Überraschend zwei Wochen Urlaub
Di.,16.Nov.21, Neuseeland/Opua, Tag 2723, 24.688 sm von HH
Direkt nach unserer Ankunft haben wir Kontakt mit der Werft unserer Wahl in Whangarei aufgenommen. Ein paar Tage habe ich die Panik-Kugel geschoben, da von dort keine Reaktion zurück kam. Man wird uns doch wohl nicht versetzen? Die tiefenentspannte Art der Neuseeländer ist angenehm, aber nicht, wenn frau auf eine Zusage wartet. Dann endlich eine Antwort: am 30. November haben wir Krantermin. Puh, Erleichterung und überraschend zwei Wochen Zeit.
Wir versuchen unser Glück nun doch mit dem Rad. In die entgegengesetzte Richtung der fiesen Hügel nach Paihia. Auf einer Schienen-Trasse, die vor zig Jahren dem Kohletransport diente, ist ein Fahrrad-Rundweg entstanden. Alles ebenerdig – das klingt vielversprechend. Bei feinstem Wetter brechen wir auf.
Immer am Ufer der schmaler werdenden Bucht entlang. Feuchtwiesen mit Mangroven und Binsen dominieren. Im Hintergrund dicht mit Buschwald bewachsene Hügel.
Alte Schienen-Trasse zum Fahrradweg umgestaltet
Der Fluss Veronica Channel ist gut zu überqueren
Nach ein paar Kilometern ist Schluss. Ein Tunnel auf der Strecke ist wegen Bauarbeiten gesperrt. Eine Umleitung führt dann endgültig in eine Sackgasse. Vollsperrung. Wir drehen um und versuchen unser Glück über Forstwege auf die parallel laufende Landstraße zu gelangen.
Schade – hier wären wir gerne weiter gefahren
Schotter-Forstwege führen uns zur Hauptstraße zurück
auch nett zu fahren
Wieder eine Sackgasse. Diesmal scheitern wir an den steilen Hügeln. Mit unseren Mini-Rädern und unserer Mini-Kondition sind sie einfach nicht zu schaffen. Wir geben auf – diese Gegend ist nicht Fahrrad-tauglich.
Es wirkt auf dem Foto albern – die Steigungen sind nur schiebend zu schaffen – keine Option für uns
Autos haben Vorrang vor Fahrradfahrern – ich stelle mir das Schild in einer rot-rot-grünen Stadt in DE vor
Neben dem Vergnügen schieben wir ein paar Reparaturen an. Der Segelmacher sitzt bereits über unseren Vorsegeln. Am Freitag können wir sie komplett überarbeitet und nachgenäht abholen. Das Material sei tipp-top, so sein Urteil. Achim streunt durch die Läden, ein Mixing Elbow, bestellt und geliefert, wartet auf den Einbau. Kontakt zu einem Heizungs-Fredy ist aufgenommen. Läuft in Neuseeland.
Ansonsten versuchen wir uns zu akklimatisieren. Im Wortsinn und im übertragenen Sinn.
Wir frieren viel. Tagsüber erreichen die Temperaturen sommerliche 25 Grad. Immer eine leichte Brise, toll. Aber die Nächte. Brrr. In klaren Nächten geht es runter auf 10 bis 12 Grad. Die Bodenbretter im Schiff sind frostig. Das Meer hält uns eisig umklammert. Der Kühlschrank, Außenwasser gekühlt, springt gar nicht mehr an. Er kühlt sich von alleine – ein Perpetuum Mobile ist erfunden. Unsere Tropen verwöhnte, zarte Haut platzt auf. Grau und schuppig sind die Schienbeine, trocken spannt die Haut im Gesicht – man kann die Faltenbildung förmlich fühlen.
Als wir dann noch zwei Tage Regen haben, baut Achim die Kuchenbude auf. Dänemark Erinnerungen machen sich breit. Das gute Stück, Jahre ungenutzt im Vorschiff verstaubt, sieht aus wie neu und ermöglicht uns weiterhin draußen Abendessen zu können.
Regen bewegt uns zum Aufbau der Kuchenbude
Auch sonst müssen wir uns umgewöhnen. So ein ‚erste Welt Land‘ hat seine Tücken. Viel ist verboten. Viele Pflichten und Gebote sind zu beachten: bitte Helm auf dem Fahrrad und Schwimmweste im Dinghy anziehen.
Warning! Attention! Danger! Schilder dieser Art stehen überall herum. Betreutes Leben in Neuseeland. Dafür ist alles ausgeschildert und jederzeit findet man den Eingang zu Wanderwegen, man erfährt was es zu sehen gibt, wie lange man noch zu laufen hat und wo man sich gerade befindet. Voila, auch schön. Die Kiwis scheinen es mit der Beachtung der Gebote nicht so genau zu nehmen. Einige Schilder sprechen ihre eigene Sprache.
Man beachte den Zusatz im mittleren gelben Feld – da scheinen ein paar Kiwis schlauer als der ursprüngliche Hinweis gewesen zu sein
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