnlade runter. Die Oper ist, zwar kleiner als erwartet, :mrgreen:  aber absolut einmalig.

Muscheln oder Segel? Der dänische Architekt hat sich darüber nie geäußert.

Das Gute an der Oper, springt man auf eine Fähre, kann man sie von allen Seiten bewundern.

Das Dach ist von allen Seiten schön.

Was Hamburg seine Speicherstadt ist, das ist in Sydney eine moderne glitzernde Skyline.

 

Hafen Hamburg vs. Hafen Sydney

Die Häfen von Sydney und Hamburg haben also ihr Wahrzeichen und sind sich auch sonst nicht ganz unähnlich. Die Wasserstraßen in der verwinkelten Bucht von Sydney sind schmal, was zu einem flussartigen Eindruck führt. Fähren und Ausflugsboote wuseln hüben wie drüben umher. In Sydney fehlen nur die dicken Pötte und die ikonischen Schreier, die Tickets für eine Hafenrundfahrt anpreisen. Am ‚Circular Quay‘ kauft man sein Ticket elektronisch. Kreditkarte an den Scanner halten, fertig. Und Fischbrötchen gibt es ebenfalls nicht. Aber Klau-Möwen. Bei McDonald wird vor geflügelten Burger-Dieben gewarnt.

Sydney Harbour Bridge. Fähren jeden Alters düsen umher. Skyline auf beiden Seiten der Brücke.

 

Skyline auf der Opern Seite.

 

Im Vordergrund ‚The Rock‘. Übrig gebliebene alte Häuser- bzw. Schuppen-Struktur. Heute sind dort teure Restaurants.

Nahe der Harbour Bridge (um die hundert Jahre alt) findet man noch ein paar alte Häuser zwischen modernen Wolkenkratzern.

Darling Harbour. Ein weiterer Hafen in der großen Bucht von Sydney. Noch in Laufentfernung von der Oper. Hier liegt ein Nachbau von Captain Cook’s Endeavour.

Schaut man in die Umfragen von Kreuzfahrtschiff-Reisenden landet Hamburg in der Bewertung auf Platz neun, hinter Sydney auf Platz sechs. Befragt man die KI liegt Hamburg vorne. Und hätte Hamburg das Wetter von Sydney, würden wahrscheinlich auch die Kreuzfahrer Hamburg wählen. ;-)

Elphi Fan vor Sydney Oper.

Glasfassade auf alter Backstein-Speicher-Struktur. Mit einem Dach, was Wellen darstellen soll. Auch nicht schlecht, kann dann aber doch mit der Oper nicht ganz mithalten.
Ob beide Gebäude weiterhin von mir in einem Atemzug genannt werden?

Radau im Wald

05.-10.12.24, Australien/NSW/Deua NP+Gerringong, Tag 371-376 Roadtrip, 28.059 km total, Tages-km 320+123

Nach wettertechnisch gemischten Tagen bei den Seelöwen riskieren wir einen Abstecher in die Berge. Es ist Sonnenschein vorhergesagt. Richtige Campingplätze hatten wir die letzte Zeit genug, wir möchten mal wieder in der Wildnis stehen. Parallel zur Küste zieht sich die ‚Dividing Range‘ als ein flacher – ungefähr 500 Meter hoher- Gebirgszug. Ein Nationalpark  geht in den nächsten über. Wir entscheiden uns für den Deua Park.
Der Weg in den Wald ist unbefestigt, aber in gutem Zustand. Vorbei an einsamen Wohnhäusern schrauben wir uns höher und tiefer in die Berge hinein. Die Abfahrt zum Campingplatz ist steil und ausgewaschen. Wir landen auf einem idyllischen Platz etwas oberhalb von Deua River.

Der Fluss plätschert friedlich vor sich hin, wir sind die einzigen Camper. Herrlich!

Malerischer Deua River -glasklar.

Perfekter Platz mitten im Wald – mit Tresen – gut zum Wein trinken

und für eine Rasur.

Es könnte so friedlich sein, wenn da nicht der ‚Maskierte Teufel‚, der ‚Doppeltrommler‚, das ‚Rotauge‚ und zehntausende ihrer lärmenden Kumpel in den Bäumen sitzen würden. Es ist wieder Zikaden-Zeit!
Der Lärm, den die Zikaden-Kerle erzeugen, nur um Weibchen anzulocken, ist ohrenbetäubend. Zikaden haben ein „Tymbal-Organ“, eine Art Luftsack mit dem klickende Geräusche erzeugt werden können. Dieses Geräusch wird so schnell wiederholt, dass es dem menschlichen Gehör als durchgehenden Rauschen oder Zirpen erscheint. Bis zum schmerzhaften Level von 120 Dezibel.

Ich bin sowieso schon eine taube Nuss, höre auf einem Ohr nicht mehr so gut. Bei Achim legt sich durch die Dauerbeschallung ein Taubheitsfilm auf die Ohren. Ich muss Sätze dreimal wiederholen. Den Zikaden-Damen scheint es zu gefallen, denn die Viecher vermehren sich in großer Zahl.

Grade geschlüpfte Zikade (ein Rotauge) – ungefähr 5 cm lang – die Flügel sind knapp trocken. 15 Sekunden später hebt der Brummer ab.

Hunderte, Tausende, Zehntausende sitzen in den Bäumen.

Die leeren Hüllen der Zikaden sind ein kleiner Zombie-Albtraum. Überall hängen diese toten Hüllen, die sogar Aussparungen für die Augen haben. Der Rücken ist aufgeplatzt, dort sind die geflügelten Zikaden entschlüpft.

Die Temperaturen sind die letzten zwei Wochen kontinuierlich gestiegen. Die Abende sind wieder mild. Sogar eine erste (moderate) Heatwave-Warnung erscheint in der Wettervorhersage. Die Temperaturen erreichen Mitte 30 Grad. Das passt gut, denn wird es zu warm, halten die Zikaden die Luft an. Sie zirpen nur zwischen 23 und 36 Grad. Erfreulicher Weise sitzen sie nicht auf jedem Baum, so dass der Lärm noch erträglich ist.

Die hohen Temperaturen sind, um den Weg auf der anderen Seite vom Deua River zu erklimmen, eher störend. Der Weg ist steil. Super steil. Wir stapfen uns langsam höher. Manchmal mit durchdrehenden Wanderschuhen. Es ist so steil, dass uns die Puste ausgeht. 180 minus Alter, lautet so die empfohlene Herz-Belastungsregel? Dann müssen wir Neugeborene sein. Wir pumpen wie Maikäfer.
Die Belohnung für die Anstrengung hält sich in Grenzen. Viel Mühe für wenig. :mrgreen:

Für ein Auto fast zu tief, aber es gibt einen deutlich befahrenen Weg auf der anderen Fluss-Seite.

 

Absolut steil – man erkennt es auf dem Foto nur ansatzweise – aber ohne Stütz-Stock rollt man den Abhang runter. Dieser Weg ist ein Feuerwehweg und ausdrücklich als Strecke für abenteuerliche 4×4-Fahrer erlaubt und angepriesen. In den Alpen wären die Wege auch so steil gewesen. Wir sind noch einmal froh, dass es mit dem Crossing nicht geklappt hat. ;-)

Die Belohnung – dünne Aussicht.

 

Total aufgeheizt kommt uns der flache Bach gerade recht. Glasklares Wasser. Und die Temperatur ist genau richtig – geschätzte 23 Grad. Wir kommen beide ohne viel Gequicke rein. Doppelt herrlich.

Glasklar, kaum Fische und kleine Stromschnellen massieren den Rücken.

 

Am Fluss müsste es eigentlich Wombats geben. Allerdings liegen nur wenige der auffällig würfelförmigen Ködel umher. Auch Känguru-Pupp ist fast nicht vorhanden. Entsprechend haben wir auch in der Dämmerung kein Glück.
Am Abfahrtsmorgen erfahren wir vom Stopp-Schild-Halter-Mann den Grund. Auch im Deua Nationalpark hat es 2019/2020 heftig gebrannt.  Die Tiere sind entweder geflohen oder umgekommen. Langsam kommen sie zurück, erzählt unser Lollipop- Freund.

Lollipop werden die Verkehrs-Regler in Australien genannt, die mit einem Lolli förmigen Schild den Verkehr regeln. Dieser Herr steht dreißig Kilometer tief im Wald. Drei Autos am Tag – man könnte auch eine Ampel installieren. Das hätte uns aber um ein nettes Schwätzchen gebracht.

Statt Säugetieren haben wir einige ‚Weihnachtskäfer‘ gefunden. Dreißig Arten gibt es von diesen Prachtexemplaren. Pünktlich zum Fest kriechen die schillernden Tiere aus dem Boden, wo sie als Larven sich von Graswurzeln ernährt haben.
Leider gibt es einen starken Rückgang dieser Käferart zu beklagen. Früher sollen die Äste des bevorzugten Eukalyptus vor Käfern gebogen haben. Die Bäume glitzerten wie Weihnachtsbäume – ganz ohne LED.

Ein Weihnachtskäfer auf dem Tresen – leider tot.
Es ist ein Anoplognathus viridiaeneus.

Nach zwei tollen Tagen kehren wir zur Küste zurück. Bevor Sydney ruft, legen wir noch einen Stopp in Garringong ein. Zwei Tage dunkler Himmel, einen Tag Sonnenschein. Ein hübscher Ort. Es ist Samstag als wir eintreffen. Wir bekommen grade so eben noch einen Platz. Viele Familien aus Sydney oder Canberra verbringen hier ihre Wochenenden.
Ab Sonntagnachmittag versinkt das Dorf wieder in einen Dornröschen-Schlaf.

Gerringong bei schlechtem Wetter – am Sonntag gibt es trotzdem ein Kinderfest am Strand . Das Rescue Schlauchboot fährt schon mal raus.

Das Fest bleibt, trotz anders aussehenden Himmels, vom Regen verschont.

An den nördlichen Klippen ist Schluss – über den Meeresarm kommt man nicht rüber.

Für Wellen-Hasser gibt es einen Salzwasserpool an den südlichen Klippen.

oder auch für Blauring Oktopus Schisser – eines der giftigsten Tiere der Welt!

Die südliche Ostküste erinnert so sehr an Neuseeland – kein Wunder – NZ liegt ja auch genau gegenüber.

Warri Beach bei Sonnenschein. Gleich noch viel schöner.

Letzte Ruhestätte mit phantastischer Aussicht.

 


15

Die Querung der Alpen

30.11-04.12.24, Australien/VIC+NSW/Myrtlefort+Cooma+Narooma, Tag 366-370 Roadtrip, 28.281 km total, Tages-km 357+182

Wir verlängern in Myrtlefort. Der gesamte Osten von Australien liegt unter Regenwolken. Es gibt kein Entkommen. Selbst in Sydney kommt es noch zu Überschwemmungen.
Myrtlefort ist gut geeignet zum Abwettern. Wir suchen noch weitere der versteckten Mosaike im Dorf und stoßen auf einen skurrilen Laden: Import von Asien-Trödel aller Art. Die Geschäfte-Kultur in Australien ist dünn. In jedem Ort gibt es die gleichen Hardware Stores, Autoläden, Camping-Shops und Boutiquen. Individuelle Geschäfte findet man selten. Dieser Laden ist eine Fundgrube für den extravaganten Geschmack.

Altes und Kitschiges – der perfekte Laden um bei Regenwetter zu stöbern.

Endlose Quadratmeter: Türen alte Fliesen, Woks, Klangschalen, Fenstergitter, Schränke, Holzfiguren

Die Umgebung von Myrtlefort – bayrische Idylle – nur die Kakadus passen nicht ins Bild.
Neun von zehn Kühen in Australien würden vom trockenen Süden und Westen nach Myrtlefort umziehen.

Der Campingplatz liegt direkt neben einem Rasen-Bowling-Platz. Dieser hat zwei Spielfelder und wenn es nicht regnet, finden sich tatsächlich jeden Tag Spieler ein. Und nicht nur Rentner! ;-)
Am Abfahrts-Morgen werden wir durch ein gurgelndes Rasenmäher-Geräusch geweckt. In der Nacht hatte es geregnet und zwei ältere Herren schieben Rasenmäher, die gleichzeitig Regenwasser absaugen können über die Flächen. Ich hatte das Grüne  von weitem für Kunstrasen gehalten. Falsch, es handelt sich um fein gepflegtes ‚Golf Green‘. Mindestens fünf Mal in der Woche wird gemäht.

Links: um 3 mm gekürzter und getrockneter Rasen – rechts noch nass.

Dann wird der Rasen noch gewalzt. Fast wirkt dieses Aufsitzgerät wie ein Luftkissen-Fahrzeug. Hightec! Für Rasen Bowling ;-)

Die letzte Zeit ist unsere Strecke ja recht zahm gewesen, daher hatten wir die Idee, die Australischen Alpen quer zu durchfahren. Das ist ein drei Tages Trip auf unbefestigten Wegen abseits der Highways. Aber das unbeständige Wetter – zwei Tage schön; ein Tag Regen – hält an. Bei Nässe ist das ‚Alpine Crossing‘ nicht angeraten. Die Wege sind zu steil, die Flüsse zu voll.
Wir wählen also den asphaltieren ‚Tourist Drive‘. Und sind enttäuscht. Besonders abwechslungsreich ist die Strecke nicht. Serpentinen führen durch dichten Wald. Selten wird eine Aussicht geboten. Oder die Bäume sind abgebrannt. 2019/2020 haben fürchterliche Buschfeuer in Australien gewütet. In den Alpen hat es 60 Tage gebrannt. Die Wunden sind noch deutlich zu erkennen. Im Nachgang sind wir froh, dass es mit dem Crossing nicht geklappt hat.

Ein seltener Aussichtspunkt auf 120 Kilometer Wald-Serpentinen.
Der höchste Berg, der Mount Kosciuszko ist hier verborgen. Er ist auch nur 2.228 Meter hoch.

Auf den Ostflanken sind die Schäden der Brände ganz besonders deutlich sichtbar. Die Schneeanzeiger sprechen auch eine Sprache, die man in Australien so nicht erwartet hätte.

In dem Katastrophen-Sommer verloren 33 Menschen ihr Leben, sind 13 Millionen Hektar Wald und Landwirtschaftsflächen vernichtet worden und über eine Milliarde (höhere) Tiere verbrannt. Durch extrem heiße Buschfeuer steigen die Feuer kilometerweit in die Atmosphäre auf. In diesen Hitzesäulen kondensiert die Feuchtigkeit und es entstehen Gewitter. Diese können weitere Brände auslösen und bringen durch Windböen und wechselnde Winde Feuer weiter außer Kontrolle.

In den ‚Snowy Mountains‘ fällt mehr Schnee als in den europäischen Alpen, obwohl sie vergleichsweise flach daher kommen. 2.228 Meter, mehr schafft der höchste Berg Australiens nicht. Allerdings sorgen 140 Tage Schnee für einen ausgiebigen Winter-Tourismus.
Mächtige Seen und die Schneeschmelze in den Bergen dienen 16 Staudämmen, 225 Kilometer Tunneln /Aquädukten und sieben Wasserkraftwerken mit so viel Wasser, dass die Hauptstadt Australiens mit Wasser und Strom versorgt werden kann. Und bewässern gleichzeitig noch 2.500 Quadratkilometer landwirtschaftliche Nutzfläche. Eines der komplexesten Stauwerke der Welt. Nur zwei Prozent davon sind oberirdisch sichtbar. Knapp 4.000 Megawatt Strom werden hier erzeugt – so viel wie drei bis vier mittlere Atomkraftwerke schaffen.

Dieses Tal ist einem der Staudämme zum Opfer gefallen – heute hübsche Ausweich-Überflutungszone – früher stand hier mal ein Dorf.

So wurden die Häuser in den 50er Jahren umgezogen. (Abfotografiert von Shire-Hinweis-Schildern)

Eisenbahnbrücken wurden überflüssig.

Die gleiche Brücke vor Bau des Staudamms. (Abfotografiert von Shire-Hinweis-Schildern)

Ein Wasserkraftwerk, was sichtbar ist im Alpine Nationalpark.

Hinter den Bergen legen wir einen kurzen Übernachtungs-Stopp in Cooma ein (schlechter Griff) und flüchten vor Regen an die Küste nach Narooma (guter Griff). Der Campingplatz liegt direkt am Meer. Der schmucke Touri-Ort schlummert noch Vorsaison.

Der Meeresarm zieht sich durch den Ort – rechts hinter den hohen Nadelbäumen liegt der Campingplatz.

Die Lage, die Lage, die Lage.

Die Lage ist super – aber die Regeln auf diesem Platz sind unterirdisch – man darf nicht rechts von der Betonfläche parken und somit hat man keine Wahl, wie man das Auto zum Wind stellt. Bei Regenwetter etwas fragwürdig. Und voll belegt möchten wir diesen Platz ebenfalls nicht erleben.

Zeltplatzbesucher – ein Regenbogenlori.

Keine 20 Grad – brrr

 

Draußen brandet die Tasman Sea, aber durch eine schmale Zufahrt kann ein verzweigter, von Flachs und Inseln durchzogener, Meeresarm auch von größeren Booten angefahren werden. Am Rand der aufgeschütteten Wellenbrecher tummelt sich eine Herde Seelöwen. Nur fünf Meter oberhalb der Steine haben wir eine super Sicht auf die Tiere.

Wenn das Fell vom Seelöwen langsam abtrocknet, wird klar, warum er Seelöwe heißt …

Neuankömmlinge werden mit Geheul begrüßt und es folgen kleine Scheinkämpfe.


8

Victoria “Outback”

23.-29.11.24, Australien/VIC/Ballarat+Euroa+Myrtlefort, Tag 360-365 Roadtrip, 27.616 km total, Tages-km 202+219+123

Wir verlassen die ‘Great Ocean Road‘, die Richtung Osten ihre Steilküste aufgibt und lange nicht mehr so spektakuläre Aussichten bietet. Wir biegen ins Inland ab. An der Küste versperrt uns Melbourne den Weg – die größte Stadt Australiens mit über fünf Millionen Einwohnern. Wir haben keinen Bedarf, zumal in Melbourne lustige Linksverkehr-Verkehrsregeln gelten: Wer rechts abbiegen will, muss auf der linken Spur in die Kreuzung einfahren. Der Gradeausverkehr rauscht dann rechts an einem vorbei. Springt die Ampel vom Querverkehr auf ‚grün‘, muss man zusehen, dass man davor noch schnell nach rechts weg fahren kann. Man kann also wahlweise von einem späten Gradeausfahrer oder vom Querverkehr abgeschossen werden. :mrgreen:

Unser eigentliches Ziel, die Australischen Alpen liegen östlich von Melbourne, aber da ist das Wetter schlecht. Somit bummeln wir durch die Provinz. Unser erster Halt heißt ‚Ballarat‘. Mit gut einhundert tausend Einwohnern auch keine Kleinstadt mehr. Aber der Stadtkern ist zu Fuß zu erreichen und nett restauriert. Viele Gebäude aus der Gründerzeit sind noch erhalten. Goldfunde in der Region machten Ballarat zu einer wohlhabenden Stadt.

1865 – schöne Häuserfronten sind noch erhalten in Ballarat.

1888 – mit Mining wurde hier viel Geld verdient.

1952 – Altes Kino – so was gab es in Deutschland auch mal. Der gezeigte Film ist aktuell: Gladiator II

Natürlich weihnachtet es auch in Australien.

Nach zwei Nächten zuckeln wir weiter nach ‚Euroa‘. Dreitausend Einwohner. Typisch Australisch. Man bekommt alles im großen Supermarkt mit angeschlossenem Baumarkt. Dazu ein Klamottenladen, zwei Second Hand Geschäfte, ein Schlachter und die Bevölkerung ist überwiegend im Rentenalter. Alles ist geschniegelt und die Rasenflächen sind frisch gemäht.
Schlechtes Wetter erreicht Euroa. Zum Glück läuft die Regenfront nachts über uns, so dass wir tagsüber die Umgebung erkunden können.

 

Die beste Camp-Küchen-Aussicht in Euroa. Der Campingplatz liegt malerisch an einem kleinen Bach.

Wir zuckeln weiter Richtung Alpen. Von Melbourne verläuft strahlenförmig ein dichtes Straßennetz in alle Richtungen. Einige ‚Free Ways‘ – deutschen Autobahnen nicht unähnlich – und viele gut ausgebaute Highways. Victoria ist mit 28 Einwohnern pro Quadratkilometer das am dichtesten besiedelte ‚State‘.
Wir entscheiden uns fürs Querfahren und meiden die großen Straßen. Und sogar in Victoria, nur 160 Kilometer von Melbourne entfernt, findet sich eine Art Outback. Wir schaffen es, sechzig Kilometer nur über Feldwege nach Osten zu fahren. Keine Dörfer, kein Handyempfang. Nur Weideland, ab und an ein Farmhaus. Die Feldwege sind gut, keine Bodenwellen, nur selten ein Schlagloch. Australien zeigt mal wieder, was es am besten kann: nicht besiedelt zu sein.

60 Kilometer am Stück geht es durch die Feldmark.

Eingang einer Farm im Outback Victoria.

Langsam kommen wir den Bergen näher.

Aus Flachland wird Hügelland, aus Hügelland wird Vor-Alpenland. Wir stoppen in ‚Myrtlefort‘. Einem Touristenort, der als Tor in die Alpenregion gilt. Auffällig sind die vielen europäischen Bäume. Mitgebracht von den ersten Siedlern aus der Heimat. Birken, deutsche Eichen, Pappeln und Buchen. Frisches Grün beschattet die Orte statt der grau-blauen Blätter vom Eukalyptus. Der Campingplatz ist dreiviertel leer. „Zu Weihnachten sind wir ausgebucht“, berichtet die Wirtin.

Der Campingplatz wirkt europäisch.

Ein Weg mit versteckten Mosaiken führt durch Myrtlefort – eigentlich für Kinder gemacht und mit Rätseln verbunden.
Die einzelnen Mosaiken sind toll gemacht. Hier steht die Kuh in Geschirr-Scherben mit Mohnblumen und Schmetterlingen.

Ausgewähltes Porzellan für die Mosaiken. Sehr hübsch und individuell gemacht.

Der Ort ist nett und der nahe gelegene Mt. Buffalo Nationalpark‘ gibt einen Vorgeschmack auf die Alpen, die man vom 1732 Meter hohen Mt. Buffalo schon gut erkennen kann.
Das Wetter ist toll auf zwei Wanderungen.

Besonders die Steinformationen in Mt. Buffalo stechen ins Auge.

Witwenmacher-Steine.

Zum Gipfel vom Mt. Buffalo führt ein schneckenförmiger Weg – mit vielen Gittern und Geländern.

Gitter für normale Touristen, damit man sich nicht so quälen muss.

Die Landschaft wirkt grau. Zum einen haben die Steine Schuld und außerdem

hat es 2020 gebrannt. Zurück geblieben sind graue Eukalyptus-Stümpfe.

Die Eukalypten schlagen aber kräftig aus.

Im Nationalpark ist die heimische Botanik wieder in Ordnung – Dianella longifolia, die Glatte Flachslilie. :-)


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Great Ocean Road

18.-22.11.24, Australien/VIC/Koroit+Princetown+Apollo Bay, Tag 354-359 Roadtrip, 27.072 km total, Tages-km 214+130+84

“Eine der schönsten Küstenstraßen der Welt.“ The Great Ocean Road. Die Anforderungen sind hoch für einen Abschnitt von 250 Kilometer Länge, der vor uns liegt. Bevor wir uns überzeugen, ob die vollmundigen Behauptungen stimmen, legen wir noch einen Zwischenstopp in Koroit ein. Für zwei Tage ist bedeckter Himmel vorher gesagt, dass macht jede Küstenstraße kaputt.

Zwei trübe Tage in Koroit – nichts fürs Meer – aber gut für einen Bush Walk.

mehrere Kraterseen sind ineinander verwoben in Tower Hill. Sehr schöne Landschaft mitten in Weideland.

Koroit hat einen kleinen Vulkankrater mit gut ausgebauten Wanderwegen und verspricht Koala-Sichtungen. Wir versuchen unser Glück. Und werden nicht enttäuscht. Ein großer Koala hängt träge nur zwei Meter über uns im Geäst. Während wir nach oben in den Baum starren, legt der Koala den Kopf in den Nacken und fängt zu brüllen an. Wie am Spieß. Laut und lang gezogen. Affengebrüll nicht unähnlich, vermischt mit etwas Tiger-Grollen. Oder auch wie das Gurgeln eines defekten Abflusses.

Augen zu – Kopf in den Nacken

Und brüllen, dass wir fast vor Schreck umfallen.

Koala mal ganz anders.

 

Das Gebrüll zeigt die Stärke und Stellung des Koalas innerhalb einer Gruppe an. Die Gruppe muss weit verstreut sein. In der Nähe unseres Koalas können wir keine weiteren Tiere finden. Wer weit auseinander wohnt, muss halt brüllen.

Nachdem wir von Unserer Runde noch einmal beim Koala vorbeischauen – macht der Kerl, was Koalas 20 Stunden am Tag können: Schlafen!

Eine neue Skink-Sorte läuft uns auch noch über den Weg – ein Southern Grass Skink.

Das Hinterland der Great Ocean Road wird dominiert von Milch-Viehwirtschaft. Koroit selber hat eine große Butterfabrik mit großen Milchsilos auf dem Gelände.
Unser erster Abstecher zur schönen Küste führt auf einem Feldweg quer durch Weideland. Prompt geraten wir in einen Viehtrieb. 300 Kühe – mindestens – werden zum Melken gebeten. Artig trotten die Tiere zum Stall.

Der moderne Cowboy ist mit dem Quad unterwegs.

Der westlichste Zipfel der Great Ocean Road.

Immer wieder sieht man solche riesigen Hecken. Schutz für die Tiere gegen den eisigen Südwind, der uns um die Ohren pfeift.

Statt bequemer Parklätze müssen wir uns beim ersten Blick auf die GOR durch die Büsche kämpfen. Am Ende soll uns dieser Spot am besten gefallen.

Die nächsten Stopps sind offizielle Touristen-Punkte. Gekennzeichnet durch braune Hinweisschilder. Eine extra Abbiegespur zum Parkplatz und die Spots tragen Namen: ‚London Bridge‘, ‚The Grotto‘ und die ‚zwölf Apostel‘. Für Rechtsfahrer gibt es Warnhinweise, dass man bitte auf der linken Spur weiter fahren soll nach dem Foto Stopp. Hubschrauber knattern über die Küste entlang.
Man fährt ein Stück mit dem Auto, aussteigen, einen kurzen Weg zur Küste laufen, Foto machen und weiterfahren. Beide mögen wir diese Art des Sighseeings nicht sehr. So recht bleibt nicht im Gedächtnis, was man gesehen hat.
Bis zu sieben Millionen Besucher hat die Great Ocean Road jährlich und ist einer der Touristen-Attraktionen in Australien. Trotz Vorsaison ist es überall voll, besonders an der top Attraktion ‚Apostel‘. Auffällig für uns, dass 80 Prozent der Besucher Chinesen sind.

The London Bridge. Hier ereignete sich 1990 ein Drama. Damals war der Bogen noch mit dem Festland verbunden. Zwei Touristen waren zur rechten Zeit am rechten Ort – sie befanden sich auf dem rechten Teil, als die Brücke hinter ihnen einstürzte. Nach mehreren Stunden konnten sie mit Hubschraubern gerettet werden.

Razorblade – ist schon schön die GOR. Dieser Aussichtspunkt gefällt uns am besten.

Die 12 Apostels – eigentlich sind es nur acht Pfeiler. Wir sind zum falschen Sonnenstand da, aber zum Glück stehen noch zwei  Pfeiler auf der anderen Seite der Aussichtsplattform.

Keine Selfie-Profis. Aber eine tolle Aussicht.

Wir sind abends froh, dass wir auf halber Strecke der Grat Ocean Road einen Campingplatz finden, der – man glaubt es kaum – fast leer ist. Ohne Infrastruktur und mit Plumpsklos scheint er nicht beliebt zu sein. Obwohl er nur sechs Kilometer von den Aposteln entfernt liegt. Wir bleiben zwei Nächte und haben am nächsten Tag den herrlichen Strand für uns alleine. Wie kann das sein?

Nach so viel Küste gibt es abends heiße Suppe – der Wind ist eisig. Nur hinterm Auto ist es einigermaßen auszuhalten. Kartoffelsuppe mit Kartoffeln und Süßkartoffeln. Paprika und ‚German Nackwurst‘ vom Aldi. Schön scharf, damit wir wieder auftauen.

Prachtstaffelschwanz – ein Leichtgewicht von 8 bis 14 Gramm.

Vom Campingplatz führt ein wunderschöner Weg am Fluss entlang zum menschenleeren Strand.

Der dunkle Fluss von Princetown mündet ins wilde Meer.

Schöner als jeder Aussichtspunkt. ;-)

Nach dem Nachthochwasser war hier schon jemand mit Schluss-Sprüngen unterwegs. 2,5 Meter Abstand ungefähr.

Der Eiswind hat sich gelegt – man kann den Tag schon fast warm nennen

Muschel und Schnecken armer Strand – diese Hübschen sind noch bewohnt.

Eine weitere Nacht verbringen wir in Apollo Bay. Ein angenehmer Touri-Ort mit Restaurants und Boutiquen. Nur mit Glück ergattern wir noch einen Platz. Gestern war der Campingplatz ausgebucht.

Apollo Bay hat einen feinen Sandstrand, angespülten Kelp auf den Felsen und sogar eine Seelöwen Kolonie. Die lagen faul auf einem Riff vor der Küste. Der Kelp fasst sich an wie eine Mischung aus Leder und Silikon. Unzerreißbar!


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