Kategorie: Mare Più

Unter Segeln von Korfu nach Sizilien, Tag 2: Durch die Nacht. Von Korfu nach Italien.

In dieser Artikelreihe beschreibe ich meine Reise von Griechenland in diesem Herbst nach Sizilien. Am Nachmittag brachen wir von Kerkyra, der Hauptstadt Korfus, auf und segelten um die Nordspitze. 

Der Leuchtturm von Santa Maria di Leuca taucht in dieser Geschichte des öfteren auf. Die Aufnahme unten entstand nach unserer Ankunft im Hafen von Santa Maria di Leuca. Wo der Leuchtturm eben wieder seine Arbeit aufnahm und sein Licht in die Nacht sendet.

Es ist morgens, halb vier. Sven weckt mich. Ich halte meine Uhr mit den Leuchtziffern vor die Augen. LEVJEs Diesel vibriert und brummelt monoton. Es gluckert und gluckst entlang der Bordwand, und es ist stockdunkel. In einer halben Stunde ist Svens Wache vorüber, die er um ein Uhr übernommen hatte. Es ist dunkel, ringsum. 

Schwach leuchtet die Lampe über dem Kartentisch, kaum, dass sie die Seekarte darunter erhellt, den Übersegler, nennen Segler die Karte. Übersegler: Eine Seekarte im großen Maßstab, die man nur auf langen Überfahrten und nicht für die Detailarbeit des Küsten- und Inselsegelns benutzt. Auf dem Übersegler im Dämmer, den ich vorher ordentlich gefaltet habe auf den Ausschnitt, den wir heute Nacht benötigen, ist rechts die Insel Korfu eingezeichnet, in gelb. Ein langer Sporn von Nord nach Süd, wie eine Stechahle geformt, oben mit breitem Griff. Ganz links, ebenfalls in gelb: Der Absatz des Stiefels, Italien. Am äußersten rechten Ende des Stiefelabsatzes: Santa Maria di Leuca, da, wo wir hin wollen nach einer Überfahrt durch die Nacht. Und das Bild meines Vaters.

Langsam ziehe ich mich an. Es ist Oktober, doch immer noch warm draußen, auch früh am Morgen. Die Tage vorher hatte es Südwind gehabt auf Korfu. Südwind: Anders als nördlich der Alpen ist im Mittelmeer er es, der den Regen bringt. Der Regenwind. Er weht warm übers Meer und bringt den Regen mit sich. Das Pflaster war naß in Kerkyra, der Hauptstadt Korfus, es war warm und naß, ein schwüles Klima, das typisch ist für den Regenwind. Regenwind bei uns: Der Nordwest, der naßkaltes Regenwetter aus dem Nordatlantik bringt. Regenwind im Mittelmeer: Der Scirocco und seine Brüder, der Libeccio, der Jugo und andere. Sie alle wehen warm aus Süden: Verlassen die Sahara als heißer, trockener Wind, der sich wie ein steinhart ausgetrockneter Schwamm über dem Meer vollsaugt, bis er voll genug ist, um sich über den Nordküsten des Mittelmeers auszuwringen, gewaltige Wassermengen abzugeben. Und gleichzeitig das Meer die ganze Adria hinaufzupressen, dorthin, wo die Mauer aus Bergen steht. Solange drückt der Südwind Meerwasser die Adria hinauf, bis Venedig ganz im Norden unter Wasser steht und die Menschen den Markusplatz nur noch auf Passerellen in Gummistiefeln überqueren können. So ist er, der Südwind.

Ich koche mir in der Dunkelheit einen Kaffee. LEVJE liegt leicht schräg, kaum Wind. Zum Licht über dem Kartentisch und dem des gelben Lampions, den wir als Salonlicht benutzen, gesellt sich nun das Blau der Gasflamme, die unter der kleinen Caffetierra zischt. Eine kornblumenblaue Flamme in der Dunkelheit. Ich höre den Dieselmotor in der Dunkelheit, mit seinen Hunderten Geräuschen. Dem ruckelnden Blubbern, das aus seinem Herzen:  Von der Kolbenbewegung kommt. Dem Ruckeln, das Schott und Innenwände, ja sogar die Bordwände vibrieren läßt und sich durchs ganze Boot hinzieht. Die hölzerne Abdeckung mit den Treppenstufen, die noch vor der Bordwand mitschwingt. Das Kühlwasser, das durch den Wassersammler plätschernd spült, auf dem Weg nach draußen. Im Dunkel ein Kreisen, ein Schwingen, Vibrieren, Schieben, bullern, begleitet vom Plätschern des Meerwassers, das draußen an der Bordwand entlangläuft. Die Bordwand, keinen Zentimeter stark, die alles abhält.

Mein Kaffee ist fertig. Ich gieße mir heiße Milch dazu in die Schale. Dann schlüpfe ich in die Schwimmweste, klinke den Lifebelt ein, und balanciere meine Schale mit heißem Kaffee nach oben, ins Cockpit. Sven steht und beobachtet konzentriert den Horizont. Kein Land in Sicht, ringsum nur gllattes Wasser, durch das sich LEVJE fast unbewegt durchschiebt. Links vorne die Lichter eines Frachters. Links hinter uns ebenfalls. Rechts hinter uns auch. Und der rechts vor uns ist schon relativ nah. Deutlich sehe ich die beiden Lichter, die uns mitteilen, dass Schiff da draußen in der Dunkelheit über 100 Meter lang ist. „Auf Kollisionskurs“, sagt Sven. Kollisionskurs: Das bedeutet: Wenn weder der Frachter noch wir unsere Richtung ändern, dann werden wir in voraussichtlich 20 Minuten zusammenstoßen. Geben wir auf unserem Autopiloten auch nur mit einem Tastendruck eine kleine Kursänderung ein, dann ist die Kollisionsgefahr sofort gebannt. Also laufen wir jetzt erstmal so weiter. Sven gähnt, weist mich noch kurz in Wind und Segelstellung ein. Ein schwacher Nord, obwohl alle Wetterberichte weiterhin Südwind ankündigten. Sven schaut noch einmal zum Frachter nach rechts, dann kommt noch ein „Gute Nacht“, und fort ist er, nach unten, um sich in meine Koje zum Schlafen zu legen. Tino, 19, Svens Sohn, hatte die erste Wache, er schläft jetzt in Svens Koje.

Ich beobachte kurz die Instrumente. Der Tiefenmesser: Er zeigt nichts mehr an. Kein Wunder, wir sind hier auf über 1.000 Meter Wassertiefe, zwischen Korfu und dem italienischen Festlandsockel im Süden fällt das Meer steil ab. Die Logge zeigt fünf Knoten an, das ist gut und so wie wir geplant hatten. Wir haben Vollzeug gesetzt, aber es sind nur zwei Knoten, zu wenig, um LEVJE übers Meer zu schieben. Also läuft der Diesel, und der der Wind sorgt für einen halben Knoten Geschwindigkeit mehr. Wir bewegen uns mit der Geschwindigkeit eines Marathon-Läufers übers Meer, das ist nicht schnell. Aber wenn man 24 Stunden wie ein Marathonläufer rennt, dann kommt man auch locker in 24 Stunden von München nach Stuttgart, das ist, wie Segeln funktioniert. Es braucht Zeit. Und ein wenig Wind.

Ich schaue mich um. Derschwache Nord kräuselt leicht das Wasser. Er hat den Himmel befreit vom schlierigen Dunst des Südwinds, blankgeputzt, ein Sternenhimmel in seltener Klarheit, die Sterne leuchten über mir, gebettet in nachtblauen Samt. Großer Bär und Polarstern, Kleiner Bär und Kassiopeia, die Milchstraße ein leuchtendes Band von Süd nach Nord, nach Hause. Vor mir in der Dunkelheit: LEVJEs rotgrünes Buglicht. Und davor, weit weit vor uns, hinter der Kimm gelegentlich zweimal aufblitzend, ein heller Lichtschein: Der Leuchtturm von Santa Maria di Leuca. Ich kenne es von früheren Segelreisen. Es steht ganz oben auf dem Berg, auf den wir schon öfter wanderten, wenn der Wind uns tagelang festhielt im Hafen. Das Leuchtfeuer von Santa Maria: jetzt unser Ziel, der schwache Lichtschein hinter der Kimm. Blink-Blink-Blink. Dann wieder Dunkel.

Der Frachter rechts vorne ist etwas nähergekommen, anscheinend läuft er nicht schnell. Eindeutig ist er auf Kollisionskurs. Aber wahrscheinlich wird er knapp vor uns queren. Wenn ich jetzt meinen Kurs ändere und auch der Mann auf der Brücke wachsam ist, uns gesehen hat und ebenfalls seinen Kurs ändert, haben wir den Salat. Und sind wieder auf Kollisionskurs. Also bleibe ich erstmal, wo ich bin. Lasse LEVJE laufen, wie sie läuft. Und beobachte weiter.

Noch fünfeinhalb Stunden. Die ersten Lichter der Küste tauchen rechts vor mir auf, Häuser, Siedlungen, Straßen. Die italienische Küste. Hinter mir, ganz im Osten, foppt mich wieder einmal der Sirius, der Hundsstern. ist der hellste Stern am Nachthimmel, eben erschien er genau hinter uns über der Kimm. Er ist der hellste Stern am Firmamment überhaupt, sein helles Licht sieht aus wie das Mastlicht eines Seglers, das schnell am Himmel höhersteigt, fast so wie das Licht eines Schiffes, das uns in rascher Fahrt verfolgt.  Aber das kenne ich schon. Ein Stern, hell wie ein Mastlicht: der Sirius.

Der Frachter rechts ist noch nähergekommen. Weit liegen nun seine beiden Mastlichter auseinander. Deutlich sehe ich nun auch sein rotes Licht, das seine Backbordseite markiert. Er ist uns noch näher gekommen. Aber gleichzeitig auch etwas näher in der Peilung zum Bug gewandert. Er wird also vor uns queren, knapp, aber es wird reichen, und ich lasse LEVJE weiter ihren Kurs laufen. Und schaue mich weiter um.

Das Wasser vor uns ist glatt wie eine gespannte Folie. In dieser Nacht erinnert es mich an die Augsburger Puppenkiste und Michael Ende’s Jim Knopf: In der Augsburger Puppenkiste war das Meer immer eine Folie, die um Lummerland herumwaberte, eine dünne, leichtbewegte Folie. Und so ist das Meer auch in dieser Nacht. LEVJEs Bug drückt sachte diese Folie auseinander, wirft eine leichte Bugwelle auf, und: Kaum dass sie entstanden ist, leuchten Hunderte kleine Sterne in der Welle. Leuchtalgen, Plankton. Wenn man sie bewegt, die kleinen Lebenwesen, aufstört in ihrer treibenden Ruhe, dann leuchten sie in der Nacht. LEVJE, die durch das Leuchten gleitet, unter der nachtschwarzen Samtdecke mit den Abermillionen Lichtern, verfolgt vom strahlenden Sirius, der nun eine helle Straße über das Wasser genau auf uns zu malt hin malt, und angezogen vom Blink-Blink-Blink des italienischen Leuchtturms vor uns.

Der Frachter: er geht nun vor uns durch, er verdeckt kurz den Leuchtturm, dessen Licht nun über die Kimm gestiegen ist und scharf das Dunkel zerteilt. Drei Lichtfinger, die sich in die Nacht recken über mir, ausgesendet fast 50 Kilometer entfernt von einem Leuchtturm auf einer Anhöhe. Noch vier Stunden. Das Meer: Tiefer Frieden in dieser Nacht.

Es ist sieben Uhr Morgens. Nicht mehr lang, und ich werde Tino wecken. Vor uns: noch dunkel. Hinter uns, dort, wo der Sirius nun hoch am Himmel steht, färbt sich der Himmel mit einem Mal in Tönen zwischen hellblau und orange. Konturen von Wolken davor, das Licht eines Sterns, das schwächer wird, vom hellblau verschluckt, vom Morgenlicht aufgesogen. Der nachtschwarze Samt vor uns, der sich langsam in Grau wandelt, aus dem der Leuchtturm auf dem italienischen Festland sein Lichtsignal morst. Und links davor zu seinen Füßen, gut erkennbar: Die Lichter einer italienischen Stadt.

Tino ist an Deck und hantiert sofort mit seiner Kamera ob der Schönheit dieses Morgens auf dem Meer.
Meine Wache ist vorüber. Und ich lege mich schlafen.
Die Nacht auf dem spiegelglatten Meer: Ein Traum.

Von Korfu nach Sizilien: Begleiten Sie LEVJE auf dieser Reise im Herbst von Griechenland nach Sizilien.
In meinem nächsten Post werde ich über unsere Ankunft in Santa Maria di Leuca schreiben. 
Bis Dienstag Abend soll es windstill bleiben, doch in der Nacht auf Mittwoch wird der Wind an der italienischen Südküste zulegen auf 6 Windstärken. 
Lesen Sie also weiter, wie es LEVJE und ihrer Crew erging.

Unter Segeln von Korfu nach Sizilien: Frankfurt am Main und KorfuamMeer. Zwei Welten im Oktober?

Dies ist der erste Post einer Reihe von Artikeln 
über meine Reise auf LEVJE jetzt im Oktober von Korfu nach Sizilien.

In den letzten Tagen dachte ich viel über eine Frage nach, die mir Bine, Leserin meines Blogs, vor ein paar Tagen mailte: Wie es mir denn erginge, mit den vielen Welten, zwischen denen ich immer unterwegs wäre? Zwischen der Buchmesse in Frankfurt und Korfu: Ob ich gelegentlich Zeit bräuchte, mich zu sortieren? Oder ob ich immer „bei mir wäre“ und sofort in jeder meiner Welten zuhause?

Natürlich ist letzteres der Fall, aber warum das so ist: Das ist eine interessante Frage, die doch an die „Wie-will-ich-eigentlich-leben?“- und „Was-ist-eigentlich-wichtig-im-Leben?“-Frage heranführt. Augenscheinlich sind Frankfurt und Korfu ja zwei ganz unterschiedliche Dinge. Frankfurt, die Messe: Es war schon gut, wieder in diese Welt einzutauchen, ich liebte sie immer. Die Buchmesse war immer irgendwie mein Ort, seit ich zu ihr zum ersten Mal 1987 in einem kleinen roten Golf anreiste. Sie war immer irgendwie ein Ort, an dem ich geistig zu Hause bin. Ich mochte die Büchermenschen, die sich da herumtreiben, ich mochte das Baden in den Myriaden von Ideen, die da in zwei Buchdeckel gepackt an den Ständen herumstanden, und es war mir eins, ob es gute oder schlechte Ideen waren. Ich möchte die langen Tage und die langen Nächte voller Diskussionen mit den Menschen dort, und es war fast egal, worüber wir diskutierten: Die Gespräche, die Ehrlichkeit: sie brachten mich imer weiter. Und sie trugen mich. Ich empfand diesen Ort als einen Ort der Freiheit, dort konnte ja jeder auswählen aus den Ideen, was immer er wollte. Vielleicht hat mein pauschales Wohlgefallen an den Gesprächen, an den Menschen dieser Branche, so unbedeutend sie sein mag, einfach damit zu tun, dass eben diese Gesichter auf der Messe für diese ungeheure Freiheit und Weite im Kopf standen. Und auch wenn ich heute, nach fast 30 Jahren Verlag eigentlich mich satt- und müde-diskutiert haben sollte an dem allem: So habe ich mit Freude festgestellt, dass sie mich immer noch „trägt“, die Buchmesse, und mein alter Spruch für mich immer noch wahr ist: „Zur Buchmesse nach Frankfurt würde ich sogar auf allen Vieren kriechen, wenn kein Zug führe.“

Einen Tag später zurück in Korfu, wo LEVJE zu Füßen des alten Leuchtturms unter der Festung in Port Mandraki friedlich schaukelt. Wo es in Frankfurt schrecklich kalt und naß war – zum ersten Mal in diesem Jahr fror ich, auf dem Weg zwischen den Hallen – und das Klima unwirtlich war, ist es in Korfu schwül und warm. Der Südwind, über den ich in meinem nächsten Post schreiben werde, brachte Regen mit sich. Das Pflaster ist feucht in der Stadt am Meer, der große Berg im Norden, der alles überragende Pantokrator, „der Erlöser“, hat sein Haupt in wolkigen Dampf gehüllt, und nur am Abend reißt der Himmel kurz auf, um den Blick freizugeben oben vom Leuchtturm auf die Fetzen von Wolken am Festland.

Am nächsten Morgen streife ich durch die stille Stadt. Sie ist – anders als im Sommer – leer am frühen Morgen, so wie Frankfurt leer war am Abend in der Regenkälte. Nur im Kaffeneion sitzen die Alten, und diskutieren lebhaft.

Ich setze mich zu Ihnen, um herauszufinden, worüber. Aber so sehr ich mich auch anstrenge, mein weniges Griechisch, ihre Gesten reichen nicht aus, um herauszubekommen, worum es eigentlich an diesem Vormittag geht. Um die letzten Fußball-Ergebnisse, und dass Panathinaikos Athen den aus dem nahegelegenen Ioanina stammenden Fußballverein mit 3:1 abgewatscht hat?

Um den neueste Volte von Herrn Tsipras im griechischen Parlament? Gar über die FIFA? Das verlohnt die Spucke nicht! Oder um die Frau des Flickschusters, die nun schon zum x-ten Mal ihrem Mann die Hörner aufsetzt und ein Verhältnis hat („Die sollte mir mal nach Hause kommen!“), nur leider, leider mit keinem von ihnen? Trotz aller Aufmerksamkeit komme ich nicht dahinter, was die Herren so erregt und ihnen den Vormittag wie im Flug vergehen läßt. Grieche müsste man sein. Und in der Lage, im Kaffeneion in der Schwüle zu sitzen und dem Vormittag beim Vorübergehen zuzusehen statt im regenkalten Frankfurt oder München auf einen Computerbildschirm zu starren.

Da ist sie wieder, die Frage: „Wie wollen wir eigentlich leben?“ Da hat mich die dann die diesjährige Frankfurter Buchmesse denn auch eindeutig weitergebracht. BEIDE Welten. Denn beide Welten tragen mich: Das Gespräch, die Diskussionen, die Köpfe in Frankfurt. Und ein Vormittag in der Wärme der Gassen Kerkyras, in einem Kaffeneion gleich hinter dem großen Crickett-Feld vor der Festung, irgendwo zwischen erregt diskutierenden Alten. Beide Welten tragen mich – das ist die Antwort.

Und während ich noch im Kaffeneion sitze, den Alten lausche und über die Buchmesse nachsinne und warum alles, alles genau so richtig ist, wie es ist; während in meinem Kopf noch die Frage hallt „Wie wollen wir eigentlich leben?“ nähert sich durch die Gasse die Besitzerin des gegenüberliegenden Ladens. Sie ist um die Mitte sechzig, fein gekleidet, die Schuhe geschmackvoll ausgewählt und  zum Rest passend, ich schaue einem Menschen immer erst auf die Schuhe, um zu wissen, was er für einer ist. Die alte Dame atmet schwer in der Schwüle, sie nähert sich mit kleinen Schritten, zerrt umständlich den Schlüsselbund aus ihrer Handtasche, die farblich zum Rest passt und schließt ihren Laden auf. Sie verschwindet in den Tiefen ihres Ladens, schwer atmend, so wie sie kam. Das Licht geht an im Laden, schwer atmend kommt sie aus dem Hintergrund ihres Ladens und trägt einen schweren Gegenstand langsam zur Tür. Der schwere Gegenstand ist ein Holzschild, das sie mühsam vor die Tür trägt und dort sorgsam neben der Tür, genau unter der alten Standuhr, aufstellt. 

Auf dem Schild steht:

Nein, das Leben, es versorgt uns schon mit den richtigen Antworten. 
Nur hinhören. Und nach diesen Antworten handeln: das müssen wir selber.

Unter Segeln von Korfu nach Sizilien: Im morgigen Post: In der Nacht von Griechenland nach Italien. Von Korfu nach Santa Maria di Leuca.
Soeben erschienen vom Autor von Mare Piu: 
Ein Film darüber: Was Segeln ist.


                         Als Download und auf DVD: € 19,99

Was passiert, wenn das Leben die gewohnten Bahnen verlässt? 
Was geschieht, wenn man sich einfach aufmacht und fünf Monate Segeln geht? 
Darf man das? Und wie ändert sich das Leben?
Der Film einer ungewöhnlichen Reise, der Mut macht, seinen Traum zu leben.

Mehr erfahren. Filmtrailer ansehen. Bestellen. Hier.

Der Film entstand nach diesem Buch: 
Geschichten über die Entschleunigung, übers langsam Reisen 
und die Kunst, wieder sehen zu lernen
Einmal München – Antalya, bitte. 
Das Buch: Mehr erfahren: Hier.

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Unter Segeln von Korfu nach Sizilien, Tag 2: Durch die Nacht. Von Korfu nach Italien.

In dieser Artikelreihe beschreibe ich meine Reise von Griechenland in diesem Herbst nach Sizilien. Am Nachmittag brachen wir von Kerkyra, der Hauptstadt Korfus, auf und segelten um die Nordspitze. 

Der Leuchtturm von Santa Maria di Leuca taucht in dieser Geschichte des öfteren auf. Die Aufnahme unten entstand nach unserer Ankunft im Hafen von Santa Maria di Leuca. Wo der Leuchtturm eben wieder seine Arbeit aufnahm und sein Licht in die Nacht sendet.

Es ist morgens, halb vier. Sven weckt mich. Ich halte meine Uhr mit den Leuchtziffern vor die Augen. LEVJEs Diesel vibriert und brummelt monoton. Es gluckert und gluckst entlang der Bordwand, und es ist stockdunkel. In einer halben Stunde ist Svens Wache vorüber, die er um ein Uhr übernommen hatte. Es ist dunkel, ringsum. 

Schwach leuchtet die Lampe über dem Kartentisch, kaum, dass sie die Seekarte darunter erhellt, den Übersegler, nennen Segler die Karte. Übersegler: Eine Seekarte im großen Maßstab, die man nur auf langen Überfahrten und nicht für die Detailarbeit des Küsten- und Inselsegelns benutzt. Auf dem Übersegler im Dämmer, den ich vorher ordentlich gefaltet habe auf den Ausschnitt, den wir heute Nacht benötigen, ist rechts die Insel Korfu eingezeichnet, in gelb. Ein langer Sporn von Nord nach Süd, wie eine Stechahle geformt, oben mit breitem Griff. Ganz links, ebenfalls in gelb: Der Absatz des Stiefels, Italien. Am äußersten rechten Ende des Stiefelabsatzes: Santa Maria di Leuca, da, wo wir hin wollen nach einer Überfahrt durch die Nacht. Und das Bild meines Vaters.

Langsam ziehe ich mich an. Es ist Oktober, doch immer noch warm draußen, auch früh am Morgen. Die Tage vorher hatte es Südwind gehabt auf Korfu. Südwind: Anders als nördlich der Alpen ist im Mittelmeer er es, der den Regen bringt. Der Regenwind. Er weht warm übers Meer und bringt den Regen mit sich. Das Pflaster war naß in Kerkyra, der Hauptstadt Korfus, es war warm und naß, ein schwüles Klima, das typisch ist für den Regenwind. Regenwind bei uns: Der Nordwest, der naßkaltes Regenwetter aus dem Nordatlantik bringt. Regenwind im Mittelmeer: Der Scirocco und seine Brüder, der Libeccio, der Jugo und andere. Sie alle wehen warm aus Süden: Verlassen die Sahara als heißer, trockener Wind, der sich wie ein steinhart ausgetrockneter Schwamm über dem Meer vollsaugt, bis er voll genug ist, um sich über den Nordküsten des Mittelmeers auszuwringen, gewaltige Wassermengen abzugeben. Und gleichzeitig das Meer die ganze Adria hinaufzupressen, dorthin, wo die Mauer aus Bergen steht. Solange drückt der Südwind Meerwasser die Adria hinauf, bis Venedig ganz im Norden unter Wasser steht und die Menschen den Markusplatz nur noch auf Passerellen in Gummistiefeln überqueren können. So ist er, der Südwind.

Ich koche mir in der Dunkelheit einen Kaffee. LEVJE liegt leicht schräg, kaum Wind. Zum Licht über dem Kartentisch und dem des gelben Lampions, den wir als Salonlicht benutzen, gesellt sich nun das Blau der Gasflamme, die unter der kleinen Caffetierra zischt. Eine kornblumenblaue Flamme in der Dunkelheit. Ich höre den Dieselmotor in der Dunkelheit, mit seinen Hunderten Geräuschen. Dem ruckelnden Blubbern, das aus seinem Herzen:  Von der Kolbenbewegung kommt. Dem Ruckeln, das Schott und Innenwände, ja sogar die Bordwände vibrieren läßt und sich durchs ganze Boot hinzieht. Die hölzerne Abdeckung mit den Treppenstufen, die noch vor der Bordwand mitschwingt. Das Kühlwasser, das durch den Wassersammler plätschernd spült, auf dem Weg nach draußen. Im Dunkel ein Kreisen, ein Schwingen, Vibrieren, Schieben, bullern, begleitet vom Plätschern des Meerwassers, das draußen an der Bordwand entlangläuft. Die Bordwand, keinen Zentimeter stark, die alles abhält.

Mein Kaffee ist fertig. Ich gieße mir heiße Milch dazu in die Schale. Dann schlüpfe ich in die Schwimmweste, klinke den Lifebelt ein, und balanciere meine Schale mit heißem Kaffee nach oben, ins Cockpit. Sven steht und beobachtet konzentriert den Horizont. Kein Land in Sicht, ringsum nur gllattes Wasser, durch das sich LEVJE fast unbewegt durchschiebt. Links vorne die Lichter eines Frachters. Links hinter uns ebenfalls. Rechts hinter uns auch. Und der rechts vor uns ist schon relativ nah. Deutlich sehe ich die beiden Lichter, die uns mitteilen, dass Schiff da draußen in der Dunkelheit über 100 Meter lang ist. „Auf Kollisionskurs“, sagt Sven. Kollisionskurs: Das bedeutet: Wenn weder der Frachter noch wir unsere Richtung ändern, dann werden wir in voraussichtlich 20 Minuten zusammenstoßen. Geben wir auf unserem Autopiloten auch nur mit einem Tastendruck eine kleine Kursänderung ein, dann ist die Kollisionsgefahr sofort gebannt. Also laufen wir jetzt erstmal so weiter. Sven gähnt, weist mich noch kurz in Wind und Segelstellung ein. Ein schwacher Nord, obwohl alle Wetterberichte weiterhin Südwind ankündigten. Sven schaut noch einmal zum Frachter nach rechts, dann kommt noch ein „Gute Nacht“, und fort ist er, nach unten, um sich in meine Koje zum Schlafen zu legen. Tino, 19, Svens Sohn, hatte die erste Wache, er schläft jetzt in Svens Koje.

Ich beobachte kurz die Instrumente. Der Tiefenmesser: Er zeigt nichts mehr an. Kein Wunder, wir sind hier auf über 1.000 Meter Wassertiefe, zwischen Korfu und dem italienischen Festlandsockel im Süden fällt das Meer steil ab. Die Logge zeigt fünf Knoten an, das ist gut und so wie wir geplant hatten. Wir haben Vollzeug gesetzt, aber es sind nur zwei Knoten, zu wenig, um LEVJE übers Meer zu schieben. Also läuft der Diesel, und der der Wind sorgt für einen halben Knoten Geschwindigkeit mehr. Wir bewegen uns mit der Geschwindigkeit eines Marathon-Läufers übers Meer, das ist nicht schnell. Aber wenn man 24 Stunden wie ein Marathonläufer rennt, dann kommt man auch locker in 24 Stunden von München nach Stuttgart, das ist, wie Segeln funktioniert. Es braucht Zeit. Und ein wenig Wind.

Ich schaue mich um. Derschwache Nord kräuselt leicht das Wasser. Er hat den Himmel befreit vom schlierigen Dunst des Südwinds, blankgeputzt, ein Sternenhimmel in seltener Klarheit, die Sterne leuchten über mir, gebettet in nachtblauen Samt. Großer Bär und Polarstern, Kleiner Bär und Kassiopeia, die Milchstraße ein leuchtendes Band von Süd nach Nord, nach Hause. Vor mir in der Dunkelheit: LEVJEs rotgrünes Buglicht. Und davor, weit weit vor uns, hinter der Kimm gelegentlich zweimal aufblitzend, ein heller Lichtschein: Der Leuchtturm von Santa Maria di Leuca. Ich kenne es von früheren Segelreisen. Es steht ganz oben auf dem Berg, auf den wir schon öfter wanderten, wenn der Wind uns tagelang festhielt im Hafen. Das Leuchtfeuer von Santa Maria: jetzt unser Ziel, der schwache Lichtschein hinter der Kimm. Blink-Blink-Blink. Dann wieder Dunkel.

Der Frachter rechts vorne ist etwas nähergekommen, anscheinend läuft er nicht schnell. Eindeutig ist er auf Kollisionskurs. Aber wahrscheinlich wird er knapp vor uns queren. Wenn ich jetzt meinen Kurs ändere und auch der Mann auf der Brücke wachsam ist, uns gesehen hat und ebenfalls seinen Kurs ändert, haben wir den Salat. Und sind wieder auf Kollisionskurs. Also bleibe ich erstmal, wo ich bin. Lasse LEVJE laufen, wie sie läuft. Und beobachte weiter.

Noch fünfeinhalb Stunden. Die ersten Lichter der Küste tauchen rechts vor mir auf, Häuser, Siedlungen, Straßen. Die italienische Küste. Hinter mir, ganz im Osten, foppt mich wieder einmal der Sirius, der Hundsstern. ist der hellste Stern am Nachthimmel, eben erschien er genau hinter uns über der Kimm. Er ist der hellste Stern am Firmamment überhaupt, sein helles Licht sieht aus wie das Mastlicht eines Seglers, das schnell am Himmel höhersteigt, fast so wie das Licht eines Schiffes, das uns in rascher Fahrt verfolgt.  Aber das kenne ich schon. Ein Stern, hell wie ein Mastlicht: der Sirius.

Der Frachter rechts ist noch nähergekommen. Weit liegen nun seine beiden Mastlichter auseinander. Deutlich sehe ich nun auch sein rotes Licht, das seine Backbordseite markiert. Er ist uns noch näher gekommen. Aber gleichzeitig auch etwas näher in der Peilung zum Bug gewandert. Er wird also vor uns queren, knapp, aber es wird reichen, und ich lasse LEVJE weiter ihren Kurs laufen. Und schaue mich weiter um.

Das Wasser vor uns ist glatt wie eine gespannte Folie. In dieser Nacht erinnert es mich an die Augsburger Puppenkiste und Michael Ende’s Jim Knopf: In der Augsburger Puppenkiste war das Meer immer eine Folie, die um Lummerland herumwaberte, eine dünne, leichtbewegte Folie. Und so ist das Meer auch in dieser Nacht. LEVJEs Bug drückt sachte diese Folie auseinander, wirft eine leichte Bugwelle auf, und: Kaum dass sie entstanden ist, leuchten Hunderte kleine Sterne in der Welle. Leuchtalgen, Plankton. Wenn man sie bewegt, die kleinen Lebenwesen, aufstört in ihrer treibenden Ruhe, dann leuchten sie in der Nacht. LEVJE, die durch das Leuchten gleitet, unter der nachtschwarzen Samtdecke mit den Abermillionen Lichtern, verfolgt vom strahlenden Sirius, der nun eine helle Straße über das Wasser genau auf uns zu malt hin malt, und angezogen vom Blink-Blink-Blink des italienischen Leuchtturms vor uns.

Der Frachter: er geht nun vor uns durch, er verdeckt kurz den Leuchtturm, dessen Licht nun über die Kimm gestiegen ist und scharf das Dunkel zerteilt. Drei Lichtfinger, die sich in die Nacht recken über mir, ausgesendet fast 50 Kilometer entfernt von einem Leuchtturm auf einer Anhöhe. Noch vier Stunden. Das Meer: Tiefer Frieden in dieser Nacht.

Es ist sieben Uhr Morgens. Nicht mehr lang, und ich werde Tino wecken. Vor uns: noch dunkel. Hinter uns, dort, wo der Sirius nun hoch am Himmel steht, färbt sich der Himmel mit einem Mal in Tönen zwischen hellblau und orange. Konturen von Wolken davor, das Licht eines Sterns, das schwächer wird, vom hellblau verschluckt, vom Morgenlicht aufgesogen. Der nachtschwarze Samt vor uns, der sich langsam in Grau wandelt, aus dem der Leuchtturm auf dem italienischen Festland sein Lichtsignal morst. Und links davor zu seinen Füßen, gut erkennbar: Die Lichter einer italienischen Stadt.

Tino ist an Deck und hantiert sofort mit seiner Kamera ob der Schönheit dieses Morgens auf dem Meer.
Meine Wache ist vorüber. Und ich lege mich schlafen.
Die Nacht auf dem spiegelglatten Meer: Ein Traum.

Von Korfu nach Sizilien: Begleiten Sie LEVJE auf dieser Reise im Herbst von Griechenland nach Sizilien.
In meinem nächsten Post werde ich über unsere Ankunft in Santa Maria di Leuca schreiben. 
Bis Dienstag Abend soll es windstill bleiben, doch in der Nacht auf Mittwoch wird der Wind an der italienischen Südküste zulegen auf 6 Windstärken. 
Lesen Sie also weiter, wie es LEVJE und ihrer Crew erging.

Unter Segeln von Korfu nach Sizilien: Frankfurt am Main und KorfuamMeer. Zwei Welten im Oktober?

Dies ist der erste Post einer Reihe von Artikeln 
über meine Reise auf LEVJE jetzt im Oktober von Korfu nach Sizilien.

In den letzten Tagen dachte ich viel über eine Frage nach, die mir Bine, Leserin meines Blogs, vor ein paar Tagen mailte: Wie es mir denn erginge, mit den vielen Welten, zwischen denen ich immer unterwegs wäre? Zwischen der Buchmesse in Frankfurt und Korfu: Ob ich gelegentlich Zeit bräuchte, mich zu sortieren? Oder ob ich immer „bei mir wäre“ und sofort in jeder meiner Welten zuhause?

Natürlich ist letzteres der Fall, aber warum das so ist: Das ist eine interessante Frage, die doch an die „Wie-will-ich-eigentlich-leben?“- und „Was-ist-eigentlich-wichtig-im-Leben?“-Frage heranführt. Augenscheinlich sind Frankfurt und Korfu ja zwei ganz unterschiedliche Dinge. Frankfurt, die Messe: Es war schon gut, wieder in diese Welt einzutauchen, ich liebte sie immer. Die Buchmesse war immer irgendwie mein Ort, seit ich zu ihr zum ersten Mal 1987 in einem kleinen roten Golf anreiste. Sie war immer irgendwie ein Ort, an dem ich geistig zu Hause bin. Ich mochte die Büchermenschen, die sich da herumtreiben, ich mochte das Baden in den Myriaden von Ideen, die da in zwei Buchdeckel gepackt an den Ständen herumstanden, und es war mir eins, ob es gute oder schlechte Ideen waren. Ich möchte die langen Tage und die langen Nächte voller Diskussionen mit den Menschen dort, und es war fast egal, worüber wir diskutierten: Die Gespräche, die Ehrlichkeit: sie brachten mich imer weiter. Und sie trugen mich. Ich empfand diesen Ort als einen Ort der Freiheit, dort konnte ja jeder auswählen aus den Ideen, was immer er wollte. Vielleicht hat mein pauschales Wohlgefallen an den Gesprächen, an den Menschen dieser Branche, so unbedeutend sie sein mag, einfach damit zu tun, dass eben diese Gesichter auf der Messe für diese ungeheure Freiheit und Weite im Kopf standen. Und auch wenn ich heute, nach fast 30 Jahren Verlag eigentlich mich satt- und müde-diskutiert haben sollte an dem allem: So habe ich mit Freude festgestellt, dass sie mich immer noch „trägt“, die Buchmesse, und mein alter Spruch für mich immer noch wahr ist: „Zur Buchmesse nach Frankfurt würde ich sogar auf allen Vieren kriechen, wenn kein Zug führe.“

Einen Tag später zurück in Korfu, wo LEVJE zu Füßen des alten Leuchtturms unter der Festung in Port Mandraki friedlich schaukelt. Wo es in Frankfurt schrecklich kalt und naß war – zum ersten Mal in diesem Jahr fror ich, auf dem Weg zwischen den Hallen – und das Klima unwirtlich war, ist es in Korfu schwül und warm. Der Südwind, über den ich in meinem nächsten Post schreiben werde, brachte Regen mit sich. Das Pflaster ist feucht in der Stadt am Meer, der große Berg im Norden, der alles überragende Pantokrator, „der Erlöser“, hat sein Haupt in wolkigen Dampf gehüllt, und nur am Abend reißt der Himmel kurz auf, um den Blick freizugeben oben vom Leuchtturm auf die Fetzen von Wolken am Festland.

Am nächsten Morgen streife ich durch die stille Stadt. Sie ist – anders als im Sommer – leer am frühen Morgen, so wie Frankfurt leer war am Abend in der Regenkälte. Nur im Kaffeneion sitzen die Alten, und diskutieren lebhaft.

Ich setze mich zu Ihnen, um herauszufinden, worüber. Aber so sehr ich mich auch anstrenge, mein weniges Griechisch, ihre Gesten reichen nicht aus, um herauszubekommen, worum es eigentlich an diesem Vormittag geht. Um die letzten Fußball-Ergebnisse, und dass Panathinaikos Athen den aus dem nahegelegenen Ioanina stammenden Fußballverein mit 3:1 abgewatscht hat?

Um den neueste Volte von Herrn Tsipras im griechischen Parlament? Gar über die FIFA? Das verlohnt die Spucke nicht! Oder um die Frau des Flickschusters, die nun schon zum x-ten Mal ihrem Mann die Hörner aufsetzt und ein Verhältnis hat („Die sollte mir mal nach Hause kommen!“), nur leider, leider mit keinem von ihnen? Trotz aller Aufmerksamkeit komme ich nicht dahinter, was die Herren so erregt und ihnen den Vormittag wie im Flug vergehen läßt. Grieche müsste man sein. Und in der Lage, im Kaffeneion in der Schwüle zu sitzen und dem Vormittag beim Vorübergehen zuzusehen statt im regenkalten Frankfurt oder München auf einen Computerbildschirm zu starren.

Da ist sie wieder, die Frage: „Wie wollen wir eigentlich leben?“ Da hat mich die dann die diesjährige Frankfurter Buchmesse denn auch eindeutig weitergebracht. BEIDE Welten. Denn beide Welten tragen mich: Das Gespräch, die Diskussionen, die Köpfe in Frankfurt. Und ein Vormittag in der Wärme der Gassen Kerkyras, in einem Kaffeneion gleich hinter dem großen Crickett-Feld vor der Festung, irgendwo zwischen erregt diskutierenden Alten. Beide Welten tragen mich – das ist die Antwort.

Und während ich noch im Kaffeneion sitze, den Alten lausche und über die Buchmesse nachsinne und warum alles, alles genau so richtig ist, wie es ist; während in meinem Kopf noch die Frage hallt „Wie wollen wir eigentlich leben?“ nähert sich durch die Gasse die Besitzerin des gegenüberliegenden Ladens. Sie ist um die Mitte sechzig, fein gekleidet, die Schuhe geschmackvoll ausgewählt und  zum Rest passend, ich schaue einem Menschen immer erst auf die Schuhe, um zu wissen, was er für einer ist. Die alte Dame atmet schwer in der Schwüle, sie nähert sich mit kleinen Schritten, zerrt umständlich den Schlüsselbund aus ihrer Handtasche, die farblich zum Rest passt und schließt ihren Laden auf. Sie verschwindet in den Tiefen ihres Ladens, schwer atmend, so wie sie kam. Das Licht geht an im Laden, schwer atmend kommt sie aus dem Hintergrund ihres Ladens und trägt einen schweren Gegenstand langsam zur Tür. Der schwere Gegenstand ist ein Holzschild, das sie mühsam vor die Tür trägt und dort sorgsam neben der Tür, genau unter der alten Standuhr, aufstellt. 

Auf dem Schild steht:

Nein, das Leben, es versorgt uns schon mit den richtigen Antworten. 
Nur hinhören. Und nach diesen Antworten handeln: das müssen wir selber.

Unter Segeln von Korfu nach Sizilien: Im morgigen Post: In der Nacht von Griechenland nach Italien. Von Korfu nach Santa Maria di Leuca.
Soeben erschienen vom Autor von Mare Piu: 
Ein Film darüber: Was Segeln ist.


                         Als Download und auf DVD: € 19,99

Was passiert, wenn das Leben die gewohnten Bahnen verlässt? 
Was geschieht, wenn man sich einfach aufmacht und fünf Monate Segeln geht? 
Darf man das? Und wie ändert sich das Leben?
Der Film einer ungewöhnlichen Reise, der Mut macht, seinen Traum zu leben.

Mehr erfahren. Filmtrailer ansehen. Bestellen. Hier.

Der Film entstand nach diesem Buch: 
Geschichten über die Entschleunigung, übers langsam Reisen 
und die Kunst, wieder sehen zu lernen
Einmal München – Antalya, bitte. 
Das Buch: Mehr erfahren: Hier.

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Auf der FRANKFURTER BUCHMESSE, im Meer der Bücher. Tag 2. Tag und Nacht.

Über die Frankfurter Buchmesse sagte der Schriftsteller Julian Barnes einmal:

„Frankfurt Taxidrivers are said to dislike the Frankfurt Bookfair. Instead of being shuttled to prostitutes like members of other respectable shows the Frankfurt Bookfair people prefer to stay in their hotel and fuck one another.“
 
Das war, als die Frankfurter Buchmesse ihre besten Jahre gerade hinter sich hatte, in den späten 80er Jahren. Julian Barnes war damals jung, ich auch, und alles funktionierte noch bestens. Oder doch nicht? Die ersten Großverleger hatten spektakuläre Pleiten hingelegt (Molden), Marketing hatte Einzug gehalten (in manchen Verlagen heute noch nicht), und die Messe: sie war ein großer Spaß – aber das ist sie heute auch noch.

 

Beginnen wir unseren heutigen Messetag dort, wo das Herz der Messe schlug: bei den Agenten. Denn das meiste, was heute in Buchhandlungen an Literatur auf den Tischen unserer Buchhandlungen landet, kommt aus dem Ausland. Und wird nicht von Autoren direkt nach Deutschland exportiert. Sondern dafür gibt es: die Agenten. Die sitzen in einer kleinen Halle an kleinen Tischen, nichts vor sich ausser ein paar Listen und einem Becher Wasser, und empfangen im Halbstunden-Takt Verlagsleute, die wissen wollen: was die Agenten denn an neuer, unentdeckter bahnbrechender und bestsellerfähiger Literatur im Koffer haben. Auch wir von millemari. sind auf der Jagd nach dem Bestseller, besuchen Agenten, lassen uns dies und das zeigen. Aber die Jagd nach Bestsellern findet seit vielen Jahren ganzjährig statt – und die Frankfurter Buchmesse brauchts dafür kaum noch. Trotzdem: Businessmodelle – auch wenn sie in die Jahre gekommen sind – haben nun mal gewisse Beharrungskräfte. Das sollte man auch beim rückläufigen Buchgeschäft niemals außer Acht lassen.

Danach: ab in die Halle 8, die heuer in Halle 6 gepfercht wurde: Die Halle der Auslandsverlage. Sie war immer mein heimlicher Liebling, eine Messehalle, die mir immer wie das Abbild eines idealen Ortes erschien. Hier saßen die Auslandsverlage seit‘ an seit‘ und Nationen in merkwürdiger, seltener Eintracht: Inder verhandelten da mit Pakistanis, Russen mit Amerikanern, Amerikanern mit Arabern, Israelis mit allen. Was in der wirklichen Welt niemals stattfinden konnte: hier fand es statt, Buch vereinte sie alle, der Handel mit Buch und Buchrechten vereinte sie alle. Heute sind die internationalen Verlage auch noch da, angeführt von den großen amerikanischen Häusern. Für einen kleinen Verlag wie millemari. ist es wahnsinnig schwierig, bei den amerikanischen Verlagen einen Termin zu bekommen. Obwohl Susanne die Leute alle sehr gut kennt, ist es ihr nicht gelungen, bei den Verlagen, die uns interessieren, vorher Termine zu bekommen. „Fully booked out“, hieß es vorher, „keine Termine mehr“. Und obwohl an den Ständen wenig los ist und mancherorts die Damen gelangweilt am Stand sitzen: Bekommen wir auch vor Ort keine Termine. Man gibt sich blasiert. Empfangen wird, wer Namen hat – und das hat millemari. nun einmal nicht.

Trotzdem: hier ist neben der Halle der Agenten das zweite Zentrum: Was an Literatur in Deutschland auf die Büchertische kommt, kommt überwiegend aus USA, aus England, aus Skandinavien. Die aktuelle SPIEGEL-Bestsellerliste ist ein „Who-is-who“ ausländischer Verlage. Und hier sind wir an der Quelle, dort, wo das alles herkommt. Die Zeit, in der ein deutschsprachige Autoren MIT FUG UND RECHT Furore machten, ist lang vorbei und der Literatur-Nobelpreis landet heute eher versehentlich im deutschsprachigen Raum, wenn er sich in der Zimmertür irrt und bei Elfriede Jellinek anklopft. Aber: auch hier schwächelt die Messe. Aus der großen, leuchtenden Halle 8 wurden die großen Verlage nun in die Halle 6 auf zwei Etagen gepfercht, an einem Vormittag sind wir nun durch, wofür wir zwei Tage eingeplant hatten, eben die großen amerikanischen Verlage abzuklappern. Als wir nach McGRAW-HILL, der einige schöne Segelbücher im Programm hat, heißt es gar: „Kurzfristig Teilnahme abgesagt“ –  einer der größten US-Verlage, der für die angemeldeten 30 Leute kurzfristig entschied: Wir kommen nicht mehr nach Frankfurt. Schwund, an den sich Messe und Verlage längst gewöhnt haben.

Der Abend. Ich streife durch die Hallen, schaue mir Bücher an. Baden konnte ich in diesem Meer der Bücher schon immer. Ich freue mich über wunderschöne Cover, delektiere mich an buchverlagstechnischen Großtaten ebenso wie Schwachsinn gleichermaßen. Wenn er denn gut gemacht ist. Ich sammle Ideen. Treffe Andreas, der mich unter den Arm klemmt und mich mitnimmt auf eine der großen Messe-Veranstaltungen, die RANDOM-HOUSE-Party in Bockenheim. Er hat eine Eintrittskarte und schleust mich in die Veranstaltung, indem er mich als seinen Lebensgefährten ausgibt. Verheiratet sind wir zwar, aber eben nicht miteinander, aber „drin-ist-drin“, und da ist nun ein weiteres Herz dieser Messe: der große abendliche Branchentreff. Hier sind sie alle: Der große THALIA-Einkäufer mit der Streifenkrawatte, an dessen unergründlichem Lächeln ich mir die Zähne ausbiss, vor Jahren, weil er meine Produkte nicht wollte. Wir grüßen uns freundlich. Die Dame im hellblauen Kleid, die mich anspricht und mit der ich mich nett unterhalte. Ich kenne sie, wir wurden uns vor vielen Jahren vorgestellt, wie heißt sie bloß? Bei ihr gelingt mir das seltene Kunststück, sie nach zehn Minuten zu fragen: „Für welchen Verlag arbeiten Sie?“ Die dann nonchalont und wie ein Mann das niemals könnte, sagt: „Ich bin Geschäftsführerin Vertrieb und Marketing bei RANDOM HOUSE.“ Ich stehe der Gastgeberin der vielen hundert Menschen am heutigen Abend gegenüber. Und fühle mich wie ein Idiot. Was sich die Dame im hellblauen Kleid aber nicht anmerken lässt. Und dafür werde ich sie immer verehren, für den Rest ihres Lebens.

So geht der Abend dahin. Ich lerne den Mann kennen, der die SZ-Bibliothek erfunden und gemacht hat. Und wir unterhalten uns nachsinnend über die Kunst langsam zu reisen. Über die Bücher. Und was das Leben für uns bereithält, wenn die wilden Jahre vorüber sind. Solange palavern wir an der Bar: Bis die Musik auf „Disco“ umschaltet und so laut wird, dass der Mann, der die SZ-Bibliothek erfand und ich beschließen, dies unseren Ohren nicht anzutun. Und den Ort verlassen.

Ach. Wenn doch nur immer Buchmesse wäre!
   

Auf der FRANKFURTER BUCHMESSE, im Meer der Bücher: Tag 1. Das Interviewim Fernsehen.

Im vorigen Post schrieb ich über mein bevorstehendes Interview beim HESSISCHEN RUNDFUNK. Und dann stand ich am Dienstag Abend in der ersten Kälte des Jahres in den Straßenschluchten Frankfurts. Zum 26. Mal auf der Buchmesse, und diesmal vor dem MAINTOWER, wo sich im 54. Stockwerk, direkt unter der Aussichtsplattform, das Studio des HR befindet, in dem die Sendung ALLE WETTER! mit Moderator Thomas Ranft produziert wird.

Ich rausche mit dem Aufzug hinauf in den 54. Stock und werde in einen großen Gästeraum geführt, mit roten Sofas geführt. Ein atemberaubender Blick hinunter auf den Main und die Stadt, die langsam im Dunkel versinkt. Ich bin allein in dem Raum. Nur der Wind pfeifft. Aber nicht der echte. Sondern der Aufzug, der wie eine Luftpumpe mit 20 Stundenkilometern Luft hin und her pumpt. Ein junger Redakteur empfängt mich. Ob das auch der Raum sei, in dem die Bundeskanzlerin auf ein Interview warten würde, frage ich ihn. Und er nickt knapp. Das lerne ich: Vor der Kamera sind alle gleich.

Eine freundliche Dame von der Maske pudert mein Gesicht. Drei Minuten vor der Sendung sitze ich mit dem Moderator und dem Redakteur vor dem PC, wir rbingen noch schnell die Gewitterfotos, die gleich in der Sendung gezeigt werden, noch schnell in die richtige Reihenfolge. Oh je, da stehe ja überall ich als Autor drauf, nein, die Bilder sind alle von den Autoren – keine Zeit mehr, das zu ändern, der Moderator verschwindet aufs Dach, für die ersten Sendeminuten.
Und dann stehe ich im Studio. Blick aufs nächtliche Studio, irgendjemand wuselt mit Mikro an mir herum, der Moderator kommt vom Dach heruntergestürmt, macht sich für den Wetterbericht bereit, der Aufnahmeleiter zählt laut von 10 rückwärts, ich atme tief durch, drücke nochmal mein Kreuz durch. Wir sind live! Aber es ist so ganz anders: Thomas Ranft erzählt einfach etwas darüber, dass es in der nächsten Nacht Frostgefahr auf Brücken geben wird. Und dann steht er neben mir und stellt seine erste Frage. Weil ich nervös bin, habe ich mir vorgenommen, einfach so zu tun, als wär er mein alleiniges Gegenüber. Als hätte ich ihn einfach an der Bushaltestelle getroffen und erzähle ihm etwas über unser Buch, das vierzig Segler geschrieben haben. Und wie es ist, im Gewitter zu segeln. Das klappt gut. Nur merke ich, dass mein Mit-Busfahrer mich unauffällig immer wieterdrängelt, noch schneller zu erzählen. Lektion Nummer zwei: Live vor der Kamera ist echter Zeitdruck!

Und so schnell wie alles begonnen hat, ist alles vorbei. Ich sitze wieder in der Maske, die freundliche Dame nimmt mir und dem Moderator die Maske ab. Alles gut gelaufen. Und jetzt: hab ich nur noch Hunger. Ein schöner Italiener wäre jetzt was. Rotwein. Wärme. Eine warme Pasta. Beine ausstrecken. Was der Segler so macht, wenn er draußen war, den ganzen Tag, in der Kälte auf dem Meer.

Susanne hat einen Tisch reserviert. I SICILIANI. Als wir um neun endlich dort sind, nach langem Marsch durch die nächtliche Südstadt, weil kein Taxi da ist, ist das Lokal voll. Aber nicht mit Frankfurtern, nein. Sondern mit englisch sprechenden Verlagsleuten. Mit deutschen Lizenzfrauen, die sich mit angespannter Miene noch einmal über ihre Messetermine beugen. Randvoll mit Verlagsleuten. Und die Schlange vor uns: auch lauter kanadische Verlagsleute. Zumindest hier ist sie sich schon mal treu geblieben, die FRANKFURTER BUCHMESSE, in all den Jahren: Die guten Lokale, sie sind rappelvoll, am Abend.

Und mein Abend in der Wärme, mit einem Rotwein, Fisch-Antipasti und einer heißen Pasta: der wird heute Abend erstmal nix. Jedenfalls erstmal.

Weitersehen: Und hier der Link auf das Interview und die Sendung ALLE WETTER!

GEWITTERSEGELN im Fernsehen: Am kommenden Dienstag, 13.10.2015 ab 19.00 Uhr in hr-Fernsehen.

Am kommenden Dienstag um 19 Uhr und hoch über den Dächern der Frankfurter Buchmesse: Moderator Thomas Ranft wird in seiner Sendung ALLE WETTER! in hr-Fernsehen das Buch GEWITTERSEGELN im Live-Interview mit mir vorstellen.

Nur selten habe ich in den vergangenen 30 Jahren die Frankfurter Buchmesse versäumt. Unter allen Messen, die mein Beruf im Verlagswesen im Lauf der Zeit mit sich brachte – und das waren viele – blieb die Buchmesse mir über lange Jahre die liebste. Viele viele Jahre und lang vor dem Internet war sie der Ort, an dem man als Verlagsmensch zeigte, was man unter großen Mühen in den vergangenen 12 Monaten an Büchern auf die Beine gestellt hatte. Und von denen, die Bescheid wissen, wie das ist, ein bisschen Lob oder im schlimmsten Fall Kritik bekam.

Die Eröffnung der Buchmesse 2015 am kommenden Dienstag werde ich in diesem Jahr anders als in früheren Jahren erleben: Als Interview-Gast in der Fernseh-Sendung von ALLE WETTER!-Moderator Thomas Ranft (links) im 54. Stock des Maintower im HESSISCHEN RUNDFUNK. Während am Dienstag Abend in den Hallen unter dem Messeturm noch Verlagsstände bestückt, Bücher über Bücher in Ausstellungsregale gestapelt und zum dritten Mal Regale umsortiert werden, werde ich wie der Gesprächspartner im Bild oben etwas erzählen: über unser Buch GEWITTERSEGELN. 

Für unseren Verlag millemari., der noch keine 10 Monate alt ist, eine echte Auszeichnung für dieses ungewöhnliche Buch, in dem 40 Segler ihre Geschichten erzählen, was sie auf einem Segelboot mitten im Gewitter auf dem Meer erlebten, was sie in dieser Extremsituation empfanden.

Ich bin sehr gespannt, wie das sein wird. Gewitter auf dem Meer habe ich viele erlebt: Schnelle und langsame, friedliche und biestige, harmlose und solche von heftiger und zerstörerischer Kraft. Daran gewöhnt habe ich mich nie, denn jedes Gewitter ist anders – und vielleicht ist das auch eine der vielen Lehren aus den 40 Stories, die unser Buch GEWITTERSEGELN so eindringlich wie eindrucksvoll versammelt. Und lesenswert macht. Ich hoffe sehr, dass ich stellvertretend für die 40 Segler, die Autoren genau dies in der Sendung ALLE WETTER! so rüberbringen kann, wie sie es spannend im Buch erzählen.

                       Wer die Sendung am kommenden 13.10 versäumt: Hier kann man den Mitschnitt sehen.
                       Weiterlesen über Gewitter hier auf MARE PIU: Ist es gefährlich, im Gewitter zu segeln? Hier!
                       Wer MARE PIU auf der Buchmesse erreichen möchte: Wir sind bis Freitag, 16.10. dort.  Einfach das Kontaktformular rechts außen benutzen.


40 Segler berichten ihre Erfahrungen.
In 8 Revieren.
Auf 272 Seiten.
Mit über 100 Fotos.
Mit mehr als 100 Learnings über richtiges Verhalten im Gewitter.

Mehr erfahren? Bestellen und gleich lesen: Hier!

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Am kommenden Dienstag um 19 Uhr und hoch über den Dächern der Frankfurter Buchmesse: Moderator Thomas Ranft wird in seiner Sendung ALLE WETTER! in hr-Fernsehen das Buch GEWITTERSEGELN im Live-Interview mit mir vorstellen.

Nur selten habe ich in den vergangenen 30 Jahren die Frankfurter Buchmesse versäumt. Unter allen Messen, die mein Beruf im Verlagswesen im Lauf der Zeit mit sich brachte – und das waren viele – blieb die Buchmesse mir über lange Jahre die liebste. Viele viele Jahre und lang vor dem Internet war sie der Ort, an dem man als Verlagsmensch zeigte, was man unter großen Mühen in den vergangenen 12 Monaten an Büchern auf die Beine gestellt hatte. Und von denen, die Bescheid wissen, wie das ist, ein bisschen Lob oder im schlimmsten Fall Kritik bekam.

Die Eröffnung der Buchmesse 2015 am kommenden Dienstag werde ich in diesem Jahr anders als in früheren Jahren erleben: Als Interview-Gast in der Fernseh-Sendung von ALLE WETTER!-Moderator Thomas Ranft (links) im 54. Stock des Maintower im HESSISCHEN RUNDFUNK. Während am Dienstag Abend in den Hallen unter dem Messeturm noch Verlagsstände bestückt, Bücher über Bücher in Ausstellungsregale gestapelt und zum dritten Mal Regale umsortiert werden, werde ich wie der Gesprächspartner im Bild oben etwas erzählen: über unser Buch GEWITTERSEGELN. 

Für unseren Verlag millemari., der noch keine 10 Monate alt ist, eine echte Auszeichnung für dieses ungewöhnliche Buch, in dem 40 Segler ihre Geschichten erzählen, was sie auf einem Segelboot mitten im Gewitter auf dem Meer erlebten, was sie in dieser Extremsituation empfanden.

Ich bin sehr gespannt, wie das sein wird. Gewitter auf dem Meer habe ich viele erlebt: Schnelle und langsame, friedliche und biestige, harmlose und solche von heftiger und zerstörerischer Kraft. Daran gewöhnt habe ich mich nie, denn jedes Gewitter ist anders – und vielleicht ist das auch eine der vielen Lehren aus den 40 Stories, die unser Buch GEWITTERSEGELN so eindringlich wie eindrucksvoll versammelt. Und lesenswert macht. Ich hoffe sehr, dass ich stellvertretend für die 40 Segler, die Autoren genau dies in der Sendung ALLE WETTER! so rüberbringen kann, wie sie es spannend im Buch erzählen.

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Mare Piu macht einen Film über Segeln. Und er ist soeben erschienen.

Irgendwie ist dieser Traum so alt wie mein Traum vom Segeln. Kaum dass ich die ersten Male auf dem Meer war, wollte ich über meine Begeisterung fürs Segeln einen Film machen. 2002 trabte ich los und kaufte mir eine Videokamera. Delphine vor Korsika, die über 10 Minuten im Bug unserer JUANITA mitschwammen, filmte ich. Die ersten Aufnahmen vom Segeln mit zittrigen Knien im Starkwind nördlich Korsika. Aber daraus wurde nichts. 

Irgendwie wollte ich immer davon erzählen, wie es ist, auf dem Meer zu sein. Wie es ist, die Segel zu setzen. Wie es ist, draußen zu sein, auf der Überfahrt von Südfrankreich nach Calvi. Wie es ist in der Nacht auf dem Meer. Wie es sich anfühlt, wieder sicher im Hafen zu sein. Und jetzt ist es soweit: Auf meiner Reise von München nach Antalya entstanden in Italien, Griechenland, Türkei über 1.000 Videoszenen, im Kopf habe ich im vergangenen Jahr ständig an dem Projekt gearbeitet. Bin mit Kameramann Stefano Weber und Susanne im Mai diesen Jahres in die Türkei geflogen, für weitere Aufnahmen.

Den Film jetzt herzustellen hat aber noch mehr Spaß gemacht, als ich das erwartet hatte. Und das hat mit den Menschen zu tun, die ich für die Mitarbeit an diesem ersten Filmprojekt begeistern konnte. Meiner Verlagspartnerin Susanne, von millemari., die sich nach den ersten Videoschnippseln im Herbst sofort für das Projekt begeisterte und die Produktionsleitung übernahm. 
Stefano, der mich mit seinen Kameras eine Woche segelnd von Marmaris bis Rhodos filmend begleitete. 
Manu und Jan von MUSICNSTUFF, die mich für ein langes Wochenende in ihr Tonstudio in Olching ließen und mich in der Kunst des Vorlesens unterrichteten. 
Marco, der die Aufnahmen als Tontechniker begleitete. 
Und ganz besonders Felix von der Münchner EMMAFILM, der sich mit Susanne und mir mehrere Wochenenden um die Ohren haute und mit Herz & Hirn und Know-How den Film erst zu dem machte, was er geworden ist: Etwas, was vom Meer, den Menschen, den Ländern dort erzählt, wie ich immer vom Meer erzählen wollte.

Und jetzt?
Wir sind fast fertig mit den Arbeiten. 

Der Trailer für den Film ist fertig. Und er ist er unserer Homepage www.millemari.de zu sehen.

Und jetzt, während ich hier auf Kithira, Monemvasia, Spetses auf LEVJE sitze: Schreibe und filme ich bereits wie ein Besessener. Für meinen zweiten Film, der im Frühjahr 2016 kommen wird.

Aber jetzt hoffe ich erstmal, mit meinem Film nicht nur meinen Nerv und den meines Teams getroffen zu haben: Sondern auch den Nerv der Menschen, die das Meer lieben. So wie wir.

Grüße von LEVJE aus Spetses
Thomas

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Soeben erschienen vom Autor von Mare Piu: 
Ein Film darüber: Was Segeln ist.


                         Als Download und auf DVD: € 19,99

Was passiert, wenn das Leben die gewohnten Bahnen verlässt? 
Was geschieht, wenn man sich einfach aufmacht und fünf Monate Segeln geht? 
Darf man das? Und wie ändert sich das Leben?
Der Film einer ungewöhnlichen Reise, der Mut macht, seinen Traum zu leben.

Mehr erfahren. Filmtrailer ansehen. Bestellen. Hier.

Der Film entstand nach diesem Buch: 
Geschichten über die Entschleunigung, übers langsam Reisen 
und die Kunst, wieder sehen zu lernen
Einmal München – Antalya, bitte. 
Das Buch: Mehr erfahren: Hier.

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Heute in Griechenland (12): Bäcker, Bus und Krise.


Die Marina von Agios Nikolaos auf Kreta: Wer vom Boot geht, findet gleich außerhalb der Marina zwei Strände. Leben in Griechenland: Wie fühlt sich das an für einen Reisenden?

In einem früheren Post schrieb ich über das Busfahren in der Türkei. Und darüber, wie viel eine Gesellschaft in ihren Bahnhof, an denen Reisen stattfindet, über sich selbst verrät. Wie sie sich organisiert. Wie sie funktioniert. Was wichtig ist.
Also los: Heute in Griechenland – mit dem Bus von Agios Nikolaos nach Heraklion.

                                                                          Weiterlesen bei: Mit dem Bus durch die Türkei. Hier.          

Früh am Sonntag Morgen verlasse ich die Marina von Agios Nikolaos auf Kreta. Der einsame Schrei einer Möwe im gleissenden Sonnenlicht, sonst nichts. Selbst die Fallböen, die immer über die Marina hinwegfauchen, sie haben sich an diesem Morgen noch einmal schlafen gelegt. Ich gehe durch das fast menschenleere Agios Nikolaos – ein paar Alte, wie immer, im Cafeneion an der  Straßenkreuzung vor der Marina, auf ihre Stöcke gestützt, vor ihrem Kaffee. Ein Pizza-Lieferant auf einem Mofa, der den Hügel hochknattert.  

Nur der Bäcker hat schon geöffnet, die Türen sperrangelweit auf, es riecht verführerisch, als hätte er gewusst, dass ich derlei willenlos ausgeliefert bin und nicht anders kann, als meiner lebenslangen Leidenschaft für die Bäckersfrau nachzugeben. „Was kauf ich mir?“ Es tut nichts, dass die Bäckersfrau in diesem Fall ein Kerl ist, es tut fast nichts, dass sie frisches Brot erst in zehn Minuten aus dem Ofen holen. Denn: ist gibt:
Warme Blätterteigtaschen, mit Schafskäse und Nüssen gefüllt. 
Heiße Käse-Stängelchen mit Sesam. 
Trockene Knabberstangen mit Karottengeschmack. 
Süßes Mürbgebäck in achterlei Sorten, der Bäcker hat sofort erkannt, dass ich ihm wehrlos gegenüberstehe – und läßt mich zwei probieren. Nein, heute lieber salzig. Da können die daheim schreiben, was sie wollen: die Krise hat den Bäcker von Agios Nikolaos auf Kreta noch nicht erreicht. Nur mit dem Wechselgeld herausgeben: da hapert es. Der Bäcker muss schon lang kramen und drei mal seine Bäckersfrau anrufen, die sich wie eine Gottheit irgendwo in hinteren Räumen birgt. Und drei mal ungeduldig zurückkeift.

Frohen Mutes überlasse ich den Bäcker seinem weiteren Schicksal …

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Soeben erschienen vom Autor von Mare Piu: 
Ein Film darüber: Was Segeln ist.


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… und stapfe mit einer großen Tüte hügelan, Richtung Busbahnhof. Aber der ist heute nicht da wo er sein soll, da die Straßen leer sind, kann ich auch niemand fragen, kein Schild weist mir den Weg. Also stapfe ich weiter den Hügel aufwärts, am Krankenhaus vorbei, zum Kreisel, rechts oder links? Ich entscheide mich für links, nach fünf Minuten deutet der Besitzer des Lebensmittel-Ladens nach hinten, dorthin: wo ich herkam. Also zurück zum Krankenhaus. Eine alte Frau, in tiefes Schwarz gekleidet, weist lamentierend ins Krankenhaus hinein, als ich nicht gleich folgsam bin, läuft sie weiter hinter mir her, bis sich hinter mir zischend die Schiebetüren des Krankenhauses schließen. Nein, hier wollte ich nicht sein. Links Chirurgie, rechts Frauenheilkunde, ich such‘ doch nur den Busbahnhof? Aber die Entschlossenheit der Frau in Schwarz tut ihre Wirkung, ich lasse mich nicht verunsichern und schreite einfach an allen Wegweisern vorbei. Und komme zum Ausgang. Der Pförtner blickt mich verschlafen an, tippt mit dem Finger der linken Hand müde fünfmal in die Luft, Richtung Ausgang. Als ich nach der „Bus-Station“ frage, erhalte ich ein mattes „Left. Left.“ Noch zwei Mal muss ich fragen, obwohl der Busbahnhof nur 50 Meter entfernt ist. Er hat sich gut versteckt, in einer Seitenstraße.

Und schon bin ich drin. Hinter dem Schalter drei Männer, zwei davon beschäftigen mit etwas, was aussieht wie ein Lottozettel, aber vermutlich ein neues Formular ist, das sich die griechische Bürokratie letzte Nacht ausgedacht hat. Ich stehe drei Minuten vor den beiden am geöffneten Schalter, nur einmal schaut einer von den beiden kurz auf, nimmt mich wahr wie ein Insekt, das gerade vorbeifliegt. Bis sich der dritte am anderen Schalter meiner erbarmt. Leider habe ich nur einen Zwanzig Euro-Schein dabei, ich fürchte das Schlimmste, dass er mir auf die 7 Euro nicht herausgeben kann, von wegen „den Händlern geht wegen der Bankenkrise das Kleingeld aus.“ Doch diesmal ists genau anders herum: Der Mann hinterm Schalter hat keine Scheine. Dafür aber jede Menge Kleingeld. Und die zählt er mir jetzt vor. Die Krise, sie treibt an jedem Baum andere Blüten.

Mein Bus rollt ein. Das modernste vom Modernen aus deutscher Produktion, genauer: der Stuttgarter Nutzfahrzeug-Sparte, vollklimatisiert, mit Toilette, die geschlossen ist und Video-Screens über den Sitzen, die nichts anzeigen. Außer, dass sie mit einem Zettel beklebt sind, der sinnig ausgerechnet darüber informiert, dieser Platz sei „under video control“. Mich beschleicht der Gedanke, dass vielleicht ja doch etwas dran sein könnte an der These von Mikhalis Farsaris, dass die EU in Griechenland nicht fair spielen würde, sondern die in Griechenland tätigen EU-Mittler ganz eigenen ökonomischen Zielen nachjagen würden. „Lobby-Arbeit“, nannte er es, und lächelte traurig. Oder ist es wieder einmal die deutsche Wirtschaftsmaschinerie, die einfach dort, wo EU-Gelder reichlich fließen, mit Know-How und richtigem Vertriebshändchen die richtigen Entscheider zu richtigen Produktentscheidungen motiviert?

                                       Weiterlesen: Was der Manager sagt. Interview mit Mikhalis Frasaris. Hier.
                                       Weiterlesen: Was die Sozialarbeiterin sagt. Hier.

Endlich im Bus, freue ich mich auf meine Tüte vom Bäcker. Die Blätterteigtasche, die mit dem Schafskäse und den Nüssen, fühlt sich noch warm an, als ich sie in die Hand nehme. Vorsichtig wickle ich eine Serviette drumherum, will gerade hineinbeissen: da steht der Ticketcontroller vor mir: „Its forbidden to eat in the bus“, sagt er staubtrocken, und deutet auf MEINE Tüte. 
„Und was ist, wenn jemand vor Hunger stirbt im Bus?“, frage ich ihn. 
Aber er bleibt kalt. „It’s a rule“, sagt er, und ich kaue schon auf einem Wortpfeilchen mit der Aufschrift „Von Schäuble?“ herum. Aber ich lasse es. Griechische Bürokratie, die Menschen das Essen während einer Busfahrt untersagt.

Und so rollt der Bus langsam die zwei Stunden Richtung Heraklion, er füllt sich mehr und mehr, nicht mit Griechen. Dafür aber mit: Israelis, Holländern, Russen, Engländern. Solange, bis die Menschen im Durchgang des Busses stehen und sitzen. 

Nein. Irgendwie ist sie nicht sichtbar, die Krise. Und doch ist sie da, die Krise: Als Kampf im Alltag, als lähmender Dauerzustand eines Landes, das sich auch mit noch so viel Geld-Infusion nicht berappeln wird. 
„If we want to make revolution: we first have to change ourselves“, sagt Mikhalis Farsaris. Und mit diesem Satz liefert er vielleicht das beste Summary aus meinen bisherigen Interviews und Geschichten unter dem Titel HEUTE IN GRIECHENLAND.

                                        Weiterlesen bei: Warum Despina kein Geld von mir nimmt. Hier.
                                        Weiterlesen bei: Warum der Doktor eine Arche baut. Hier.

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Vom Autor von MARE PIU: 


Ein Mann verliert seinen Job.
Aber statt zu resignieren, begibt er sich einfach auf sein kleines Segelboot.
Und reist in fünf Monaten: Von München nach Antalya.
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Die vergessenen Inseln: Gramvousa.

Am Morgen verlasse ich Kissamos. Und hätte ich diese Fahrt nach Gramvousa nicht gemacht: Ich würde sie mein Leben lang vermissen.

Der Tag ist windstill und lautlos, und im Licht der aufgehenden Sonne hole ich LEVJE’s Anker an Bord und motore leise aus dem Hafenbecken nach draußen, um nur ja die großen Ausflugsschiffe nicht zu wecken. Kissamos: ein Hafen nur dazu da, um Menschen auf eine vergessene Insel zu bringen. Für einen Tag. Jeden Tag sind es mehrere Tausend, die die großen Ausflugsschiffe, die GRAMVOUSA, die GRAMVOUSA EXPRES, die SPIRIT OF ATHOS und andere von Kissamos zu den einsamen Inseln im äußersten Nordwesten Kretas bringen und wieder zurück bringen. Eine Insel für einen Tag.

LEVJE schnürt leise nach Norden. Ich habe es nicht eilig, es sind ja gerade mal eineinhalb Stunden Fahrt nach Gramvousa Imeri, dem „zahmen“ Gramvousa im Gegensatz zur Schwester „Agria“ Gramvousa, die noch weiter draußen liegt, nach Norden zu, da, wo nichts mehr ist außer Salzgischt und scharfkantigem Fels. Langsam gleiten wir durchs tiefblaue Spiegelglatt, ein sattes Blau an den ungeheuren Felswänden entlang, die daliegen, als wären sie Gottes großes großes Buch, eine Landschaft, in die er hineinschrieb, was ihm gefiel und in dem er wegließ, was ihm nicht gefiel. Ein ausgetrocknetes Kar, das ihm wichtig war, und das sich den Hang hinaufzieht, ausgewaschen von jedem Platzregen um einen weiteren Millionstel Millionstel Millimeter. Eine Linie in der rotbraunen Felswand, die – soweit mein Auge reicht – wie mit einem Lineal etwa zehn Meter über der Wasserlinie läuft: Der alte Pegel des Meeres, ausgewaschen von Jahrmillionen an liegender Wellenplätschern, kleinen Holztrümmern, Planzenresten, was eben mit den Wellen schwimmt, wenn sie ans Land schwappen, Eine Linie, dunkel eingekerbt in die Felswand, soweit ich schauen kann, vielleicht der Wasserstand des Meeres, bevor ein Erdbeben genau diese Ecke Kretas vor nicht allzulanger Zeit einfach anhob um zehn Meter, so mirnichts, Dirnichts?

Ein riesige Höhle geformt wie ein fallender Mond, wohl Hundert Meter breit, in das ebenmäßige Gestein der Felswand hineingepunzt, der scharfe Abdruck eines überdimensionalen Stechbeitels in weichem Teig, welche geologischen Urzeit-Kräfte lassen denn soetwas werden? Eine Landschaft voller unentzifferbarer Hieroglyphen, Merkzeichen, Krakel, Schraffuren, in der nur eines fehlt: der Mensch. Und wenn er da ist: dann nur dazu, um mit einem winzig kleinen Haus über der Höhle des Halbmonds zu zeigen: wie riesig die doch eigentlich ist, wie großartig diese Landschaft. Und wie klein der Mensch darin. Eine Landschaft wie ein Buch. Nur mit sieben Siegeln, fremd und urzeitlich und schön und schaurig.

Als ich die äußerste Nordwest-Ecke Kretas dann runde und LEVJE nach Süden steuere, dies: Vulkanisch scharfe Felskanten, messerscharf geschliffen von den Wellen. Urzeitliche Berge. Und ein ebenmäßiger Kegel, der dahinein aufsteigt, wo sich erneut Gewitterwolken ballen am heutigen Tag. Ein Kegel, der mich erinnert an eine Segelreise den ganzen Antillenbogen entlang vor vielen Jahren, an die beiden Pitons auf St.Lucia, an Schwefelbäder vor dem „Gros Pitons“ und dem „Petit Piton“, Vulkankegel beides und vielleicht auch der, der hier vor mir liegt, am Horizont. Auf der anderen Seite an Steuerbord erhebt sich Gramvousa selber: ein langer langer Tafelberg aus rötlichbraunem Gestein, ein Plateau, am südlichen Ende mit einer Erhebung, auf der ganz, ganz oben allen menschlichen Unmöglichkeiten trotzend eines thront: die Festung Gramvousa, am Ende der Welt.


Es ist früher Nachmittag geworden, als ich staunend in den Flachwasser-Naturhafen vor Gramvousa einlaufe. Die Bucht: sie ist voll. Die GRAMVOUSA EXPRES hat mich genau an der Nordspitze überholt, in der weiten Bucht festgemacht und entläßt ihre Kinder durch die geöffnete Bugklappe. Es ist voll am Strand und den Hang hinauf zur Festung, also ankere ich weiter östlich, da gibt es nochmal eine Bucht mit einem kleinen Sandstrand unter Agavenbewuchs, da bin ich allein. Ich lasse LEVJE’s Anker fallen und bringe eine Heckleine aus, die Bucht ist klein, vielleicht sucht ja noch jemand Platz, und wenn ich mich mit der Heckleine zum Land ziehe, reicht es. Auf dem Felsen gegenüber liegt etwas, was aussieht wie ein Kadaver, der mannsgroße Kadaver eines Wesens aus dem Meer, das ich nicht entziffern kann. Auch mein gutes Fernglas hilft mir nicht weiter: Der Kadaver liegt auf einem Felsen nur einen halben Meter über dem Meer, ein dicker schwarzer rundlicher Körper, aus dem hinten zwei ewig lange, spindeldürre Beine heraus ins Wasser ragen. Gebiert das Meer Wesen, menschenähnlich, die wir noch nicht kennen? Gibt es etwas, was dort unten lebt, menschenähnlich, uns wohlgesonnenen, was wir nicht kennen, was gelegentlich aufsteigt, hochkommt und tot ans Land gespült wird?  Wieder und wieder schaue ich durchs Fernglas hinüber und kann doch den toten Leib nicht identifizieren mit etwas, das ich kenne. Als ich mit meiner Arbeit fertig bin und sorgfältig mit dem Dinghi meine verknoteten Landleinen erst zum Land und LEVJE dann daran hinübergewinscht habe, beschließe ich, nachsehen zu gehen, und rudere mit dem Dinghi hinüber. Eine riesige tote Schildkröte ist es, zu Lebzeiten ein Prachtexemplar, 100 Jahre alt und 100 Kilo schwer, jetzt ein Kadaver. Ein altes Tier, und was ich aus der Ferne für einen menschlichen Leib hielt, ist ihr Panzer, von dem der Wind jetzt die rottende äußere Hülle flappen läßt. Und was ich für die spindeldürren Beine des Wesens hielt, sind ihre ewig langen Vorderflossen, die vom Felsen herab ins Wasser hängen. Sie hat es nicht mehr geschafft, zurück in ihr Element, dem sie entstiegen ist, wohl zur Eiablage auf den Strand von Gramvousa. Und als sie erschöpft über Strand und Sand und Steine und Scherben und Felsbrocken zurückkroch, den schweren Panzer über die riesigen scharfkantigen Felsen ziehend, ging ihr die Kraft aus. Sie blieb einfach liegen, kraftlos, fünfzig Zentimeter vom rettenden Meer entfernt, verdurstete, vertrocknete, aushauchte ihr langes Leben, hier auf diesem Felsen endete es.


Langsam lasse ich mich im Dinghi vom Wind zurücktreiben von der Schildkröte zu Levje. Es ist Abend geworden, unter der Festung Gramvousa. Tönend haben die Ausflugsboote ihre Besucher zur Heimfahrt gemahnt, der Hang über dem Hafen, der steile Trampelpfad: er ist nun leer. Ich verhole LEVJE nun von meinem Platz und wir tuckern langsam hinüber, in die Bucht, wo außer mir nur noch ein Segler ankert. Ein Pärchen, das mit einem kleinen blauen Segelboot noch schnell in die Bucht hereinkommt. Ich packe meinen Rucksack, klettere in mein Dinghi und rudere hinüber, zur Insel, mit gleichmäßigen Ruderschlägen. Eine kleine Kapelle, am Fuß des Hügels, in der ich zwei Kerzen entzünde. Die letzten Wanderer, die von der Festung herunterkommen. Schreiende griechische Kinder mit ihren ebenso schreienden Eltern. Und über mir: der Schatten der Festung. Der Weg ist steil und steinig, öfter Felsbrocken im Weg, wieder einmal wundere ich mich, wie das gehen konnte, an diesem entlegenen Ort auf dieser entlegenen Anhöhe eine Festung zu bauen, Stein für Stein, Sack Mehl für Sack Mehl, Pulver, Nauholz und Balken dort hinaufgeschafft zu haben, immer wieder. Wieder einmal denke ich an das düstere Kapitel dieses beeindruckenden Bauwerks: dass dies zu errichten und zu unterhalten nur mit Zwangsarbeitern möglich war. Menschen aus aller Herren Länder, verschleppt, versklavt, zur Zwangsarbeit gepresst und für die fast fünfjährige Bauzeit der Festung hierher verschleppt. 

Es musste schnell gehen. Und wie man es schafft, das rieisige Bauwerk in nur fünf Jahren hochzuziehen, ist unbegreiflich. Während ich in der leerer Festung herumstreife, finde ich hallengroße Zisternen im Boden, in denen Trinkwasser gesammelt wurde. Ebenen, auf denen wahrscheinlich Obst, Getreide angebaut wurde. Gepflasterte Wege, um möglichst schnell Geschütze in Bastionen rollen zu können.

Der Bau wurde begonnen, wenige Jahre nach dem Venedig Zypern an die Türken abgetreten hatte und klar war: Eine Invasion der Türken auf Kreta war nicht mehr eine Frage des „ob“, sondern des „Wann“. Die Aggression war unübersehbar, und beide Seiten betrieben sie, Venedig vielleicht mit mehr Doppelzüngigkeit. Gramvousa war nur eine der Festungen, mit denen Venedig seine Besitzungen auf Kreta zu schützen gedachte. Man findet die anderen, wenn man an der Nordküste Kretas entlangsegelt, aufgereiht wie Perlen auf einer Schnur: Chania, Rethymno, Soudha, Candia (das heutige Iraklion), Spinalonga. Und die westlichste davon: Gramvousa. Die Augen Venedigs nach Norden, hinaus auf die Straße nach Kithira, dahin, wohin auch ich jetzt schaue, hinüber nach „Agria Gramvousa“ der wilden Insel die flach im Meer liegt und irgendwie fast zu schweben scheint an diesem Abend.

Ich streife durch die menschenleere Festung an diesem Abend, staune über die massiven Wälle, von denen es fast senkrecht hinuntergeht über 100 Metter in die Bucht, in der LEVJE friedlich schaukelt. Ich sehe die Initalen in der Kirche der alten Festung. Die Apsis, eine Seite ist eingestürzt, trotzdem kommen die Bewohner von Kissamos einmal jährlich hierher und feiern hier oben in der halbverfallenen Kirche einen Gottesdienst. Ich sehe die Tonscherben auf den Wällen, von Venezianern, von Türken, von griechischen Piraten, die während des Freiheitkampfes gegen die Türken für ein paar Jahre besetzt hielten und sich von Überfällen auf vorbeiziehende Schiffe buchstäblich über Wasser hielten. Ich sehe die Reste des weißen Markuslöwen aus Marmor, unten vor dem Tor. Was der nicht schon alles gesehen hat.

Und heute Abend? Da gehört die Festung Gramvousa, den Tieren, die auf der Insel leben. Den Kaninchen, die fast müde vor mir weghoppeln. als ich durchs Tor nach draußen schreite. Den Ziegen, die sich auf meinem Weg hinunter nicht storen lassen beim Abweiden der mageren Büsche. Und dem Nachtvogel, dessen unterdrückter Schrei mich aus der Felswand heraus bis tief in den Schlaf verfolgt.

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101 Places To Sail Before You Die: Am Acheron und seinen Rätseln.

Im vorigen Post schrieb ich darüber, wie ich nachts den Acheron erreichte, den Fluss, für den bei den alten Griechen der Hades begann. Am Morgen zeigt sich die Mündung des Acheron freundlich, die Sonne bricht durch den Morgendunst und sendet ihre Strahlen hinter federleichten Septemberwolken hervor. Eine unberührte Welt, so scheint es. Dies gehört zu den Rätseln des Segelns: Fast jeder Ort, den ich mit LEVJE erreiche, erscheint mir zunächst ganz wunderbar. Mein Blick fällt in der Morgendämmerung hinüber auf den langen Sandstrand. Ein Felsen, ganz links, der aus dem Sand herausragt. Die Pappeln ganz rechts, dort muss der der Fluss sein. Pappeln mögen Flussufer, es macht ihnen nichts aus, ein Leben lang mit nassen Füßen herumzustehen, im Gegenteil: sie lieben es. Pappeln zeigen, wo Wasser und Überschwemmung ist. Und dann: Der Sandstrand. Er zieht sich fast um die ganze Bucht herum, ein feiner, reiner, weißer Sand, auf den leise die Wellen in der Bucht plätschern. Ein Bild tiefen Friedens, alle Wünsche nach tewas anderem sind verflogen. Nein, nichts anderes. Nur genau hier sein. Eine ungetrübte Freude macht sich in mir breit, genau diesen Ort erreicht, gefunden zu haben. Mein unbefangener Blick auf die Bucht des Acheron gleich nach dem Aufstehen, einen warmen Tee in der Hand, als ich sie zum ersten Mal am Tag sehe: ein wunderschöner Ort, den ich entdeckte, weil der Wind anders wehte, als ich wollte und widrig war. Wieder einmal stimmt: Das Glück – oft kommt es in der Gewand des Unglücks daher.

Als ich nach Sonnenaufgang ins Wasser springe, wartet die Bucht mit der nächsten Überraschung auf: Das Wasser ist eiskalt. Ich schnappe nach Luft, so überrascht bin ich, denn das Meerwasser ist jetzt im frühen Oktober eigentlich 23, 24 Grad warm. Es ist, als wäre ich nach der Sauna ins Tauchbecken gesprungen, schlagartig beschleunigt mein Puls, die Atmung geht schneller in der eiskalten Umgebung. Ich habe zunächst keine Erklärung. Eiskaltes Wasser von draußen, aus der Tiefe des Meeres, das sich hier in der Bucht sammelt? Aber warum hier? Als ich aber zum Strand schwimme, finde ich die Erklärungen: Es ist kaltes Flusswasser, das hier in der Bucht zirkuliert, die Wasser des Acheron, die sich noch nicht vollständig mit dem Meerwasser mischen. Als ich kopfüber ins Türkis nach unten tauche, die nächste Überraschung: In etwa 1,70 Meter Tiefe stoße ich plötzlich auf lauwarmes Wasser, eine dicke Schicht fast körperwarmen Wassers, durch die ich wohlig mit langen Zügen tauche. Wäre nur nicht der Weg nach oben: denn um Luft zu holen, muss ich wieder durch die Schicht eiskalten Wassers, das mir nun umso kälter erscheint. Also schnell wieder runter, ins Warme. So geht das Spiel, bis ich näher zum Strand komme und die Tiefe abnimmt. Überall weißer Sand, als ich ans Ufer wate, steht die warme Schicht gerade noch 10 Zentimeter hoch über dem Sand. es reicht, um den Meeresboden zu wärmen. Ich wate ans Ufer durch kaltes Wasser, über bodenbeheizten warmen Sand.

Des Rätsels Lösung: Das frische, klare Flusswasser des Acheron kommt aus den Bergen und ist kalt. Da Süßwasser eine geringere Dichter als Salzwasser besitzt, legt es sich einfach wie eine kalte Decke auf das warme Meerwasser, bevor es sich endgültig mit ihm vermischt. Ein herrliches Schwimmen, ich kenne das Phänomen aus Kroatien, aus Skradin, dort, wo sich der Fluss Krka bis auf 20 Kilometer dem Meer genähert hat und sich die Krka-Wasserfälle über hunderte Kaskaden nach unten stürtzen. Man kann dort mit dem Segelboot den Krka-Fluss über 15, 20 Kilometer den Fjord hinauffahren und in der Hitze des Sommers vom Meer kommend im kalten Süßwasser plantschen. Aber kaum taucht der Schwimmer nichts ahnend nach unten: trifft er auf warmes Meerwasser – 15, 20 Kilometer im Landesinneren, das der Fluss wie mit einer gewaltigen Pumpe vom Meer ins Landesinnere holt. Ein faszinierender Artenreichtum, der dort entsteht, wo Land- und Meerwasser aufeinander treffen und erst noch eine Weile scheu jedes für sich bliebt. Ich stelle mir das auch beim Acheron so vor: Unten im Fluss kilometerweit ins Land hinein Meerwasser, mit der zugehörigen Tierpopulation: Krabben, Krebse, Meeresfische: Dorade und Wolfsbarsch und Rotbarbe, die sich plötzlich, zur Freude der Fischer, weit im Landesinneren im Salzwasser tummeln. Und im selben Fluss, ein Stockwerk darüber, nur einen halben Meter entfernt: die Süßwasser-Bewohner. Süßwasser-Lebewesen aller Arten, Libellen und Forellen und Rotfedern. Ich frage mich: ob sie wohl zurückzucken, wenn eines sich ins Element des anderen verirrt. Ob sie überhaupt überlebensfähig sind im anderen Element und gleich wieder zurückdrängen in ihr angestammtes? Oder ob das alles ganz und gar gleichgültig ist und die Forelle gern mal einen Schluck Salzwasser nimmt, der inneren Hygiene wegen. Es ist jedenfalls ein großes Rätsel und immer wieder ein Wunder, wenn Süß- und Salzwasser aufeinandertreffen.

Langsam spaziere ich den Strand entlang, der seinesgleichen sucht, einer der schönsten Strände auf meiner bisherigen Reise. Weißer feiner Sand, den Fluss und Meer in jahrtausendelangem Mit- und gegeneinander aus dem Gestein gemahlen und zu einem kilometerlangen Sandstrand aufgehäuft haben, der jetzt im späten September seinesgleichen sucht. Wo vor Jahrtausenden der Hades begann: Heute ein Paradies.

Ein paar Liegestühle, leer, fast bin ich allein, ich wandere unter den Pappeln hinüber, dorthin, wo eine Handvoll Camper stehen und wo der Acheron ins Meer mündet. Fischer, die ihre Kaiken im raschelnden Schilf vertäuten. Stille. Ein Ort, um zu bleiben, wer weiß, wie lang.

Jetzt erschienen im Verlag bei millemari., dem Verlag von Mare Piú:
Schärensegeln.
Ein Buch randvoll mit „Places To Sail Before You Die.“
Prädikat: „Besonders wertvoll. Jetzt, wo der Winter naht.“

                   
Zeitgleich zu meiner Reise von München nach Antalya segelt der Songwriter, Musiker und Bassist Claus Aktoprak auf einem kleinen Boot durch die Welt der schwedischen Schären. Und kommt am anderen Ende Europas zu ähnlichen Ergebnissen. Ein Band voller faszinierender Bilder. Über seine Reise berichtet die Zeitschrift SEGELN in ihrer aktuellen Ausgabe. 
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