Kategorie: Atanga

Fiji nach Australien – Tag 10 – Winddreher

21.Okt.23, Pazifik, Tag 3430, 27.790 sm von HH
Die Nacht ist unverändert bescheiden. Der Wind kommt Weiterhin aus Südwesten mit drei, vielleicht vier Windstärken. Nur weil wir am Wind segeln, stehen die Segel. Immerhin können den Kurs halten und ersparen uns unerwünschte Extrameilen durch Kreuzschläge. Und keine nächtlichen Manöver nötig. Wir können unsere Freiwachen mal wieder durchschlafen. Puh. Die Ringe unter den Augen danken es.
Und dann endlich, mit deutlicher Verspätung, am Morgen kommt der versprochene Winddreher. Auf einmal haben wir den Wind von achtern. Aus Schräglage wird Genusssegeln – innerhalb von einer halben Stunde. Dazu legt der Wind noch ein Brikett drauf. Seit fünf Stunden zieht uns die ausgebaumte Genua mit fünf Knoten nach Westen. Die Sonne lacht, die Herzen sind froh, noch 400 Meilen bis „Buffalo“.
Es soll so bleiben, sagt die Vorhersage. Daumen drücken. Dann wären wir in vier Tagen da.
Gesegelte Meilen: 88 Rest Meilen: 407 (plus Einfahrt nach Bundaberg ca. 40 Meilen) Bereits gesegelte Meilen: 1113 Position: 23°21,2 S — 159° 32,6 E


7

Fiji nach Australien – Tag 9 – Neptuns Scherze

20.Okt.23, Pazifik, Tag 3429, 27.702 sm von HH
Über fünfzig Stunden segeln wir jetzt schon am Wind. Es ist anstrengend. Und unseren Schönheitsschlaf bekommen wir auch nicht, weil uns nachts ständig irgendwelche Störungen zu Segelmanövern zwingen.
In dieser Nacht schläft der Wind wieder ein. Wir nehmen die Segel runter und werfen für fünf Stunden die Maschine an. Im Morgengrauen ist der Wind wieder da. Er kommt jetzt einen Tick südlicher, so dass wir Zielkurs anlegen können. Mit Fock und Großsegel ungerefft müssten eigentlich mit vier Knoten voran kommen. Aber es hält uns etwas an der Stoßstange fest. Müde 2,5 Knoten bekommt der Kahn auf die Schiene. Gegenströmung! Wie gemein ist das denn bitte? Meine Prognose war, dass wir in zwölf Tagen in Australien sind. Zum Glück habe ich nicht gewettet.
Am Vormittag bringt ein Wolkenfeld für ein paar Stunden mehr Wind. Schon sprüht wieder Gischt ins Cockpit. Schräglage und Unbequemlichkeit für mindestens sechs Knoten Speed und wir trödeln mit 4,5 Knoten vorwärts. Ein wenig sinnvoller Einfall von Neptun. Wir sollten ihm mehr Schnaps geben. Oder noch besser, ihn selber saufen. :mrgreen:
Und damit wir uns so richtig schlecht fühlen, holt von hinten ein anderes Segelboot auf. Die Kiwi-Crew kommt auf 250 Meter an uns heran. Ein kurzer Funkkontakt und wir sind wieder allein. Der Kat ist deutlich schneller als wir. Die lange und hohe Dünung rollt noch immer aus Südwesten unter uns durch. Mit dem Katamaran als Reverenz kann man jetzt richtig gut sehen, wie erstaunlich hoch sie ist. Im Wellental bleibt nur noch die Mastspitze sichtbar.

Gesegelte Meilen: 98 (in 13 Stunden – wir haben für eine Stunde sie Uhren zurück gedreht. Eine Stunde müssen wir noch, um auf Bundaberg-Zeit zu kommen) Rest Meilen: 495 (plus Einfahrt nach Bundaberg ca. 40 Meilen) Bereits gesegelte Meilen: 1025 Position: 23°16,8 S — 161° 29,4 E


8

Fiji nach Australien – Tag 8 – hoch am Wind

19.Okt.23, Pazifik, Tag 3428, 27.604 sm von HH
Wir sind weiter hoch am Wind unterwegs. In der Nacht ist der Wind auf drei Stärken zurück gegangen. Ohne den nötigen Luv-Druck liegen wir 25 Grad, ja bis zu 30 Grad, neben dem Zielkurs. Dümpeln mit drei Knoten auf ruhiger See. Am Vormittag frischt es deutlich auf. Wir sind wieder im Spiel. Die Windsee hält sich in Grenzen und wir kommen ungerefft ganz gut voran. Die Schapps von Atanga sind leer wie nie. Dort wo sonst Futter für eine Kompanie eingelagert ist oder auch mal Wein-Schmuggel im mittelgroßen Stiel, dort herrscht gähnende Leere. Hungerte Mäuse verlassen das Schiff. Einen Wassertank haben wir ebenfalls nicht gefüllt. So um viel Ballast befreit, tänzelt Atanga gut gelaunt durch die Wellen. Kein tiefes Eintauchen mit dem Bug. Es läuft prima.
Uns kommt jetzt eine coole Dünung entgegen. Lang gezogen. Klar definiert. In langen Abständen. Mindestens drei Meter hoch. So muss Dünung sein. Die merkt man gar nicht. Unbeeindruckt fährt das Schiff seinen Kurs.
Am Abend flattert ein junger Tölpel neben uns. Richtig segeln kann er noch nicht. Aufgeregt flattert er in Küken-Manier mit seinen Flügeln. Vergeblich sucht bei uns einen Landeplatz und landet dann erschöpft im Wasser. Zehn Minuten später ist er wieder da. Jetzt in Begleitung von zwei erwachsenen Tieren. Wieder landet der Kleine auf dem Wasser. Die Großen drehen ein paar Kreise um den Schwimmer.
Dann nimmt er seinen Mut zusammen und zielt genau aufs Achterschiff. Durch seine noch kleine Spannweite schafft er es ohne am Achterstag hängen zu bleiben auf dem seitlichen Solarpanel zu landen. Das ist nach unten geklappt, da die Batterie, die es füttert ja tot ist. Wackelig findet er halt auf der Kante. Er sieht zerzaust und mitgenommen aus. Und dann auch noch 150 Meilen vom nächsten Land entfernt. Er erscheint uns sehr geschwächt. Fünf Minuten putzt er sich und schon steckt sein Kopf zwischen die Flügel und er pennt ein.
Später im Dunkeln ist er dann verschwunden. Auf Wiedersehen, kleiner Tölpel. Hoffentlich wirst du nicht zu Fischfutter.
Gesegelte Meilen: 97 Rest Meilen: 576 (plus Einfahrt nach Bundaberg ca. 40 Meilen) Bereits gesegelte Meilen: 927 Position: 23°14,1 S — 163° 2,1 E

no-footer


12

Fiji nach Australien – Tag 7

18.Okt.23, Pazifik, Tag 3427, 27.507 sm von HH
Windvorhersagen, die gut sind, treffen nicht ein. Aber der versprochene Winddreher um 180 Grad, der steht natürlich vor der Tür. Während der Nacht wird der achterliche Wind kontinuierlich schwächer. Um 1:00 Uhr ist dann Schluss – die Segel stehen nicht mehr. Wir werfen für 6 Stunden die Maschine an. Als der Wind morgens wieder kommt, bläst er uns genau ins Gesicht. Von jetzt auf gleich mit fünf Windstärken (unser Windmesser ist ja immer noch kaputt – aber der Handmessapparat zeigt durchschnitt 17 Knoten an). Wir setzten die Fock und das Groß im Reff und segeln hoch am Wind. Unseren Zielkurs können wir leider nicht anlegen. Wir liegen 15 Grad neben dem Kurs. Mehr Höhe liegt nicht drin.
Die Wetterschmiede Australien schickt ein Hoch nach dem anderen Richtung Osten. Diese Hochs bestimmen über unglaubliche Flächen das Wetter im Westpazifik. Und wir befinden uns an der vorderen Kante so eines Hochs, das uns entgegen kommt. Leider, leider ist die Zuggeschwindigkeit niedrig, so dass die Vorhersage für uns Gegenwind von ungefähr 36 Stunden sieht. Mit-den-Augen-roll. Was aber sicher ist, dass er stetig weiter auf Süd und Süd-Ost drehen wird. Solche Hochs sind da berechenbar. Nur die Stärke ist noch unklar. An der Küste von Australien pfeift es heute ganz ordentlich.
So bolzen wir also ziemlich hart weiter westwärts. Aber! Aber bei absolutem Kaiserwetter. Mit dem Winddreher sind alle Wolken verschwunden. Stahlblauer Himmel von Horizont zu Horizont. Ohne Passat fehlen auch tatsächlich spontan die ollen Passatwolken. Tadellos. So einen Himmel haben wir lange nicht gesehen.
Gesegelte Meilen: 109 Rest Meilen: ungefähr 657 Bereits gesegelte Meilen: 830 Position: 23°21,7 S — 166°34,6 E

no-footer


13

17.Okt.23, Pazifik, Tag 3426, 27.389 sm von HH

Fiji nach Australien – Tag 6
Tag sechs ist Tag der Windstärke vier. Am frühen Vormittag sogar nur noch eine drei. Seit wir den Unterwassersockel wieder verlassen haben, passen die Wellen zum Glück auch wieder zur Windstärke und sind bei moderaten zwei Metern angekommen. Die Holperstrecke liegt hinter uns und Achim konnte erfolgreich den Funk auf die andere Batterie ändern. Guter Mann!
Hinter Neu Kaledonien müssen wir Kurs „West“ segeln – 265 Grad. Der Wind hat inzwischen von Süd-Ost auf 90 Grad gedreht. Er kommt somit genau von hinten. Mit dem Winddreher ist leider die Sonne wieder verschwunden. Es nieselt seit Stunden.
Platt von hinten wollen wir den Wind nicht nehmen – zu viel Rollerei. Wir bleiben bei Genua und gerefftem Groß. Wir kreuzen mit maximaler Höhe vor dem Wind. Seit Neuseeland haben wir einen zweiten Spibaum (von der Seven Seas – liebe Grüße – der Baum ist super für uns) zum Ausbaumen der Vorsegel. Bei einer Halse bleibt der ungenutzte Baum einfach stehen. Sehr praktisch. Wir sehen aus wie ein Krabbenkutter auf der Elbe. Es fehlen nur die Netze. Ein Tölpel fand uns am Abend auch sympathisch und ist auf einem der Bäume einen Augenblick mit uns gesegelt. So richtig Halt, um die Nacht mit uns zu fahren, hat er leider nicht gefunden.
Abgesehen vom Regen sind wir zufrieden wie es läuft. Ab Neu Kaledonien ist windtechnisch alles möglich. Der Wetterbericht verspricht in der nächsten Nacht noch einen Winddreher um 180 Grad.

Gesegelte Meilen: 109 Rest Meilen: ungefähr 779 Bereits gesegelte Meilen: 721 Position: 23°21,7 S — 166°34,6 E

no-footer


19

Fiji nach Australien – Tag 5

16.Okt.23, Pazifik, Tag 3425, 27.289 sm von HH
Eine angenehme Nacht liegt hinter uns. Gutes Tempo und genau auf Sollkurs. Wir haben leichte fünf Windstärken. Die Dünung ist noch gut zwei Meter hoch und kommt schräg von hinten. Die ausgebaumte Genua zieht. Das Großsegel im dritten Reff stützt. Kein Segel fällt ein, nur selten wird Atanga auf die Luvseite geworfen.
So, genau so, hatten wir es eigentlich von Anfang an erwartet. So war das gebucht. Happy Sailing. Meine Frühschicht beginnt um 6:00 Uhr, grade rechtzeitig zum Sonnenaufgang. Das Meer liegt glitzernd und tiefblau um uns herum. Schön. Allerdings ist es verdammt frisch am frühen Morgen. Die Wassertemperatur ist bereits von 26,5 Grad auf 22,3 Grad gesunken. Dabei sind wir erst 550 Kilometer südlicher. Das ist mal ein Temperatursturz.
Inzwischen haben wir fast die Südspitze von Neu Kaledonien erreicht. Achim steht um 8:00 Uhr auf und beim späten Frühstück um 9:00 Uhr geht es los: „Sag mal, werden die Wellen immer höher? Und die Frequenz! Da liegen ja grade noch fünf Sekunden dazwischen.“ Das Wellenbild ist konfus. Passt nicht zur Windstärke,die inzwischen auf vier Windstärken runter gegangen ist. Wir werden hin und her geworfen. Schüttelbecher auf Wackelpudding.
Wir sind zunächst verblüfft und ratlos. Aber dann kommt die Erleuchtung. Vor Neu Kaledonien liegt ein langgezogener Sockel mit einigen Unterwasserbergen (und einigen Riffen, die einen Umweg von 80 Meilen von uns verlangen). Der Meeresspiegel steigt vor hier von 3000 Meter (stellenweise steht sogar 6000 Meter auf der Karte) auf 260 Meter an. Dieser Sockel macht keine Freude. ;-) Mal sehen, wie lange uns das erhalten bleibt.
Und dann noch: Houston wir haben ein Problem. Der spontane Tod einer Batterie ist zu vermelden. Wir haben drei Batteriebänke. Eine dient nur als Starterbatterie für den Motor. Zwei Bänke sind Verbraucherbatterien. Die Kleinere zeigte schon länger Alters-Erscheinungen an. „Die ist noch gut für 80%, gibt eine neue in Australien“, vermeldete der Skipper vor ein paar Wochen. Die ist nun von jetzt auf sofort Geschichte. Das Unglück will es, dass unsere Funkanlage ausgerechnet an dieser Batterie hängt. Und dass die Australische Küstenwache Funkkontakt möchte, wenn man in ihre Hoheitsgewässer einläuft. Achim kann den Funk auf die andere Bank legen (mit etwas Aufwand), allerdings möchte er warten bis er nicht mehr im Schleudergang durch das Boot geworfen wir. Na, hoffentlich gibt es die nächsten 900 Meilen noch diese Gelegenheit.
Gesegelte Meilen: 125 Rest Meilen: ungefähr 888 Position: 22°51,6 S — 168°7,5 E


1

Fiji nach Australien – Tag 4

15.Okt.23, Pazifik, Tag 3424, 27.164 sm von HH
Ich würde gerne etwas Schönes schreiben über diesen Törn. Also gut – heute Morgen war der Himmel rosa dank eines schönen Sonnenaufgangs. Jetzt ist es wieder grau. Mehrere kleine Schauer haben wir hinter uns. Der Wind macht mit uns, was er will.
Mal können wir unseren Zielkurs segeln – 242 Grad. Der führt uns zwischen zwei Inseln durch, die an der Südspitze von Neu Kaledonien liegen. Dann wieder können wir nur einen Kurs von 230 Grad segeln. Mal machen wir gute Fahrt von sechs Knoten, mal geht die Geschwindigkeit runter auf drei. Dann fängt das Großsegel an zu schlagen. Durch die nach wie vor hohe Dünung flappt es mit lautem Knall auf die falsche Seite. Das ist nicht erträglich. Wir holen es dicht, wir setzten einen Bullenstander und nehmen den wieder weg. Wir geben alles, was uns einfällt und fragen uns wiederholt, was machen andere Crews in diesem Fall? Wie geht Ihr damit um? Her mit guten Ratschlägen bitte!
Im Augenblick steht es im dritten Reff und alles ist ruhig. Dank konstanter vier Windstärken.
Schön ist, wir kommen voran. Gesegelte Meilen: 118 Rest Meilen: ungefähr 1013 Position: 21°51,6 S — 170°13,9 E

no-footer


13

Fiji nach Australien – Tag 3

14.Okt.23, Pazifik, Tag 3423, 27.046 sm von HH
Wind und Welle sind zurück gegangen. Atanga bewegt sich etwas weniger aufgeregt und nach drei Nächten hat sich dann auch die Gewöhnung eingestellt. Wir sind wieder fähig normal zu leben. Die vorgekochte Hühnersuppe war alle, also gab es gestern Abend einen furchtbaren Rindfleischeintopf (Dosenfutter noch aus Neuseeland). Ein fade zusammengekochtes Stew. Schade. Auf der Banderole sah es ganz lecker aus.
Aber ab heute ist wieder alles möglich. Papaya-Salat, Rührei, frisch gebackenes Brot. Das Wetter ist seit wir das Atoll verlassen haben grau. Grauer Himmel, graues Wasser. Glühende Sonnenuntergänge werden schmerzlich vermisst. Hätte der liebe Gott gewollt, dass Frauen zur See fahren, hätte er das Meer rosa gefärbt. Ich wünsche mir mehr Farbe.
Gesegelte Meilen: 117 Rest Meilen: ungefähr 1131
no-footer


15

Fiji nach Australien – Tag 1+2

Freitag, 13.Okt.23, Pazifik, Tag 3422, 26.929 sm von HH
Wir sind schnell. Das ist die gute Nachricht. Tag eins fing ruppig an mit über drei Meter Welle. Während der Nacht war es ruhiger, um dann am zweiten Tag richtig aufzudrehen. Windstärke fünf bis sechs (statt vier – okay, kennen wir ja schon von Fiji). Wind und Welle kommen genau von der Seite. Wir haben das Großsegel im zweiten Reff und die Genua nur ein Stückchen ausgerollt, um nicht ganz so viel Schräglage zu haben. Viel hilft das nicht. Die höchsten Drücker (nach Bord interner Schätzung haben die vier Meter) legen uns hart auf die Seite und knallen lautstark an die Bordwand. Es ist ultra unbequem an Bord. Seebeine sind noch nicht gewachsen. Übelkeit beim Tippen in die Tastatur macht sich bemerkbar.
Die gute Nachricht, wir sind schnell.
Gesegelte Meilen in zwei Tagen: 252 Rest Meilen: ungefähr 1248
no_footer


6

Auf geht’s nach Australien

10.Okt.23, Fiji/Viti Levu/Denarau, Tag 3419, 26.677 sm von HH

Es sind für uns knapp 1.500 Meilen nach Australien.  Endlich mal wieder eine echte Kurzstecke. :mrgreen:
Leider liegt Neu-Kaledonien mitten im Weg, so dass wir einen kleinen Umweg fahren müssen. Wir könnten auch nördlich der Hauptinsel Neu-Kaledoniens segeln, dann wäre es kürzer, aber dort lauern viele kleine Inseln, die für gewöhnlich Boote magnetisch anziehen. Außerdem ist der einzige Einklarierungshafen Nouméa im Süden von Neu-Kaledonien. Sollte unterwegs „etwas“ sein, könnten wir dort anhalten. Planmäßig ist aber kein Stopp angedacht. Wir möchten vor dem 1. November in Australien sein. Die Unterbrechung wäre uns zu kurz und verlängert nur das Leiden:  Zweimal hätten wir die ersten drei Tage auf See, die ja bei allen Seglern eher unbeliebt sind.

Erster Abschnitt bis Neu-Kaledonien. Ungefähr 650 Meilen.

 

Zweiter Abschnitt bis Australien. Ungefähr 830 Meilen. Bundaberg wird unser Zielhafen sein.

Der erste Abschnitt ist recht kalkulierbar. Wir befinden uns dann noch im Passatgürtel und der Wind sollte schräg von hinten kommen. Hinter Neu-Kaledonien kann alles möglich sein. Von ‚der Passat bleibt uns erhalten‘ bis ‚Australien schickt eine Front mit Wind von vorne‘ ist mit allem zu rechnen.

Wetterkarte für den 18 November, dann sind wir bereits eine Woche auf See und sollten Neu-Kaledonien erreicht haben. Schön zu sehen, dass sich ab dort die Windverhältnisse komplett ändern können. Was wirklich kommt, ist ungewiss. Wir werden sehen.

Die letzten zwei Wochen haben wir die Braut hübsch gemacht für due Ankunft in Australien. Die Australier haben ultra strenge Bestimmungen, was ins Land gebracht werden darf. Das haben andere Länder auch. Das Schlimme in diesem Fall, Australien hält sich an seine eigenen Gesetze. Scharfe Kontrollen sind üblich. Verboten sind unter anderem Fleisch, Wurst, Eier, Milchprodukte jeder Art. Neuerdings auch Reis. Honig ist verboten, Ahornsirup jedoch erlaubt. Die Liste ist endlos.
Besonderer Fokus wird auf Holz gelegt. Na, da hat Atanga ja was zu bieten. Quasi unser gesamter Innenausbau ist aus Holz. Achim schnackt mit unserem australischen Nachbarn über seine Erfahrungen bei der Einreise. Der hat nichts Erhellendes beizutragen, weil er selber noch nie mit einem Boot eingereist ist. Aber er hält eine schöne Anekdote zum Besten: Vor Jahren gab es ein Boot mit eben so viel Holz im Innenbereich. Die Beamten von der Bio-Sicherheit haben auf die Inspektion durch einen Schnüffel-Hund bestanden. Da aber kein Hund im Umkreis verfügbar war, wurde einer eingeflogen. Wartezeit auf den Köter sechs Wochen und die Flugkosten zu Lasten des Holz-Besitzers.
Lustige Gesellen, diese Australier. ;-)

Wir gehen das Projekt Australien mit Vernunft an. Ein Boot, was super aufgeräumt und super sauber ist, das wird sicherlich anders kontrolliert als ein Messi-Dampfer. Der erste Eindruck zählt. Also räumen wir alles aus den Schränken, um ja keine tote Fliege hinter den Konserven zu übersehen. Oder Wollmäuse unter der Matratze. Insekten jeder Art führen zu einer Ausräucherung des Schiffes. Wer das bezahlt, ist klar.
Wie so häufig, gehen strenge Bestimmungen zu Lasten der Kleinsten und Schwächsten. In diesem Fall sind es unsere Papierläuse. Seit geraumer Zeit sehen wir immer mal wieder ein Exemplar. Grad so groß wie das Loch einer Stopfnadel und dazu sie sind extrem langsam. Sieht man so ein Tier, kann man es problemlos tot wischen. Uns haben sie nicht so sehr gestört. Manchmal sieht man sie auf einem Holz-Schneidebrett.  :evil:  Das wäre es ja gewesen bei der Kontrolle – Holz in Kombi mit Tier.
Sonst wohnen sie in der Nähe der Bücher und ernähren sich von Staub. Eigentlich ja ganz hilfreiche Tiere. Die sind jetzt Geschichte. Mit Hilfe von Insektenspray  (auch auf die Bücher gesprüht) und Essig im Putzwasser habe ich ihnen den Garaus gemacht.

Nun sind wir clean. Wir sind bereit. Noch einmal schlafen, dann geht es am Mittwoch los. Ahoi, wir freuen uns auf einen neuen Kontinent.


8

Abschied von Fiji mit einem Video der schönsten Augenblicke

07.Okt.23, Fiji/Viti Levu/Denarau, Tag 3416, 26.677 sm von HH

Vier Monate waren wir in Fiji. Es hat uns sehr gut gefallen, aber komplett konnte Fiji unser Herz nicht erobern. In erster Linie ist das Wetter daran schuld. Die ersten zwei Monate hat es zweidrittel der Zeit geregnet und gestürmt. Die zweite Hälfte nur noch gestürmt. Die Klagen über das Wetter gehen so weit, dass sich ein Segler in einer Fiji-Facebook-Gruppe darüber ausgelassen hat. Eine Antwort darauf lautete: „Ich bin vor 17 Jahren nach Fiji gekommen und geblieben. Alle drei, vier Jahre ist das Wetter so unbeständig und windig. Aber sooo schlecht wie dieses Jahr, habe ich es noch nie erlebt.“
Gerechter Weise muss man erwähnen, dass Australien (unser nächstes Ziel – in vier Tagen geht es los) maßgeblich für das Wetter verantwortlich ist. Von dort kommt ein Hoch nach dem anderen hier rüber gezogen und bringt den vielen Wind.

Vergleiche sind immer etwas unfair, aber wir haben oft an Französisch Polynesien zurück gedacht. Mit der Bay of Islands haben wir hier zwar einen wunderschönen Ankerplatz gefunden und tolle Tage in Bavatu Harbour verlebt. Aber an die betörende Schönheit in Französisch Polynesien mit seinen türkisen Lagunen und kristallklaren Wasser kann das nicht heranreichen. Das Wasser in Fiji ist häufig trüb bedingt durch die vielen Mangroven. Nur aus Herzenslust springt man hier nicht vom Boot. Die Menschen in Fiji sind ausnehmend freundlich, aber die Bewohner in Franz Poly sind bezaubernd. Mit ihrer Leichtigkeit und Fröhlichkeit. Und dazu immer eine Blume hinter dem Ohr.
Wir sind eindeutig Team Tahiti. ;-)

Aber wir sagen „Dankeschön“ an Fiji mit diesem Video, in dem die schönsten Momente zusammengefasst sind. Es hat uns bei dir sehr gut gefallen an den schönen Tagen.
Vinaka, Fiji.
Und vielleicht kommen wir ja sogar wieder.

 


7

Fiji im Westen und Fleisch in Nadi

03.Okt.23, Fiji/Viti Levu/Denarau, Tag 3412, 26.677 sm von HH

In Fijis Westen brummt die Tourismus-Maschine: Gleitschirmfliegen, Wasserrutschen-Paradies oder Sundowner-Ausflüge, wahlweise mit modernem Katamaran oder nostalgischem Zweimaster – in Denarau ist alles möglich. Meistens durch den Einwurf großer Scheine.
Ein paar Tage haben wir vor der Marina geankert. Ganz schön ruppig und ungemütlich. Der olle Wendler-Fiji-Wind bläst weiterhin Tag für Tag ungemütlich stark vor sich hin.
Gestern sind wir in die Marina umgezogen (mit einem Tag Verspätung – unser reservierter Platz war noch nicht frei). Die passt sich mit 33 Euro pro Nacht dem hochpreisigen Niveau der angebotenen Ausflüge an. „Unterkunft für Ihre Luxusyacht“, verspricht die Werbung. Die Yachten neben uns sind so übergroß, dass sie Schlagschatten auf Atanga werfen. Aber Luxus-Atanga passt sich als kleinstes Schiff tadellos ein. ;-)
Nach vier Monaten eine richtige Dusche – mit regelbarer Wassertemperatur. Unbezahlbar. Einfach auf den Steg hüpfen und eine Pizza essen gehen. Köstlich. Wäsche in eine Waschmaschine stopfen. Phantastisch.

Anfahrt auf die Marina – die Unterkunft für unsere Luxus-Yacht

Atanga ist mit Abstand die Kleinste

Die Marina gehört zu einem Komplex aus Restaurants, Souvenirläden und dem Fährt-Terminal von dem aus Resort-Urlauber mit Schnellfähren auf ihre Inseln geschippert werden. Rechts und links davon haben sich alle namenhaften Hotelketten etabliert. Mitten drin ein Golfplatz. Natürlich gewachsen ist hier nichts, alles am Zeichenbrett entstanden.  Alles etwas nüchtern und ohne Seele.
Diese Kunstwelt wird durch einen Schlagbaum von der Welt ‚da draußen‘ abgeschirmt. Nach ‚draußen‘ kommt man mit einem Kleinbus. Der ist eigentlich für die Hotelangestellten, die zur Arbeit müssen. Die Touristen haben einen eigenen Hop-on-hop-off-Bus, der aber nur im Hotelkomplex bleibt. 10 Dollar pro Ticket (knapp 5 Euro).
Uns nimmt der Local-Bus natürlich auch mit. 1,60 Dollar pro Ticket. Nach einer halben Stunde Fahrt sind wir in Nadi. Einer nahegelegenen Stadt mit 45.000 Einwohnern.  Zwischen ‚draußen‘ und ‚drinnen‘ liegen Universen. Touristen gegen arbeitende Bevölkerung. Gut in Schuss  gegen ganz schön abgewirtschaftet. Weiß gegen Farbig. Teuer gegen preiswert: Eine kleine Gurke im Supermarkt neben der Marina kostet 3,75 Dollar. Für drei große Gurken auf dem Markt möchte die Marktfrau 2,00 Dollar haben.

Ein typisches Zentrum für Touristen mit Restaurants, Geschäften und einer gewissen Sterilität

 

Auf der Denarau Halbinsel ist alles geschniegelt für die Touristen

Zwischen den Hotels Kanäle mit Bootsanleger zum Ferienhaus

Nadi – wuselig in der Nähe des Marktes

Alles etwas abgewohnt in Nadi

Unsere Aufgabe in Nadi ist es, dass Schiff wieder mit Vorräten aufzufüllen. Keine leichte Aufgabe. In Nadi gibt es Supermärkte wie Sand am Meer. Indisch, chinesisch, international. Das Angebot variiert entsprechend. Die einen haben Kaffee, die anderen, die von uns gesuchten Kräcker. Hier gibt es Mais in der Dose, aber keine Champignons. Erst drei Straßen weiter werden wir fündig.
Allen gemein ist, dass sie außer ihre gefrorenen Hühnerbeine und gefrorene Lammwürfel unbekannter Herkunft am Tier, kaum Fleisch im Angebot haben.

Seit wir in Fiji sind, ernähren wir uns von Huhn. Für die abgelegenen Ankerplätze habe ich Hühnersuppe und Hühnerbrust eingekocht. Vor Ort variiert durch verschiedenes Dosengemüse. Alles ganz lecker, aber es reicht. Wir möchten auch mal wieder etwas anderes essen. Dank Google Maps weiß ich, wo sich der eine (!) Schlachter in Nadi befindet. Etwas außerhalb, ein gutes Stück zu laufen. Wir erwarten nicht viel. Die Fassadenbeschriftung lässt Achims Herz allerdings höher schlagen. Wir drücken die Klinke von der Eingangstür. Dahinter liegt das Fiji-Fleischparadies. Es gibt alle Sorten Fleisch! Nichts ist gefroren. Alles frisch: Hack in zwei Qualitäten, Rinder-Beinscheiben und tatsächlich Frankfurter Würstchen. Wir geraten in einen Kaufrausch. Die Verkäuferinnen tragen ein T-Shirt mit dem gleichen Spruch, wie auf der Hauswand. Achim will auch so eins. :mrgreen:
Zufrieden fahren wir mit dem Bus zum Schiff zurück. Und Morgen wird mit Variationen eingekocht für die Überfahrt.

Fleischerei-Werbung nach Achims Geschmack

Hier nur ein Teil vom Rindfleischangebot – es gab auch Schwein, Huhn und Lamm. Das haben wir noch gar nicht gesehen in Fiji.


16