Kategorie: Mare Più

Segeln im Winter (5): Venedig. Carnevale. Die Masken.



Ob denn der Carnevale in Venedig genauso fröhlich ist wie der Rheinländische? Er kann so sein. Wo die Menschen aus der Stadt sich auf der Straße zum Feiern treffen wie in Castello oder Sant’Elena, ist es laut und wird auf den Straßen getanzt. Die Regel ist das in Venedig dennoch nicht.

Aber ich bin nicht vor wenigen Tagen auf LEVJE neun Stunden über die neblige Adria motort, um zu schunkeln. Nein. Ich bin da wegen der Masken. 

Und welcher Teufel mich da geritten hat, weiß ich nicht. Schließlich bin ich erstens Faschingshasser, weil ich zweitens denke, dass unser Leben tagtäglich genug Kostümierung, Verstellung, Verkleidung enthält. Welchen Sinn macht es, sich zu verkleiden, wenn man eh das ganze Jahr sich mit allerlei Attributen behängt, wie man denn so eigentlich wahrgenommen werden möchte. 

Doch ich täuschte mich, wenn ich dachte, Verkleiden wäre spießig und bar jeden Reizes. Natürlich gibt es hier in den Straßen auch die Darth Vaders, die Prinzessin Lejas und Teile aus der Sesamstraße. Auch schleichen manche Zeitgenossen immer noch als Scheich ganz in weiß gewandet auf die Piazza San Marco. Aber sollten sie da auf einen Preis spekuliert haben: Sind sie hoffnungslos abgeschlagen.

Denn was hier an Masken und Verkleidung und Schminke aufgefahren wird, ist es echtes „So-noch-nie-gesehen“.

Ob das einfach nur die geniale Rokoko-Replica mit perfekter Attitüde des alternden venezianischen Conte ist oder…

… einfach nur funkelnd die Gesandtschaft aus Konstantinopel imitiert: Es ist perfekt.

Die Kostüme, die Maskierten bewegen sich einfach durch die Menge. Nicht Laufsteg. Nicht Umzug. Man geht einfach nach San Marco – und dort und drumherum sind sie. Die schönsten Kostüme. Ich stehe einfach. Und staune. Vielleicht war das so, im Venedig des 14. Jahrhunderts, wenn …

… plötzlich jemand hier ankam, der aussah, als käme er von einem anderen Stern und wäre das Fünfte Element. 

Und gerade hier wird es spannend, wenn es weg vom historisch Exakten in den Bereich geht, der zwischen „Historisch“ und „Phantastisch“ liegt.

Die Masken. Ich gebe gern zu, dass viele von ihnen mir nahegehen. Das Unbewegliche. Das Starre. Ich erinnere mich an die silberne Maske des römischen Reiteroffiziers, die man auf dem Gelände von Kalkriese fand. Eine aus silber getriebene Maske, vollkommen ohne Regung. Wir sind darauf angewiesen, zu kommunizieren und während der Kommunikation stets unser Gegenüber einschätzen zu können…

Und was, wenn dies wegfällt? Wenn wir keine Regung mehr ablesen können an einem Gesicht? Dann sind wir auf uns allein gestellt. So wie nachts allein in einem verlassenen Park.

Wer sich hinter den Masken verbirgt? Das ist schwer zu sagen. Es sind nicht nur Italiener, im Gegenteil. Belausche ich die Masken, wenn sie sich unterhalten, sind Engländer, Franzosen, auch Deutsche darunter. Ich vermute, Menschen mit Passion. Menschen, die sich einzig und allein auf dieses Event vorbereiten, ein Jahr lang.

Aber so ganz durchschaut man das Spiel nicht. Sind es Menschen, die einfach nur ihrer Passion folgen und einmal im Jahr wie die Zugvögel zu diesem Event nach Venedig ziehen? Sind es Menschen, ausgestattet von professionellen Kostümbildnern? Venedig ist in diesen Dingen allen anderen Städten, was lautlose Selbstvermarktung angeht, turmhoch überlegen. Wo sonst gibt es eine Stadt, die sich eine mehrere Mann starke Abteilung hält, die jedem Hollywood-Filmemacher kostenlos beratend zur Seite steht, damit auch der nächste und übernächste Blockbuster irgendeinen Take in einer tollen Location Venedigs enthält? Die wiederum den Jo’s und John’s und Cho’s und Pam’s klar macht: Dass man genau hierhin muss, an diesen Punkt der Welt, eine Woche.

Ohne weiteres ist der Cleverness der Stadt zuzutrauen, dass sie die Kostüme besorgt und Statisten ausstattet. Und so für wenig Geld dafür sorgt, dass Handys und Selfies mit den Kostümen wiederum kostenlos auf die Handys der Jo’s und John’s und Cho’s und Pam’s in aller Welt kommen.

Aber das macht nichts. Perfektion begeistert. Und die Masken sind perfekt. So perfekt, dass ich mich eben erschrak, als ich um elf über den nächtlichen Markusplatz ging und auf vier in dunkle Umhänge gewandete Gestalten stieß. Sie schlichen unter den Säulen des Dogenpalastes entlang. Eine kleine, offensichtlich alte Frau am Arm eines anderen, langsam hinkend. Zwei andere hinterher. Alle unter schwarzen Umhängen. Die Gesichter unter undurchdringlichen weißen Masken verborgen.

Was würde ich tun, wenn ich sie nicht um elf Uhr Nachts in San Marco träfe, sondern eine halbe Stunde später im einsamen Bienale-Park, der so leer ist, als wäre nicht Rosenmontag, sondern 17. Januar? Wohin mein Weg mich gleich führen wird, denn ich will nach Sant’Elenea, zum Hafen im Osten. Würde ich dann – wie jetzt auch – routiniert auf die Knie gehen, um ein Foto der vier langsam schreitenden Gestalten zu schießen?

Ich bedankte mich bei den Vieren mit einem höflichen „Grazie“. Ihre Antwort war gekonnt: Vier weiße Masken, die lautlos wie ein Ballett aus ihren schwarzen Umhängen heraus im Gleichtakt nickten. Und mit ihren Stöcken weiter Richtung Campanile klapperten.

Perfekt. Wie gesagt.
Oder war das vielleicht gar kein Spiel?












Segeln im Winter (5): Venedig. Carnevale. Die Masken.



Ob denn der Carnevale in Venedig genauso fröhlich ist wie der Rheinländische? Er kann so sein. Wo die Menschen aus der Stadt sich auf der Straße zum Feiern treffen wie in Castello oder Sant’Elena, ist es laut und wird auf den Straßen getanzt. Die Regel ist das in Venedig dennoch nicht.

Aber ich bin nicht vor wenigen Tagen auf LEVJE neun Stunden über die neblige Adria motort, um zu schunkeln. Nein. Ich bin da wegen der Masken. 

Und welcher Teufel mich da geritten hat, weiß ich nicht. Schließlich bin ich erstens Faschingshasser, weil ich zweitens denke, dass unser Leben tagtäglich genug Kostümierung, Verstellung, Verkleidung enthält. Welchen Sinn macht es, sich zu verkleiden, wenn man eh das ganze Jahr sich mit allerlei Attributen behängt, wie man denn so eigentlich wahrgenommen werden möchte. 

Doch ich täuschte mich, wenn ich dachte, Verkleiden wäre spießig und bar jeden Reizes. Natürlich gibt es hier in den Straßen auch die Darth Vaders, die Prinzessin Lejas und Teile aus der Sesamstraße. Auch schleichen manche Zeitgenossen immer noch als Scheich ganz in weiß gewandet auf die Piazza San Marco. Aber sollten sie da auf einen Preis spekuliert haben: Sind sie hoffnungslos abgeschlagen.

Denn was hier an Masken und Verkleidung und Schminke aufgefahren wird, ist es echtes „So-noch-nie-gesehen“.

Ob das einfach nur die geniale Rokoko-Replica mit perfekter Attitüde des alternden venezianischen Conte ist oder…

… einfach nur funkelnd die Gesandtschaft aus Konstantinopel imitiert: Es ist perfekt.

Die Kostüme, die Maskierten bewegen sich einfach durch die Menge. Nicht Laufsteg. Nicht Umzug. Man geht einfach nach San Marco – und dort und drumherum sind sie. Die schönsten Kostüme. Ich stehe einfach. Und staune. Vielleicht war das so, im Venedig des 14. Jahrhunderts, wenn …

… plötzlich jemand hier ankam, der aussah, als käme er von einem anderen Stern und wäre das Fünfte Element. 

Und gerade hier wird es spannend, wenn es weg vom historisch Exakten in den Bereich geht, der zwischen „Historisch“ und „Phantastisch“ liegt.

Die Masken. Ich gebe gern zu, dass viele von ihnen mir nahegehen. Das Unbewegliche. Das Starre. Ich erinnere mich an die silberne Maske des römischen Reiteroffiziers, die man auf dem Gelände von Kalkriese fand. Eine aus silber getriebene Maske, vollkommen ohne Regung. Wir sind darauf angewiesen, zu kommunizieren und während der Kommunikation stets unser Gegenüber einschätzen zu können…

Und was, wenn dies wegfällt? Wenn wir keine Regung mehr ablesen können an einem Gesicht? Dann sind wir auf uns allein gestellt. So wie nachts allein in einem verlassenen Park.

Wer sich hinter den Masken verbirgt? Das ist schwer zu sagen. Es sind nicht nur Italiener, im Gegenteil. Belausche ich die Masken, wenn sie sich unterhalten, sind Engländer, Franzosen, auch Deutsche darunter. Ich vermute, Menschen mit Passion. Menschen, die sich einzig und allein auf dieses Event vorbereiten, ein Jahr lang.

Aber so ganz durchschaut man das Spiel nicht. Sind es Menschen, die einfach nur ihrer Passion folgen und einmal im Jahr wie die Zugvögel zu diesem Event nach Venedig ziehen? Sind es Menschen, ausgestattet von professionellen Kostümbildnern? Venedig ist in diesen Dingen allen anderen Städten, was lautlose Selbstvermarktung angeht, turmhoch überlegen. Wo sonst gibt es eine Stadt, die sich eine mehrere Mann starke Abteilung hält, die jedem Hollywood-Filmemacher kostenlos beratend zur Seite steht, damit auch der nächste und übernächste Blockbuster irgendeinen Take in einer tollen Location Venedigs enthält? Die wiederum den Jo’s und John’s und Cho’s und Pam’s klar macht: Dass man genau hierhin muss, an diesen Punkt der Welt, eine Woche.

Ohne weiteres ist der Cleverness der Stadt zuzutrauen, dass sie die Kostüme besorgt und Statisten ausstattet. Und so für wenig Geld dafür sorgt, dass Handys und Selfies mit den Kostümen wiederum kostenlos auf die Handys der Jo’s und John’s und Cho’s und Pam’s in aller Welt kommen.

Aber das macht nichts. Perfektion begeistert. Und die Masken sind perfekt. So perfekt, dass ich mich eben erschrak, als ich um elf über den nächtlichen Markusplatz ging und auf vier in dunkle Umhänge gewandete Gestalten stieß. Sie schlichen unter den Säulen des Dogenpalastes entlang. Eine kleine, offensichtlich alte Frau am Arm eines anderen, langsam hinkend. Zwei andere hinterher. Alle unter schwarzen Umhängen. Die Gesichter unter undurchdringlichen weißen Masken verborgen.

Was würde ich tun, wenn ich sie nicht um elf Uhr Nachts in San Marco träfe, sondern eine halbe Stunde später im einsamen Bienale-Park, der so leer ist, als wäre nicht Rosenmontag, sondern 17. Januar? Wohin mein Weg mich gleich führen wird, denn ich will nach Sant’Elenea, zum Hafen im Osten. Würde ich dann – wie jetzt auch – routiniert auf die Knie gehen, um ein Foto der vier langsam schreitenden Gestalten zu schießen?

Ich bedankte mich bei den Vieren mit einem höflichen „Grazie“. Ihre Antwort war gekonnt: Vier weiße Masken, die lautlos wie ein Ballett aus ihren schwarzen Umhängen heraus im Gleichtakt nickten. Und mit ihren Stöcken weiter Richtung Campanile klapperten.

Perfekt. Wie gesagt.
Oder war das vielleicht gar kein Spiel?












Segeln im Winter (4): Die Kormorane. Die Nordadria. Und der Nebel.


Heute Früh bin ich aufgebrochen. Seit ein paar Tagen bin ich im Hafen von San Giorgio di Nogaro, einer kleinen Marina am Flusslauf des schilfigen Corno, der sich träge mit den Gezeiten zwischen Industrieanlagen und Flusshäfen hindurchschlängelt. Den Wecker hatte ich mir auf sechs gestellt, ich wollte pünktlich mit Sonnenaufgang und der einsetzenden Ebbe hinaus. Erst eineinhalb Stunden den Fluss hinunter. Dann sechs Stunden übers Meer nach Venedig.

Aber weil ich aufgeregt war, aus Sorge, ich könnte die einsetzende Ebbe verpassen, war ich schon um Viertel vor sechs wach. Kochte mir einen Tee, taperte durchs Boot, um dies und das und jenes vor dem Auslaufen noch zu kontrollieren.

Als das Dunkel langsam in Grau überging, kamen wie jeden Morgen die Kormorane. Sie kommen zu Hunderten, sie kreisen in langen 8ern über dem Fluss und dem Hafen von San Giorgio. Sie kommen zu Hunderten, um zu Frühstücken. Ihr Kreisen über dem Hafenbecken ist ein gewaltiges Rauschen, und wenn sie sich dann niederlassen auf dem Wasser, um jeder seine 3-7 Fische aus dem gischtenden, brodelnden Wasser heraufzutauchen, dann ist es der Anblick der reinen, nackten Gier. Die Kormorane, die ich jeden Morgen in San Giorgio beobachte – das ist eine andere Geschichte, ich werde sie erzählen.

Abzulegen im Dämmer kostet Überwindung. Das kostet es sowieso, meistens frage ich mich, warum ich das bloß tue. Allein im Februar im Boot über die Adria. Nein, es wird kein herrlicher Segeltag. Nein, die Sonne wird heute nicht rauskommen. Nein, es wird nicht mehr als 5 Grad haben. Ja, es wird neblig bleiben den ganzen Tag. Ja, morgen Abend wird es über Venedig mit 7 bft. aus Nordost wehen, wenn das Sturmtief aus Deutschland als Bora kostümiert über die Nordadria fegen wird. Ja, es wird am Wochenende über Venedig regnen. Keinen schönen Aussichten also. Das Deck ist klitschnass, die Festmacher auch, ich bringe LEVJE langsam aus der Box, hole die nassen Festmacher rein. Ich fahre, weil ich weiß, dass ich mein Zuhause verlassen muss, gelegentlich, weil ich wieder etwas finden werde auf dem Meer, wonach ich nicht suchte. Und was mir doch Erfüllung schenkt.

Noch auf der Fahrt über den nebligen Fluss überlege ich. Ob ich nicht lieber doch umkehren soll? Ich bin der einzige, der bei dem Nebel draussen ist. Aber ich überliste mich, jedenfalls die Zweifel an meinem Tun. Ich sage mir: „Geh zumindest raus aufs Meer. Und schau nach. Vielleicht ists draußen ja nicht so neblig. Nur mal die Nase rausstecken.“ Die Nase rausstecken: Das hat sich noch immer gelohnt. Man könne, so empfahl es einem schon Charles Darwin, der als junger Mann um die Welt fuhr, gewiss sein, dass man keinen derartigen Schwierigkeiten begegnen wird, wie sie sich noch zu Anfang einer Reise vor einem Auftürmen. Also raus!

Und draußen? Natürlich ist es da wieder einmal herrlich. Unendliche Weite. Alles ist einfach nur weit, weit, selbst die drei Unterwäschen plus Fleece plus Schwerwetterhose: Sie engen nicht mehr. Rundherum einfach nur Weite. Und ein wohliges Gefühl im Bauch.

Schaue ich nach rechts, dann müsste ich dort eigentlich Land sehen. Aber da ist nur das Graublau des Meeres. Und der Nebel. Und nichts sonst.

Ich sitze an meinem Schreibtisch im Niedergang, so wie man ihn oben sieht. Die Beine im Warmen auf der Treppe, während LEVJE durch den Nebel motort. Ich sehe vor mir durch die Scheibe im Nebel. Der Computer vor mir. Das Radarbild in der Mitte, ein Finger, der sich hineintastet in den Nebel, mir zeigt und auf das deutet, was sich darin verbirgt. Eine Schar Kormorane, die auf dem Wasser sitzt. Eine verlassene Muschelfarm. Muschelbojen, von Winter-Südstürmen längst auseinander gerisssen und vertrieben. Ein Fischer. Sogar ein Baumstamm oder eine dünne Tonne, die eine Einfahrt markiert. Ich ahne das Land nur, wenn ich auf das Radarbild sehe. Ich gebe zu: echter Luxus, den mir meine LEVJE II da bietet: Das Land als gelber Streifen auf dem Radarschirm, ein zerfaserter gelber Streifen in der Weite des Schwarz auf meinem Radarschirm ist alles, was von Wichtigkeiten und Sorgen und Nöten übrig blieb.



Als wäre das noch nicht alles, blinzelt nun für einen kurzen Moment doch die Sonne durch den Nebel. Und zeigt vor mir, sieben Stunden vergingen wie im Flug, den als Schachbrett bemalten Leuchtturm auf dem Punta Lido. Noch eine Dreiviertelstunde. Und ich bin in Venedig.

Segeln im Winter (4): Die Kormorane. Die Nordadria. Und der Nebel.


Heute Früh bin ich aufgebrochen, aus dem Hafen von San Giorgio di Nogaro, einer kleinen Marina am Flusslauf des schilfigen Corno, der sich träge mit den Gezeiten zwischen Industrieanlagen und Flusshäfen hindurchschlängelt. Den Wecker hatte ich mir auf sechs gestellt, ich wollte pünktlich mit Sonnenaufgang und dem einsetzenden Ebbstrom hinaus. Erst eineinhalb Stunden den Fluss hinunter. Dann sechs Stunden übers Meer nach Venedig.

Aber weil ich aufgeregt war, aus Sorge, ich könnte die einsetzende Ebbe verpassen, war ich schon um Viertel vor sechs wach. Kochte mir einen Tee, taperte durchs Boot, um dies und das und jenes vor dem Auslaufen noch zu kontrollieren.


Als das Dunkel langsam in Grau überging, kamen wie jeden Morgen die Kormorane. Sie kommen zu Hunderten, sie kreisen in langen 8ern über dem Fluss und dem Hafen von San Giorgio. Sie kommen, um zu Hunderten zu Frühstücken. Ihr Kreisen über dem Hafenbecken ist ein gewaltiges Rauschen, und wenn sie sich dann niederlassen auf dem Wasser, um jeder innerhalb von fünf Minuten seine 3-7 Fische aus dem gischtenden, brodelnden Wasser heraufzutauchen, dann ist es der Anblick der reinen, nackten Gier. Die Kormorane, die ich jeden Morgen in San Giorgio beobachte – das ist eine andere Geschichte, ich werde sie erzählen.

Abzulegen im Dämmer kostet Überwindung. Ablegen kostet meist Überwindung, fast immer frage ich mich, warum ich das bloß tue. Allein im Februar im Boot über die Adria: Nein, das wird kein herrlicher Segeltag heute. Nein, die Sonne wird nicht rauskommen. Nein, es wird nicht mehr als 5 Grad haben. Ja, es wird neblig bleiben den ganzen Tag. Ja, morgen Abend wird es über Venedig mit 7 bft. aus Nordost wehen, wenn das Sturmtief aus Deutschland als Bora kostümiert über die Nordadria fegt. Ja, es wird am Wochenende über Venedig regnen. Keine schönen Aussichten also. Das Deck ist klitschnass, die Festmacher auch, ich bringe LEVJE langsam aus der Box, hole die nassen Festmacher rein. Ich fahre, weil ich weiß, dass ich mein Zuhause verlassen muss, gelegentlich, weil ich wieder etwas finden werde auf dem Meer, wonach ich nicht suchte. Und was mir doch Erfüllung schenkt.

Noch auf der Fahrt über den nebligen Fluss überlege ich. Ob ich nicht lieber doch umkehren soll? Ich bin der einzige, der bei dem Nebel draussen ist. Aber ich überliste mich, jedenfalls die Zweifel an meinem Tun. Ich sage mir: „Geh zumindest raus aufs Meer. Und schau nach. Vielleicht ists draußen ja nicht so neblig. Nur mal die Nase rausstecken.“ Die Nase rausstecken: Das hat sich noch immer gelohnt. Man könne, so empfahl es einem schon Charles Darwin, der als junger Mann um die Welt fuhr, gewiss sein, dass man keinen derartigen Schwierigkeiten begegnen wird, wie sie sich noch zu Anfang einer Reise vor einem Auftürmen. Also raus!

Und draußen? Natürlich ist es da wieder einmal herrlich. Unendliche Weite. Alles ist einfach nur weit, weit, selbst die drei Unterwäschen plus Fleece plus Schwerwetterhose: Sie engen nicht mehr. Rundherum einfach nur Weite. Und ein wohliges Gefühl im Bauch.

Schaue ich nach rechts, dann müsste ich dort eigentlich Land sehen. Aber da ist nur das Graublau des Meeres. Und der Nebel. Und nichts sonst.

Ich sitze an meinem Schreibtisch im Niedergang, so wie man ihn oben sieht. Die Beine im Warmen auf der Treppe, während LEVJE durch den Nebel motort. Ich sehe vor mir durch die Scheibe im Nebel. Der Computer vor mir. Das Radarbild in der Mitte, ein Finger, der sich hineintastet in den Nebel, mir zeigt und auf das deutet, was sich darin verbirgt. Eine Schar Kormorane, die auf dem Wasser sitzt. Eine verlassene Muschelfarm. Muschelbojen, von Winter-Südstürmen längst auseinander gerisssen und vertrieben. Ein Fischer. Sogar ein Baumstamm oder eine dünne Tonne, die eine Einfahrt markiert. Ich ahne das Land nur, wenn ich auf das Radarbild sehe. Ich gebe zu: echter Luxus, den mir meine LEVJE II da bietet: Das Land als gelber Streifen auf dem Radarschirm, ein zerfaserter gelber Streifen in der Weite des Schwarz auf meinem Radarschirm ist alles, was von Wichtigkeiten und Sorgen und Nöten übrig blieb.





Als wäre das noch nicht alles, blinzelt nun für einen kurzen Moment doch die Sonne durch den Nebel. Und zeigt vor mir, sieben Stunden vergingen wie im Flug, den als Schachbrett bemalten Leuchtturm auf dem Punta Lido. Noch eine Dreiviertelstunde. Und ich bin in Venedig.

Die BOOT 2017: Mareike Guhr. Weltumseglerin. Vier Monate danach.

Ein kleiner Konferenzraum auf der BOOT. An der Wand hängen Seekarten von Atollen. „Cocos (Keeling) Islands“ steht auf einer. Und drunter sitzt Mareike Guhr, Weltumseglerin und Trägerin des diesjährigen TO-Preises. Und immer ist es ein Hauch von Trauer, der über ihrem fröhlichen Gesicht liegt. Mareike Guhr ist offen, herzlich, sympatisch. Nein, nicht bloß offen. Weltoffen.

„Mein Vater war Zahnarzt. Als ich sechs Jahre alt war, nahm er ein Entwicklungshilfeprojekt auf den Seychellen an. Meine Schwester und ich begleiteten ihn. Vielleicht war meine Schwester damals wirklich noch zu klein – doch mich hat das alles sehr beeinflusst. Irgendwie hat das meinen Horizont erweitert. Irgendwie hat dies Reisen mir auch damals schon eine andere Einschätzung der Welt vermittelt. Und eine Offenheit, die man nur durch Reisen bekommt.“

Später war sie bei der YACHT und schrieb als Journalistin für WELT und HAMBURGER ABENDBLATT. Aber selbst Ihr Leben in Hamburg am Wasser trieb ihr nicht die Sehnsucht nach Mehr aus. Sie tagträumte von der Südsee, von Tahiti, den Tuamotus. „1999 war das dann soweit. Via Charter kam ich nach Tahiti und war dort unterwegs. Tuamotus, Marquesas. Irgendwie ergab es sich, dass ich dahin kam, wovon ich geträumt hatte. Und das war nur der Pazifik.“

Es sollte allerdings noch dauern, bis ein richtiger Törn im Pazifik daraus werden sollte. Sie schaffte den Absprung erst nach einem einschneidenden Erlebnis. „Was den Ausschlag gab, dass ich lossegelte? Das war der Tod einer Freundin. Ich war erschüttert. Und ich fragte mich danach: Hab’ ich überhaupt noch die Zeit, das zu tun, was ich eigentlich will? Der Tod meiner Freundin war ein klarer Warnschuß. Eine Erinnung daran, dass ich nur dies eine Leben habe. Und dass ich jetzt leben muss, was ich mir vorgenommen habe. Ich habe mir danach die klare Aufgabe gegeben: Ich will das tun. Ich will meine Reise jetzt realisieren.“

Sie realisierte. Und segelte auf einem 15-Meter-Katamaran, der nicht ihr eigener war, um die Welt. Und während sie davon erzählt, dass es den Anschub brauchte, fällt der eine Satz: „Jeder Mensch hat die PFLICHT, glücklich zu werden. Weil er nur dann wirklich Wirkung erzielen kann. In der Welt.“

Was sie denn als schönsten Moment ihrer vierjährigen Reise empfunden hätte? „Der schönste Moment ist das Losfahren. Der Punkt, wo es losgeht. Wo mit einem Mal die Anspannung der Organisation, der Vormonate abfällt. Ich hätte kein Interesse, nur auf dem Wasser zu sein. Das Losfahren ist immer wieder das Beste. Der Aufbruch.
Das schönste sind auch die Nachtwachen. Die viel intensivere Wahrnehmung. Es ist nur ein kleiner Teil dessen, was ich als das intensivere Erleben auf meinem Boot bezeichne.“

Und wie geht es ihr jetzt, wieder an Land? „Ich bin jetzt seit drei bis vier Monate wieder da. Großes Entsetzen. Über das echte Miteinander, das es hier nicht mehr gibt. Dass es zuviele Dinge sind, die auf mich einstürzen. Es sind soviele Dinge – nicht nur solche, die auf mich einstürzen, sondern auch Projekte, in die ich mich selber wieder reinziehen lasse und die mich gefangen nehmen. Lebt man in diesem Land, ist es schwierig, sich dessen Rhytmus zu entziehen. Der Wunsch wieder loszufahren, wird jedenfalls stärker; stärker als ich es wollte. Manchmal wünschte ich, ich wäre
meine Schwester. Sie hat zwei Kinder, ist Grundschulllehrerin, es ist ein gutes Leben und doch so anders als meins. Denn ich bin das totale Gegenteil.“

Ein trauriges Erlebnis war auch ihr Abschied von ihrem Boot, dem Katamaran MEDIANOCHE. „Zu den emotional wichtigen Dingen bei so einem Törn gehört auch die Liebe zu seinem Boot. Bei mir war das MEDIANOCHE. Sie war ja nicht mein Boot, ich musste es zurückgeben. Das fällt mir schwer. Und es fiel mir schwer, aus der Eignerschaft auszusteigen.“

Und jetzt? Auf ihrer Webseite steht, Wilfried Erdmann habe sie zum Langfahrtsegeln gebracht. Er habe gesagt: „Fahr los. Und such Dir eine schöne Insel. Irgendwo. Und dann: Schreib ein Buch.“ Hoffen wir tatsächlich, dass Mareike Guhr ein Buch schreibt. Es wäre sicher ein ganz und gar Ungewöhnliches.

Nicht so lang wie die Reise von Mareike Guhr. 
Aber macht mindestens soviel Mut wie Mareike Guhr:
Jetzt auch bei AMAZON:


 Als Download und auf DVD: € 19,99

Was passiert, wenn das Leben die gewohnten Bahnen verlässt? 
Was geschieht, wenn man sich einfach aufmacht und fünf Monate Segeln geht? 
Darf man das? Und wie ändert sich das Leben?
Der Film einer ungewöhnlichen Reise, der Mut macht, seinen Traum zu leben.

Filmtrailer ansehen. Bestellen. Hier.

Der Film entstand nach diesem Buch: 
Geschichten über die Entschleunigung, übers langsam Reisen 
und die Kunst, wieder sehen zu lernen
Einmal München – Antalya, bitte. 
Das Buch: Mehr erfahren: Hier.

Die BOOT 2017: Mareike Guhr. Weltumseglerin. Vier Monate danach.

Ein kleiner Konferenzraum  auf der BOOT in Düsseldorf. An der Wand hängen Seekarten von Atollen. „Cocos (Keeling) Islands“ steht auf einer. Darunter sitzt Mareike Guhr im blauen Hemd, Weltumseglerin und Trägerin des diesjährigen TO-Preises. Sie lacht ein ums andere Mal, ein energiegeladenes Bündel von Frau. Ihr Gesicht ist immer in Bewegung ist offen, herzlich, sympatisch. Nein, nicht bloß offen. Der Welt offen.

„Mein Vater war Zahnarzt. Als ich zwölf war, nahm er ein Entwicklungshilfeprojekt auf den Seychellen an. Meine Schwester und ich begleiteten ihn. Vielleicht war meine Schwester damals wirklich noch zu klein – doch mich hat das alles sehr beeinflusst. Irgendwie hat das meinen Horizont erweitert. Irgendwie hat dies Reisen mir auch damals schon eine andere Einschätzung der Welt vermittelt. Und eine Offenheit, die man nur durch Reisen bekommt.“

Später war sie bei der YACHT und schrieb als Journalistin für WELT und HAMBURGER ABENDBLATT. Aber selbst Ihr Leben in Hamburg am Wasser trieb ihr nicht die Sehnsucht nach Mehr aus. Sie tagträumte von der Südsee, von Tahiti, den Tuamotus. „1999 war das dann soweit. Via Charter kam ich nach Tahiti und war dort unterwegs. Irgendwie ergab es sich, dass ich dahin kam, wovon ich geträumt hatte. Und das war nur der Pazifik. Tuamotus, Marquesas – nach Tahiti wurde mein Wunsch noch stärker, dorthin zu gelangen, wohin ich mit einem Charterboot nicht kommen kann.“

Es sollte allerdings noch dauern, bis ein richtiger Törn im Pazifik daraus werden sollte. Sie schaffte den Absprung erst nach einem einschneidenden Erlebnis. „Was den Ausschlag gab, dass ich lossegelte? Das war der Tod einer Freundin. Ich war erschüttert. Und ich fragte mich danach: Hab’ ich überhaupt noch die Zeit, das zu tun, was ich eigentlich will? Der Tod jener Freundin war ein klarer Warnschuß. Eine Erinnung daran, dass ich nur dies eine Leben habe. Und dass ich jetzt leben muss, was ich mir vorgenommen habe. Ich habe mir danach die klare Aufgabe gegeben: Ich will das tun. Ich will meine Reise jetzt realisieren.“

Sie realisierte. Und segelte auf einem 15-Meter-Katamaran, der nicht ihr eigener war, um die Welt. Und während sie davon erzählt, dass es den Anschub brauchte, fällt der eine Satz: „Jeder Mensch hat die PFLICHT, glücklich zu werden. Weil er nur dann wirklich Wirkung erzielen kann. In der Welt.“

Was sie denn als schönsten Moment ihrer vierjährigen Reise empfunden hätte? „Der schönste Moment ist das Losfahren. Der Punkt, wo es losgeht. Wo mit einem Mal die Anspannung der Organisation, der Vormonate abfällt. Ich hätte kein Interesse, nur auf dem Wasser zu sein. Das Losfahren ist immer wieder das Beste. Der Aufbruch.
Das schönste sind auch die Nachtwachen. Die viel intensivere Wahrnehmung. Es ist nur ein kleiner Teil dessen, was ich als das intensivere Erleben auf meinem Boot bezeichne.“

Und wie geht es ihr jetzt, wieder an Land? „Ich bin jetzt seit drei bis vier Monate wieder da. Großes Entsetzen. Über das echte Miteinander, das es hier nicht mehr gibt. Dass es zuviele Dinge sind, die auf mich einstürzen. Es sind soviele Dinge – nicht nur solche, die auf mich einstürzen, sondern auch Projekte, in die ich mich selber wieder reinziehen lasse und die mich gefangen nehmen. Lebt man in diesem Land, ist es schwierig, sich dessen Rhytmus zu entziehen. Der Wunsch wieder loszufahren, wird jedenfalls stärker; stärker als ich es wollte. Ich bin so anders als meine Schwester. Sie hat zwei Kinder, ist Grundschulllehrerin, es ist ein gutes Leben und doch so anders als meins. Denn ich bin das totale Gegenteil.“

Und immer ist es ein Hauch von Trauer, der über all ihrer Energie und ihrem fröhlichen Gesicht liegt. Trauer, als hätte sie tatsächlich vor langer Zeit jemanden verloren, der eine wichtige Rolle in ihrem leben spielte. Als wüsste sie , was „jemand verlieren“, „von etwas Abschied nehmen“ bedeutet. Und spricht auch darüber, obwohl wir uns kaum kennen. In diesem Fall vom Abschied von ihrem Boot, dem Katamaran MEDIANOCHE. Was sie da bewegt, kann nur verstehen, wer selber länger auf einem Boot unterwegs war. Und für den das eigene Boot nicht bloß mobile Behausung, sondern vom Gefährt zum Gefährten wurde. Mareike sagt das so: „Zu den emotional wichtigen Dingen bei so einem Törn gehört auch die Liebe zu seinem Boot. Bei mir war das MEDIANOCHE. Sie war ja nicht mein Boot, ich musste es zurückgeben. Das fällt mir schwer. Und es fiel mir schwer, MEDIANOCHE zu verlassen.“

Und jetzt? Auf ihrer Webseite steht, Wilfried Erdmann habe sie zum Langfahrtsegeln gebracht. Er habe gesagt: „Fahr los. Und such Dir eine schöne Insel. Irgendwo. Und dann: Schreib ein Buch.“ Hoffen wir tatsächlich, dass Mareike Guhr ein Buch schreibt. Es wäre sicher ein ganz und gar Ungewöhnliches.

Nicht so lang wie die Reise von Mareike Guhr. 
Aber macht mindestens soviel Mut wie Mareike Guhr:
Jetzt auch bei AMAZON:


 Als Download und auf DVD: € 19,99

Was passiert, wenn das Leben die gewohnten Bahnen verlässt? 
Was geschieht, wenn man sich einfach aufmacht und fünf Monate Segeln geht? 
Darf man das? Und wie ändert sich das Leben?
Der Film einer ungewöhnlichen Reise, der Mut macht, seinen Traum zu leben.

Filmtrailer ansehen. Bestellen. Hier.

Der Film entstand nach diesem Buch: 
Geschichten über die Entschleunigung, übers langsam Reisen 
und die Kunst, wieder sehen zu lernen
Einmal München – Antalya, bitte. 
Das Buch: Mehr erfahren: Hier.

Die BOOT 2017: Emily. Das Meer. Und das Plastik.

Menschen am Meer. Live auf der BOOT 2017.

Es ist ungewöhnlich, was Emily Penn da macht. Und WIE sie es macht. Sie rebelliert nicht. Sie radikalisiert nicht. Sie leistet keinen Widerstand. Emily kämpft einfach gegen all das Plastik, das weltweit in den Meeren schwimmt. Ihre stärkste Waffe ist nichts anderes als ihr Lächeln. Das Lächeln einer 29jährigen.

Ungewöhnlich ist auch Emily Penn’s Geschichte. Sie ist geboren in Wales, jener gebirgigen Gegend ganz im Westen Englands, wohin sich die letzten Kelten zurückzogen und walisische Kämpfer sich bis ins Mittelalter gegen die englische Vormacht stemmten. Als Emily fünf Jahre alt war, setzte sie sich im Sommerurlaub am Meer in einen Optimisten und beschloss zu lernen, wie man den segelt, ohne im Meer zu ertrinken. Sie lernte das so gut und so intensiv, dass sie begann, Regatten zu segeln. Erst Optimist. Dann 29er.

Die Regatta auf dem Meer, der „Sea Contest“, bestimmte ihr Heranwachsen. „Ich war immer auf dem Boot, es gab keine sechs Tage, in denen ich nicht einmal auf dem Boot gewesen wäre“, sagt sie heute. Aber irgendwann war damit Schluß. Sie wollte anderes. „Irgendwas mit dem Kopf machen war plötzlich reizvoller, sagt sie heute. Was anderes als Boote und Wasser. Sie wählte Architektur. Aber kaum dass sie ihren Bachelor hatte, war das Wasser 



wieder da. „Ich bekam ein Angebot, bei einer Weltumsegelung als ‚Operations manager‘ an Bord mit einzusteigen. Also machte ich das. Und segelte ein halbes Jahr mit. Von England nach Australien und Neuseeland. Trotz meiner ganzen Segelei in meiner Kindheit und Jugend hatte ich keinen Schein. Das holte ich in Australien nach, wo ich für ein halbes Jahr blieb.“ Und dann: reizte sie die Südsee. Und auf dieser Reise per Schiff passierte es. Emily beschreibt es so: „Ich suchte das Paradies. Aber plötzlich sah ich das Plastik. All die kleinen Plastikfetzchen, die da im Meer treiben. Ich hatte das Paradies gesucht. Aber gefunden hatte ich das Plastik.“

Es war die Initialzündung. In Tonga angekommen, begann sie zweierlei. Als Lehrerin zu unterrichten. Und Gruppen zu organisieren, die gemeinsam den Plastikmüll vom Strand aufsammelten. „Das war vor allem eine mentale Sache“, sagt Emily. „Solange man denkt, der Plastikmüll am eigenen Strand käme von woanders, fühlt man sich machtlos. Aber ich fand heraus, dass der Plastikmüll auf Tonga zu 80% domestic war und aus Tonga selber stammt. Das hatte damit zu tun, dass die Einwohner von Tonga in den letzten 50 Jahren ihre Ernährung umgestellt hatten. Statt Nahrung von der Insel gab es jetzt Nahrung aus der Plastikfolie. Die Tongaer wussten einfach nicht, wohin mit der Verpackung nach dem Verzehr.. „Recycling“, „Nachhaltigkeit“, das war Lichtjahre entfernt. Das Plastikproblem auf Tonga war ein Problem, das erst die neue Zeit auf die Insel gebracht hatte. Plastik war ein Problem des Fortschritts.

Und an diesem Punkt unterscheidet Tongaer wenig von Europäern. Und Europäer wenig von Tongaern.

Man schätzt, dass pro Jahr knapp 10 Millionen Tonnen Kunststoffmüll ins Meer gelangen. Abfall, der mit den großen Meeresströmungen treibt. Langsam unter der Einwirkung von Sonnenlicht und Salzwasser zerbröselt und sich in immer kleinere Folien- und Hartplastikpartikel auflöst. Teile, die über Kleinlebewesen, Vögel und Fische wieder zurück in den Nahrungskreislauf gelangen.

Es waren 56 Tonnen Plastik die Emily auf Tonga einsammelte. Das Gewicht von 56 Kleinwägen, das Emily und ihre freiwilligen Helfer in Form angespülter Splitter, Fetzen, Flipflops, Tüten und Flaschen einsammelte. „Tonga war der Anfang. Ich wollte eine Lösung finden für das Problem, die nicht nur darin bestand, es aufzuräumen, wenn es irgendwo an Land gespült wurde. Ich musste an die Wurzel des Übels. Und die hieß: Nur wenn WIR komplett Plastik vermeiden, fällt es nicht mehr an am Strand.“ 

Das ist der eine Weg, den Emily einschlug. Der andere: Mit Unternehmen ins Gespräch zu kommen. Mit den Verursachern. „Aber da lernt man schnell, dass es keinen Sinn macht, an Türen zu klopfen, die sich niemals öffnen werden.“ Heute sucht sie Kooperationspartner anderswo. „Ich suche den Kontakt zu großen Firmen, die erkannt haben, dass es für ihre Marke wichtig ist, Verantwortung zu übernehmen für das, was schiefläuft in der Welt. Deshalb halte ich meine Vorträge wie hier auf der BOOT: Und gestern wurde ich angesprochen von einer solchen Firma: ‚Wir brauchen jemand wie sie. Wir wollen Sie unterstützen.‘“

Wo sie denn in 5 Jahren sein möchte, frage ich Emily. Wenn sie einen Wunsch frei hätte an die gute Fee: Was würde sie sich von ihr wünschen? Einen Moment denkt Emily Pen nach, ohne dass ihr Lächeln verschwindet. „Wir haben viele Universitäten. Und gute. Die bereiten mehr junge Leute als je zuvor für ihren Job aus. Aber es reicht nicht, junge Leute nur gut auf die Arbeitswelt vorzubereiten. Was wir brauchen, ist eine ganz andere Universität. Eine, die sich  nur auf die Lösung unserer großen Probleme konzentriert. Eine Universität, die gleichzeitig in die großen Konzerne hineinwirkt, Querverbindungen schaftt und Unterstützung findet, um die großen Probleme anzugehen. Und das wiederum geht nur mit, nicht gegen die Unternehmen.“

Hoffen wir einfach, dass es die gute Fee gibt. Und dass sie einfach Emily Penn’s Wunsch hört. Es wäre gut für das Meer. Und vor allem für uns.

Wer mehr wissen möchte: emilypenn.co.uk

Nicht so klug wie Emily Penn. Doch schön zu lesen:

Im Sommer 2016 umsegelte ich auf LEVJE Sizilien.
Dies ist der Reisebericht. Und die Beschreibung eines Segelsommers 
und einer Reise um eine Insel, die ihresgleichen sucht.

Mit Anhang für Segler mit „Do’s & Don’ts“, Häfen, Marinas, Internet.

JETZT als erschienen als PRINT oder als eBook ab € 9,99

unter millemari.de/Ein-sommer-lang-sizilien.

sowie in jeder Buchhandlung oder bei AMAZON.

Die BOOT 2017: Emily. Das Meer. Und das Plastik.

Menschen am Meer. Live auf der BOOT 2017.

Es ist ungewöhnlich, was Emily Penn da macht. Und WIE sie es macht. Sie rebelliert nicht. Sie radikalisiert nicht. Sie leistet keinen Widerstand. Emily kämpft einfach gegen all das Plastik, das weltweit in den Meeren schwimmt. Ihre stärkste Waffe ist nichts anderes als ihr Lächeln. Das Lächeln einer 29jährigen.

Ungewöhnlich ist auch Emily Penn’s Geschichte. Sie ist geboren in Wales, jener gebirgigen Gegend ganz im Westen Englands, wohin sich die letzten Kelten zurückzogen und walisische Kämpfer sich bis ins Mittelalter gegen die englische Vormacht stemmten. Als Emily fünf Jahre alt war, setzte sie sich im Sommerurlaub am Meer in einen Optimisten und beschloss zu lernen, wie man den segelt, ohne im Meer zu ertrinken. Sie lernte das so gut und so intensiv, dass sie begann, Regatten zu segeln. Erst Optimist. Dann 29er.

Die Regatta auf dem Meer, der „Sea Contest“, bestimmte ihr Heranwachsen. „Ich war immer auf dem Boot, es gab keine sechs Tage, in denen ich nicht einmal auf dem Boot gewesen wäre“, sagt sie heute. Aber irgendwann war damit Schluß. Sie wollte anderes. „Irgendwas mit dem Kopf machen war plötzlich reizvoller, sagt sie heute. Was anderes als Boote und Wasser. Sie wählte Architektur. Aber kaum dass sie ihren Bachelor hatte, war das Wasser 



wieder da. „Ich bekam ein Angebot, bei einer Weltumsegelung als ‚Operations manager‘ an Bord mit einzusteigen. Also machte ich das. Und segelte ein halbes Jahr mit. Von England nach Australien und Neuseeland. Trotz meiner ganzen Segelei in meiner Kindheit und Jugend hatte ich keinen Schein. Das holte ich in Australien nach, wo ich für ein halbes Jahr blieb.“ Und dann: reizte sie die Südsee. Und auf dieser Reise per Schiff passierte es. Emily beschreibt es so: „Ich suchte das Paradies. Aber plötzlich sah ich das Plastik. All die kleinen Plastikfetzchen, die da im Meer treiben. Ich hatte das Paradies gesucht. Aber gefunden hatte ich das Plastik.“

Es war die Initialzündung. In Tonga angekommen, begann sie zweierlei. Als Lehrerin zu unterrichten. Und Gruppen zu organisieren, die gemeinsam den Plastikmüll vom Strand aufsammelten. „Das war vor allem eine mentale Sache“, sagt Emily. „Solange man denkt, der Plastikmüll am eigenen Strand käme von woanders, fühlt man sich machtlos. Aber ich fand heraus, dass der Plastikmüll auf Tonga zu 80% domestic war und aus Tonga selber stammt. Das hatte damit zu tun, dass die Einwohner von Tonga in den letzten 50 Jahren ihre Ernährung umgestellt hatten. Statt Nahrung von der Insel gab es jetzt Nahrung aus der Plastikfolie. Die Tongaer wussten einfach nicht, wohin mit der Verpackung nach dem Verzehr.. „Recycling“, „Nachhaltigkeit“, das war Lichtjahre entfernt. Das Plastikproblem auf Tonga war ein Problem, das erst die neue Zeit auf die Insel gebracht hatte. Plastik war ein Problem des Fortschritts.

Und an diesem Punkt unterscheidet Tongaer wenig von Europäern. Und Europäer wenig von Tongaern.

Man schätzt, dass pro Jahr knapp 10 Millionen Tonnen Kunststoffmüll ins Meer gelangen. Abfall, der mit den großen Meeresströmungen treibt. Langsam unter der Einwirkung von Sonnenlicht und Salzwasser zerbröselt und sich in immer kleinere Folien- und Hartplastikpartikel auflöst. Teile, die über Kleinlebewesen, Vögel und Fische wieder zurück in den Nahrungskreislauf gelangen.

Es waren 56 Tonnen Plastik die Emily auf Tonga einsammelte. Das Gewicht von 56 Kleinwägen, das Emily und ihre freiwilligen Helfer in Form angespülter Splitter, Fetzen, Flipflops, Tüten und Flaschen einsammelte. „Tonga war der Anfang. Ich wollte eine Lösung finden für das Problem, die nicht nur darin bestand, es aufzuräumen, wenn es irgendwo an Land gespült wurde. Ich musste an die Wurzel des Übels. Und die hieß: Nur wenn WIR komplett Plastik vermeiden, fällt es nicht mehr an am Strand.“ 

Das ist der eine Weg, den Emily einschlug. Der andere: Mit Unternehmen ins Gespräch zu kommen. Mit den Verursachern. „Aber da lernt man schnell, dass es keinen Sinn macht, an Türen zu klopfen, die sich niemals öffnen werden.“ Heute sucht sie Kooperationspartner anderswo. „Ich suche den Kontakt zu großen Firmen, die erkannt haben, dass es für ihre Marke wichtig ist, Verantwortung zu übernehmen für das, was schiefläuft in der Welt. Deshalb halte ich meine Vorträge wie hier auf der BOOT: Und gestern wurde ich angesprochen von einer solchen Firma: ‚Wir brauchen jemand wie sie. Wir wollen Sie unterstützen.‘“

Wo sie denn in 5 Jahren sein möchte, frage ich Emily. Wenn sie einen Wunsch frei hätte an die gute Fee: Was würde sie sich von ihr wünschen? Einen Moment denkt Emily Pen nach, ohne dass ihr Lächeln verschwindet. „Wir haben viele Universitäten. Und gute. Die bereiten mehr junge Leute als je zuvor für ihren Job aus. Aber es reicht nicht, junge Leute nur gut auf die Arbeitswelt vorzubereiten. Was wir brauchen, ist eine ganz andere Universität. Eine, die sich  nur auf die Lösung unserer großen Probleme konzentriert. Eine Universität, die gleichzeitig in die großen Konzerne hineinwirkt, Querverbindungen schaftt und Unterstützung findet, um die großen Probleme anzugehen. Und das wiederum geht nur mit, nicht gegen die Unternehmen.“

Hoffen wir einfach, dass es die gute Fee gibt. Und dass sie einfach Emily Penn’s Wunsch hört. Es wäre gut für das Meer. Und vor allem für uns.

Wer mehr wissen möchte: emilypenn.co.uk

Nicht so klug wie Emily Penn. Doch schön zu lesen:

Im Sommer 2016 umsegelte ich auf LEVJE Sizilien.
Dies ist der Reisebericht. Und die Beschreibung eines Segelsommers 
und einer Reise um eine Insel, die ihresgleichen sucht.

Mit Anhang für Segler mit „Do’s & Don’ts“, Häfen, Marinas, Internet.

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unter millemari.de/Ein-sommer-lang-sizilien.

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DIE BOOT 2017. Der große Traum. Vom neuen Boot.

Live von der BOOT in Düsseldorf ein paar Eindrücke.

Nein. Sozialist war ich nie. Eher von der Sorte „Leben und leben lassen“. Aber wenn ich so durch Hallen mit den GFK-gewordenen Träumen der Serienhersteller schlendere, dann komme ich doch auf der diesjährigen BOOT etwas in die Krise. Eine nette 37er? Findet man noch bei dem mittlerweile etwas angestaubt wirkenden HALLBERG-RASSYs. Oder bei den – naja – etwas niedrigpreisigen DUFOURS. Schreitet man durch die Halle, gibts den Kunden fürs mittlere Segment wohl nicht mehr wirklich. Oder man überlässt ihn den kleineren Werften, den SARRES, den SIRIUS‘, den SCHÖCHLs.

Stattdessen suchen die großen Massenhersteller der vergangenen Jahre ihre Zukunft in schierer Größe. Man findet bekannte Namen, versehen mit großen Zahlen. Ein namhafter Franzose mit 63 Fuß. HANSE mit deutlich über 60 Fuß. OYSTER sowieso seit je her. JEANNEAU mit 64 Fuß. Kann das gutgehen? Wenn Hersteller, die man für ihre Billigproduktion schätzte (gerade letzterer), plötzlich am großen Kuchen des neuen Geldes mitknabbern wollen? Oder geht nur noch da was?

60-Fuß-Yachten von bekannten Serienwerften also überall. Steht es so um die Welt? Nach „Make America great again?“ nun auch „Make boats great again?“

„Gekauft wird ein Boot mehr und mehr auf der Messe, nicht mehr auf dem Wasser.“, sagt der Vertriebsmann eines der vertretenen Hersteller. Gekauft wird nach Raumeindruck, heißt das. Nach dem, was man auf einer Messe als echt großzügige Innenraumgestaltung empfindet. Nicht danach, was man eigenhändig noch zwischen den Dalben eines nordadriatischen Hafens anlegen kann. Nein, Größe ist gefragt. Aber – wenn ich den Gedanken weiterspinne – was sagt das über den Zustand der Welt? Vorbei mit „Wohlstand für alle?“ Oder frißt einfach nur ein gewaltiges Überangebot auf dem Gebrauchtbootmarkt die Kunden weg, bevor sie auf der BOOT sich für einen der neuen Familiensegler zwischen 35 und 40 Fuß entscheiden können? Ich wünschte, ich wäre klüger und wissender, als ich es bin. Dann wüsste ich auch: Wohin diese Welt geht. Nein. Mich machen all diese 60 einfach nur ratlos, was da gerade passiert in der Welt.

Und dann das da: Eine ranke Schönheit. 50 Fuß lang. Kielhöhe knapp vier Meter. Zwei dürre Ruderflossen im Heck, die aussehen wie die kurzen Stummelflossen der gierig-schönen Jäger, die ich des Sommers gelegentlich an der Schleppangel habe: der schnellen blauen Makrelen. Schlanker Decksaufbau. Alles, aber auch wirklich alles an dieser Schönheit signalisiert Schnelligkeit. Und noch einmal: Wir reden über 50 Fuß Länge. Satte 15 Meter. Aber das: Ist erst der Anfang.

Denn das Ganze ist Spielzeug der Extraklasse. Accessoire, was es nicht auf den Edelmeilen der Welt zu kaufen gibt. Und beim Ferrari-Händler um die Ecke auch nicht. Ein edler Rennschlitten für die kleine sommerliche Ausfahrt zu zweit mal schnell die Adria runter. Und dann rechts abbiegen nach Sizilien. „Die macht 20 Knoten – wenn Du es willst“, sagt Fortunato, und er muss es wissen, denn er macht den Vertrieb an der Adria.

Wer nun erwartet, dass im Inneren der Swan geschmackloser Protz herrscht: Weit gefehlt. Die Doppelkabine im Bug ist schlicht. Einfache Holzoberflächen. Die großen Schubladen unter dem Bett mit Ledergriffen – wie zu Studentenzeiten. Aber nicht aus Kostengründen, nein nein. Gewicht ist bei dieser Schönheit alles. Wir werden noch öfter darauf zu sprechen kommen.

Und was ist das da, was da vorne in der Eignerkabine ledergesäumt von der Decke hängt? Ein  Hängeklo? Ein tragbarer Schrankkoffer? Irgendwas, um jemand Ungeliebten ganz kurz mal wegzustellen? Nein. Es ist der Schrank für die Dame des Hauses, ein Leichtgewicht wie vermutlich sie selbst. Und wenns mal wirklich auf jedes Gramm ankommt: Dann hängt man das Ganze einfach aus.

Es geht weiter in der Welt der Wunder, die SWAN da in Schiffsform auf die Messe gestellt hat. Ein Bodenbrett, das ich da in der Hand halte, na klar. Und? Was wiegt es? Sie haben 30 Sekunden. Nein falsch. Das zentimeterdicke Bodenbrett, das ich da in der Hand halte, ist ungefähr so schwer wie eine Frisbee-Scheibe. Es wiegt keine 30 Gramm. Das ganze Wunderwerk ist vom Innenausbau dünnste Furniere auf leichtestem Trägermaterial. Außenwände und Schiffsrumpf komplett in Kohlefaser. Aber wir wollen ja nicht angeben – drum ist weißes Gelcoat drauf. Und so wiegt das ganze Mirakel in weiß gerade mal ein Drittel dessen, was eine handelsübliche 15-Meter-Serienwerft auf die Waage bringt.

Einen kleinen Punktabzug, aber nur einen klitzekleinen, gibts dann auch nur für die Bordküche. Die erinnert in etwa an eine moderne Office-Teeküche, und das nicht nur, was ihre Größe angeht. Sie ist nicht nur so klein gehalten, damit im schweren Seegang wirklich keiner beim Kochen umfallen kann, sondern – ja: Gewicht! Nein. Geschlemmt wird hier an Bord nicht. Sondern im Hafen.

Aber fragen wir jetzt nach solchen Petitessen, in welchen Adriahäfen man denn das 4-Meter-Tiefgang-Schmuckstück an welchem Schlängel rückwärts einparken kann. Fragen wir nicht, was diese nackte Schönheit denn kosten mag. Damit befassen wir uns nicht. Sagen wir einfach: Dass SWAN da etwas WIRKLICH Beeindruckendes und Innovatives geschaffen hat.

Nein. Sozialist war ich nie. 

PS: Das netteste Detail des Schiffes, was mich am meisten entzückte, das entdecke ich dann am Bug. Wo die Kräfte der SWAN zusammentreffen im Bug ist alles Edelstahl. Bis auf eines: Die Ankerkette. Die ist verzinkt. Weil… ja, vermutlich weil: Edelstahlketten zwar schöner in den Ankerkasten fallen, aber deutlich bruchanfälliger sind als verzinkte. Nein. Wie hübsch.

Jetzt neu. Und nein. Mein neues Buch ist braver als dieser Artikel:

Im Sommer 2016 umsegelte ich auf LEVJE Sizilien.
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DIE BOOT 2017. Der große Traum. Vom neuen Boot.

Live von der BOOT in Düsseldorf ein paar Eindrücke.

Nein. Sozialist war ich nie. Eher von der Sorte „Leben und leben lassen“. Aber wenn ich so durch Hallen mit den GFK-gewordenen Träumen der Serienhersteller schlendere, dann komme ich doch auf der diesjährigen BOOT etwas in die Krise. Eine nette 37er? Findet man noch bei dem mittlerweile etwas angestaubt wirkenden HALLBERG-RASSYs. Oder bei den – naja – etwas niedrigpreisigen DUFOURS. Schreitet man durch die Halle, gibts den Kunden fürs mittlere Segment wohl nicht mehr wirklich. Oder man überlässt ihn den kleineren Werften, den SARRES, den SIRIUS‘, den SCHÖCHLs.

Stattdessen suchen die großen Massenhersteller der vergangenen Jahre ihre Zukunft in schierer Größe. Man findet bekannte Namen, versehen mit großen Zahlen. Ein namhafter Franzose mit 63 Fuß. HANSE mit deutlich über 60 Fuß. OYSTER sowieso seit je her. JEANNEAU mit 64 Fuß. Kann das gutgehen? Wenn Hersteller, die man für ihre Billigproduktion schätzte (gerade letzterer), plötzlich am großen Kuchen des neuen Geldes mitknabbern wollen? Oder geht nur noch da was?

60-Fuß-Yachten von bekannten Serienwerften also überall. Steht es so um die Welt? Nach „Make America great again?“ nun auch „Make boats great again?“

„Gekauft wird ein Boot mehr und mehr auf der Messe, nicht mehr auf dem Wasser.“, sagt der Vertriebsmann eines der vertretenen Hersteller. Gekauft wird nach Raumeindruck, heißt das. Nach dem, was man auf einer Messe als echt großzügige Innenraumgestaltung empfindet. Nicht danach, was man eigenhändig noch zwischen den Dalben eines nordadriatischen Hafens anlegen kann. Nein, Größe ist gefragt. Aber – wenn ich den Gedanken weiterspinne – was sagt das über den Zustand der Welt? Vorbei mit „Wohlstand für alle?“ Oder frißt einfach nur ein gewaltiges Überangebot auf dem Gebrauchtbootmarkt die Kunden weg, bevor sie auf der BOOT sich für einen der neuen Familiensegler zwischen 35 und 40 Fuß entscheiden können? Ich wünschte, ich wäre klüger und wissender, als ich es bin. Dann wüsste ich auch: Wohin diese Welt geht. Nein. Mich machen all diese 60 einfach nur ratlos, was da gerade passiert in der Welt.

Und dann das da: Eine ranke Schönheit. 50 Fuß lang. Kielhöhe knapp vier Meter. Zwei dürre Ruderflossen im Heck, die aussehen wie die kurzen Stummelflossen der gierig-schönen Jäger, die ich des Sommers gelegentlich an der Schleppangel habe: der schnellen blauen Makrelen. Schlanker Decksaufbau. Alles, aber auch wirklich alles an dieser Schönheit signalisiert Schnelligkeit. Und noch einmal: Wir reden über 50 Fuß Länge. Satte 15 Meter. Aber das: Ist erst der Anfang.

Denn das Ganze ist Spielzeug der Extraklasse. Accessoire, was es nicht auf den Edelmeilen der Welt zu kaufen gibt. Und beim Ferrari-Händler um die Ecke auch nicht. Ein edler Rennschlitten für die kleine sommerliche Ausfahrt zu zweit mal schnell die Adria runter. Und dann rechts abbiegen nach Sizilien. „Die macht 20 Knoten – wenn Du es willst“, sagt Fortunato, und er muss es wissen, denn er macht den Vertrieb an der Adria.

Wer nun erwartet, dass im Inneren der Swan geschmackloser Protz herrscht: Weit gefehlt. Die Doppelkabine im Bug ist schlicht. Einfache Holzoberflächen. Die großen Schubladen unter dem Bett mit Ledergriffen – wie zu Studentenzeiten. Aber nicht aus Kostengründen, nein nein. Gewicht ist bei dieser Schönheit alles. Wir werden noch öfter darauf zu sprechen kommen.

Und was ist das da, was da vorne in der Eignerkabine ledergesäumt von der Decke hängt? Ein  Hängeklo? Ein tragbarer Schrankkoffer? Irgendwas, um jemand Ungeliebten ganz kurz mal wegzustellen? Nein. Es ist der Schrank für die Dame des Hauses, ein Leichtgewicht wie vermutlich sie selbst. Und wenns mal wirklich auf jedes Gramm ankommt: Dann hängt man das Ganze einfach aus.

Es geht weiter in der Welt der Wunder, die SWAN da in Schiffsform auf die Messe gestellt hat. Ein Bodenbrett, das ich da in der Hand halte, na klar. Und? Was wiegt es? Sie haben 30 Sekunden. Nein falsch. Das zentimeterdicke Bodenbrett, das ich da in der Hand halte, ist ungefähr so schwer wie eine Frisbee-Scheibe. Es wiegt keine 30 Gramm. Das ganze Wunderwerk ist vom Innenausbau dünnste Furniere auf leichtestem Trägermaterial. Außenwände und Schiffsrumpf komplett in Kohlefaser. Aber wir wollen ja nicht angeben – drum ist weißes Gelcoat drauf. Und so wiegt das ganze Mirakel in weiß gerade mal ein Drittel dessen, was eine handelsübliche 15-Meter-Serienwerft auf die Waage bringt.

Einen kleinen Punktabzug, aber nur einen klitzekleinen, gibts dann auch nur für die Bordküche. Die erinnert in etwa an eine moderne Office-Teeküche, und das nicht nur, was ihre Größe angeht. Sie ist nicht nur so klein gehalten, damit im schweren Seegang wirklich keiner beim Kochen umfallen kann, sondern – ja: Gewicht! Nein. Geschlemmt wird hier an Bord nicht. Sondern im Hafen.

Aber fragen wir jetzt nach solchen Petitessen, in welchen Adriahäfen man denn das 4-Meter-Tiefgang-Schmuckstück an welchem Schlängel rückwärts einparken kann. Fragen wir nicht, was diese nackte Schönheit denn kosten mag. Damit befassen wir uns nicht. Sagen wir einfach: Dass SWAN da etwas WIRKLICH Beeindruckendes und Innovatives geschaffen hat.

Nein. Sozialist war ich nie. 

PS: Das netteste Detail des Schiffes, was mich am meisten entzückte, das entdecke ich dann am Bug. Wo die Kräfte der SWAN zusammentreffen im Bug ist alles Edelstahl. Bis auf eines: Die Ankerkette. Die ist verzinkt. Weil… ja, vermutlich weil: Edelstahlketten zwar schöner in den Ankerkasten fallen, aber deutlich bruchanfälliger sind als verzinkte. Nein. Wie hübsch.

Jetzt neu. Und nein. Mein neues Buch ist braver als dieser Artikel:

Im Sommer 2016 umsegelte ich auf LEVJE Sizilien.
Dies ist der Reisebericht. Und die Beschreibung eines Segelsommers 
und einer Reise um eine Insel, die ihresgleichen sucht.

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Ein neues Buch bei millemari.: EIN SOMMER LANG SIZILIEN.




In den nächsten Tagen berichte ich live von der BOOT in Düsseldorf.

Aber heute: Stelle ich zunächst mein neues Buch vor.
Live aus dem B&B Hotel in Duisburg.

Es ist kalt. Es ist die letzte Woche im Januar. In Düsseldorf ist die BOOT. Und ich bin eben zusammen mit Susanne von millemari. in Duisburg im B&B Hotel eingetrudelt. Es ist 22 Uhr. Und der Blick aus dem Hotel macht die Jahreszeit auch nicht besser.

Unendlich weit weg scheint der letzte Sommer, in dem ich mit LEVJE Sizilien umrundete. Und weil das alles soweit weg ist, bestellt die freundliche Tanja Rosenbaum, Vielleserin und Hotelchefin, für uns erstmal Pizza beim Bringservice. Und etwas Wein. Ein klein wenig Sizilien in Duisburg – wo Sizilien doch weiter nicht weg sein kann.

Und für alle, die das Meer lieben und denen es gerade genauso geht, ist mein Buch. Ein bisschen Sehnsucht nach dem Sommer, dem Blau des Meeres im Süden Siziliens. Ein bisschen Segelgeschichten – darüber wie es ist, von Korfu herüberzusegeln, einen langen Schlag im November, ein Segelabenteuer. Wie es ist, den Winter in einem kleinen Ort in Sizilien zu verbringen. Und im Frühjahr übers Meer ins keine zehn Stunden entfernte Malta aufzubrechen. Wie einen dieses Sizilien allerorten empfängt: Mit seinen Bars. Mit seinem Barock. Mit seiner Einfachheit. Und vor allem: Mit seinem Essen, seiner Lebensart, seinen Menschen. Wie es ist, fünf Monate Zeit zu haben, um jede der Küstenstädte rundrum intensiv zu erleben.

Sizilien, so schreibe ich an einer Stelle, ist eine Reise in das alte Italien. Und das gilt im Guten wie im Schlechten. Das alte Italien, weil Shopping-Malls, Fastfood und Massentourismus noch Lichtjahre entfernt sind. Das alte Italien, weil hier Schönheit und Grobheit, Aufbruch und Hoffnungslosigkeit, Aufrichtigkeit und Selbstsucht eng beieinander liegen wie kaum woanders. Sizilien, an der Peripherie Europas gelegen, ist mehr Europa als anderswo.

Ich gebe zu: Ich habe mich bisschen vernarrt in dieses Sizilien, das manchmal entwaffnend herzlich, manchmal spröde ist. Doch eines war mein Segelsommer in Sizilien immer: Es war spannend und überraschend wie dieses Meer, das Sizilien umgibt: „Du weißt nie, was Du kriegst.“

Und nun ist die Pizza da, in Duisburg, im Winter, nachts um halb elf. Und morgen: Da schreibe ich von der BOOT. Aber nicht, ohne an Sizilien zu denken. Und das Meer.

Im Sommer 2016 umsegelte ich auf LEVJE Sizilien.
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In den nächsten Tagen berichte ich live von der BOOT in Düsseldorf.

Aber heute: Stelle ich zunächst mein neues Buch vor.
Live aus dem B&B Hotel in Duisburg.

Es ist kalt. Es ist die letzte Woche im Januar. In Düsseldorf ist die BOOT. Und ich bin eben zusammen mit Susanne von millemari. in Duisburg im B&B Hotel eingetrudelt. Es ist 22 Uhr. Und der Blick aus dem Hotel macht die Jahreszeit auch nicht besser.

Unendlich weit weg scheint der letzte Sommer, in dem ich mit LEVJE Sizilien umrundete. Und weil das alles soweit weg ist, bestellt die freundliche Tanja Rosenbaum, Vielleserin und Hotelchefin, für uns erstmal Pizza beim Bringservice. Und etwas Wein. Ein klein wenig Sizilien in Duisburg – wo Sizilien doch weiter nicht weg sein kann.

Und für alle, die das Meer lieben und denen es gerade genauso geht, ist mein Buch. Ein bisschen Sehnsucht nach dem Sommer, dem Blau des Meeres im Süden Siziliens. Ein bisschen Segelgeschichten – darüber wie es ist, von Korfu herüberzusegeln, einen langen Schlag im November, ein Segelabenteuer. Wie es ist, den Winter in einem kleinen Ort in Sizilien zu verbringen. Und im Frühjahr übers Meer ins keine zehn Stunden entfernte Malta aufzubrechen. Wie einen dieses Sizilien allerorten empfängt: Mit seinen Bars. Mit seinem Barock. Mit seiner Einfachheit. Und vor allem: Mit seinem Essen, seiner Lebensart, seinen Menschen. Wie es ist, fünf Monate Zeit zu haben, um jede der Küstenstädte rundrum intensiv zu erleben.

Sizilien, so schreibe ich an einer Stelle, ist eine Reise in das alte Italien. Und das gilt im Guten wie im Schlechten. Das alte Italien, weil Shopping-Malls, Fastfood und Massentourismus noch Lichtjahre entfernt sind. Das alte Italien, weil hier Schönheit und Grobheit, Aufbruch und Hoffnungslosigkeit, Aufrichtigkeit und Selbstsucht eng beieinander liegen wie kaum woanders. Sizilien, an der Peripherie Europas gelegen, ist mehr Europa als anderswo.

Ich gebe zu: Ich habe mich bisschen vernarrt in dieses Sizilien, das manchmal entwaffnend herzlich, manchmal spröde ist. Doch eines war mein Segelsommer in Sizilien immer: Es war spannend und überraschend wie dieses Meer, das Sizilien umgibt: „Du weißt nie, was Du kriegst.“

Und nun ist die Pizza da, in Duisburg, im Winter, nachts um halb elf. Und morgen: Da schreibe ich von der BOOT. Aber nicht, ohne an Sizilien zu denken. Und das Meer.

Im Sommer 2016 umsegelte ich auf LEVJE Sizilien.
Dies ist der Reisebericht. Und die Beschreibung eines Segelsommers 
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