Kategorie: Atanga

Frohe Weihnachten

24.12.24, Australien/NSW/Mudgee, Tag 390 Roadtrip

Wir wünschen unseren Familie, Freunden und Lesern ein großartiges Weihnachtsfest.
Möge der Baum nicht abfackeln und niemand merken, dass die Plätzchen aus der Packung stammen. Und sollte der Braten nicht genießbar, einfach behaupten, Cousine Hilde hat die Schuld. ;-)                                                                   Habt eine perfekte Zeit zusammen, mit Geschenken, die Euch gefallen und nicht erst stundenlang geladen werden müssen.

Wir haben uns in die Provinz verzogen, abseits der Küste mit ausgebuchten Campingplätzen. Der Kühlschrank ist voll. Ein Lammbraten wird es werden. Dank Pfirsich- und Mangosaison war die Nachtisch-Frage einfach zu lösen.
Weihnachtsdeko? Immerhin haben es zwei Sorten Servietten ins Auto geschafft. Also bitte keine weiteren Ansprüche.  Früher war sowieso mehr Lametta.

Fröhliche Weihnachten, bleibt gesund und lustig!

 

Frohe Weihnachten wünscht die Bundy (und bald auch wieder Atanga) Crew aus dem Wald.

 

Trotz Sommeranfang und kurzer Tage sind die Australier deko-freudig.

10 Meter schwimmender Baum in Darling Harbour.

Auch die Feuerwehr in Sydney ist dabei.

Rentier-Gespann mit Petunien-Körper in Ballarat.

Private Haustür in Myrtlefort.

‚Süßer die Glocken nie klingen…‘ Auch dieser Känguru-Mann wünscht gesegnete Weihnachten.

Sydney!

12.-14.12.24, Australien/NSW/Sydney, Tag 377-380 Roadtrip, 28.845 km total, Tages-km 137

In Sydney haben wir für vier Nächte einen Campingplatz reserviert. Besser-geht-nicht. Papageien flattern umher, großzügig Platz und er ist nur zu ¾ belegt. Mitten in der 5-Millionen Metropole herrscht himmlische Ruhe, was aber auch an den Nachbarn liegt: ein Friedhof. Dem statten wir am Ankunftstag einen Besuch ab. Mal wieder lohnend.

Der Friedhof ist knapp einhundert Jahre alt. Es gibt winzig kleine Grabsteine, wie ein Bierdeckel groß oder …

… riesige Mausoleen der italienischen Einwanderer. Wahnsinnsbauten. Man legt automatisch alle Finger zusammen, schüttelt die Hand und flüstert „Familia“.

 

Das Beste am Campingplatz, zur U-Bahn ist es nur einen Kilometer zu Fuß. Die Metro ist nagelneu. Erst 2019 eröffnet. Nach nur fünf Jahren Bauzeit waren 53 Kilometer voll automatische und fahrerlose Untergrundbahn fertig (hallo Hamburg, winke, winke :-)  ). Weitere Linien sind im Bau.
An Zugangs-Drehkreuzen hält man seine Kreditkarte an einen Scanner. Beim Verlassen checkt man mit der selben Karte aus. Fertig. Wochen- und Tagespreise sind gedeckelt. Das Buchungssystem errechnet automatisch den günstigsten Tarif. Fähren, Busse, Straßenbahnen, alles fällt unter dieses System. Man kann ohne Fernstudium von Zonenkarten einfach U-Bahn fahren. Lästiges Suchen nach den günstigsten Gruppen- oder Tagestarifen entfällt (nochmal hallo, Hamburg).

Für drei Tage haben wir inklusive Fähre nur 16,00 Euro pro Person bezahlt. Die Bahnsteige und Züge sind pikobello. Alle fünf Minuten kommt ein Zug. Pünktlich.

Vor den Gleisen befindet sich eine Wand. Hier ist man absolut sicher, dass kein Idiot den Gatten auf die Gleise schuppst. Der Zug hält immer an exakt der gleichen Stelle. Wand- und Zugtür öffnen sich gleichzeitig. Wir sind begeistert.

Das erste, was im Zug ins Auge fällt: die meisten Fahrgäste sind jung. Nach den ganzen Monaten in der Provinz, wo die Senioren wohnen, sticht das total ins Auge. Mir wird dann von einer jungen Frau ihr Sitzplatz angeboten. Sehe ich wirklich so alt aus oder sind die Sydneyaner einfach höflich? Am nächsten Tag rutscht eine Frau ungefragt drei Plätze weiter, damit Achim und ich nebeneinander sitzen können. Es ist also was Höffliches! :mrgreen:

Die zweite Auffälligkeit: keiner trägt eine Kopfbedeckung. Den Kindern wird bereits im Kindergarten und in der Schule eingebläut, Sonnenschutz rettet Leben. Zwei von drei Australiern erkranken an Hautkrebs. Dieses Wissen scheint in Sydney keine Beachtung zu finden. Ich falle mit meinem roten Hut auf wie ein Schwein auf dem Sofa.

Die Sonne hat zur Zeit Höchststand, ohne Kopfbedeckung geht es eigentlich nicht.

Nach 15 Minuten Fahrzeit erreichen wir die Ctiy. Fast in Stolperentfernung zu den Hauptattraktionen: Oper, Brücke, Fähranleger und Darling Harbour. Der erste Tag gehört dieser Region – siehe Bericht zuvor.
Am zweiten Tag fahren mit der Fähre nach Manly. Einer der vielen Badestrände in den verwinkelten Buchten des großen Meerarmes vor Sydney.

In Manly trennt eine schmale Landzunge ruhiges Wasser vom offenen Ozean. Geschäfte, Restaurants und Cafés stehen dicht an dicht. Am Strand der Schock. Es ist Freitagvormittag. Noch keine Schulferien und der Strand ist so voll, dass man keinen Sand mehr erkennt. Wir bleiben nicht lange, springen auf die nächste Fähre und genießen den Blick auf die City, Oper und Brücke. Allein dafür hat sich die Fahrt gelohnt.

So idyllisch erreicht die Fähre Manly.

Die Stadt ist auch proppevoll mit Menschen, aber am Strand ist uns das zu viel. Wir flüchten nach einem kurzen Staunen. Wie mag es hier in den Ferien aussehen, die in fünf Tagen beginnen?

Neben der Oper schließt sich ein botanischer Garten an. Mit dreißig Hektar ist die Fläche so riesig, dass Großstadtlärm und Hektik draußen bleiben. Immer wieder hat man zwischen Grün einen tollen Blick auf den Hafen.

Pflastertreten macht Hunger. German Butterbrot-Schmierer haben Nudelsalat vom Vortag dabei. ;-) Aber mit View.

Dafür gibt es ein Eis. Fancy Sorten wie ‚New York Chunky Cheese Cake‘. Echt lecker. Zwei Kugeln knapp 6,00 Euro. Preiswert ist Sydney nicht.

Am Ende vom Botanischen Garten steht das ‚Australian Museum‘. Wir sind baff, der Eintritt ist kostenlos. Bereits seit zweihundert Jahren existiert dieses Museum. Genauso alt sind auch einige der Tier-Präparationen. Die sehen schon etwas angefressen aus.
Aber das schadet nicht, die Vogelsammlung ist beeindruckend und Dinosaurier-Gerippe haben wir auch noch nie gesehen. Ein tolles Museum.

Ein Elefantenfuß im Inneren des Klumpens, den man sonst zu sehen bekommt. Wer hätte das erwartet?

Tyrannosaurus Rex – und Achim links unten.

Die Vogel-Präparate sind sehr umfassend. 800 Vogelarten gibt es in Australien, fast geschafft, würde ich schätzen.

Den dritten Tag widmen wir den verschiedenen Stadtteilen im Zentrum. Teure Einkaufsstraßen mit allen Designern, die gewichtig in der Mode- und Uhrenwelt sind.

Prada mit Obdachlosenbett vor dem Eingang. Sieht man sehr wenig in der Innenstadt.

Yves Saint Laurent hat weihnachtliche Schaukelpferde für seine Taschen dekoriert.

Am schicksten ist es im ‚Victoria Building‘. Der Klotz mit 190 Meter Länge und 30 Meter Breite sticht zwischen den modernen Gebäuden hervor. 1889 im viktorianischen Stil erbaut, diente es erst als Konzerthalle mit Kaffestuben in den Nischen. Dann hatte dort die Stadtverwaltung Büros, bis der Prachtbau in den 50er Jahren verfiel. Ein Abriss war schon beschlossene Sache, aber eine Renovierung konnte dies in den 70er Jahren verhindern. Zum Glück. Heute ist das ‚Victoria Building‘ Herberge von Edelboutiquen und kleinen Cafés und eine Augenweide.

Victoria Building Sydney. Ein riesiger Klotz.

Chic aber teuer gibt es Snacks auf zwei Etagen zwischen Edel-Läden.

Total schön der Fußboden auf drei Etagen im Victoria Building.

 

Ein paar Gehminuten weiter liegt ‚China Town‘. Die Fläche ist nicht klar definiert, jedoch klar zu erkennen. Plötzlich überwiegen chinesische Schriftzeichen und Straßennamen sind zweisprachig.

Auf dem Friedhof war uns schon die Konsequenz der eigenen Schrift aufgefallen.

 

Chinesen (32%), Thai (18%) und Indonesier (6%) sind die Hauptbewohner dieses Viertels mit 22.000 Einwohnern. Hier gehen wir essen und werden bitter enttäuscht. Entweder ist das Essen zu chinesisch oder wir haben einfach Pech. Achims Essen ist fad und meins zwar pikant, aber gar nicht mal sooo lecker.

Lecker essen in China Town. Die Enten versprechen Gutes.

Leider nicht! Nr. 108 – Sleeping feet und Nr. 214 – Platte der acht Merkwürdigkeiten.

 

Drei volle Tage in Sydney reichen uns für die top Highlights, aber wir sind auch viele Kilometer gelaufen. Das perfekte Wetter mit wolkenlosem Himmel und 26 Grad hat unbedingt geholfen sich in Sydney zu verlieben.
Eine tolle, moderne Stadt. Freundlich, jung und absolut einen Besuch wert.

Sydney ist einfach schön!

Sydney Oper vs. Elbphilharmonie

12.-14.12.24, Australien/NSW/Sydney, Tag 377-380 Roadtrip, 28.845 km total, Tages-km 137

„Du kannst doch die Sydney Oper nicht mit der Elphi vergleichen!“ Achim, der Sydney bereits kennt, bekommt regelmäßig Schnappatmung, wenn ich den zwei Gebäuden einen ähnlichen Status zuschreibe.
„Und unmöglich beide Gebäude in einem Atemzug nennen. Das eine ist ein Wahrzeichen, eine Landmarke, ein Traumgebäude. Das andere war einfach viel zu teuer“. Achims Meinung steht da klar und der absurd hohe Preis ist sein Totschlag-Argument, die Elbphilharmonie nicht zu mögen.

Sydney Oper – starke Silhouette. Und zwar von allen Seiten.
Ein Jahrhundertbauwerk!

Es stimmt, die Elbphilharmonie in Hamburg ist mit 866 Millionen Euro Baukosten kein echter Schnapper gewesen.  Sie ist 11 Mal teurer geworden als geplant. Jedoch, ein Blick nach Sydney bläst Achims stärkstes Argument in die Luft: Die ‚Landmarke‘, das ‚Traumgebäude‘ überstieg 15 Mal die ursprüngliche Kalkulation. Inflationsbereinigt landet die Oper fast (!) bei den gleichen Ausgaben wie die Elphi. Na bitte.

In Sydney war es das Dach, was die Kosten in die Höhe trieb. Die Konstruktion der muschel- oder segelartigen Dachflächen war statisch aufwendig. Immer wieder wurden neue Berechnungen angestellt, die Gestaltung verändert. Zum ersten Mal kamen „Computer“ zur Berechnung einer Gebäudestatik zum Einsatz  – 18 Monate soll ein Lochstreifen-Rechner benötigt haben.

Die Lösung der komplexen Dachkonstruktion in Bronze vor der Oper verewigt.

Extravagante, künstlerische „Kleinigkeiten“ kosteten ein Vermögen. Die von weiten einheitlich weiß schimmernden Dächer bestehen tatsächlich aus kleinen Kacheln. In zwei verschiedene Farben: Cremefarben matt und weiß hochglanz lasiert. Diese Kacheln – rund eine Millionen Stück – wurden in Schweden angefertigt. Die Lasur machte eine Reinigung des Daches bisher überflüssig.

Cremefarben matt und hochglanz weiß – in Streifenmuster verlegt. Auf die Idee muss man kommen.

Höganäs – keine 15.000 Einwohner – noch heute wird dort Keramik hergestellt.

Von Weitem verliert sich schnell die Zweifarbigkeit.

In Hamburg waren die außergewöhnlichen Fenster ein Kostentreiber. 72.000 Euro pro Stück! Über eintausend speziell angefertigte Scheiben der Fassade zieren den oberen Teil der Elphi.  Die gewölbten Scheiben sind so exklusiv, dass eine Spezialfirma dreimal im Jahr andrücken muss zur Säuberung. Kostenpunkt 50.000 Euro pro Reinigung.

Am Ende der Bauzeit (tatsächlich hat auch hier Hamburg die Nase vorne: 10 Jahre zu 14 Jahre in Australien) ging Sydney das Geld für ihre Oper aus, dass nur eine Lotterie – die Australier sind wettverrückt – das Projekt noch retten konnte.
Der dänische Architekt hatte längst das Weite gesucht über öffentlich ausgetragenen Streitigkeiten und war so sauer, dass er weder die Eröffnung seines Jahrhundertbauwerkes erlebte, noch jemals australischen Boden betrat.
In Hamburg pulverte der Senat (klar hat ein kleiner Stadtstaat genug Geld) die fehlenden Millionen in die Elphi.

Längst ist in Hamburg Gras über die Kosten gewachsen. Die Elphi ist zum neuen Sinnbild für Hamburg geworden. Touristen und Einheimische mögen den Backsteinklotz. Ich auch. Er zieht inzwischen mehr Touristen als das Wahrzeichen-Urgestein, der ‚Michel‘. Die Sydney-Oper legt einen drauf und hat es zum UNESCO Erbe geschafft und ist eines der bekanntesten Bauwerke der Welt.

Und zu Recht. Steht man unvermittelt vor dem Gebäude, wenn man die Hafenpromenade entlang schlendert,  klappt die Kinnlade runter. Die Oper ist, zwar kleiner als erwartet, :mrgreen:  aber absolut einmalig.

Muscheln oder Segel? Der dänische Architekt hat sich darüber nie geäußert.

Das Gute an der Oper, springt man auf eine Fähre, kann man sie von allen Seiten bewundern.

Das Dach ist von allen Seiten schön.

Was Hamburg seine Speicherstadt ist, das ist in Sydney eine moderne glitzernde Skyline.

 

Hafen Hamburg vs. Hafen Sydney

Die Häfen von Sydney und Hamburg haben also ihr Wahrzeichen und sind sich auch sonst nicht ganz unähnlich. Die Wasserstraßen in der verwinkelten Bucht von Sydney sind schmal, was zu einem flussartigen Eindruck führt. Fähren und Ausflugsboote wuseln hüben wie drüben umher. In Sydney fehlen nur die dicken Pötte und die ikonischen Schreier, die Tickets für eine Hafenrundfahrt anpreisen. Am ‚Circular Quay‘ kauft man sein Ticket elektronisch. Kreditkarte an den Scanner halten, fertig. Und Fischbrötchen gibt es ebenfalls nicht. Aber Klau-Möwen. Bei McDonald wird vor geflügelten Burger-Dieben gewarnt.

Sydney Harbour Bridge. Fähren jeden Alters düsen umher. Skyline auf beiden Seiten der Brücke.

 

Skyline auf der Opern Seite.

 

Im Vordergrund ‚The Rock‘. Übrig gebliebene alte Häuser- bzw. Schuppen-Struktur. Heute sind dort teure Restaurants.

Nahe der Harbour Bridge (um die hundert Jahre alt) findet man noch ein paar alte Häuser zwischen modernen Wolkenkratzern.

Darling Harbour. Ein weiterer Hafen in der großen Bucht von Sydney. Noch in Laufentfernung von der Oper. Hier liegt ein Nachbau von Captain Cook’s Endeavour.

Schaut man in die Umfragen von Kreuzfahrtschiff-Reisenden landet Hamburg in der Bewertung auf Platz neun, hinter Sydney auf Platz sechs. Befragt man die KI liegt Hamburg vorne. Und hätte Hamburg das Wetter von Sydney, würden wahrscheinlich auch die Kreuzfahrer Hamburg wählen. ;-)

Elphi Fan vor Sydney Oper.

Glasfassade auf alter Backstein-Speicher-Struktur. Mit einem Dach, was Wellen darstellen soll. Auch nicht schlecht, kann dann aber doch mit der Oper nicht ganz mithalten.
Ob beide Gebäude weiterhin von mir in einem Atemzug genannt werden?

Radau im Wald

05.-10.12.24, Australien/NSW/Deua NP+Gerringong, Tag 371-376 Roadtrip, 28.059 km total, Tages-km 320+123

Nach wettertechnisch gemischten Tagen bei den Seelöwen riskieren wir einen Abstecher in die Berge. Es ist Sonnenschein vorhergesagt. Richtige Campingplätze hatten wir die letzte Zeit genug, wir möchten mal wieder in der Wildnis stehen. Parallel zur Küste zieht sich die ‚Dividing Range‘ als ein flacher – ungefähr 500 Meter hoher- Gebirgszug. Ein Nationalpark  geht in den nächsten über. Wir entscheiden uns für den Deua Park.
Der Weg in den Wald ist unbefestigt, aber in gutem Zustand. Vorbei an einsamen Wohnhäusern schrauben wir uns höher und tiefer in die Berge hinein. Die Abfahrt zum Campingplatz ist steil und ausgewaschen. Wir landen auf einem idyllischen Platz etwas oberhalb von Deua River.

Der Fluss plätschert friedlich vor sich hin, wir sind die einzigen Camper. Herrlich!

Malerischer Deua River -glasklar.

Perfekter Platz mitten im Wald – mit Tresen – gut zum Wein trinken

und für eine Rasur.

Es könnte so friedlich sein, wenn da nicht der ‚Maskierte Teufel‚, der ‚Doppeltrommler‚, das ‚Rotauge‚ und zehntausende ihrer lärmenden Kumpel in den Bäumen sitzen würden. Es ist wieder Zikaden-Zeit!
Der Lärm, den die Zikaden-Kerle erzeugen, nur um Weibchen anzulocken, ist ohrenbetäubend. Zikaden haben ein „Tymbal-Organ“, eine Art Luftsack mit dem klickende Geräusche erzeugt werden können. Dieses Geräusch wird so schnell wiederholt, dass es dem menschlichen Gehör als durchgehenden Rauschen oder Zirpen erscheint. Bis zum schmerzhaften Level von 120 Dezibel.

Ich bin sowieso schon eine taube Nuss, höre auf einem Ohr nicht mehr so gut. Bei Achim legt sich durch die Dauerbeschallung ein Taubheitsfilm auf die Ohren. Ich muss Sätze dreimal wiederholen. Den Zikaden-Damen scheint es zu gefallen, denn die Viecher vermehren sich in großer Zahl.

Grade geschlüpfte Zikade (ein Rotauge) – ungefähr 5 cm lang – die Flügel sind knapp trocken. 15 Sekunden später hebt der Brummer ab.

Hunderte, Tausende, Zehntausende sitzen in den Bäumen.

Die leeren Hüllen der Zikaden sind ein kleiner Zombie-Albtraum. Überall hängen diese toten Hüllen, die sogar Aussparungen für die Augen haben. Der Rücken ist aufgeplatzt, dort sind die geflügelten Zikaden entschlüpft.

Die Temperaturen sind die letzten zwei Wochen kontinuierlich gestiegen. Die Abende sind wieder mild. Sogar eine erste (moderate) Heatwave-Warnung erscheint in der Wettervorhersage. Die Temperaturen erreichen Mitte 30 Grad. Das passt gut, denn wird es zu warm, halten die Zikaden die Luft an. Sie zirpen nur zwischen 23 und 36 Grad. Erfreulicher Weise sitzen sie nicht auf jedem Baum, so dass der Lärm noch erträglich ist.

Die hohen Temperaturen sind, um den Weg auf der anderen Seite vom Deua River zu erklimmen, eher störend. Der Weg ist steil. Super steil. Wir stapfen uns langsam höher. Manchmal mit durchdrehenden Wanderschuhen. Es ist so steil, dass uns die Puste ausgeht. 180 minus Alter, lautet so die empfohlene Herz-Belastungsregel? Dann müssen wir Neugeborene sein. Wir pumpen wie Maikäfer.
Die Belohnung für die Anstrengung hält sich in Grenzen. Viel Mühe für wenig. :mrgreen:

Für ein Auto fast zu tief, aber es gibt einen deutlich befahrenen Weg auf der anderen Fluss-Seite.

 

Absolut steil – man erkennt es auf dem Foto nur ansatzweise – aber ohne Stütz-Stock rollt man den Abhang runter. Dieser Weg ist ein Feuerwehweg und ausdrücklich als Strecke für abenteuerliche 4×4-Fahrer erlaubt und angepriesen. In den Alpen wären die Wege auch so steil gewesen. Wir sind noch einmal froh, dass es mit dem Crossing nicht geklappt hat. ;-)

Die Belohnung – dünne Aussicht.

 

Total aufgeheizt kommt uns der flache Bach gerade recht. Glasklares Wasser. Und die Temperatur ist genau richtig – geschätzte 23 Grad. Wir kommen beide ohne viel Gequicke rein. Doppelt herrlich.

Glasklar, kaum Fische und kleine Stromschnellen massieren den Rücken.

 

Am Fluss müsste es eigentlich Wombats geben. Allerdings liegen nur wenige der auffällig würfelförmigen Ködel umher. Auch Känguru-Pupp ist fast nicht vorhanden. Entsprechend haben wir auch in der Dämmerung kein Glück.
Am Abfahrtsmorgen erfahren wir vom Stopp-Schild-Halter-Mann den Grund. Auch im Deua Nationalpark hat es 2019/2020 heftig gebrannt.  Die Tiere sind entweder geflohen oder umgekommen. Langsam kommen sie zurück, erzählt unser Lollipop- Freund.

Lollipop werden die Verkehrs-Regler in Australien genannt, die mit einem Lolli förmigen Schild den Verkehr regeln. Dieser Herr steht dreißig Kilometer tief im Wald. Drei Autos am Tag – man könnte auch eine Ampel installieren. Das hätte uns aber um ein nettes Schwätzchen gebracht.

Statt Säugetieren haben wir einige ‚Weihnachtskäfer‘ gefunden. Dreißig Arten gibt es von diesen Prachtexemplaren. Pünktlich zum Fest kriechen die schillernden Tiere aus dem Boden, wo sie als Larven sich von Graswurzeln ernährt haben.
Leider gibt es einen starken Rückgang dieser Käferart zu beklagen. Früher sollen die Äste des bevorzugten Eukalyptus vor Käfern gebogen haben. Die Bäume glitzerten wie Weihnachtsbäume – ganz ohne LED.

Ein Weihnachtskäfer auf dem Tresen – leider tot.
Es ist ein Anoplognathus viridiaeneus.

Nach zwei tollen Tagen kehren wir zur Küste zurück. Bevor Sydney ruft, legen wir noch einen Stopp in Garringong ein. Zwei Tage dunkler Himmel, einen Tag Sonnenschein. Ein hübscher Ort. Es ist Samstag als wir eintreffen. Wir bekommen grade so eben noch einen Platz. Viele Familien aus Sydney oder Canberra verbringen hier ihre Wochenenden.
Ab Sonntagnachmittag versinkt das Dorf wieder in einen Dornröschen-Schlaf.

Gerringong bei schlechtem Wetter – am Sonntag gibt es trotzdem ein Kinderfest am Strand . Das Rescue Schlauchboot fährt schon mal raus.

Das Fest bleibt, trotz anders aussehenden Himmels, vom Regen verschont.

An den nördlichen Klippen ist Schluss – über den Meeresarm kommt man nicht rüber.

Für Wellen-Hasser gibt es einen Salzwasserpool an den südlichen Klippen.

oder auch für Blauring Oktopus Schisser – eines der giftigsten Tiere der Welt!

Die südliche Ostküste erinnert so sehr an Neuseeland – kein Wunder – NZ liegt ja auch genau gegenüber.

Warri Beach bei Sonnenschein. Gleich noch viel schöner.

Letzte Ruhestätte mit phantastischer Aussicht.

 


15

Die Querung der Alpen

30.11-04.12.24, Australien/VIC+NSW/Myrtlefort+Cooma+Narooma, Tag 366-370 Roadtrip, 28.281 km total, Tages-km 357+182

Wir verlängern in Myrtlefort. Der gesamte Osten von Australien liegt unter Regenwolken. Es gibt kein Entkommen. Selbst in Sydney kommt es noch zu Überschwemmungen.
Myrtlefort ist gut geeignet zum Abwettern. Wir suchen noch weitere der versteckten Mosaike im Dorf und stoßen auf einen skurrilen Laden: Import von Asien-Trödel aller Art. Die Geschäfte-Kultur in Australien ist dünn. In jedem Ort gibt es die gleichen Hardware Stores, Autoläden, Camping-Shops und Boutiquen. Individuelle Geschäfte findet man selten. Dieser Laden ist eine Fundgrube für den extravaganten Geschmack.

Altes und Kitschiges – der perfekte Laden um bei Regenwetter zu stöbern.

Endlose Quadratmeter: Türen alte Fliesen, Woks, Klangschalen, Fenstergitter, Schränke, Holzfiguren

Die Umgebung von Myrtlefort – bayrische Idylle – nur die Kakadus passen nicht ins Bild.
Neun von zehn Kühen in Australien würden vom trockenen Süden und Westen nach Myrtlefort umziehen.

Der Campingplatz liegt direkt neben einem Rasen-Bowling-Platz. Dieser hat zwei Spielfelder und wenn es nicht regnet, finden sich tatsächlich jeden Tag Spieler ein. Und nicht nur Rentner! ;-)
Am Abfahrts-Morgen werden wir durch ein gurgelndes Rasenmäher-Geräusch geweckt. In der Nacht hatte es geregnet und zwei ältere Herren schieben Rasenmäher, die gleichzeitig Regenwasser absaugen können über die Flächen. Ich hatte das Grüne  von weitem für Kunstrasen gehalten. Falsch, es handelt sich um fein gepflegtes ‚Golf Green‘. Mindestens fünf Mal in der Woche wird gemäht.

Links: um 3 mm gekürzter und getrockneter Rasen – rechts noch nass.

Dann wird der Rasen noch gewalzt. Fast wirkt dieses Aufsitzgerät wie ein Luftkissen-Fahrzeug. Hightec! Für Rasen Bowling ;-)

Die letzte Zeit ist unsere Strecke ja recht zahm gewesen, daher hatten wir die Idee, die Australischen Alpen quer zu durchfahren. Das ist ein drei Tages Trip auf unbefestigten Wegen abseits der Highways. Aber das unbeständige Wetter – zwei Tage schön; ein Tag Regen – hält an. Bei Nässe ist das ‚Alpine Crossing‘ nicht angeraten. Die Wege sind zu steil, die Flüsse zu voll.
Wir wählen also den asphaltieren ‚Tourist Drive‘. Und sind enttäuscht. Besonders abwechslungsreich ist die Strecke nicht. Serpentinen führen durch dichten Wald. Selten wird eine Aussicht geboten. Oder die Bäume sind abgebrannt. 2019/2020 haben fürchterliche Buschfeuer in Australien gewütet. In den Alpen hat es 60 Tage gebrannt. Die Wunden sind noch deutlich zu erkennen. Im Nachgang sind wir froh, dass es mit dem Crossing nicht geklappt hat.

Ein seltener Aussichtspunkt auf 120 Kilometer Wald-Serpentinen.
Der höchste Berg, der Mount Kosciuszko ist hier verborgen. Er ist auch nur 2.228 Meter hoch.

Auf den Ostflanken sind die Schäden der Brände ganz besonders deutlich sichtbar. Die Schneeanzeiger sprechen auch eine Sprache, die man in Australien so nicht erwartet hätte.

In dem Katastrophen-Sommer verloren 33 Menschen ihr Leben, sind 13 Millionen Hektar Wald und Landwirtschaftsflächen vernichtet worden und über eine Milliarde (höhere) Tiere verbrannt. Durch extrem heiße Buschfeuer steigen die Feuer kilometerweit in die Atmosphäre auf. In diesen Hitzesäulen kondensiert die Feuchtigkeit und es entstehen Gewitter. Diese können weitere Brände auslösen und bringen durch Windböen und wechselnde Winde Feuer weiter außer Kontrolle.

In den ‚Snowy Mountains‘ fällt mehr Schnee als in den europäischen Alpen, obwohl sie vergleichsweise flach daher kommen. 2.228 Meter, mehr schafft der höchste Berg Australiens nicht. Allerdings sorgen 140 Tage Schnee für einen ausgiebigen Winter-Tourismus.
Mächtige Seen und die Schneeschmelze in den Bergen dienen 16 Staudämmen, 225 Kilometer Tunneln /Aquädukten und sieben Wasserkraftwerken mit so viel Wasser, dass die Hauptstadt Australiens mit Wasser und Strom versorgt werden kann. Und bewässern gleichzeitig noch 2.500 Quadratkilometer landwirtschaftliche Nutzfläche. Eines der komplexesten Stauwerke der Welt. Nur zwei Prozent davon sind oberirdisch sichtbar. Knapp 4.000 Megawatt Strom werden hier erzeugt – so viel wie drei bis vier mittlere Atomkraftwerke schaffen.

Dieses Tal ist einem der Staudämme zum Opfer gefallen – heute hübsche Ausweich-Überflutungszone – früher stand hier mal ein Dorf.

So wurden die Häuser in den 50er Jahren umgezogen. (Abfotografiert von Shire-Hinweis-Schildern)

Eisenbahnbrücken wurden überflüssig.

Die gleiche Brücke vor Bau des Staudamms. (Abfotografiert von Shire-Hinweis-Schildern)

Ein Wasserkraftwerk, was sichtbar ist im Alpine Nationalpark.

Hinter den Bergen legen wir einen kurzen Übernachtungs-Stopp in Cooma ein (schlechter Griff) und flüchten vor Regen an die Küste nach Narooma (guter Griff). Der Campingplatz liegt direkt am Meer. Der schmucke Touri-Ort schlummert noch Vorsaison.

Der Meeresarm zieht sich durch den Ort – rechts hinter den hohen Nadelbäumen liegt der Campingplatz.

Die Lage, die Lage, die Lage.

Die Lage ist super – aber die Regeln auf diesem Platz sind unterirdisch – man darf nicht rechts von der Betonfläche parken und somit hat man keine Wahl, wie man das Auto zum Wind stellt. Bei Regenwetter etwas fragwürdig. Und voll belegt möchten wir diesen Platz ebenfalls nicht erleben.

Zeltplatzbesucher – ein Regenbogenlori.

Keine 20 Grad – brrr

 

Draußen brandet die Tasman Sea, aber durch eine schmale Zufahrt kann ein verzweigter, von Flachs und Inseln durchzogener, Meeresarm auch von größeren Booten angefahren werden. Am Rand der aufgeschütteten Wellenbrecher tummelt sich eine Herde Seelöwen. Nur fünf Meter oberhalb der Steine haben wir eine super Sicht auf die Tiere.

Wenn das Fell vom Seelöwen langsam abtrocknet, wird klar, warum er Seelöwe heißt …

Neuankömmlinge werden mit Geheul begrüßt und es folgen kleine Scheinkämpfe.


8

Victoria “Outback”

23.-29.11.24, Australien/VIC/Ballarat+Euroa+Myrtlefort, Tag 360-365 Roadtrip, 27.616 km total, Tages-km 202+219+123

Wir verlassen die ‘Great Ocean Road‘, die Richtung Osten ihre Steilküste aufgibt und lange nicht mehr so spektakuläre Aussichten bietet. Wir biegen ins Inland ab. An der Küste versperrt uns Melbourne den Weg – die größte Stadt Australiens mit über fünf Millionen Einwohnern. Wir haben keinen Bedarf, zumal in Melbourne lustige Linksverkehr-Verkehrsregeln gelten: Wer rechts abbiegen will, muss auf der linken Spur in die Kreuzung einfahren. Der Gradeausverkehr rauscht dann rechts an einem vorbei. Springt die Ampel vom Querverkehr auf ‚grün‘, muss man zusehen, dass man davor noch schnell nach rechts weg fahren kann. Man kann also wahlweise von einem späten Gradeausfahrer oder vom Querverkehr abgeschossen werden. :mrgreen:

Unser eigentliches Ziel, die Australischen Alpen liegen östlich von Melbourne, aber da ist das Wetter schlecht. Somit bummeln wir durch die Provinz. Unser erster Halt heißt ‚Ballarat‘. Mit gut einhundert tausend Einwohnern auch keine Kleinstadt mehr. Aber der Stadtkern ist zu Fuß zu erreichen und nett restauriert. Viele Gebäude aus der Gründerzeit sind noch erhalten. Goldfunde in der Region machten Ballarat zu einer wohlhabenden Stadt.

1865 – schöne Häuserfronten sind noch erhalten in Ballarat.

1888 – mit Mining wurde hier viel Geld verdient.

1952 – Altes Kino – so was gab es in Deutschland auch mal. Der gezeigte Film ist aktuell: Gladiator II

Natürlich weihnachtet es auch in Australien.

Nach zwei Nächten zuckeln wir weiter nach ‚Euroa‘. Dreitausend Einwohner. Typisch Australisch. Man bekommt alles im großen Supermarkt mit angeschlossenem Baumarkt. Dazu ein Klamottenladen, zwei Second Hand Geschäfte, ein Schlachter und die Bevölkerung ist überwiegend im Rentenalter. Alles ist geschniegelt und die Rasenflächen sind frisch gemäht.
Schlechtes Wetter erreicht Euroa. Zum Glück läuft die Regenfront nachts über uns, so dass wir tagsüber die Umgebung erkunden können.

 

Die beste Camp-Küchen-Aussicht in Euroa. Der Campingplatz liegt malerisch an einem kleinen Bach.

Wir zuckeln weiter Richtung Alpen. Von Melbourne verläuft strahlenförmig ein dichtes Straßennetz in alle Richtungen. Einige ‚Free Ways‘ – deutschen Autobahnen nicht unähnlich – und viele gut ausgebaute Highways. Victoria ist mit 28 Einwohnern pro Quadratkilometer das am dichtesten besiedelte ‚State‘.
Wir entscheiden uns fürs Querfahren und meiden die großen Straßen. Und sogar in Victoria, nur 160 Kilometer von Melbourne entfernt, findet sich eine Art Outback. Wir schaffen es, sechzig Kilometer nur über Feldwege nach Osten zu fahren. Keine Dörfer, kein Handyempfang. Nur Weideland, ab und an ein Farmhaus. Die Feldwege sind gut, keine Bodenwellen, nur selten ein Schlagloch. Australien zeigt mal wieder, was es am besten kann: nicht besiedelt zu sein.

60 Kilometer am Stück geht es durch die Feldmark.

Eingang einer Farm im Outback Victoria.

Langsam kommen wir den Bergen näher.

Aus Flachland wird Hügelland, aus Hügelland wird Vor-Alpenland. Wir stoppen in ‚Myrtlefort‘. Einem Touristenort, der als Tor in die Alpenregion gilt. Auffällig sind die vielen europäischen Bäume. Mitgebracht von den ersten Siedlern aus der Heimat. Birken, deutsche Eichen, Pappeln und Buchen. Frisches Grün beschattet die Orte statt der grau-blauen Blätter vom Eukalyptus. Der Campingplatz ist dreiviertel leer. „Zu Weihnachten sind wir ausgebucht“, berichtet die Wirtin.

Der Campingplatz wirkt europäisch.

Ein Weg mit versteckten Mosaiken führt durch Myrtlefort – eigentlich für Kinder gemacht und mit Rätseln verbunden.
Die einzelnen Mosaiken sind toll gemacht. Hier steht die Kuh in Geschirr-Scherben mit Mohnblumen und Schmetterlingen.

Ausgewähltes Porzellan für die Mosaiken. Sehr hübsch und individuell gemacht.

Der Ort ist nett und der nahe gelegene Mt. Buffalo Nationalpark‘ gibt einen Vorgeschmack auf die Alpen, die man vom 1732 Meter hohen Mt. Buffalo schon gut erkennen kann.
Das Wetter ist toll auf zwei Wanderungen.

Besonders die Steinformationen in Mt. Buffalo stechen ins Auge.

Witwenmacher-Steine.

Zum Gipfel vom Mt. Buffalo führt ein schneckenförmiger Weg – mit vielen Gittern und Geländern.

Gitter für normale Touristen, damit man sich nicht so quälen muss.

Die Landschaft wirkt grau. Zum einen haben die Steine Schuld und außerdem

hat es 2020 gebrannt. Zurück geblieben sind graue Eukalyptus-Stümpfe.

Die Eukalypten schlagen aber kräftig aus.

Im Nationalpark ist die heimische Botanik wieder in Ordnung – Dianella longifolia, die Glatte Flachslilie. :-)


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Great Ocean Road

18.-22.11.24, Australien/VIC/Koroit+Princetown+Apollo Bay, Tag 354-359 Roadtrip, 27.072 km total, Tages-km 214+130+84

“Eine der schönsten Küstenstraßen der Welt.“ The Great Ocean Road. Die Anforderungen sind hoch für einen Abschnitt von 250 Kilometer Länge, der vor uns liegt. Bevor wir uns überzeugen, ob die vollmundigen Behauptungen stimmen, legen wir noch einen Zwischenstopp in Koroit ein. Für zwei Tage ist bedeckter Himmel vorher gesagt, dass macht jede Küstenstraße kaputt.

Zwei trübe Tage in Koroit – nichts fürs Meer – aber gut für einen Bush Walk.

mehrere Kraterseen sind ineinander verwoben in Tower Hill. Sehr schöne Landschaft mitten in Weideland.

Koroit hat einen kleinen Vulkankrater mit gut ausgebauten Wanderwegen und verspricht Koala-Sichtungen. Wir versuchen unser Glück. Und werden nicht enttäuscht. Ein großer Koala hängt träge nur zwei Meter über uns im Geäst. Während wir nach oben in den Baum starren, legt der Koala den Kopf in den Nacken und fängt zu brüllen an. Wie am Spieß. Laut und lang gezogen. Affengebrüll nicht unähnlich, vermischt mit etwas Tiger-Grollen. Oder auch wie das Gurgeln eines defekten Abflusses.

Augen zu – Kopf in den Nacken

Und brüllen, dass wir fast vor Schreck umfallen.

Koala mal ganz anders.

 

Das Gebrüll zeigt die Stärke und Stellung des Koalas innerhalb einer Gruppe an. Die Gruppe muss weit verstreut sein. In der Nähe unseres Koalas können wir keine weiteren Tiere finden. Wer weit auseinander wohnt, muss halt brüllen.

Nachdem wir von Unserer Runde noch einmal beim Koala vorbeischauen – macht der Kerl, was Koalas 20 Stunden am Tag können: Schlafen!

Eine neue Skink-Sorte läuft uns auch noch über den Weg – ein Southern Grass Skink.

Das Hinterland der Great Ocean Road wird dominiert von Milch-Viehwirtschaft. Koroit selber hat eine große Butterfabrik mit großen Milchsilos auf dem Gelände.
Unser erster Abstecher zur schönen Küste führt auf einem Feldweg quer durch Weideland. Prompt geraten wir in einen Viehtrieb. 300 Kühe – mindestens – werden zum Melken gebeten. Artig trotten die Tiere zum Stall.

Der moderne Cowboy ist mit dem Quad unterwegs.

Der westlichste Zipfel der Great Ocean Road.

Immer wieder sieht man solche riesigen Hecken. Schutz für die Tiere gegen den eisigen Südwind, der uns um die Ohren pfeift.

Statt bequemer Parklätze müssen wir uns beim ersten Blick auf die GOR durch die Büsche kämpfen. Am Ende soll uns dieser Spot am besten gefallen.

Die nächsten Stopps sind offizielle Touristen-Punkte. Gekennzeichnet durch braune Hinweisschilder. Eine extra Abbiegespur zum Parkplatz und die Spots tragen Namen: ‚London Bridge‘, ‚The Grotto‘ und die ‚zwölf Apostel‘. Für Rechtsfahrer gibt es Warnhinweise, dass man bitte auf der linken Spur weiter fahren soll nach dem Foto Stopp. Hubschrauber knattern über die Küste entlang.
Man fährt ein Stück mit dem Auto, aussteigen, einen kurzen Weg zur Küste laufen, Foto machen und weiterfahren. Beide mögen wir diese Art des Sighseeings nicht sehr. So recht bleibt nicht im Gedächtnis, was man gesehen hat.
Bis zu sieben Millionen Besucher hat die Great Ocean Road jährlich und ist einer der Touristen-Attraktionen in Australien. Trotz Vorsaison ist es überall voll, besonders an der top Attraktion ‚Apostel‘. Auffällig für uns, dass 80 Prozent der Besucher Chinesen sind.

The London Bridge. Hier ereignete sich 1990 ein Drama. Damals war der Bogen noch mit dem Festland verbunden. Zwei Touristen waren zur rechten Zeit am rechten Ort – sie befanden sich auf dem rechten Teil, als die Brücke hinter ihnen einstürzte. Nach mehreren Stunden konnten sie mit Hubschraubern gerettet werden.

Razorblade – ist schon schön die GOR. Dieser Aussichtspunkt gefällt uns am besten.

Die 12 Apostels – eigentlich sind es nur acht Pfeiler. Wir sind zum falschen Sonnenstand da, aber zum Glück stehen noch zwei  Pfeiler auf der anderen Seite der Aussichtsplattform.

Keine Selfie-Profis. Aber eine tolle Aussicht.

Wir sind abends froh, dass wir auf halber Strecke der Grat Ocean Road einen Campingplatz finden, der – man glaubt es kaum – fast leer ist. Ohne Infrastruktur und mit Plumpsklos scheint er nicht beliebt zu sein. Obwohl er nur sechs Kilometer von den Aposteln entfernt liegt. Wir bleiben zwei Nächte und haben am nächsten Tag den herrlichen Strand für uns alleine. Wie kann das sein?

Nach so viel Küste gibt es abends heiße Suppe – der Wind ist eisig. Nur hinterm Auto ist es einigermaßen auszuhalten. Kartoffelsuppe mit Kartoffeln und Süßkartoffeln. Paprika und ‚German Nackwurst‘ vom Aldi. Schön scharf, damit wir wieder auftauen.

Prachtstaffelschwanz – ein Leichtgewicht von 8 bis 14 Gramm.

Vom Campingplatz führt ein wunderschöner Weg am Fluss entlang zum menschenleeren Strand.

Der dunkle Fluss von Princetown mündet ins wilde Meer.

Schöner als jeder Aussichtspunkt. ;-)

Nach dem Nachthochwasser war hier schon jemand mit Schluss-Sprüngen unterwegs. 2,5 Meter Abstand ungefähr.

Der Eiswind hat sich gelegt – man kann den Tag schon fast warm nennen

Muschel und Schnecken armer Strand – diese Hübschen sind noch bewohnt.

Eine weitere Nacht verbringen wir in Apollo Bay. Ein angenehmer Touri-Ort mit Restaurants und Boutiquen. Nur mit Glück ergattern wir noch einen Platz. Gestern war der Campingplatz ausgebucht.

Apollo Bay hat einen feinen Sandstrand, angespülten Kelp auf den Felsen und sogar eine Seelöwen Kolonie. Die lagen faul auf einem Riff vor der Küste. Der Kelp fasst sich an wie eine Mischung aus Leder und Silikon. Unzerreißbar!


2

Alle wieder fit

17.11.24, Australien/VIC/Horsham, Tag 353 Roadtrip, 26.637 km total, Tages-km 0

Uns geht es wieder gut, die Erkältung ist abgezogen. Etwas Schnoddernase ist noch übrig, aber nichts Ernstes mehr. Das Auto fühlt sich ebenfalls pudelwohl und ist aus der Werkstatt zurück. Nur unserem Portemonnaie geht es nicht so gut: ausgenommen und gefleddert. :mrgreen:

Nachdem die Basketball-Kinder abgereist sind, sind wir im Erdzelt geblieben. Mal eingerichtet und aufgebaut, hatten wir keine Lust auf einen Umzug und unser Hab und Gut quer über den Campingplatz zu tragen. Die Ameisenstraße, die direkt zu der Ölflasche führt, entdecken wir auch erst am vorletzten Tag. Jetzt sind wir wieder ins Dachzelt umgezogen. Gegen das Rumgekrabbel auf der Erde ist das eine Wohltat.

Schon länger – genau genommen seit 5.000 Kilometern – hat der Bundy Wasser verloren. Wir sind die gesamt Outback-Tour mit dem Wasserverlust gefahren. Unterm Auto war das Wasser nicht zu finden, sondern ging irgendwo im eigenen System verloren. Leistungsabfall oder ungute Abgase gab es nicht. Achim hat nach jeder Fahrt nachkippen müssen. Aber wo reparieren? Die kleinen Orte im Zentrum mit irgendeiner wilden Schrauberbude schienen uns nicht geeignet.

Auf unseren eigenen Komfort musste auch geachtet werden. Ein Campingplatz am Ende der Stadt, so wie es häufig der Fall ist, kam nicht in Frage. Wir wollten die Werkstatt und Supermärkte noch gut zu Fuß erreichen können. Also fiel die Wahl auf Horseham. Zwanzig Tausend Einwohner, gute Infrastruktur und der Zeltplatz nur 1,5 Kilometer vom Zentrum entfernt. Perfekt.

Nachdem beim ersten Besuch das Kühlwassersystem als Fehler ausgeschlossen werden konnte, blieb nur noch die Zylinderkopfdichtung oder ein Riss im Zylinderkopf als Ursache übrig. Die Arbeit ist bei beiden Schäden die gleiche, nur die Ersatzteile machen den Unterschied. Natürlich ist es der teuerste Schaden gewesen, der in Frage kam. Ein feiner, mikrokleiner Riss im Zylinderkopf.
Ein neuer Kopf wurde bestellt – ein Hoch auf die Australischen Lieferketten. Dass innerhalb von zwei Tagen ein Teil für unseren alten Bundy aus dem Jahr 2001 verfügbar ist: Bewunderung.
3.200 Euro hat uns das Vergnügen gekostet. Rechnet man das auf die zu erwartenden 30.000 Kilometer runter, die wir unterwegs sein werden, sind es keine 10 Cent pro Kilometer. Klingt doch schon gar nicht mehr so schlimm. ;-)

Nicht viel zu erkennen für das viele Geld :-)

Uns ging es gut auf dem Campingplatz. Genau genommen, konnte uns nichts besseres passieren als die Erkältung zu haben und nicht weiter fahren zu können. Der Zeltplatz liegt zwischen Botanischem Garten und Fluss. Beides sorgt für Vogel-Vielfalt. Jede Nacht hatten wir Besuch von mindestens einem Possum. Erst war es etwas unheimlich (als Dachzelt-Weicheier sind wir ja immer schön weg vom Geschehen auf der Erde). Die niedlichen Tiere  grunzen sich lauthals Kommandos zu während sie am Überzelt herum rascheln.

Wir haben entdeckt – wo dass Possum tagsüber schläft: in diesem hohlen Stamm.

Den Schwanz über die Augen gezogen, damit ja kein Lichtstrahl durch die Lider scheint. Auf deutsch heißen diese Beuteltiere ‚Fuchskusu‘. In Neuseeland eingeschleppt gelten sie als Pest, die versucht wird wieder auszurotten. In der Heimat Australien gibt es sogar Warnschilder, damit man nachts die possierlichen Tiere nicht überfährt. Die Bäume um unser Zelt herum sehen deutlich befressen aus, aber in der Art, dass sie stärker austreiben als Schaden zu nehmen. Das Abfressen passiert in Neuseeland auch mit den Baumfarnen, die das nicht überleben.

Unser letztes Hab und Gut – dhinter dem Zelt liegt ein Naherholungsgebiet mit Spielplätzen und Fahrradwegen.

Der Campingplatz in Horsham  direkt am Fluss.

Morgen fahren wir weiter. Erst an die Küste und dann weiter nach Sydney. Wir haben über zwei Wochen verloren. Waren wir sonst frei in der Zeitgestaltung, so ist Sydney jetzt der zeitbestimmende Faktor. Dort wollen wir unbedingt vor Weihnachten wieder weg sein. Sydney gilt dann als überfüllt und bereits jetzt ist auf Campingplätzen kein Platz mehr buchbar. Bis dahin sind es noch etliche Kilometer und viele Attraktionen liegen auf der Strecke.


3

… und es kam schlimmer!

01.-10.11.24, Australien/VIC/Dunkelt+Horsham, Tag 337-347 Roadtrip, 26.637 km total, Tages-km 77+135

Nach dem ‚Rauswurf‘ vom Camp in den Bergen fällt unsere Wahl auf ‚Dunkelt‘, nur gute 70 Kilometer weiter. Ein Durchgangsort zum Eingang in den Grampian Nationalpark.
Für uns die perfekte Wahl, um Zeit zu schinden. Wir müssen zurück nach Horsham, wir haben in fünf Tagen einen Werkstatt-Termin. Der Bundy verliert Kühlwasser, ohne dass eine Pfütze unter dem Auto zu sehen ist. Alle Zeichen stehen auf ‚Zylinderkopf‘ :cry: .

Dunkelt wirkt frisch wie aus der Reinigung. Alles ist sauber, grün und getrimmt. Die Rasenflächen der Häuser gehen nahtlos in gemähte Gemeindewiesen über. Ganz Dunkelt ist eine einzige gemähte Wiese. Es schließen sich Schafweiden an, die perfekt in grüne Auen des Dorfbaches wechseln. Kulturlandschaft vom Feinsten. Wir ziehen große Kreise um das kleine Dunkelt.

Bilderbuch-Landschaftsidylle – im Hintergrund die südlichsten Berge der Grampian Kette.

Die Umgebung von Dunkelt – alles grün.

Viele alte Bäume in den Auen.

Alles gemäht in Dunkelt – 600 Einwohner. Kommt die Sonne raus, wird es sommerlich warm.

Sogar die Wanderwege sind gemäht.

Zur Abwechslung mal ein Wallaby.

Ein Grasbaum in voller Blüte. Diese Pflanzen erreichen eine Höhe von 2 bis 6 Metern, wachsen extrem langsam und werden bis 450 Jahre alt.

Aber es ist kalt. Der ungebremste Wind aus der Antarktis sorgt für gefühlte Minustemperaturen in der Nacht. Wir rüsten auf.
Auf unsere Dachzelt-Matratze legen wir die selbstaufblasenden Luftmatratzen vom Erdzelt. Das bringt richtig viel Wärme. Eine ungenutzte Fleecejacke, die ich wegen Ärmelenge unmöglich noch zusätzlich über alle Oberteile anziehen kann, wickel  ich mir um die Beine.
Die Abende sind ebenfalls gerettet.  Der Campingplatz in Dunkelt hat Feuerschalen und einen Holzverkauf gleich dazu. Wir kaufen eine Schubkarre voll für 15 Dollar. Das wärmt, hat aber auch den Nebeneffekt, dass unsere dauer-getragenen Klamotten jetzt auch noch nach Qualm riechen. Nichts im Leben ist umsonst.
In Victoria ist ganzjährig Feuer machen erlaubt, es sei denn es ist ausdrücklich verboten. Andere States haben ein striktes Verbot ab 1.November.  Erst sind wir etwas schüchtern auf dem Campingplatz zu kokeln, aber als zwei Nachbarn uns einqualmen, sind wir auch dabei.

Feuerstellen auf dem Campingplatz. Die Kälte führt dazu, dass jeder zweit Platz am Kokeln ist. Man stelle sich das in Deutschland vor …

Das Schlaf-Shirt mal eben schön vollqualmen.

Nach vier Nächten fahren wir zurück nach Horseham. Hier war das Auto bereits vor zwölf Tagen zur Kontrolle vom Kühlwassersystem. Das System wurde abgedrückt und kein Leck entdeckt. Also haben wir einen Termin vereinbart für eine größere Operation.

Aus dem Chaos ruft eine Stimme: „Lächle und sei froh, es könnte schlimmer kommen.“ Wir lächelten und waren froh, und es kam schlimmer. :mrgreen:

Während wir nach dem Aufbau des Dachzeltes noch diskutieren, ob wir uns ab Morgen – dann des Autos beraubt – besser eine Hütte mieten oder das Erdzelt aufbauen, kommt ein Typ über den Platz gelaufen, der mit Farbe die Stellplätze neu nummeriert. Wir kommen ins Gespräch: „Ab Freitag ist hier die Hölle los. In Horsham findet ein Basketball-Tournier statt. Alles ausgebucht. An eine Hütte braucht ihr gar nicht zu denken. Sprecht mit der Chefin, wo ihr bleiben könnt.“

Wir haben Glück und dürfen den Platz behalten, wo wir bereits stehen. Wir bauen das Erdzelt auf. Räumen alles (wirklich alles ?? – hast du eine Schere? Haben wir das Feuerzeug vergessen?), was wir brauchen ins Zelt. Wir setzten wieder auf dreilagig: Matratze Dachzelt, Luftmatratzen und eine Wolldecke. Voila.

… aber es kam schlimmer. Tag 1

Am nächsten Tag fahren wir in die Werkstatt.  „Als erstes testen wir, ob Abgase im Kühler landen.“ Nachmittags dann ein Anruf: „Wir konnten nichts messen. Das Kühlsystem ist nicht die Ursache. Bleibt nur der Zylinderkopf. Größere Sache, so ein Zylinderkopf. Und wir haben gut zu tun. Wollt ihr das Auto erstmal wieder abholen?“.
Unsere Alarmglocken schrillen. Blockiert der Wagen keinen Arbeitsplatz mehr, drängelt sich bestimmt ein anderer dazwischen. Der Bundy soll schön da stehen bleiben – zum Druck aufbauen.
Achim, die flinke Socke, ist sofort auf den Beinen und läuft zur Werkstatt. Telefonisch wird das nichts. Er drückt erfolgreich die Tränendrüse, dass wir kein Zuhause haben.
Achim kommt mit der Zusage zurück, dass spätestens Ende nächster Woche (Ersatzteile-Beschaffung, viel zu tun bla bla bla) der Wagen fertig sein soll.
Also ungefähr 10 Tage Erdzelt. :roll:

… und es kam schlimmer. Tag 2

Seit drei Wochen kein Regen. Der erste Morgen im Erdzelt und es pladdert auf uns nieder. Haben wir sonst die Markise, bleibt uns jetzt, liegen bleiben oder in die ungemütliche Küche flüchten.

Etwas nüchtern, aber windgeschützt und einen Fernseher gibt es auch.

Und es braut sich etwas zusammen: Ich hatte schon ein leichtes Kratzen im Hals in Dunkelt. Achim klagt jetzt ebenfalls über Halsschmerzen.

… und es kam schlimmer. Tag 3 und 4 und 5

Wir sind jetzt beide erkältet. Es hat uns schon schlimmer erwischt – es nervt trotzdem. Ob die kalten Nächte mit Schuld haben, steht nicht im Schnodder-Taschentuch geschrieben. Im Zelt ist es kuschelig warm. Zu unserer Überraschung ist das Erdzelt nachts wärmer als das Dachzelt. Hmm.

Der Campingplatz ist jetzt gut gefüllt. Die Basketball-Kinder sind eingetroffen. Die Bälle sind immer dabei. Dup, dup, dup macht es auf dem Asphalt. Dup.
Erschwerte Bedingungen für ein Genesungs-Nickerchen. Dazu scheint jetzt die Sonne aufs Zelt. 35 Grad, jede Wette. Die Nase verstopft zwangsläufig. Zum Glück gibt es in Australien Nasentropfen ohne Rezept zu kaufen. Es sind die kleinen Dinge, die glücklich machen.

Heute ist Sonntag. Mal sehen, ob wir Morgen am Abend etwas über einen Werkstatt-Fortschritt hören.
Bis dahin liegen wir im Zelt und lächeln, und sind froh. Schlimmer kann es ja nicht werden. :mrgreen:

Unser Dreimannzelt. Der dritte Mann besteht aus Klamottenkisten, Dreckwäschesack und Waschmittel. Gleich neben Öl, Gewürzen, Kaffee, Tee und Zwiebeln. Und Bier natürlich. ;-)
Alles, was wir für zehn Tage auch zum Kochen brauchen. Die Küche ist mit Tellern und Töpfen ganz gut ausgerüstet, diese Sachen konnten wir im Auto lassen.
Aber wer hat die Schere vergessen?


4

Grampian – Kraxeln in den Bergen

23.-31.10.24, Australien/VIC/Horsham+Halls Gap, Tag 328-336 Roadtrip, 26.425 km total, Tages-km 161+75

Horsham ist eine Ortschaft unweit vom bergigen Nationalpark ‚Grampian‘ entfernt. Unser Campingplatz liegt in Laufnähe zum Einkaufparadies auf Kleinstadtniveau. Perfekt, das Zelt kann aufgebaut bleiben. Aus geplanten zwei Nächten in Horsham werden fünf. Wolken und Regenwahrscheinlichkeiten halten uns zurück weiter in die Grampian-Berge zu fahren.
In Horsham ist das Wetter gut, hätten wir nicht schon wieder Schafskälte. Die Campküche wird unser abendlicher Freund und rettet uns, dass wir nicht schon um 19:00 Uhr in den Schlafsack kriechen müssen.

Etwas nüchtern, aber windgeschützt und einen Fernseher gibt es auch.

Nachts geht es runter auf Null Grad. Und selbst tagsüber erreichen wir keine zwanzig Grad mehr. Wir haben beide einen Satz warmer Klamotten dabei. Die tragen wir inzwischen Tag und Nacht. Beim Stadtbummel, beim Kochen und Schlafen. Pfui. An Waschen ist gar nicht zu denken, wir brauchen die Plünnen ja auch am Tag.

Auf dem Campingplatz ist gut was los: Ein Schönsittich.
Er dürfte eine zehn auf der Skala sein.

Seine Frau schafft eine vier.

Zwei Possums toben in den Bäumen neben unserem Zelt.

Dann sagt der Wetterbericht, im Grampian scheint die Sonne. Wir ziehen weiter. Als Standort wählen wir ‚Halls Gap‘ – dreihundert Einwohner, aber sechstausend Gäste-Betten. Es herrscht noch Vor-Vor-Saison. Der Campingplatz ist gigantisch groß, aber fast leer. Viel Wildlive um uns herum: Kakadus, Papageien, Emus. Ein Mob von zwei Dutzend Kängurus hält den Rasen vom Camp kurz. Die Tiere sind Menschen gewohnt und lassen uns nahe heran. Direkt vom Zelt können wir die Gruppe beobachten.
Es gibt neben den Weibchen und Teenagern zwei rauflustige Männchen, die eindeutig geschlechtsreif sind. Sie graben – im wahrsten Wortsinn – an den Weibchen herum. Hüpfen hinter ihnen her und grabbeln an ihren Schwänzen herum. Der Alpha-Boss hat seinen Laden aber im Griff. Sobald er die Anmache der Jungs mitbekommt, zeigt er seinen Bizeps. Ein grunzendes Husten reicht und seine Konkurrenz lässt von den Mädels ab. Die beiden messen dann ihre Kräfte untereinander. Uns wird ein Boxkampf vom Feinsten geboten. Einschließlich Tritte in den Magen des Sparring-Partners.

 

Der Chef zeigt, wer der Chef ist.

Sparring unter vollem Körpereinsatz.

Mit diesen Krallen soll ein Känguru einen Menschen aufschlitzen können, wenn es mal richtig sauer ist.

Östliches Graues Riesenkänguru.

Das Kängurubaby – halb im Beutel- halb draußen.

Die Joeys – der australische Begriff für Känguru-Baby – springen kopfüber in ihren Beutel.

 

Auch die Lage vom Zeltplatz ist perfekt. Direkt vor der Tür liegt der attraktivste Wanderweg der Grampian-Berge. Allerdings ist er 9,5 Kilometer lang und 550 Höhenmeter sind zu überwinden. Medium schwer, mit ein paar Kletterpartien – so heißt es.
Ich mach es kurz, wir sind total im Eimer als wir nach fünf Stunden wieder am Zelt ankommen. Verweichlicht durchs flache Outback, wo man zehn Kilometer in drei Stunden abarbeitet. Der Aufstieg besteht nur aus Stufen. Wunderschön, aber diese Stufen! Und wo keine Stufen sind, muss man über Felsen klettern.
Es fängt gleich garstig an. Das frische Shirt unter den drei Lagen Universal-Klamotten ist schnell durchgeschwitzt. Die dicken Klamotten landen im Rucksack. Wir schwitzen weiter und arbeiten uns vorwärts. Am Gipfel weht ein eisiger Wind. Jetzt wird es schmuddelig. Über das durchgeschwitzte T-Shirt ziehen wir unsere Schlafklamotten. Lecker! Ein Leben am Limit.

Hunderte Stufen – mal Metallgitter – mal aus Stein gehauen.

An der Ostseite fallen die Berge der Grimpians steil ab.

Total abwechslungsreiche Landschaft.

Blick auf Halls Gap – links unten kann man unser Auto sehen. ;-)

Die Pinnacles – scharfe Abbruchkante.

Das letzte Foto der Influenzerin vor dem Abgrund.

Viele Engstellen auf dem Weg nach unten.

Total abwechslungsreiche Landschaft.

Der nächste Morgen beginnt schmerzhaft. Muskelkater vom Übelsten. Die nächsten zwei Tage sind wir nur noch in der Lage auf ebenen Strecken zu laufen. Eine weitere Gipfel-Wanderung fällt aus. Wir streunen nur am Dorfbach entlang. Auch schön mit unglaublich hoher Tierdichte an allen Ecken.

Muskelkater zwingt uns auf ebene Wege.

Nasen-Kakadu – diese Art galt mal mit einem Restbestand von 1000 Vögeln als stark gefährdet. Konnte aber durch die Reduzierung von eingeschleppten Kaninchen erholen.

Uns gefällt es in Halls Gap, wir wollen um zwei Tage verlängern. Aber ein Feiertag in Victoria schenkt der arbeitenden Bevölkerung ein langes Wochenende. Und dem Campingplatz einen Bomben-Umsatz. Angeblich ist alles ausgebucht die nächsten drei Tage. Wir müssen leider die schönen Grampians verlassen.

Und dann kommen uns Wanderer mit diesen Koffern auf dem Rücken entgegen. Wer weiß, was das ist. Wir mussten fragen – hatten keine Idee…

Das ist die Lösung – Matratzen für Free Climber, falls man abstürzt …

Nun doch noch einmal ein Fliegen Talk

Dieses ‚Gewehr‘ haben wir im Hardware Shop entdeckt. Ein Nation, die ein Spielzeuggewehr erfindet in das man Speisesalz als Munition lädt, jemanden findet, der das Gerät herstellt, einen Vertriebspartner findet, um damit auf Fliegen zu schießen – diese Nation muss sehr verzweifelt sein. :mrgreen:

Ein Salzgewehr gegen Fliegen.


17

Krasser Wechsel

16.-22.10.24, Australien/SA/Port Pirie+Clare+Tanunda+Bordertown, Tag 320-327 Roadtrip, 26.189 km total, Tages-km 125+120+221+289

Extremer kann der Wechsel vom Outback ins gezähmte Australien nicht sein. Wir brauchen nur 125 Kilometer zu fahren, erreichen die Küste und finden uns in einer anderen Welt. Auf den Landkarten wimmelt es plötzlich vor Straßen. Auf den Straßen wimmelt es vor Autos. Im Outback grüßt man lässig mit zwei Fingern jedes entgegenkommende Fahrzeug. Hier kann das nur zu Grußkrämpfen führen.
Statt alle dreihundert, kommen wir nun alle zwanzig Kilometer durch ein Dorf. Und die Preise! Eben kostet der Liter Diesel noch 2,70 Dollar, um nun für 1,70 Dollar (1,05 Euro) verschleudert zu werden. Alles ist günstiger – das Outback hat seinen Preis.
Es gibt wieder Supermärkte, die den Namen wirklich verdienen. Wie viele Sorten Brie dürfen es sein? Yoghurt! Nüsse! Anderes Obst als Äpfel oder Bananen.
Zwei Monate haben wir mit dem Angebot der Land-Dorf-Läden ganz gut, aber eintönig überlebt (wie viele Hackpfannen mit wechselndem Gemüse sind in unsere Mägen gewandert?) Auf einmal stellt sich nur die Frage, in welcher der Mega-Ketten wir einkaufen: Aldi? Coles? Oder Woolworth – dem Edeka Australiens?

In vier Etappen schaufeln wir uns an Adelaide vorbei. Auf Großstadt haben wir keine Lust, konzentrieren uns auf den ländlichen Bereich.
Der erste Stopp, noch vor Adelaide, heißt Port Pirie. Die großen Silos im Hafen verraten, dass der Süden von South Australia Weizen-Country ist. Pirie ist ganz nett, verfügt über die besagten Supermärkte und beschert uns innerhalb von dreißig Stunden drei Gewitter. Etwas viel Wetter für den Anfang.

Unser Campingplatz liegt direkt am Meer – hier zieht das erste von drei Gewittern auf.

Die Anzahl der Korn-Silos ist beeindruckend. Es könnte sein, dass der Weizen von hier aus nach Fiji transportiert und dort gemahlen und verpackt wird. Von da geht das Mehl dann weiter nach Französisch Polynesien. Genau so ein Mehl haben wird dort gekauft.

Wir drehen wieder von der Küste weg. Weizenfelder wechseln sich mit Schaftweiden in anmutiger Hügellandschaft ab. Der Weizen steht weizengelb ( :mrgreen: ) auf den Feldern. Bereits im Vorfrühling ist Erntezeit. Uns wundern die zum Teil mickrigen Halme. Seit wann wird Weizen nur 30 Zentimeter hoch? In Clare, unserem zweiten Stopp lernen wir von einem gesprächigen Herrn des örtlichen Bowling-Clubs, die Ernte sei verloren. Es gab zu wenig Regen.
Dieser Regen wird während unseres Aufenthalts nachgeholt. Der zweite Tag in Clare gehört dem Dachzelt mit Lesen und dem Vertilgen der Süßigkeiten vom Aldi.

Je weiter wir nach Osten kommen, desto grüner steht der Weizen noch auf den Feldern.

Auf dem Land gibt es überall einen Rasen-Bowling-Platz. Australien hat auch eine umgekehrte Alterspyramide. Die Rentner lieben Bowling. Wer nicht mehr in die Knie gehen kann, für den gibt es eine Kugel-Aufhebevorrichtung.

Eine Schwierigkeit beim Rasen-Bowling: die unrunden Kugeln.

Bald hinter Clare verschwinden Weizen und Schafe. Wir erreichen das Barossa Valley. Eine der exklusivsten Weingegenden Australiens. Und eine der ältesten. Sei 1847 wird in diesem Tal Wein angebaut.
Die kleinen Dörfer sind entzückend. Mit mediterranem Flair – Lavendel steht vor hellen Steinhäusern in voller Blüte. Und es muss ein Gesetz in diesen Dörfern geben, dass man Rosen in seinen Garten pflanzen muss. In jedem Garten, vor Restaurants und Kirchen und im öffentlichen Grün stehen Rosen in voller Blüte. Knospen ohne Ende. Gesund. Kein Lochfraß von Blattläusen zu sehen, kein Mehltau, kein Sternrußtau. Wie die das hier machen, ich weiß es nicht. Es ist jedenfalls eine Augenweide.

Weingüter – Weinproben – Weinkeller

Wein – überwiegend Shiraz – bis in den letzten Winkel vom Dorf angebaut.

Stadtbild von Tanunda.

Die gesündesten Rosen, die ich je gesehen habe. Hier hat doch auch nicht jeder Haushalt einen grünen Daumen? Das Klima muss es sein. Mediterran – milde Winter, heiße Sommer.

 

Wir bleiben bei feinstem Wetter zwei Tage in Tanunda. Ein Lehrpfad führt durch den Ort mit sieben Kirchen. Unter den ersten Siedlern befanden sich viele Deutsche. Um 1840 kam ein Deutscher Pastor mit seiner Kirchengemeinde von 250 Personen nach Tanunda, was in den Gründerjahren noch Langmeil hieß. Deutsche Winzer folgten. Eine Sonntagsschule wurde gegründet in der Deutsch unterrichtet wurde. Es folgte eine deutsche Zeitung.
Mit dem ersten Weltkrieg wurde der Deutsch-Unterricht verboten, deutsche Straßennamen geändert. Nach dem zweiten Weltkrieg wurde auch die deutsche Beschriftung der Grabsteine untersagt. Aber bis heute tragen viele Weinkeller noch ihren ursprünglich deutschen Namen.

Außergewöhnliches Spalier aus Zypressen.

Der Friedhof ist wie immer eine Quell der Information.

Nur deutsche Namen auf den Grabsteinen.

Sogar eine Deutsche Kegelbahn hat es bis Tanunda geschafft – die einzige ihrer Art auf der Südhalbkugel. Abfotografiert vom Heritage-Trail.

Nach dem Barossa Valley wird die Landschaft langweilig. Flach. Nur Landwirtschaft. Weizen in erster Linie. Manchmal Schafweiden. Viel ändern können wir nicht und müssen da durch. Erst weiter im Osten liegen die großen Nationalparks.
Wir teilen die 450 Kilometer mit einem Halt in Bordertown. Der Campingplatz liegt verkehrsgünstig mitten auf dem Highway – zumindest klingt es so. Augen auf bei der Beschreibung der Plätze in der Camping-App.
Bordertown ist so langweilig wie die Landschaft. Der Ort lebt von einem Schlachthof – nur Schafe und Lämmer – was bis zu 8.000 Tiere täglich schlachten kann. Die Laster, die diese Tiere herankarren, fahren die ganze Nacht durch unser Zelt.

 

Ein letzter Fliegen-Talk

Mit dem Outback sind wir auch die Fliegen los. Schlagartig. Das ist gut.
Diese Fliegen sind schwierig zu verstehen. Sie mögen keine Orte. Selbst das kleine Quorn, umzingelt von Berglandschaft mit Fliegen, ist absolut Fliegen frei.
Fährt man mit dem Auto nur ein paar Kilometer raus, so sind sie wieder da. Aber wo genau sind sie, diese Fliegen? Steigt man aus dem Auto ist noch für zwei, drei Minuten himmlische Ruhe. Man wähnt sich schon in Sicherheit. Aber dann wird man von den Viechern gefunden und fortan kleben an sie an einem wie Hundedreck am Schuh.
Schüttelt man einen Busch oder läuft durch Gras, ist es nicht so, dass tausende Fliegen aufwirbeln. Man fängt sie auch nicht mit der Windschutzscheibe ein. Egal wohin man schaut und nach ihnen sucht, sie bleiben unsichtbar.

Schatten hilft. Selbst eine nach zwei Seiten offene Überdachung lindert die Invasion. Kälte hilft auch. Die letzten Tage im Outback war es morgens noch so frisch, dass wir fliegenfrei frühstücken konnten. Erst mit 15 Grad plus kommen sie aus ihren Löchern, Nestern, Sammelplätzen. Jetzt sind wir in Farmers-Schafland. Und keine Fliege zu sehen. Die verrückte Welt der Outback-Fliegen.


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Schafskälte und good bye Outback

10.-15.10.24, Australien/SA/Quorn, Tag 315-319 Roadtrip, 25.534 km total, Tages-km 145+43

Wir bleiben nach den Feierlichkeiten noch weitere fünf Tage in Quorn. Der Ort ist nett zurechtgemacht und ein (wieder) aktiver Ghan-Bahnhof. 1973 entschlossen sich Freiwillige, die alte Bahnlinie zwischen Quorn und Port Augusta zu reaktivieren. Das Resultat ist ein echtes Dampfmaschinen-Erlebnis. Aus Port Augusta werden Freunde der Eisenbahn knapp fünfzig Kilometer durch die hübsche südliche Flinders-Kette kutschiert. Zwei Stunden Aufenthalt, dann geht es zurück.

Hübsches Quorn

Viele Gebäude der ‚Goldenen Zeit‘ sind noch erhalten.

Nostalgie in Quorn. Das ist die letzte Bahn für die Saison. Der Zugverkehr wird bis einschließlich April eingestellt. Nicht etwa, weil keiner mehr fahren möchte, sondern weil ab 1.November absolutes Feuerverbot in South Australia herrscht. Da darf dann auch die Dampflok nicht mehr fahren.

Da stelle ma uns mal janz dumm – Watt is’n Dampfmaschin?

Für die Gäste, die in Quorn übernachten wird jeden Abend nach Sonnenuntergang eine Lightshow an das Silo am Bahnhof projiziert. Die Show fängt gut an mit einem Drohnenflug über Flinders Ranges, um dann stark nachzulassen. Unser Aussie-Nachbar entschuldigt sich bereits nach wenigen Minuten: „Bizzare, weird!“
Wir harren aus. In belehrendem Ton, untermalt mit weinerlicher Stimme und nichtkomischen Komikfiguren (Känguru mit umgebundener Schürze, was sich mit Aliens unterhält [???]) werden die Lebensmittel der Aborigines vorgestellt.  Wir gehen dann auch. Eine nette Idee schlecht umgesetzt. Schade.

Das Silo und ein paar alte Waggons dominieren den winzigen Bahnhof.

Ein alter Waggon für die Schafverladung

Licht-Show auf dem Silo – coole Idee.

 

Die Bahn ist nicht der Grund für unsere zögerliche Weiterreise in den Süden. Der Campingplatz hat eine geschützte Camp-Küche in die wir uns verkriechen können. Wir haben Kälte-Alarm. Im Wetterbericht werden die Schafs-Farmer mit ‚sheep grazie‘ gewarnt: „Bauern, holt die Schafe rein“! Eiskalt erwischt uns zwei Tage lang so eine Schafskälte.
Kontinuierlich haben wir Rinderfarmland verlassen und sind bei den Schafen angekommen. Im kühleren Süden fühlen sich die Schafe wohler. Die meisten sind bereits geschoren nach dem Winter. Folgt nun eine Kaltfront auf Regenwetter wird es den nassen, nackten Schafen schlicht zu kalt. Farmer treiben geschorene Schafe zu den Ungeschorenen. Diese sollen sich gegenseitig wärmen. Ungeschützte Muttertiere und Lämmer stehen bei Schafskälte unter Lebensgefahr.

Wir frieren ebenfalls. Lebensgefahr besteht nicht, aber unser Zelt wird zur Jurte. Immer mehr Klamotten tragen wir nach oben. Im Windschatten ist es auszuhalten, im eisigen Wind kann man nicht draußen sitzen. Nicht mal tagsüber. Wir verziehen uns in die besagte Küche. Nach zwei Tagen ist der Spuk vorbei.
Aber weiterhin heißt es: „Für die Jahreszeit zu kalt.“

Obenrum: Skiunterwäsche langarm + langärmeliges T-Shirt + dünnes Sweat-Shirt + Kapuzenpulli. Schal! Klar.
Untenrum: Ski Longjonny plus dicke Socken. Eingerollt in den Schlafsack. Den über den Kopf gezogen, damit ich in meine eigene Wärme atme.
Achim hat das gleiche Programm plus (!) Eine dünne Jogginghose und zwei Wolldecken. :mrgreen:
Wir bevorzugen kein Wetter.

Nach der Kälte können wir Quorn verlassen. Unser letzter Outback-Ort. :cry: Wir wollen runter an die Küste und den Süd-Osten von Australien erkunden. Von nun an werden wir wieder Wetter haben. Die Zeiten des verlässlichen Sonnenscheins sind vorbei. Es wird wichtig werden, ob wir auf Meeresniveau oder in den Bergen campen. Bislang war das völlig wurscht.

Outback. Dieser nebulöse Begriff. „Sind wir jetzt in Outback?“ Seit Monaten ein familieneigener Running-Gag im Auto. Über siebzig Prozent von Australien werden das Outback genannt. Erstmals wurde der Begriff 1869 verwendet. Je nach eigenem Wohnort, fängt das Outback für Australier woanders an. Alice Springs, für Touristen der Inbegriff von Outback, wird von den Bewohnern nicht als Outback angesehen. Dagegen kann für einen Sydneyaner Outback bereits hinter dem Garten vom Nachbarn beginnen.
Wir sind hoffnungslos verliebt ins Outback. In Quorn kreiste mehrmals die Idee, dass wir einfach wieder umdrehen. Ein paar Straßen sind wir noch nicht gefahren – in Outback. Dann siegt die Vernunft. Es wird heiß werden in absehbarer Zeit. 47 Grad kennen wir schon vom Januar. Es geht also nach Süden. Ab jetzt wieder mit Wetter.


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