Unser Chartertörn durch die Nördlichen Sporaden
Auf Törn durch die Sporaden
Die Geburt einer Idee
Die Idee zu einem Chartertörn in den Nördlichen Sporaden Griechenlands kam ganz spontan bei einer Essenseinladung mit Freunden. Ein paar YouTube Videos später waren wir vier uns einig – in dieser Gegend zu segeln muss einfach traumhaft sein. Ich nahm Kontakt zur meiner Lieblingscharterfirma „Charterbar Yachting“ auf und schnell fanden wir ein passendes Boot. Eine Sun Odyssey 349, nicht zu groß, nicht zu klein und vor allem direkt ab der Sporadeninsel Skiathos. Denn nur damit kann der Segelurlaub auf den Inseln direkt ohne lange Anreisetörns beginnen. Aus Termingründen werden wir Mitte Oktober unterwegs sein, mir eigentlich schon fast zu spät, aber am Ende hatten wir mit dieser Wahl richtig Glück gehabt. Denn das Mittelmeerwetter zeigt sich 2022 deutlich wilder als sonst, das Mittelmeer ist extrem aufgeheizt und so toben auch immer wieder kleine bis mittlere Stürme als Meltemi oder in Form von Gewittern durch die griechischen Inseln. Angesichts der in Griechenland typischen Form des römisch-katholischen Ankerns – als vor Buganker mit dem Heck am Steg liegend – oder auch dem freien Ankern in Buchten, ist Starkwind durchaus ein Thema, welches wir beim Ankern berücksichtigen müssen. Dazu hat unser Boot hat zwei Steuerräder, besitzt Doppelruder und hat somit kaum Ruderanströmung; kurz gesagt, es lässt sich nicht meiner LA MER zu vergleichen. Da dazu nun noch unsere Freunde keinerlei Segelerfahrung besitzen, buche ich einfach ein privates Skippertraining im Hamburger Hafen. Für mich, um das Prozedere des römisch-katholischen Anlegens zu üben und dabei auch gleich das Handling einer größeren Yacht in Rückwärtsfahrt zu üben; für die beiden anderen als eine Art „Grundausbildung“ und um ein Gefühl für das Thema Seemannschaft zu bekommen. Eine im Nachhinein sehr lohnende Entscheidung, die von Robert Eichler, Chef der gleichnamigen Yachtschule hervorragend umgesetzt wurde. So ein paar Privatstunden sind doch sehr effektiv und ich kann so ein exklusives Skippertraining jedem nur empfehlen.
Beim Training auf der Elbe
Schnell vergeht der Sommer und unsere Charter rückt immer näher. Ich schließe noch eine Kautionsversicherung ab, eine Skipperhaftplicht ist bereits in meinem Vertrag inkludiert. Sehr gute Pack- und Checklisten finde ich übrigens bei Sönke Röver auf www.blauwasser.deund auch in den Infos von „Charterbar Yachting“, die auf alle meine Fragen immer schnell eine Antwort haben.
Der zweite Flug nach Skiathos
Skiathos by night
Unser Chartertörn beginnt dann nach 2 Flügen auf der griechischen Insel Skiathos in den Nördlichen Sporaden. Es gab hierher einen recht günstigen Flug, der uns allerdings bereits am späten Abend vor der Bootsübernahme auf die Insel bringt. Angesichts der Hotelkosten von ca. 15€ pro Person, gefiel uns diese Option aber sehr gut, um richtig stressfrei in den Törn starten zu können. Unser Boot liegt schon an der Pier und wir können es nach einem ersten typisch griechischen Frühstück bestehend aus Joghurt, Honig, Nüssen und Früchten sogar am nächsten Tag bereits um 1200h, statt der vereinbarten 1700h übernehmen. Die ganze Woche wehte der Meltemi, uns so wurde das Boot bereits vorzeitig abgegeben. Wir wühlen uns durch das Boot, um alle Positionen der Übergabeliste abzuhaken und haben noch ein paar Fragen an die leider nur wenig Englisch sprechende Charterfirma, doch dann gehört das Boot uns. Jetzt heißt es noch Proviant zu besorgen, etwas zu essen und uns an Bord einzurichten und um direkt stressfrei weiterzumachen beschließen wir einfach spontan erst am nächsten Morgen auszulaufen. Eine sehr gute Entscheidung, denn so können wir uns in aller Ruhe das verträumte Skiathos anschauen, eine typisch griechische Taverne finden und den Abend mit einem Cocktail am Hafen verbringend dem Wind beim Einschlafen zuschauen. Wir sind schließlich im Urlaub und nicht auf Meilentörn.
Der Blick von der Hotelterrasse
Unser Boot
Willkommen in Griechenland
In den Straßen von Skiathos
Skiathos
Unser Frühstück für die nächsten Tage
Morgens heißt es nach einem weiteren griechischen Frühstück sehr früh Leinen los mit Kurs auf die Nachbarinsel Skopelos. Die Distanzen hier in den Sporaden sind kurz und schnell hat uns eine leichte Brise auf Halbwindkurs die wenigen Meilen in die absolut windstille Bucht Panormos geschoben. Im Gegensatz zu allen Fotos im Netz sind wir absolut allein hier und lassen den Anker in der Mitte der Bucht auf 6 Meter Tiefe fallen. Dazu kommen dann noch 30 Meter Kette. Doch der Anker will sich einfach nicht einfahren lassen und rutscht einfach auf seiner Seite über den harten Boden. Ich schaue mir die Situation ein wenig an und beschließe dann zunächst einmal so liegen zu bleiben. Die Ankerkette hängt stumpf senkrecht am Bug und das Gewicht der Kette hält das Boot sicher auch ohne den Anker. Solange kein Wind aufkommt oder weitere Boote neben uns liegen, passt das schon. Wir schwimmen und lümmeln auf der Badeplattform und genießen die Windstille, das türkise, klare Wasser und die Einsamkeit in dieser Bucht, die uns wie aus einem Werbeprospekt scheint. So könnte es gerne tagelang weitergehen, angesichts der Windprognosen wird es aber wohl doch eine Ausnahme bleiben. Und dabei haben wir noch Glück, wurden dieses Jahr doch viele Crews im Mittelmeer ordentlich von Rasmus durchschüttelt. Wir werden die nächsten Tage zwar auch Wind haben, aber nichts über 20 Knoten hinaus. Wir überlegen schon in der Bucht zu übernachten, müssten dann aber noch einmal richtig ankern und vor allem selbst kochen.
Die erste Ankerbucht – Panormos
Unterwegs in den Sporaden
Traumbucht
Perfekte Bedingungen
Der Autopilot macht seine Arbeit
Kurs Loutraki
Stattdessen fahren wir lieber die paar Meilen bis in den Hafen von Loutraki am Fuße des Bergdorfes Glossa. Dessen Besichtigung und seine Restaurants wurden uns vorab ans Herz gelegt. Am Steg liegt nur noch ein weiteres Boot, Hilfe wird nicht angeboten, doch wir haben alles im Griff und liegen dann vor 35 Metern Ankerkette sicher. Mein erstes römisch-katholisches Ankermanöver wird von der englischen Nachbarcrew mit einem „Well done, Skipper“ kommentiert und wir erfahren dabei auch, dass der Hafenmeister keine Gebühren erheben will. Nur der Stromkasten ist zu weit weg, um Landstrom zu legen, aber unsere Batterien sollten noch voll sein.
Nachsaison in Loutraki
Aber dafür keine Gebühren
Wir laufen dann auf einem steinigen und schmalen Pfad steil hinauf in die Berge. Schnell sind wir außer Atem und durchgeschwitzt, aber halten durch bis ins „Zentrum“ des Dorfes. Die Aussicht ist wirklich lohnenswert, nur hat bis auf einen kleinen Kiosk, an dem wir dankbar Wasser kaufen, alles geschlossen. Die Saison ist offenbar vorbei. Wir finden dann noch das einzige Restaurant – oder eher eine bessere Grillbude – sind aber hungrig und dankbar für die Pause. Das gegrillte Lamm mit Salat ist zwar fettig aber OK und der folgende Sonnenuntergang sowieso den Aufstieg wert. Der fast volle Mond leuchtet uns dann helfend beim langen Abstieg zum Hafen, wir nehmen noch einen Absacker in der Bar am Hafen, bringen eine weitere Leine gegen den Seitenwind aus und fallen todmüde in unsere Kojen.
Der lange Weg nach oben
In Glossa hat fast alles geschlossen
Aber die Aussicht…
ist unbezahlbar
Da schmecken Ouzo und Zaziki
Yamas!
Der nächste Morgen beginnt windstill und wieder einmal mit griechischem Joghurt in der Hafenbar. Dann umrunden wir das Nordkap von Skopelos und Diesel – die Akkus danken – und setzen dann erst die Segel. Hinter dem Kap wehen 4 Windstärken, der Welle nach könnten es aber locker 5 sein. So wird es mangels Segeldruck nun etwas schaukelig, denn unser Charterboot ist in der Standardversion leider etwas untertakelt. Unser Ziel ist der berühmte Felsen mit der „Mamma Mia“ Kapelle auf seiner Spitze. Da meine Frau und ich beide Musiker in der ABBA-Cover Band ABBA FEVER sind ist ein Foto natürlich ein Muss. Doch bei einem Meter Welle und dem recht böigen Wind können wir an der Leeküste nicht ankern oder gar das Dinghi aussetzen. So bleibt uns nur dicht unter Land an den exponierten Felsen heranzusegeln, der sich von unten aber absolut unattraktiv zeigt. Bloß weg hier. Hoch am Wind kommen wir gerade einmal parallel zur felsigen und steilen Küste weiter südwärts, bei mehr Wind und Welle möchte ich hier jedenfalls nicht so dicht unter Land unterwegs sein.
Ums Nordkap von Skopelos
Die weltberühmte Mamma Mia Kapelle
Von unten aus nicht so spektakulär
Doch dann geht es schon hinein in die Bucht vor Skopelos, der Hauptstadt der gleichnamigen Insel. Eine große Katamaranfähre lassen wir passieren, dann durchsuchen wir den Hafen nach einem schönen Liegeplatz. Es sind nur noch wenige Boote hier, also gehen wir längsseits an die Kaimauer. Die Vorteile: Kein Knarzen der Achterleinen, wir sind weniger anfällig für den Schwell der Fähren und es ist keine Gangway nötig. Eine Hafengebühr wird nicht erhoben, Strom und Wasser bekommen wir aus einer Säule, die mit einer Karte vom Kiosk freigeschaltet wird. Pfand: €15.- Und den gibt es am nächsten Morgen voll zurück, womit Strom und Wasser dann gratis waren. Während wir uns organisieren, legt eine weitere Charteryacht an. Die Kaimauer ist nun wirklich lang und fast alle Plätze sind unbesetzt. Trotzdem liegt das neue Boot mit seinem Cockpit mit nur einem Meter Abstand genau vor unserem Cockpit. An Bord 7 Personen die uns nun alle rauchend direkt ins Boot glotzen. Was soll man da machen? Wir verholen das Boot händisch ca. 10 Meter rückwärts, wobei immerhin ein Mann der anderen Crew etwas schuldbewusst mithilft.
Die lange Kaimauer mit der Yacht auf Suche nach Nähe
Skopelos
Dann erkunden wir alle Ecken dieser großartigen Stadt und landen am Ende wieder am Hafen in einer von den Einheimischen gut frequentierten – und von Jamie Oliver lobend erwähnten – Taverne. Laute Musik und Gerede bildet die Geräuschkulisse zu einem der üppigsten Abendessen unseres Törns. Das davon am Ende nichts übrig bleibt, können wir selbst kaum fassen. Wir wanken danach satt und glücklich auf unser Boot. Der Wind legt in der Nacht sogar noch zu und heult in den Wanten. Im Laufe des Vormittags erst soll er dann aber wohl etwas abflauen, so dass wir ohne schlechtes Gewissen ausschlafen können.
Das Gelage von Skopelos
Sightseeing
Details
Das Wetter könnte noch besser werden
Nach dem obligatorischen Joghurtfrühstück warten wir sogar noch bis 1100h mit dem Auslaufen. See und Wind haben sich in der Tat etwas beruhigt und nachdem wir aus der Bucht vor Skopelos herausmotort sind, gehen die Segel hoch und wir sind auf einem schönen Halbwindkurs unterwegs. Unser Ziel ist die Insel Alonissos, genauer: ihre bei der aktuellen Windrichtung geschützten Buchten im Süden. Die Fotos im Netz sehen jedenfalls vielversprechend aus. Doch wie so häufig in den Inselwelten, macht der Wind was er will. Er dreht am Südkap der Insel, kommt uns fast auf die Nase und weht dabei in die Buchten hinein. Wir motoren dicht unter Land, aber keiner der vorgeschlagenen Ankerplätze sieht heute auch nur ansatzweise attraktiv aus und an Land ist kein Leben mehr zu entdecken. Also fahren wir einfach weiter, wie gesagt, die Distanzen hier sind kurz und visieren nun einfach den Haupthafen der Insel an: Patitiri. So richtig reizvoll wirkt er aber heute auch nicht. Man sieht vom Boot aus nur eine lange Kaimauer, gegen die der mittlerweile doch recht starke Schwell steht, dazu legt gerade eine große Katamaranfähre ab, während eine weitere den Hafen ansteuert. Ich fahre einen langsamen Kreis, um alle Fähren vorbeizulassen und wir überlegen derweil Alternativen.
Kurs Alonissos
Durch die Inseln
Happy Wife
Die nur wenig weiter nördlich gelegene Votsi-Bucht müsste laut Karte eigentlich idealen Schutz bieten, mal sehen was uns dort erwartet. Wir laufen durch ihre schmale Einfahrt im Süden ein und finden in der Tat eine rundum von Felsen, Bäumen und Häusern geschützte Bucht vor. Hier kommt kein Schwell hinein und wie, um unseren Fund zu unterstreichen, kommt in diesem Moment heute das erste Mal auch die Sonne durch die Wolken. Nur wie festmachen? Drüben liegen die Fischer, im Süden liegen Felsen mit ein paar Bojen davor. Moorings? Privat oder für alle zugänglich? Zum freien Ankern ist die Bucht zu eng und zu windstill, es bleiben also nur Landleinen. Die spitzen und steilen Felsen sehen leider nicht sehr einladend aus und ich bin an Bord der Einzige, der sich mit Landleinen auskennt. Also erst einmal eines nach dem anderen. Zunächst bringen wir den Anker in der Mitte der Bucht aus, fahren ihn ein und geben 35 Meter Kette. Das sollte halten. Dann entwirre ich die 50 Meter langen Landleinen, bringe das Dinghi zu Wasser und befestige die Paddel und den Außenborder. Unser Segelboot driftet so vor sich hin, doch für den Notfall steht meine Frau am Ruder. Es ist sehr schwer irgendwo einen guten Halt für die Landleine zu finden, ich werde daher zunächst improvisieren und dann später in Ruhe nachbessern. Beim Rückweg muss ich leider paddeln, um die Leine nicht in den Außenborder zu bekommen. Doch die Schraubverschlüsse der Dollen sind nicht an Bord, so dass die Paddelei mit den schweren Leinen extrem nervt. Auch ist das Segelboot mittlerweile etwas abgedriftet, doch es gelingt ihnen mir von Bord eine Leine zuzuwerfen, an der ich mich zum Boot ziehen kann, um dann endlich eine Landverbindung herzustellen. Mit der zweiten Leine springe ich nun einfach ins Wasser. Schwimmend geht es viel besser und 15 Minuten später liegen wir sicher und fest vertäut in dieser Traumbucht. Offenbar gibt es hier so spät in der Saison keine offenen Tavernen mehr, nur ein Supermarkt ist in Fußnähe. Also beschließen wir einfach an Bord zu kochen und zu essen, wofür sich diese Traumbucht nun auch ganz hervorragend eignet. Bei der Übergabe des Bootes gab es von der Charterfirma Nudeln, Pesto und Wein und diese Geschenke werden an diesem Abend auch direkt verwertet. Danke an Athenian Yachting! Vollgegessen und zufrieden verbringen wir die bisher ruhigste Nacht dieser Reise unter einem schönen Sternenhimmel.
Gut geschützt
In der Votsi Bucht
Shuttle Service
Dinner on board
Sicher vor Anker…
und Landleinen
Perfekter Windschutz
Endlich mit kompletter Crew
Am Morgen wecken uns ein blauer Himmel und ein Bad in der Bucht. Wir stecken die Köpfe zusammen, denn uns fehlen noch ein paar Dinge an Bord. So beschließen wir doch noch einmal Halt in Patitiri zu machen, um dort zu versorgen und zu frühstücken. Wir gehen Anker auf und eine Meile weiter schon wieder rückwärts an die Mole von Patitiri. Es herrscht Windstille und der Hafen wirkt nun schon viel einladender als gestern. Wir verschätzen uns etwas und bringen am Ende 55 Meter Kette aus, eigentlich sollten nur 50 Meter an Bord sein. Erst später lese ich im Hafenhandbuch, dass hier wohl überall im Hafen Mooringketten liegen an denen sich der Anker verhaken kann. Von daher ist unsere Position ganz außen mit viel Kette gar nicht mal so verkehrt. Und auch hier schaut die Nachbarcrew zwar neugierig beim Manöver zu, rührt aber selbst keinen Finger. Das kenne ich von der Ostsee anders, aber wir haben mittlerweile eh alles selbst im Griff. Unser Vorabtraining hat sich auf jeden Fall gelohnt.
Am Kai von Patitiri
Nach dem üblichen Frühstück am Hafen, decken wir uns noch im Supermarkt ein. Letzter Tag heißt es, und in der Tat sind die Regale schon recht leer. Das Ende der Saison ist schon überall zu spüren, wir sind wohl gerade noch rechtzeitig unterwegs. Die Bucht Agnontas an der Südküste von Skopelos sieht in unseren Augen vielversprechend aus und wir beschließen sie anzulaufen. Also steht wieder Inselhopping an, doch jetzt mit Rückenwind. Nur unter Genua laufen wir mal schneller, mal langsamer vor dem Wind und genießen diese entspannte Segelei in der griechischen Inselwelt. Alle Inseln und auch das Festland sind stets in Sichtweite, die Welle ist moderat und ich könnte stundenlang so weitersegeln. Doch schnell werden die üblichen „Wie-lange-noch?“ Rufe laut und ich werfe den Diesel an, um die Sache zu verkürzen. Ich muss sowieso die Batterien laden. Ein, zwei, drei Kaps später geht es dann um die Ecke und hinein in die langgezogene Bucht. Die lange Betonpier an Steuerbord wirkt nicht gerade einladend, bietet aber genug Platz, um längsseits festzumachen. Der Hafenführer ist voller Schauergeschichten von durch den Schwell der vorbeifahrenden Schnellfähren verursachten Schäden. Von herausgerissenen Klampen und kaputten Mastaufbauten ist die Rede. Also erscheint mir Liegen mit dem Bug in Richtung Einfahrt und gegen den Schwell angebracht. Dazu kommen alle Fender an die linke Bordwand und ich bringe sehr lange Leinen, fast wie im Tidenrevier, aus. Am Ende war es dann aber falscher Alarm und von Wellen nichts zu spüren. Aber naja, sicher ist sicher. Hafengebühr Fehlanzeige, Strom gibt es auch keinen…nur gut, dass wir vorhin noch eine Stunde gedieselt sind. Immerhin hat noch eine letzte Taverne geöffnet und unser Abendessen ist somit gesichert.
Die Agnontas Bucht
Etwas abseits des Kais wird die Bucht richtig schön, es gibt einen kleinen Badestrand, die lebendige Taverne und überall kleine Fischerboote auf dem türkisenen Wasser. Wir wandern ein Stück zu einer im Netz angepriesenen Attraktion – der Love Cave. Dieser tiefe Felseinschnitt mit einem kleinen Stück Strand davor sieht von oben sehr idyllisch aus, ist aber nur vom Wasser her zu erreichen. Aber letztendlich ist es egal wohin man schaut, es sieht hier überall so aus wie in einem Werbeprospekt für Griechenland. Und schwimmen kann man von den Felsen aus sogar auch noch. Wir verbringen hier einen perfekten Nachmittag und später bei Seafood vom Grill in der Taverne mit Aussicht auf die traumhafte Bucht auch noch einen perfekten Abend.
Die Love Cave
Schön hier
Wie aus einem Prospekt
Wo geht es ins Wasser?
50 Shades of Blue
Der Weg hat sich gelohnt
Endlich im Wasser
Unser Resümee bisher: wir lernen die Nördlichen Sporaden jeden Tag auf eine neue Weise kennen, das Wetter macht uns bisher keinen Strich durch die Rechnung und alle sind zufrieden. Was will Skipper noch mehr? Den Törn gerne in diesem Sinne zu Ende bringen. Für übermorgen ist leider mittlerweile ziemlich zuverlässig viel Wind und Regen angesagt, wir müssen das Boot zwar erst um 1800h übergeben und können auch noch die Nacht bis zum Abflug auf der NALA verbringen, aber ich denke, das wird bei den angesagten Wetterverhältnissen niemandem gefallen und uns eventuell noch die Erinnerung an den ganzen Törn verderben. In der Nacht lege ich mir in Gedanken schon ein paar Argumente und Vorschläge parat, um am nächsten Morgen subtile Überzeugungsarbeit leisten zu können. Doch völlig unnötigerweise wie sich herausstellt, denn alle sind sich einig lieber heute entspannt am Abend nach Skiathos zu segeln und dort die zwei Nächte zu verbringen als uns am Freitag früh noch im Wettlauf gegen das aufziehende Schietwetter zurückzukämpfen. Perfekt. Wir steuern nun noch einmal die Panormos Bucht an, die uns am ersten Tag auf Skopelos so traumhaft empfangen hatte. Doch heute kommen Windböen aus den Bergen und eine weitere Yacht liegt bereits in der Bucht. Egal, schön ist es hier ja trotzdem und mittlerweile gut geübt sind schnell Anker und Landleinen ausgebracht. Die Nachbaryacht ist ebenfalls eine Sun Odyssey 349, mit 6 Leuten allerdings randvoll vollgepackt. Doch neidvoll schauen wir auf deren Außendusche und die Passerelle, beides Dinge, die wir bei uns an Bord leider vermisst haben. Wir hatten nur eine sperrige Holzbohle, um an Land zu kommen, und das kleine Bad mit dem zur Dusche verlängerbaren Wasserhahn zu fluten kam uns auch nicht in den Sinn. Die Haare der Damen wurden dann eben mit warmem Wasser aus aufgefüllten Wasserflaschen auf der Badeplattform gewaschen. Suboptimal, aber OK.
Bye bye Love Cave
Skipper und Co-Skipperin
Doch so richtig warm und windstill will es heute einfach nicht mehr werden und irgendwann gehen wir dann Anker auf für die wenigen Meilen zurück zur Basis aus Skiathos. Mit leichtem raumem Wind geht es nur unter Genua sehr relaxt hinüber zur Nachbarinsel und ich genieße noch einmal das Segeln in diesen Gewässern, die so viele Geschichten erzählen könnten. Im Windschatten der Skiathos vorgelagerten kleinen Inseln werfen wir den Diesel an und bereiten uns auf das letzte und voraussichtlich schwierigste Anlegemanöver des Urlaubs vor. Ich rechne mit einer Mooring, böigem Seitenwind und wenig Platz am Steg. Dazu kommen wieder einmal jede Menge Fähren und Tragflächenboote. Ich rufe dann den Charterboss an und er will uns am Steg empfangen. Gut! Und in der Tat sehe ich ihn dann an einer kaum als Lücke zu erkennenden Stelle wild winkend und rufend. Ich fahre bereits rückwärts auf den Steg zu, als ich ihn endlich verstehen kann. „Anchor, Anchor!“ ruft er und gestikuliert dazu. OK, dann mal schnell umbauen. Ich fahre einfach rückwärts einen Kringel und Olli klariert glücklich lächelnd den Anker. Auf die matschige Mooring hatte er sowieso keine Lust. Als jetzt noch ein Dinghi zur Unterstützung kommt, atme ich auf. Der Chef brüllt seine Kommandos vom Steg, der Typ im Schlauchboot ganz andere. Die vom Chef gefallen mir besser und im Zweifelsfalle hat er ja eh recht. Der Anker greift, wir kommen mit ein wenig Dinghihilfe gut zwischen die Boote und der Rest ist dann ein Kinderspiel. Leinen fest, Motor aus, das Boot ist heil zurück. Mit der Kautionsversicherung im Rücken ist die Sorge zwar nie so groß, aber es geht ja hier auch im die Skipperehre. Mit einem wieder einmal sehr leckeren und üppigen Abendessen beim Italiener lassen wir den Abend ausklingen. Morgen wird auch dieses Restaurant in die Winterpause gehen und wir werden als letzte Gäste der Saison entsprechend gut behandelt.
Alle happy
Restaurant mit Aussicht
Skipper und Ankermann
Co-Skipper und Smutine
Schöne Fotos mit vollem Körpereinsatz
Schön war’s in Griechenland
Der nächste Morgen beginnt so nass und stürmisch, wie angekündigt und wir feiern unseren Entschluss heute nicht mehr unterwegs sein zu müssen. Das Boot wir aufgetankt – satte 15 Liter Diesel haben wir verbraucht – und dann noch ohne Befund abgetaucht. Per Unterschriften ist es nun offiziell zurückgegeben und angesichts des Wetters und des kabbeligen Wassers am Steg beschließen wir spontan die letzte Nacht im Hotel, statt auf dem Boot zu verbringen. 14€ soll die Nacht pro Person kosten, mit warmer Dusche und großem Bett. Da fällt die Entscheidung leicht und wir ziehen um. Das Wetter wird immer schlechter, wir gammeln im Hotel, sehen aus dem Fenster weitere Chartercrews mit Ölzeug einlaufen, die teilweise 45 Minuten und einige Anläufe brauchen, um bei den Böen an den Steg zu kommen. Zuschauen macht da immer Spaß. Abends gibt es dann noch unser Abschiedsessen, wir schlafen schön in unseren Hotelbetten und am nächsten Tag heben wir bei viel Regen und 8 Windstärken von vorne mit einer kleinen Propellermaschine von der spektakulären Start- und Landebahn des Flughafens von Skiathos ab. Unser rundum gelungener Chartertörn geht damit zu Ende.
Tankwagen
Taucher
Zurück am Steg
Dicht an dicht
Flug in Schlangenlinien in die Türkei
Abschiedsessen in Kusadasi
Rückblickend muss ich sagen, dass Griechenland ein sehr lohnendes Segelrevier ist, aber wie überall im Mittelmeer auch sehr launisch sein kann. Wir hatten dieses Mal Glück, aber die Woche vorher- und auch viele andere dieses Jahr – waren sehr windig und wir hätten wenig Spaß an dem Törn gehabt. Ob ich das jetzt nochmal so ins Blaue buchen würde? Mal schauen, es gibt ja noch so viel Segelreviere auf der Welt zu entdecken und dafür eignet sich ein Charterschiff ja immer wieder ideal.
Happy Skipper