Kategorie: Atanga

Löcher im Rumpf und andere Probleme

Di.,26.Apr. 22, Neuseeland/Whangarei, Tag 2879, 24.696 sm von HH

Mit einem Tag Verzug beginnen die Rumpf-Schleifarbeiten. Wahnsinn! Eine unglaubliche Sauerei. Der Gestank vom GFK wabert bis vor die geschlossene Halle. Nach anderthalb Tagen ist die Arbeit geschafft. Zurück bleibt zentimeterdick der Staub. Dem rücken die Skipper der Ari B und Atanga zu Leibe. Mit Luftdruck pusten die beiden Männer den Staub von den Schiffen  und fegen so gut es geht den Dreck zusammen. Noch ist Atanga abgeklebt, aber ich bin jetzt schon gespannt, ob es der Staub bis ins Schiffsinnere schaffen konnte.

Das Schleifen hat begonnen – fünf Minuten später sieht man die Hand vor Augen nicht mehr

Ungesunder Staub in unfassbaren Mengen

Der Rumpf wäre jetzt bereit, um drei Lagen neue Glasfasermatte zu bekommen. Und dann eine schlechte Nachricht: Beim Schleifen legen die Arbeiter an Atangas Rumpf Stellen mit grob geflochtener Matte frei. Darunter verbergen sich große Hohlräume. Eindeutig ein Baufehler – die Garantie dürfte allerdings nach 33 Jahren abgelaufen sein. ;-)
Die schlimmsten Stellen werden gleich mit der Flex weggenommen. Tiefe Eindellungen bleiben zurück. Tief bedeutet bis zu 3 mm – da der Rumpf ja schon um 4,5 mm abgeschält wurde, bleibt nicht mehr viel Material übrig. Die Beseitigung der kleineren Löcher werden von Peter zur Crew-Aufgabe degradiert: „Montag ist ein Feiertag. Ihr habt also ein langes Wochenende Zeit, um alle verborgenen Löcher zu finden und aufzubohren. Je mehr ihr findet, desto besser.“ Er drückt uns einen übergroßen Dremel in die Hand. Eine ehrenvolle Aufgabe. Also ran ans Werk. Es sind hunderte (ja, gar tausende) Löcher. Einige sind nur klein, die liegen allerdings dicht an dicht. Bohrspuren mäandern sich über den Rumpf. Wie nach Wurmfraß auf einem Apfel.

Mit dem Dremel versuchen wir alle Löcher zu öffnen

Unter der groben Matte befinden sich die Hohlräume

Rot – durch die Flex aufgeschliffene Löcher

Dienstagmorgen sind wir jedenfalls weisungsgemäß  fertig mit Bohren. Peter hat gleich einen neuen Auftrag für uns. „Bevor wir ans Kleben des kompletten Rumpfes gehen können, müssen erst die tiefen Löcher geschlossen werden. Die Kleinen spachteln wir zu. Ihr könnt die neue Matte für die tiefen Löcher zuschneiden.“
Wir bekommen drei verschiedene Glasmatten hingelegt und getrennt von einander eine Anweisung, wie wir vorzugehen haben. Unser Verständnis, wie groß genau die Flicken zu schneiden sind, widerspricht sich. Dies hat eine Ehegatten-Diskussion zur Folge. :mrgreen:
Nach etwas hin und her einigen wir uns auf Achims Meinung und fangen zu schnippeln an. Wir nummerieren die Löcher, wir nummerieren die dazu gehörigen Flicken in den drei verschiedenen Größen und bilden ein Stapel-System, dass man jeden Flicken-Satz seinem Loch zuordnen kann.
Schnell ist klar, dass die Löcher alle eine ähnliche Größe haben: 5 x4, 6×5, 5×5. Wir produzieren weiter. Bei Loch 38 machen wir Mittagspause. Als wir zurück kommen, ist Peter wieder da. Die Flicken seien zu groß! Aber das würde nichts machen, dann nimmt man einfach einen kleineren Flicken von einem anderen Stapel und sucht sich, was man braucht. @&§$@@ Wir reißen also unsere Stapel auseinander und bilden jetzt nach Flickengröße neu sortierte Haufen.

Glasfaser-Schnippeleien – alles wieder gut nach nerviger Ehegatten-Diskussion

Unsere Flicken – nun neu sortiert

Die nächste schlechte Nachricht folgt: „Wir könnten ja heute mit der Reparatur der Löcher beginnen, aber leider muss ich euch sagen, dass das Harz, was ich für Atanga bestellt habe nicht da ist. Ich habe gerade mit dem Lieferanten telefoniert, die sind noch bei der Produktion. Frühestens Freitag wird geliefert.“

Da warten wir nun wochenlang auf unseren Hallenplatz, der sich immer weiter nach hinten geschoben hat. Und dann ist nicht rechtzeitig das Material bestellt worden? Abends weinen wir ein wenig in die Kissen … nächste Woche soll es dann aber wirklich, wirklich los gehen, dass Atanga wieder chic gemacht wird.


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Es geht los – nein, doch nicht!

Di.,19.Apr. 22, Neuseeland/Whangarei, Tag 2873, 24.696 sm von HH

Die Ostertage nutzen wir, um unsere Reling abzubauen. Jetzt, wo wir nicht mehr auf dem Schiff wohnen, reduziert sich das Risiko eines Absturzes. Die Relings-Füße stehen noch auf kleinen Teakholz-Inseln, aber die sind einigermaßen flott weggestemmt.
Es verbleibt als letzte Arbeit, bevor der Rumpf abgeschliffen wird, das Schiff staubsicher einzupacken. „Es gibt Tonnen an Staub“, warnt Peter uns, „der kriecht in jede Ritze“. Carla und Alex von der Ari B verpacken ihr Schiff ebenfalls. Zwei Crews, eine Aufgabe – der Wettbewerb hat begonnen. Keiner hat Erfahrung in Schiff einpacken. Es ist wie bei ‚Spiele ohne Grenzen‘. Welche Crew verfolgt welche Taktik, welche Crew hat die besseren Ideen? Was einfach aussieht, birgt so seine Tücken. Aber vier Stunden später sind beide Schiffe komplett mit Folie abgedichtet. Schulter klopfen und Hurra-Rufe schallen durch die Halle: die Schleif-Teams können kommen.

Schön ist auch die Idee bei abgebauter Reling mit Socken auf Plastikfolie zu laufen ;-)

Der Spion luschert vom Nachbarschiff – die Ari B verfolgt ein anderes Konzept mit Zeltkonstruktion

Der Kampf mit den Folien

Dienstagmorgen sind wir pünktlich zum Werft-Arbeitsbeginn um 8:oo Uhr an Ort und Stelle. Die ersten Arbeiter wuseln schon durch die Halle. Vor Staub konserviert mit weißen Mondanzügen, Bein- und Ärmelenden werden mit Tape abgedichtet. Atemschutzmasken, Gehörschutz und Schutzbrillen  liegen zum Einsatz bereit. Gleich geht es los.
Achim und ich schlendern noch einmal über den Hof als uns ein blaues Auto ins Auge fällt. Moment Mal, den Wagen kennen wir doch! Das ist doch unsere Flexi Teek Firma aus Auckland! Da kommt uns Lance, der Werftleiter (Supervisor wie es auf Englisch heißt), entgegen. Im Schlepptau zwei Flexi-Jungs. Er druckst etwas herum. Hüstel, stotter, räusper: er habe vergessen der Firma Bescheid zu sagen, dass der anvisierte Termin zur Vermessung unseres Deck in dieser Woche nicht funktionieren wird. Wir starren ihn an. Die Jungs starren ihn an. Die Entscheidung ist schnell getroffen. Da die Anreise aus Auckland zwei Stunden beträgt, bleibt praktisch keine andere Wahl. Die Vermessung unseres Decks hat heute Vorrang. Das bedeutet, dass unser mühsam eingepacktes Schiff wieder entpackt werden muss. Das dauert übrigens nur fünf Minuten. :mrgreen: Kommando zurück auch für die Schleifteams, sie können ihre Mondanzüge wieder ausziehen. „Das Wieder-Einpacken von Atanga geht aber auf deine Kappe“, Lance nickt bedröppelt. Kein Mitleid, wir sind sauer.
Das Flexi-Team rückt Atanga ebenfalls mit Plastik zu Leibe. Mit einer unelastischen Waben-Folie, die sich wie eine zweite Haut aufs Deck legen lässt. Die einzelnen Teile der Folie werden zu einem großen Stück zusammengeklebt. Viele Stunden wird nur geschnippelt und geklebt. Anschließend werden auf der Folie die Ausschnitte für Luken, sämtliche Kanten und jedes Schraubenloch für zurück zu bauende Decksteile,  markiert. Präzision erforderlich, denn an Hand dieser Folie wird im Werk unser neuer Decksbelag gefertigt. Der Zuschnitt des Musters dauert den ganzen Tag. Helfen können wir nicht, aber falls Fragen auftauchen, bleiben wir dabei. Wir nutzen die Zeit, um die Relingsfüße zu polieren. Um 17:30 Uhr ist das Muster fertig und die Flexi-Jungs ziehen ab nach Auckland. Wir machen ebenfalls Feierabend. Bleibt nur noch Lance … wie wir am nächsten Morgen erfahren, hat er seine eingebrockte Suppe alleine ausgelöffelt. Drei Stunden braucht er, um Atanga wieder in Plastikfolie zu verpacken. Da tut er uns dann doch ein wenig leid. Und wir fragen uns, warum wir zu zweit verfluchte vier Stunden benötigt haben. ;-)

Wie eine zweite Haut wird mit Folie die Decksform nachgebildet

Jeder Deckel, jeder fehlende Beschlag, jede Kante wird mit Filzstift markiert

Der Ausschnitt für die Winschen


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Umzug zu George und Atanga in die Halle

Mo.,18.Apr. 22, Neuseeland/Whangarei, Tag 2872, 24.696 sm von HH

Seit drei Tagen wohnen wir im zweiten House-Sitting-Heim. Das Haus ist viel kleiner als beim ersten Mal, aber gemütlich eingerichtet. Mittelpunkt ist eine große Wohnküche, die zu zwei Seiten Zugang zum winzigen Garten bietet. Der Garten besteht im Wesentlichen aus Holzdecks  vor und hinterm Haus. Zur Zeit ist er allerdings unnutzbar –  heftiger Dauerregen verhindert jeden Gang nach draußen. Wir haben ein kleines Schlafzimmer und ein eigenes Bad in einer Art Hauswirtschaftsraum mit Waschmaschine und Boiler.
Uns wurde in der Küche Platz in den Schränken frei geräumt, damit wir unsere eigenen Vorräte gut unterbringen können. „Meine Pflanzen gehören dir. Mach im Garten, was du möchtest“. Mit den Worten brausen unsere Gastgeber in den Urlaub.

Unser neues Zuhause – George gehört das größte Sofa

Der Blick von der anderen Seite

Das Goldstück des Hauses ist George. George hat eine Katzenklappe und kann kommen, wann er will. Dadurch gibt es kein Katzenklo zu leeren. Am ersten Abend ist George noch schüchtern, aber das legt sich schnell. Bereits am zweiten Morgen bringt er uns ein Gastgeschenk. Eine fette Ratte liegt tot auf dem Fußabtreter. Wäre jetzt nicht nötig gewesen. ;-) Wir wurden vorgewarnt, aber da war nur von Mäusen die Rede. Ebenso wurden wir informiert, das Geoge nachts ganz gerne ins Bett gesprungen kommt. Diese Idee ruinieren  wir durch eine geschlossene Schlafzimmertür. Hehehe. Nur, das George schlauer ist als wir. In Nacht drei schleicht er sich durch das geöffnete Fenster direkt zu Achim auf’s Kopfkissen. Hehehe, lacht sich nun der Kater in die Pfoten.

Achim und George im Schmuserausch

Anderes Fensterprinzip in Neuseeland – hier konnte George sich problemlos einschleichen

Atanga ist einen Tag nach uns umgezogen. Es gibt drei Hallenplätze auf der Werft. Diese sind heiß begehrt und ein Hallenaufenthalt dauert offensichtlich immer länger als erwartet. Wir und die Crew der Ari B scharren mit den Hufen. Bei beiden Schiffen wurde der Rumpf abgeschält und beide Crews möchten unbedingt, dass Peter (der unbestrittene Laminat-Gott auf den die höchsten Lobgesänge gesungen werden) unsere Rümpfe wieder aufbaut. Peter ist selber Segler und wird im Mai nach Fiji segeln. Umso größer der Druck, dass es endlich weiter geht. Nach einigem hin und her haben die beiden Werftleiter die zündende Idee: zwei Schiffe mit der gleichen Arbeit, beide Schiffe kommen in die gleiche Halle. Das gab es bei Norsand noch nie, zwei Einrümpfer zeitgleich in der Katamaran-Halle. Generalstabsmäßig wurde diese Sensation geplant. Mit Farbe die Positionen der Boote auf dem Hallenboden markiert.

Atanga ist zuerst an der Reihe. Die Halle ist hoch genug, dass wir unseren Windgenerator nicht abbauen müssen. Achim ist erleichtert. Das hätte viel Arbeit bedeutet wegen des durchgehenden Kabels (was unbedingt erhalten bleiben soll) bis zum Schaltschrank. Allerdings versperrt die Planentür  den Eingang, so dass der Generator nur mittig durch das Tor passt. In der Halle selber wird Atanga an die Seite bugsiert, um für die Ari B Platz zu machen. Jetzt stehen wir leicht versetzt Seite an Seite – die Spiele können beginnen.

Dreimal gemessen und immer noch zu flach – nein, geht sich auf – 25 cm Platz sind über

Ist mal ein Schiff im Anmarsch wird die Halle optisch immer kleiner

Aus der Mitte heraus wird Atanga an die Seite geschoben

Zusammen mit der Ari B passen wir trotzdem problemlos rein

Zwei Schiffe – zwei abgeschälte Rümpfe


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Quarry Gardens

So.,10.Apr. 22, Neuseeland/Whangarei, Tag 2872, 24.688 sm von HH

Eine heranziehende Schlechtwetter-Front zerschießt erneut die Organisation der Belegung der Boot-Hallen auf dem Yard. Der ‚wirklich endgültige‘ Termin wurde erneut um zwei Tage verschoben. Am Ostersamstag kommen wir bestimmt  in die Halle – heiliges Ehrenwort. Okay, es nervt etwas, löst dafür spontan unser Problem der einen Nacht ohne Unterkunft. Zum Glück habe ich noch nichts vorgebucht. Wir hatten schon überlegt, ob wir im Auto übernachten müssen – bei  nächtlichen 15 Grad. ;-)

Bevor uns die Ausläufer des wahrscheinlich letzten Zyklons der Saison erreichen, besuchen wir bei schönstem Sonnenschein die nahe gelegenen ‚Quarry Gardens‘. Dort wollte ich schon die ganze Zeit mal hin. Die Gärten liegen praktisch mitten in Whangarei im Wohngebiet. In einem ehemaligen Steinbruch wurde ein sub-tropischen Garten angelegt. Mit Exoten aus aller Welt. Der Eintritt ist frei. Eine Spende für neue Pflanzen und Werkzeuge ist jedoch willkommen. Die Gartenpflege übernehmen ehrenamtliche Helfer. Nur einen fest angestellten Manager der Anlage gibt es. Es werden ständig Freiwillige gesucht für die Gartenarbeit. Den Prospekt schnappe ich mir. Irgendwann sind die Bootsarbeiten ja wohl mal erledigt – das kann eine schöne Abwechslung werden. Schaun wir mal. Bis dahin freut sich Achim Gartenfreund über meinen monatlich ‚verordneten‘ Besuch dieser tollen Anlage. :mrgreen:

Ein künstlicher Teich wurde angelegt im kreisrunden Kessel des ehemaligen Steinbruchs

Herbstfarben dominieren zur Zeit

Ceiba speciosa aus Südafrika

Zum Dornen gespicktem Stamm gehören diese schönen Blüten mit denen der Baum überreich bestückt ist

Unbeschriftete Blüte – wohl 30 cm hoch

Ficus damaropsis aus Papua Neuguinea – die Blätter dien(t)en dort als Essteller – die Zapfen sind größer als ein Tennisball

Dramatische Wirbel im Kakteen und Sukkulenten Teil des Gartens

Einer ist schöner als der andere

 


10

Verzögerungen

Fr.,08.Apr. 22, Neuseeland/Whangarei, Tag 2869, 24.688 sm von HH

Gefühlt ist Corona weltweit kaum noch ein Thema. Außer in Deutschland und Neuseeland. Nach zwei Jahren geschlossener Grenzen hat Neuseeland seit wenigen Wochen wieder geöffnet. In einem Stufenplan dürfen verschiedene Gruppierungen und ab 2. Mai auch Touristen wieder einreisen.
Mit Öffnung der Grenzen ist natürlich auch Omikron mitgekommen. Im Grunde ist dies die erste Corona-Welle in Neuseeland.
Nun wird getestet, was die Stäbchen hergeben. Entsprechend hoch sind die Inzidenzen und die Anzahl der Menschen, die zu Hause bleiben müssen.
Das führt zu Ausfällen an allen Ecken. Supermarktregale sind leer, weil es keine Fahrer und Packkräfte gibt. Unser Flexi Teek Mann: positiv. Dreiviertel der Belegschaft auf der Werft: positiv. Der Schweißer unserer neuen Püttinge: positiv. Die Arbeit ruht, Zeiten verschieben sich, Termine können nicht gehalten werden. Unser anvisierter Hallentermin natürlich ebenfalls nicht.
Das amtliche Enddatum wurde nun auf den 14. April festgelegt. Sehr gut. Ab 15. April beginnt unser House Sitting Job mit Katze. Dann werden wir eine Nacht obdachlos sein, aber es wird sich schon eine Lösung finden.

Wir freuen uns, dass es jetzt bald weiter geht. Bei uns ist etwas die Luft raus. Die bordeigene Buchhaltung hat es festgehalten. Über fünfhundert Stunden Arbeit haben wir bisher investiert. Nun gibt es am Deck nichts mehr zu tun für uns (fast nichts mehr – außer Pusselkram zu dem wir uns nicht gut motivieren können – hat ja noch Zeit … bis wir in die Halle kommen, das dauert – so lauten die Ausreden).
Die Klappe vom Ankerkasten war das letzte größere Werk. Auch so eine Geld-Spar-Geschichte. Bei der Klappe waren an der Kante einige Hohlräume unterm GFK aufgetaucht. Wir hatten dies Peter gezeigt und der hat die Klappe zur Reparatur mit in die Werkstatt genommen. Nicht passierte. Dann haben wir uns die noch immer kaputte Klappe wieder geholt, damit keiner in den Ankerkasten fällt als der Mast runter kam. Schlussendlich haben wir die Reparatur selber vorgenommen. :roll: Die Hohlräume haben wir aufgeschnitten, schön sauber gemacht, mit Epoxid flüssig vergossen und am Schluss sauber verspachtelt und geschliffen. Unser Epoxid mischen wir schon lange selber. Die Pumpenhübe aus dem West-System aus dem Werft-Shop sind uns auf Dauer zu umständlich geworden und zudem nicht am Wochenende verfügbar. Selbst ist der Giftmischer.

Klappe vorher

Klappe nachher – bestimmt vier Stunden Arbeitslohn gespart

Nicht Breaking Bad, sondern die eigene Chemie-Bude auf Atanga

Wir nutzen die Wartezeit bis zum Hallentermin, um mal wieder etwas anderes als staubige Schiffe zu sehen. Ein Ausflug zu den nahegelegenen Wasserfällen soll es sein. Sehr lohnenswerte Wanderung und nur ein paar Autominuten entfernt. Wunderbar. Tagsüber ist es noch immer sommerlich warm. Nur die Sonne steht bereits herbstlich tief am Horizont. Das malt schöne Farben.

Die Whangarei Falls

Das besondere – man kann einmal um den Wasserfall herumlaufen – oberhalb gibt es eine Brücke

Herbst ist schön

Immer am Fluss entlang


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Schiff getauscht

So.,01.April 22, Neuseeland/Whangarei, Tag 2862, 24.688 sm von HH

Wir schlendern etwas missmutig über das Yard als wir auf Andrew treffen. Man kommt ins Gespräch, wir klagen unser Leid über unser halb auseinander gerissenes Schiff und dass uns das Projekt über den Kopf zu wachsen droht.
Andrew lacht: „Ich kann euch verstehen. Ich mache das professionell, ich weiß wovon ihr sprecht. Ich kaufe runter gewirtschaftete oder halb fertige Boote, mache sie fertig und verkaufe wieder. “
Andrew ist witzig und interessant. Noch interessanter ist sein Vorschlag. „Auf der Nachbarwerft habe ich gerade einen Katamaran fertig gemacht, wollt ihr euch den mal anschauen?“

Ich mache es kurz. Von einem Katamaran träumen wir schon länger. Viel Platz, Komfortabel am Ankerplatz. Einfach tolle Boote.
Wir sind sofort begeistert von dem Schiff, was er uns zeigt. Es dauert nur drei Tage, dann sind wir uns handelseinig. Andrew nimmt unsere halb fertige Atanga, wir nehmen den sofort segelfertigen Katamaran (okay, wir legen noch etwas Geld oben drauf ;-)  ) und sind mit einem Schlag alle Sorgen los.

Sagt herzlich Willkommen zu unserem neuen Baby. Wir freuen uns wie Bolle.

Das wird Atanga 2 – Bilder von innen folgen


4

Up and downs auf der Baustelle

So.,27.Mrz.22, Neuseeland/Whangarei, Tag 2857, 24.688 sm von HH

Als erstes das ‚up‘: Unser Hallen-Termin wird weiterhin für Mitte April avisiert. Höchste Zeit, dass ich eine Unterkunft finde. Auf der House-Sitting-Plattform tummeln sich zurzeit nur Angebote für drei Tage, maximal eine Woche – zum Teil 20 Kilometer entfernt. Das klingt nicht so attraktiv.
Es gibt auch AirB&B Angebote in Whangarei, meistens sind die Küchen und/oder Bäder mit anderen zu teilen. Ein Bad haben wir jetzt auch nicht für uns alleine, also, was soll’s. Die Preise für AirB&B sind überraschend hoch: Unter Hundert Dollar (ca. 60 Euro) pro Nacht findet sich kaum etwas. Da läppert sich bei einem Monat Aufenthalt ein gutes Sümmchen zusammen.
Also starte ich eine Anfrage in einer Whangarei-Community-Gruppe, ob nicht jemand privat etwas vermietet oder ein House-Sitting benötigt.
Und, tatatataaa, es meldet sich tatsächlich eine Frau. Sie und ihr Mann wollen für fünf Wochen verreisen und sie suchen jemanden, der ihre Katze hütet. Sie wollen genau in der Zeit in den Urlaub in der Atanga in der Halle stehen wird. Fünf Kilometer entfern. Kann man das glauben?
Wir werden zum Vorstellungsgespräch eingeladen: ein charmantes Haus, nette Leute und eine hübsche orangene Katze. George ist zutraulich und verschmust. Das Ehepaar deutet an, dass sie mit uns grundsätzlich einverstanden wären, würden aber gerne vorher mit unseren ersten Gastgebern über unseren Leumund telefonieren. Wir können diese Vorsicht verstehen und geben ihnen die Nummer von Graham. Was sie nicht wissen ist, dass Graham und Julie uns bereits für Ende Juli erneut zum House-Sitting angefragt haben. J Da sollte doch eine gute Bewertung drin liegen. Drückt uns die Daumen. Während ich schreibe, warten wir auf eine Rückmeldung.

Die ‚downs‘ hängen in erster Linie mit dem Wetter zusammen. Whangarei trägt unter Kennern den Beinamen Whangarain. Davon haben wir in dem phantastischen Sommer nicht viel festgestellt (nicht normal heißt es, so ein lang anhaltendes gutes Wetter). So langsam verstehen wir, was gemeint ist. Es regnet jetzt fast jeden Tag. Entweder Sintflut-Regen, der das ganze Yard unter Wasser setzt oder mit Spielverderber-Schauern. Das Deck ist grade getrocknet vom Morgentau (so um 10:00 Uhr), Staubsauger, Schleifer und Werkzeuge liegen bereit, und dann kommt ein Schauer. Nur fünf Minuten Nieselregen, aber man muss schnell alles wegräumen, alles ist wieder nass, die ist Arbeit unterbrochen. So kommen wir nicht voran.

Knöcheltiefe Überflutung

Überflutung nach ein „bisschen“ Regen – schön an dieser Stelle auch das Stromkabel im Wasser

Es geht noch immer um das ‚Weiße‘. Alle Leihgeräte unserer Schiffsnachbarn waren so erfolglos wie unser Schwingschleifer. Dem Gelcoat kommt man in realistischer Zeit und mit realistischem Aufwand nur mit einer Flex an den Kragen. Der Flex-Einsatz ist nur in der Halle erlaubt.
Aber es gibt natürlich auch Ecken, die man mit der Flex nicht erreichen wird. Zwischen den Fenstern und an den Kanten zum Beispiel. Die können wir noch prima vorbereiten, so unsere Idee (mit dem üblichen Spar-Effekt). Mein neuer Freund ist also eine Abzieh-Klinge. Damit geht das Gelcoat einigermaßen runter und ich gewinne auch gleich neue Freunde von den anderen Booten. :lol: Die Geräusche der Klinge gehen durch Mark und Bein: eine Mischung aus Kreide auf der Tafel und Panik im Schweinestall. Das Quietschen ist abartig.

In Flocken hole ich mit dem Abzieher das Gelcoat runter – Achim hat es derweil gemütlich im Schiff

Alle Kanten sind frei – die Halle kann kommen

Schweinearbeit – grade an den unzugänglichen Ecken kommt mir das Gelcoat besonders dich vor

Und was macht Achim? Der hat Knie und erneut einen Job im kühlen Schiff. Er stellt den Antrag für unsere Visa-Verlängerung. Ein Katalog von Fragen, Erklärungen und Dokumenten-Beigaben. Zum Beispiel sollen darlegen, dass wir eine langfristige, echte, belastbare Beziehung zueinander haben. Ja wissen die denn nicht, dass wir seit vier Monaten auf dem Harten stehen und eine Baustelle haben? :mrgreen:


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Zwischen Menschenverstand und YouTube-Universität

Fr.,18.Mrz.22, Neuseeland/Whangarei, Tag 2849, 24.688 sm von HH

Wir kommen voran. Aber etwas mühsam. Wir fühlen uns manchmal etwas alleine gelassen. Wir vermissen ein Projekt-Management. Jemand, der uns etwas mehr an die Hand nimmt … In einer Comedy-Sendung würde jetzt ein mitleidig-ironisches „ohhhhh“ erklingen.

Jedes Projekt zieht ein Folgeprojekt nach sich. „Ohhhh!“ Inzwischen ist mehr deinstalliert  worden, als wir je geplant hatten. Achim hat sogar die Züge der Püttinge ausgebaut. Davor hat er sehr zurück geschreckt. Muss man dafür doch den halben Salon auseinander bauen. Wer weiß, wie die Züge aussehen? Bei unseren Nachbarn waren die Bolzen zum Teil verrottet. Das gibt den Impuls, dass wir auch mal schauen sollten. Die Bolzen haben ja noch kein Tageslicht gesehen in über dreißig Jahren. Auslöser für unser Problem waren die Abdeckplatten der Püttinge, die an die Püttinge selber angeschweißt waren. Ein unglücklicher Zustand, aber hat man damals so gebaut auf Atanga. Ohne das Ziehen der Züge hätten wir mit dem neuen Deck um die Abdeckplatten herum arbeiten müssen. Teakholz-Klammern waren da schon mal im Gespräch. Die unter die Püttinge geklebt werden sollten. Irgendwie klingt das nach Murks.
Achims Idee (Menschenverstand), die Platten abflexen zu lassen, hat die Facebook-Experten-Gemeinde für doof erklärt. „Du musst die Püttinge ziehen, anders geht es nicht.“
Das war dann einfacher als gedacht. Die Bolzen sind in tadellosem Zustand, die Züge ebenfalls. Die angeschweißten Abdeckplatten werden abgeschnitten, die Püttinge poliert und es gibt neue Platten zum drüber ziehen – alles liegt schon beim Edelstahlschweißer. Folgekosten und Folgeprojekt. „Ohhhh.“

Die Züge unserer Püttinge – durchs Deck bis in den Salonschrank hinein – daran hängen die Wanten und somit der Mast

Das sind unsere Püttinge mit angeschweißter Platte – die kommt jetzt ab

Alles, was abgebaut wird, zieht stundenlanges Putzen und Polieren nach sich. An den meisten Teilen klebt hartnäckiges Sika. Tütenweise legt Achim mir Geheimprojekte, wie er sie nennt, auf meinen Platz. „Geh um die Welt segeln“, haben sie gesagt. „Da kannst du viel erleben“, haben sie gesagt. Dass man dann gebrauchte Schrauben putzt, haben sie verschwiegen.
Unsere Genua-Schienen – 10 Meter  in Summe – sehen schlimm von unten aus. Wir haben angefragt, was neue Scheinen kosten, nur um sie nicht sauber machen zu müssen. :lol: Die 420 Euro darf ich mir jetzt verdienen.

Die Reinigung der Genua-Schinen – möglichst ohne die schützende Eloxal-Schicht zu zerkratzen – mit Zerstörung wäre schneller

Hunderte Geheimaufträge – Bolzen und Schrauben, die noch gut sind verwenden wir wieder – Stichwort Geldbeutel – es läppert sich bei zig Schrauben

Fragen, die wir haben, beantworten wir uns selber oder finden Hilfe in der YouTube-Universität. Dankeswerter Weise haben wir Kontakt zu zwei Bootsbesitzern aufnehmen können, die schon mal Flexi Teek verlegt haben. Hier können wir wichtige Fragen los werden, wie „Dürfen Klampen eigentlich direkt auf dem Flexi Teek angebracht werden?“ „Nein! Zuviel Zug auf den Klampen.“  Aber wenn nein, wie löst man dann das Problem mit dem unterschiedlichem Niveau von Deck und neuem Decksbelag? Schließlich ist das Flexi Teek 5 mm stark.

Vor ein paar Tagen war endlich ein Mitarbeiter der Flexi Teek Firma aus Auckland bei uns. „Alles kein Problem.“ Wir mögen es, wenn Menschen Optimismus verbreiten. Auch, wenn es etwas dick aufgetragen sein mag. Demnächst kommen seine Kollegen, um das Aufmaß unseres Decks vorzunehmen und das Muster für unser neues Deck zu erstellen. Der gute Mann konnte so einige Sorgen zerstreuen. Danke!

„Werdet ihr eigentlich auch selber arbeiten oder lasst ihr alles machen?“ Die Frage wurde uns häufig gestellt als wir von unserem geplanten Decks-Projekt berichtet haben. „Wir werden mithelfen, wo wir können“, war unsere Antwort. Wenn ich überhaupt eine Vorstellung hatte, was auf uns zukommt, dann in der Form, dass wir hin und wieder mal einbezogen werden. Hier und da etwas abbauen, aber ansonsten tatkräftige Arbeiter um uns herum wuseln haben. Wir sind jetzt über drei Monate in der Werft und haben bislang nur für eine Stunde Fremdarbeit für unsere Decksarbeiten bezahlt. Die bestand in Beratung für die Fenster-Abdichtung (die wir übrigens alle dicht bekommen haben  :-) wie ein Regen-Test gezeigt hat) und Gelcoat-Reparatur. Das ist gut fürs Budget, aber nicht nur einmal haben wir uns bereits gefragt, ob das Projekt nicht eine Nummer zu groß für uns sein könnte? „Ohhhhh … „


15

Mast runter

Fr.,11.Mrz.22, Neuseeland/Whangarei, Tag 2842, 24.688 sm von HH

Jetzt ist Atanga endgültig kein Segelschiff mehr. Per Kran wurde der Mast vom Deck gehoben. Die ganze Aktion hat fehlerlos funktioniert. Rigger Gerry ist gut organisiert und der bestellte Kran (der wird vom Nachbar-Gewerk geordert) und Gerry sind um 8:00 Uhr pünktlich zur Stelle. Da der Kran stundenweise bezahlt wird, gibt es im Vorwege von Gerry eine Liste, wie die Wanten und Stagen für den schnellen Abbau vorbereitet werden sollen. „Je schneller es geht, desto günstiger wird es für euch.“ :mrgreen:
Achim bereitet alles vor und reibungslos wird der Kran vom Deck gehoben. Der junge Mann am Kran wirkt ausgeschlafen und hat keinen Tatter an den Joy-Sticks. Gerry befestigt unterhalb der ersten Saling einen Gurt. Dieser wird in den Haken vom Kran gehängt. Die Wanten und Stagen werden endgültig gelöst. Der Mast kann angehoben werden und schwebt dann langsam Richtung Boden. Jetzt nur noch kippen und sanft landet der Mast in den bereit stehenden Gestellen. Voila!
Eine knappe Stunde später (und 250 NZ Dollar ärmer – ungefähr 160 Euro) ist der Mast bereit für seinen Weg zum Lager.

Der Kran wird stabilisiert

Sofort werden die Haken am Ausleger ausgefahren

Der Haken wird zu Gerry runter gelassen

Konzentration am Joy-Stick

Da schwebt er schon

Vorsichtig wird der Mast abgesetzt

Und langsam in die bereit stehenden Gestelle angelassen

Das war’s

Leider klappt nicht alles so reibungslos. Unser Termin für die Halle verschiebt sich von Woche zu Woche. Aus Ende Februar ist nun bereits Anfang April geworden. Aus Hochsommer wird Herbst. Die Nächte sind auch schon deutlich kühler und feuchter. Unser Cupper-Coat-Projekt für den Rumpf ist da eine Diva – zu niedrige Temperaturen und Cupper-Coat kann nicht mehr aufgetragen werden. Hoffentlich läuft uns da nicht die Zeit davon …


10

Luken dicht

Do.,03.Mrz.22, Neuseeland/Whangarei, Tag 2833, 24.688 sm von HH

Wir wohnen wieder auf Atanga. :cry: Schnell, viel zu schnell war die schöne Zeit mit unseren Leihhunden um. Tschüss Marley, tschüss Sally. Aber auch tschüss große Terrasse und tschüss Grill. Leider haben wir kein Anschluss-Haus gefunden, also wohnen wir jetzt wieder in unserem eigenen Chaos. Achim freut sich (home, sweet home :roll: ) – ich hätte gut und gerne noch länger bei Marley und Sally wohnen können. Andererseits sind 150 qm Wohnfläche zu saugen auch so eine Sache.

Unsere Planung ist gut aufgegangen. Ich habe meine Holzrahmen fertig lackiert bekommen. Sogar das Wetter hat mitgespielt, zwei Wochen kein Regen. Jeden Tag konnte ich ohne Probleme mit dem Rad zum Schiff runter radeln. Am Ende hat Sally es geschafft sich auf der Rückseite eines Rahmens mit einem ihrer gestreiften Haare im Lack zu verewigen. Ein nettes Souvenir.

Auf Atanga ist es staubig und nicht besonders gemütlich

Selfie mit Kamera unwilligen Hunden

Tschüss Grill und viel Platz

Alle Teile vom Deck sind demontiert. Auch Achim hat gut was weg geschafft. Jetzt stehen nur noch der Mast (kommt nächste Woche runter) und die Reelingsfüße auf kleinen Holz-Inseln. Ende März haben wir einen Hallenplatz avisiert bekommen.
Zeit für ein Nebenprojekt: unsere Luken. Als wir das Holz um die Fensterrahmen weg geschlagen hatten, wurde uns klar, warum wir soviel Wasser im Bereich der Luken genommen haben. Ein bis zu fünf Millimeter breiter Schlitz befindet sich zwischen Luke und Deck. Die weißen Rahmen sind Bestandteil vom Deck. Sie sind nicht aufgeschraubt oder verklebt.

Diese Schlitze müssen zu. Der Auftrag wurde schon vor vier Wochen von uns an Lance, unseren Supervisor, weitergegeben. Da sich keiner meldet und um den Auftrag reißt, holen uns erneut Rat bei Peter. Er schlägt vor, dass wir (natürlich wir – spart ja Geld für uns) die Schlitze etwas erweitern, schleifen und sauber machen. In eine Plastiktüte sollen wir Epoxid füllen, eine Ecke abschneiden und ähnlich wie bei einer Sahne-Torten-Tüte die Masse in den Schlitz drücken. Job Achim. Ich soll dann mit einem Spachtel die Masse in den Schlitz drücken und mit einem zweiten Gummispachtel die Kante sauber ziehen. :lol: „Wenn ihr gut seid, schafft ihr zwei Luken in einem Rutsch abzuspachten“. Ist die Masse zu dünn, geht es schief und ihr müsst es zweimal machen“.

Dieser Peter. Immer für einen Scherz zu haben. Wir sind nicht gut und die erste Luke müssen wir tatsächlich zweimal abspachteln. Bei Luke zwei und drei klappt es schon besser. Zwei Luken sind noch übrig …

Spalt unter den Fensterrahmen

Schlitz vertieft und sauber gemacht – bis zur roten Linie kommt später noch entsprechend Lagen an GFK und Spachtel rauf – das sollte also hübsch dicht werden

Luke geschlossen mit Epoxid

#nowar    #fckptn   #neinzumKrieg

Natürlich erreichen auch uns die furchtbaren Berichte über den Krieg. Schaut man in die Deutschen Nachrichten, dann gibt es kein anderes Thema. Schaut man in die Kiwi-News, dann findet man Randnotizen. Hier beherrscht noch immer Corona die Schlagzeilen. Und Europa ist weit weg. So unterschiedlich können Ereignisse bewertet werden.

#nowar    #fckptn   #neinzumKrieg


6

Zweit-Job

Mi.,23.Jan.22, Neuseeland/Whangarei, Tag 2825, 24.688 sm von HH

Wir haben uns gut eingewöhnt ins Luxus-Hausleben. Die morgendlichen Spaziergänge machen Spaß. Sally und Marley werden immer zutraulicher – mitgebrachte Hunde-Leckerlies leisten ihren Beitrag. Marley darf inzwischen sogar ohne Leine laufen.
Es gibt nur einen Haken an der Sache: wir wurden gebeten, die Hunde nicht länger als vier, maximal fünf Stunden am Stück alleine zu lassen. Das ist uns zu kurz, um auf Atanga zu arbeiten. Also haben wir überlegt, wie wir die Zeit strecken können und haben für mich einen Zweit-Job gefunden, den ich im Haus erledigen kann. Ich habe im Vorwege unsere Gastgeber gefragt, ob ich wohl bei ihnen auf dem Hof unsere Holz-Stücke (die es bitter nötig haben) lackieren darf. „Klar, darfst du, gar kein Problem.“ Graham hat mir sogar ein übergroßes Tuch zum Unterlegen zur Verfügung gestellt. Leider hat der Hausherr keine Böcke, aber aus Kartons und Leisten bastel ich mir meine eigenen Unterlagen. Die Bedingungen sind nicht optimal, aber allemal besser als auf der Werft. Dort gibt es immer einen staubigen Nachbarn.

 

Das Lackier-Ergebnis ist ganz viel versprechend und weites gehend Insekten frei

Achim verlässt um 8:00 Uhr das Haus. Er nimmt das Auto und ich mache mich an die Arbeit. Nach zwei Stunden ist der Job getan und um 10:30 Uhr schwinge ich mich aufs Rad, um zu meinem Hauptjob zu radeln. Sieben Kilometer. Die Strecke ist auf der ersten Hälfte super. Nur bergab. Ich stehe auf den Bremsen. Der zweite Teil ist ‚geht so‘. Warum wir nicht abwechselnd radeln? Mein Fahrrad sei angeblich leichter zusammen zu klappen …

Um 11:00 Uhr erreiche ich Atanga. Schnell in den roten Overall geschlüpft. Es fehlt nur noch eine Stechuhr an der Leiter. Meine Haupt-Arbeit ist weiterhin das Deck. Das ‚Weiße‘ ignoriere ich. Kommt Zeit, kommt Lösung. Ob wir uns ein Gerät kaufen oder leihen, steht noch nicht fest. Vielleicht lassen wir es auch die Werft-Jungs machen. Falls sie es nicht wieder an uns abtreten – spart euch ja Geld und so.

Peter hat sich ein Deck glatt wie einen Kinder-Popo gewünscht. Peter bekommt ein Deck wie einen Kinder-Popo. Dazu müssen alle Löcher, Kratzer und die Verletzungen, die wir ins Deck geschlagen haben, mit Epoxid aufgefüllt werden.
Beim Füllen der Schraubenlöcher haben wir einen riesigen Fehler gemacht. Wir haben versucht mit dem Epoxid keine Haufen auf den Löchern zu bilden, damit wir hinterher nicht zu viel weg schleifen müssen. Was wir nicht wussten, dass Epoxid sich beim Trocknen einzieht. Was wir auch nicht wussten, dass es mehr Arbeit macht, die Löcher noch einmal anzufassen als sie überdick zu füllen und dann hinterher einfach glatt zu schleifen.
So viele Löcher sind es aber nicht. ;-) Vielleicht 2000.
Seit Tagen fülle ich, schleife ich, fülle ich, schleife ich … Es nimmt kein Ende. Einige Löcher bilden beim Füllen eine Luftblase, die müssen erneut gebohrt und wieder gefüllt werden. Und wieder geschliffen.
Ich mache auch viel falsch und muss etwas größere Flächen zweimal füllen, weil ich zu wenig Epoxid nehme. Das ist wie Sahnetorte glatt streichen – kann ich auch nicht  gut. Kratzer, die voll Kleber sind (das darf nicht sein, laut Peter – und wer bin ich, dass ich Peter widersprechen würde?), bohre ich mit dem Dremel auf. Das ist jetzt Zahnarzt-Arbeitsweise. Sicher nicht sehr professionell (Peter sieht es ja nicht), aber für mich eine sichere Methode mit Erfolgsgarantie. Dauert halt nur etwas länger als schweres Gerät zu verwenden.

Mit dem Dremel hole ich den schwarzen Kleber aus Fugen – das muss weg – da hält nix drauf, sagt Peter

Gutes Beispiel für schlecht gespachtelt – die glänzenden Flächen in der Mitte, dort habe zu dünn aufgetragen – Oben am Rand noch eine Verletzung, die zu füllen ist

Wenn ich es gut mache – vermischt sich das Epoxid mit dem GFK Deck zu einer homogenen Fläche – so soll es überall sein

 

Und was macht Achim eigentlich die ganze Zeit? Die Frage ist berechtigt. Man hört ihn nicht hämmern, man hört ihn nicht schleifen. Man sieht ihn auch nicht. Er ist im kühlen Schiff verschwunden. Was er macht, wissen die Götter. Ich höre ihn nur fluchen. Und er stürzt das Schiff ins Chaos. Um die verbliebenen Beschläge von Deck zu bekommen, muss er die Deckenverkleidungen abbauen, um von unten an die Bolzen zu gelangen. Manchmal sogar einen halben Schrank. „Verfluchte Schrauben, scheiß Bolzen.“  Sein negativ Rekord sind ein gezogenes Kabel und vier gelöste Schrauben von den Genua-Schienen – vier von neunzehn. Dafür kann man keine Fleiß-Sternchen bekommen. Das ist mal klar. :lol: Manchmal fährt er auch gemütlich in den Baumarkt oder er berät er sich mit anderen Skippern. Dann kommt er mit neuen Werkzeugen zurück, einem Schlagschrauber zum Beispiel und rückt den verbliebenen fünfzehn Schrauben mit Erfolg zu Leibe.

Chaos im Schiff – das Schlafzimmer ist ein Wühlhaufen – die Matratzen lagern im Salon

Um 15:00 Uhr ist Feierabend. Den Hunden sei Dank. Mein Rad kommt in den Kofferraum und gemeinsam fahren wir zurück in unsere Luxus-Oase.
Ich gehe dann noch eine Runde meinem Zweit-Job nach. Es ist warm, es ist trocken. Da schaffe ich locker zwei Anstriche am Tag.

Achim in der großen Küche dreht zu Höchstleistungen auf


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Unser Leben als Hunde- und Haus-Sitter

Fr.,18.Jan.22, Neuseeland/Whangarei, Tag 2820, 24.688 sm von HH

Unsere Tage beginnen neuerdings  mit Wecker klingeln. Den Leih-Hunden sei Dank – sie sind frühes Aufstehen gewohnt. Um 5:45 Uhr müssen wir hoch. Da ist es noch stockdunkel. Zuerst bekommen Marley und Sally ihr Futter. Noch vor dem Frühstück das Hundefutter zuzubereiten, haut leicht auf den Magen. Das Futter wird genau abgewogen, jeder Hund bekommt etwas anderes. Ein laminierter Zettel mit Instruktionen macht uns das Leben leicht. Beide Tiere bekommen dann noch eine eigene Tablette aufs Futter. Zerrieben mit einem kleinen Mörser.
Während die beiden fressen, trinken wir noch schnell einen Tee und Kaffe, dann geht es los. Vor der Tür steht ein klappriger Wagen auschließlich für den Hundetransport. Das Hundeauto ist die zweite Herausforderung des jungen Morgens. Der Wagen muss am Ende seiner Tage verbrannt werden. Es riecht nach Hund. Nach viel Hund. Nach sehr viel altem Hund. :mrgreen:

Zwei Minuten brauchen wir zum nahe gelegenem Park. Im Wald direkt vor der Haustür ist Hunden der Zutritt verboten. Hier leben Kiwis und daher dürfen Hunde nicht hinein. Während der Fahrt bellt Sally anhaltend. Sie bellt immer, wenn Auto gefahren wird. Da sie taub ist, fällt ihr Bellen etwas heiser aus, aber sie bellt. Sobald wir am Park angekommen sind, ist sofort Ruhe.
Mit Graham haben wir die Hunderunde geübt. Er lässt sie frei laufen. Aber wir gehen auf Nummer sicher und nehmen die Hunde vereinbarungsgemäß an die Leine. Wie ruft man einen tauben Hund, der abhauen will? Sally kennt das Kommando, dass sie kommen soll, wenn man die Arme ausbreitet. Aber Achtung, dafür benötigt man Augenkontakt …
Nur in einem eingezäunten Gebiet lassen wir sie von der Leine. Im Park selber ist es Pflicht, die Hunde-Köttel aufzusammeln. Da Achim die Fütterung übernimmt, sammel ich. Es ist ungewohnt noch körperwarme Dinge zu greifen.  Die Angst, dass der Greif-Beutel ein Loch haben könnte, sammelt mit.

Inzwischen dämmert es. Nebel hängt über den Wiesen. Jetzt ist es schön. Und es macht Spaß mit den Hunden zu laufen. Sally ist ein Huntaway-Mischling. Diese Hunderasse hat die Aufgabe Schafsherden zusammen zu treiben. Sally ist ein echter Quirl, leider mit einer 14 Jahre alten Hüfte, die schon etwas Probleme bereitet. Graham geht langsam mit den Hunden seine Runde. Wir ziehen das Tempo etwas an und schon nach drei Tagen läuft auch der geh-faule Marley im Trab neben uns her.

Arme ausbreiten bedeutet ‚komm‘

Offensichtlich versteht Sally nur Bahnhof

Eine weitere Spaziergangs-Runde gibt es nicht. Wir halten das für zu wenig Auslauf, aber Herrchen und Frauchen finden die Hunde zu alt, um ihnen mehr Bewegung zuzumuten. Am Abend gibt es noch einmal Futter, das war‘s an Verpflichtungen.

Bei Sally ist es gut, wenn man keine Hundehaar-Allergie entwickelt. Das alte Mädchen haart wie verrückt, überall verteilt sie ihr Fell. Sie hat ein sonniges Gemüt und möchte ständig gestreichelt werden. Mit großen Kulleraugen schaut sie einen an. Gute Sally.
Marley ist ein Cockerspaniel und auf einem Auge blind. Er hat ein Gesicht, was nur eine Mutter lieben kann, ist aber echt drollig. Und hat seidenweiches Fell. Er ist gut erzogen, etwas vornehm zurück haltend. Er macht Sitz und Platz und versteht die Kommandos sogar auf Deutsch. Guter Marley.

Sally – 14 Jahre alt und taub von Geburt an

Marley – 12 Jahre alt und auf einem Auge blind

Auch sonst genießen wir das Leben in einem Haus. Wir haben ein Schlafzimmer und Bad im Erdgeschoß. Die Räume unserer Gastgeber befinden sich im Obergeschoß. Hier verläuft auch die dreiseitige Holzterrasse. Auf verschiedenen Ebeneren kann man sich draußen seinen Lieblingsplatz suchen. Die Küche ist neu und riesig. Herrlich mit Platz zu Kochen. Sich mal ausbreiten können. Die Kräuter zum Kochen finde ich auf der Terrasse. Ein Eiswürfelbereiter  ist im Kühlschrank integriert. In der Spüle befindet sich ein Grünabfall-Schredder. So ein Ding wie aus amerikanischen Horrorfilmen. Ganze Schweine kann man darin verschwinden lassen. Eine Sauerei für die Kanalisation – ein Traum beim Gemüse putzen.
Natürlich gibt es einen Geschirrspüler. Die Waschmaschine steht zur Nutzung im Untergeschoß. Wir dürfen und sollen uns wie zu Hause fühlen. Das machen wir auch. Die „gute Stube“ lassen wir aus. Dort liegen Schonbezüge über dem Sofa. Und auch die Erbstück-Teller und Gläser bleiben im Schrank.

Ich würde sagen, wir haben es sehr gut getroffen.

Der Blick zur Straße – total ruhige Lage – nu zehn Minuten vom Stadt-Zentrum entfernt

Die untere Terrasse direkt an der Wohnküche

Eine riesige Küche mit allem Schnick-Schnack

Da schwingt sogar Achim mal den Kochlöffel

Die Küche hat einen Ess-Tresen zum offenen Wohnraum – sofort unser Lieblingsplatz


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