Kategorie: Atanga

Unfreundliches Fiji Wetter

Fr.,04.Aug.23, Fiji/Vanua Balavu/Bavatu, Tag 3352, 26.315 sm von HH
Wir ankern auf sieben Meter umzingelt von kleinen und größeren Inseln. Sie sehen aus wie der berühmte James Bond Felsen. Wie Pilze. Die untere Felsenkante wurde von den Gezeiten bereits weggefressen. Überhänge von zwei, drei Metern sind entstanden. Bei Ebbe werden die freistehenden Zahnhälse komplett sichtbar. Bei Flut nagt das Wasser weiter an den Inselchen. Vom Gestein ist nicht viel zu erkennen. Die Pilz-Inseln sind üppig begrünt. Bäume und Gestrüpp krallen sich in den Felsen. Das Wasser schimmert smaragdgrün. Petrolgrün. Türkisgrün. Kalkige Auswaschungen aus dem Gestein trüben das Wasser ein und sorgen für diese außergewöhnlichen Farbschattierungen.
Die Einfahrt in das Inselgewirr verursacht schweißige Hände. Im Zickzack umkurven wir die Inselchen. Einige haben einen Durchmesser von fünfzig Metern, andere sind nur zehn Meter breit. Zwischen den Inseln ist es tief. Häufig mehr als zehn Meter. Bis auf einige Riffe, die den Weg blockieren oder umgekippte Inselchen, die auf ihren Stümpfen nicht mehr stehen konnten.
Ich hatte ja bereits berichtet, dass unsere Navionics-Karte einen Defekt im Großraum Fiji hat. Zum Glück zeigt sie keinen Fehler in dem Atoll von Vanua Balavu – zumindest, wenn man ganz tief in die Details hinein zoomt. Zusätzlich haben wir perfekte Satelliten Overlays von Julia und Götz bekommen. Wir hatten die Crew der TriBalance bereits in der Weft in Neuseeland kennen gelernt und in Savusavu wieder getroffen. Mit zwei verschiedenen Systemen trauen wir uns zwischen den Inseln um herzu fahren. Zum Teil haben wir den Eindruck wir könnten sie im Vorbeifahren anfassen. Eine magische Szenerie.
Nur eine Handvoll Schiffe ankert in diesem Insel-System. Zwei fahren ab, ein neuer Nachbar kommt dazu. Es herrscht ein gemütliches Kommen und Gehen. Abends, kurz nach Sonnenuntergang fliegen Flughunde über den Ankerplatz. Immer in die gleiche Richtung. Wahrscheinlich auf Futtersuche.
Einige Tage sind wir in unserer Ecke ganz allein, dann ankern Steve und Patty aus Hawaii neben uns. Wir verbringen einen netten Abend zusammen und am nächsten Morgen versucht Steve sein Anglerglück vom Dinghy aus. Sehr erfolgreich. Ein Snapper, zwei Makrelen und ein Barsch sind seine Tagesbeute. Eine Makrele schenkt er uns, die als köstliches Filet in unsere Pfanne wandert. Dankeschön!
Und wir freuen uns über unser neues Kajak. Mit dem Dinghy ginge es natürlich auch, aber diese zauberhafte Welt ist bestimmt für lautloses reisen. Stundenlang paddeln wir zwischen dem Insel-Wirrwar umher. Mit dem flachgehenden Kajak erreichen wir die letzten Ecken. Immer weiter stoßen wir in das Labyrinth vor. In den abgelegenen Kanälen weht kein Lüftchen. Das Wasser steht still. Nur einzelne Sonnenstrahlen treffen auf die Wasseroberfläche. Es hat den Anschein von Unterwasser-Strahlern. Es ist zauberhaft.
Nur an Land kommt man hier nicht. Die Inseln sind zu steil. Die Überhänge zu hoch. Als Schiffbrüchiger wäre dies der denkbar schlechteste Ort. Die Bucht glänzt durch die komplette Abwesenheit von Strand. Halt! Am Eingang von der Bay of Islands finden wir einen. Hundert Meter. Immerhin. Zum Beine vertreten reicht es.
Leider ist das Wetter nur die halbe Zeit auf unserer Seite. Morgen soll es richtig wehen. Ein Grundwind von 26 Knoten ist vorher gesagt. Schwellwarnungen sind verkündet. Da fühlten wir uns umzingelt von Felswänden nicht komfortabel in der Bay of Islands. Wir haben uns deswegen auf die andere Seite von Vanua Balavu verzogen – nur acht Meilen weiter nach Bavatu. Eine geschützte Bucht, nur mit einem schmalen Durchgang nach Norden offen. Weiterhin gibt es kein Internet, aber hier kann man immerhin schon mal an Land. ;-)


9

Die sagenhafte Bay of Islands

Fr.,28.Jul.23, Fiji/Vanua Balavu/Bay of Ilands, Tag 3345, 26.315 sm von HH
Nach 22 Motorstunden ohne Wind erreichen wir die Insel Vanua Balavu. Unser eigentliches Ziel ist die „Bay of Islands“. Ein Gebiet gespickt mit Inseln und Inselchen, die von ausgesprochener Schönheit sein sollen.
Bevor wir dahin fahren dürfen, müssen wir allerdings erstmal unser ‚Sevusevu‘ abliefern. Jeder Hügel, jede Bucht und alle dazu gehörigen Riffe gehören einem Dorf. Möchte man an Land oder auch nur ankern, muss man im entsprechenden Dorf um Erlaubnis bitten. Das Dorf, das Anspruch auf die „Bay of Islands“ genießt, liegt praktischer Weise gleich gegenüber der Passeinfahrt ins Atoll. Wir werfen den Anker und düsen mit dem Dinghy an Land. Diesmal sind wir besser vorbereitet und haben unser Bündel Kava – getrocknete Wurzeln vom Rauschpfeffer – dabei, was wir auf dem Markt kaufen konnten. Zögerlich gehen wir in das Dorf. Hundert Menschen leben hier. Es gibt keine Autos und keine Straße. Auf gemähtem Rasen gibt es Trampelpfade, die zu den einzelnen Häusern führen.
Zunächst interessiert sich so recht keiner für uns. Wir sprechen einen jungen Mann an, wo wir unser Kava abgeben können. Er zeigt auf einen älteren Herrn, der dann auch schon auf uns zugeeilt kommt. Es folgt eine gegenseitige Vorstellung und ich überreiche das Bündel mit den getrockneten Wurzeln. Kali fordert uns auf ihm zum Chief zu folgen. Der sitzt auf einer Veranda auf einer geflochtenen Matte auf dem Boden. Es erfolgt erneut eine Vorstellung. Alles auf Englisch.
Gemeinsam nehmen wir im Kreis Platz. Der Dorfälteste begutachtet das Bündel mit den Wurzeln. Es wird auf dem Mark bereits in Geschenkform verpackt. Das dicke Ende des Pakets ist in Zeitungspapier und ein gelbes Zierband bis in die dünnen Spitzen gewickelt. Das Bündel scheint dem üblichen Qualitätsmerkmalen Stand zu halten. Wohlwollend wird genickt.
Die beiden älteren Männer wechseln für eine Art Gebet auf ihre Sprache. Der Chief sagt etwas, Kali antwortet. Dabei wird mehrfach in die hohle Hand geklatscht. Wir verstehen häufiger das Wort für ‚danke‘ und erkennen das Wort ‚Kerekere‘. Kerekere bedeutet „um etwas bitten“. Dies kann ein Gegenstand, aber auch eine Hilfsleistung sein.
„In der westlichen Welt basiert Reichtum auf der Anhäufung von Gütern, während in den Gesellschaftsformen des Pazifik sich Reichtum danach bemisst, wie viel man geben kann“, so der Reiseschriftsteller David Stanley. Kerekere als soziales Netz der Fidschianer hat sich bis heute erhalten.
Normaler Weise wird nach dem Sevusevu noch gemeinsam Kava getrunken. Ob es an der frühen Tageszeit liegt oder inzwischen einfach zu viele Segler im Dorf ihre Wurzel abgeben, wissen wir nicht. Es wird bei uns auf die Kava Zeremonie verzichtet. Wir dürfen uns in ein Gästebuch eintragen und bekommen vom Häuptling die Erlaubnis uns frei im Dorf zu bewegen und in der Bay of Islands zu ankern und zu schnorcheln. Wo die Grenzen enden, wissen wir nicht. Immerhin gibt es 16 Dörfer auf Vanua Balavu. Wir gehen aber davon aus, dass wir es merken werden.
Nach einer kleinen Dorfrunde fahren wir zu Atanga zurück, gehen Anker auf und nach fünf Meilen erreichen wir einen Ankerplatz, der es mühelos sofort in unsere Top 3 der schönsten Ankerplätze schafft. Vier Nächte sind wir bereits hier und werden nicht müde das kleine Naturwunder zu bestaunen in dem wir sanft schaukeln. Die ersten drei Tage war das Wetter toll, gestern hat es nur geregnet. Heute ist es besser, aber noch stark bewölkt. Wir hoffen auf weiteren Fortschritt und bleiben noch ein wenig. Internet gibt es keines hier und auch sonst kann man nicht viel unternehmen. Denn es ist nahezu unmöglich an Land zu kommen. ;-)


1

Auf geht es in die Lau-Gruppe

So.,23.Jul.23, Fiji/Vanua Levu/Savusavu, Tag 3340, 26.191 sm von HH

Endlich hat sich der Regen verzogen – der sei nicht normal für die Jahreszeit, wie man uns versicherte. :roll:
Es geht also weiter. Unser Ziel sind kleine Inseln bzw. Inselgruppen ganz im Osten von Fiji, die sogenannte Lau-Gruppe. Unsere erste Insel soll Vanua Balavu sein. Wir haben uns gut mit Proviant voll geladen, denn viel soll es dort nicht zu kaufen geben. Gut, das haben wir häufig schon über etwas abgelegene Inseln gelesen und wurden vor Ort eines besseren belehrt. Internetempfang ist ebenso fraglich, die aktuellen Angaben weichen von einander ab. Auf Vanua Balavu soll es bei einem Zyklon einen Handy-Mast entwurzelt haben. Wir lassen uns überraschen.

Fiji inklusive der kleinen Atolle

Super weit ist es nicht. Etwas über einhundert Meilen. Aber die kleinen Inseln liegen süd-östlich von uns. Und aus Süd-Ost weht zu bestimmt über neunzig Prozent des Jahres der Süd-Ost-Passat. Wir machen es uns deshalb einfach und werden die Strecke wahrscheinlich motoren. Für zwei Tage ist Flaute vorhergesagt. Mal sehen, ob das stimmt, wenn wir die Nase nachher aus der Abdeckung stecken.

Ganz frisch mit dabei ist unser neues Spielzeug: ein aufblasbares Zweier-Kajak. Unsere festen Kajaks hatten wir ja in Tahiti verkauft, weil sie an Deck einfach zu viel Platz in Anspruch nehmen.
Wir wollten aber gerne wieder einen schwimmbaren Untersatz haben. Zum einen macht es Spaß ohne Motor an Strände und zwischen Inseln umher zu paddeln; zum anderen haben wir so eine Reserve an Bord. Es braucht nur irgendwas mit dem Dhingy zu sein (Verlust, kaputt), wir kämen nirgends mehr an Land.
In Neuseeland haben wir dann ein gebrauchtes aufblasbares Kajak gekauft. Bei der Demonstration, dass das Kajak in Ordnung ist, hat es auch brav seine Luft behalten. Als wir es ein paar Wochen später in Marsen Cove ausprobiert haben … pffft. Das Mistding hat Luft verloren. Und zwar an so einer ungünstigen Stelle, mitten in der Falz, dass Achim es nicht flicken konnte. Ob der Verkäufer uns geleimt hat? Wir werden es nie erfahren.
Nur so zum Spaß haben wir hier in Savusavu in einem kleinen Geschäft mit Angel- und Bootsbedarf nach einem Kajak gefragt. Der Chef vom Laden ruft in der Zentrale in der Hauptstadt an. „Es gibt zurzeit genau ein aufblasbares Kajak in Fiji. Wenn ihr es haben wollt, kann es in drei, vier Tagen geliefert sein.“ Wir schlagen ein.

Somit hat sich die Flotte um ‚Waka‘ (der polynesische Begriff für Kanu) erweitert. Waka hat sich in der Bucht vor Ort schon als wendig, spur-stabil und schnell heraus gestellt.

Achim mit Waka unterwegs – auch alleine ist es gut paddelbar

Unsere ersten Kajaks – das hat uns noch etwas besser gefallen, aber der Platz war einfach nicht dafür da


7

Video Nummer II über Neuseeland mit Zelt und Auto

Di.,18.Jul.23, Fiji/Vanua Levu/Savusavu, Tag 3335, 26.191 sm von HH

Wir sind noch immer in Savusavu. :roll: Das Wetter darf als grauenhaft bezeichnet werden. Viel Regen, immer wieder Starkwind. Eigentlich wollten wir schon weiter gesegelt sein. Aber was sollen wir bei dem Wetter auf den kleinen Außeninseln? Hier gehen wir ja schon kaum von Bord.

Das gab aber die Gelegenheit, den zweiten Film über unseren Road Trip mit Zelt und Auto auf der Nordinsel fertig zu stellen. Viel Spaß mit etlichen Schafen, kleinen Unfällen, tollen Bergen und fotogenen Seebären. Und dem „Fossil Canyon“ am unvergessenen „Forgotten Highway“, einem der schönsten Orte, die wir in Neuseeland gefunden haben.

P.S. Für die Freunde der Segel-Filme mit Atanga: ist schon in Arbeit. ;-)

#28 Neuseeland mit Zelt und Pkw – Nordinsel Teil II

 

Der alte Bahnhof von Tangarakau


7

Mit dem Bus unterwegs in Visa-Angelegenheiten

Fr.,14.Jul.23, Fiji/Vanua Levu/Savusavu, Tag 3331, 26.191 sm von HH

Wir nutzen ein paar Regentage (und das gute und preiswerte Internet  – 12 Euro für 150 GB) für die Recherche, wohin wir als nächstes segeln können. Wir dürfen vier Monate in Fiji bleiben und dann beginnt auch schon wieder die Zyklon-Saison. Also, was tun?

Alle Inselstaaten um uns herum liegen im Zyklon-Gürtel. Noch immer können wir uns nicht mit dem Gedanken anfreunden in der gefährlichen Zeit dort zu bleiben. Neuseeland wird uns wahrscheinlich nicht wieder rein lassen (wir haben allerdings nicht gefragt ;-) ). Die tatsächliche Visa-Regel sagt, dass wir uns maximal 9 Monate in 18 Monaten dort aufhalten dürfen. Eine andere Regel, dass man Neuseeland mindestens 181 Tage verlassen muss. Beides trifft nicht auf uns zu. Uns bleibt als Ziel die große Insel im Westen: Australien.

Westpazifik

Achim stellt also für uns die australischen Visa-Anträge. Gleich nach der Zahlung von 230 Euro (für uns beide) poppt die Aufforderung für eine medizinische Untersuchung auf. Nein, bitte nicht schon wieder! Haben wir doch schon in Neuseeland die Hosen runter lassen müssen. Nicht im Wortsinn, aber es wurden unsere Lungen geröntgt und Blut abgenommen. Neben einem Test auf Diabetes und andere Blutmarker war auch Aids, Syphilis und Tripper enthalten.
Immerhin ergibt die Reihenfolge der Australier mehr Sinn: Erst testen, dann einreisen. Der Kiwi hat die Untersuchungen erst nach einem halben Jahr verlangt. Trotzdem ist es für uns nicht ganz einzusehen. Flugreisende mit einem Visum für drei Monate dürfen ungetestet nach Australien reisen und ihre Tuberkulose in fremde Gesichter husten. Und von uns Fast-Rentnern ist vielleicht auch weniger anzunehmen, dass wir uns durch fremde Betten wühlen wie von langhaarigen Backpackern. :mrgreen:
Egal. Wir können uns ärgern, aber es hilft nichts. Willst du rein, musst du dich an die Regeln halten.

Mit der Aufforderung zum Medi-Check gab es gleich eine Liste mit Ärzten in Fiji, die von der australischen Immigration akzeptiert werden.  Eine Praxis befindet sich in Labasa, hier auf unserer  Insel. Das trifft sich gut, wollten wir doch sowieso mit dem Bus in den Hauptort fahren. Und wir bekommen auch noch von einem Tag auf den anderen einen Termin. Dann soll es wohl so sein.

Die Angaben, wann der erste Bus nach Labasa fährt, weichen ab. Die Antworten ergeben eine Wahrscheinlichkeit  zwischen sieben und halb acht Uhr morgens. Wir stehen mit Sicherheitsreserve bereits um 6:30 Uhr am Busbahnhof. Savusavu schläft noch. Eine Stunde später sitzen wir im richtigen Bus. Uns schallt laute Musik entgegen. Der Busfahrer ist Reggea-Fan. Wir hoffen, dass er nicht auch noch Fan vom Konsum der Reggae-Kräuter ist.
Zweieinhalb Stunden Fahrt zusammen mit UB40, Bob Marley und fünfzig anderen Fahrgästen.
Das Getriebe knallt erbärmlich beim Schalten in den ersten Gang. Hoffentlich sind die Bremsen besser.  Am Ende fährt er dann ganz anständig. Einem Pkw, der in den Bergen in die Leitplanke geknallt ist und quer auf unserer Spur steht, weicht er mit einem geschickten Haken aus. Der Unfall muss gerade passiert sein, drei Menschen laufen noch aufgeregt auf der Straße herum. Auch sie bleiben von unserem Bus verschon. Ungerührt fährt der Busfahrer weiter.

Um 7:00 Uhr morgens ist noch nichts los in Savusavu

Bus-Friedhof in Savusavu – hier wird unser Bus auch bald enden

Unser Bus auf der Hinfahrt

Labasa hat 30.000 Einwohner. Die indische Bevölkerung dominiert. Touristen gibt es hier gar keine. Bis zum Arzttermin haben wir noch etwas Zeit und schlendern durch die Straßen. Es ist heiß. Labasa liegt auf der trockenen Ostseite der Insel. Regen ist seltener. Die Sonne brennt. Wir essen schnell noch einen Happen – wer weiß, wie lange sich das beim Arzt in die Länge zieht. Eine weise Entscheidung, wir wir 3,5 Stunden später feststellen.

Taro, Brotfrucht und Muscheln

Etwas größeres Markt-Angebot in Labasa – der Verkauf findet auf dem Boden statt

Little India

Um 11:30 Uhr trudeln wir in der Praxis ein. Sehr freundlich werden wir in Empfang genommen. Eine junge Mitarbeiterin ist bald für uns da. Sie ist nur für die Visa-Anträge zuständig und hat gut zu tun – alle Fijianer, die nach Australien oder Neuseeland wollen, müssen ja ebenfalls diese Untersuchung über sich ergehen lassen. Sie freut sich: „Ihr seid meine ersten Kunden, die aus Deutschland kommen.“ Unsere Daten werden aufgenommen. Der Reisepass überprüft. Sehtest. Gewicht und Größe werden gemessen. Es folgt Blutdruckmessen und eine Urinprobe abgeben. Dann werden wir zum Lunge röntgen gebracht. „Bitte den Reisepass zeigen“. Nächste Station Blut abnehmen. „Bitte den Reisepass zeigen“. Es ist nicht so, dass es sich um ein weitläufiges Krankenhaus handelt, sondern wir befinden uns in einer kleinen Praxis mit fünf Zimmern. Bereits nach fünfzehn Minuten kennt jeder Mitarbeiter uns Langnasen.
Die letzte Station ist der Arztbesuch. Die nette melanesische Ärztin will zuerst unseren Reisepass sehen. Gefolgt von Fragen über Vorerkrankungen, Medikamenten Konsum und so weiter.
Nach drei Stunden und um 300 Euro ärmer stehen wir wieder auf der Straße. Unsere Untersuchungsergebnisse werden direkt nach Australien geschickt.

Als wir jetzt am frühen Nachmittag wieder am Busbahnhof stehen, ist es proppe voll. Alles wuselt kreuz und quer durcheinander. Ein klappriger Bus nach dem anderen fährt auf den Platz. Auspuffabgase blasen uns ins Gesicht. Es ist noch heißer als am Vormittag. Es wimmelt vor Kindern und habwüchsigen Teenagern, die auf ihren Schulbus warten, der sie zurück nach Hause bringt. Um eine überalterte demographische Pyramide braucht Fiji sich keine Gedanken machen. Viele Schüler tragen weiße Schuluniformen. Wer sich das ausgedacht hat, muss Aktien eines Waschmittelherstellers besitzen.
Wir kaufen nur noch etwas zu trinken und warten dann im Schatten auf unseren Bus. Der letzte Bus nach Savusavu fährt um 16:15 Uhr. Pünktlich auf die Minute geht es los.

Labasa am Vormittag

Labasa am Nachmittag

Der Busbahnhof platzt fast vor Menschen

Die Stadt ist unglaublich voll an Menschen

Der neue Busfahrer ist indischer Abstammung. Er ist Fan der Musik aus seiner Heimat. Auch er mag Musik laut hören. Unser Sitznachbar ist ebenfalls Fan. Im Takt der Musik drückt er eine leere Cola-Flasche ein, die mit einem lauten Plopp wieder in ihre ursprüngliche Form zurück springt. Als ihm das selber auf den Geist geht, beginnt er die Flasche gegen seinen Vordersitz zu klopfen. Man wünscht sich die Reggae-Kräuter vom Morgen herbei. ;-)
Unser indischer Busfahrer-Freund hat es eilig. Wäre aus unserer Sicht nicht nötig gewesen, zumal es am Ende der Fahrt schon fast dunkel ist. Mit hundert knallt er die Berg-Gefälle runter. Uns fällt der Autounfall vom Morgen ein. Sagenhaft, eine halbe Stunde Fahrzeit holt er raus. Wir gratulieren ihm im Geheimen und uns, dass wir heil zurück sind im beschaulichen Savusavu.

Fliegende Händler am Busfenster


25

Inselrundfahrt mit modernem Sevusevu

Mi.,12.Jul.23, Fiji/Vanua Levu/Savusavu, Tag 3329, 26.191 sm von HH

Wir mieten uns ein Auto, um etwas von der zweitgrößten Insel Fijis kennen zu lernen. Die 180.000 Einwohner von Vanua Levu verteilen sich fast ausschließlich auf die Küstenstreifen. Das Inselinnere ist bergig – immerhin knapp über tausend Meter hoch- mit Urwald bewachsen und unbewohnt. Eine Straße führt quer über die Insel zum größten Ort, nach Labasa. Die restlichen Straßen führen an der Küste entlang.

Üppiges Grün in der Inselmitte

Ein Blick zurück. Auf der anderen Seite der Bucht liegen Savusavu und Atanga

Das Auto ist die abgewohnteste Kiste, die wir je gemietet haben. Alle Kontrolllampen leuchten rot: Kühlwasser, Airbag, ABS und Anschnallen. Ein gutes Zeichen, zeigt es doch, dass immerhin die Leuchtdioden der Kontrollleuchten noch funktionieren. Über das staubige Armaturenbrett huschen winzige Ameisen. Abschließen kann man die Gurke ebenfalls nicht. „Der Wagen ist tip top“, findet unser indischer Vermieter, „alles funktioniert.“
Achim macht einen Bremstest. Daumen hoch. Mehr wäre überbewerteter Firlefanz. Los geht’s.

Wir fahren zuerst in die Berge und bleiben auf der Hauptstraße. Kommen an bescheidenen Dörfern vorbei. Angrenzende Felder werden mit der Hand beackert. Sobald man uns sieht, wird auch von weitem gewunken. Dabei ist es nicht so, dass es keine Touristen auf Vanua Levu gibt. Vor allem im Osten stehen einige Urlaubs-Resorts. Und die Marinas in Savusavu und dadurch dass man hier einklarieren kann, lockt es natürlich auch viele Segler hierher.

Typisches Dorf rechts und links der Hauptstraße

Feldarbeit ist Handarbeit – als die Bäuerin uns im Auto entdeckt – reißt sie sofort die Arme hoch

Ein kleiner Friedhof – viel Plastikmüll – Blumendeko wird zig-fach in Folie gewickelt

Müllabfuhr vor uns

Für einen als sehenswert angepriesenen Wasserfall verlassen wir die Hauptstraße. Steil geht es auf einem unbefestigten Weg ins Tal. Ein Schild, wo es zum Wasserfall geht, sehen wir nicht. Wir folgenden der Straße bis zum Dorfrand. Dort stoppen uns zwei Feldarbeiter. „Ihr müsst erst ein Sevusevu bezahlen, sonst dürft ihr nicht ins Dorf.“ Natürlich hatten wir vorher schon von der Tradition des Sevusevu gelesen. Fremde Besucher eines Dorfes (egal, ob Einheimische oder Touristen) müssen ein Geschenk an den Chief des Dorfes überreichen. Hierbei handelt es sich um ein Bündel trockener Wurzeln des Rauschpfeffers. Dieses Kraut kann man Bündelweise auf dem Markt kaufen. Aus den Wurzeln wird dann das Kava „gebraut“ und gemeinsam mit den Besuchern getrunken. Zumindest meistens. Kommen viele Besucher wird auf das Trinken schon mal verzichtet. Danach darf man sich im Dorf frei bewegen.
Wir hatten angenommen, dass die Sevusevu-Tradition nur noch auf den abgelegenen Inseln zelebriert wird und sind ohne Kava-Wurzeln unterwegs.

Ohne Kava wollen wir nicht ins Dorf fahren. Sind unsicher, was wir machen sollen und suchen einen Platz zum Wenden. Da kommt schon ein Opa auf uns zu gehumpelt. „Sevusevu abliefern da hinten“, deutet er freundlich auf ein größeres Haus. Ich erblicke eine Frau, die aus einem Haus stürmt und fast im Laufschrift auf uns zueilt. „Bula. Folgt mir. Dahinten könnt ihr euer Sevesevu bezahlen.“  Wir fahren langsam hinter ihr her. Ein junger Mann eilt heran. Er spricht am besten Englisch. Wir erzählen ihm, dass wir kein Kava dabei hätten. Kein Problem, mit der Zahlung von 10 Dollar pro Person wäre das auch abgegolten. Wir steigen aus dem Auto. Weitere Frauen sind inzwischen herbei gelaufen gekommen. Wir werden in das große Haus gebeten. Schuhe aus natürlich. Die Frauen haben inzwischen alle Platz vor geflochtenen Matten mit Kunsthandwerk genommen. Im Grunde spricht nur der junge Mann Englisch. Die Frauen verstehen wir nicht, aber klar ist, dass wir etwas kaufen sollen.
„Ihr wollt den Wasserfall sehen, oder?“ Wir nicken. „Dazu müsst ihr Sevusevu bezahlen.“ Wir nicken wieder. Achim übergibt die geforderten zwanzig Dollar. „Die Straße zurück. Da ist ein Parkplatz. Ins Dorf dürft ihr nicht, da ihr kein Kava habt.“  Der junge Mann bietet noch freundlich an, uns den Weg zu zeigen. Wir können ihn überzeugen, dass wir es sicher alleine finden.

Das Dorf mit dem Wasserfall

Wir steigen ins Auto und fahren ein paar Hundert Meter zurück. Am Parkplatz steht eine kleine Überdachung. Eine Frau sitzt dort im Schatten. „Bula! Habt ihr schon eurer Sevusevu bezahlt?“ Wir nicken und gehen den hübsch angelegten Weg bis zum Wasserfall. Als wir zurück kommen, fahren gerade zwei weitere Touristen-Autos in das Dorf.

Ein schöner Weg führt zum Wasserfall

Der Wasserfall

Orchideen in der Astgabel eines gewaltigen Baumes

Bewohner am Wasserfall

Nach dem Berg-Abenteuer fahren wir an der Küste entlang. Richtung Osten, dort wo die Resorts stehen. Auf den Besuch eines weiteren Dorfes verzichten wir.

Kein Strand an der Hauptinsel – es wird bei Ebbe eine Korallen-Schotterfläche trocken gelegt

Einfahrt zum Resort – kein Sevusevu, trotzdem für uns tabu

Kleine Inselchen vor dem Außenriff

Noch ein Inselchen


17

Fiji überrascht uns!

Mo.,03.Jul.23, Fiji/Vanua Levu/Suvasuva, Tag 3320, 26.191 sm von HH

Insgeheim hatten wir ein wenig Französisch Polynesien 2.0 erwartet. Aber nein. Ganz falsch. Fiji – die englische Schreibweise von Fidschi – ich bleibe beim englischen Ausdruck, sie ist kürzer und sieht lustig aus.
Fiji ist total anders. Exotisch, bunt durcheinander gemixt an Kulturen.
Der quirlige Busbahnhof im Ort mit Transportmitteln aller Art erinnert eher an Südamerika. Die Menschen erinnern eher an Afrika. Die Melanesier  (aus dem Griechischen: melas –schwarz; nesos – Insel) haben dunkle Haut und schwarzes Kraushaar. Sie sind die ursprünglichen Bewohner Fijis und haben die Inseln wahrscheinlich schon vor über 3000 Jahren besiedelt.
Sie sind genetisch mehr verwandt mit den australischen Aborigines als mit Polynesiern. Die Melanesier stellen allerdings nur 57 Prozent der Bevölkerung. Über ein Drittel der Einwohner ist indischer Abstammung. Vor knapp 150 Jahren holten die damaligen britischen Kolonialherren Inder als Arbeiter auf Zuckerohrfelder. Viele sind geblieben. Der Rest der Bevölkerung sind Polynesier (und noch ein paar Minderheiten: Chinesen und Weiße). Die Polynesier leben aber eher auf den Außeninseln von Fiji.

Krause Matte – typisch für Melanesier – nicht immer pechschwarz – manchmal sogar etwas rotstichig

Wir landen also in einem bunten Kessel an Kultur. Die Melanesier, groß und von kräftiger Statur. Daneben die schmalhüftigen Inder, die kaum das halbe Gewicht auf die Waage bringen. Sie tragen Tilaka oder Bindi Male auf der Stirn und am Haaransatz. In den indischen Geschäften schallt lautstark übelste Bollywood Musik aus den Lautsprechern. Seit Portugal sind die „ich-habe-alles-was-du-an-Plastik-brauchst-im-Angebot-Läden“ in chinesischer Hand. Erstmals finden wir indische Betreiber vor. Ihre Esskultur hat sich auch im Street Food durchgesetzt: Currys und Rotis duften an jeder Ecke.
Die Melanesier sind unglaublich fröhlich und freundlich. „Bula, Bula“, werden wir gegrüßt. Schnell muss man Hände schütteln, wenn wir erfolgreich verstehen, wo wir eine Busfahrkarte kaufen können. Schulterklopfen. Begeisterung über die dummen Ausländer macht sich breit. Schulkinder winken uns aus den vorbei fahrenden Schulbussen zu. Die indisch stämmigen Fijianer sind etwas zurück haltender in ihrer Art.

Kultur-Mix – die melanesische Marktfrau verkauft Roti – aber auch Thunfisch mit Tomatensauce, Ei und Cassava (Maniok)

Seit 50 Jahren ist Fiji unabhängig. Zurück geblieben von den Engländern ist Englisch als eine von drei Amtssprachen. Untereinander sprechen die beiden Gruppen allerdings ihre Sprachen: Bauanisch oder Fiji-Hindu. Hinweis-Schilder sind somit häufig dreisprachig verfasst. Übergeordnet wird dann auf das gemeinsame Englisch zurück gegriffen.
Wenn man sich jetzt freut, dass vor Ort Englisch statt Französisch gesprochen wird, kommt schnell die Ernüchterung. Der Akzent ist heftig. Weich und rund gemurmelt, werden Worte bis zur Unkenntlichkeit verbogen. Na, aber immerhin werden wir verstanden. ;-)

Die Kleiderordnung der Frauen ist konservativ – Knie und Schultern sollten bedeckt sein – in der Stadt werden Ausnahmen bereits toleriert

Das Knie-Verbot-Problem wird mit Walleröcken oder einem Sulu (Fiji Name für Pareo oder Sarong) gelöst

Zur Schuluniform der Jungs gehört ein Rock

Und uns ereilt noch ein ganz besonderer Schock: die Preise! Nach zweieinhalb Jahren Franz Poly und anderthalb Jahren Neuseeland denken wir erst, wir machen einen Fehler bei der Umrechnung. Aber nein, eine gute Portion Lamm-Curry mit Reis kostet wirklich nur 3,20 Euro im Restaurant. Eine Flasche Bier dazu – 0,75 Liter Flasche bestes Fiji-Bitter – das Gleiche. Ein Liter Diesel an der Tankstelle etwas über einen Euro. Unsere Mooring an der Atanga hängt, belastet grade mal 6,50 Euro am Tag die Bordkasse. Okay, Nescafé und Salami sind teuer. Wäsche waschen ebenfalls, aber die meisten Sachen sind sehr preiswert aus unserer Sicht.

Das Angebot auf dem Markt ist nicht das bunteste – was wir je gesehen haben – aber ausreichend und günstig

Die Fischabteilung auf dem Markt spricht uns nicht an – in diesen Truhen liegen die Fische in geschmolzenem Eis

Das Lebensmittel-Angebot ist reduziert in Savusavu. Bei ungefähr 9.000 Einwohnern nicht anders zu erwarten. Aus zwanzig Meter Fleischtheke in Whangarei sind zwei Meter geworden. Davon zwanzig Zentimeter Hühnerfüße. :mrgreen:
Es sind im Wesentlichen zwei Sorten Fleisch im Angebot: Huhn und Lamm (wahrscheinlich den Indern geschuldet). Zusätzlich haben wir im Ort noch einen Schlachter entdeckt, der hat tiefe Kühltruhen mit etwas Rind im Angebot.
Das Fleisch ist tief gefroren und wird zum Teil mit der Bandsäge in kundenfreundliche Klötze gesägt. Heute dachte ich, ich kaufe halbe Hühnerbrüste mit Flügel dran – nach dem Auftauen tauchten aber nur Flügel auf. Also Planänderung beim Kochen. Das Abenteuer Fiji hat begonnen.

Kleines Angebot an der Fleischtheke – aber alles hygienisch und mit Überraschungen nach dem Auftauen

Blick von Atanga auf Savusavu

Das Mooringfeld in der Morgensonne

Wohnhaus der Polizei-Mitarbeiter

Wohnhaus etwas außerhalb vom Ort

 


14

Von NZ nach Fiji – Die Ankunft

Di.,27.Jun.23, Fiji/Vanua Levu/Suvasuva, Tag 3315, 26.080 sm von HH

Die letzte Nacht verläuft ereignislos. Wir motoren uns bei Windstärke 1 unserem Ziel entgegen.  Auf den Totenköpfen, die wir passieren, brennt überraschend wenig Licht. Nur einzelne Behausungen scheinen es zu sein, nicht mal kleine Dörfer. Dann ist das Gewirr aus Inseln vorbei und wir nähern uns unserem Ziel: Savusavu. Der kleine Ort hat keine 10.000 Einwohner und liegt auf Vanua Levu, der zweitgrößten Insel von Fiji.

Pünktlich um 8:00 Uhr, wenn die Marina Büros öffnen, erreichen wir unser Ziel. Es gibt vier Marinas in Savusavu. Alle liegen geschützt hinter ein paar vorgelagerten Inselchen, die zu Vanua Levu eine Art Kanal bilden. Wir haben uns für die äußerste Marina entschieden. Über Funk melden wir unser Kommen an. Gleich darauf kommt ein Marina-Mitarbeiter mit einem Boot angedüst und weist uns eine Mooring zu. Stege gibt es keine in der Waitui Marina.

Nach 1.434 Meilen haben wir unser Ziel erreicht. Unser viert längster Törn. Wir mochten ihn nicht so (abgesehen von Tag 2 und 3 und dem Stopp in Minerva). Es war zu wenig Wind und der war zu wechselhaft. Wir haben häufiger die Segelstellung geändert als alle neun Jahre zusammen.

Die Passeinfahrt auf der Westseite vom Minerva Riff

Minerva – überirdisch schön

Atanga in Minerva

Riffkante

An der Ostseite vom Minerva Riff bricht sich die Dünung – bestimmt 1,5 Meter

Die Flaute ist wunderschön

Coole Muster am Horizont

In absoluter Flaute bilden die brechenden Wellen ein Kaleidoskop

Mondsichel auf Pastell

Die Marina meldet unser Erscheinen an die Behörden weiter. Nach einer Stunde wird eine Dame vom Gesundheitsamt gebracht. Mit viel Not bekommen wir die kräftige Dame auf Atanga gehievt. Sie nimmt es mit Humor.“Bula, bula“, schallt uns als Begrüßung entgegen. Sie wirft einen Blick auf unsere Schrankinhalte ohne sich ernsthaft zu interessieren. Ein paar Formulare, Unterschriften und richtigen Antworten zu unserem Gesundheits-Zustand später, zieht sie wieder von dannen. Ach ja, sie lässt noch eine Rechnung da über 163,50 Fiji Dollar (65 Euro). Die seien im Krankenhaus zu bezahlen. In bar. Und bitte passend das Geld mitbringen.

Eine Stunde später kommt der nächste Trupp: Zoll, Immigration und Umwelt-Sicherheit. Bula! Die drei haben noch mehr Formulare, noch mehr Unterschriften sind zu leisten. Ein bisschen Angst haben wir vor dem Zoll. Nach Alkohol wird in einem Formular gefragt. Ich lüge dreist. Den für Französisch Poynesien gebunkerte Wein, den wir hier nach Fiji gar nicht einführen dürften, wird nicht kontrolliert. Schwein gehabt.
Der Umwelt-Mann ist der Gefürchteste. Haben diese Angestellten doch die Macht, alles zu beschlagnahmen, was ihnen nicht angemessen erscheint. Ein Kaffee, den er sich wünscht, statt angebotene Fata oder Cola, mit scheinbar genau der richtigen Menge Milch, stimmt ihn milde. Er fragt nach Honig. Darf ich behalten. Nur nicht mit an Land nehmen, bitte. Restbestände an Zwiebeln, Kartoffeln, ein Kürbis und zwei Äpfel interessieren ihn ebenfalls nicht. Lustlos fragt er alles ab, was wir eigentlich nicht haben dürften und lässt es uns behalten. Für seine nicht geleisteten Pflichten bekommen wir eine Rechnung über 85,02 Fiji Dollar. Zu bezahlen in bar im Büro irgendwo in der Stadt auf der Rückseite von der Bank. Nach 45 Minuten verlassen alle glücklich das Boot. Nicht ohne, dass der Umweltmann noch die ungeöffnete Cola eingesteckt hat. ;-)

Der Tag ist noch jung, also beschließen wir unsere Schulden gleich heute zu bezahlen. Am Automaten ziehen wir Geld. Der spuckt nur Hunderter aus. Wir kaufen ein Getränk, um an Wechselgeld zu kommen. Den zweiten Hunderter wechseln wir in einer Wechselstube.  Dann machen wir uns auf den Weg zum Krankenhaus. Drei Kilometer Fußmarsch. Gar nicht gut für unsere Gummi-Seglerbeine. Die junge Frau an der Rezeption strahlt uns an: „Bula! Ihr seid die ersten, die es passend haben.“ Das Büro vom Gesundheitsamt erlässt uns die zwei Cent. Nett dieses Fiji. Nicht wegen der zwei Cent. Überhaupt.
Wir werden sehen und sind gespannt, aber abends fallen wir erstmal um 8:00 Uhr tot müde in die Betten.

Abfahrt bei Kaiser-Wetter

Zehn weitere Boote sehen wie wir das Wetterfenster nach Fiji

Eine heftige Dünung begleitet und sechs Tage

Der einzige Mitstreiter ab Neuseeland, dem wir nahe kommen

Verdammt kalt – auch im Salon – die ersten Tage

Die ersten Tage sind noch sehr kalt – über die Nächte sage ich lieber nix

23ter Hochzeitstag

Kalt geht es weiter – wir sind bereits in den Tropen – aber ohne Sonne ist es empfindlich kühl

Mahi Mahi – 1,20 Meter vom Kopf bis zum Keil vom Schwanz – Essen satt – 12 Kilo


25

Von NZ nach Fiji – Tag 16

Mo.,26.Jun.23, Pazifik, Tag 3314, 25.979 sm von HH
Um 20:00 Uhr brechen wir die Aktion „wir segeln nach Fiji“ ab. Der Wind geht auf zwei Windstärken runter, die Maschine geht an. Seit 18 Stunden knattern wir jetzt über den Ozean und haben nicht vor, das noch wieder zu ändern. Ankommen heißt jetzt die Devise.
Da wir nun nicht mehr auf den Wind angewiesen sind, könnten wir ja endlich direkt unseren Zielkurs fahren. Aber hahaha. Die Inselwelt von Fiji hat begonnen. Anders als in Französisch Polynesien, wo man mehrere Tage von einem Atoll zum nächsten braucht, liegen die Inseln, die uns im Weg liegen, keine zwanzig Meilen auseinander.
Schluss mit der Träumerei unter Deck. In Fiji Gewässern muss man aufpassen. Damit uns das Navigieren einfach gemacht wird, haben sich die Leute von Navionics (und unser Spielmacher) etwas ganz köstliches ausgedacht: Sie lassen die Inseln einfach verschwinden. Ist keine Insel im Weg, musste auch keinen Slalom fahren. Stellt man den Plotter auf grobe Übersicht ein – hunderte von Meilen – sind alle größeren Inseln zu sehen. Als kleine Fliegendrecke im weiten Ozean. Mirkroinseln sind in der Auflösung natürlich nicht sichtbar. Will man sich das Gebiet näher anschauen und zoomt in die Karte hinein – schwupps – Inseln weg. Zurück in den großen Maßstab – schwupps Inseln wieder da. Stellt man die Kartenansicht auf ‚Sonar‘ ein, bleiben die Inseln erhalten beim Zoomen. Allerdings fehlen dann zum Teil halbe Inseln. Da hat unsere Navionics-Karte wohl einen Fehler. Oder ist es ein Feature? :mrgreen:
Blöd. Unser schönes Schiff, grade fertig mit dem Refit, soll doch sicher um alle Klippen herum geführt werden. Zum Glück haben wir Open CPN Karten an Bord (und noch eine alte Navionics-Karte aus dem letzten Jahrtausend). Dort sind alle Inseln in allen Auflösungen zu sehen. Die Positionen der Inseln haben wir in den Plotter an Deck übertragen und mit einem Totenkopf markiert. Somit motoren wir jetzt im Slalom um Totenköpfe herum.
Die Inseln sind hügelig und grün überwuchert, wie es sich für die Tropen gehört. Die Meerestemperatur ist auf anständige 26 Grad gestiegen und letzte Nacht reichte ein dünnes Sweat Shirt, um draußen zu sitzen und nach Inseln zu gucken. Juhu. So langsam steigt die Ankunftsfreude. Noch einmal schlafen. Morgen sollten wir in Savusavu ankommen.
Tagesmeilen: 116 (davon 64 unter Maschine) Bereits gesegelt: 1333 Meilen Noch 93 Meilen bis Fiji Position: 18°17,8 S – 179°42,5 E


2

Von NZ nach Fiji – Tag 15

So.,25.Jun.23, Pazifik, Tag 3313, 25.863 sm von HH
48 Stunden nach Minerva konnten wir unseren Zielkurs segeln. Ein seltenes Ereignis auf diesem Schwachwind-Törn. Zum Teil zwar mit erheblicher Schräglage, was es nicht gerade einfacher machte, den dicken Fisch zu filetieren. Eine erste Blutprobe hat der neue Decksbelag gut weg gesteckt. Ein echter Stresstest. Nach einer Bürstenbehandlung und einigen Pützen Salzwasser sieht es aus wie vor dem Schlachtfest. Zum Abendessen gab es gebratene Filets satt plus Süßkartoffel-Mus. Schleck, yummi, schlürf. Endlich sind die extra für dieses Ereignis mitgeschleppten Limetten ihrer Bestimmung zugeführt worden. Die 48 Stunden sind seit heute Morgen um. Und wir eiern wieder. Der stürmische Wind, der zweihundert Meilen unter uns bald das Minerva Riff erreicht, schickt schon mal seine Dünung in den Norden. Zwei Meter (plus x), genau von der Seite. Der Winddruck ist jetzt einen Tick zu schwach. Das Groß fängt wieder an zu knallen. Wir benutzen alles, was an Spielzeug auf so einem Kahn eingebaut ist: Baumniederholer. Traveler nach Luv. Echte Hilfe verschafft nur etwas anzuluven. Okay, somit segeln wir knapp 20 Grad neben dem Zielkurs. Immerhin mit 3,5 Knoten. Die Maschine anzuwerfen, brächte nur 1,5 Knoten mehr und ist in dieser Dünung auch kein Vergnügen. Wir lassen das vorerst. Die ruhigen Bedingungen erleichtern mir am Vormittag das Einkochen von ein paar Gläsern Fisch. Das ist recht schnell gemacht. Die geschnittenen Fischwürfel werden in sterile Gläser gestopft ohne Zusatz von Irgendwas und im Schnellkochtopf zwanzig Minuten haltbar eingekocht. Gut zu verwenden für ein Fisch-Curry oder Fischsuppen. Heute Abend gibt es dann noch einmal gebratene Filets. Den Rest davon dann wiederum zum Mittag. :mrgreen: Verhungern müssen wir also nicht, auch wenn es im Augenblick so aussieht, als würden wir unser angestrebten Ankunftstag am Dienstag nicht halten können.
Tagesmeilen: 100 Bereits gesegelt: 1217 Meilen Noch 192 Meilen bis Fiji Position: 19°56,0 S – 179°31,0 W


3

Von NZ nach Fiji – Tag 14

Sa.,24.Jun.23, Pazifik, Tag 3312, 25.763 sm von HH
Den ganzen Nachmittag werden wir ordentlich durchgeschüttelt. Mal kommt der Wind vorlicher, mal achterlicher. Wir müssen ständig unseren Kurs korrigieren. Unser Windanzeiger funktioniert noch immer nicht. Alle Reparaturversuche im Minerva Riff waren vergeblich. Einen Wackelkontakt kann Achim ausschließen. Entweder ist es der Windgeber auf dem Mast oder die „Steuereinheit“ – der ITC 5, eine Art Datensammler für Wind, Tiefe, Geschwindigkeit und Temperatur. Wobei wir nur die Windanzeige vermissen, was für einen Fehler im Mast spricht.
In Squalls schätzen wir den Wind auf 20 Knoten, sonst vielleicht 15 Knoten. Grade als ich um 20:00 Uhr ins Bett gehen will, gibt es noch einmal ordentlich Wind. Wir überlegen gerade, doch noch für die Nacht zu reffen, als der Wind plötzlich komplett verschwunden ist. Wir sind maximal genervt. An so unsteten Wind können wir uns nicht erinnern. In der Vorhersage ist ein Gebiet von Meilen über Meilen mit gleichmäßigem Wind angezeigt. Wir motoren durch die windlose Nacht bis 3:00 Uhr morgens. Moderat kommt der Wind mit 12 Knoten zurück und schenkt uns eine langsame, aber gemütliche Fahrt. Noch immer dreht sich der Wind um 30 bis 40 Grad und hält uns ordentlich auf Trapp.
Und wir haben Anglerglück. Eben gerade haben wir erfolgreich einen Mahi Mahi (Golddorade) rein gezogen . Der ist mit 1,20 Metern (12 Kilo, wow) ebenfalls eine Spur zu groß für uns. Gleich werde ich ihn filetieren und Morgen auch etwas davon einkochen. Ein paar leere Gulasch-Gläser haben sich in der Zwischenzeit ja schon wieder angesammelt. Und vielleicht finden wir bei unserer Ankunft noch willige Abnehmer in der Marina. Jetzt im unmittelbaren Vergleich Golddorade zu entkommenen Thunfisch korrigiert Achim das Gewicht vom Thun auf 25 Kilo.
Tagesmeilen: 90 Meilen (davon 26 unter Motor) Bereits gesegelt: 1117 Meilen Noch 288 Meilen bis Fiji Position: 21°42,3 S – 179°26,5


8

Von NZ nach Fiji – Tag 13

Fr.,23.Jun.23, Pazifik, Tag 3311, 25.763 sm von HH
Der dritte Abend im Minerva Riff ist betörend schön. Die Lagune liegt ohne Regung vor uns. Am Horizont spiegelt sich die Brandung in der Wasseroberfläche. Die Spiegelungen verschwimmen zu einer Fata Morgana. Der Abendhimmel sieht aus wie ein Monet Gemälde. Pastelltöne ziehen sich bis zur Unendlichkeit. Wattewolken malen schöne Muster an den Himmel. Die kleine Mondsichel spiegelt sich auf der Lagune. Dieser Abend ist ein Geschenk. Der Umweg, den wir segeln mussten, hat sich in jedem Fall gelohnt.
Wir würden gerne noch bleiben, aber die Wind-Vorhersage holt uns in die Realität zurück. Es wird ab Sonntag stärkerer Wind aus Westen vorhergesagt. Bei 25 Knoten und mehr ist die Gemütlichkeit im Atoll sicher schnell vorüber. Wir beschließen weiter zu segeln.
Morgens weckt uns gleich der Ankeralarm. Mit Sonnenaufgang stellt sich eine erste Süd-West-Briese ein, die unsere Ankerkette streckt. Der Anker muss sich drehen, verliert wohl für ein paar Meter im Korallensand seinen Halt, um dann wieder zu greifen. Da wir ja nun schon mal wach sind, brechen wir auch gleich auf. Viele Handgriffe haben wir nicht zu erledigen. Bei der Passausfahrt haben wir einen Knoten Gegenstrom und etwas kabelliges Wasser. Der Pazifik liegt aber glattgezogen vor uns. Mit vollen Segeln können wir Kurs (337 Grad) anlegen. Sehr schönes, einfaches Segeln mit knapp vier Windstärken.
Die Freude währt nicht lange. Wir sind noch keine zwei Stunden unterwegs und haben wegen diverser Squalls schon mehrfach ein- und wieder ausgerefft. Nach der Squallphase nimmt der Wind kontinuierlich zu. Die Welle auch. Hoch am Wind kommen wir zwar gut voran (6er Schnitt zurzeit), aber es ist arg ruppig. Das Spielmacherteam leistet gute Arbeit: wir wollen nach Nord-Osten und bekommen Ostwind geschenkt. Wir wollen nach Nordwesten und bekommen Westwind. Danke für nichts und beste Grüße ins Schaltzentrum.
Tagesmeilen: 34 Meilen Bereits gesegelt: 1027 Meilen Noch 388 Meilen bis Fiji Position: 23°06,9 S – 179°09,1
no-footer


10