Kategorie: Atanga

 Drei Tage Auckland

Do.,07.Juli 22, Neuseeland/Auckland, Tag 2958, 24.696 sm von HH

Da wir wegen einer Unterschriften-Beglaubigung nach Auckland müssen, ergreifen wir diese Chance: wir buchen drei Übernachtungen. Mal was anderes sehen als das halb fertige Schiff und das Boot-Yard. Drei Tage Urlaub quasi. ;-)

Auckland ist die größte Stadt Neuseelands und heimliche Hauptstadt. Eine echte Großstadt – unsere erste seit Quito, anno 2018 – mit knapp 1,5 Millionen Einwohner. Jeder dritte Kiwi wohnt in Auckland. So viel Stadt sind wir gar nicht mehr gewöhnt und es fängt gleich richtig an: mit einer sechsspurigen Stadtautobahn in jede Richtung. Auf verschiedenen Ebenen versucht man den Verkehr durch die Stadt zu schleusen.
Wir haben ein Zimmer in einem Hostal (Verandahs Parksite Lodge)gebucht. Eine ganz gute Wahl. Zu Fuß (30 Minuten) können wir alle Sehenswürdigkeiten erreichen.

12-spurige Autobahn und in der Mitte hinter der Brüstung eine breite Fahrradspur

Am ersten Tag zieht es uns in den Hafen. Endlich mal Boote gucken. Auckland erinnert sehr an die Hafen City von Hamburg. Wohnen im ehemaligen Industriegebiet, etwas Naherholung und moderne Apartmenthäuser, die sich kein Mensch leisten kann. Alles sehr chic und modern. Restaurants haben Champagner-Werbung statt Steinlager Bier. Wer es sich leisten kann, hat sein Segelboot direkt vor der Tür im Yacht-Hafen liegen. Ein netter Mix, total geeignet zum Flanieren im Urlaub. Und über alles ragt der Fernsehturm – das Wahrzeichen von Auckland. Inklusive Bungee-Jumping, angeseilter Wanderung auf der Brüstung und Drehrestaurant.

Ähnlich wie in HH – in alten Schuppen haben sich teure Restaurants angesiedelt

Skyline von Auckland

Ein Hauch New York

und eine Spur Hamburg

Am zweiten Tag ist es morgens schon nieselig und grau. Wir gehen shoppen. Window-Shopping: Gucci und Dior. Mal was anderes  als der grabbelige K-Mart wie in Whangarei, der ungefähr Woolworth Niveau haben dürfte. Das Auge freut sich und sogar Achim wird nicht müde durch die eleganten Einkaufsstraßen zu schlendern. Nach einem Mittags-Snack wird das Wetter eklig. Es gießt in Strömen. Zum großen War-Memorial-Museum ist es uns bei dem Wetter zu weit, also gehen wir ins Kino in die Nachmittags-Vorstellung. Das erste Kino seit 8 Jahren. Wir freuen uns wie Bolle – es sind die kleinen Dinge. Wir wählen Top Gun – Popcorn-Kino vom Feinsten. Ein echter 80er-Jahre Film in dem Männer; Männer sind mit schnellem Spielzeug.  Ein Film, der Spaß macht, auch wenn man kein ausgesprochener Tom Cruise Fan ist.
Das Kino ist hypermodern mit Liegesitzen, individuell verstellbar und unendlich viel Platz in den Reihen. Nur am Popcorn muss noch gearbeitet werden: es ist salzig wie in den USA. Wir fragen grad noch rechtzeitig vor dem Kauf, ob es süß oder salzig ist. Pfui Spinne.

Am dritten Morgen hat der Dauerregen der Nacht endlich aufgehört. Wir gehen zu Fuß zum Mount Eden. Einem erloschenen Vulkan mit phantastischem Blick über die gesamte Stadt. Früher haben in dem steilen Mini-Krater wohl bis zu 10.000 Maori gewohnt. Bevor die weißen Siedler kamen.

Mount Eden – Vulkankrater mit Aussicht

Wir hätten am Nachmittag bei Sonne zum Aussichtspunkt gehen sollen – die war aber gar nicht angesagt

In 200 Metern Höhe gibt es einen Glasboden – uns ist es zu diesig – 32 NZ$ Eintritt pro Person

Von dort aus gehen wir mit Umwegen am Museum und dem einzigen ‚alten‘ Stadtviertel Aucklands noch einmal in Zentrum. Die Parnell Street mit ihren knapp einhundert Jahre alten Häusern ist eine der größten Attraktionen Aucklands. Die junge Stadt freut sich über ein paar Relikte aus alten Zeiten.
Da das Wetter so gut ist, sparen wir uns das Museum für ein anderes Mal auf. Es soll ein T-Rex-Gerippe haben – das würden wir gerne sehen.

War Memorial Museum

Auckland ist modern – eine Diverse-Toilette

Der Sky Tower – dominant

Rolltreppen-Schleier

Parnell Street – die antike Puppenstube Aucklands

Auckland. Drei Tage reichen völlig aus. Die Stadt ist keine Schönheit, hat aber ihre attraktiven Ecken. Wir haben es sehr genossen und versucht möglichst wenig über unseren Kahn zu sprechen. Das ist gelungen. Gut erholt machen wir uns auf den Rückweg (ungefähr 160 Kilometer). Die Realität holt uns schnell wieder ein. :mrgreen: Da wir bereits am Nachmittag in Whangarei zurück sind, machen wir noch einen Abstecher zum Boat Yard. In unseren vier Tagen Abwesenheit ist genau gar nichts am Rumpf gearbeitet worden. Bäh!


16

Leben in einer Real-Satire

So.,03.Juli 22, Neuseeland/Whangarei, Tag 2955, 24.696 sm von HH

In den 70er bis 80er Jahren war Ephraim Kishon der König der Satire. Kaum ein Haushalt in dem nicht das Buch „Drehen Sie sich um, Frau Lot“ gestanden hätte. Unsere Generation kennt den ‚Blaumilch-Kanal‘ und weiß mit wem  ‚die beste Ehefrau von allen‘ verheiratet ist. Heute wirken die überzogenen Kurzgeschichten vom Satire-Altmeister etwas angestaubt und altbacken. Aber halt! Von wegen altmodisch, wir leben mitten in diesen alten Satiren.

Ihre Zimmernummer , Sir! – In dieser Geschichte muss der Protagonist beim Aufenthalt in einem Hotel im Pauschalpreis nicht  beinhaltete Leistungen nicht sofort bezahlen, sondern nur durch die Nennung seiner Zimmernummer wird sein Konto belastet. Nach ein paar Tagen entdeckt er, dass er statt seiner eigenen nur eine fremde Zimmer-Nummer zu nennen braucht und schon kann er sich alles bestellen von dem er bislang nur im Opiumrausch geträumt hatte: ein indisches Bauchtänzer-Duo, eine Liliputaner-Gruppe  oder 29 Portionen gegrillte Kalbsleber – ohne bezahlen zu müssen.

Unsere Werft hat einen eigenen Shop. Das ist toll! Man braucht eben einen Pinsel oder Schleifpapier, dann landet man bei Holger. Statt der Zimmernummer gibt man seinen Schiffsnamen an. Holger notiert: „Atanga – Owner  –  Datum  – Pinsel und Schleifpapier“. Der Zettel wird auf einem Spieß aufgepickt und an die Buchhaltung weiter geleitet. ( :mrgreen: die „Buchhaltung“ überträgt Holgers Zettel übrigens mit der Hand in eine Tabelle und tippt dann mit der Hand die Positionen zusammen – es kann nur Satire sein. Und die krummen Beträge … damit man auch ja nichts im Kopf errechnen kann – würde ich genau so machen :roll: ). Die Preise im Shop sind nicht (kaum) höher als in den umliegenden Baumärkten, man hat keinen Fahrweg, sehr praktisch.

Die Unterlagen der Buchhaltung – als Anhang zur Rechnung

Seit wir in der Halle stehen, wissen wir, dass dieses Prinzip auch für die Arbeiter der Werft gilt. Jeder Arbeiter, der für Atanga einen Auftrag von seinem Vorgesetzten bekommt, startet seinen Arbeitstag bei Holger. Overall, Klebeband, Farben-Rührer, Schleifpapier, Handschuhe, Eimer, Becher – was das Herz begehrt, Holger hat es. Einen Tag gehe ich um halb neun zu Holger in den Laden – eine halbe Stunde nach Arbeitsbeginn – und sehe bereits drei gespießte Zettel für Atanga. Josh, Shane und Peter, alle waren bereits shoppen auf unsere Zimmernummer. Einige der Jungs schaffen es dreimal am Tag im Shop einen Zettel zu generieren.

Diese Selbstbedienung ist Mist. Keiner fühlt sich verantwortlich für das Material. Die Zimmernummer zahlt ja. Verschwendung in Reinperfektion.  Nichts gegen Arbeitsschutz – wichtig und wertvoll. Aber warum muss das der Kunde leisten? Handschuhe, Overalls, alles bezahlen wir. Ohrstöpsel für 0,55 NZ$ stehen auf der Rechnung. Fünfzehn Paar Atemschutzfilter gehen auf Atanga. Eigentlich halten die viele Tage – unsere eigenen schaffen es zumindest. Okay, ob es nur bei Norsand oder überall in Neuseeland so ist, können wir nicht heraus bekommen. Hier herrscht in jedem Fall extreme Verschwendung. Und ärgert diese Gleichgültigkeit. Gleichgültigkeit gegenüber der Umwelt und natürlich gegenüber unserem Geldbeutel.
Wir finden nicht genutzte Schleifscheiben  (1,25 NZ$ das Stück) im Dreck . Overalls – einmal getragen – leicht angestaubt – liegen in der Ecke. 16,96 NZ$  das Stück – ihre Zimmernummer, bitte. Ich lege zwei für uns bei Seite. Die sind wie neu. Ein Paar Latex-Handschuhe – säurefest – Spitzenqualität – kostet 1,95 NZ$ das Paar. Nach acht Wochen in der Halle  haben wir 191 Paare auf der Rechnung. Diese unglaubliche Menge ist wie folgt zu erklären: Anziehen, Epoxy mischen – Handy klingelt – Handschuhe ausziehen – telefonieren – neues Paar aus der Box nehmen – weiterarbeiten. Oder auch: Bei uns den Job fertig haben – benutze Handschuhe in den Müll – ein neues Paar Handschuhe gegriffen (Zimmernummer Atanga) – zum nächsten Job gehen.

Am Ende der Arbeiten an Deck finden wir 18 angefangene Rollen mit Klebeband. Unbenutzte, aber abgeschnittene Bänder Schleifpapier: 40er – 60er – 80er -100er. Bis zum Ende unserer Tage werden wir versorgt sein. Sechs angefangene Rollen mit Folien zum Abdecke – nie werden wir diese für etwas benötigen. Wir sind nur froh, dass Holger im Shop keine Bauchtanzgruppen verkauft – wir wüssten nicht, wie wir diese ganzen Truppen ernähren sollten.

Die drei grünen Rollen im Hintergrund sind noch unbenutzt – die nimmt Holger zurück – dafür gibt es dann eine Hand geschriebene Gutschrift

 

Die zweite Satire in der wir leben, ist hausgemacht. In ‚Chamsin und Silberrausch‘  hat der Protagonist eine Dose mit Silberlack mit der er zur Freude der besten Ehefrau der Welt ein Ofenrohr streichen will. Am Ende des Ofenrohrs ist noch Farbe übrig. Das Drama endet in der Versilberung des gesamten Haushalts samt Garten.
Der mit der Silberlack-Dose das bin ich. Ich kaufe eine Dose weiße Bilgen-Farbe, um den Deckel unserer Backskiste zu verschönern. Von oben mit dem wunderbaren Flexi Teek beklebt, kann sie unmöglich von unten schmuddelig eitergelb bleiben. Am Ende des Deckels ist noch Farbe übrig. Es folgt die Bilge (der Keller im Schiff, befindlich unter den Bodenbrettern) im Bad und unter der Pantry-Spüle. Der Zeitpunkt zum Streichen ist günstig, ich habe viel Platz, weil ja noch nicht die neuen Ventile eingebaut sind. Nach Bad und Pantry ist noch Farbe übrig. Da passt es gut, dass ja die Bodenbretter zum Lackieren ausgebaut sind und unten in der Halle liegen. Ich streiche die Bilge im Salon und unter meiner Koje. Etwas Farbe ist noch übrig – mal sehen, was Morgen passiert.

Der Anfang allen Übels – der Deckel der Backskiste erstrahlt in frischem Weiß

Jetzt auch die Bilge im Salon wie neu – übrigens sieht es im ganzen Schiff so chaotisch und unordentlich aus


11

Vielleicht in drei Wochen …

Mo.,27.Juni 22, Neuseeland/Whangarei, Tag 2947, 24.696 sm von HH

„Wann könnt ihr wieder auf Atanga ziehen?“ Die meist gestellte Frage. Wir wissen es selber nicht. Im März hatten wir noch gedacht, dass wir Ende Mai locker fertig sind. Für eine Hochzeit :cry: wollten wir Anfang Juni nach Hause fliegen (den Flug haben wir nur nicht gebucht, weil wir bei der Wiedereinreise nur drei Monate Aufenthalt bekommen hätten).
Seit Wochen lautet die Antwort, wann wir fertig sind: vielleicht in drei Wochen. Woran liegt es, dass wir dem Ziel nicht näher kommen? Es ist die schlechte Planung der Werft.

Peter, der Osmose-Fachmann, der versprochen hatte, dass er erst nach Fiji segelt, wenn die Ari B und Atanga fertig sind, hat nicht Wort gehalten. Die Ari B ist fertig, Atanga nicht. Peter ist seit gut zwei Wochen weg und mit dem Verschwinden des Projektleiters ist die Planung, wer unseren Rumpf fertig macht, fast zum Erliegen gekommen.
Es fehlte noch das Pin Hole Filling (kleine und kleinste Löcher im Epoxy-Spachtel), was Ben (ein Mitarbeiter von Peter) übernehmen sollte. Der junge Mann untersteht nun der Arbeitseinteilung von Lance  :evil: und erschien am 8. und 9. Juni, dann erst wieder fünf Tage später. Am 17. Juni war die Arbeit dann endlich abgeschlossen. Zehn Tage gingen ins Land, in drei hätte es fertig sein können.

Nach dem Pin Hole Filling fehlen noch zwei Arbeits-Schritte: die wasserdichten Lagen mit Interprotect streichen bzw. spritzen und ganz zum Schluss ‚Coppercoat‘ statt eines normalen Antifoulings.  Jetzt wird es etwas kompliziert, weil so ein Schiff an Land ja auf seinem Kiel steht, aber an diesen Stellen sollen natürlich auch alle Arbeitsschritte ausgeführt werden. Vor sechs Tagen also hat ein neuer Mitarbeiter  (Damian) die Mitte des Kiels, der in der Luft schwebt, mit Interprotect und Coppercoat fertig gestellt. Das hätte schon vor vierzehn Tagen erledigt werden können.

Die Mitte des Kiels ist fertig. Atanga muss nun umgebockt werden. Statt auf den Enden des Kiels soll der Kahn nun auf der fertigen Mitte ruhen. Dies erfolgt mit Hilfe von Wagenhebern und Böcken und Holzgestellen. Diese Tätigkeit kann aber nur ein Mitarbeiter der Werft. Und der hat diese Woche Urlaub. Grrrrr. Hätte man schon vor vierzehn Tagen die Mitte fertig gestellt … hätte … hätte.
Hat man aber nicht – wieder eine Woche im Land.

In der Mitte ist der Kiel komplett fertig – das rostrote ist das Coppercoat – vorne unten hinten liegt der Kiel auf – Atanga muss umgebockt werden

Diese Planlosigkeit macht uns ganz kribbelig, obwohl sie uns auf der anderen Seite zu Gute Kommt. Denn solange der Rumpf nicht fertig ist, steht Atanga in der Halle. Und solange Atanga in der Halle steht (kostet keine Extra-Standgebühren), können wir unser Tausend-Teile-Puzzle in aller Ruhe zusammen bauen. Es ist im Detail mehr Arbeit als erwartet. Achim hat in einem Blog gelesen, dass der Eigner dafür über dreitausend Euro bezahlt habe.
Es passt einfach nichts mehr von der Höhe, weil das neue Deck nur noch 5 mm dick ist. Schrauben müssen gekürzt und „Unterlegscheiben“ angefertigt werden. Unsere Relingsfüße hatten schon immer Abstandhalter aus Hartkunststoff. Diese verdoppeln wir aus Resten vom Flexi Teek. Umlenkblöcke bekommen handgegossene, handgeschliffene, super edle Scheiben aus Epoxy untergeschoben. Viel Maßarbeit, die Zeit frisst.

Nach dem Muster der alten Scheibe schneidet Achim zusätzliche Abstandhalter für die Relingsfüsse- gut für den, der Linoleum-Schnitt in Kunst gehabt hat

So soll es mal aussehen – nur noch einkleben und verschrauben

Das Loch für die Umlenkrolle ins neue Deck schneiden

In einer Form wird das Epoxy gegossen

Der fertig geschliffene Keks – genau 3,5 mm – bitte gleichmäßig

Nur damit die Rolle etwas erhöht über dem Deck endet

Klampen vorbereiten

Klampe gut in Sika eingesetzt – der Trick damit das Klebeband vom Druck des Sikas nicht hochgedrückt wird, lautet einen halben Millimeter Abstand zur Kante kleben

Sechs Klampen – ein halber Tag Arbeit das Sika komplett zu entfernen

Da in der Halle zurzeit nicht geschliffen wird, nutzen wir außerdem den Platz und die Zeit und lackieren unsere Bodenbretter und die Niedergangs-Schotten. Leider ist nun tatsächlich Winter. Häufig sind morgens nur knapp zehn Grad in der Halle. Sika und Lack, ja selbst Klebeband, mögen diese niedrigen Temperaturen nicht. Da heißt es warten bis 10:00 Uhr, dann kommt bei Sonnenschein die Halle auf Temperatur. Und für die Lack-Trocknung nehmen wir uns eine Wärmelampe, die in der Halle vergessen wurde. ;-) Da wir an der Situation nichts ändern können, suchen wir für uns den größten Nutzen daraus.

Dank Wärmelampe kann ich täglich eine neue Lage lackieren

 

Wir hangeln uns also von einem AirB&B zum nächsten House-Sitting. Wahrscheinlich haben wir schon in mehr Häusern in Whangarei geschlafen als so manch Einheimischer. Im Augenblick wohnen wir gerade für eine Woche bei Marley und Sally. Den beiden Hunden, die wir im Februar schon mal betreut haben. Diesmal sind wir im Obergeschoß im Gästezimmer einquartiert worden, weil es im Erdgeschoss zu kalt geworden ist.
Auch unser Outfit beim Spaziergang morgens um 7:00 Uhr, grad zum Sonnenaufgang, hat sich deutlich verändert. Dicke Jacken, Gummistiefel und Pudelmütze statt Flip Flops. Beste Klamotten, um gleich danach Zitronen und Mandarinen zu ernten. Die Bäume hängen voll – willkommen im Winter in Neuseeland.

Kalt – aber schön morgens

Der Winter bringt Zitronen- und Mandarinenernte – mehr als man verwerten kann

Wir dürfen uns bedienen – da freuen sich die Mitsegler auf dem Yard


18

Abenteuer Air B&B

Di.,21.Juni 22, Neuseeland/Whangarei, Tag 2941, 24.696 sm von HH

Bei Air B&B bieten Privatleute ihr Wohnung (oder Teile davon) zur meistens kurzfristigen Miete an. Auf einer Internet-Plattform stellen sich die Vermieter und das Objekt detailiert vor. Zum Beispiel, ob ein eigenes Bad vorhanden ist, sich die Küche geteilt werden muss und ob Haustiere vorhanden sind.
Da wir ja keine Unterkunft mehr zum House-Sitting gefunden haben, wechseln wir zur Air B&B.

Speziell für Neuseeland noch die Information, dass Neuseeländische Häuser keine Zentralheizungen haben. Meistens gibt es im zentralen Wohn-Ess-Kochbereich eine Wärmepumpe. Eine Art umgedrehte Klimaanlage an einer Wand hängend, die für Wärme sorgt. Sorgen soll. Bad und Nebenräume haben in der Regel keine Heizung.

1.Unterkunft bei Michael
Michael ist Ende zwanzig und wohnt normalerweise mit seiner Freundin zusammen. Die ist aber zurzeit in Singapore und somit öffnet er uns alleine die Haustür. Das Haus ist nüchtern eingerichtet. Weiße kahle Wände, alles spärlich möbliert. Dunkelbraune Vorhänge, dunkelbrauner Fußboden.

Wir haben ein eigenes Zimmer, müssen uns allerdings Bad und Küche mit Michael teilen. Nach einem Schnelldurchlauf durch die Funktionen und Örtlichkeiten des Hauses halten wir mit ihm ein Schnupper-Schwätzchen am Tresen der Wohnküche. Dabei offenbart er uns, dass die beiden immer dann kein Air B&B anbieten, wenn sie keine Lust mehr haben aufzuräumen. :mrgreen:

Nach einer kurzen Unterhaltung verschwindet Michael in einem der anderen Räume. Uns „überlässt“ er wortlos die Wohnküche. Wir nehmen das stumme Angebot gerne an, denn in unserem Zimmer stehen nur ein Bett und ein Nachtschrank. Da sitzen wir am Tresen oder Esstisch bequemer. Auf dem Laptop schauen wir Filme und vertreiben uns so die Abende.
Bei Michael sind die Decken meterhoch und die Wärmepumpe schafft nicht so recht ihre Arbeit. Zum Glück ist es in der Woche nachts noch nicht so kalt, so dass wir mit Doppel-Fleece noch ganz gut klar kommen.

Kleines Haus – unauffällig

Die Küche ist mehr als spärlich ausgerüstet. Der einzige unbenutzte Topf hat keinen Deckel. Der zweite Topf steht mit gebrauchtem Fett auf dem Herd. Dort bleibt er auch die gesamte Zeit unseres Aufenthalts stehen. Wir sind sowieso nur auf einfache Gerichte eingestellt, kommen somit die eine Woche schon klar damit. Die nicht schließende Ofentür für eine Fertigpizza sollen wir mit einem Stuhl verkeilen, schlägt Michael vor.
Ich will nicht sagen, dass die Küche versifft ist, aber es wäre prima, wenn Meister Propper der nächste Gast in dieser Unterkunft wäre. J Und der Badewannenvorleger hat unterm Schmuddel jegliche Farbe verloren. Damit die Handtücher im kalten Bad nicht anfangen zu müffeln, nehme ich sie mit in unser Zimmer zum Trocknen. Der gemütlichste Raum im Haus, der den ganzen Tag von der Sonne beschienen wird.

Der Wohn-Essbereich – kalt und nüchtern

Der angrenzende Küchenbereich

Zum Glück haben wir(aus Sicherheitsgründen) nur eine Woche Aufenthalt bei Michael gebucht. Ich suche uns sofort eine andere Unterkunft im Anschluss.
Leider wird der junge Mann im Laufe der Woche immer unfreundlicher. Dabei sehen wir uns nur abends, wenn wir von Atanga zurück kommen. Morgens warten wir mit dem Aufstehen, bis er um sieben Uhr das Haus verlässt.
Wenn ich ihn anspreche, tut er so als verstünde er mich nicht. Hallo? Bislang ist noch jeder mit meinem bloody german accent klar gekommen. Gut, Sympathie kann man nicht erzwingen – ich beschränke mich also aufs Hallo-Sagen und die Bitte, ob er vielleicht für den übervollen Mülleimer eine neue Tüte hätte. Er stellt nach ein paar Tagen auch den Smalltalk mit Achim weitestgehend ein. Er klappt nur noch die Tür zu seinem Raum geräuschvoll hinter sich zu. Seine ganze Art lässt uns wissen, dass er lieber alleine wäre und Air B&B nur wegen der Kohle macht.
Am letzten Abend belegt er zur Hauptkochzeit die Küche, um für eine ganze Woche ein Hühnchen-Curry vorzukochen. Fast zwei Stunden besetzt er den Herd, während wir am Tisch sitzen und warten dürfen. Unser anschließendes Rührei war nach zehn Minuten fertig.

63 NZ$ pro Nacht – keine Extras enthalten

Der Lichtblick des Hauses – Basil – eine echte Schoß- und Schmusekatze

Der Kater rettet den Aufenthalt

2. Unterkunft bei Dina
Vom der Air B&B Hölle direkt in den Himmel. Diesmal haben wir ein eigenes Bad und einen eigenen Hauseingang in unser Zimmer. Schon der Eindruck von außen ist ein ganz anderer. Alles ist neu, geharkt und geschniegelt. Der Eindruck setzt sich drinnen fort. Im blitzblanken, weißen Bad bekommen wir von Dina einen elektrischen Vakuum-Duschkabinen-Wand-Trockner von Kärcher in die Hand gedrückt: „Bitte benutzen nach jeder Dusche.“

An den Badematten erkennt man noch die Abdrücke der Wäscheklammern. Es gibt Handtücher gestellt (schneeweiß – mit snug and cosy Aufsticker) Shampoo und Duschgel stehen zur Verfügung. Eine Wärmelampe in zwei Stufen an der Decke heizt das Bad in Sekundenschnelle auf. Das ist wichtig, denn ein Hochdruckgebiet lässt arktische Luft über Neuseeland ab. Nachts fallen die Temperaturen unter zehn Grad.

Hauseingang zu Dina und Mann

Der Eingang zu unserem Zimmer

Leckerlies liegen auf jedem Kopfkissen und unser Zimmer hat einen geräumigen Schrank und klappbaren Fernseher und Netflix-Zugang. Zwei elektrische Heizdecken im Bett helfen die fehlende Heizung zu ersetzen.
Die Küche ist riesig und fertig geputzt, um darin zu operieren. Ausgestattet mit scharfen Messern, tausend Töpfen, Pfannen und Schüsseln. Im Preis inbegriffen ist außerdem ein Frühstück – entweder Cerealien oder Toast mit süßen Aufstrichen. Cappuccino, Tee, Kaffe oder Kakao gehören ebenfalls dazu.

Dina und Ihr Mann – beide etwa Ende fünfzig – empfangen uns sehr freundlich und lassen uns die ersten zwei Abende alleine in ihrem großen Haus. Unser Zimmer ist zwar schön, aber noch lieber sitzen wir am Tresen in der Küche nach dem Abendessen.
Die weiteren Abende müssen wir uns die Küche teilen. Das klappt gut, da wir etwas später dran sind und unsere Gastgeber jeweils schon fast fertig sind mit Kochen als wir in die Küche kommen. Aber es ist für uns ein komisches Gefühl in der Küche zu wurschteln während die Hausherren noch am Esstisch sitzen oder vor dem Fernseher. Dina bekommt auch alles mit, was in ihrer Küche passiert. Wir suchen eine Plastikschüssel und ich öffne nach einander die undendlich vielen Schranktüren. „Sucht ihr was bestimmtes?“, fragt sie aus dem offenen Wohnbereich in die Küche und steht auch schon neben mir. Oder sie schaltet im Vorbeigehen schnell die Dunstabzugshaube an, obwohl Achim gerade erst den Herd angeschaltet hat und das Öl nicht mal lauwarm geworden ist. Wir fühlen uns etwas beobachtet und ziehen uns immer schnell nach dem Essen in unser Zimmer zurück.

 

57 NZ$ pro Nacht – preiswerter als die Hölle. Unbegreiflich. Warum wir das nicht gleich gebucht haben? Es stand nicht zur Verfügung! Ein Gast war kurzfristig für eine Woche abgesprungen und daher konnten wir sieben Tage ergattern.

3. Unterkunft  bei Stephen
Die Unterkunft hatte ich schon länger gesehen. Da hat mich das Hochbett abgeschreckt und daher ist die Wahl auf Michael gefallen. Blöd! Ich hatte das Hochbett in Verdacht, dass noch weitere Menschen mit uns in einem Raum übernachten. Nein, das Hochbett ist dafür, falls eine ganze Familie sich einmieten möchte.

Das Hochbett hat mich abgeschreckt, aber das Zimmer ist besser als es aussieht

Wieder haben wir einen eigenen Eingang zu unserem Zimmer. Nicht so chic wie bei Dina – der Weg führt durch eine mit Gerümpel voll gestellte Garage. Und wieder haben wir unser eigenes Bad. Shampoo und das ganze Klimbim stehen zur Verfügung. Feuchte Handtücher haben einen beheizten Handtuchhalter – ähnlich den Handtuch-Heizungen in Deutschland.

Stephen und seine Frau sind Mitte dreißig und haben drei kleine Kinder. Von zwei bis sieben Jahre alt. Beide Elternteile sind tiefenentspannt. „Um 18:30 Uhr ist die Familie abgefüttert, dann können ihr die Küche nach Gusto benutzen“, erklärt Stephen uns. Das ist angenehm. Ab und an wuselt noch ein Kind hin und her und wird von einem Elternteil wieder eingefangen. Im Vorbeigehen macht Stephen die Dunstabzugshaube aus, die wir eingeschaltet haben. „Zu laut“.
Die Küche sieht aus wie nach einer Küchenschlacht.  Aber wir finden unseren Platz zwischen den vorgespülten Töpfen und halb gepackten Pausenbroten für die Kinder am nächsten Morgen. Die Familie weilt im separaten Wohnzimmer und versucht die Kinder ins Bett zu bekommen, während wir essen. Im Küchenbereich sorgt ein Holzofen für brauchbare Wärme.
Nur morgens, wenn die Familie schon ausgeflogen ist, friert das Wasser in der Spüle ein. Vierzehn Grad sind uns zu wenig. In unserem Zimmer steht ein brauchbarer Heizlüfter, den tragen wir zum Frühstück in die Küche.

Die Küche am nächsten Morgen – alles auf- und weggeräumt – Überstunden nachdem die Kinder im Bett waren

In dem begehbaren Kleiderschrank in unserem Zimmer steht ein Kühlschrank. Das ist eine gute Idee. So brauchen wir unseren Käse, Butter und sonstiges nicht in den Familienkühlschrank quetschen.

Das Haus ist riesig. Die jungen Leute finanzieren es augenscheinlich großenteils über Air B&B. „Wenn wir in den Urlaub fahren, vermieten wir das ganze Haus – 200 Dollar die Nacht. Zack, ist der Urlaub bezahlt“, berichtet Stephen.
Die Einrichtung ist unterstes WG Niveau. Alles zusammengesucht und nicht wirklich in einem guten Zustand. Neuseeland ist teuer, die Gehälter nicht gerade großzügig – da bleibt schon mal was auf der Strecke.

57 NZ$ – nicht die schönste, aber die unkomplizierteste Unterkunft mit sehr netten Gastgebern

Fazit: das teuerste muss nicht immer das beste sein. ;-)


1

Das Tausend-Teile-Puzzle

Di.,14.Juni 22, Neuseeland/Whangarei, Tag 2936, 24.696 sm von HH

Am letzten Montag hat Pablo, wie versprochen, das Deck fertig gestellt. Wir sind absolut zufrieden bis ins Detail. Die Fugen zum Cockpit und zur Scheuerleiste sind wie mit dem Lineal gezogen. Alle Kanten stimmen, das Muster ist symmetrisch, alles passt perfekt.
Auch die Decks-Vorarbeiten unserer Werft sind gut geworden. Streicht man mit der Hand über das Deck, sind keine Beulen oder Dellen fühlbar (die einzige bisher gefundene Delle neben einer Winsch … ppft egal, drauf gepfiffen).

Es gibt ein paar Kleinigkeiten – okay Kleinigkeiten gibt es bei jedem Projekt.
Zum einen wurde das weiße Interprotect (das ist die wasserdichte, dreifach aufgetragene letzte Schicht auf dem Deck) zu weit an den Winschen hoch gezogen. Sobald wir die schwarze Dichtungsfuge aus Sika (Gummimasse) um die Winschen gezogen haben, würde ein schmaler weißer Streifen zwischen Fuge und schwarzem Metallzylinder der Winschen aufblitzen. Das ist niemandem aufgefallen und unschön.
Achim und ich beschließen den schmalen Streifen von vielleicht einem Zentimeter schwarz zu lackieren. Das ist mein Job. Jetzt bloß keine Farbe auf das neue Deck kleckern! Ich klebe alles sorgfältig ab und besorge mir Lack vom Yard. Der ist dünn wie Wasser, deckt aber gut. Nach zwei Anstrichen ist der hässliche weiße Streifen verschwunden. Ich brauche nur noch das Klebeband entfernen. :cry: Mama, Hilfe!!! Das Deck ist noch warm, keine zwei Tage alt und schon mit Farbe vollgeschmiert! Die dünne Plörre ist tatsächlich unter das Abdeckband gekrochen. Das darf doch wohl nicht wahr sein. Ich könnte Kuchen schreien. Dass das Flexi Teek so schnell einem Stress-Test unterzogen wird –  wer hätte das erwartet – aber hallo, das Zeug kann was. Mit 40er Schleifpapier kann ich kann einfach die übergelaufene Farbe weg „radieren“. Da strahlt die Malermeisterin erleichtert.

Soviel Mühe beim Abkleben gegeben

Mühe allein genügt eben nicht

Ein weiter Punkt ist die am erhöhten Cockpit-Deck zu weit zur Kante gezogene Spachtelmasse. Die ist ausgerechnet auch noch rot und somit von weit her sichtbar. Darüber wurde am letzten hektischen Wochenende als alles schnell, schnell fertig werden sollte bevor die Flexi Teek Jungs anreisen einfach Farbe (?), Lack (?) oder Interprotect (?) gepinselt. Mit Laufnasen, übergeschmiert und wirklich hässlich. Ich schleife zwei Tage lang die Nasen weg und so weit es geht ans neue Deck heran. Zunächst mit 230er Körnung, dann 800er und zum Schluss 2000er. Die Laufnasen sind weg, aber ein ätzender  roter Strich nahe am Teek verbleibt. Eine Reklamation beim Yard hat das Angebot zur Folge, dass die Kante gespritzt werden könnte. Not a big deal – keine große Sache, wird uns versichert. Gegen den Einwurf kleiner Münzen. Einen Fehler sieht die Werft auf ihrer Seite nicht. Grummel.

Übergeschmiertes Gelcoat bekomme ich mit viel Schleifeinsatz wieder hin

Roter Spachtel taucht an der Kante zum Teek auf – das soll weg

Wir verzichten auf das Angebot. Die Crew-Beratung beschließt, dass ich eine dünne Schicht Gelcoat auf den roten Streifen spachteln und dann soweit runter schleifen soll, dass man das Rote grade nicht mehr sieht, aber trotzdem niemand die Spachtelarbeit sehen kann (huch ??? – das ist hohe Meisterkunst – Achims Vertrauen ehrt, dass ich das hin bekomme.).
Ich bin einverstanden. Und bekomme es nicht hin. Ich mische versehentlich zu wenig Härter unter das Gelcoat – es wird nicht hart. Ich könnte schreien (tue es dann auch ;-) ) Nach meiner Beruhigung ist Gott dann doch mit den Dummen. Strahl, freu, jubel! Während  ich die halb hart gewordene Pampe mit einer Abzieh-Klinge abschabe, stelle ich fest, dass ich den roten Streifen ebenfalls rückstandslos abkratzen kann. Noch einmal mit 2000er nass überpoliert und die eben noch hässliche Kante strahlt uns ein schneeweißes Lachen entgegen.

Während ich vorne etwas aufbaue, um es hinten mit dem Hintern wieder einzureißen, spielt Achim mit Schrauben. Alles, was wir abgebaut haben, muss zurück aufs Deck geschraubt werden. Das klingt nach Akkuschrauber und gut ist. Leider nein. Erstmal muss Achim Löcher bohren. Möglichst an den richtigen Stellen  :mrgreen: Die ursprünglichen Löcher haben wir vor dem Aufbau des Decks mit einem dünnen Epoxydeckel geschlossen, damit von oben keine Spachtelmasse in das Loch laufen kann und es unrettbar verstopft. Solche Löcher können leicht von unten aufgebohrt werden. So die Therorie. Da einige Löcher aber nicht senkrecht verlaufen, muss der richtige Winkel zum Bohren gefunden werden. Ein Loch, dreißig Minuten – es sind ungefähr 200 Löcher, die fehlen.
Und dadurch, dass das neue Deck ungefähr 7 Millimeter dünner ist als das ursprüngliche Holzdeck, sind auch noch alle Schrauben zu lang. Da werden mal eben 220 Dollar für neue Schrauben fällig – nur sind nicht alle zu bekommen. Für die Klampen zum Beispiel, da sollen die Köpfe ja genau in ihre Aussparungen passen. Die Eisensäge zum Kürzen wird heraus gekramt.

Alle Teile auf die viel Belastung anliegt, dürfen nicht direkt aufs Flexi Teek geschraubt werden. Für Blöcke, Umlenkrollen und Klampen schneidet Achim entsprechende Ausschnitte ins neue Deck. Bei den ersten Schnitten zittert die Hand. Richtige Stelle, nicht zu groß? An Tag zwei läuft es besser, nach drei Tagen sind alle Löcher ins Deck geschnitten.

Löcher ins neue Deck bohren – wer traut sich

Alles, was aufs Deck geschraubt wird, muss mit Sika eingeklebt werden. Beim Arbeiten mit diesem widerlich klebrigen Zeug muss das Teil beim ersten Mal sitzen, also macht Achim für jeden Beschlag einen Trockenlauf. Passt das Schraubenloch, die Länge der Schraube? Sind eine Unterlegscheibe dabei und die Mutter? Beim Kleben darf nichts schieflaufen. Das Wiederrausziehen einer Sika verschmierten Schraube endet im schwarzen klebe-Chaos.

Das Sika-Kleben üben wir an den Hebe-Öffnern von unseren Klappen im Deck. Wieder kommt die Chefin und klebt ab. J Ich sollte was anderes machen. Am Beschlag quillt das Sika mit so viel Druck vorbei, dass es das Tape zur Seite drückt. Sika klebt auf dem neuen Teek Deck. Ich schreie wieder Kuchen, behalte aber die Nerven. Nicht noch das flüssige Zeug berühren. Und alles noch schlimmer machen. Am nächsten Morgen dann die Entwarnung. Das Sika lässt sich gut vom Teek abkratzen und der schwarze Rest verschwindet mit 40er Schleifpapier.
Mir scheint, wir brauchen einen großen Vorrat davon.

Festschrauben der Schrauben in Sika getränkt

Nächste Tücke – Sika ist am Klebeband vorbei gequillt

Zum Glück ist alles rückstandslos entfernbar – das lässt hoffen für weitere Sauereien

Lange Story, kurzer Sinn. Wir basteln, schneiden, verschlimm-bessern jetzt seit acht Tagen von morgens um 8:00 bis 17:00 Uhr an unserem Deck herum. Ist auch nur ein einziger Beschlag final installiert? Nein.
Fortsetzung folgt.


4

Hurra! Das Flexi -Teek -Deck ist da!

Mo.,06.Juni 22, Neuseeland/Whangarei, Tag 2928, 24.696 sm von HH

Wie verabredet, rücken Pablo und sein Kollege Andy morgens aus Auckland an. Fünf Tage sind veranschlagt für die Verlegung des neuen Decks. Die beiden haben für die Woche eine Unterkunft in Whangarei gemietet.
Im Grunde ist Flexi Teek wie Teppich verlegen – nur etwas aufwendiger. Entsprechend kommt das Deck in zwei großen Rollen. Schwere Rollen, Flexi Teek wiegt ungefähr 4,5 Kilo pro Quadratmeter bei einer Dicke von 5 mm.
Unser Deck besteht aus drei großen Teilen. Vom Bug an hälftig geteilt für die Backbord- und Steuerbord-Seite. Und einen Teil für den höheren Aufbau ums Cockpit herum. Nur das Stück für den Ankerkastendeckel und die Umrandung für die große Luke sind lose und nicht mit dem großen Teppich verbunden.

Die Rollen werden an Bord gehoben

Nachdem die Rollen erfolgreich an Deck gehievt sind, folgen noch ungefähr 250 Kilo Gewichte in handlichen Stücken. Das Teek wird ausgerollt, mit einem Föhn etwas geschmeidiger gemacht und die ersten Gewichte sorgen für einen Anti-Aufroll-Effekt. Anschließend werden die im Werk vorgezeichnete Ausschnitte für die Winschen, die Backs-Kiste usw. ausgeschnitten. Zur Freude aller Beteiligten passt das Deck wie der berühmte Arsch auf den Eimer.

Das Teek liegt ausgerollt da und wirkt schon sehr fertig

Hinten passt es noch nicht ganz – das soll sich aber noch zurecht rücken

Die Steuerbordseite wird wieder aufgerollt und Backbord zuerst verklebt. In langen Bahnen wird Klebeband auf das Deck geklebt und darauf werden mit einer Heißklebe-Pistole kleine Abstandhölzer befestigt. Einmal um das ganze Stück Teek herum. Daneben kommt ein weiter Streifen mit einer Art Kleber (elastische Knetmasse) über der noch eine Schutzfolie liegt. Das Teek wird angehoben, Klebstoff mit einem Zahnspachtel vollflächig verstrichen und mit einer Walze wird der Teek-Belag angepresst.
Im nächsten Schritt wird eine dicke Plastikfolie über dem Teek ausgebreitet, von der Knetmasse wird der Schutzfilm entfernt und die Folie darauf fest befestigt. In der dicken Folie befinden sich Ventile an die eine Vakuumpumpe angeschlossen wird. Über mehrere Stunden (über Nacht) wird jetzt unser neuer Decksbelag auf das Deck mit einem Vakuum gesogen und gleichzeitig verklebt. Das soll nicht nur ewig halten, sondern eine absolute Wasserdichtigkeit erzeugen.

Der weiße Streifen zwischen dem grünen Tape – das ist die Knetmasse unter Schutzfolie

Das Teek wird auf den Kleber angepresst

Die Vakuum-Folie befindet sich über dem Teek

Nachdem alle großen Teile verklebt sind, folgen die Details. Noch befindet sich eine Naht zwischen Backbord- und Steuerbord-Teppich. Diese Naht wird einfach verschmolzen. In eine Art Heißklebepistole kommt eine Wurst Flexi-Teek Material und diese wird in die Naht eingeklebt. Die Wulst, die übersteht, wird mit einem Messer abgeschnitten und mit 40er Schleifpapier die Naht unsichtbar gemacht. Mit dem gleichen Verfahren werden die fehlenden schwarzen Pseudo-Fugen an den Fensterumrandungen eingeschmolzen. Toll!

Die Mitte der beiden Teek-Hälften wird verschmolzen

Gleiches Prinzip für die schwarzen Fugen – Stellen wie die Fensterumrandungen

Das war’s dann auch schon. :lol:

Leider werden die beiden tüchtigen Arbeiter am fünften Tag nicht ganz fertig. Pablo muss am Montag noch einmal wieder kommen. Erst sollen wir um zwei Wochen vertröstet werden, aber das können wir zum Glück verhindern.
Wir dürfen das fast fertige Deck betreten, können und wollen aber noch nicht mit unserer Arbeit (jedes verfluchte Teil, was wir abgebaut haben, muss ja wieder angebaut werden) beginnen, so lange das Deck nicht komplett verlegt ist.

Wir sind total begeistert. Passform toll, das Muster toll, die Farbe toll. Da sind wir lange schwanger mit gegangen, welchen Ton wir wählen sollen. Wie bei dem Bezug eines neuen Sofas, wenn man anhand eines Handtellergroßen Stückes seine Entscheidung treffen muss. Wir haben uns für „weatherd“ entschieden –  ausgeblichene Teak-Optik, durch Sonne entstandene Patina.

noch nicht ganz fertig – aber schon fett geil

Theoretisch stehen noch mehr Farben Und Kombinationen mit weißen Fugen zur Verfügung – hier eine kleine Auswahl

Noch liegt viel Arbeit vor uns, aber ein großer Schritt zurück zu einem schwimmenden Schiff ist getan. :-)
P.S. Dieser Bericht ist eine verkürzte Version – für alle, die an mehr Details über die Deck-Verlegung interessiert sind, ein umfangreicher Bericht ist in Arbeit.


8

8 Jahre – 2 Fazits

Mi.,01.Juni 22, Neuseeland/Whangarei, Tag 2923, 24.696 sm von HH

Wie jedes Jahr getrennt von einander geschrieben.

Achim
Schon wieder ist ein Jahr um. Viel zu schnell. Das scheint aber die Realität zu sein, wenn man wie ich die 60 erreicht hat. Sagte doch so ein frecher „Bengel“ auf dem Yard zu mir, dass es den Älteren so vorkommt, dass die Zeit schneller liefe, weil es weniger gibt, auf das sie sich freuen können. Na dem werde ich es zeigen, der alte Mann steckt noch voller Pläne.

Die letzten zwölf Monate waren gemischt. Granaten Highlights wie das Tauchen an der Wall of Sharks in Fakarava wechselten hin zu wochenlangen Arbeiten am Boot. Dazwischen ein wenig ruhigere Zeiten in Tahiti, die garniert waren mit ein paar Einschränkungen wegen Corona und dann der Ritt non-stop von Papeete nach Neuseeland. Ganz neu für uns war die Erfahrung des House-sittings. Für die Ur-Deutsche Seele ist es schon ungewöhnlich, dass Menschen, die nichts von einem Wissen, einem Haus, Hof und Tiere überlassen und sich dann wochenlang verpieseln. Super cool und eine tolle Art mal in die Normalität einzutauchen.

Alles in allem also ein Jahr, was besonders war. Unvergessen, im Guten wie im Schlechten. Bunt, schön, grau, ätzend, aufregend und langweilig. Einfach Leben.

Sabine
Der Titel unseres Blogs lautet ‚Atanga – ein Blog vom Segeln um die Welt‘. Gefühlt ist da nichts mit Segeln gewesen, die letzten zwölf Monate. Aber so können Gefühle täuschen, denn wir haben tatsächlich unseren jährlichen Durchschnitt von ungefähr 3.000 Meilen eingehalten.
Das lag natürlich in erster Linie an der für uns längsten Strecke von Tahiti nach Neuseeland: 2423 Meilen. Nicht nur der längste Ritt, sondern auch der ruppigste. Eine heiße Erfahrung.

Jetzt steht Atanga seit genau sechs Monaten an Land und die Zeit rast genauso schnell wie sonst. Trotz Blut, Schweiß und Tränen, die bereits geflossen sind, freuen wir uns über das große Refit von Atanga (Spoiler: das Flexi Teek liegt bereits zur Hälfte – Fotos folgen im nächsten Bericht – schon mal so viel: es sieht geil aus :-) ).
Durch das Refit unterscheidet sich das letzte halbe Jahr deutlich von unserer bisherigen Reise. Langweilig ist es in keinem Fall. Von Neuseeland haben wir in zwei Wochen grade mal den nördlichsten Zipfel der Nordinsel gesehen. Reiseabenteuer stehen zurzeit im Hintergrund. Aber im Sprichwort heißt es: „Beim Reisen kann man Land und Leute kennenlernen“. Und wie könnte man die Leute besser kennen lernen als in ihren Häusern zu wohnen? Seit gestern wohnen wir mit Michael und Katze ‚Basil‘ zusammen unter einem Dach. Ich würde sagen, Air B&B ist nichts für Menschenfeinde. :mrgreen: Eine neue Erfahrung. Spannend und interessant für mich. Auch wenn nicht alles glänzt beim Air B&B (im wahrsten Wortsinn), so bietet es neben der Aufregung auf der Werft noch mal extra eine Unterhaltung.
Unsere Reise vom Segeln um die Welt hat in Neuseeland eine unerwartet lange Unterbrechung genommen, aber irgendwann kommt auch das Segeln und Reisen wieder zurück.

Wunderbare Herbstwanderung am 8.Jubiläum

Wir haben frei – den Flexi Teek Jungs können wir nicht helfen – drei Wochen vor Winteranfang noch sommerliche Temperaturen

 


3

Schleichender Fortschritt und ein drohender Umzug

So.,29.Mai. 22, Neuseeland/Whangarei, Tag 2920, 24.696 sm von HH

Das Deck
Die Tage ziehen ins Land. Es geht voran, aber langsam.
Zur Ehrenrettung der Werft muss ich berichten, dass das Deck vieler Arbeitsschritte bedarf, die alle ihre Zeit benötigen.
– Gelcoat abschleifen
– Matte kleben und spachteln
– Spachtel schleifen
– das total verklebte Malerband entfernen
– alles neu abkleben
– Unebenheiten finden und füllen (Spot filling)
– Schleifen
– Wiederholung vom Spot filling
– Schleifen
– letzte kleine Unebenheiten füllen und Mikrolöcher füllen (Pin filling)
– Schleifen
– drei Anstriche mit Epoxy-Primer
– ein letztes Mal schleifen

Genau sechs Wochen sind darüber ins Land gegangen. Zur Anschuldigung der Werft muss ich berichten, dass die Arbeiten einfach nicht vernünftig koordiniert werden. Sieben verschiedene Handwerker haben bisher an unserem Deck gearbeitet. Einige von ihnen nur einen halben Tag. Zwischendurch werden die Jungs auf andere Schiffe abgezogen – fallen bei uns dann aus – für ganze zwei Tage. Dazu kommt die beißende Gemütlichkeit im Arbeitstempo von zwei, drei speziellen Kandidaten.

Nun wurde von Lance für Montag „einfach“ ein Termin mit der Flexi Teek Firma vereinbart. Ohne, dass er sich den Fortschritt der Arbeiten angeschaut hätte. Unsere Erwartung war, dass er abends mal vorbei schaut, begutachtet, was geschafft wurde und den Kunden (uns) beruhigt, dass alles wunderbar läuft. Wir waren fast jeden Tag auf der Werft, meistens beide, meistens bis Feierabend; darauf haben wir sechs Wochen vergeblich gewartet. Gespräche gab es nur, wenn wir uns in sein Büro gedrängt haben.

Jedenfalls wurde der Termin zu früh verabredet, den Leuten nicht Bescheid gesagt und nun ist Hektik. Seit vier Tagen wird wie verrückt an Deck gearbeitet. Freitag mit Überstunden, Samstag und sogar heute am Sonntag. Lance mit dabei. :mrgreen:

Morgen muss es fertig sein. Während ich schreibe, ist Achim vor Ort und bereitet die Püttinge (die Halter für die Wanten, die wir nun endlich von unten ins Deck stecken können) vor.

Die erste Lage Epoxy-Primer von dreien – Samstagarbeit

 

Der Rumpf
Am Rumpf wird effizienter gearbeitet. Hier führte allerdings zu feuchtes Wetter häufig zu Verzögerungen. Oder das Rumpf-Team arbeitete, wie vereinbart, an der Ari B. Somit ist auch der Rumpf nach sechs Wochen noch nicht ganz fertig.

Der Rumpf hat sein Spot Filling ebenfalls hinter sich

Mit Pin Filling wurde angefangen – Ausfall des Arbeiters wegen Krankheit – da kann man nichts machen

Wow! Das hätten wir nicht erwartet. Aber den Tatsachen muss man ins Auge blicken – unsere schöne Zeit bei George geht zu Ende. Am Dienstag kommen unsere Gastgeber wieder. Wir müssen raus.
Eine tolle Zeit geht zu Ende. Das Haus könnten wir uns auch für uns vorstellen. Nicht zu groß, kleiner Garten, nette Terrasse und natürlich George. Was für ein liebenswerter Geselle. Die nächtlichen Einbrüche ins Schlafzimmer hat er schnell aufgegeben. Er hat nach ein paar Tagen brav vor der Tür gelegen und gewartet bis der erste von uns aufsteht und endlich Futter in die Näpfe füllt.

Eine nette Holzveranda ist gleichzeitig der Eingang zum Haus – man kommt quasi durch die Terrassentür ins Haus

Drei Ratten und eine lebendige Maus, die ihm entschlüpfte und wir sie durchs Wohnzimmer jagen mussten, waren seine Geschenke. Seine größte Freude hat er daran, mit nassen Schmutzpfoten durch die Katzenklappe zu stürmen. „Halt, George, sofort stehen bleiben“, befolgt er mit Genuss. Weiß er doch, dass das grüne Handtuch zum Abrubbeln kommt. Bereitwillig schmeißt er sich dann auf die Seite und lässt sich laut schnurrend seine vier Pfoten sauber putzen. Anschließend dreht er eine kleine Runde über Sessel und Sofas, wirft einen Blick nach draußen: prima, es regnet noch! Und schon verschwindet er wieder nach draußen.  Eine halbe Stunde klappert erneut die Katzenklappe: „Halt, Geogie!“  Wir drei lieben dieses Spiel.

Danke, das war nicht nötig – zumindest kein Blut auf dem Teppich

 

Vorderpfoten – kein Problem

Hinterpfoten mit Genuss

Und nach der zweiten Rubbelrunde macht er es sich auf meinem Strickzeug gemütlich

Ein Anschluss-House-Sitting hat sich leider nicht angeboten, daher habe ich uns eine AirB&B Unterkunft gesucht.
Mal sehen, wie uns das gefällt. Wir haben das noch nie gemacht und sind gespannt. Wir werden unser eigenes Schlafzimmer haben. Küche, Essbereich und Bad teilen wir mit den Gastgebern. Als gutes Omen sehen wir, dass dort ebenfalls eine orangene Katze wohnt. Was kann also schief gehen?

Tschüss Georgie – dich geben wir nur schwer wieder her


6

Das Umfeld von Whangarei

Di.,17.Mai. 22, Neuseeland/Whangarei, Tag 2908, 24.696 sm von HH

Wer uns nicht mehr in unseren „Blaumännern“ sehen kann, der ist hier und heute richtig. ;-)
Drei Tage können wir absolut nichts am Schiff arbeiten (weil der Rumpf der Ari B, unser Hallen-Nachbarschiff, an der Reihe ist und auf dem Deck sind wir überflüssig) – yippee – und dann ist auch noch das Wetter Granate. Drei Tage frei, los geht’s auf Wanderschaft.

Smugglers Bay Loop Track
Den ersten Tag fahren wir ans Ende der weitläufigen Bucht von Whangarei. ‚Mit guter Bademöglichkeit‘, verspricht die Touren-Beschreibung. :mrgreen: bei grade noch 19 Grad Wassertemperatur ist das ein drolliger Vorschlag. Der Weg beginnt auf einer Rinderweide. Durch eine nur für Menschen geeignete Schleuse im Zaun gelangen wir auf die Wiese. Die Tiere grasen in der Ferne und sind nur am Kauen interessiert. Nach hügeliger Weidelandschaft führt der Weg durch Buschland an der Küste entlang. Obwohl Sonntag ist, begegnen uns nur zwei weitere Wanderer. Das ist toll in Neuseeland – selten trifft man auf Menschenmengen.
Ein wenig anstrengender Weg mit moderaten Steigungen.

Erst über Wiesen

dann an der Küste entlang

Smugglers Bay Loop

Super schön am Ende der Bucht von Whangarei

Parihaka
Parihaka ist sozusagen der Hausberg von Whangarei. Fast zu Fuß von unserer Unterkunft aus zu erreichen. Der totale Kontrast zu gestern. Durch die Stadtnähe treffen wir auf viele Jogger und Fitness-Gurus, die für sich die 250 Höhenmeter des erloschenen Vulkans zur Fitness-Bude erklärt haben. Über siebenhundert Stufen erreicht man den steilen Gipfel mit einer Aussichtsplattform. Ganz Whangarei kann man überblicken.
Früher hatten die Maori hier eine Festung. Die Überreste sind mit Laienaugen wie unsere  kaum mehr zu erkennen. Als damals die weißen Siedler die Befestigung nicht einnehmen konnten, haben sie frisches Laub in die Palisaden gestopft und angezündet. Die Maori wurden quasi ausgeräuchert. Heute steht ein Kriegs-Mahnmal an dieser Stelle.

Beim roten Kreuz steht Atanga in der Halle

Rechts daneben folgt das Centrum von Whangarei mit Geschäften und Kleinindustrie – im Hintergrund schmiegen sich die Wohnhäuser an die Hänge

Noch weiter nach Norden – dort wohnen wir zur Zeit beim roten Kreuz

Barge Park – The nowhere Tree
Am dritten Tag beginnt unsere Wanderung an dem Park in dem wir beim ersten House Sitting morgens immer die Hunde ausgeführt haben. Es startet mit der Durchquerung einer Schafweide, dann müssen wir über einen Zaun klettern und durch eine Kauri-Schutz-Schleuse mit Schuhreinigung. Es folgt ein wenig begangener und nicht ausgebauter Pfad durch unberührten Urwald. Die Wegbeschreibung wies schon darauf hin, dass manchmal die orangenen Markierungen schwer zu finden seien. Und tatsächlich, wir müssen fix aufpassen, dass wir den schmalen Pfad nicht verlieren.
Urige Bäume, auch ein paar Kauris sind dabei, unbekannte Schlingpflanzen und unendlich viele, ausgesprochen gesunde Baumfarne. Eine Wanderung komplett ohne Aussicht, aber absolut lohnend für Waldfreunde. Die Strecke ist stellenweise recht steil, die Baumwurzeln sind nass und glitschig. Die Luftfeuchtigkeit beträgt bestimmt 95 Prozent, bei 19 Grad spätherbstlichen Temperaturen. Heute treffen wir unterwegs gar keine anderen Wanderer – das gefällt uns immer am Besten.

Leider sind die drei Tage Freizeit viel zu schnell vorbei, Morgen werden die Wanderschuhe wieder gegen einen Blaumann getauscht.

Es geht los über eine Bilderbuch-Schafsweide

Folgt den orangenen Pfeilen – so die Anleitung

Im Baumfarn-Wunderwald – gleich am Stadtrand

So ein schönes Muster entsteht auf einem halb toten Baumfarn-Stamm

Urige Bäume unterwegs – dieser ist abgestorben und fast komplett hohl

Die obligatorische Schuhreinigung in Kauri-Baum-Gebiet


6

Arbeitstempo

Di.,17.Mai. 22, Neuseeland/Whangarei, Tag 2908, 24.696 sm von HH

Nach der Regenpause und einem Wochenende geht es mit der Sauerei-Arbeit am Rumpf weiter. Zeitgleich wird mit den Arbeiten am Deck begonnen. Zuerst wird auch hier eine Schicht Glasfasermatte geklebt. Danach wird gespachtelt und hinterher geschliffen. Das Deck muss frei von Beulen und Dellen sein. Unter dem Flexi Teek wird man jede Unebenheit erkennen können.

Zunächst muss aber wieder alles abgeklebt werden. Da auf Grund der morgendlichen hohen Luftfeuchtigkeit erst um 10:30 Uhr am Rumpf begonnen werden kann, nutze ich die Wartezeit, um beim Abkleben an Deck zu helfen. Winschen,  Luken, Cockpit – alles muss geschützt werden. Nick und ich machen uns an die Arbeit. Ritssssch, ritssssch, ritssssch macht mein Klebeband. Ritsch    ….[pause]  ritsch   ….[pause]    ritsch    …[pause],   höre ich Nick. Ich will nichts behaupten, ach was soll‘s, ich behaupte es einfach ;-) , ich arbeite doppelt so schnell. Den jungen Mann lässt es ungerührt, dass die Eignerin direkt neben ihm sitzt und ranklotzt. Er lässt sich von meinem Tempo nicht anstecken. Er arbeitet seinen Stiefel. Ich kann das schwer ertragen und bin froh, als es mit den Arbeiten am Rumpf los geht. Hier wird rein gehauen. Peter spukt richtig in die Hände.

Alles abkleben – Gemeinschaftswerk

Nach fünf Tagen ist es geschafft. Atangas Rumpf sieht aus wie eine schlecht verzierte Erdbeertorte. Das wird natürlich noch glatt geschliffen. Aber Peter demonstriert uns, dass das Lösungsmittel im Spachtel sofort die Schleifscheiben dicht setzt. „Ihr könnt eine Menge Scheiben sparen, wenn ihr mit einem Abzieher die Oberfläche anraut.“ Wir hören auf diesen Rat. Sparen klingt gut, verschlingen doch die Jungs an Deck eine Menge Geld.
Und viel was Besseres haben wir am verregneten Wochenende sowieso nicht zu tun. Es ist eine echte Trottel-Arbeit: mit einer Klinge von 5 cm Breite eine Fläche von 45 Quadratmetern zu bearbeiten. Überhaupt kommen wir dahinter, dass Bootsbauer nicht unser Traumjob wäre. :lol:

 

Erdbeersahne-Torte – die wellen kommen noch weg

Große Fläche für kleines Gerät – nach einem Wochenende ist es erledigt

 

Während der Rumpf sich in einen rosa Traum verwandelt, geht es auch am Deck voran. Langsam, ganz langsam. Zwei Arbeiter wurden dafür eingeteilt. Der schon bekannte Nick bekommt Gesellschaft von John. Wer kennt das Video-Spiel ‚Siedler‘? Und die dort arbeitenden Holzfäller und Häuslebauer, die soviel unsinnige Wege laufen, dass sie Spuren im Waldboden hinterlassen? Das sind Nick und John. Leiter hoch an Deck. Upps, Klebeband vergessen. Leiter runter. Mal eben zum Shop gelaufen – eine Rolle Klebeband kommt auf Atangas Rechnung. Leiter wieder hoch. Doppel-upps, Schleifpapier vergessen. Es folgt der nächste Gang zum Shop …

Wir sind deutsch, wir sind pünktlich. Nick und John sind Neuseeländer. ;-)
Was soll ich sagen, es ist schwierig. Wir bekommen die beiden 8 Stunden am Tag berechnet, obwohl sie nur 7,5 Stunden arbeiten. Eine halbe Stunde Frühstückspause geht auf unsere Kappe. Die Arbeiter sollen während dieser Zeit keinen Lohn bekommen. Okay, wenn das so ist in Neuseeland, kannst nix machen.
Auf einmal ertönt ein Handyalarm von oben vom Deck. Achim geht nachschauen. „Frühstückspause“ heißt der Alarm, eingestellt drei Minuten vor 10:00 Uhr. Achim stellt den Alarm auf stumm, davon wurde hier heute niemand geweckt, weil Nick und John bereits vor fünf Minuten zur Pause gegangen sind. :mrgreen:

Viel machen können wir dagegen nicht. Die Neuseeländer sind sensible Seelen, Gemecker und direkte Kritik sollen sie schlecht vertragen können. Sie machen dann „zu“. Das entspricht nicht ganz unserem Naturell, aber wir trösten uns damit, dass A) die Arbeit ganz gut aussieht (soweit wir das beurteilen können) und B) die Stundenlöhne in Neuseeland echt niedrig sind. Ein Hilfsarbeiter wird uns mit 40 Dollar berechnet, ein „Geselle“ mit 58 Dollar und ein Vorarbeiter mit 72 Dollar. Das sind Stundenlöhne zwischen 25 und 45 Euro. Das ist sehr moderat. Und außerdem haben wir ja durch Eigenleistung schon so viel gespart, dass es jetzt auch mal ans Ausgeben gehen kann.
Also Freunde der Sonne, auf Atanga geht es vorwärts. Wir sind trotz allem begeistert.

Das Bild des Tages – Feierabend – da fehlte einfach die Zeit, um das Tape noch abzureißen

Eine Lage Matte und Spachtel – nass in nass gearbeitet

Es wird gearbeitet an Deck

Fortschritt bis nach hinten

Inzwischen (14 Tage später) wurde das ganze Deck geschliffen – demnächst folgt das Füllen der noch vorhandenen Unebenheiten – alles Stellen, die noch dunkelrot scheinen


16

Was für eine Sauerei

Di.,03.Mai. 22, Neuseeland/Whangarei, Tag 2894, 24.696 sm von HH

Heute geht es nun endlich los – unser Osmose geplagter, deswegen vor Monaten um 4,5 mm abgeschälter (wie alles begann) und dann geschliffener Rumpf  (Rückschlag durch unerwartete Löcher) wird wieder aufgebaut.

Im ersten Schritt werden die tiefsten Löcher mit Vinylester und etwas Matte zugespachtelt bzw. geklebt. Es folgen zwei Lagen Glasfasermatte (chopped strand fibre). Gewicht 450 Gramm pro Quadratmeter. Und zum Schluss eine Schicht Spachtelmasse – ebenfalls  aus Vinylester. Alles wird nass in nass auf den Rumpf aufgebracht.

Zuerst kommen ein paar Glasfasermatten-Pflaster auf die schlimmsten Stellen

Wie selbstverständlich sind Achim und ich als Handlanger eingeteilt. Wir sollen die benötigten Matten zuschneiden, die Harze mischen und den beiden Glasfaser-Experten Peter und Ben zuarbeiten.
Der Anfang ist noch entspannt, wir schneiden vier Meter lange Bahnen für den Bug zurecht. Im Grunde genommen, ist es ein wenig wie Tapezieren. Außer, dass die Matte unglaublich fuselt und man in Null-Komma-Nichts überall juckende Glasfasern kleben hat.

Zuschnitt der Matten an einer Art Tapeziertisch

Peter zeigt uns, was beim Harz mischen verlangt wird. Akribisch wird der Arbeitsplatz vorbereitet. Ist alles da? Handschuhe, Lappen, Eimer, Schüsseln, Farbrollen? Ja, alles liegt bereit. „Ist einmal der Härter im Harz, ist die Verarbeitungszeit kurz. Ich will weder Material noch Zeit verschwenden. Also, wenn ich euch antreibe und das böse F-Wort benutze, dann ist das nichts Persönliches“, grinst er uns an. Peter ist ein Alpha-Mann, ein Macher, ein schneller Arbeiter. Anerkannt als Experte für Glas-Arbeiten. Die Jungs mit denen er zusammen arbeitet stehen stramm – wir ebenfalls. Wir knallen die Hacken zusammen.

Ich werde zum Anrühren eingeteilt, Achim trägt das fertig gemischte Harz zu Peter und Ben, bringt ihnen die Matten und hilft beim Festhalten der langen Bahnen, bevor sie fest am Rumpf kleben.“Alle bereit? Gasmasken auf und los geht’s“. Nein halt, eins fehlt noch – Musik. Peter ist Metal-Fan. Und Peter ist es egal, ob andere seinen Musikgeschmack teilen. Zum Glück können wir beide sehr gut damit leben, dass Metallica, ACDC und Ramstein die Arbeit beschallen. Nur versteht man durch die Gasmasken schon schwer genug, was der anderen von einem will. Aber Peters Anweisungen sind einfach: „More resin – mehr Harz.“

Aus einem 20 Kilo Fass fülle ich in einen Messbecher einen Liter Harz ab. Der wird in eine Plastikschüssel umgefüllt und bekommt 1,5 Prozent Härter dazu. Das sind nur 15 Milliliter. Mit Hilfe einer großen Dosier-Pumpen-Füll-Flasche  ist das mess- und machbar. Dann mit dem Spartel ungefähr 30 Sekunden rühren bis sich die Farbe verändert. Dann reißt Achim mir auch schon die Schüssel aus der Hand. Schnell bereite ich den nächsten Liter vor. Und noch einen in Reserve. Achim bringt die leere Schüssel zurück. Um wenigstens etwas Müll zu sparen, wische ich die schnell sauber, um sie wieder verwenden zu können.
In kürzester Zeit ist alles klebrig und mit Glasfasern übersät. Ich kann den Spatel nicht mehr einfach aus der Hand legen. Er klebt am Handschuh fest. Der Messbecher ebenfalls. Umso länger die Aktion dauert, desto schlimmer wird es. Das erste Harz fängt an anzuziehen. Es klebt wie Sau. Zeit zum Verschnaufen liegt nicht drin. „More resin“, schallt es über Guns N‘ Roses. „One more container.“
Es ist für alle anstrengend, egal welchen Job man hat. Dann endlich sind alle Bahnen verklebt und luftfrei festgestrichen.

Mein Arbeitsplatz – in der Tonne links ist das Harz – 6 bis 7 Fässer werden wir davon verbrauchen, wenn wir in ein paar Tagen fertig sind – á 20 Kilo

Giftmischer – Foto Credit Alex von der Ari B

Der fertig mit Matte überzogene noch feuchte Bug

„Wir machen dreißig Minuten Mittag. Dann kommt der Spachtel auf das Harz.“ Peter legt die Werkzeuge vor uns hin. „Bitte gut sauber machen, das brauchen wir Morgen alles wieder.“ Achim und ich starren auf die pappigen Scheren und Rollen. Mit Bergen an Aceton und Lappen rücken wir dem klebrigen Überzug auf den buchstäblichen Pelz. Alles ist überzogen mit Glasfasern und Harz. Billige Malerrollen und Plastiktabletts landen gleich im Müll, da lohnt sich die Reinigung nicht.

Nach zwanzig Minuten sind wir fertig. Unsere mitgebrachten Nudeln vom Vorabend sollten eigentlich in der Werftküche in der Mikrowelle  heiß gemacht werden. Keine Zeit. Kalt verschlingen wir sie neben der Halle auf einem Kantstein. Als ich noch schnell zur Toilette gehe, kommt Peter auch schon zurück.

Wertiges Werkzeug muss schnell sauber gemacht werden – alles wir unglaublich rasch hart

Zehn Minuten Mittagspause mit kalten Nudeln – das Leben ist zur Zeit kein Pony-Schlecken ;-)

Es folgt der zweite Streich: es soll Spachtel auf die noch feuchten Matten. Das Anrühren ist aufwendiger. Diesmal mischen Achim und ich gemeinsam. Für die Spachtelmasse kommt ein halber Liter Harz aus dem gleichen Fass in einen Eimer. Zwei Prozent eines Wachs  dazu – aufgezogen aus einer Flasche mit Hilfe einer Spritze. Es folgen zwei Sorten Mirkoballons. Das ist ein federleichter Füllstoff (3,5 Kilo haben das Volumen von einem Viertel Kubikmeter). Diese Mikroballons verändern die Struktur vom Harz, zur besseren Verarbeitung und Schleiffähigkeit der Spachtelmasse.  Die Kunst ist es soviel Ballons hinzuzufügen, dass Peter mit der Konsistenz zufrieden ist. Am Schluss noch einen Schuss Härter in den Eimer. Das Ganze wird mit der Bohrmaschine gerührt, noch einmal die Ränder mit einem Spachtel sauber gemacht und im Schweinsgalopp zu Peter gerannt. „Zu dünn“! Ich renne zu Achim zurück. Mehr Ballons dazu, rühren, Eimerrand säubern und wieder zu Peter bringen. Der ist jetzt zufrieden. Einen bereits leeren Eimer nehme ich mit, sauber machen und sofort die nächste Mischung ansetzen. Bloß keine Zutat vergessen. Schnell entwickeln Achim und ich ein System, wer für was zuständig ist. Aber Peter ist schnell und die Spachtelmasse schnell alle. Wir schwitzen.

Drei Eimer werden vorbereitet – den Vorlauf brauchen wir – sonst kommen wir hinter Peter nicht hinterher

Schließlich ist auch das geschafft. „Gut gemacht, der Spachtel wurde am Schluss immer besser“. Ein Lob von Peter. Wir schauen zufrieden und freuen uns. „Morgen soll es regnen. Bei Regen können wir nicht glasen. Dann ist die Luftfeuchtigkeit zu hoch. Es muss unter 70 Prozent sein, sonst funktioniert es nicht. Wir werden sehen, was Morgen für ein Wetter ist. Tschüüüß.“

Der gespachtelte Bug – alles leicht rosa – eine Sorte Mikroballons ist rot – die andere weiß – ergibt babyrosa

Achim und ich beseitigen noch die Sauerei des zweiten Aktes. Alles was wir in den letzten Jahren an Plastiktüten eingespart haben, ist mit einem Schlag zunichte gemacht. Eine gerammelt volle Mülltonne ist das Endergebnis. Eimer, Container, Handschuhe. Überreste vom Harz. Alles ungesundes Zeug. Und alles wird auf der Müllkippe landen. Sondermüll ist leider eine Fehlanzeige in Neuseeland.

Kaputt fahren wir in unser gemütliches Zuhause mit dem entzückende Leihkater. Viel Energie haben wir nicht mehr, aber für einen Regentanz reicht es noch. Mit Erfolg. Am nächsten Morgen gießt es wie aus Eimern – wir haben einen Tag Pause. :lol:


13

Im Bootsbauer-Bootcamp

So.,01.Mai. 22, Neuseeland/Whangarei, Tag 2892, 24.696 sm von HH

Am Freitag wurde, wie versprochen, das Harz für unseren Rumpf geliefert. Was fehlt, ist der dazugehöre Härter. Der soll Montag aber nachgeliefert werden. :roll:
Lance beschließt somit spontan, dass mit den Schleifarbeiten an Deck begonnen werden kann. Die zeitraubend zweimal verklebte Plane wird bis zum Cockpit „hoch gekrempelt“, um Platz zu schaffen. Zwei Arbeiter rücken dem Gelcoat ‚dem Weißen‘ mit ihren Flexscheiben zu Leibe. Bis zum Feierabend schaffen sie es bis zum Cockpit. Dann ist Wochenende.

Wir rücken am Samstag an. In unser privates Boot-Camp. In seiner ursprünglichen Definition ist ein Boot-Camp ein Ort der Grundausbildung (in militärischen Belangen). Eine weitere Lektion Bootcamp steht an – es gibt noch etwas Holz um die Winschen am Cockpit herum. Die Winschen sind auf dem alten Holz stehen geblieben (Schlitzschrauben, die von unten nicht zu erreichen sind, haben zu dieser Entscheidung geführt – der Aufwand des Abbaus wäre unverhältnismäßig groß gewesen). Dieses Holz sollte bündig zum Metallzylinder der Winschen abgestemmt werden. Ein mehrfach vergebener Auftrag ans Yard, der bis heute nicht aufgenommen wurde. Achim hat sich das nicht recht zugetraut, so exakt das Holz weg zu meißeln. Aber jetzt hat er die Faxen dicke. Er greift zu Hammer und Stemmeisen. Geht doch! Drei Stunden später stehen alle vier Winschen auf ihrem akkuraten Holzplateau von dem irgendwann nichts mehr zu sehen sein wird. Ich würde sagen, drei Mann-Stunden Arbeitslohn gespart!

Da wir gerade so schön beim Sparen sind, rücken wir auch dem Rest des Gelcoats (das Weiße) hinterm Cockpit zu Leibe. Das Deck soll an diesem Wochenende fertig werden. Auch vor dieser Arbeit  war Achim zurück geschreckt – wie leicht kann man mit einer Flex derbe Dellen in eine eben noch glatte Fläche schleifen? Aber hey, es läuft gut. Nur zwischen den Winschen, an engen Stellen wird es ein klein wenig wellig.

Man achte auf die Plane – der Chef verschwindet gerade im Nebel

Die Schleiferei ist eine unglaubliche Sauerei. Es staubt wie die Hölle. Ich arbeite am Vorschiff (abgeklebte Schraubenlöcher für die wieder zu installierenden Beschläge freikratzen) und bin trotzdem komplett eingemehlt. Ein Blick auf die Plane über dem Cockpit lässt Böses ahnen. Die ganze Abkleberei war eigentlich für die Tonne. Der Staub ist mikrofein unter das Klebeband gekrochen. Dieses gibt spontan seine komplette Klebekraft auf. Schlaffe gelbe Bänder kringeln sich an allen Ecken und Kanten. Anderer Staub nutzt diese Situation bösartig aus und erreicht so auch den letzten Winkel unter der Plane. Die Luken sind zwar extra abgeklebt, aber durch Schraubenlöcher und andere geheime Wege schafft es der Staub bis in den Salon. Eine Dose, die Achim mit nach draußen bringt, ist der Beweis: weiß gepudert der Deckel. Die Abkleberei hätten wir uns wohl sparen können. :cry:

Ist ja nur Staub

Nur Staub – kein Grund zur Sorge durch gute Staubmasken haben wir innerlich nichts abbekommen

Am Ende des Wochenendes ist nun aber das Deck komplett fertig geworden. Der Wiederaufbau kann beginnen und unsere Bootcamp Ausbildung dürfte bald komplett sein.

Noch ein bißchen pusten mit Druckluft und in den Ecken saugen – fertig ist das Deck

 


3