Kategorie: Atanga

Tolle Wochen in Deutschland – und eine Rückreise zum Abgewöhnen

03.06.24, Australien/WA/Broome, Tag 186 Roadtrip, 13.686 km total

Deutschland war großartig. Danke an Alle! Ihr ward großartig. Euch zu treffen war uns ein Vergnügen. Wir kommen wieder, versprochen.

Nur dreimal wurde daran gedacht ein Foto zu machen. Nächstes Mal muss das besser klappen.

Familie Willner

Bonus-Familie mit neuem Familienmitglied (Herzchen in den Augen)

Danke für den tollen Nachmittag

 

 

Mitgeholfen hat auch das Wetter – drei Tage Regen in vier Wochen. Frühsommerliche Temperaturen oben drauf. Für Hamburg nicht schlecht. Danke an die Wettergötter.

Unser 20 Quadratmeter Wohnklo (im Phnx Aparthotel im Herzen von Harburg) können wir unbedingt weiter empfehlen. Etwas laute Lage, dafür nur drei Minuten zu Fuß zum Supermarkt und zu einer nicht zählbaren Menge an Döner-Buden. Ebenfalls nur drei Minuten zur S-Bahn und Regionalbahn.

Hamburch – meine Perle!

 

 

Dankeschön auch ans Deutschland-Ticket. Von Uelzen bis Buxtehude, von Halstenbek bis Amelinghausen, plus Hafenfähre und unendliche Fahrten mit dem HVV. Alles für 49 Euro. Ein echter Schnapper. Verspätungen, ausgefallene Züge und Rauswurf aus der S-Bahn, weil Personen im Gleisbett gelaufen sind, inklusive. Alle Gerüchte über schlechten Service der Öffis können wir bestätigen, wir sind aber final überall angekommen.

Südsee-Feeling in Hamburg. Kein alter Moai von der Osterinsel, aber aus Original-Stein.

Alle wichtigen Dinge konnten wir abarbeiten: Artzbesuche, Impfungen auffrischen, eine neue Brille, neuer Pass und ganz wichtig – ein Rentenantrag. Mit einem jungen Mann bin ich nach Deutschland gereist, mit einem Rentner komme ich zurück. :mrgreen:

Auch das ist Hamburg. Ein Pony wie in Mexiko … ich glaube, die Dame hat das mit Absicht gemacht, der Rest ist nämlich gut. Statt schrägen, fransigen Pony zu schneiden, eine Seite einfach komplett abzuhacken. Ich hatte keine Lust auf ihr endloses Geplapper über DNA-Tests, die ihre Herkunft (60 Prozent Griechisch) ermittelt haben, einzugehen. :cry:

Und dann der Heimweg. :roll:
Es fing ganz gut an. Komfortable Abflugzeit am frühen Nachmittag. Es geht pünktlich los. Erträgliche Übergangszeit in Dubai. Ankunft am frühen Abend in Perth.
Der erste Holperstein: unser gebuchtes Hotel ist rottig. Okay, bei Ibis Budget erwartet man nicht viel, aber irgendeine Ablage im Zimmer wäre schon schön. Einfach, einfacher, Ibis. Statt Restaurant gibt es einen Automaten mit Chips und Schokoriegeln. Wir überleben, weil das Essen im Flugzeug gut und reichhaltig war. Nur drei Kilometer Entfernung zum Flughafen war das Buchungs-Argument.

Nach einem spartanischen Frühstück stehen wir um 8:00 Uhr in der Abflughalle für den letzten 2,5-Stunden-Flug nach Broome.
Eine junge Reporterin von 9News TV empfängt uns ganz aufgeregt und weiß zu berichten, dass die (eine?) Pumpe zum Auftanken der Flugzeuge ausgefallen sei. Wir verzichten darauf ins Fernsehen zu kommen, sondern gehen zum Schalter.

Die Anzeigetafeln lassen Schlimmes erwarten. Sogar ankommende Flugzeuge ✈️ werden umgeleitet. Ein Flug nach dem anderen wird gestrichen. Erste Rufe nach Kaffee-Gutscheinen werden laut. Aber die super freundlichen Angestellten von Quantas werden nicht müde zu erwähnen, dass der Fehler nicht bei der Airline liegt. Schuld sei der Flughafen. Reklamationen bitte an diese Adresse.

Im Internet steht, dass Perth Aurport darum bittet, dass keine Flugzeuge mehr mit Ziel Perth starten sollen.

Dann auch für uns Gewissheit – heute wird es kein Flug mehr nach Broome geben. Nach endlosen Stunden Wartezeit werden wir auf 6:30 Uhr nächsten Morgen umgebucht.
Was tun? Mindestens zwei Stunden vorher am Schalter sein und mit der Aussicht, dass wir auf Hotelkosten und Taxi (250 Dollar) hängen bleiben werden, entscheiden wir, dass sich das nicht lohnt. Wir bekämen ja noch nicht mal das Frühstück im Hotel.

Airport Perth zieht inzwischen richtig die Spendierhosen an: zwei kleine Flaschen Wasser und ein Schokoriegel pro Person werden verteilt.
Davon kann man nicht überleben.
Achim leiert einer Quantas-Mitarbeiterin drei Gutscheine á 15 Dollar aus der Tasche. Zwei Cafés in der Abflughalle bieten Mini-Wraps und Muffins zu absurden Preisen an. Die Gutscheine reichen für den holen Zahn.
Wir leeren einen Rucksack aus und ich stiefel los zum zwei Kilometer entfernten Supermarkt. Achim passt auf das Gepäck auf.
Mit Abendessen- und Frühstücksversorgung – Gabeln leihe ich in einem der Cafés – geht es uns somit ganz gut.
Ganz am Ende der Halle finden wir Sitzbänke ohne Armlehen, so dass wir liegen können.Die Decke, die wir für kalte Nächte im Australischen Winter aus Deutschland mitgebracht haben, kommt früher zum Einsatz als erwartet. Inzwischen ist die Halle geleert, so dass das kostenlose WiFi auch wieder funktioniert. Wir haben es passabel, schlafen aber trotzdem schlecht und nur häppchenweise.

Gute Nacht

Am nächsten Morgen geht es planmäßig los. In Broome bringt uns ein Taxi zu unserem Auto. Russel und Familie haben gut auf unseren Bundy aufgepasst. Sie sind übers Wochenende nicht da, der Wagen steht wie verabredet vor der Tür.

Aber er springt nicht an. Ja, darf das denn jetzt wahr sein? Ist das fair? Ich hab doch extra Karma-Punkte gesammelt durch das Verteilen von Snickers an Mitschläfer in der Abflughalle. :cry:

Dass die Batterie nicht mehr ganz neu war, wussten wir, aber nicht, dass nach vier Wochen der Saft zu Ende ist.
Wir haben 30 Grad im Schatten, lange Hosen an und viel zu warme Klamotten. Dazu Trombosekniestrümpfe in Turnschuhen. Die Strümpfe wird man verbrennen müssen. :lol:
Wir werden leicht nörgelig, aber jetzt bitte nicht durchdrehen!
Es ist Sonntag, 11:00 Uhr Vormittag. Wir klappern die Nachbargrundstücke ab, ob wir jemanden im Garten entdecken, der ein Starthilfekabel hat.
Achim wird fündig. Ein junges Paar springt sofort auf, um uns zu helfen. Sie muss extra zu Freunden fahren, um ein Kabel zu holen. Er bietet uns Wasser an. Zehn Minuten später sind die beiden Autos verkabelt. Aber unsere Batterie sagt keinen Mucks. Die ist mausetot.
Für unsere Helfer stellt das kein Problem dar. Natürlich fährt sie mit Achim zum Batterie-Höker (God bless Australia – für seine Sonntags-Öffnungszeiten). Eine Stunde und 140 Euro später läuft unsere Karre wieder. Danke lieber Jason und Anni.

Jetzt brauchen wir uns „nur“ noch etwas zu essen kaufen. Müde quälen wir uns durch die Regale. Bloß nichts vergessen, damit wir Morgen nicht wieder los müssen.
Den Campingplatz hatten wir informiert, dass wir einen Tag später kommen. Die waren so freundlich unsere reservierten Tage um einen Tag nach hinten zu verschieben. Eigentlich ganz unüblich in Australien. No show, no money back, heißt es häufig. Dankeschön.

Wir poppen das Zelt auf und räumen den Koffer leer. Mehr geht nicht. Uns fallen im Sitzen schon die Augen zu. 68 Stunden haben wir von Tür zu Tür gebraucht.
Ich schlafe fast zwölf Stunden. Sogar Kurzschläfer Achim bringt es auf neun. Jetzt sind wir wieder fit und freuen uns auf mehr Australien. Weitere 12 Monate dürfen wir bleiben durch unsere Ausreise. Da geht also noch was – auf zu neuen Abenteuern.

Ein paar graue Haare und Falten dazu … Danke Airport Perth.


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Atanga macht Urlaub

01.05.24, Australien/WA/Broome, Tag 152 Roadtrip, 13.686 km total, 380 Tages-km

Wir fliegen heute nach Deutschland (Broome=>Perth=>Dubai=>Hamburg==> 36 Stunden, wenn alles glatt läuft) und sagen für einen Monat ‚Tschüss‘ auf diesem Kanal.

Wo lassen wir einbruchsicher das Auto mit unserem gesamten Hauststand? Diese wichtige Frage schien sich bereits im Feburar zu klären.
Eine verrückte Geschichte.
Wir stehen in Norseman in der Camp-Küche zusammen mit einem Mann in unserem Alter und einer jungen Frau. Achim schnappt das Wort ‚Broome‘ in ihrer Unterhaltung auf und spricht die beiden an.
Russel und seine Tochter sind auf dem Weg von Broome nach Wagga Wagga. Das ist eine Strecke von 5000 Kilometern. Die junge Dame möchte dort studieren, aber auf ihr Pferd nicht verzichten. Das steht am hinteren Ende vom Zeltplatz (pet friendly camp ;-) ), grast friedlich vor sich hin und wird im Pferdeanhänger einmal quer über den Kontinent gezogen. Klar, macht man ja auch so. Für die Aussies ist das keine echte Entfernung.

Die beiden kennen Wagga Wagga nicht. Sind dort noch nie gewesen. Aber wir. Haben genau auf dem Showground übernachtet, wo das Pferd zunächst untergestellt werden soll. Wir können also mit vernünftigem Wissen über die Örtlichkeiten zum Gespräch beitragen.
Wir erzählen dann unsere Geschichte und Achim fragt Russel, ob er wüsste, wo man in Broome ein Auto für einen Monat unterstellen könnte. „Bei mir! Gar kein Problem!“, kommt wie aus der Pistole geschossen. Na, das wäre ja ein Ding. Wir tauschen unsere Handynummern und trennen uns in entgegen gesetzte Richtungen.

Einen Monat vor Broome rufen wir Russel an, ob er sich noch erinnert. „Klar! Alles läuft wie besprochen, meldet Euch eine Woche vorher noch einmal.“
Das machen wir. „Ich bin im Augenblick in Queensland. Aber meine Frau Kerri ist zu Hause. Sie weiß Bescheid. Kommt vorbei und besprecht mit ihr alle Details. Ach ja, und vergeßt nicht, einen Karton ‚Coopers Mild Beer‘ mitzubringen. Das ist Tradition in Australien.“
Ja, weiß Russel denn nicht, dass auch in Deutschland Bier echte harte Währung ist? :lol:

Es läuft dann alles wie geschnitten Brot. Wir treffen auf eine hilfsbereite Kerri, die sich sehr über das Bier freut. Und unser Bundy steht sicher auf Privatgrund mit Hund und Zaun. Zum Überfluss werden wir noch am Flughafen abgesetzt.
Wir sagen ein fettes Dankeschön an Kerri und Russel. Was für eine Hilfsbereitschaft ohne Not. Toll. Die Welt ist voll mit außergewöhnlichen Menschen.

Beruhigt können wir nun in den Flieger steigen.
Wie es weiter geht, wenn wir wieder kommen, ist noch nicht endgültig entschieden. Wir haben jetzt etwas Zeit, die fünf Monate Roadtrip sacken  zu lassen.
Tschüss, Ihr Lieben – bis Juni.

Broome Campground – Dieser Platz hat den bisher besten Swimming Pool. Viele Zeltplätze haben einen, aber meistens sind das rechteckige Löcher. Wenig einladend. Dieser ist deutlich anders mit Palmen, Inseln und ein kleiner Wasserfall.
Wenn wir aus Deutschland zurück kommen, haben wir hier für uns ein Platz reserviert.

Schlechte Plätze – gute Plätze

22.-24.04.24, Australien/WA/Port Hedland+80 Mile Beach, Tag 144-146 Roadtrip, 13.308 km total, 336+252 Tages-km

Der Weg raus aus Karijini führt uns an den Great Northern Highway (GNH). Kann man sonst auf den Straßen Australiens getrost einen langsamen Walzer tanzen, so herrscht auf dem GNH fast schon Staugefahr. Bedingt durch Massen von Road Trains. Jeweils vier Anhänger plus Zugmaschine. 53 Meter lang. 120 Tonnen. Zum Vergleich nochmal – deutsche LKW sind maximal 19 Meter lang und wiegen 40 Tonnen.
Diese Monster-Züge schaffen Erz für kleine Mienen, die sich eine eigene Schiene nicht leisten können zu den Verladehäfen. Dass diese Methode noch rentabel gegen die Züge ist, verblüfft uns.
Jedenfalls werden wir kräftig in die Mangel genommen. Ein Überholmanöver dauert gefühlt endlose Minuten. Unser Bundy ist kein Beschleunigungswunder. Bevor der mal schneller als der Road Train ist, kommt schon wieder Gegenverkehr. Leere Trucks, nicht weniger riesig, auf ihrem Weg zur Miene zurück.

Die Verkehrsdichte der Brummis ist enorm – jeder Truck 53 Meter lang.

Bei nochmal sieben Metern länger gibt es erstmals eine Warnung.

Alles im Grunde Schwertransporte …

Im Erz-Verladehafen Port Hedlend übernachten wir. Der Campingplatz ‚Black Rock South Hedland‘ gewinnt die Schrottplatz-Medaille am rostigen Band. Fünfzig Dollar für schmuddelige Duschen mit abgebrochenen Haken und kaputten Türschlössern. Zusätzlich kaltes Wasser aus der Dusche. Das Schild „Vorüber gehende Probleme mit der Heißwasseraufbereitung“ ist durch den Staub der letzten Jahre kaum noch lesbar. Mir fällt der Drehknopf an der Duscharmatur entgegen. Die Ekel-Krönung ist die ‚provisorische‘ Camp-Küche. In einem alten Bad stehen ein Kühlschrank, Toaster und Wasserkocher. Die Arbeitsfläche gegenüber wurde dirket über die alte Kloschüssel gestellt. Mein bestes Beschwerde-Englisch führt nur zu Schulterzucken beim Rezeptions-Kasper. Pfui.

Wer die Kloschüssel in einer provisorischen Küche nicht demontiert, der kann auch den Papierhalter hängen lassen. Konsequent.

Wir bleiben nur eine Nacht. Bis zur vorläufigen Endstation in Broome (unser Abflughafen für den Deutschlandbesuch) sind es noch über siebenhundert Kilometer. Ein Zwischenstopp am Eighty Mile Beach entschädigt für die vorherige Nacht. Ein wundervoller Campingplatz. Er liegt zehn Kilometer abseits auf einer Rinderfarm (keine Fliegen – das verstehe wer will), direkt hinter den Dünen. Schatten und gepflegte Rasenflächen, die abends von Wallabies kurz gehalten werden. 220 Kilometer ununterbrochener Sandstrand liegen hinter den Dünen. Muschelsammel-Freunde kommen auf ihre Kosten. Einfach herrlich.

Schöner Campingplatz. In der Mitte von Nirgendwo. Schattige Plätze mit viel Gras.

Ein großer Mob Wallabies grast am unbewohnten Ende vom Campingplatz.

Strandbeute

Viele Schmetterlinge im Camp. Besonders Nachtfalter. Aber keine Fliegen.

Nur baden kann man nicht. Es ist noch Seewespen-Saison. Diese Quallen tragen eins der stärksten Gifte in der Tierwelt in ihren drei Meter langen Tentakeln mit sich herum. Ein Gift, das einen Menschen innerhalb weniger Minuten töten könnte und kann, zumindest aber höllische Schmerzen bereitet. Hautverätzungen, Übelkeit und Muskellähmungen sind weitere Begleiterscheinungen.
An belebteren Stränden in Touristenorten gibt es Netze gegen die Quallen, so dass man ganzjährig baden kann. Am 80 Mile Beach ist Schwimmen erst ab Juni wieder gefahrlos möglich. Ja, wären da nicht die Salzwasserkrokodile, die hier schon gesichtet wurden.
Wir sind nun da angekommen, wofür der Kontinent berühmt-berüchtigt ist: „Herzlich begrüßt Sie der Norden Australiens. Hier möchte Sie alles töten“. :mrgreen:

Schilder, die es nur in Australien gibt.

Eighty Mile Beach bei Flut. Was für eine „Verschwendung“. Perfekte Wassertemperatur, perfekter Strand.

Eighty Mile Beach bei Ebbe. Der Tidenhub beträgt enorme acht Meter. Das Wasser zieht sich hunderte Meter zurück. Noch mehr Strand als sowieso schon zur Verfügung steht.


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Naturwunder Karijini

20.-21.04.24,  Australien/WA/Karijini, Tag 142-143 Roadtrip,  12.720 km total, 118 Tages-km

Der von Eisenerzminen umzingelte Nationalpark Karijini wird hoch gelobt: Schönster Park in West Australien! Auf einem Hochplateau haben Flüsse enge Schluchten in uraltes Gestein geschliffen. Die Halbwüste oberhalb der Wasserläufe ist staubig und wasserarm. In den tiefen Schluchten ist die Vegetation üppig und abwechslungsreich.

Nur der nördliche Teil vom Nationalpark ist erschlossen und selbst hier liegen die Hauptattraktionen fast 200 Kilometer auseinander. Daher bleibt Tom Price unser Basislager und als Tagesausflug fahren wir über staubige Schotterpisten zur Hamersley Gorge.
Die Schlucht ist schmal und besteht aus zwei Pools. Das obere Wasserbecken ist nur über eine glatt geschliffene Schräge zu erreichen. Eine rutschige Kletterpartie.

Abstieg in die Schlucht

Alles ist schräg und verwunden in der Hamersley Gorge

Der obere Pool in der Schlucht

Je nach Sonnenstand wechseln die Farben der Felsen

Wer mag darf schwimmen in den Pools – wir haben verzichtet

Am schönsten sind die aufgefalteten senkrechten Felswände. Aberwitze Gesteins-Windungen, wie Knetmasse von einem Riesen zusammengequetscht. Wir sind nicht die einzigen Besucher, viele gehen schwimmen, und somit bleibt uns die perfekte Spiegelung der verschiedenen Eisenschichten in den kleinen Teichen erspart. ;-)

Verrückte Verwerfungen

 

Zu unserem Bedauern ist der mittlere Teil von Karijini zur Zeit gesperrt. Sehr schade – hier kommen wir in unserem Leben sicherlich nie wieder her. Uns bleibt noch die attraktive Dales-Schlucht am östlichen Ende vom Park. Dort gibt es einen einfachen Campingplatz im Nationalpark, den wir für zwei Nächte buchen. Eine wunderbare Entscheidung, wie wir schon bei der Anfahrt feststellen.

Die Hochebene von Karijini ist flach – ein paar Hügel bilden die Ausnahme

Der Karijini Nationalpark wird touristisch durchaus vermarktet. Der Ranger im unbedeutenderen Millstream Park hat uns schon sein Leid geklagt: „Karijini bekommt das meiste Geld und ich nicht mal genug, um die abgebrannten Schilder wieder aufzubauen“.
Fast alle Zugangs-Straßen sind in Karijini asphaltiert. Eine komfortable Eisentreppe führt hinunter in die Schlucht zum Fortescue Wasserwall. 270 Stufen führen knapp einhundert Meter tiefer in die Schlucht.

Touristisch gut erschlossen – an der senkrechten Wand führt diese Treppe zum Boden der Schlucht

Karaijini NP bekommt viel Geld – perfekt angepasste Treppe an den Felsen

Klar, gibt es weitere Besucher, aber die verwunschene Kulisse ist noch nicht überfüllt. Die meisten Gäste sind Tagesbesucher,  bleiben am Wasserfall und am Fern Pool, um zu baden.
Wir erkunden den Weg, der am Bachlauf tiefer in die Schlucht hinein führt. Der erfordert etwas Kletterei über Felsen und auf Trittsteinen am Bach entlang.
Es ist wunderschön. Zauberhaft. Nicht von dieser Welt. Besser hätte man sich die Landschaft nicht ausdenken können.

Die Dales Gorge

mit dem Fortescue Wasserfall

Fern Pool Wasserfall – schwimmend ganz leicht zu erreichen. Ein Froschkönig-Prinzessin-Teich

Herrlich erfrischend – vielleicht 23 Grad. Wir müssen nicht in jeden Tümpel springen, aber hier kann man nicht widerstehen.

Knabberfische gibt es gratis dazu. Alle Hautschuppen werden weg gefressen. Perfektes Spa.

Natürliche Amphitheater aus glattem Gestein sehen wie gemauert aus. Mal erinnert die Art der Schichtung an Legosteine. An die schmalen Legoplatten, von denen man immer zu wenige hatte. Dann wieder sieht es aus wie ein Kalter Hund, dieser Keks-Schokolade-Schicht-Kuchen, der aus der Mode gekommen ist. Farbspielereien und Formvariationen verändern sich laufend. Und dazwischen der glasklare Bach, gesäumt von üppigem Grün. Silberne, blaue und rote Libellen tanzen im Sonnenlicht vor der roten Kulisse der Schlucht.
Wir vergeben elf von zehn Sternen für die drei Kilometer Wanderweg.

Ein natürliches Amphitheater – die glatten Steine sehen wir uralte Kirchenfussböden aus

Kalter Hund

Farben variieren

Blauer Asbest – der ist nur gesundheitsgefährdend, wenn man ihn einatmet. Hier in der Schlucht sollte er gebunden und ungefährlich sein.

Ein Weg ist geschlossen wegen solcher herabgefallener Felsen und weil zu viel Asbest in der Luft sein soll.

Schön in Ritzen greifen beim Klettern – keine Zeit, um auf Spinnen oder Schlangen zu achten. ;-)

Ende an dieser Stelle für Dolly Buster – ich pass noch durch.

 

 

 

Am Ende steht nicht so eine Luxus-Treppe. :mrgreen: Über an die Felswand geklatschte steile Stufen, geht es fast senkrecht zurück auf die Ebene. Der Weg zum Zeltplatz steht im krassen Kontrast. Trockene Steppe so weit das Auge reicht.
Tom Price und der Karijini befinden sich auf ungefähr 700 Höhenmetern. Tagsüber herrschen noch immer üppige 35 Grad. Unsere Lippen sind rau und rissig. Die Haut auf unseren Beinen sieht aus wie Pergamentpapier. Der Dank geht an 14 Prozent Luftfeuchtigkeit. Nachts fällt die Temperatur auf 12 Grad – morgens finden wir trotzdem keinen einzige Tropfen Tau auf dem Zelt.

Trockenes Plateau oberhalb der Schluchten

Unser Campingplatz in Karijini.

 

Es ist fast Vollmond. Die Steppe ist in silbernes Licht getaucht. Es scheint ungewöhnlich hell ohne Luftfeuchtigkeit. Dazu absolute Windstille. Geräusche werden weit getragen.
Als wir bereits im Zelt liegen, hören wir das erste Mal Dingos heulen. Wir haben noch nie Wölfe gehört (wir wohnen ja nicht in Deutschland :lol: ), aber so muss es klingen.
Mal ist das Heulen nah bei uns, mal entfernt. Verschiedene Töne kommen bei uns an. Kräftiges, männliches  Geheul wechselt sich mit gekicherten Tönen ab. Hin und wieder eine Art Mädchengeheul: hoch, etwas fiepsig und schüchtern.
Sicher thronen wir oben im Zel

Warnung vor Dingos – es kommt nur äußerst selten zu Vorfällen zwischen Dingos und Menschen.

t – jetzt bloß keine Blasenschwäche zeigen – und starren ins Mondlicht hinaus. Leider ist nichts zu sehen, aber wir schlafen mit der Gewissheit ein, dass die zwei Tage unvergessen bleiben werden.

 

 

PS: Ich hatte gehofft, dieses Thema nicht wieder anschneiden zu müssen, da wir in Tom Price relativ unbehelligt waren: Kein Paradies ist ohne Quälgeister. Auch in Karijini nicht. Im Gegenteil – so viele Fliegen hatten wir noch nie.
Aber! wir haben bessere Strategien. Tagsüber essen wir nur noch Sachen ohne Messer und Gabel. Fürs erste Mittag haben wir Wraps aus Tom Price mitgebracht. Abends kochen wir nach Einbruch der Dunkelheit (das-bitte-keine-Käfer-im-Dunkeln-Gebet hat geholfen) ohne Belästigung. Außerdem schmieren wir uns gleich Frühstücksbrote für den nächsten Morgen. Hehe.
Mein Netz kommt jetzt unter den Hut. Die Kordeln von Hut und Netz ziehe ich stramm unters Kinn. Da verirrt sich kein Mistvieh mehr drunter und kriecht hinter die Brille (Das ist Schlimmste. Und in den Ohren. Und in die Nase … und …) .

Aber, man gewöhnt sich an alles.


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Pilbara = Roter Staub, lange Züge und viel Eisen

15.-19.04.24,  Australien/WA/Tom Price, Tag 137-141 Roadtrip,  12.421 km total, 186 Tages-km

Ich nehme es gleich vorweg: wofür Rio Tinto eine Prüfung zum Befahren ihrer Rail Road verlangt, verstehen wir nicht so recht. Die Straße dient als Service-Weg für Gleisarbeiten, weißt sonst jedoch keine Besonderheiten auf. Aber die Straße ist trotzdem spannend und eine Abkürzung von fünfzig Kilometer, wenn man von Karratha in den Karijini Nationalpark möchte.

Die Piste führt 150 Kilometer parallel zu einem Teilstück der Eisenbahntrasse, die ausschließlich zum Eisenerztransport genutzt wird.
Die Züge auf der Strecke können sich sehen lassen: Drei Loks und 236 Waggons bilden eine Länge von 2,4 Kilometern! Rio Tinto verfügt über ungefähr 75 Züge, die in durchschnittlich 28 Stunden ihre Runde Miene- Hafen- Miene schaffen. An uns zieht ein Zug nach dem anderen vorbei. Lokführer gibt es keine. Die Züge werden von Perth aus (Home Office vielleicht?  :mrgreen: ) gelenkt. Fein säuberlich sind die Waggons exakt mit 116 Tonnen Eisenerz beladen. Das ergibt die unglaubliche Menge von 332 Millionen Tonnen Erz jährlich. Die Pilbara wird buchstäblich häppchenweise auf Züge verladen und nach China verschifft. Eine eigene Stahlindustrie leistet sich Australien nicht.

Drei Lokomotiven ziehen 2,4 Kilometer Zug.

Endlose Waggon-Schlangen bringen Australiens Berge an die Küste

Säuberlich gefüllte Waggons

Drei Wasserwerfer fahren vor dem Grader vorweg. Ob das nur auf der Rio Tinto Straße zum Schutz der vielen Gleisarbeiter gegen den Staub gemacht wird, müssen wir noch heraus bekommen.

Der Grader zieht die Straßen glatt – im Grunde wie ein Schneepflug.

Die Entwässerung des Bahndammes nach heftigen Regenfällen. Alle paar Kilometer findet man solche Rohre. Zwei Meter und mehr im Durchmesser.

Wie nach dem Erz gebuddelt wird, wollen wir uns in Tom Price anschauen. Ihren Ortsnamen, der wie ein Video-Spiel klingt, verdankt die Kleinstadt einem amerikanischen Geologen, Thomas Price, der 1962 die Eisenerz Vorräte in der Region entdeckte. Diese gilt als das weltweit größte bekannte Vorkommen an Eisenerz.

Tom Price wurde für die Mienenarbeiter und ihre Familien gegründet. Wirkte die Goldminen-Stadt Roxby Downs wie aus dem Labor, so zeigt Tom Price ein anderes Gesicht. Die Pilbara ist staubig. Und die Pilbara ist rot. Alles ist mit dem farbechten Staub überzogen. Straßenschilder,  Leitplanken, Beton-Fußwege, Autos. Alles wirkt rostig-verstaubt. Versammelt. Puderfein dringt der Staub in jede Ritze und lässt sich nur schwer auswaschen und entfernen. Ein Staubsauger-Vertreter-Paradies.

Kommt ein Lkw entgegen, steht man lange im Nebel.

Der einzige Campingplatz im Ort hat ein dynamisches Preis-System. Achim fragt nach dem Preis pro Nacht. 44 Dollar. Beim Bezahlen von zwei Nächten wird die Kreditkarte mit 89 Dollar belastet. Warum? „ In der Zwischenzeit hat es wohl eine weitere Buchung online gegeben. Bei hoher Nachfrage steigen die Preise. Komm mal in vier Wochen, dann kostet hier die Nacht 100 Dollar“, freuen sich die Damen in der Rezeption. Als wir einen Tag später noch Nächte nachbuchen, ist der Preis auf 37 Dollar gefallen. ;-)
Dass wir in der Vorsaison sind, ist schön bei den Preisen und bei Ausflügen, aber schlecht für die Besichtigung der großen Tagbau-Mine von Tom Price. Buchbare Touren frühestens Ende April. Schade.

Ein Kipper aus der Mine – ein altes Model – die neuen fahren ebenfalls unbemannt und werden von Perth aus gesteuert.

Der Hausberg von Tom Price, Mount Nameless, wirbt mit einer echten 4×4 Strecke zum Gipfel. Von dort versprechen wir uns zumindest einen Ausblick auf das Minen-Loch. Die Dame in der Touri-Info empfiehlt ebenfalls den Weg. „Ist aber nichts für Anfänger“, warnt sie und macht eine Handbewegung, dass schon mal ein Reifen in der Luft hängen kann.
Die ersten fünf Kilometer sind harmlos. Viele Bodenwellen auf Schotter ohne großartige Steigungen. Dann steht ein Warnschild am Weg: ab hier keine Wohnwagen mehr ziehen! Hochmotiviert passiert Achim das Schild. Steil geht es weiter. Nach fünfzig Metern stopt Achim vor großen Auswaschungen. Direkt neben der Spur fehlt die halbe Straße. Rutscht der Reifen an dieser Stelle ab, gäbe es heftige Schräglage im Auto.
Rückwärts geht es bis zum Schild zurück. Wir wollen Auto und Unterkunft noch etwas länger behalten. Somit gehen wir die letzten drei Kilometer einfach zu Fuß.

Mount Nameless voraus. Noch ist die Straße gut

4×4 für Fortgeschrittene

selbst zu Fuß noch rutschig.

Viel rote Erde. Alles ist mit dem Staub überzogen.

Eine langweilige, aber vernünftige Entscheidung. Die weitere Strecke wird noch richtig steil, so dass stellenweise die Wanderschuhe durchdrehen.  Drei, vier Stellen an denen wir vorbei kommen, erscheinen uns unpassierbar. Wie zum Hohn steht auf dem Gipfel ein Arbeiter mit seinem Geländewagen, der etwas an den Antennen repariert. Profi!
Hoch ist es zu Fuß schweißtreibend anstrengend. Zurück geht es schneller, ist allerdings eine Rutschpartie auf rolligen Steinen. Die Mühe lohnt sich. Wir sehen zwar nicht das große Erz-Loch (das befindet sich auf der anderen Seite vom nächsten Berg), haben aber eine phantastische Aussicht zu allen Seiten.

Noch unberührte Hügel

Die Bahnnetz in der Pilbara umfasst 2200 Kilometer. Wo gebuddet wird, ist alles rot überzogen.

Der halbe Berg ist schon weg. 17 Eisenerzminen gibt es insgesamt in der Pilbara.

Der Campingplatz von Tom Price.

Steine wiegen das Doppelte von dem, was man beim Aufheben erwartet.


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Prüfungs-Stress und der Millstream Nationalpark

13.-15.04.24,  Australien/WA/Karratha und Millstream NP, Tag 135-137 Roadtrip,  12.201 km total, 560 + 120 Tages-km

Unser nächster Stepp ist mit 560 Kilometern der bisher längste. Vom Regen nach Zyklon Olga ist auf der Strecke nichts zu merken. Nur ein paar Wasserlachen in der Wüste sind zu sehen. Wir queren die westliche Pilbara. Das ist eine Provinz in Australien – knapp 50 Prozent größer als Deutschland. Mit einer lächerlichen Einwohnerdichte von 0,1 Person auf den Quadratkilometer. Entsprechend kommen wir auf 560 Kilometer durch keinen Ort. Zwei Roadhouses mit Übernachtungsmöglichkeit auf der Strecke und eine unbemannte Tankstelle, das war’s. Rechts und links nur endlose Ebene. Der Highway ist in einem ausgezeichneten Zustand, nicht ein einziges Schlagloch zu entdecken.

Die Strecke ist überwiegend flach

aber trotzdem nicht eintönig.

Im Nichts wird eine Brücke gebaut. An einer Stelle von hoher Überschwemmungsgefahr.

Australien muss richtig viel Geld haben. Der Grund für den Reichtum ist gut auf dem Satellitenfoto zu erkennen: Minen. Dank der Minen haben wir fast durchgehend Internet in der Abgeschiedenheit und wissen gleich, wer da nach was, wie erfolgreich buddelt. Alles Minen der Superlative: Magnetit-Mine oder normales Eisenerz.

Rastplätze vom Feinsten

Miene in der Pilbara (quelle google earth) Größte Magnetit Miene der Welt.

Wenn es keine Miene ist, dann ist es ein Gaswerk. Hundert Kilometer vor der Küste liegen die Quellen.

Karratha ist unser Tagesziel. In der kleinen Stadt können wir gut unsere Vorräte aufstocken und uns für die weitere Strecke vorbereiten. Der  teuerste Campingplatz unserer Roadtour: 60 Dollar! (Zur Erinnerung – in New South Wales haben wir mal mit 20 Dollar angefangen). Und dabei ist er gar nicht mal der beste Platz.

Dafür gibt es wieder Kakadus – von der Abendsonne beschienen – hier Rosakakadu

und morgens begrüßen uns Nacktaugenkakadus mit ihrem „lieblichen“ Gesang. Alle wachen deutlich vor Sonnenaufgang auf.

Viel Zeltplatt-Auswahl gibt es in dieser Region nicht und  wir wollen in den Millstream Nationalpark und dann ins Herz der Pilbara. Der kürzeste Weg dahin führt 150 Kilometer über eine Privatstrecke von Rio Tinto, dem Betreiber einer der größten Eisenerzminen in Australien. Diese Straße darf man nur mit Genehmigung befahren. Und die bekommt man in Karratha.

Jetzt wird es lustig. Alle verfügbaren Hinweise sagen, dass wir die Erlaubnis im Informationszentrum erhalten. Die sympathischen Damen haben zwar eine Detailzeichnung von der Strecke, aber keine Genehmigung für uns. Die bekämen wir in der Bibliothek.
In der Bibliothek erkennt die fröhliche Mitarbeiterin unseren Wunsch sofort am Streckenzettel in unserer Hand. „Glückwunsch! Ihr seid die ersten in der Saison, die sich die Rio Tinto Road – Genehmigung holen.“
Wir gewinnen nichts, wundern uns aber über den Freudentaumel.

Sie gibt uns einen Gutschein über kostenlosen Internet-Zugang in der phantastisch modern ausgestatteten Bibliothek (da war er wieder, der Reichtum Australiens).  Ein Link führt uns zu einem Film der Rio Tinto Gesellschaft.
Haarklein werden wir über die Straße aufgeklärt: Schotterpiste. Führt parallel zur Eisenbahnlinie, die natürlich auch Rio Tinto gehört.  Wir lernen das Verhalten bei Feuer. Bei Staub. Beim Überholen. Wie man die Bahngleise mit Schranken und ohne Schranken überquert. Und dass wir herzlich eingeladen seien, so viele Fotos (Abstand zehn Meter von den Gleisen) von den Zügen zu machen, wie wir möchten. Aber bitte kein rotes T-Shirt tragen beim Aussteigen. Das sei für die Lokführer das Signal von Gefahr und sie würden den Zug dann sofort abbremsen. Dass die Züge unbemannt fahren, die Info kommt ein paar Sätze später.
Gute zwanzig Minuten Film – mehr oder weniger unterhaltsam gemacht. Dann das Finale: Jeder Fahrer muss einen Test ablegen, ob er die Regeln nun auch wirklich verstanden hat. :mrgreen:
Man hat drei Versuche. Wer versagt, muss wieder von vorne anfangen. Achim besteht. Puh, Glück gehabt. Ich verzichte auf den Test – noch mal den ganzen Kram zu hören… nee, danke.
Die Genehmigung ist kostenlos, eine Bescheinigung drucken die netten Damen in der Bibliothek und wollen nur 20 Cent dafür haben. Der Vormittag ist zwar rum, aber Achim hat die offizielle Rio Tinto Genehmigung. Gültig für drei Monate. :-)

Rio Tinto Road Permit – wann hast du zuletzt etwas das erste mal gemacht? Eine Genehmigung für eine Straße beantragt :mrgreen:

Neben dem Streckenzettel wissen die Damen in der Karratha Information zu berichten, dass es mit den lästigen Fliegen ja schon so viel besser sei als letzte Woche. Der Zyklon habe die Viecher wohl (?) weggeblasen.
Wir riskieren es und fahren am nächsten Tag 150 Kilometer in den Millstream Nationalpark. Schon vor dem Mittag sind wir da. Außer uns nur ein Wohnwagengespann und tatsächlich nur mittelmäßig wenig Fliegen. Aber doch zu viele, um ohne Netz am Kopf zu sitzen.

Ein acht Kilometer langer Wanderweg führt am dauerhaft Wasser führenden Fluss entlang. Seit Wochen das erste Mal, dass wir frisches Grün zu sehen bekommen. Schilf und Binsen sogar.  Leider hat es im November neben dem Campingplatz gebrannt. Das bedeutet viel freie Fläche ohne Schatten beim Laufen. Aber inzwischen merkt man, dass es Herbst geworden ist, die Sonne brennt nicht mehr ganz so gnadenlos. Es ist wieder möglich auch am Nachmittag durch die Pampa zu wandern.

Zum Teil nichts mehr übrig vom sowieso schon spärlichen Bewuchs

Das Feuer war im November – fast alle Bäume in den Auen schlagen schon wieder aus.

Die Termiten werden das Feuer überlebt haben – sie sollen sich angeblich unterirdisch zurück ziehen

Die Millstream Palme hat es ordentlich erwischt – Livistona alfredii

Die Stämme schwarz verkohlt – allerdings sind die Wedel noch grün – es besteht Hoffnung

Lookout auf die Creeks im Millstream Camp

Besonders schöne Eukalypten haben überlebt

Beste Campküche in einem Nationalpark – keine Dusche, aber ein Herd und Spüle mit Wasser. Allerdings keine Dusche.

Und nach Sonnenuntergang keine Fliegen. Und keine Käfer im Dunkeln. Sehr schön. Hat uns gut gefallen dort.

Wegen der Fliegen bleiben wir nur eine Nacht. Nach ein paar asphaltierten Kilometern erreichen wir die Rio Tinto Road. Ob sich die Prüfung gelohnt hat, berichte ich dann im nächsten Blog. ;-)


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Olga

09.-12.04.24,  Australien/WA/Coral Bay, Tag 132-134 Roadtrip,  11.521km total, 247+245 Tages-km

Wir möchten eine Pause von den Fliegen und wissen, dass es weniger Fliegen an der Küste, bei viel Wind und in städtischer Umgebung gibt. Auch große Überdachungen, wie die Küche auf der Schaffarm, halten die lästigen Viecher fern. Städte sind auf weiter Flur nicht in Sicht, also entscheiden wir uns für die Küste.

Es sind noch immer Schulferien, wir versuchen trotzdem unser Glück in der Coral Bay. Eine Bucht für die viel Werbung gemacht wird. Perfekte Vermarktung vom Badestrand und dem Ningaloo Reef vor der Tür. Von der Straße sieht der Campingplatz proppenvoll aus. Aber wir sind erfolgreich. Auf der Wiese ohne Stromanschluss findet sich noch eine Stellfläche für uns.
Das Wetter ist toll, alle sind am Strand. Wir auch. Das Wasser ist herrlich warm.  Außerdem wird dies wohl unsere letzte Gelegenheit zum Baden sein. Weiter nördlich wohnen die großen Salzwasserkrokodile. Dort ist schwimmen nur noch unter Lebensgefahr möglich.

Der Zeltplatz ist fast zu einhundert Prozent belegt. So voll haben wir es noch nirgends erlebt.

Der Strand ist ebenfalls gut besucht.

Ein Plätzchen zum Abkühlen findet sich trotzdem noch im herrlichen Türkis. 38 Grad Luft, 26 Grad Wasser. Passt!

Berühmt ist das Ningaloo Reef für seine Walhai-Population. Einer der besten Plätze auf der Welt, um mit dem größten Fisch der Welt zu schnorcheln. Während unserer aktivsten Tauch-Zeit haben wir uns die Lunge aus dem Leib getaucht, wie Achim immer sagt, um einmal einen Walhai zu sehen. Nur ein einziges Mal. Auf hunderten Tauchgängen ist das nicht gelungen.
Und nun passt alles zusammen. Wir sind zur richtigen Jahreszeit am richtigen Riff. Gegen alle Erwartungen noch einen Campingplatz bekommen und dann sind alle Schnorcheltouren ausgebucht. ;-) Frühester Termin erst in einer Woche.  Solange wollen wir in Coral Bay nicht bleiben. Außer zwei Campingplätzen, einem total überteuerten Laden und zwei Restaurants gibt es nicht viel an Land zu entdecken. Gut, dass man im Alter gelassener wird, somit bleibt der Walhai auf unserer Liste.

Ningaloo Reef direkt vor der Nase. Walhaie zum Greifen nah.

Nach zwei Tagen ist es vorbei mit dem friedlichen Touristenleben am Strand.  Olga ist im Anmarsch. Olga ist wohl einer der letzten Zyklone für diese Saison. Wir hatten Olga schon vor ein paar Tagen auf ‚windy‘ gesehen und beschlossen abzuwarten, wie ihre Zugrichtung verlaufen wird.
Wir haben keine Erfahrungen mit australischem Regen. Die „Floodway“-Warn-Dichte auf Straßenschildern hat nach Norden auf jeden Fall zugenommen. Das gilt auch für den asphaltieren Haupt-Highway. Es heißt, dass es hunderte Kilometer entfernt regnet und sich zerstörerische Überflutungen an ganz anderen Stellen zeigen. Straßen können für Tage gesperrt sein. In Nord-Westaustralien fallen durchschnittlich keine dreißig Zentimeter Regen im Jahr. Aus eigener Kraft schafft es die Landmasse kaum mal einen Schauer zu fabrizieren. Somit kann es sein, dass der gesamte Jahresregen nur während eines einzigen Ereignisses fällt: wenn sich ein Zyklon über dem indischen Ozean bildet und an Australiens Küste abregnet.

Mit dieser unbekannten Größe wollen wir nicht über Land fahren. Steckenbleiben im Schlamm steht nicht auf unserer Agenda.
Also verlängern wir um eine Nacht und warten Olga in Coral Bay ab. Eine gute Entscheidung. Vom Wind bekommen wir nicht viel mit – dank einer großen Hecke um den Campingplatz. Und der Regen hält sich auch in Grenzen. Es beginnt in der Nacht und bereits mittags nieselt es nur noch ganz leicht.
Die Nachrichten sind gut – keine Sperrungen auf unserem weiteren Weg nach Norden. Wir können beruhigt das Zelt zusammen falten und Richtung Norden weiter ziehen.

Olga fegt den Strand leer. Unser erster Regen seit drei Monaten …

… mit einer Ausnahme: 30 Minuten Schauer in Denham vor vier Wochen. Die Emus haben sich den nächsten Vormittag noch über die Pfützen gefreut.


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Wir geben uns geschlagen …

04.-06.04.24,  Australien/WA/Kennedy Ranges NP, Tag 126-128 Roadtrip,11.029 km total, 136+233 Tages-km

Nach der Schaffarm legen wir einen erneuten Stopp in Carnarvon ein. Ein Scheidepunkt, ob man Richtung Norden an der Küste bleibt, oder durch die Hinterhöfe im Inland weiter fährt. Die Temperatur-Vorhersagen fürs Outback sind weiterhin hoch: 37 bis 40 Grad. Zu heiß für die Jahreszeit hört man überall. Wir entscheiden uns trotzdem für die Wüste, eine wenig gefahrene Route.

Die ersten 180 Kilometer sind asphaltiert und führen durch plattes Land. Drei Pkw und zwei Lkw kommen uns entgegen. Rechts und links nur Unendlichkeit an Buschland. Plötzlich geht Achim in die Eisen. „Ich bin sicher, da sitzt ein Thorny Devil – ein Dornteufel auf der Straße. Wir drehen um. Und tatsächlich. Das unscheinbare Stöckchen entpuppt sich als die schönste Echse Australiens. Wie auch immer Achim Adlerauge das erkannt hat.

Dornteufel – keine 20 cm lang. Er hat Kapillare auf der Haut durch die Wasser bis zu seinem Maul geleitet wird. Stehendes Wasser trinkt er nicht. Er frisst nur Ameisen und ist eigentlich nicht zu sehen, wenn es zu heiß wird.

Auf Sand ist er gar nicht mehr auszumachen. Achim hat ihn mit dem Handschuh vom Asphalt gehoben, damit er nicht überfahren wird. Fand er doof und hat direkt seinen Schwanz aufgestellt.

Wedge-tailed Eagle. Keilschwanzadler. Er hat bis 2,5 Meter Spannweite. Häufig haben wir sie schon auf Aas an der Straße gesehen. Meistens auf  überfahrenen Kängurus.

Immer wieder Rindvieher neben der Straße. Wovon die sich ernähren??

Ein Zwischenstopp im 150-Seelen-Dorf Gascoyne Junction bestätigt unsere Internet-Informationen. Alle Schotterpisten, die wir fahren wollen, haben geöffnet. „Tanke, wenn du die Möglichkeit hast, wer weiß, ob es an der nächsten Tankstelle möglich ist “, lautet eine eiserne Regel im Outback. Das scheint ein guter Rat zu sein: die Zapfsäule in Gascoyne Junction ist defekt. Nächste Tankstelle weitere 260 Kilometer entfernt.

Gasconye River in Gascoyne Junction. Der Fluss ist Richtung Meer total trocken. Aber 180 Kilometer von der Küste entfernt führt er Wasser.

Ein Nebenfluss auf dem Weg zum Campingplatz – vor ein paar Tagen war die Straße noch gesperrt, weil es vor drei Wochen geregnet hat. Die Messlatte zeigt gut, wie hoch das Wasser hier stehen kann.

Wir biegen auf eine gut gewartete Schotterpiste ab, die 60 Kilometer zum Kennedy Ranges Nationalpark führt. Eine Stunde später erreichen wir die Tafelberge. Was für eine Szenerie. Einfach großartig. Außer uns sind bereits zwei weitere Camper anwesend.
Wanderwege starten direkt am Campingplatz und die sind spektakulär. Führen tief in die engen Schluchten hinein. Durch ausgetrocknete Bachläufe.  Es ist viel Kletterei über vom Wasser mitgerissene und liegen gebliebene Felsen. Häufig muss ich die Hände zur Hilfe nehmen. Nicht ganz unanstrengend. Die Empfehlung lautet, vier Liter Wasser mitzunehmen. Und ja, es ist heiß. Ziemlich heiß. Aber inzwischen sind wir tatsächlich so gut an viel Hitze gewöhnt, dass wir gut damit klar kommen.

Frühstück vor Traumkulisse

In der Temple Gorge sind die Farben nicht von dieser Welt.

Steinformationen im Farbentaumel

bizarr

wie rosa Nasenlöcher

 

 

Wanderung mit Aussicht an Tag zwei

Wasserlose Wasserfälle führen zum Kopf der Tafelberge und bieten ein cooles Panorama.

Endloses Land

Unten auf der Ebene liegt der Campingplatz – unser Bundy ist knapp von der Bergnase verborgen.

Kennedy Ranges – die weiße Fläche rechts ist kein Wasser, sondern ein Salzsee.

Billabong – dass sich die Wasserlöcher überhaupt halten können bei der Hitze, wundert uns. Viele Känguru-Spuren und etwas völlig Unerwartetes:

Die Kaulquappe muss sich beeilen. Jeden Tag wird der Tümpel kleiner.

 

Nachts sinkt die Temperatur auf 24 Grad. Kein Windhauch regt sich. Alles ist ruhig. Selbst die letzten Grillen schweigen. Die Luft liegt wie Seide auf der Haut. Wir löschen alle Lampen. Die Milchstraße glitzert als weißes Band am Himmel. Die Sterne scheinen zum Greifen nah. Die Welt bleibt stehen. Alles wird klein und unwichtig. Eine Nacht zum Niederknien.

 

Die Aufgabe, die Kapitulation. Wir beugen uns …

Diese himmlisch ruhigen Stunden haben wir uns hart erkauft. Zu hart. Nennt uns gerne Weicheier. Kein Problem. :mrgreen:

– Gleich beim Aussteigen am Ziel ist klar, hier gibt es Fliegen. Unfassbar viele Fliegen. Milliarden. Sofort ziehen wir uns die Fliegennetze über den Kopf. Aushaltbar!

Netzt vorm Kopf – 12 Stunden am Tag. Ohne Netz vorm Gesicht und beide Hände mit etwas beschäftigt, geht nicht. Die Viecher kriechen in die Augenwinkel, Ohren und Mundwinkel. Eine Hand muss zum Wedeln immer zur Verfügung stehen.

Fliegen! Alles, was nur ein kleinwenig feucht ist, wird sofort besetzt.
Ausgezogene Wandersocken zum Beispiel … jucky.

– Nur fünf Minuten später habe ich drei Bremsenstiche kassiert. Mit ihren Stacheln dick wie Stopfnadeln hinterlassen sie schmerzhafte Stiche. Dagegen hilft Mückenspray. Aushaltbar!

– Lebensmittel auszubreiten, kann man wegen der Fliegen vergessen. Wir wissen aber inzwischen, dass zehn Minuten nach Sonnenuntergang alle Fliegen verschwunden sind. Unser Abendessen ist entsprechend durchorganisiert. Während der kurzen Dämmerung von zwanzig Minuten schneide ich einen Krautsalat. Ein Rest Kartoffelsalat vom Vortag wartet im Kühlschrank. Dazu gibt es fertige marinierte Hühnchen-Spieße vom Grill.
Als alles bereit steht, ist es dunkel geworden. Wir schalten zwei Lampen an. Während die Spieße brutzeln, kann der Krautsalat durchziehen.
Gegen die Mücken, die nun auftauchen, hilft eine zweite Lage Spray. Alles aushaltbar!

– Noch während die Spieße brutzeln, erreicht uns eine Invasion kleiner Käfer. Auf dem heißen Herd machen sie beim Verbrennen Geräusche wie Popcorn. Im Krautsalat sind sie nicht mehr vom Kümmel zu unterscheiden. Wir haben jetzt schon mehrfach im Dunkeln, sowohl auf Campingplätzen als auch im Outback gekocht. So etwas kennen wir bislang nicht. Vor lauter Käfer aus dem Essen puhlen, vergeht uns der Appetit. Nicht aushaltbar!
Spontan ist Ruhe, als wir die Lampen löschen und die Sterne ihre Arbeit machen lassen. Das ist aber zu wenig Licht zum Essen.

Käfer-Invasion. Es sieht auf dem Foto nicht sooo beeindruckend aus. Es waren Tausende.

– Am nächsten Morgen erscheinen uns die Fliegen noch mehr geworden zu sein. Unter dem Netz ist es warm, man kann schlecht sehen. Und immer wieder schaffen es welche darunter zu kriechen. Sie krabbeln auf den Armen und Beinen. Das Gesumme hört nicht auf.
Wir können ihnen nicht entkommen. Ein Wohnwagen wäre schön. Wir gehen sogar in der schlimmsten Nachmittagshitze noch einmal in die Schlucht. Beim Laufen ist es erträglich. Uns ins Zelt zu verziehen, vermeiden wir aus zwei Gründen: viel zu heiß und es ist unmöglich durch die Gaze-Tür zu kommen ohne Fliegen mitzunehmen.

Tiefer Schatten in der Schlucht. Und man kann sich einbilden, dass es hier weniger Fliegen gibt. So schön hier.

– Am nächsten Morgen zum Frühstück sind sie noch etwas träge. Das ist grade noch genießbar. Viel Wedelei und schnell, schnell fertig werden.
Unser Mittagessen ist der Rest vom Vorabend und fällt eklig aus. Der Krautsalat ist gut durchsetzt mit Käfern. Achim isst während er läuft und schaufelt sich ungeprüft alles unter sein Fliegennetz in den Mund. Ich esse ohne Netz, nur mit der Gabel. Eine Hand zum Wedeln, um die Fliegen vom Essen und aus dem Gesicht fern zu halten. Ein unmögliches Unterfangen. Zumal ich die falschen Kümmel-Käfer aussortieren möchte. „Ich hatte keine Käfer“, Achim ist sich sicher. Ich mir auch, er hatte reichlich. :mrgreen:

– Ich hoffe bei den Käfern noch an eine Art Ereignis – nur einmal im Jahr zum ersten Neumond im April oder so was. Wir warten ab,  bis es richtig dunkel ist, machen Licht an und da fliegen sie auch schon herbei. Somit wird nicht gekocht, sondern es gibt nur Brot mit Dosenfisch. Schnell runter geschlungen. Grade aushaltbar!

– Wir löschen alle Lampen. Und da ist sie wieder, diese unbegreifliche Milchstraße. Es ist unbeschreiblich schön und wir sind insektenfrei.
Uns knurrt der Magen. Das Essen ist sparsam ausgefallen über den Tag. ;-)

Wir hatten den absoluten Willen durchs Inland zu fahren. Aber wir geben auf – nach zwei Tagen haben wir genug. Wir fahren zur Küste zurück. Das Outback muss warten. Wir geben diese Schlacht geschlagen, aber nicht den Krieg. Angeblich soll es im Winter keine, viel weniger oder wenige Fliegen geben. Je nachdem, wen man fragt.

Wir kommen wieder! Es ist einfach zu schön da draußen.

Camping auf einer Schaffarm

29.-31.03.24,  Australien/WA/Quobba, Tag 120-122 Roadtrip,  10.589 km total, 85 Tages-km

Unser Ausweich-Zeltplatz wegen der Osterfeiertage zeigt sich als Glücksgriff. Übernachten auf einer aktiven Schaffarm ist spannend. Das Einzige, was wir nicht zu sehen bekommen, sind Schafe. :mrgreen:

Beim Einchecken in der Quobba Station bietet uns Betty einen Standplatz direkt gegenüber der Camp Kitchen an, statt in den baumlosen Dünen zu campieren. Wir schlagen ein. Ab und an kommt jemand zum Abwaschen vorbei, ansonsten haben wir die Küche mit ihrem tiefen Schatten für uns alleine. Bei 41 Grad nicht das Schlechteste. Die meisten Camper reisen mit klimatisierten Wohnwagen an. Die brauchen unseren Schatten nicht.

Die perfekte Camp Kitchen. Nur der Herd im Hintergrund braucht 40 Minuten, um Kartoffeln gar zu kochen. Der Grill ist aber super. Alles zu haben für üppige 44 Dollar die Nacht.

Tagsüber Schatten und abends kann man wunderbar drin kochen

Schaffarm seit 1898

Guten Morgen Quobba – Blick auf die Farm vom Dachzelt. Leider keine Schafe da.

Die Quobba Station wurde bereits 1898 gegründet. Anfänglich hielt man hier Merino-Schafe. Aber für diese Woll-Schafrasse ist die Region zu trocken. Die Farmer stellten sich darauf ein und wechselten in den 70er Jahren zur Damara Rasse, ein reines Fleischschaf.
Aktuell hält die Quobba Farm nur zweitausend Schafe. 2015 waren es noch zehntausend. Die letzten Jahre waren zu trocken. Zu wenig Futter und zu wenig Wasser, um so viele Schafe zu ernähren. In guten Jahren gebären die Muttertiere fast ausnahmslos Zwillinge. In mageren Jahren bleibt Trächtigkeit auch mal ganz aus. Die Herde schrumpfte.

Die Farm ist für australische Verhältnisse klein. Nur zweitausend Quadratkilometer (die größte Farm Australiens ist fünf Mal so groß). Das ist trotzdem größer als kleine Bundesländer in Deutschland. Deswegen bekommen wir auch nur ein einziges Schaf zu Gesicht. Das gehört Betty und wird nicht geschlachtet, weil sie es mit der Flasche groß gezogen hat.
Die Herde grast im Outback. 180 Kilometer führt die Farm an der Küstenlinie entlang. Wenn Schlachtzeit ist, werden die Schafe mit Hubschrauber (!) und Cross-Motorrädern zusammen getrieben und im Homestead verladen.

Betty (rechts) mit ihrem Schaf

Quobba Station

Betty kümmert sich um den touristischen Teil der Farm, der zwanzig Prozent der Einnahmen der Farm generiert. Während ihr Mann Farmarbeit erledigt. Mehr Angestellte gibt es im Augenblick nicht. Wanderarbeiter reisen durch Australien, die Schafe scheren und das Zusammentreiben von Herden übernehmen.
Zur Farmarbeit gehört die Kontrolle der acht Wasserpumpen, die im Outback verteilt stehen. Mindestens zweimal in der Woche muss diese Tour unternommen werden, denn auch Schafe können nur zwei Tage ohne Wasser überleben.
Die Pumpen fördern leicht salziges Wasser. Schafe kommen aber gut damit klar. Für die Gäste im Camp gibt es das gleiche Wasser zum Duschen und in der Küche zum Abwaschen. Trinkwasser muss man selber mitbringen.

Altmodische Windmühlen treiben die Wasserpumpen auf der Quobba Farm an. 3 bis 8 Meter hoch wird das Wasser mit einer Kolbenpumpe gepumpt. Die Hübe sind kurz. Vielleicht 30 cm.

Der Strand von Quobba Station. Wir hatten gedacht, dass wir hier auch eine Badewanne vorfinden wie im Peron Nationalpark, nur 150 Kilometer Luftlinie entfernt. Aber hier ist das Baden fast nicht möglich wegen der Wellen und Felsen.

 

Im Augenblick finden die Schafe überwiegend australischen Salzbusch zu fressen. Bei dieser wasserarmen Nahrung benötigen sie vier bis zwölf Liter Wasser am Tag.  Je nach Tagestemperatur und Trächtigkeit.
Die regenärmste und heißeste Zeit in West Australien neigt sich dem Ende entgegen. Sobald Regen fällt, keimen Wildgräser und andere Kräuter. Ein Regenschauer reicht, um die Saat zum Keimen anzuregen. Aber es sollte unbedingt nachregnen, damit die Gräser sich voll entwickeln können und nicht gleich wieder verdorren. Die Schafe wird es freuen, eine Abwechslung zum Fressen zu finden. Ihr Wasserbedarf sinkt dann auf zwei bis vier Liter. Bleibt der Regen aus, wie in den letzten Jahren wird sich die Herde in Quobba wohl weiter reduzieren.

Die Kängurus finden natürlich auch nur Salzbusch. Aber die sind noch besser als Schafe angepasst an dieses heiße und trockene Klima. Suchbild: in der Mitte sitzt eins. ;-)

Vormittags, wenn es noch nicht so heiß ist, erkunden wir den wilden Strand. Dieser wird von einer doppelten Dünenreihe von der Farm getrennt. Eine staubige Straße trennt die Farm vom „Weideland“. Dies besteht zunächst auch nur aus Dünen. Nach drei Dünenreihen geben wir auf, zumal es dahinter ohne Abwechslung so weiter geht. Tierspuren finden wir ohne Ende und in vielfältiger Weise, aber außer zwei Kängurus bekommen wir keine Tiere zu sehen. Halt! Stimmt nicht. Eine Million Fliegen leisten uns Gesellschaft. „Es ist nicht mehr so schlimm, wie die letzte Woche“, versichert Betty. Ob es jemals eine Zeit ohne Fliegen gibt, die Antwort bleibt sie uns schuldig.

Am Strand lassen die Fliegen uns in Ruhe. Es ist zu windig.

Blow Holes machen Spaß, wenn man auf der richtigen Windseite steht.

An Tag zwei haben wir ungefähr 2 Meter Welle. Bei richtigem Wellengang geht hier die Post ab.

Traumküste für Angler

Tausende Seeschwalben fressen sich hier ebenfalls satt

Surfer, Angler und andere Frlsen-Kletterer werden vor großen Wellen in Quobba gewarnt

 

Die Piste führt noch 110 Kilometer weiter bis zum Nationalpark Ningaloo Reef.

Geheimnisvolle Spuren. Und sehr viele Hasenköttel. Wir sind demnach dem Osterhasen nahe auf den Fersen gewesen.

Fliegen sind leider auch da


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Kaputtes Auto und geänderte Pläne

23.-28.03.24,  Australien/WA/Carnavon, Tag 114-119 Roadtrip,  10.504 km total, 357 Tages-km

Carnavon ist auf hunderte Kilometer der einzige Ort, der als Stadt bezeichnet werden kann. Deshalb haben wir dort einen Termin zum turnusmäßigen Motor-Ölwechsel vereinbart. Unser Bundy ist Scheckheft gepflegt und dieses böse Buch mahnt, dass auch der Zahnriemen überfällig sei. Also gut, das ist nicht ganz preiswert, aber er soll gewechselt werden.

Unser Zeltplatz ist drei Kilometer von der Werkstatt entfernt. Achim bringt morgens den Wagen weg und kommt zu Fuß zurück. Alles, was wir für den Tag benötigen, haben wir in der Camp-Küche gelagert.
Grade als wir Mittag essen, klingelt das Telefon: „Der Kühler, der zum Wechseln vom Zahnriemen ausgebaut werden musste, hat zwei Löcher und sieht auch sonst miserabel aus. Irreparabel! Den bauen wir nicht wieder ein. Morgen kann aus Perth ein neuer Kühler angeliefert werden und am Nachmittag bekommt ihr euer Auto wieder.“

Haben wir eine Wahl? Nein!

Blöd nur, dass unser Zelt nun auch in der Werkstatt übernachtet. Wir überlegen kurz unsere Optionen, ob wir vielleicht eine Hütte mieten sollten auf dem Campingplatz. Aber wir müssen sowieso zum Auto, um Zahnbürsten und ähnliches Zeug zu holen. Somit fällt die Entscheidung, das Erdzelt aufzubauen. Das muss jetzt nur noch zum Campingplatz kommen.
Wir brauchen zusätzlich noch die Matratzen, Kissen und Schlafsäcke. Unmöglich können wir das alles schleppen. Ein Anruf in der Werkstatt bringt Erleichterung. Gerne fährt man uns mit unserem Bündel zum Zeltplatz zurück.
Wir machen eine Liste. Kaffee und Tee fürs Frühstück nicht vergessen! Und frische Unterwäsche! Achim übernimmt wieder den Marsch alleine, während ich überlege, was wir abends essen könnten. Unser Kochgeschirr auch noch einzupacken, erscheint uns zu aufwendig. Also gibt es ein Mikrowellengericht aus dem Supermarkt.

Wie versprochen, ist Bundy am nächsten Nachmittag fertig und wir um 1.600 Euro ärmer. Auto fängt halt mit ‚au‘ an.

Wie gut, dass wir das Zelt mitgenommen haben!

Wir gut, dass wir das Zelt mitgenommen haben. :-)

Auch unsere Reiseplanung läuft nicht so geschmeidig. Schuld ist Ostern. Und die dazu gehörenden zweiwöchigen Schulferien. Seit Wochen werden wir gewarnt, dass dann an der schönen Küste nördlich von uns alles ausgebucht sein soll.
Also haben wir uns überlegt, die Küste zu meiden und uns in Carnavon östlich ins Landesinnere verziehen. In die Kennedy Ranges und in den Mount Augustus Nationalpark. Spannende Plätze, die wenig angefahren werden. Anfragen auf  den entsprechenden  Campingplätzen geben grünes Licht: viele Plätze frei! Allerdings gibt seit gestern ein Blick in den Wetterbericht eine Heatwave-Warnung: 42 Grad wwrden erwartet – bis mindestens Oster-Dienstag.

Mist. Das ist uns zu viel. Auf so viel Schwitzerei haben wir keine Lust. Also schauen wir doch nach freien Plätzen an der Küste. An den berühmtesten (Ningaloo Reef) und schönsten Orten ist tatsächlich alles belegt. Aber in der zweiten Reihe können wir unterkommen. Morgen geht es also an’s Meer. Schön.

Alkohol Talk

Der Anteil an Aborigines der Bevölkerung in Australien beträgt grade mal 3,8 Prozent. Sie wohnen jedoch nicht gleichmäßig verteilt, sondern haben ihre Ballungs-Orte, die sich überwiegend im Zentrum und im nördlichen Australien befinden. Es gibt Orte in denen hundert Prozent Aborigines wohnen. Hier benötigen Weiße tatsächlich eine Zutritts-Genehmigung.
In Carnavon, wo wir uns gerade befinden,  beträgt der Aborigine Anteil 22 Prozent.

Die Geschichte zwischen den weißen Siedlern und der Aborigines ist eine Finstere. Unfassbar viel Unheil wurde den ersten Bewohnern Australiens angetan. Grausame Geschichten kann man im Internet finden. Über die Vergangenheit weiß man im Allgemeinen als Europäer nicht viel. Über die Gegenwart tauchen Bilder im Kopf von sturzbetrunkenen Aborigines in staubigen Wüstenstraßen auf.
Dass sie Alkohol genetisch bedingt schlechter vertragen, darüber gibt es wohl keine wissenschaftlichen Beweise. Sie sind ärmer als andere Australier und stärker von Problemen im Zusammenhang mit Kriminalität und Alkoholmissbrauch betroffen.

Häusliche Gewalt ist ein großes Thema bei den Aborigines. In Städten mit hohem Aborigines-Anteil finden sich viele solcher Schilder, Beratungsstellen und ähnliches.

Alkohol kann man in Australien nur in Liquor Stores kaufen. Die findet man in jedem Ort, denn auch der weiße Australier ist bekannt dafür, dass er nicht ins Bier spuckt. Ab 18 Jahre kann jeder Alkohol kaufen so viel wie er bezahlen kann.

Außer in Städten mit hoher Aborigine-Dichte. Die Regeln sind unterschiedlich. In Carnavon darf jede Person pro Tag einen Karton Bier oder 2 Flaschen Wein kaufen. An der Kasse wird der Ausweis vom Kunden gescannt und an ein System übermittelt, damit man nicht im Nachbargeschäft oder Nachbarort einen zweiten Einkauf tätigen kann. Ist man in bestimmten, namentlich aufgeführten Orten (Aborigine-Dörfern) gemeldet, darf man gar keinen Alkohol kaufen.

Viele bezeichnen diese Beschränkungen als Rassismus. „Ja, aber es sei positiver Rassismus“, entgegnen die Befürworter, „er dient dem Schutz der Urbevölkerung.“
Ein Studie in Alice Springs (50 Prozent Aborigines) hat ergeben, dass dort ein totales Alkohol-Verbot nicht zu einer Verminderung sexueller Übergriffe, häuslicher Gewalt und anderer Delikte geführt hat. Es wird noch genau so viel gesoffen, wie zuvor. Dem Schwarzmarkt sei Dank.

Als wir in Carnavon im Liquor Store unseren Einkauf machen wollen, spricht uns ein Aufpasser an. „Ihr seid internationale Touristen? Okay, dann füllt dieses Formular aus, zeigt an der Kasse eure ID und ihr dürft so viel Alkohol kaufen, wie ihr wollt.“ Ein weißer Herr vor uns in der Schlange, Australier, darf das nicht.
Na, wenn das kein Rassismus ist? Hätte der Aufpasser uns auch angesprochen, wenn wir schwarz wären?

Die Meinung der weißen Australier ist eindeutig: wer nur sein Wochenendbier trinken will für den sind die Beschränkungen eine Nervensäge!
Eine teure dazu. Denn Wein kostet in Orten mit Kaufbeschränkung locker doppelt so viel.

Der Gasconye Fluss führt durch Carnavon – staubtrocken. Nur zwei, dreimal im Jahr führt er überhaupt Wasser. Dann aber häufig mit großen Überschwemmungen. Achim mitten drin.


9

Vier platte Reifen

16.-22.03.24,  Australien/WA/Francois Peron NP, Tag 107-113 Roadtrip,  10.147 km total, 385+65+48 Tages-km

Vier Plattfüße gleichzeitig klingen nach richtig viel Pech. Es ist aber unsere volle Absicht. Um in den Francois Peron Nationalpark zu kommen, muss man Luft ablassen. Die Wege bestehen aus knöcheltiefem Zuckersand. Nur mit halbem Luftdruck – wir lassen ab auf 20 psi (1,3 bar) – kommt man da durch, ohne sich festzufahren. Und selbst dann ist nicht sicher, dass man nicht stecken bleibt.

In den Eintrittsgebühren (17 Dollar pro Fahrzeug/10 Euro) ist der Service einer Reifenstation enthalten. Messgerät zum Luftdruck messen beim Ablassen (leider ist die Anzeige defekt) und Kompressor zum wieder aufpumpen.

Anweisung auf zig verschiedenen Sprachen – trotzdem freut sich der örtliche Abschleppdienst über guten Umsatz, weil sich noch genug Kandidaten festfahren.

Kollektives Druckablassen an der Station

Die Anzeige am öffentlichen Gerät ist defekt. Wir haben einen eigenen Druckmesser dabei.

Vierfach Plattfuß

Achim hat nach der ersten nervösen Viertelstunde mal richtig Spaß. „Es fährt sich wie auf Schnee“,  freut er sich. Manchmal schlingern wir etwas. Dann fängt die Elektronik vom Vierrad-Antrieb an zu piepen: keine Kontrolle mehr. Noch mehr Spaß für Achim.
Wir kommen an zwei jungen Franzosen vorbei. Hilfe benötigen sie keine, aber sie hätten sich grade festgefahren und lassen jetzt noch etwas Luft aus den Reifen.
An der Spitze der Landzunge erreichen wir die schwierigste, sprich sandigste Stelle. Ab hier soll man in die kleinste Übersetzung schalten. Viel Drehzahl  – wenig Vortrieb. Mit zehn bis fünfzehn km/h zieht sich unser Toyota selber aus dem Sand. Dabei verbraucht er, wie wir später beim Tanken feststellen 21 Liter statt der üblichen 12. Schluckspecht!
Man soll möglichst nicht bremsen und anhalten, wo der Sand besonders tief ist, sonst kann es passieren, dass man nicht wieder anfahren kann. Einmal bleiben wir trotzdem fast stecken, aber Fahrer und Auto machen einen guten Job. Die Sandbretter bleiben ungenutzt.

Aufregende Strecke

Der Ranger zieht mit drei LKW-Reifen die Piste glatt – scheint allerdings nicht lange zu halten.

 

Der Nationalpark liegt auf einer schmalen Halbinsel und verdient das Prädikat ‚pastellfarbener Tuschkasten‘.  „Grün ist das Land, rot ist die Kant, weiß ist der Strand“, wie die Farben von Helgoland. Nur dass im Peron Park noch tausend Töne Türkis dazu kommen. Ein echtes Feuerwerk. Die harte Trennung zwischen weißem Strand und dem roten Sand der Wege ist beeindruckend.

Cap Peron

Knöcheltiefer roter Sand auf allen Pisten.

Super Parkplatz – die Poller sind vom Winde verweht

Die erste Nacht verbringen wir an der Nordspitze der Landzunge an einer halbmondförmigen Bucht. Wir parken so, dass wir Meerblick vom Dachzelt aus haben. Ein romantischer Traum. Außer uns ist nur noch eine andere Familie vor Ort.

Bottle Bay

Bottle Bay: Blick aus dem Zelt durchs Fliegengitter.

Dann ziehen wir um an die ‚Big Lagoon‘, eine verschlungene Bucht mit Aussichtspunkt und einem Rundweg an der verwinkelten Küste entlang. Das Wasser ist glasklar und hat 27 Grad. Der Strand schimmert pastell. Der fast volle Mond steht am wolkenlosen Himmel. Schöner geht es nicht mehr.

Big Lagoon im Francois Peron Nationalpark

Ein Tuschkasten-Wunder

Blaue Stunde – herrlich – alle Fliegen weg

Für alle, die so viel Romantik und Schönheit nicht aushalten, hier die Entwarnung:
1.) Fliegen, Fliegen, Fliegen! Sie nerven unendlich. Ohne Netz auf dem Kopf ist es nicht auszuhalten.  Noch nie habe er so viele Fliegen erlebt, versichert uns ein Typ, der professionell Vierrad-Touren mit Gästen organisiert.
Zum Frühstück geht es noch, da sind die Viecher noch träge. Mit zunehmender Wärme kommen sie aus dem Buschwerk. Unseren Mittags-Snack verschlingen wir im Wasser stehend. Da hat man zehn Meter vom Strand entfernt Ruhe. Die Vorbereitungen fürs Abendessen funktionieren erst nach Sonnenuntergang, dann verschwinden die Fliegen. Und plötzlich ist Ruhe, kein Gesumme mehr im Ohr. Kein Gekrabbel auf den Beinen oder am Hals. Man kann endlich das Gitter vom Kopf nehmen. Das langsame Verschwinden der Fliegen fühlt sich an wie eine erlösende Schmerztablette, die zu wirken beginnt.

Endlich sind wir weit genug im Norden: Badewannen-Wasser. Keine Fliegen. Und Dusche außerdem. Herrlich.

Den ganzen Tag das Netz auf dem Kopf. Kordeln vom Hut und Netz festziehen. Die Viecher quetschen sich überall zwischen.

Hunderte Kormorane – sie stehen in einer Reihe direkt am Wasser. Vielleicht weil dort weniger Fliegen sind? Oder weil sie sich hier im heißen Sand nicht die Füße verbrennen?

2.) Natürlich ist es nicht windstill. Im Gegenteil, es bläst ganz ordentlich. Der Wind soll auch die Fliegen aus dem Landesinneren an die Küste treiben. Wieder so eine Theorie.
Im Windschatten vom Auto geht es. Trotzdem legt sich auf alles eine rote Schicht. Und wusstest du, dass Sand durch die Fliegengitter am Zelt auch in zwei Meter Höhe seinen Weg auf die Matratze findet? Wir jetzt auch. :mrgreen:

Am nächsten Morgen sieht alles so aus

 

Dieser Strand befindet sich außerhalb vom Nationalpark. Shell Beach. Er besteht nur aus winzig kleinen, schneeweißen  Muscheln. Bis zu zehn Meter dick ist die Muschelschicht. Früher hat man die Muscheln zu Ziegeln zusammen gepresst und Häuser damit gebaut.
Heute ist es Influencer Paradies. ;-)

Dieser Strand besteht nur aus Muscheln


6

Hitze-Wanderung in Kalbarri

08.-15.03.24,  Australien/WA/Kalbarri, Tag 99-106 Roadtrip,  9.688 km total, 247 Tages-km

In Kalbarri mieten wir uns direkt für eine Woche ein. Vor Ort gibt es viel zu sehen und ab sieben Tagen zehn Prozent Rabatt auf dem Zeltplatz (trotzdem noch 38 Dollar (23 EUR) pro Nacht).
Bedauerlicherweise kann man im Nationalpark nicht übernachten. Zu den Sensationen ist es weit – 35 Kilometer eine Strecke. Wir brauchen also jeden Tag das Auto und bauen daher das Erdzelt auf. Das stammt noch aus Neuseeland und für solche Fälle haben wir es dabei.

Ausnahmsweise das Erdzelt aufgebaut – nicht so kuschelig – Dachzelt gefällt uns besser. Tolle Sicht vom Platz auf den Fluss.

Der Campingplatz ist recht leer, obwohl Kalbarri ein reiner Touristen-Ort ist. Das Publikum besteht überwiegend aus ausländischen, jüngeren Leuten. Drei Plätze weiter beobachte ich, wie ein junger Mann seiner Freundin einen Kaffeebecher ins Dachzelt reicht. Ich staune – Neidfaktor hoch zehn. Dann die Lösung dieses Wunders. Der Pott ist leer, alles nur Theater für ein Video. :lol:

In einer Buschwerk bewachsenen Ebene hat sich der Murchison River eine 80 Kilometer lange Schlucht geschliffen. Verschiedene Wanderwege führen bis zu 120 Meter tiefer zum Flussbett hinunter.
Aber halt! Der Sommer ist noch nicht vorbei, die Tageshöchsttemperaturen liegen gerne bei 35 Grad. Der schönste Walk wird morgens ab 7:00 Uhr gesperrt, weil es in der Schlucht einfach zu heiß werden soll. Zehn Grad mehr sollen es dort sein.

 

Vorhersage für heute

Beide sind wir ja nicht die größten early birds. Ich frage daher in einem Australien-Forum nach, ob dort eine Schranke geschlossen wird oder wohl die Möglichkeit besteht, sich auch noch um 8:00 Uhr auf den Track zu schleichen.

Ein Feuer bricht aus, Mistgabeln werden ausgeteilt, ich bekomme virtuelle Dresche: „Wage es nicht den Loop zu laufen. Du könntest dein eigenes Grab schaufeln.  — Ich warte auf die Nachrichten in Deutschland – dehydriert und mit Sonnenstich ins Krankenhaus geliefert. — Ich war vor zwei Wochen da, hat mir nach 500 Metern gereicht, bin umgekehrt. — Es sind schon Wanderer gestorben!“
Neben diesen Schreck-Antworten erfahren wir, dass es bis zu 1.000 Dollar Strafe kosten soll, wenn man später als 7:00 Uhr startet.

Wir tasten uns ran, wie arg es wirklich ist.

1. Wanderung: Z Bend River Trail  – 2,4 Kilometer lang, 102 Höhenmeter – moderat

Kaum steigen wir im Nationalpark aus dem Auto sind sie wieder da. Die nervigen Fliegen. Auf dem Campingplatz keine Spur von ihnen.
Wir starten um 9:30 Uhr. Es ist sehr windig und daher nicht übermäßig heiß. Außerdem gibt es viel Schatten durch Felsen und Bäume. Der Weg ist kurz, aber sen-sa-tio-nell! Schon die Aussichtspunkte vor dem Abstieg versprechen Landschaft mit viel Drama. Der Track ist tatsächlich moderat. Die steilsten Stellen sind mit stabilen Leitern versehen. Viel kraxeln aus eigener Kraft müssen wir nicht.

Da wollen wir runter – in der Z Bend Kurve ist die Schlucht besonders eng

Beim Klettern kommt das Fliegengitter weg

Spider Achim

Meine Beine sind zu kurz

Sieht spektakulär aus – ist aber einfach zu klettern gewesen.

Felsen-Schichten

 

Ein paar Kilometer weiter gibt es noch weitere Aussichtspunkte. Wobei es den Skywalk aus unserer Sicht nicht benötigt hätte.

Der Murchison ist im Augenblick fast ausgetrocknet. Es gibt nur noch einzelne Tümpel, die nicht miteinander verbunden sind. Wenn es in den Bergen regnet, kann der Wasserspiegel um 7 Meter steigen. Und es soll drei Wochen dauern, bis das Wasser in Kalbarri ankommt.

Zwei dieser Sky Walks reichen 100 Meter über die Schlucht hinaus. Im Prinzip kann man vom Weg aus genauso gut gucken. Und der Boden ist leider nicht aus Glas.

Nature’s Window. Ein natürliches Fenster aus Sandstein. Einmalig, diese Kulisse.

Der Foto-Spot. Zu Ostern sind alle Campingplätze ausgebucht, dann brennt es hier am Nature’s Window. Im Augenblick ist so gut wie nichts los. Den meisten ist es noch zu heiß für Westaustralien.

Startpunkt zum Loop beginnt am Nature’s Window und führt hinunter auf den Bergrücken. Den wollen wir in ein paar Tagen versuchen.

2. Wanderung: Four Way Trail – 6 Kilometer lang, 183 Höhenmeter – schwer

Am nächsten Tag wird es anspruchsvoller. Wir starten um 8:45 Uhr. Erst ist der Weg einfach, führt durch Buschwerk auf sandigen Wegen entlang. Nach einem Kilometer wechselt der Weg über in einen ausgetrockneten Bachlauf mit vielen losen Steinen. Auf den Fliegenschutz verzichte ich. Schwarzes Gitter vor der Nase plus Gleitsichtbrille. :mrgreen: Eine super Kombi zum auf die Klappe fallen.
Heute ist es deutlich wärmer. Auf windstillen Passagen läuft der Schweiß. Zurück geht es bergauf und das ist natürlich anstrengender, aber alles machbar. Mit zwei Liter Wasser pro Person sind wir gut dabei uns vor dem Vertrocknen zu schützen. Wir benötigen zwei Stunden plus eine halbe Stunde Pause am Fluss.

Auf dem Four Way Track – zum Hitzetest

Nach drei Kilometern erreichen wir einen der verbliebenen Billabongs (Wassertümpel)

3. Wanderung: The Loop – 9,2 Kilometer lang – 272 Höhenmeter – schwer

Dies ist der Track, der morgens um7:00 Uhr geschlossen wird. Wir plagen uns um 4:45 Uhr aus den Betten. Es ist noch stockdunkel. Ein schneller Kaffee und Tee. Sachen zusammenpacken und los geht’s.

Schnell einen Kaffee bevor es los geht. Im Dunkeln muss man langsam fahren wegen der Kängurus. Viele, viele tote Tiere liegen am Straßenrand. Einige Auto-Vermieter verbieten sogar das Fahren im Dunkeln.

Brote für’s Frühstück haben wir am Vorabend geschmiert. Die gibt’s später.
Um 6:15 Uhr (jawohl!) stehen wir am Natur’s Window, wo der Walk beginnt. Ein warmer Morgen mit 24 Grad. Die Tiefsttemperatur für heute.
Hier treffen wir auch unsere Influencer mit dem Kaffepott wieder. Aber die beiden sind ganz umsonst so früh aufgestanden. Heute gibt es keinen sensationellen Sonnenaufgang. Es ist bewölkt.

Das ist zwar auch für unsere Fotos schlecht, aber gut zum Wandern. Inzwischen ist es hell genug, um zu starten. Wir kommen zügig auf der Kante der Schlucht voran.

Los geht’s. Inzwischen ist es hell geworden. Ein schwacher Sonnenaufgang.

Nach einer guten Stunde erreichen wir das Flussbett. Hier wird noch einmal gewarnt: ‚Wer sich schwach fühlt, soll umkehren. Ab hier wird der Weg härter und heißer‘. Unter den schönen Eukalypten böte sich für eine Frühstückspause an, aber die Fliegen nerven, so dass wir nur im Stehen schnell eine Stulle verschlingen. Sehr schade. Die ollen Mistviecher. Unsere Rucksäcke und Hüte sehen eklig aus. Hunderte Fliegen hocken darauf. Man kommt sich wie ein wandelnder Kuhfladen vor.

 

Ab hier wird es heiß – Umdrehen oder weiter wandern?

Die Fliegen sind widerlich.

Wir folgen dem gut gekennzeichneten Weg auf den Überhängen des erodierten Sandsteins ein paar Meter oberhalb des Flusslaufs. Die Steinplatten sind eben und bilden flache Stufen. Häufig wirkt es wie gepflastert. Nur selten muss man die Hände an einer schwierigen Stelle zur Hilfe nehmen. Der Weg ist traumhaft schön.

An den Klippen entlang

Ein kurzes Stück versuchen wir direkt am Fluss zu laufen. Dort wo der Sand hell ist, geht das. Die dunklen Flächen sind stinkender Algenmatsch.

Wunderschöne Schichtung in zartrosa und rotbraun

 

Aber tatsächlich, die Temperatur steigt. Die Wolken sind verschwunden. Das Thermometer zeigt 30 Grad. Und es ist erst 8:00 Uhr morgens. Viel trinken hilft viel fürs Wohlbefinden. Wenn nur die Fliegen nicht wären. Beim Absetzen vom Rucksack stehen wir in einer Fliegenwolke. Pfui. Viel zu selten holen wir deshalb die Wasserflasche raus.

Bäh. Es schmälert tatsächlich den Genuss der Wanderung.

Schließlich führt der Weg wieder zum Fluss-Strand hinunter. Anstrengend zu laufen, alles Mullersand. Die Sonne steht noch immer so tief, dass sie in den Nacken beißt. Der Hut hilft nicht, erst ein Tuch schafft Linderung. Eine weitere knappe Stunde und wir stehen vor der Schluchtwand. Hier sollen wir hoch. Hundert Meter.

Zum Glück die Sonne von hinten. Von vorne wäre es noch viel unangenehmer und heißer.

Aber der Aufstieg ist nicht schwierig. Wieder bilden die Sandsteinplatten moderate Trittstufen. Nur die Hitze. Als wir oben ankommen, haben wir rote Köpfe. 37 Grad zeigt das Thermometer. Es ist 9:30 Uhr.

Loop Trail Bezwinger – heute waren insgesamt acht Leute auf dem Wanderweg unterwegs.

Es war gut, dass wir so früh gestartet sind. Bis zum Mittag sollte man den Track geschafft haben. Wären allerdings die tausend Dollar Strafe nicht, hätten wir es vielleicht trotzdem riskiert und wären erst um 8:00 Uhr am Start gewesen. In zwei Wochen wird nämlich sowieso das Verbot aufgehoben. ;-)

 

Nicht nur der Nationalpark ist toll. Auch Kalbarri-Ort ist richtig schön. Der kommt leider etwas kurz. Gegen den Nationalpark kann er nicht mithalten.

Kalbarri liegt am Murchison River. Die Mündung führt aber nur Meerwasser. Von hinten fließt zur Zeit nichts nach.

Küstenlinie, bevor man Kalbarri-Ort erreicht.


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