Kategorie: Atanga

Heißer Besuch in Arkaroola

21.Jan.24,  Australien/SA/Arkaroola, Tag 51-52 Roadtrip,  4.241 km total, 158 Tages-km

Nach Minenstadt Blinman geht es 160 Kilometer (drei Stunden Fahrzeit) über Schotterpiste Richtung Vulkathunha-Gammon Ranges Nationalpark. Dieser ist der nördlichste Teil der Flinders Kette und am wenigsten besucht. Tatsächlich kommt uns auf der gesamten Streck kein einziges Auto entgegen. Das einzige Fahrzeug, was wir sehen, ist ein Wohnwagen-Gespann, das wir überholen.
Die unbefestigte Straße wäre auch mit normalen Autos befahrbar, wären nicht die Furten, die durch ausgetrocknete Bäche führen. Hier gibt es häufig Auswaschungen oder es liegen angespülte Steine auf dem Weg.

160 Kilometer Schotterpiste – mal eben

mal bergig und ohne Fernsicht

Und das erste Mal machen wir mit Bodenwellen Bekanntschaft. Die sehen aus wie die Wellen im Watt, wenn sich das Wasser zurück gezogen hat. Langsam sind diese Wellen nicht befahrbar. Bundy schüttelt sich. Die Zähne klappern. Alles rappelt und wackelt. Achim gibt Gas. Und tatsächlich, wie einschlägig beschrieben, kann man klapperfrei fahren, wenn man nur schnell genug ist. 60 plus km/h müssen es aber schon sein. Das birgt dann natürlich die Gefahr, dass man ein heftiges Schlagloch oder ähnliches nicht rechtzeitig sieht.
Aber der Kutscher bringt uns sicher zum Ziel.

Felsformation auf dem Weg zum Camp

Unser Ziel ist ein Eco-Camp, was bereits 1968 gegründet wurde. Die Familie vom Geologen Sprigg (eben jener, der den wundersamen Fund machte, der mit dem goldenen Spike gekennzeichnet ist) betreibt einen Mix aus Luxus-Lodges, Zeltplatz, 4WD-Spielplatz und drei Observatorien.

Von den Lodges (über sechzig an der Zahl) sind nur drei, vier Häuser besetzt. Den riesigen Zeltplatz teilen wir uns mit dem Aussie-Ehepaar, was wir vorher überholt haben. „Wir steigen jetzt in unseren klimatisierten Landcruiser und gehen off-roaden. Und wir steigen heute auch nicht mehr aus“, verkündet uns der ältere Haudegen, Typ Crocodile Dundee.
Richtig machen die das, finden wir. Auf dem fast baumlosen Gelände hocken wir den Rest des Nachmittags unter unserer Markise und hecheln. 39 Grad sagt die Vorhersage – 39 Grad zeigt unser Thermometer.

Stellplatz fast komplett ohne Schatten – bei den Temperaturen schon eine kleine Herausforderung

Der Sonnenuntergang mal die Berge bunt

Am nächsten Morgen gehen wir rechtzeitig los zur Wanderung in dieser wundervollen Landschaft. Es ist noch kühl: 33 Grad! :lol: Aber dank niedriger Luftfeuchtigkeit und mit viel Wasser schaffen wir eine schöne Runde. Am Nachmittag geht gar nichts mehr – die Temperatur erreicht 43 Grad.
Und die weitere Vorhersage ist nicht positiv. Eine Hitzewelle von Westen kommend, überrollt die nächsten Tage fast gesamt Australien. In Arkaroola sind Spitzenwerte von 47 Grad angesagt.

Wandern geht nur noch am Vormittag – ab Mittag wird es viel zu heiß

Die Observatorien sind unser Ziel

Kleine Observatorien – man kann Vorführungen buchen – wir leider nicht – der Mond ist fast voll und überstrahlt den Sternenhimmel

Dies ist ein Model des Ein-oder Vielzellers den der Geologe Sprigg entdeckt hat. Wir sind unten dran vorbei gegangen und haben es für Parkplatzmarkierungen gehalten. :lol:

Die letzten Ausläufer der Flinders Kette

Neben der Hitze machen uns auch die Fliegen das Leben schwer. Waren sie in den ersten Camps in den Bergen noch erträglich, so nerven sie hier schon gewaltig. Mit dem Netz überm Kopf geht es, aber beim Abendessen ist es böse. Die Fliegen setzten sich in Augen, Nase und Mund, weil sie scharf sein sollen auf das Eiweiß in unseren Körperflüssigkeiten.
Wir haben es mit einem Fleischopfer etwas abseits auf einem Teller versucht. In der Tat, das interessiert sie gar nicht. Aber unsere Nudelsauce mit Sahne, da sind sie scharf drauf.  Brrrrr. Eklig. Hunderte kommen aus allen Ecken angesaust. Mit einer Hand wedeln wir, mit der anderen versuchen wir die Nudeln in den Mund zu stopfen. Möglichst ohne Fliegeneinlage. Pfui.

Der Familienrat entscheidet, dass wir fliehen und nach nur zwei Tagen wieder abreisen. Wir fliehen den Fliegen und der Hitze, beides auf einmal ist zu viel für schwache europäische Gemüter im Outback. ;-)

Der Australische Gruß – Fliegen vor dem Gesicht weg wedeln

 

Fliegen und Kuhscheiße Talk

Die Fliegen gab es schon vor Ankunft der weißen Siedler in Australien. Brav haben sie ihre Eier in die harten Ködel von Kängurus abgelegt und sich vernünftig vermehrt. Dann kamen die Rinder. Dreißig Millionen sollen es in Spitzenzeiten gewesen sein (heute noch 22 Millionen).
Mit den Rindern kamen die Kuhfladen. Was fehlte, waren Mistkäfer. Sorgen diese Scheiße liebenden Tiere in Europa und Amerika für eine ökologisch saubere und rasche Entfernung der Fladen, so bleiben sie in Australien einfach liegen. Dreißig Millionen Kühe fladdern ungefähr dreißig Quadratkilometer mit ihrem dünnflüssigen Dung zu – täglich.
Der Australische Mistkäfer kann damit nichts anfangen. Es schmeckt ihm nicht. Fliegen hingegen lieben die weichen Kuhfladen und konnten sich unkontrolliert vermehren.
In den 60er, 90er Jahren und 2015 brachte man verschiedene Mistkäfer ins Land, um die Fliegen-Plage einzudämmen. Zum Teil mit Erfolg. Aber es dauert noch, bis sich ein vernünftiges Gleichgewicht eingestellt haben wird.

Da die Kuhfladen zu lange in Australien liegen bleiben, nützen sie nicht nur den Fliegen, sondern schaden auch den Weideflächen. Sie bedecken zu lange die Grasnarbe. Neues Gras wächst nicht nach, Flächen verdorren. Erosion folgt. Weideland ist für immer verloren.
Ein Hoch auf die euro-amerikanischen Mistkäfer. Guten Appetit – haut bloß ordentlich rein.


24

Minenstadt  Blinman

19.Jan.24,  Australien/SA/Blinman, Tag 49 Roadtrip,  4.089 km total, 44 Tages-km

Nach drei Tagen im Busch soll es eine heiße Dusche geben. Wir stoppen in Blinman und landen auf dem hässlichsten Campingplatz der Reise. Abgestellt auf Schotter (28 Dollar) hinter dem „Hotel“,  was dazu gehört. Der Dorf eigene Generator wummert im Hintergrund.
In der Küche hängt ein Warnhinweis, bitte kein Leitungswasser in den Wasserkocher geben. Dieser ginge  davon kaputt. Na, das lesen meine Haare ja ganz besonders gerne. :mrgreen:
Im Duschraum riecht es nach Schwefel und sämtliches Porzellan hat schwarze Verfärbungen. Die  Armaturen sind übelst angelaufen. Dass Australien voll mit Metallen, Mineralien und Bodenschätzen ist, war klar. Aber in dieser Heftigkeit?

Blinman Hotel

Unschöner Campingplatz

Schlechtester Platz bisher

Alles andere im Dorf hat geschlossen.  Der Dorfladen. Das Café. Und die Information, die auch Touren durch die Mine anbietet. Saure Gurken Zeit. Wir sind mal wieder die einzigen Gäste. Staubige Straßen führen durch den Ort. Eine Hauptstraße und eine Nebenstraße. Wikipedia verrät, dass in Blinman noch 43 Menschen leben.

Blinman heute – fast verlassen und aufgegeben

Alte Häuser sind verlassen in Blinman

Das war einmal anders, wie wir auf einem Rundweg rund um die alte Kupfermine erfahren. In die Mine kommen wir zwar nicht, aber der oberirdische Teil ist kostenlos zugänglich und vom Feinsten mit Schautafeln bestückt. Da hat Australien echt was drauf. Klasse.
1859 entdeckte ein Schäfer, Robert Blinman, Kupfer auf seiner Weide. Schnell wurde dieser Fund ausgeschlachtet. Mit einigen Unterbrechungen arbeitete die Mine von 1862 bis 1918 und die Bevölkerung wuchs in der Hochzeit der Förderung auf zweitausend Personen an.

Blindman Mine 1907

Zwei riesige Schlackeberge werden hier „für immer“ liegen – mit Schubkarren wurde das glühende Zeug über die Kante gekippt – wer nicht aufpasste, verbrannte jämmerlich bei dieser schweren Arbeit

Allerdings kann Blinman kein Wohnort der Freude gewesen sein. Der Schmelzofen lief 365 Tage rund um die Uhr. Häcksler, die das Gestein zermalmten, müssen einen furchtbaren Lärm gemacht haben. Der Abraum der noch glühenden Schlacke leuchtete in den Nachthimmel. Lungenkrankheiten und eine hohe Kindersterblichkeit waren zu beklagen. Nach der Aufgabe der Förderung verließen die Arbeiter diesen abgeschiedenen Ort. Zudrück  blieben ein riesiger Berg erkalteter Schlacke, ein großes Loch in den Felsen und ein paar Bauruinen. Und 43 Menschen, die heute von der Schafzucht und Tourismus leben.

Blinman Friedhof

 

Insekten Talk

Spinnen:  Es ist nicht so schlimm, wie erwartet. Darüber bin ich sehr glücklich (Achim im Geheimen auch – hehe ). Zumal die ein oder andere Spinne ja auch giftig ist. Wir hatten zwar schon ein fettes Exemplar im Türinneren vom Auto hängen. Das konnte mit Hilfe von zwei Stöckern an die Luft gesetzt werden.
Meine Anfangsidee immer alle Autotüren geschlossen zu halten, entpuppte sich als Witz. Nicht umsetzbar.  Zeitweise stehen alle fünf Klappen offen.
Ab und an huscht ein mausgroßer Widerling um die sanitären Einrichtungen. Das ist aber alles erträglich.

Ameisen: Wir wussten nicht, dass Australien von Ameisen bevölkert, ja wahrscheinlich zusammen gehalten wird. Kein Quadratmeter, der ohne Ameisen ist.

Winzlinge, die sofort zur Stelle sind, fällt auch nur ein Stück Apfel auf den Boden. Super Staubsauger. Am nächsten Morgen ist alles aufgeräumt und verputzt. Leider kriechen sie auch in jeder Mülltüte. Da kann man sie dann gut weg transportieren, wenn wir den Müll nicht auf dem Campingplatz lassen können (Nationalparks).

Etwas größere Ameisen, die über alles krabbeln, was in ihrem Weg liegt. Tische, Hände, Zelt. Die sind ebenfalls harmlos. Wohnen jetzt allerdings auch im Auto und reisen mit uns weiter. Das muss man im Auge behalten, ob Vermehrung ansteht.
Daneben gibt es noch große Krieger-Ameisen, die ganze Autobahnen in den Waldboden latschen und Ameisenhügel aus Steinen errichten. Die lassen uns Menschen ebenfalls in Ruhe.

Von zarten Armeisenfüssen gelaufene Furche

Im letzten Camp gab es Killer-Ameisen. Auch sehr kleine Exemplare. Bleibt man nur fünf Sekunden an der falschen Stelle stehen, wird man überfallen.  Oder sie belagern sofort die entsprechenden Stuhlbeine. Die Biester krabbeln hoch bis zum Knie, zunächst unbemerkt, um dann zig-fach mit ihren winzigen Zangen zuzukneifen. Da bleibt einem nur noch zu springen und die Flucht zu ergreifen. Die Macht des Kleinen über den Großen – wird viel zu wenig angewendet ;-) Komischer Weise kann man zwei Meter weiter stehen ohne, dass etwas passiert. Dort patroulieren sie an den Füßen einfach vorbei.

Fliegen Im Grunde die gemeine Stubenfliege, wie man sie kennt. Etwas kleiner vielleicht. Das sind die wahren Plagegeister denen wir bisher begegnet sind.  Sie fallen über uns Menschen her, um sich an unseren Körperflüssigkeiten satt zu trinken. Gezielt fliegen sie in Nasenlöcher oder setzten sich in den Augenwinkeln fest. Versuchen in die Ohren zu kriechen. Beim Wandern bitte nicht sprechen – schnell ist eine verschluckt (Achim :mrgreen: )
Hartnäckig verteidigen sie ihre frisch gefundene Quelle. Wenn man sie verscheucht, setzten sie sich sofort zurück an die gleiche Stelle.
Es sind hunderte Fliegen, die uns um den Kopf kreisen. Super nervig. Da man das nicht länger aushält als ein paar Stunden, hat die Australische Camping-Industrie Kopfnetzte erfunden. Achim versucht es als erster. „Dein Leben wird ein Wunderbares sein“, verspricht er mir. Ich bleibe vorerst beim Wedeln, aber dann stülpe ich mir auch ein Netz über. Und siehe – mein Leben ist ein wunderbares. Die Netze sind zwar auch etwas lästig, aber kein Vergleich zu den Fliegen.

Brille unter dem Fliegennetz wechseln – nicht so einfach


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Wo das Leben begann – Ikara-Flinders Ranges

18.Jan.24,  Australien/SA/Trezona, Tag 44-48 Roadtrip,  4.045 km total, 203 und 52 und Tages-km

Bevor wir den Ort finden, wo das Leben auf Erden begann, haben wir einen Tod zu beklagen: den Tod meiner Haare.
Wir befinden uns im Ikara-Flinders Ranges Nationalpark im ersten Camp am südlichen Eingang. Das Wasser aus den Leitungen sei kein Trinkwasser warnen Schilder.  Pro Tag Übernachtung darf man sich deswegen zehn Liter Trinkwasser im Camp-Shop abholen. Eine sehr großzügige Regel.
Ich gehe abends unter die Dusche und merke schon beim Ausspülen vom Shampoo, halt – hier stimmt was nicht. Die Haare fühlen sich stumpf an. Ich trockne sie vorsichtig ab und versuche zu bürsten. Keine Chance. Am Pony komme ich noch durch, am Hinterkopf ist alles spontan verfilzt. Es fühlt sich an wie Pferdehaare.
Achim sieht meine Verzweiflung und spendiert eine Spülung mit Trinkwasser. Alles bleibt wie es ist. Die Haare sind unkämmbar. Seinen Vorschlag einer Speiseöl-Kur lehne ich ab. Dann fällt mir meine Bodylotion ein. Ja, damit geht es. Zumindest komme ich halbwegs mit der Bürste durch die Haare. Ich sehe aus wie John Travolta. Jetzt fühlt es sich an wie fettige Pferdehaare.

Am nächsten Tag im Shop dann die Überraschung. Der winzige Laden hat nur ein paar Lebensmittel und – jawohl – drei Sorten Haarspülung und eine Familienpackung mit breitzinkigen Kämmen. Ja, woher das wohl kommt? Ich bin wohl nicht der erste Gast mit Haar-Problemen, oder wie? Ich kaufe eine Packung. Die Fetthaare kommen unter den Hut.
Abends ein Versuch  mit Spülung plus Leitungswasser. Mehr Trinkwasser möchte ich nicht opfern. Wir wollen noch tiefer in den Flinders-Park und Trinkwasser  ist heilig. Ich bürste noch unter der Dusche die Spülung raus und trockne die Haare gar nicht ab. Das Ergebnis ist zum Kotzen. Die Haare stehen ab, als hätte ich in eine Steckdose gegriffen.

Einmal mit den Fingern durchs Haar – es steht einfach nur noch ab

Abgesehen vom ätzenden Wasser (wahrscheinlich mineralisch angereichert und extrem alkalisch) ist das Camp toll. Es ist Nebensaison. Nur ein paar Leute sind mit uns auf dem riesigen Gelände. Den meisten Besuchern ist es im Hochsommer zu heiß in dieser Region. Die Temperaturen können schon mal über 40 Grad ansteigen. Die Ikara-Flinders Ranges liegen am Rande zum unwirtlichen Outbacks mit seinen Halbwüsten.

Wilpena Pound Camp – unten in der Mitte unser Auto

Das ertse Mal campen ohne Rasen – entweder staubig oder es spritzt bei Regen alle Stuhlbeine voll  ;-)

Erste Attraktion ist ein riesiger Kessel in den Bergen, der sogenannte Wilpena Pound. Nur ein Durchbruch existiert zwischen den schroffen Hängen in die Ebene.

Einen Blick in den Kessel erarbeiten wir uns auf einer acht Kilometer langen Wanderung. Die ersten Siedler haben versucht hier Rinder zu halten. Das Projekt scheiterte an einer Dürre-Periode. Dann kam Familie Hill auf die Idee in dem Kessel Weizen anzubauen. Ihre knapp 150  Jahre alte Hütte steht noch immer. Tafeln berichten über das entbehrungsreiche Leben aus Sicht der jüngsten Tochter, deren Tagebuch überliefert ist. Dagegen werden Zitate einer Aborginalen Frau gestellt. Ein Abkömmling der ungewollten und vertriebenen Erstbewohner Australiens, die wie Vieh von den neuen Siedlern behandelt wurden.
Ein bitterer Lehrpfad in phantastischer Kulisse.

Trotz Hitze ist alles üppig grün – das verführte die Siedler zur Annahme, dass es hier immer regnet – leider ein Irrtum

Ein steiniger Weg führt uns zum Rand

Wilpena Pound – ein Kessel – aber nicht vulkanischen Ursprungs

Emus – Ein Weibchen alleine unterwegs

Ein Küken ist gar nicht scheu

Nach drei Nächten fahren wir nur 50 Kilometer weiter. Eine 4WD-Strecke bietet entweder sagenhafte Aussichten oder führt durch zwei Schluchten. In der letzten Nacht hat es heftig geregnet. Der Boden ist noch etwas weich, in den Flussbetten steht noch etwas Wasser. Eine coole Strecke durch altes Gestein.

Tolle Aussichten zwischendrin

Die Flinders Kette

Gewundene Schotterpisten führen zum nächsten Camp

Spannende Strecke

ab und an müssen wir durch Bachläufe fahren

Unsere ersten roten Riesen-Kängurus – noch auf der Flucht

An einem Steilhang soll eine Kolonie der seltenen Gelbfuß-Kängurus leben. Und tatsächlich – die Gruppe weiß, dass sie hier wohnt und ist tatsächlich zu Hause. Im Schatten warten sie auf Ende der heißen Mittagssonne.

Stopp bei den Gelbfuss-Kängurus – die wissen – wo man chic leben kann

Relativ kleine Kängurus – aber die buntesten – besonders hübsch ist der Ringelschwanz

Wie niedlich

 

Das neue Camp ist rustikal. Typisch Nationalpark geführt, hat es nur eine Toilette und kein Internetempfang. Aber die Lage! Direkt an einem zurzeit ausgetrocknetem Flussbett. Zur anderen Seite hat man über eine wellige Ebene den freien Blick auf die Gebirgswände des Wilpena-Kessels.

Camp direkt aus ausgetrockneten Creek

Der Blick von der anderen Seite

Wir sind allein. Da niemand außer uns Wasser benötigt, nehme ich mir aus dem Regenfass, was vom Dach des Toilettenhäuschens gefüllt wird einige Liter Regenwasser zum Haare waschen. Achim assistiert. Es ist wie aus Jenseits von Afrika wo Robert Redfort die Haare von Mariel Streep im afrikanischen Busch shampooniert. Nur, dass Achim keine edlen Verse zitiert, sondern alle erdenklichen Witze über meine Haare reißt. Das Ergebnis mit Regenwasser ist das Beste seit Tagen. Aber die Haare sind kaputt. Tot. Total entfettet und rau. Ein irgendwann zu findender Friseur wird wohl die Hälfte abschneiden müssen.

Am nächsten Tag führt uns ein Wanderweg zum Golden Spike. Dem einzigen auf der Südhalbkugel. Goldene Spikes sind über den gesamten Erdball verteilt und markieren eine zeitliche Referenz innerhalb der verschiedenen geo-geschichtlichen Epochen. In den Felsen der Flinders Berge fand man die ersten tierischen Mehrzeller der Welt. Ein neues Zeitalter musste her. Das Ediacarium wurde benannt. Wir stehen auf Steinen, die über 620 Millionen Jahre alt sind. Damit nicht genug: gleich nebenan befinden sich versteinerte Stromatolite. Diese Urform an Einzellern war die erste Lebensform auf der Erde, die Sauerstoff produziert hat. Diese Ablagerungen haben den Startschuss für das Leben gesetzt, wie wir es heute kennen.

Der Golde Spike in Australien – tatsächlich ist überall auf der Welt eine Platte in Stein eingelassen worden

Stromatolite – womit alles begann

Viele Tafeln mit schwierig zu durchschauenden Erklärungen über die Entstehung dieser Steine. Viel Theorie – noch interessanter für Geologen. Wird man allerdings vom Jauch eingeladen, kann man ohne, dass die vier Antworten eingeblendet sind auf die Frage „wo befindet sich der Golden Strike das Ediacariums?“, Flinders Ranges heraus posaunen.  Bitte, geht doch.

Total schön hier. Die Landschaft ist einmalig – Alter hin oder her.


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Strecke machen bis zur Outback-Kante

13.Jan.24,  Australien/NSW/Peterborough, Tag 41-43 Roadtrip,  3.790 km total, 348 und 264 und Tages-km

Wir verlassen mit zwei größeren Tages-Etappen die fruchtbare Riverina-Ebene. Damit hört die Landwirtschaft aber noch lange nicht auf. Aus plattem Land werden leichte Wellen. Wir arbeiten uns aus der Ebene kontinuierlich auf 550 Meter hoch. Auf dieser Hochebene ziehen endlos Weinfelder und andere beackerte Flächen an uns vorbei. Unweigerlich stellt man sich die Frage: wer erntet das alles?
Die Frage wird beim ersten Zwischenstopp in Cobdogla beantwortet. Ein Glücksgriff Campingplatz (28 Dollar). Die Stellplätze ohne Strom liegen direkt am Fluss. Malerisch stehen ein paar alte Baumgerippe im Fluss. Ein Keilschwanzweih (whistling kite) Paar hat sein Nest direkt vor unserer Nase. Die Jungen sind knapp flügge.

Zwei – die auf ihr Futter warten

Der Futterlieferant ist da

und holt auch schon wieder Nachschub

Neben uns zelten vier, fünf Work and Holiday Pärchen. Die campieren nicht in Cobdogla, weil es so schön ist. Tatsächlich ist hier der Hund begraben. Für zweihundert Einwohner gibt es nicht mal einen Laden.  Die jungen Leute sind hier, um zu arbeiten. Die Regel für ein Work and Holiday Visum besagt, dass man 88 Tage arbeiten muss. Nicht alle Jobs werden anerkannt, aber Erntehelfer zählt. Da die Temperaturen tagsüber gerne Mitte dreißig Grad erreichen, gehen die Worker nachts arbeiten. Zurzeit sind die Wassermelonen reif. Eine ziemliche Schufterei, wie sie uns erzählen. Tagsüber schlafen sie neben dem Auto im Schatten. Hei, da können 88 Tage aber lang werden.
Wir genießen jedenfalls zwei Tage den tollen Standort, spazieren am Fluss entlang und beobachten den Nachwuchs der Weihe. ;-)

Ein super Platz mit Blick auf das Nest – bei den großen Überflutungen in Australien 2022/23 standen hier 4 Meter Wasser. Kaum vorstellbar.

Perfekte Fluss-Idylle

Der Rest vom Campingplatz ist nicht so schön – wo es Strom gibt – haben sich die abenteuerlichsten Bauten um Wohnwagen etabliert

Weiter geht es nach Peterborough. Jetzt ziehen endlose Weideflächen an uns vorbei. Zum Teil gemäht und längst zu Heu gepresst. Zum Teil versuchen Rindviecher und Schafe auf braunen Wiesen nicht zu verhungern. Baume für Schatten sind Mangelware. Schön erscheint uns so ein Rinder-Leben nicht.

Endlose Weiden

Peterborough ist eine Eisenbahn-Stadt. Lebt noch heute von den goldeneren Zeiten, als sich hier drei Gleise trafen. Alle mit unterschiedlicher Gleisbreite. Ein Kuriosum in Australien. Jeder State hat in der Gründerzeit sein eigenes Gleisbreiten-Süppchen gekocht. Fahrgäste mussten tatsächlich die Züge wechseln, um weiter fahren zu können.
Heute rattert nur noch zweimal in der Woche der Indian Pacific Train durch Peterborough, der in 65 Stunden auf 4.352 Kilometer von Sydney nach Perth (und zurück) fährt. Angehalten wird nur an einer Handvoll Haltestellen. Aber trotzdem zählt diese Zugstrecke unter Bahnfans zu einer der attraktivsten Zugfahrten, die man unternehmen kann. Im Luxus-Waggon ist man im Schnitt mit 5.000 Dollar dabei.

Peterborough hungert aus. Die Einwohnerzahl ist von fünftausend auf nicht mal zweitausend geschrumpft. Viele Häuser stehen leer. Immobilen sind preiswert zu haben. Die Bevölkerung ist überaltert. Arbeit geniert sich aus sich selber heraus. Die Leute schaffen entweder bei der Gemeinde oder im Krankenhaus.
Aber der Ort überrascht uns. Alles ist tip-top in Schuss gehalten, auch der Campingplatz ist super (25 Dollar).
In einem alten Waggon finden wir eine schön gemachte und kostenlose Ausstellung über den Ort. Und der Supermarkt hat eine größere Auswahl als so manches Geschäft in den großen Städten.
Ein perfekter Ort, um sich für das Outback vorzubereiten. Australien, wie man es sich vorstellt – wir stehen an der Schwelle. Morgen geht es los.

Cowboystädtchen Peterborough – auch in der Provinz gibt es immer was zu entdecken

 

 

Bundy Tracking

Ich habe hier einen schönen Link über unsere Route. Die App Polarstep zeigt prima, wo wir uns gerade befinden.  Klick  .Roadtrip Australien

Technik Talk

„Alles nur noch China-Schrott“, der Satz fällt einmal wöchentlich.

Nach nicht mal vierzehn Tagen sind die Bolzen der Verschlüsse vom Dachzelt-Deckel durchgebrochen. Achim mein Held hatte aber mitten im Wald in Barrington Tops alles dabei, was der ambitionierte Camper braucht. Woher er wusste, dass er 5 mm Edelstahlschrauben brauchen würde … ich weiß es nicht.

Bolzen gebrochen und weg – zum Glück haben wir nicht auch noch den Schließer verloren. Die sind jetzt mit Karabinern gesichert.

Unser Ofen (eigentlich ein tolles Teil. Die zwei Brenner schaffen richtig Hitze. Ich kann kochen, was ich will) ist schon der zweite. Zum Glück haben wir den bei BCF – einer großen australischen Laden-Kette gekauft. Reklamationen in jeder Filiale möglich. Man stellt sich nicht an, Beschwerden werden ernst genommen. Der erste Ofen hat grade mal drei Wochen gehalten, da war ein Brenner kaputt.
Vom Ersatzofen ist nach zehn Tagen der Gastschlauch geplatzt. Nicht das innere Gewebe, aber doch die Umhüllung, obwohl wir immer drauf achten, dass er im Schatten steht. Anstandslos gab es einen Ersatz.

Lammhaxen – alles kein Problem mit dem Kocher – hoffentlich hält er durch – er gefällt mir

Unsere Campingstühle haben fünf Wochen gehalten. Immerhin. :mrgreen: Aber nur, weil Achim gebrochene Nieten (bereits nach zwei Wochen) durch Schrauben ersetzt hat. Die Konstruktion der Stühle ist aber so blöd, dass auch das nicht gehalten hat. Gekauft ebenfalls bei BCF. Rückgabe der Stühle und Geld zurück kein Thema. Unsere neuen Stühle sind von Anaconda – dem zweiten großen Ausrüster in Australien.

Mal sehen, wie das weiter geht.


3

Angeschmiert, mit Butter lackiert

09.Jan.24,  Australien/NSW/Balranald, Tag 39-40 Roadtrip,  3.179 km total, 134 Tages-km

Dieser alte Kinderreim beschreibt sehr gut unsere letzten drei Tage in der Riverina. :mrgreen:
Der große Regen verschont uns in Hay, sorgt allerdings örtlich für heftige Überschwemmungen.  Aber der Campingplatz im Mungo Nationalplatz ist zur Buchung wieder freigegeben, wie uns eine Prüfung im Buchungsformular wissen lässt. Allerdings erst in zwei Tagen. Okay, das macht nichts, wir überbrücken halt (nach den ersten drei) die zwei Tage auch noch. Wir buchen zwei Nächte: vom 10. bis 12. Januar. Die Abbuchung erfolgt sofort – 50 Dollar! Dass uns das Camp-Formular anschmiert, wissen wir zu dem Zeitpunkt noch nicht.
Da wir in Hay alle Sehenswürdigkeiten abgeklappert haben, beschließen wir einen Ort näher zum Mungo NP aufzurücken und dort die Wartezeit zu verbringen.

Durch die Plains – wenig Veränderung über endlose Kilometer – und dann noch regnerisches Wetter

In Balranald schmiert uns als nächstes der Campingplatz an. An der unkooperativen Dame an der Rezeption beißen wir uns die Zähne aus. Die auf der Homepage ausgewiesenen ‚unpowered sites‘ für 25 Dollar kann (will) sie uns nicht geben. Es hätte zu sehr geregnet letzte Nacht. Dass uns etwas Wasser auf der Wiese nicht stört, da wir ein Dachzelt haben, interessiert sie nicht. Dass die Plätze mit Strom genauso nass sind, ebenfalls nicht.
Ein Stellplatz mit Stromanschluss kostet 40 Dollar. „Wir stöpseln nicht ein“, versichert Achim. „Das mag sein, aber es könnten ja andere Gäste kommen, die Strom wollen, also muss ich den vollen Preis euch haben“. Lächerlich. Ein Blick genügt – der Platz ist leer (und soll sich bis zum Abend auch nur zu einem Viertel füllen).
Balranald hat zwar auch einen Showground, allerdings nur für 24 Stunden Standzeit. Uns gehen die Alternativen aus. Wir schlucken die Kröte und zahlen der doofen Ziege zwei Nächte für je 40 Dollar – und stöpseln ein ;-) .

Der Campingplatz ist ganz nett – aber 15 Dollar für Strom (den wir nicht brauchen) – lächerlich

Das Dorf mit tausend Einwohnern ist schnell abgelaufen. Es gibt auch hier ein altes Gefängnis. Der letzte Mann, der 1967 in Australien gehängt wurde, saß hier ein, weil er ausgerechnet hier mit einem Banküberfall seine Verbrecherkarriere begonnen hat. Mehr Sensationen hat der Ort nicht zu bieten.

Die Foto-Sensation in Balranald – klar braucht ein tausend Seelenort eine Hundewasch-Anlage

Wer viel Platz hat – kann großzügige Straßen bauen – hier kann ein Space Shuttle landen

Allerdings eine Touristen-Information, die Touren eben auch in den Mungo Nationalpark anbietet. Wir schwätzen mit der netten Dame hinter dem Tresen. Und wieder werden wir angeschmiert: „Die Straße in den Park ist gesperrt! Ich glaube nicht, dass die Übermorgen wieder aufmachen. Nein, ganz sicher nicht.“
Wir sind verwirrt. Wie kann die Parkverwaltung Buchungen für einen Zeltplatz frei geben, wenn man gar nicht hin kommen kann? „Der Park entscheidet nicht über die Zufahrten“, lernen wir. „Das macht die Gemeinde. Mit uns als Info-Zentrum spricht der Park aber nicht, wir müssen jeden Morgen im Internet raus suchen, ob der Park geöffnet hat. Wenn ihr in Zukunft plant, dann schaut ihr besser auf die Veröffentlichungen der Gemeinen, die über Straßensperrungen informieren.“

Wir sind jetzt schlauer – die Straßen sperren die Gemeinden

Na, das läuft ja. Unter den Umständen würden wir Morgen abreisen. Balrandal ist nicht so spannend und wer weiß, wie lange es dauert, bis die Straßen wieder frei gegeben werden.  Aber die Ziege an der Camp-Rezeption brauchen wir gar nicht fragen, ob wir für die zweite Nacht unser Geld wieder bekommen. Sie hatte gleich gewarnt als Achim gleich für zwei Nächte bezahlt hat (wahrscheinlaich das erste Mal in der Geschichte des Platzes, dass sowas vorgekommen ist), eine Rückzahlung wird es nicht geben.

Wir recherchieren, wie wir unser Geld vom Nationalpark wieder bekommen können. Im Kleingedruckten steht, dass man auf Rückzahlung nur Anspruch hat, wenn das Camp geschlossen hat. Status im Internet: ‘Alles geschlossen, alle Wanderwege, alle Tracks, nur das Camp ist geöffnet.“

Wir vertagen einen Anruf auf den nächsten Tag. Der bringt endlich wieder Sonnenschein. Zu spät. Wege sind noch feucht und matschig. Die Straße nach Mungo bleibt geschlossen.  Wie lange, kann uns keiner sagen. Wir drehen eine große Runde um das gesamt Dorf. Viel gibt es in der Tat nicht mehr zu entdecken.
Am Nachmittag dann der Anruf bei der Parkverwaltung. Es braucht fünf Anläufe und zwei verschiedene Kontakte im Callcenter. Dann ist es geschafft. Wir werden die Gebühren erstattet bekommen.

Insgesamt haben wir in der Riverina Region sieben Nächte verbracht. :lol: Bestimmt hat es auch das noch nie gegeben. Die Hauptattraktion auf der Strecke ist eindeutig der Mungo Nationalpark. Schade.

Angeschmiert, mit Butter lackiert.
Abgeleckt, hat gut geschmeckt.

P.S. Update heute am 11. Januar: Park geschlossen bis 15. Januar. Also war es richtig, nicht zu warten.


21

PitStop in der Provinz

03.-07.Jan.24,  Australien/NSW/Hay, Tag 34-38 Roadtrip, 2.3042 km total, 186+269 Tages-km

Ein Reifen verliert Luft. Und zwar schon seit kurz nach Weihnachten. Wegen der Feiertage konnten wir bisher keine geöffnete Werkstatt finden. Achim hat jeden Tag mit einem kleinen Kompressor (extra gekauft) Luft  nachgepumpt, so konnten wir uns ganz gut behelfen. Aber der Luftverlust wird größer, wir brauchen dringend einen Reifen-Höker. Wir verlassen endgültig die Berge und den dicht besiedelten Osten. Orte, die diese Bezeichnung verdienen, liegen plötzlich fünfzig Kilometer und mehr auseinander. Nach 200 Kilometern erreichen wir Wagga Wagga. Mit 50.000 Einwohnern eine Stadt, die alles haben sollte. Da wir nicht wissen, ob und wie schnell uns geholfen wird, und im Zentrum bleiben wollen, reservieren wir auf dem örtlichen Showground einen Zeltplatz. Fast jedes Dorf in Australien hat einen Showground für seine lokalen Veranstaltungen und ist oft zum Übernachten geeignet.
Nach dem Bezahlen (30 Dollar mit heißer Dusche) bekommt wir einen Code zugeschickt mit wir die Schranke zum Gelände öffnen können. Wir staunen, wo wir gelandet sind. Auf dem Grundstück gibt es eine Hunderennbahn – gut ausgestattet mit Flutlichtlampen. Für den Wochenmarkt steht eine extra Halle zur Verfügung und der jährliche Viehmarkt findet im September statt, wie eine Werbung verspricht. Am äußersten Ende stehen Pferdeställe und dahinter dürfen wir unser Zelt aufschlagen. Die Duschgebäude wirken alt und ramponiert. Man möchte umdrehen. Aber nein, das wäre ein Fehler. Ein Rentner-Paar mit Blumentöpfen vor dem Wohnwagen sorgt für Ordnung. Und Mutti macht das richtig gut. Mit dem C-Schlauch rauscht sie morgens durch die Bude. Die saubersten Toiletten und Duschen unserer Tour. Keine Spinnweben oder Kokons in den Ecken, obwohl die ganze Nacht die Türen offenstehen und das Licht unfassbar viele Insekten herbei lockt.

Der Blick auf die Ställe vom Zelt aus

Hinterm Zelt ein Zaun – dahinter Schienen – angeblich nur sieben Züge am Tag – aber alle fahren nachts :mrgreen:

Showground in Wagga Wagga

 

 

Beim Reifen-Höker läuft es ebenso gut. Nach zehn Minuten Wartezeit ist der Reifen runter. Eine Viertelstunde später repariert. „Ihr habt euch einen Nagel reingefahren. Ich hab’s geflickt und das hält bis zum Lebensende des Reifens“, versichert der Monteur.  Wir staunen und freuen uns – 35 Dollar (22 Euro) statt zwei neue Reifen. Sehr schön.

Da alles so gut klappt, haben wir noch viel Zeit, um uns Wagga Wagga anzusehen. Ein netter Ort mit moderner Innenstadt und hübschen Geschäften und Cafés. Das nagelneue Heimatmuseum ist kostenlos (eine Spendenbox steht bereit) und informiert ganz nett über die Region Riverina.

Wertvolle Ausstellungsstücke im Museum – typisch für Neuseeland und Australien. Aber wir lernen auch, dass die Bee Gees als Teenager in Wagga Wagga ihre ersten Songs komponiert haben. Bitte – Reisen bildet.

Trotzdem alles nett gemacht im Wagga Wagga Museum

Der fruchtbare Boden und drei Flüsse haben aus der weiten Ebene einer der wichtigsten landwirtschaftlichen Gebiete Australien gemacht. Unfassbare Quadratmeter (fast zwei Milliarden) werden bewässert und dienen dem Weinanbau, Reis, Weizen und Zitrusfrüchten. An den trockenen Rändern  grasen Kühe und Schafe. Die Region gilt schon seit zweihundert Jahren als wohlhabend. Als andere Neuankömmlinge in Australien sich weiter im Süden dem Goldrausch hingegeben haben, haben die Farmer der Riverina erkannt, dass so viele neue Siedler viel essen müssen.

Wir fahren knapp dreihundert Kilometer weiter. Die Landschaft ändert sich kaum. Entweder Ackerbau – zweimal sehen wir, dass per Flugzeug Pestizide oder Dünger gespritzt werden. Oder Schafe. Aus leichten Hügeln ist längst ein Teller geworden. Platter als Ostfriesland.

Hunderte Kilometer verändert sich die Landschaft kaum – Orte gibt es nicht mehr – nur noch verstreute Höfe

Wir landen in Hay. Hay liegt in der Mitte-Mitte der Riverina. Ist Drehkreuz für alle, die die über tausend Kilometer durch die Ebene fahren müssen. Dreitausend Einwohner. Provinz. Tiefste Provinz. Ein wenig scheint hier die Zeit stehen geblieben zu sein. Alles ist adrett. Die Grünflächen vor den Häusern sind gemäht und die Häuser in einem guten Zustand. Das öffentliche Schwimmbad inklusive Spaß-Springbrunnen kostet keinen Eintritt. Es muss der Gemeinde sehr gut gehen.

Hübsche Gärten

und hübsche Häuser in Hay

So etwas gibt es gar nicht im richtigen Leben – ein Rondell mit Stickgarn in allen RAL Farben. So was gibt es nur im 3000 Menschen-Ort Hay im Handarbeitsgeschäft.

Charmant altmodisches Schild vom Motel – so schlimm ist die Situation nicht – es gibt nicht nur Direktwahltelefon – sondern sogar Internet im ganzen Dorf

Hay hat ein Touristen-Information-Zentrum (jawohl!), die kostenlos Fahrräder verleihen und eine Dusche für zwei Dollar anbieten. Zwei gut sortierte Supermärkte, fünf Motels und zwei Museen. Ein Museum liegt im herausgeputzten alten Bahnhof. Das andere im ehemaligen Gefängnis. 1878 hatte man entschieden, dass ein Knast hermuss, da die Schwarzbrennerei von Schnaps überhand genommen hat.

Das ehemalige Gefängnis – war auch schon Hospital und Besserungsanstalt für unerzogene Mädchen bis in die 60er Jahre. „Hölle auf Erden“, lautet ein Zitat in der Ausstellung. Hier Eintritt 5 Dollar – die Ausstellungsstücke sind ähnlich wie in Wagga Wagga ;-)

Hier hängen wir nun. Haben uns extra einen Campingplatz mit einem Aufenthaltsraum für schlechtes Wetter ausgesucht, denn seit Tagen wird vor Niederschlägen bis zu 60 mm gewarnt – im Umkreis von fünfhundert Kilometern übrigens. Ein Entkommen scheint zwecklos. Der Nationalpark in den wir als nächstes wollen, ist gesperrt bis Dienstag. Und tatsächlich, heute regnet es schon ganz ordentlich.
Also warten wir in der Weltstadt Hay auf gutes Wetter. Wir hätten es schlechter treffen können.

Noch scheint die Sonne – der Campingplatz ist ganz nett – knapp zur Hälfte gefüllt – 35 Dollar die Nacht


4

Frühstück mit Kängurus ***

02.Jan.24,  Australien/NSW/Burrinjuck, Tag 31-33 Roadtrip, 2.587 km total, 285 Tages-km

Das nächste Camp am Burrinjuck Lake wählen wir nur, weil es auf dem weiteren Weg liegt und dort über Silvester ein Stellplatz zu bekommen war. Der Zeltplatz ist riesig – bestimmt einen Kilometer breit – und trotzdem rappelvoll. Es gibt keine abgesteckten Parzellen, sondern jeder hat freie Wahl auf dem wilden Gelände. Familien haben ganze Zeltstädte errichtet mit Kocheinheit und Wohnbereich. Dazwischen stehen Boote oder Jet-Skis auf Trailern. Wir finden kaum eine halbwegs gerade Ecke auf die wir unseren Bundy quetschen können. Es gibt viel zu wenig sanitäre Einrichtungen und die sind endlos entfernt. Besser man geht schon los, bevor man muss. Das finden alle so, deshalb wird ab Einsetzen der Dämmerung rechts und links in die Büsche gepinkelt. Außerdem ist das Internet total überlastet – kein Empfang.

Über den Spaß-Verfall nach dem letzten traumhaften Camp hilft eine Flasche Silvester-Champagner (vom Aldi! In jedem größeren Ort gibt es mindestens eine Aldi-Filiale mit gutem Angebot und den niedrigsten Preisen Australiens) und ein brauchbares Huhn mediterrane Art hinweg. Wir tütteln uns einen an und gehen einfach um 22:00 Uhr ins Bett. Unsere Nachbarn scheinen es genau so zu machen, denn unser Schlaf wird um Mitternacht durch nichts gestört.

Kochen an Silvester

Essen und gute Getränke trösten die Enttäuschung weg

Die Ruhe hält bis fünf Uhr morgens an. Da hören wir neben dem Zelt einen alten Mann sich räuspern, der ein paar Tausend Zigaretten zu viel in seinem Leben geraucht hat. Dann wieder. Hust, hust, räusper. Wer zum Henker ist das und warum hustet er genau bei uns? Ich zippe das Fenster auf meiner Seite auf. Es beginnt gerade zu dämmern. Die hustenden Übeltäter stehen keine fünf Meter entfernt: Kängurus. Zwei junge Männchen messen ihre Kräfte. Sie boxen und treten aufeinander ein nach übelster Känguru Art. Erst wird mit den Vorderbeinen geboxt, es folgt ein Klammergriff und dann treten sie dem Gegner beide Hinterfüße mit voller Wucht in den Magen. Als Standbein dient jetzt der kräftige Schwanz. Wenn sie treten, ertönt dieser menschliche Hust-Räusperer. Total spannend. Was für ein nettes Geschenk für den ersten Tag des Jahres. Bitte, so darf es weiter gehen. :-

Liebenswerte Kängurus

 

Normale Touristen wie uns gibt es auf diesem Zeltplatz keine. Nur Aussies, die am See ihre Kinder bespaßen. Alles, was es für Geld zu kaufen gibt, schwimmt am Seeufer. Boote knattern über den See.

Silvestervergnügen in Oz

Der Wanderweg am Ufer vom Lake Burrinjuck ist fein

Zur Quelle vom See verjüngt er sich Fjordartig mit vielen Windungen

Wir treffen auf einen ausgewachsenen Waran. Dieser ist ungefähr ein Meter fünfzig. In Ausnahmefällen erreichen sie über zwei Meter.

Die Krallen sind sicher sechs Zentimeter lang

 

Überraschender Weise erfolgt bereits Neujahr eine große Abreise-Welle. Vierzig Prozent der Gäste packt zusammen. Der Familienvater von vier Kindern neben uns fängt um 7:30 Uhr an. Die beiden Jüngsten sind zu klein, um zu helfen und die Teenager-Töchter kämmen ihr Haar oder trödeln anderweitig herum (Internet gibt es ja nicht). Um 13:00 Uhr ist alles verpackt und er fix und fertig. Er freut sich über ein Lob von uns, dass er erstaunlicher Weise alles wieder verstaut bekommen hat.
Am nächsten Tag reist die zweite Hälfte ab. Plötzlich haben wir ein riesiges Areal für uns alleine. Das macht uns für einen vierköpfigen Känguru Mob interessant. Mangels anderer Opfer, fallen sie bei uns ein, gerade als wir uns zum Frühstück hingesetzt haben. Was es bei uns zu essen gibt, interessiert sie mächtig. Es sind drei zierliche Weibchen, behütet von einem kapitalen Männchen. Langsam hüpfen sie näher und näher. Eigentlich wollten wir noch einen Brie aus dem Kühlschrank geholt haben, aber nun mag keiner von uns mehr aufstehen, um keine unnötige Aufmerksamkeit bei dem Männchen (in den Waschräumen wird tatsächlich auf Känguru-Übergriffe hingewiesen) zu erregen. Es geht auch mal ohne Käse.
Die Weibchen kommen zögerlich bis an den Tisch – während es sich der junge Mann lässig hinter Achim gemütlich macht. Wenn er so liegt, sieht er harmlos aus, aber dann steht er wieder auf und zeigt seine muskulösen Oberarme.
Wir haben schon entspannter gefrühstückt :mrgreen: – finden Kängurus aber trotzdem einfach liebenswert. Ob wir sie jemals satt haben, ist anzuzweifeln.

Die Dame mit ihren zarten Ärmchen ist harmlos

Mein Platz – meine Regeln

Wenn er aufsteht, sind seine Arme echt auffällig gegen die der Weibchen. Achim mag sich kaum noch umdrehen :lol:

 

*** Titel eines empfehlenswerten Buchs von Bill Bryson über Australiens Geschichte und Bräuche.


9

Abercrombie – ein gewagter Umweg zum Camp

30.Dez.23,  Australien/NSW/Abercrombie, Tag 29-30 Roadtrip, 2.302 km total, Etappen km 149

Wir verlassen unseren Zeltplatz (durch diverse Weihnachtszuschläge kostet er 58 Dollar die Nacht – sehr teuer) die Blue Mountains auf dem gut ausgebauten Great Western Highway. Dieser Highway war der Durchbruch, den die ersten Siedler durch die, von Schluchten und Steilhängen durchzogenen, Blue Mountains gefunden hatten. Viele Expeditionen wurden damals erfolglos abgebrochen. So brauchte man fünfundzwanzig Jahre, um auf die andere Seite zu gelangen. Ausgerissene Kühe hatten längst einen Weg gefunden und labten sich an dem köstlichen Grasland, was sie vorfanden. Durch dieses hügelige Grasland, heute überwiegend von Schafen befressen, führt unser Weg in den Abercrombie River National Park.

Aus Weideland wird Eukalyptus-Wald. Aus Highway wird Schotterpiste. Aus Schotterpiste wird 4WD-Strecke. Echte 4WD-Strecke. Immer häufiger lässt der Fahrer ein „Ui, das ist aber steil“, vernehmen. Zwei Apps haben uns auf diese Strecke gelockt: Maps me und wikicamps.  „Bei Nässe gefährlich“, informiert die Park Service Information. Aber es ist trocken, alles ist in bester Ordnung.

Waldweg der es in sich hat

Unser Bundy (einen Name muss der Große ja haben ***) zeigt, was er kann. Wo wir Schweiß auf der Stirn haben, rattert er ohne mit der Wimper zu zucken hoch. Keine durchdrehenden Reifen, kein Wegslippen – total cool! Eine Stunde werden wir mächtig durchgeschaukelt. Achim ist angespannt, kann den Spaß, den er hat, aber nicht verbergen. Ein Dauergrinsen ist in sein Gesicht getackert. Das schüttet mehr Endorphine aus als zwei Tafeln Schokolade. :mrgreen:
Zweiundzwanzig Kilometer Holperpiste. Wir messen Pfützen auf ihre Tiefe und müssen dicke Äste zur Seite räumen und dann sind wir fast am Camp angekommen als sich uns ein echtes Hindernis in den Weg stellt – ein kleines Flüsschen.

Sicher ist besser

Wie tief die Furt sein mag, können wir nicht schätzen. Ohne dass einer durch watet, wird das nicht. Einen Schnorchel für den Motor haben wir leider nicht. Der einzige Makel unseres feinen Autos. Was wie ein albernes Statussymbol am Geländewagen aussehen mag, ergibt in Australien tatsächlich einen Sinn.
Ich erbarme mich und gehe auf die andere Seite. Grünes Licht für Achim. Das Wasser reicht mir nur bis zum Knie.
Als wir das Camp am Mittag erreichen, schaffen wir grade noch das Zelt und die Markise aufzubauen als es zu regnen beginnt. Wie war das noch? Bei Nässe gefährlich?

Da müssen wir durch – wollen wir nicht über 20 Kilometer zurück fahren

Achim kommt

Kein Problem – er kommt super durch

Der Zeltplatz ist großartig. Direkt an dem eben überquerten Little Hole Creek gelegen. Eingerahmt von einer Steilwand an die sich Eukalypten krallen. Es gibt eine Plump-Toilette und Gary als einzigen Camping-Nachbarn. Der Platz ist kostenlos – man muss nur einmalig sechs Dollar für eine Registrierung bezahlen. Auch so ein Covid-Ding, was nicht wieder abgeschafft werden wird.

Für ein Bergkänguru stellt die Wand kein Problem dar

Wunderschön

Ausblick direkt neben dem Zeltplatz

Ein kleiner Waran mit strammen Schenkeln schleicht durchs Camp

Gary wohnt in der Nähe, ist ein echter Naturbursche, der im Dunkeln mit der Taschenlampe im Busch umherwandelt und super nett. „Hier habt ihr gute Chancen auf Wombats“, verspricht er. Und er lacht über den Weg, den wir gekommen sind. Es gäbe einen zweiten Eingang. Bessere Strecke und nur acht Kilometer lang. ;-)

Wenn es heftig regnet, sitzen wir unter unserem tatsächlich regendichten Sonnenschutz. In Phasen, wo es nur nieselt, streifen wir am Flussufer entlang. Entdecken fette Eingangslöcher der Wombat-Höhlen. Und nichts ist so schlecht als es nicht für etwas gut ist! Das dunkle Wetter treibt die nachtaktiven Wombats schon bei Tageslicht aus ihren Höhlen. Eine Mutter mit ihrem Jungen watscheln am Ufer entlang.

Etwas unscharf – es war schon arg dunkel – aber der Beweis – die sagenhaften Wombats existieren tatsächlich

Was für niedliche Tiere. Würste auf Stummelbeinen, kann man sagen. Sie werden bis 1,20 Meter lang und bringen 40 Kilo auf die Waage. Wie es sich für echte Australier gehört, sind es Beuteltiere. Damit der Beutel nicht voll Erde gerät, ist er nach hinten offen, damit die Mutter in Ruhe ihre bis zu dreißig Meter langen Gänge buddeln kann. Die Wombats sind Einzelgänger, aber in Gegenden mit hoher Wombat-Dichte können die Tunnelsysteme auch schon mal miteinander verbunden sein.

Etwas größeres Wombat Baby – es verlässt den Beutel nach acht Monaten

Am nächsten Morgen scheint die Sonne. Wir lassen uns nach dem feuchtkalten Abend und einer frischen Nacht die Knochen durchwärmen.
Schnappen unsere Wanderschuhe und gehen den Weg zurück, den wir gestern gekommen sind. Wo das Auto souverän  hoch gefahren ist, haben wir durchdrehende Füße. Wir schnaufen uns die Hügel hoch und runter oder ströpern am Flussufer entlang. Dabei  scheuchen ein paar Kängurus auf. Wahrscheinlich Berg-Kängurus, denn sie hüpfen sogar die Steilwand leichtfüßig hoch. Wie schafft man das mit rechtwinkligen Beinen, die immer wie falsch angewachsen aussehen?

Am nächsten Tag beim Wandern müssen wir noch einmal durch das Flüsschen

Die Steigung ist schwer zu schätzen – wir müssen aber echt kraxeln

teile ausgewaschene Wege mit vielen Bodenwellen – die dienen dazu große Auswaschungen zu verhindern

Nach zwei Nächten verlassen wir das Camp über die wirklich so viel bessere Ausfahrt. Egal. Der Umweg hat sich gelohnt. Ein herrlicher Platz, der glücklich macht.

Wir wünschen Euch ein ebenso glücklich machendes Jahr 2024. Viel Gesundheit, Zufriedenheit und jeden Tag Endorphine, wie es zwei Kilo Schokolade schaffen.  Prost Neujahr!

 

*** Von Bundy nach Bundy mit Bundy – Bundaberg, unser Start- und Zielort wird von den Aussies Bundy genannt.

Blue Mountains

28.Dez.23,  Australien/NSW/Blackheath, Tag 26-28 Roadtrip, 2.120 km total

Von Newcastle ist der logische Weg eigentlich nach Sydney. Noch drei Tage bis zum berühmtesten Feuerwerk der Welt. Noch drei Tage bis Silvester. Man könnte meinen, wir hätten es so geplant. ;-)
Die Internetsuche ist ernüchternd: alles ausgebucht. Schon seit Wochen. Selbst Hotel-Suiten mit Blick aufs Feuerwerk für 1.500 Dollar die Nacht. Will man das Feuerwerk vom Ufer aus sehen, muss man sich bereits mittags anstellen, um einen guten Platz zu bekommen. Nein, danke. So gut kann ein Feuerwerk nicht sein. Wir verzichten.

Von unserem Haus aus telefonieren wir uns unsere nächste Unterkunft zusammen. Ein einziger Campingplatz in den Blue Mountains hat für drei Nächte Platz für uns. Allerdings müssen wir einmal umziehen auf eine andere Parzelle.  Was solls’s – die Blue Mountains möchten wir nicht auch noch ausfallen lassen.  Einer der besuchtesten Nationalparks Australiens.
Berühmt sind seine ‚Three Sisters‘, eine imposante Dreier-Felsformation. Am Aussichtspunkt wissen wir, warum alles ausgebucht ist. Halb Australien hängt an der Balustrade.  Wie vorhergesagt, hat sich der Regen der letzten sechs Tage verzogen. Schön. Gepokert und gewonnen.

Sehr hübsche Schwestern

Three Sisters in den Blue Mountains

Selfie-Manie

Nur ein paar Kilometer weiter, in Blackheath, liegt unser Campingplatz. Einige Wanderwege beginnen nur zwei Kilometer entfernt direkt am ‚Grose Valley‘. Eine riesige Schlucht, eingerahmt von imposanten Bergformationen.
Am nächsten Tag machen wir uns auf die Socken. Hier stehen nicht ganz so viele Besucher an der Balustrade. Das Gute, neunzig Prozent will nur gucken und der Rest verteilt sich auf der Strecke (Cliff Top Walking Track). Gute drei Kilometer führt der Track an der Schlucht entlang. Viele Treppen, bergab, bergauf. Aber immer wieder mit sensationellen Ausblicken auf das Tal.

Ein imposantes Loch – es hält sich hartnäckig das Gerücht, dass die Blue Mountains ihren Namen den Ausdünstungen vom Eukalyptus-Wald verdanken sollen. Das kann nicht stimmen, andere Länder haben auch Blue Mountains und  „Von den blauen Bergen kommen wir“ ist wohl nicht in Australien entstanden.

Über den Zufluss zum Wasserfall führt unser Weg entlang – immer an der Kante

Schöne Klippenwanderung

 

Wir haben gerade das Ende erreicht, als dunkle Wolken aufziehen. Zehn Minuten später schüttet es aus Kübeln. Mit ein paar anderen Wanderern finden wir Unterschlupf in einer kleinen Hütte. Wir geben unseren Wetter-Engeln high five: gut gemacht! Nach einer halben Stunde tröpelt es nur noch. Wir müssten den gleichen Weg zurück, da aber vor weiteren Schauern gewarnt wird, entscheiden wir uns durch den Ort zurück zu gehen. Satte fünf Kilometer, aber vielleicht besser als rutschige Wanderwege und über die Ufer steigende Bäche.
Wir haben unseren Zeltplatz fast erreicht – nur 750 Meter sind es noch – da öffnen die Wetter-Engel richtig die Schleusen. Was für Dreckschippen!

Unterstellen witzlos – wir sind tropfnass als wir am Zelt ankommen

Am nächsten Morgen herrscht wieder eitel Sonnenschein. Das richtige Wetter für den Grand Canyon Track. Dieser Weg ist ein Rundweg und fast sieben Kilometer lang. Er ist Himmel und Hölle in einem.

In einem Einschnitt zwischen den senkrechten Felswänden geht es steil bergab. Fast dreihundert Meter müssen wir – überwiegend über Treppen – die Höhenmeter abbauen. Aber es lohnt sich. Wir überqueren Bäche, kommen vorbei an Wasserfällen und überhängenden Felsen. Die Stufen beißen in die Oberschenkel.
Die Schlucht wird eng und enger. Fast kann man beide Seiten berühren. Der Weg ist super in Schuss. Ein großes Kompliment an den National Park Service. Menschen ohne hochalpine Kenntnisse würden diesen verwunschenen Ort gar nicht erreichen können.  Eine der schönsten Schluchten, in der wir je waren.

Toller Weg – leider nur ein Foto – Akku leer. Wenn’s läuft.

Unter anderem geht es hinter Wasserfällen lang

Kleine Agame – wie ein Drache mit deutlichen Stacheln

Ans Tageslicht zurück kommt man über andere Treppen – dreihundert Meter wieder steil bergauf.  Die Stufen beißen in die Waden. Das ist aber nicht der Teil, der den Weg zur Hölle macht. Es sind die anderen Wanderer. Es ist einfach zu voll. Viel zu voll. Würden alle in die gleiche Richtung laufen, ginge es noch. Aber es kommen uns ebenso viele Personen entgegen, wie mit uns laufen. Die Schlucht könnte magisch sein. Ist mal für dreißig Sekunden Ruhe, erhascht man kurz den Zauber. Auf den schmalen Steigen muss man ständig stehen bleiben und Platz machen. An Engstellen kommt es schon zu Staus. Dazu diverse Duftnoten von Deos und Mückensprays. Alle brabbeln und rufen durcheinander. Schnelle Läufer treten einem fast in die Hacken. Wichtig für mich, dass ich keine Kinder um mich habe. Die kleinen Bewegungswunder zeigen schmerzlich, wie viel Leichtfüßigkeit mir in den Jahren verloren gegangen ist. :mrgreen:

Nein, das war nichts. Wir müssen raus aus dem Weihnacht-Neujahr-Touri-Trubel. Morgen geht es weiter nach Abercrombie River National Park. Das scheint eine gute Wahl. Nicht mal unser Zeltnachbar – wohnhaft in Sydney, keine 200 Kilometer entfernt – kennt diesen Park. Ein gutes Zeichen.


21

Fröhliche Weihnachten

23.Dez.23,  Australien/NSW/Newcastle, Tag 18-23 Roadtrip, 1.746 km total

Wir wünschen unseren Familien, Freunden und Lesern ein wundervolles Weihnachtsfest mit einem gelungenen Festmahl und gut gelaunten Gästen. Macht es Euch in Euren Wohnzimmern gemütlich und freut Euch an Euren bequemen Möbeln – einer Angelegenheit, der man im Alltag viel zu wenig Bedeutung zukommen lässt. Viel zu selten sagt man danke zu seinem Bett, dem gemütlichen Sofa oder dem Ohrensessel.
Wir sagen jedenfalls danke, dass Ihr auch in diesem Jahr mit uns gereist seid. Wir freuen uns über jeden Klick, Eure Kommentare und Anmerkungen. Und wir freuen uns auf ein weiteres gemeinsames Jahr.

Wir dachten, dass wir im Zelt Weihnachten feiern würden. Zwar ohne Ohrensessel, aber irgendwo romantisch im Wald. Wie beim Segeln, kommt es auch im Auto anders als man denkt. Statt auf der Wiese zu stehen, sind wir zu Hausbesetzern geworden. Eine Geschichte mit Fehlplanung, Wetterpech und einem freundlichen Ende.

Unseren Campingplatz zurück in der Zivilisation verlassen wir bei strömendem Regen. Das Dachzelt ist schnell zusammen geklappt – inklusive Litern von Wasser, die sich auf dem Überzelt befinden. Wie viel davon seinen Weg auf die Matratze findet, ist noch unklar.

Unser nächster Stopp heißt Newcastle. Achims Nichte Marcia plus Mann Josh, ihrem Sohn und Baby wohnen dort. Durch einen nie abgesprochenen Zufall ist gerade unsere Schwägerin Andrea zu Besuch bei ihrer Tochter. So ist das mit der buckeligen Verwandtschaft: jahrelang kommt keiner aus Deutschland vorbei und dann alle auf einmal. Das Haus ist also voll und der Garten hat zu viel Hang, so dass unser Auto mit Zelt dort nicht stehen kann.
Aber die Eltern von Josh sind zauberhaft und bieten uns gleich um die Ecke ein leer stehendes Haus zum Übernachten an. Dies wartet auf eine kleine Reparatur und soll dann wieder vermietet werden. Küche und Strom vorhanden, heißes Wasser und Toilette funktionieren. Wir sagen begeistert zu.
Unsere aufblasbaren Luftmatratzen kommen auf den Boden und Campingstühle und Tisch ins Wohnzimmer.

Vor Heiligabend wollten wir wieder abreisen und weiter in die Blue Mountains hinter Sydney fahren. Ab Weihnachten bis Ende Januar ist die Hauptferienzeit der Australier. Daher hatten wir unseren Platz reserviert. Ein Blick in die Wettervorhersage lässt uns schaudern. Dauerregen über Weihnachten und nachts soll die Temperatur auf sechs Grad fallen. Pfui.

Wir stornieren den Campingplatz mit flinken Fingern. Etwas zu flinken Fingern. :mrgreen: Die Suche nach Alternativen über die Feiertage gerät zur Frustnummer. Alle Campingplätze, die an der Küste liegen und vom Regen – laut Vorhersage – verschont bleiben, sind ausgebucht. Wir suchen nach Cabins in den Bergen: Fehlanzeige! „Fully booked“, lautet die Dauermeldung.
Wir fragen Joanne und Jamie, ob wir wohl drei Tage länger bleiben dürfen. Und auf die angeheiratete Familie ist Verlass. Herzlichen Dank, Ihr seid unsere Retter.

Somit verbringen wir zwar in einem Haus das Weihnachtsfest, aber ohne Bett. Ohne die Romantik eines Wald-Campingplatzes. Kein Sofa. Keine Deko. Keine Kerze.

Achim fällt es zuerst wieder ein. Genauso war unser erstes Weihnachten vor 24 Jahren. ‚Zwischen den Jahren‘ hatten wir den Umzug in unsere erste gemeinsame Wohnung geplant und schon kräftig gepackt und aussortiert. Die Feiertage wollten wir uns bei meinen Schwiegereltern durchfuttern und trotz ungemütlicher Wohnungen bei Kerzenschein unterm Tannenbaum sitzen.
Aber dann sind Achims Eltern krank geworden. Weihnachten wurde kurzfristig abgesagt und wir saßen Heiligabend auf Umzugskisten und haben Dosensuppen in der Mikrowelle heiß gemacht. Kein Sofa. Keine Deko. Keine Kerze.
Denkt man zurück, so ist dieses Fest unvergessen. Und so wird es auch mit diesem sein.

Fröhliche Weihnachten!

Immerhin haben wir unsere Mützen dabei


4

Barrington Tops: Spielplatz für 4×4 Fahrer und Schlangenjäger

17.Dez.23,  Australien/NSW/Barrington Tops, Tag 13-17 Roadtrip, 1.585 km total

Nach dem Dorrigo National Park (1.100 Meter) wechselt die alpenländisch anmutende Berglandschaft über in trockenere Gebiete. Wir fahren dreihundert Kilometer und halten in einem beliebigen Dorf mit dem witzigen Namen ‚Wallabadah‘.

Sogar die Kühe sehen aus wie in den Alpen

weiter südlich sieht Weideland so aus

Die Gemeinde bietet eine gepflegte Wiese zum Übernachten an. Inklusive heißer Duschen, Brauch-Wasser und Toiletten. Als Gegenleistung wird eine Spende von 10 Dollar pro Fahrzeug erwartet. Bitte einfach in die Box werfen. Die sanitären Anlagen sind alt, abgeschlagen und spartanisch. Aber alles funktioniert und darf noch als sauber bezeichnet werden. Auf dem Fußboden befinden sich nicht mehr tote Käfer und Spinnweben an den Decken als für 30 Dollar die Nacht.
Die Wiese ist Tummelplatz für Kakadus, die sich an den Gras-Rispen mit den winzigen Sattkörnern versuchen satt zu fressen. Papageien umfliegen uns wie Drosseln in der Heimat. Eine Dorfrunde hat als Highlight einen historischen Friedhof im Angebot. Genau wie in Neuseeland ist alles „Monumento Historico“, was grade einhundert Jahre alt ist. Wir bleiben zwei Nächte – es ist gemütlich in Wallabadah. ;-)

Gelbhauben-Kakadus grasen auf der Weide

Zusammen mit dem Rosa Kakadu – der sieht besonders hübsch aus – wenn erfliegt – da seine Flügel unterwärts komplett rosa gefärbt sind

Friedhofsgrenze – die letzte Ruhe vor endlosem Busch

Putten auf dem Friedhof von Wallabadah

Beim King Parrot hat das Männchen einen roten und das Weibchen einen grünen Kopf

Nächster Halt 150 Kilometer weiter: Barrington Tops National Park. Im Park lautet die Regel, dass man vor Anreise seinen Platz reservieren muss. Wir buchen drei Nächte auf zwei verschiedenen Plätzen. Kein Internet im Park warnt die Buchungsseite.
Das Camp Polblue liegt auf 1500 Meter direkt neben einem kleinen Sumpfgebiet mit attraktivem Wanderweg. Es gibt eine Schutzhütte, aufgefangenes Regenwasser zum Händewaschen und Plumpsklos. Die sind besser als so manche Toilette mit Wasserspülung. Komplett ohne Geruchsbelästigung und durch eine geschickte Rampenführung bleibt einem der Blick auf unappetitliche Dinge erspart.
Außer uns campieren noch fünf, sechs weitere Parteien auf dem großzügigen Platz. Alles Australier, meistens mit großen Wohnwagen und Hauszelten unterwegs.

Die Anfahrt zum Barrigton Tops NP ist nur Schotterpiste – 25 Kilometer

An Tag eins erwischt uns am Nachmittag fast ein Gewitter. Grade rechtzeitig nach der Sumpf-Umrundung schaffen wir es uns in der Schutzhütte unterzustellen. Nach einer halben Stunde Hagel und Regen ist alles vorbei. Die Wetter-Engel stehen weiterhin an unserer Seite. Sonnenschein jeden Tag. Die Tage sind warm bis heiß, die Nächte kühl. Hier auf 1500 Meter sinkt die Temperatur auf 13 Grad. In letzter Sekunde habe ich entschieden, dass ich meine extra Wolldecke zusätzlich zum Schlafsack auf dem Schiff lasse. Sehr zum Bedauern von Achim. Gerne würde er zwei Decken über sich auftürmen. :mrgreen:

Wir gehen die drei Kilometer lange Sumpfrunde mehrere Male zu unterschiedlichen Tageszeiten. Immer wieder treffen wir auf Brumbies. Das sind australische Wildpferde, ähnlich den Mustangs in Amerika. Es gibt ruhige Gruppen, die uns nur anschauen. Andere Herden wirken nervös und provokant. Geblähte Nüstern. Die Ohren verdreht. Ein Hinweisschild warnt vor aufgebrachten Hengsten. Wir lassen die Tiere passieren ohne behelligt zu werden. Der Bestand der Brumbies wird kontrovers diskutiert. Die Tiere vermehren sich prächtig. Zu prächtig finden viele: „Sie gehören hier nicht her, trampeln alles kaputt, vertreiben heimische Tierarten. Man sollte sie im großen Stil abschießen.“ Eine entsprechende staatliche Aktion ist für die nächsten drei Jahre in New South Wales geplant. Tierschützer versuchen dies zu verhindern.

Wildpferde in Australien – Brumbies

Schüchterner Blick geht anders

Der Sumpf bei Sonne

Bei einem unserer Walks tritt Achim fast auf eine Schlange. Im Karnickel-Dreisprung macht er einen Satz rückwärts. Das arme Tier ist ebenso geschockt und in Affengeschwindigkeit im Unterholz verschwunden. Identifizierung in der kurzen Zeit nicht möglich. Die Schlangendichte scheint tatsächlich immens hoch zu sein. Das hatten wir so nicht erwartet.

Nach zwei Nächten wechseln wir den Campingplatz. Die holprige Piste darf nur mit einem Vierrad angetriebenen Fahrzeug befahren werden. „Ihr werdet alleine sein“, weiß der Ranger, der die Campingplätze abfährt,  Toilettenpapier nachfüllt und kontrolliert, ob auch alle Camper bezahlt haben.

Einfahrt zum Camp Little Murray

Genau wie Wellen auf dem Meer sind Bodenwellen nicht zu erkennen auf dem Foto ;-)

Er hat Recht. Da wir genug Brauchwasser dabei haben und alleine sind, gibt es sogar eine Dusche aus der Abwasch-Schüssel. Nur die Papageien und diebische Elstern schauen zu. Camp Little Murray hat nur ein Plumpsklo. Mehr nicht. Hier ist man auf sich allein gestellt. Eine Idylle mitten im Wald.

Dusche in der universal Allzweck-Schüssel

Wenn es auch keine Dusche gibt, so gibt es lecker Essen. Unser Ofen ist so kräftig, dass er locker einen Lammkeule gar bekommt. Nach längerer Überlegung hatte ich mich entschieden für den Bräter statt Pfanne. Eine gute Entscheidung. :-)

Im Wald wimmelt es ebenfalls von Papageien – nie so erwartet

Und wir gehen auf die Suche. Angefixt durch die bereits beobachteten Schlangen achten wir jetzt systematisch auf weitere Exemplare. Bleiben bei sonnigen Flecken mit Totholz stehen und halten die Augen offen. Und wir haben Glück – direkt neben dem Weg (die wir nicht verlassen) liegt eine Schlange aufgerollt und guckt. Sie lässt sich nicht von uns stören. Keine Zuckungen, kein Muskel bewegt sich. Es ist ein Kupferkopf – erfahren wir einen Tag später als wir das Foto in der Facebook-Schlangen-Bestimmungs-Gruppe zeigen.
Diese Schlangenart pumpt verhältnismäßig große Mengen Gift in ihr Opfer, welches Neurotoxinen enthält und zusätzlich das Gewebe und Blut zersetzt. Für einen Menschen ist es ohne Behandlung tödlich. Es ist gut, dass Schlangen keine Jagd auf Menschen machen. ;-)

Australischer Kupferkopf

Anhand der dreieckigen Platte hinter dem Auge konnte die Schlange identifiziert werden – die Färbungen sind wohl häufig uneinheitlich

Der Kupferkopf lag direkt neben dem Weg

 

Am nächsten Morgen fahren wir bei der Abreise mit dem Auto an der Stelle vorbei. Die Schlange liegt noch immer da. Etwas verändert in ihrer Position. Aber heute ist sie aufmerksam. Als ich aus dem Auto springe, spürt sie die Erschütterung (hehe, ein Zeichen für Diät oder wie ist das zu werten?) und verschwindet im Wald. Und wir verschwinden zurück in die Zivilisation auf einen gemütlichen Campingplatz in der Ebene.

Camp Little Murray

In der Dämmerung ziehen tiefe Wolken durch den Wald – und ein paar Brumbies – sie übernachten nahe beim Zelt. Nachts hören wir sie schnauben und mit den Hufen scharren.

Wenn eine Wolke tief durchzieht – ist der Wald mystisch schön

Wallaby – abends ziehen sie über den Campingplatz


4

Ein überraschender Schlangen-Zugriff

12.Dez.23,  Australien/NSW/Dorrigo, Tag 10-12 Roadtrip, 1.125 km total

Achim wandert vor mir. Achim wandert immer vor mir. Da kann er ja nun in Australien nicht plötzlich hinter mir gehen. Das wäre ja feige, weil wir beide die vordere Position für die Riskantere halten.
Achim ist also ein paar Meter vor mir, als ich es plötzlich neben mir im Laub rascheln höre. Mein Blick erhascht einen schwarzen Blitz, der auf mich zuschießt. Ich schreie laut auf und bin nun selber der Blitz, der hinter Achim Deckung sucht (mutig kann ich, wisst Ihr ja).
„Schlange“, meldet mein Gehirn. Und tatsächlich! Hinter uns windet sich eine Rotbäuchige Schwarzotter auf dem Waldboden. Vorsichtig nähern wir uns. Trauen uns bis auf zwei Meter ran.
Und jäh ist klar, der Angriff galt nicht mir, sondern einer bedauernswerten Echse. Die Schlange hat die Echse gut im Biss. Beide winden sich umeinander. Die eine, um die eigentlich zu große Beute zu halten. Die andere im Todeskampf. Ein Gewimmel aus gelbem Echsenbauch und beigen Schlangenbauch liegt vor uns. Fasziniert bestaunen wir den Kampf.
Wer gewinnt, steht außer Frage. Die Zuckungen der Echse werden langsamer. Aber sie bewegt sich sogar noch, als ihr Kopf bereits im Maul der Schwarzotter verschwunden ist. Aber dann ist Ruhe. Die Schlange braucht nur noch zu schlucken. Die Zeitstempel der Fotos beweisen, keine fünfzehn Minuten vom Biss und bis der letzte Zipfel des Echsenschwanzes verschwunden ist. Unmittelbar nach dem letzten Schlucken verschwindet die Schlange sofort im Unterholz.
Ein schaurig-schönes Schauspiel. Wir sind Team Echse, aber so viel Glück (arme Echse – die sieht das anders) dabei gewesen sein zu dürfen, was sonst nur im Terrarium passiert. Wir strahlen über alle Backen.
Läuft in Down Under!

Zugriff am Kopf der Echse

Schlange und Echse bilden ein Knäul

Beide müssen kämpfen

Keine zärtliche Umarmung

Uns überrascht, wie sehr die Schlange arbeiten muss

Die Hinterbeine sind noch zu sehen – Kopfüber wurde die Echse geschluckt

Ende … :-(((

Ort des Verbrechens ist der Dorrigo National Park. Ein feiner Wanderweg (Wonga Walk) führt durch einen Gondwana-Regenwald. Diese Wälder tragen den Namen des Urkontinents, da fossile Pflanzenfunde beweisen, dass in diesen Wäldern Arten vorkommen, die bereits vor 200 Millionen Jahren existierten. Ein Unesco-Welterbe.
Der Wald ist überraschend still. Kaum ein Vogel ist zu hören. Dafür sind die Zikaden heftig am Sägen. Ob da tatsächlich ein Zusammenhang besteht? Je mehr Zikade, desto weniger Vögel? Und Gondwana erfreut durch die komplette Abwesenheit von Mücken. In Bunya wurden wir noch aufgefressen – hier ist alles gut.

Der Weg hat einen Eingang von zwei Seiten. Uns kommen andere Besucher entgegen, daher machen wir uns nicht allzu große Hoffnungen auf Tier-Sichtungen. Aber nein, falsch. Mitten auf dem Weg liegt ein fetter Skink und sonnt sich. Später dann die Schlange.
Merke! Hinten laufen ist auch gefährlich und viele Menschen verscheuchen nicht unbedingt Reptilien.

Australiens größter Skink – bis 75 cm

Ein Land Mullet

Leider gibt es im Nationalpark keine Campingplätze und zum Wanderweg sind es drei Kilometer. Das ist uns zu weit zu Fuß. Also fressen wir hier das erste Mal die (einzige) bittere Kröte unseres Dachzeltes: man muss es zusammenklappen, wenn man fahren will. Der„Hartschalenkoffer“ ist so knapp bemessen, dass nichts im Zelt bleiben kann. Gut, irgendwas ist immer und inzwischen sind wir auch schon eingespielt.

Camping unter Baumfarn – herrlich – was in Neuseeland nicht gelungen ist, klappt nun hier

Der Campingplatz (30 Dollar/Nacht) ist ganz cool. Klein und überwiegend von Aussie Rentner bewohnt. Die sind super freundlich und die zarte Omi neben uns in ihrem Mikro-Zelt macht uns auf ein Paar Seidenlaubenvögel aufmerksam. Das Männchen hat unter einem Busch seine „Laube“ errichtet. Dies ist kein Nest, sondern nur ein aufwendiger Balzplatz zu dem er interessierte Weibchen lockt. Dieser Balzplatz wird mit blauen Gegenständen geschmückt. In modernen Plastikmüll-Zeiten hat der Vogel es einfach: Flaschendeckel, Wäscheklammern und Strohhalme sind seine Deko. Früher wurden Blüten, Beeren, blaue Muscheln oder Schneckenhäuser verwendet.
In Experimenten hat man Männchen rote Gegenstände vor seine Laube gelegt. Diese wurden umgehend entfernt. Es gibt andere Arten vom Seidenlaubenvogel, die nur weiße Gegenstände dekorieren.
Vögel mit Stil in Down Under.

Die Laube mit dem gesammelten Müll – stilvoll verteilt

Sie hat blaue Augen – ein Zusammenhang zur Farbe der Deko?

Er hat auch blaue Augen – und die schwarzen Federn schimmern bläulich

 


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