Kategorie: Mare Più

"Danke, deutsche Segler, für Eure Unterstützung!"

In meinem letzten Post des Jahres 2021 baten wir um Spenden für den befreundeten Segelclub im südsizilischen Sciacca. Das Gelände des Segelclubs auf der Hafenmole von Sciacca war im November 2021 wegen schwerer Regengüsse von einer Flutwelle vom Land aus verwüstet worden – siehe meinen vorangehenden Post.

Auf GOFUNDME haben wir über unseren Verlag millemari. im Dezember zu einer Spendenaktion für den CIRCOLO NAUTICO in Sciacca aufgerufen mit dem Ziel, 1.000€ zu sammeln. Wir erreichten dieses Ziel Anfang Februar und bedanken uns bei allen Spendern, Freunden, millemari.-Lesern, die unsere Kampagne großzügig unterstützten.

Vor einer Wochen konnten wir Franco Galuzzo, dem Präsidenten des Clubs, 1.000 Euro überweisen. Gestern bedankte er sich live auf Risoluto.it, einer italienischen Online-Zeitschrift, bei den Deutschen Seglern für die Spende zum Wiederaufbau der Club-Einrichtungen, die dazu beiträgt, dass der Club seine

Arbeit fortsetzen kann. Unter der Überschrift DEUTSCHE SEGLER TRAGEN ZUR BESEITIGUNG DER UNWETTERSCHÄDEN IM SEGELCLUB „CIRCOLO NAUTICO ‚IL CORALLO‘ IN SCIACCA BEI, sagte Franco Galuzzo (ab 1:30): „Wir danken unseren deutschen Freunden Thomas und Susanne, die im Internet eine Spendenkampagne mit deutschen Seglern aufgesetzt haben und uns durch ihren Beitrag beim Wiederaufbau mit einer bedeutenden Summe helfen.“ 

Auch der italienische Segelverband FEDERAZIONE DI VELA ITALIANA, die Rotarier der Stadt Sciacca, die örtliche Capitaneria di Porto und vor allem die „Soci“, die Mitglieder des Clubs spendeten für den Wiederaufbau. Der Club war – wie viele Clubs auch – nicht gegen Elementarschäden versichert. Dem Video-Beitrag hängen auch Fotos der Flutkatastrophe an.

Auch in der sizilianischen Tageszeitung GIORNALE DI SICILIA bedankt sich der Clubchef in der Titelzeile für die Hilfe der Segler aus Deutschland:


„Unwetterschäden treffen Segelclub,
Hilfen kommen aus Deutschland.

Solidarität kommt von jenseits der Grenze. Deutsche Segler tragen dazu bei, die Schäden der Flutkatastrophe im Circolo Nautico Il Corallo von Sciacca zu lindern.“

Der Club CIRCOLO NAUTICO „IL CORALLO“ in Sciacca engagiert sich in Sciacca auch sozial und organisiert Veranstaltungen mit behinderten Kindern, um sie an das Thema „Meer“ heranzuführen. Daneben hat sich der  Club unter seinem Präsidenten seit 15 Jahren zu einem der landesweiten italienischen Austragungsorte der REGATTA VELA LATINA gemausert, einer Regatta mit alten Lateinergetakelten Traditionsbooten.

„Nie dachten wir, dass eine Welle vom Land uns mehr Schaden zufügen könnte als jede Welle vom Meer.“

Eine Flutwelle zerstörte innerhalb einer halben Stunde die Gebäude und Einrichtungen des befreundeten Segelclubs im sizilianischen Küstenort Sciacca. Nachfolgend ein Bericht von Franco Galuzzo über die Flutwelle. Wir wissen nur zu gut, wie schnell so etwas auch im eigenen Land geschehen kann und haben deshalb jetzt ein Spendenkonto auf GOFUNDME eingerichtet, um dem kleinen Segelclub zu helfen, der unversichert von der Naturkatastrophe getroffen wurde. 

Wir danken für jeden Euro, den Ihr spendet.

Aus ihren Verankerungen gerissene Gebäude, Schlamm und Unrat:
Nur eine halbe Stunde hatte sich eine Welle vom Land aus auf die Hafenpier ergossen und die beiden Segelclubs von Sciacca zerstört.

„Es war eine ‚Bomba d’acqua’, eine Bombe aus Wasser, die in dieser Nacht auf uns runterkam“, berichtet Franco Galuzzo, Chef des örtlichen Segelclubs CIRCOLO NAUTICO IL CORALLO in Sciacca an der Südküste Sizilien.

Als wir wir am Sonntag nach Nikolaus telefonieren, erzählt Franco von jener Nacht, in der der Regen über Sciacca kam. Die Altstadt liegt oben am Berg, doch der Hafen mit dem Supermarkt und den beiden Segelclubs liegt unten auf Meereshöhe. Dort, wo der örtliche Bach, der Cansalamone, den Berg herunterkommt. Den Cansalamone kenne ich gut – ich verbrachte den Sommer 2016 auf LEVJE im Circolo Nautico und den Winter 2017/18. In sizilianischen Sommern ist er nichts weiter als ein weites, schilfbestandenes Tal zwischen den Hochhäusern. Doch in jener Nacht wurde der eingequetschte Bach zum großen Ablauf ins Meer, dem auf dem Weg ins Meer nur die Gebäude der beiden Segelclubs im Weg standen.

Franco Galuzzo: „In Sciacca fallen das Jahr über 40 Zentimeter Wasser. Allein n dieser Nacht kam die Hälfte eines ganzen Jahres runter. Wir waren in der Nacht noch oben im Arcobaleno, dem „Regenbogen“, unserem Clubrestaurant von Maurizio, dem Fischer und Mitglied im Club. Weil es so regnete, hat uns Maurizio schon um 10 Uhr rausgeworfen und sein Restaurant zugemacht. 

Das fast ins Meer gespülten Clubgebäude mit Clubbüro und Bergen von Unrat auf der Pier.
Die Mitglieder haben mittlerweile den Unrat in freiwilliger Arbeit beseitigt.Wir sammeln nun für die Wiederinstandsetzung  der Clubgebäude und Neubeschaffung der Einrichtung. Der Circolo Nautico von Sciacca macht auch regelmäßig Veranstaltungen mit behinderten Kindern aus der Region Agrigent.

Als ich nachts um eins zuhause auf die Terrasse trat, regnete es heftig. Ich sah von oben, wie eine gewaltige Welle durch das Tal des Cansalamone nach unten brach – Wasser, Schlamm, Baumstämme, Schilfrohr, Zweige. Wie die Welle im Nu die Brücke vor dem Meer verstopfte. Wie sie über die Brücke stieg, sich einfach darüber wälzte. Sich in an den Wellenbrechern brach, die ja eigentlich das Meer draußenhalten sollten, aber jetzt die Welle des Cansalamone drinnen aufstauten. Ich sah von oben, wie die Welle den einzigen Weg nahm, der ihr blieb: Hinaus auf die breite Pier, die ins Meer hinausragt, auf der ihr nur die nachts geparkten Autos im Weg standen. Und unsere beiden Segelclubs auf der Innenseite der Pier. Denn die breite Deichmauer außen verhinderte, dass das Wasser ablaufen konnte.“

Ich kenne den Circolo Nautico und habe viele Posts über den Circolo auf diesem Blog geschrieben. Über die Regatta VELA LATINA, die sie jedes Jahr auf ihren restaurierten Holzbooten unter den dreieckigen Lateinersegeln veranstalten. Über Clubfeiern, über die Herzlichkeit, mit der mich Franco und die anderen auf Vereinsabende ins „Arcobaleno“ einluden. Mein Buch AUF DEM MEER ZU HAUSE beginnt mit einem typischen Vereinsabend des Circolo Nautico in Sciacca und mit drei Kapiteln über die Menschen in Sciacca.

„Es muss eine etwa 2 Meter hohe Welle aus Wasser Schlamm, Detritus gewesen sein, die über die Pier und die beiden Marinas hinwegging“, sagt Franco Galuzzo über die Flut, über die auch italienische Fernsehsender berichteten. „Ungefähr 1 Million Kubikmeter Wasser. Der Cansalamone erschuf eine Welle von 2 Metern, die 

alles unter sich begrub und mitriss, was herumstand: Autos, abgestellte Motoren, Zementblöcke. Manches fanden wir bei uns im Club wieder. Sie machte nieder, was ihr in den Weg kam, riss Teile unserer Clubgebäude mit, versenkte ein Fischerboot. Die übrigen Boote und unsere Schwimmpier blieben unbeschädigt. Aber die Elektronik, alle baulichen Einrichtungen im Club sind teilweise unterspült, verschoben, zerstört und müssen abgebaut werden.“

„Habt Ihr eine Versicherung?“, frage ich Franco. Er verneint. „Wir hatten bisher keinerlei Grund, eine Versicherung gegen Elementarschäden abzuschließen. Wir haben keine Versicherung. In 2018 hatten wir schon mal so eine Welle, aber sie beschädigte nur den Supermarkt am Fuß der Mole. Nie dachten wir, dass eine Welle vom Land uns mehr Schaden zufügen könnte als jede Welle vom Meer.

Wir haben einen Schaden an Gebäuden, an Einrichtungen und vor allem an der Elektronik und Computern in Höhe von 40.000 bis 50.000 Euro. Manches können wir durch Eigenleistung reparieren. Die Clubmitglieder haben zumindest schon mal den Schlamm rausgeschafft, der überall auf dem Gelände zurückblieb und alles einzuzementieren drohte.“

Jetzt ist es an mir, dem Circolo Nautico zu helfen. Susanne Guidera und ich haben von unserem Verlag millemari. aus auf GOFUNDME eine Spendenkampagne ins Leben gerufen, die den Circolo Nautico von Sciacca wieder auf die Beine helfen soll. Bitte unterstützt uns – und sei es nur mit 1 Euro. Denn wie Franco Galuzzo am Ende des Telefonates sagt:

„Ich freue mich über jeden Euro und bin sehr gerührt, dass Segler in Deutschland an uns in Sizilien denken. Das bewegt mich sehr.“

Der Link auf unser Spendenkonto auf GOFUNDME: hier klicken!

Endlich wieder Kroatien! millemari’s 41. Neuerscheinung.

Endlich wieder Kroatien! Wie lange haben wir darauf gewartet.

Kurz im malerischen Piran anlegen, zum Ausklarieren. Dann entlang an der Küste Istriens nach Süden segeln. In Umag einklarieren. … Und dann in Rovinj einen ersten längeren Landgang machen. Zur Sveti Eufemia hoch auf den Kirchhügel. Kurz auf den Bauernmarkt an der Nordseite der Altstadt. Und dann? Ja, was machen wir jetzt? Und wo gehen wir heut Abend essen? Ist der Wirt in der Altstadt noch immer so gut, wie er immer war?

Früher hab ich mir diese Frage „Was mach ich jetzt?“ häufig gestellt. In den vergangenen vier Monaten habe ich daher intensiv nach Antworten gesucht, wo die Perlen und besten Plätze zwischen Koper und Kornaten an der Küste liegen. Ich habe recherchiert und Leute interviewt und geackert und noch mehr recherchiert. Und mir einen Törnführer geschrieben, wie ich ihn mir als Bootsreisender selbst immer gewünscht habe. Am 15. August erscheint dieser Törnführer:

Aber warum das? Vier Monate sich seinen eigenen Törnführer schreiben, wo es doch sie viele Reiseführer gibt?

Der Revier-Kompass Kroatien Nord ist anders. Er liefert nicht nur die Highlights entlang der Küste zwischen Koper und Kornaten, an denen man häufig vorbeisegelt oder ahnungslos vorbei läuft. Er zeigt die Highlights auf doppelseitigen Luftbild-Aufnahmen wie in einem Wimmelbild und ausführlichen Texten, was man da alles entdecken kann. Zum Beispiel in Rovinj, wie oben auf dem Cover. Egal, ob man beim ersten Mal wissen will, wo das Bojenfeld liegt, ob ich dort wie der Sohn meiner Frau von der 5 Meter hohen Klippe ins Meer hüpfen (ganz rechts), mit den einheimischen Rovignesi an deren Stadtstrand, der Blaza Ballota im Meer baden oder mal so richtig Abends gepflegt mit der Crew zum Essen gehen will.

Oder in der Altstadt von Rab, hier im Bild:

Der Revier-Kompass liefert mir aber auch mit dem Kompass-Stern zu jedem der beschriebenen 25 Orte  einen Schnellüberblick, was ich hier wie gut unternehmen kann. So kann ich schnell meinen Törn unterwegs umplanen, wenn beispielsweise aufziehendes Schlechtwetter das erfordert:


In Rovinj Essen gehen? Der lange Zacken des Kompass-Sterns ganz oben im Bild zeigt an, dass ich hier überdurchschnittliche Restaurants finde. Kann ich von hier aus Landausflüge in die Gegend unternehmen? Der lange Zacken AUSFLÜGE  rechts zeigt an, dass das hier prima geht. Die rechte Hälfte des Sterns zeigt an, was ich unternehmen kann an einem Ort. 

Und die linke Hälfte ist für den Skipper. Ob es eine Marina gibt – und bewertet sie kritisch, wie diese ist. Ob in der Nähe ANKERN möglich ist oder es BOJEN als Alternative gibt. Ob viele oder wenige freie Transitliegeplätze vorhanden sind. Der kleine kurzen Zacken bei PREISE zeigt an, dass in der ACI MARINA ROVINJ die Preise eben ein klitzekleinwenig höher sind als anderswo und dafür das Serviceangebot … naja, reden wir nicht drüber. Aber wenn ich das vorher weiß, muss ich ja da nicht hin. Es gibt andere Möglichkeiten.

Revier Kompass Kroatien: 
• 25 Orte in Kroatien, die man in jedem Fall mit dem Boot erreichen kann
• an denen man vom Hafen oder Bojenplatz aus Kroatien erleben kann – egal ob an den Strand oder ins Museum gehen, wandern, trecken, mit der Familie mal runter vom Boot und Fahrradfahren will. Oder einfach nur mit Freunden richtig Schlemmen – was man in Rovinj übrigens beinahe am besten machen kann. Mit Ausnahme eines einzigen weiteren Ortes zwischen Koper und Kornaten. 

Welcher das ist, verrät der Revier Kompass Kroatien. ;-))

Jetzt bestellen – 
ab 15. August 2021 lieferbar bei millemari:



25 Highlight-Orte, die man zwischen Koper und Kornaten 
mit dem Boot erreichen kann
160 Seiten in Farbe
24,95€


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Für alle, denen es Zuhause zu eng wird: SEGELN SIE DOCH MAL HEUT ABEND DURCH DEN ORKAN…

… denn Orkansegeln heute Abend geht ganz easy:

1. Nehmen Sie Lin und Larry Pardeys Handbuch Sturmtaktik in die Hand.

2. Lassen Sie sich einfach von den 21 eingestreuten Sturmgeschichten in die stürmische Ostsee vor Bornholm, in die Biskaya, in die gischtenden Wogen vor dem sonnigen Baya Califormia oder in die wilde Tasman See vor Australien entführen.

Dass sie dabei jede Menge Sturmerfahrungen machen und über Sturmtheorie erfahren werden, steht außer Frage. Nicht nur deshalb stellte die Zeitschrift YACHT in ihrer aktuellen Ausgabe im April 2021 das Buch sowie das ungewöhnliche Leben und Segeln der beiden Ausnahmesegler kurz wahrheitsgetreu vor: 

„Mit selbstgebauten, kleinen Holzbooten segelten der Kanadier Larry Pardey und seine Frau Lin zweimal um die Welt. Ihre Erfahrungen hielten sie in vielbeachteten Büchern fest. Eines davon, in dem sie Sturmtaktiken beschreiben und aus dem der nebenstehende Text entnommen ist, erschien jüngst im Millemari Verlag auf Deutsch.“

Seine Lin lernte Larry in einer Bar kennen. Ein paar Tage danach hängte sie ihren Job an den Nagel, um fortan mit ihm zweimal um die Welt zu Segeln. Genauer gesagt: Larry segelte in Stürme. Und Lin schrieb Bücher darüber. 

Das HANDBUCH STURMTAKTIK handelt genau von solchen Stürmen und Orkanen auf dem Meer. Aber der heimliche Held des HANDBUCH STURMTAKTIK ist ein Manöver, das die meisten Segler für kinderleicht halten, solange sie es nicht selber bei verschiedensten Bedingungen ausprobierten: Das Beidrehen, von dem Lin und Larry überzeugt waren, dass man damit jeden Sturm abwettern kann. Auch auf moderneren Yachten als ihrer SERAPHIN und TALEISIN. Sie testeten das fast über drei Jahrzehnte, um die richtige Sturmtaktik zu finden – und ließen auf ihren gerade mal H-Boot großen selbstgebauten Booten kaum einen Sturm aus. 

Lin schrieb über ihre Abenteuer so spannend und so authentisch, dass sie auch nicht zögerte, zu berichten, wie genervt sie nach dem 23. Sturm auf einer Reise war und selbst ein gutes Buch, mit dem sie sich unter Deck in ihre Koje trotzig einspreitzte, nicht mehr half. Oder dass sie beim Aufkommen der ersten Böen aus lauter Hektik mit blankem Hinterteil an Deck erschien – was Larry ihr verzieh, aber nicht der Sturm. 

Heute, als alte Dame, kann Lin Pardey über derlei Sperenzchen nur lachen. Das Foto zeigt Lin vor wenigen Wochen, nachdem sie die deutsche Ausgabe ihres STURM TAKTIK HANDBUCHS in ihrer Wahlheimat Neuseeland erhalten hatte:

 

Also: Orkansegeln geht wirklich ganz einfach heute Abend. Aber lassen Sie das Buch nicht offen im Wohnzimmer liegen. Sonst geht ihre bessere Hälfte nie mehr mit Ihnen Segeln. Oder noch schlimmer: Verschwindet wie Lin mit dem Buch in der Koje!


Hier mehr erfahren. 

Für alle, denen es Zuhause zu eng wird: MEIN BOOT IST MEIN ZUHAUSE.

Ich kenne Yachten mit eingebauter Sauna. Und solche mit Hubkiel. Ich kenne aber nur eine Yacht mit eingebauter Badewanne.
Lesen Sie, wo obige Badewanne steht.

Es muss nicht gleich die Badewanne sein, die es braucht, um ein Boot zu einem richtigen Zuhause zu machen. Oder doch? Autor Holger Peterson hat sie stilecht in seine knapp 12 Meter FUCHUR verbaut. Aber er liess sich auch 12 Jahre Zeit, bis er sich mit viel Liebe zum Detail sein Haus auf dem Wasser so umgebaut hatte, dass es von der Technik über die Sicherheit bis zum Komfort seinen Wünschen 

So gemütlich kann Boot sein: Eine Februarnacht bei starkem Schneefall auf Holger Petersons FUCHUR in einem Bremer Hafen.

entspricht. Gesegelt ist er trotzdem viel. Aber die Liebe zum Detail führte ihn zu einem Detailwissen, das seinesgleichen sucht, und das er für die 4. Auflage seines Handbuches MEIN BOOT IST MEIN ZUHAUSE nun noch einmal vertieft und erweitert hat.

12 Jahre müssen Sie also nicht warten auf ein gemütliches Boot. Holger Petersons Buch liegt vor. Und der Traum vom Leben an Bord ist einfach. Aber die wenigsten haben ihn sich erfüllt – und das nicht einmal zeitweise und vorübergehend. Dabei ist auf dem Boot leben und arbeiten heute einfacher denn je – Homeoffice und Melderecht sind nicht nur nervige Gängelei, sondern in der Krise echte Chancen-Öffner und Verbündete für ungeahnte Veränderungen und Abenteuer im Leben, und sei es nur, dass man sein Leben mal ausnahmsweise ein halbes Jahr aufs Wasser verlegt statt immer nur davon zu träumen.

Also rein ins kalte Wasser jetzt im Frühjahr! Ein bisschen Know-How darf sein, und Holger Peterson kann ihnen helfen, die größten Fallgruben auf dem Weg zum Zuhause auf dem Meer zu vermeiden. Die vier Jahreszeiten durch die Fenster des eigenen Schiffes zu erleben ist klasse. Kalte Füsse und eine nächtliche

Tropfsteinhöhle wegen Kondenswasser von der Decke kann man mit etwas Anleitung vermeiden. Holger Petersons MEIN BOOT IST MEIN ZUHAUSE ist neu in 4. Auflage erschienen – und liefert den Stoff, aus dem Träume wahr werden. Von der Suche nach dem idealen Boot über das Leben an Bord zu jeder Jahreszeit mit eigenem Trinkwasser und behaglicher Wärme bis hin zum Leben und Arbeiten auf dem Boot. 

Und wenns denn wirklich die Badewanne sein soll: Fragen Sie den Autor. Er hilft Ihnen gerne weiter – er weiß auch ganz sicher, wie der richtige Duschkopf für Ihr Boot aussieht ;-)




MEIN BOOT IST MEIN ZUHAUSE
als ebook,
als Paperback
-> will ich mehr drüber wissen.

Das gestrige Sturmtief "Hortense" über Mallorca: Sind Stürme über dem Mittelmeer heftiger?

Es ist nur ein eineinhalbminütiges Video vom Dach eines Gebäudes auf Mallorca. Aber es zeigt in eindrucksvoll und lehrbuchhaft den nur etwa eineinhalb Minuten dauernden Aufzug einer zyklonalen Zelle auf dem Meer, wie ihn auch Lin und Larry Pardey in ihrem HANDBUCH STURMTAKTIK beschreiben. Gut erkennbar sind in dem kurzen Video ganz klar die typischen Merkmale und einzelnen Phasen dieses klassischen Kaltluftausbruchs am Freitag 22.1.2021 Mittag über dem 16 Grad warmen Mallorca:

• Der unglaublich schnelle Heranzug der Front von Nordwesten
• die typischen grauen „Kaltluft-Fahnen“ vor der Front der heranziehenden Gewitterwolken, die starke Fallböen ankündigen.
• Ebenso typisch: Das Einsetzen von heftigem Regen, bevor Böen bis 120 km/h wehten – getreu der alten Skipperweisheit: 

„Kommt der Wind vor Regen: Skipper kann sich schlafen legen.
Kommt der Regen vor dem Wind: Skipper, Birg die Segel geschwind!“

über die ich oft in meinen Büchern schrieb.

Wie kam das Unwetter zustande? Kam „Hortense“ überraschend? Konnte man Sturmtief „Hortense“ schon vorher in den Wetterkarten ausmachen?

Auf den Wetterradar-Karten von WETTERONLINE kann man den Ablauf gut erkennen. Und wer die Wetterkarten verfolgte, konnte in sechs-Stunden-Schritten die Intensivierung des Tiefruckgebiets miterleben:

Donnerstag Nacht, 21.1. erreicht Sturmttief „Hortense“ von Nordwesten heranziehend mit reichlich Kaltluft im Schlepp das spanische 

Festland an der Costa da Muerte bei A Coruña in der Biskaya und mutiert in den frühen Morgenstunden des Freitag über dem spanischen Festland zwischen Madrid und den Pyrenäen zur Gewitterfront:

Auf dem Weg südostwärts Richtung Balearen gewinnt die Front, die nun von der portugiesischen Grenze bis Zentralfrankreich reicht, weiter an Kraft:

Gegen 9.00 Uhr am Freitagmorgen erreicht die Unwetterfront die Mittelmeerküste zwischen Valencia and Barcelona – und legt buchstäblich in Windeseile in nur 2 Stunden die 120 Seemeilen zwischen dem Festland und den Baleareninseln zurück, was dann zu dem im Video ganz oben zu sehenden schnellen und heftigen Frontdurchgang führt:

Damit sich eine derartige Wetterküche wie Sturmtief „Hortense“ zusammenbraut, braucht es wie im menschlichen Leben vor allem eins – Differenzen. Beim Wetter vor allem Temperatur-Differenzen:: Kaltluft aus polaren Regionen mit 0° trifft um die Mittagszeit über Mallorca auf Wassertemperaturen von 14-16° und Inseltemperaturen von >16°. Derartige Kaltluftausbrüche sind vor allem auf der Adria im Sommer keine Seltenheit. Aber auch die Ostsee kennt sie, wie die Geschichte eines im Gewittersturm gekenterten Katamarans vor Greifswald im Sommer 2017 im Buch IN SEENOT beschreibt, dessen dreiköpfige Besatzung mit allen Tricks gegen die drohende Unterkühlung ankämpfte.

Und wie schnell bewegen sich Sturmtiefs üblicherweise? Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, dass man auf einem sommerlichen Segeltörn einem Sturmtief wie „Hortense“ begegnet? Kann man einem Sturmtief ausweichen? Wie verhält man sich auf See, wenn eine Front wie „Hortense“ über einen hinwegzieht? 
Auf diese und viele weitere Fragen geben Lin und Larry Pardey in ihrem HANDBUCH STURMTAKTIK umfassende Antworten: 




Es gibt nicht mehr als eine Handvoll Taktiken,
um durch einen Sturm zu kommen.
Aber welche ist die Richtige?


Mit Ostsee-Erfahrungen der Autoren,
soeben erschienen.

STURM-TAKTIK: Widersprechen sich die beiden Bücher Wilts/IM STURM und Pardey/HANDBUCH STURMTAKTIK?

Mare Più-Leser Christian stellte zu meinem letzten Post zum Thema DIE RICHTIGE STURM-TAKTIK folgende Frage:

„Ich habe mir bei euch auch das Buch von den Pardeys gekauft und so lange  

fasziniert darin gelesen, bis ich parallel begann, die beiden Bände von  
Heide und Erich Wilts zum gleichen Thema zu lesen.
Ich möchte um Gottes Willen den Pardeys keine Kompetenz absprechen, das  
steht mir überhaupt nicht zu, denn sie haben abertausende von Meilen unter  
allen Bedingungen in nahezu allen Meeren gesegelt und dabei viele, sehr  
viele schlimme Stürme er- und überlebt. ABER: die Wilts raten explizit und  
auch unter Nennung der Pardeys davon ab, den Seeanker über den Bug  
auszubringen und propagieren das bei modernen Schiffen übers Heck zu tun  
und nur übers Heck. Könnt Ihr den Widerspruch erklären?“

Lieber Christian,

vielen Dank für Deine Mail. Als ich sie las, war mein erster Gedanke die Erinnerung an folgende Begebenheit. Ein erfolgreicher Verleger, (kein Kleinverleger wie ich ;-)) – wandte sich eines Tages an Reinhard Mohn, den Gründer von BERTELSMANN, einen noch erfolgreicheren Verleger, um ihn zu fragen, welche Methoden denn richtig, welche falsch seien, um einen Verlag noch erfolgreicher zu machen. Reinhard Mohn antwortete ihm lapidar: 

„Alles was funktioniert, ist richtig.“

Das war eine weise Antwort. Dies „Alles, was funktioniert, ist richtig“ gilt auch für den scheinbaren Widerspruch zwischen Heide und Erich Wilts auf der einen und Lin und Larry Pardey auf der anderen Seite. Ganz einfach deshalb, weil DU allein auf DEINEM Schiff selbst folgende drei Punkte herausfinden musst:

1. Wie DEIN Boot sich bei Sturm am besten verhält und am besten liegt.
2. Womit Du Dich in einer wirklich bedrohlichen Situation am wohlsten fühlst. 
3. Und wie Du dabei vor allem in der Lage bleibst, GUTE ENTSCHEIDUNGEN zu treffen.

Der letzte Punkt ist mir dabei fast am wichtigsten – denn im Ernstfall ist dies der Punkt, der fast immer Ursache für „menschliches Versagen“ ist, das ja auch Heide und Erich Wilts in ihrem Buch IM STURM thematisieren. Das Thema GUTE ENTSCHEIDUNGEN hat der Psychologe und Unfallforscher Prof. Bernhard Streicher in meinem Buch AM BERG eingehend anhand von Bergunfällen beleuchtet. Seine Bemerkungen geben mir bis heute zu denken.

Zu Deiner Frage „Treibanker über Bug oder Heck ausbringen“ habe ich auch die betreffenden Stellen im hervorragenden Buch von Heide und Erich Wilts noch einmal nachgelesen. Lin und Larry Pardey stimmen mit Heide und Erich Wilts ja in vielen Punkten überein – und nicht nur, was den grundsätzlichen Nutzen des Einsatzes von Treibankern im Sturm angeht. Der unzweifelhafte Wert beider Bücher für den Leser besteht ja darin, dass sowohl Pardeys HANDBUCH STURM TAKTIK als auch Wilts IM STURM aus einer sehr tiefgehenden jahrelangen persönlichen Erfahrung mit Stürmen geschrieben wurden. Lin und Larry Pardey begründen den Einsatz des Treibankers über Bug statt über Heck explizit in einem eigenen Kapitel (S. 141f) damit, dass bei Lage des Bugs zu den anrollenden Wellen nach ihren Erfahrungen auf ihren beiden kleinen 24- und 29-Fuß-Langkielern

• „brechende Seen mit geringerer Wahrscheinlichkeit ihren Weg ins Boot“ finden, weil Steckschotten, Niedergänge, das offene Cockpit nicht den Wellen offenstehen
• „Gischt… die Besatzung davon abhalten könnte, den Niedergang zu öffnen, um an Deck“ Ausguck zu gehen oder auf Wache zu sein.
• das Boot bei Problemen mit dem Treibanker bei Buglage immer noch beigedreht unter Segel in Position liegt, während es bei Hecklage zum Treibanker augenblick losläuft und querschlagen könnte.
• das Bergen des Treibankers am Bug dank Ankerwisch einfacher ist.

Es gibt allerdings keine Gründe, das Wort von Heide und Erich Wilts anzuzweifeln, warum auf ihren Booten das Ausbringen des Treibankers übers Heck zu besseren Ergebnissen führte.

Wenn ich dem Buch von Lin und Larry Pardey eines verdanke, dann ist es vor allem die Erkenntnis:
• Beim Thema Sturmtaktik haben sich in den letzten 10-20 Jahren schon bestimmte Grundtechniken als geeignet (oder wie das „treiben lassen“ eindeutig als eher ungeeignet!) erwiesen.
• Die richtige Technik – ob im Detail so oder so – kann man für sein Boot nur selber herausfinden. Und zwar auf dem Boot, auf dem man eben unterwegs ist. Man kann nur eindringlich den Rat von Lin und Larry Pardey sinngemäß weitergeben: 
                           
Geh bei etwas mehr Wind raus. Probier es selber aus,
den Sack mit der Sturmfock auf dem nassen Deck in Schwerwetterklamotten nach vorn zu schleifen. Teste einfach, was funktioniert. Und was nicht.
                           



Es gibt nicht mehr als eine Handvoll Taktiken,
um durch einen Sturm zu kommen.
Aber welche ist die Richtige?


Mit Ostsee-Erfahrungen der Autoren,
soeben erschienen.

Warum ist Beidrehen bei Sturm kein leichtes Manöver, obwohl es doch anscheinend so leicht ist?

Beidrehen-Üben im Corona Sommer 2020 bei 30 Knoten Wind in der irischen See vor der Mönchsinsel Skellig Michael:
Ein eindrucksvoller Beweis, dass Beidrehen kein leichtes Manöver ist. Obwohl man es im Segelkurs leicht erlernt.
Aber nicht nur die irische See ist ein ideales Trainingsrevier, um Beidrehen zu üben…

Isla de Caja de Muertos südlich von Puerto Rico, November 1999: Ich erinnere mich noch gut an mein erstes Beidrehen – und dessen Schwierigkeiten habe ich gut vor Augen, nicht nur, weil die unbewohnte Karibikinsel Caja de Muertos übersetzt „Sarg-Insel“ heißt und auch so aussieht. 

Wir waren am Morgen bei leichtem Nordostpassat Kurs West entlang der Südküste Puerto Ricos aufgebrochen. Im Lauf des Vormittags frischte der Nordost, der sonst beständig wehte, auf. Gegen 10 Uhr Vormittags wurde er mehr, dann noch mehr, und wir hatten unsere helle Freude, mit der frischen Brise westwärts zu fliegen.

Bis es vor der Isla de Caja de Muertos zuviel wurde. Die Yacht lief instabil. Aus Freude wurde schlagartig Bangen. Reffen war angesagt. Also zuerst Beidrehen. Kann doch nicht so schwer sein, was soll an Beidrehen schon anderes dran sein, als mit backgestellter Fock und losgeworfener Großschot durch den Wind zu gehen? Aber zum Beidrehen mussten wir vom „Gemütlich mit-dem-Wind-gleiten“ einen Haken schlagen – um 180 Grad genau in den auffrischenden Wind hinein. Aus 20 Knoten Wind raumschots würden plötzlich 26 Knoten, und die Welle, mit der wir bislang gemächlich mitgelaufen waren, ließ schon beim ersten Versuch ihre Gischt über den Bug fliegen, vom Lärm plötzlich wild schlagender Segel und des Baumes nicht zu reden. Uns vier – allesamt Segelneulinge, verließ die Traute. Jetzt beidrehen erschien uns zu heftig – und so weit vor der Küste gar als Manöver mit unabsehbaren Folgen. Aber wir mussten doch reffen, denn der Wind würde vor der Sarg-Insel weiter zunehmen…

Warum Beidrehen mehr ist „als Backstellen des Vorsegels unter gerefftem Groß“, beantworten Lin und Larry Pardey in ihrem soeben erschienenen HANDBUCH STURM TAKTIK. Bei mäßigem Wind mag diese einfache Segelkombination noch ausreichen, um ein Boot zum Stehen zu bringen. Doch im strengen Sinn, so betonen die Autoren, bedeutet Beidrehen bei stärkerem Wind:

„Dass Sie 

• jede mögliche Kombination Ihrer Segel … nutzen müssen, um                                                    

• Ihr Boot so zum Stehen zu bringen, 

• dass es etwa 50 Grad vor dem Wind 

• und langsam, direkt vom Wind weg 

• auf seinem eigenen Slick, auf den vom Bootsrumpf gebrochenen Wellen, reitet.“

Das sind fünf harte Kriterien, die erfüllt sein müssen. Aber wie die Autoren zeigen, verweigern gerade moderne Yachtdesigns standhaft, sauber beigedreht zu liegen. Es gibt sogar namhafte internationale Segelbuchautoren, die von der Unmöglichkeit schrieben, eine Yacht mit den gängigen modernen Konstruktionsmerkmalen wie einem normalen Bermuda-Rigg, Flossenkiel und Spatenruder sauber beizudrehen.

Im vergangenen Sommer versuchten wir während der Arbeit an der Übersetzung des HANDBUCHS STURMTAKTIK, vor der Westküste Irlands die Theorien der Autoren zu überprüfen und auf LEVJE, einer SUNBEAM 37, Baujahr 2000, genau die fünf oben genannten Kriterien bei etwa 30 Knoten Nordwest umzusetzen. Wir benötigten knapp eine Stunde und vier verschiedene Versuche mit ganz unterschiedlichen Segelstellungen und Kombinationen, bis das Boot bei 30 Knoten-Verhältnissen stabil beilag. 

Versuch Nummer 1, wie gelernt: Vorsegel backgestellt, Großschot los, Ruderblatt hart nach Luv: LEVJE liegt nicht mit 50°, sondern mit 90° zum Wind und zur Welle. Fatal – weil sie jede anrollende Welle in Rollen übersetzt und damit der Gang übers Deck zum gefährlichen Abenteuer wird. An Arbeiten unter Deck nicht zu denken ist. 

Versuch Nummer 2: Gleiche Segelstellung, Ruder nicht hart Luv, sondern mehr mittig. Bei diesem nächsten Versuch luvt Levje immer wieder aus der beigedrehten Position an und geht durch den Wind: Fatal – die Yacht soll ja sicher zum Stehen gebracht werden und nicht unkontrolliert plötzlich hoch am Wind lossegeln.

Versuch Nummer 3: Was macht eine Yacht beigedreht lediglich unter backgestellter Fock mit winzigem Fetzchen Groß? Wie man unschwer an der irischen Gastlandflagge erkennt, schwingt eine drehfreudig konstruierte moderne Segelyacht aufgrund ihres schlanken Kiels sofort ihren Bug nach Lee und zeigt ihr Heck dem Wind. Fatal – denn nun wird sie im nächsten Augenblick vor dem Wind unkontrolliert lossegeln.


Versuch Nummer vier: Vorsegel ganz weg. Großsegel im 2. Reff auf „Hoch-am-Wind“-Kurs…

Erst Versuch Nummer vier brachte ein annähernd zufriedenstellendes Ergebnis mit stabilem Liegen in einer Position von immerhin 60° zum Wind. Und das bei einer Segelstellung, die ich von vornherein für mein Yachtdesign eigentlich ausgeschlossen hatte: Nämlich mit eingerolltem Vorsegel und lediglich unter dichtgeholtem gerefften Großsegel. Also nix „Backstellen des Vorsegels unter gerefftem Groß“. 

          

… die Schiffsdaten beim 4. Versuch: Ganz rechts der Windmesser – er zeigt eine Lage von 60° zum Wind bei 29,6 Knoten Wind Speed. Sowie eine Driftgeschwindigkeit des Bootes von 0,56 Knoten.

Dass dies genau die Segelstellung war, die Lin und Larry Pardey für ihre langkieligen 24-Fuss-Holzyachten entwickelt und empfohlen hatten, ist kein Zufall. Ihr Ratschlag im HANDBUCH STURM TAKTIK: Sein Schiff beizudrehen lernt erst, wer das auf dem eigenen oder gecharterten Schiff auch bei etwas mehr Wind konsequent probiert. Und beim nächsten Törn, der unweigerlich in diesem Sommer winkt, wirklich herausfindet, welche Segelkombination und Ruderstellung ein Schiff braucht, um sauber beigedreht bei allen Windverhältnissen zu liegen. Beidrehen auf dem Schiff sollte trainiert werden.

Und die Isla de Caja de Muertos? Irgendwann brachte einer von uns vier doch die Traute auf, den Bug des Bootes durch den auffrischenden Wind zu bringen und das Boot zum Stehen zu bringen. Beidrehen ist seither vor allem beim Alleinsegeln mein Lieblingsmanöver – zum Ruhen. Zum Schlafen. Für Reparaturen. Bei unsichtigem Wetter. Beim Warten auf sichere Bedingungen für einen Landfall. Voraussetzung ist, dass ausreichend Seeraum in Lee vorhanden ist. Aber auch darüber schreiben Lin und Larry Pardey.

Alles LeserInnen von Mare Più ein Gutes Neues Jahr! Und sicheres Segeln im Segelsommer 2021!




Es gibt nicht mehr als eine Handvoll Taktiken,
um durch einen Sturm zu kommen.
Aber welche ist die Richtige?


Mit Ostsee-Erfahrungen der Autoren,
soeben erschienen.

 

Wenn auf See ein Boot auseinanderbricht. Und warum es so schwierig ist, Besatzung abzubergen.


Wenn ein Schiff auseinanderbricht: Im Vordergrund das Heck des Open 60-Bootes, oben links der abgerissene Bug, der als „Auftriebskörper“ das Sinken des Rumpfes verhindert. ©Image Marine National

„Am Abend des 23. Dezember lag der Wind bei 47 bis 48 Knoten, wobei wir Böen mit 55 Knoten registrierten. Dies entsprach den Prognosen. Die See ging schwer, die Wellen begannen an einigen Stellen zu brechen.

Es war gegen 18.30 UTC. Ich diskutierte mit Damien vor dem Kartentisch gerade die Navigations- und Wetterdaten, als das Boot in einem Wellental plötzlich Fahrt verlor und von irgendeinem Wasserwiderstand gebremst zum Stehen kam. Im gleichen Moment hörten wir das Geräusch berstender Composit-Teile. Reflexartig rief Damien, der Mast wäre gebrochen, aber von dort, wo die Geräusche herkamen, konnte es nicht der Mast gewesen sein, das wusste ich instinktiv. Damien war dem Niedergang am nächsten. Er rannte raus, um Nachzusehen. Er sah mit einem Blick, dass nicht der Mast, sondern ein Teil des Rumpfes abgebrochen war.“

So schildert der Schweizer Regatta Profi Bernard Stamm das Auseinanderbrechen seines OPEN 60-Bootes mitten auf dem Atlantik vor genau 7 Jahren. In seinem knapp 20-seitigen Bericht über das Unglück, den er uns für das Buch IN SEENOT zur Verfügung stellte, schildert er nicht nur den Hergang der Havarie, sondern auch die Schwierigkeiten seiner Bergung von den Trümmern seines Schiffes.

Die Umstände des „Schiff-Bruches“ von Bernard Stamm, der zeitliche Ablauf sind in ihren Details durchaus denen von Kevin Escoffier vergangene Woche vergleichbar. Von einem plötzlichen „Wasserwiderstand“ schreibt Bernard Stamm, in den sein Boot bei schwierigen Windverhältnissen hineinsegelte, gefolgt vom Geräusch berstender Teile. „Vom Mastschott an bis nach vorne war nichts mehr da, bis auf die Fender in der Segellast… Ich sah den Bug unseres Bootes, er war vor den Schwertern abgerissen und stand nun in einem Winkel von 45° vom Bug ab.“, schreibt Bernard Stamm. Der Bruch erfolgte also am Schott unterhalb des Mastes – einer erhöht belasteten Stelle nicht nur wegen des Mastdrucks von oben. An dieser Stelle kommt im Rumpf einiges an Kräften zusammen: Der Zug der Wanten, deren Püttings die Kräfte an dieser Stelle in den Bootskörper einleiten. Die „Schwerter“ oder der seitliche Druck der Kielwurzel. Läuft dann noch das Boot mit hoher Geschwindigkeit in einen Wellenberg in seitlicher Bewegung, könnte das bei den gewichtsoptimierten Hochleistungs-Rennyachten an dieser Stelle zum Bruch führen. Tatsächlich kann man die Stelle des Abrisses „vor den Schwertern“ bei der Bergung von Bernard Stamms Boot gut erkennen:

Vor allem die Bergung von Bernard Stamm und seines Begleiters Damien Guillou gestaltete sich in der Nacht auf Weihnachten dramatisch. Da sich das Boot im Nordatlantik etwa 40 Seemeilen nordwestlich der Bretagne befand, konnte Bernard Stamm sowohl seine französische Flottenbasis als auch die zuständige englische Seenotrettung in Falmouth per Telefon verständigen. Um Mitternacht erreicht sie ein Flugzeug, während die beiden versuchten, die Trümmer der Takelage loszuwerden, die ein Abbergen aus der Luft erschweren. Doch sie schaffen es nicht, durch Drahtstagen, Trümmer und Aluprofile vorbei zur Rettungsinsel zu schwimmen. Als ein Hubschrauber eintrifft, misslingt wegen des“Jojos“ der Rumpftrümmer, des heftigen Auf- und Abs in den Wellen, der Bergungsversuch von oben. Von einem Rettungsflugzeug abgeworfene Life Rafts, der Versuch, vom Boot wegzuschwimmen – nichts klappt. Erst als Rettung auf dem konventionellsten Weg naht, schaffen sie es nach 12 langen Stunden, vom Boot in Sicherheit zu gelangen – mit Prellungen und gebrochenen Rippen.

Was von Bernard Stamms Boot noch übrig war, erreichte 14 Tage später auf einem Frachter die Küste der Bretagne. Bernard Stamms Geschichte und 22 weitere finden Sie in IN SEENOT.

„Segeln und Corona haben eins gemeinsam:
Man sollte jedes Manöver im Kopf einmal durchgespielt haben.
Besonders die Unangenehmsten.“





Mit Beiträgen von:
Bernard Stamm
Loick Peyron 
Boris Herrmann … über die Ängste des Profiseglers auf See
und vielen Anderen
10% des Erlöses gehen an die Seenotretter,
bei denen das Buch auch bestellt werden kann.

„Geh nicht raus, 
ohne dieses Buch gelesen zu haben!“





Es gibt nicht mehr als eine Handvoll Taktiken,
um durch einen Sturm zu kommen.
Aber welche ist die Richtige?


Mit Ostsee-Erfahrungen der Autoren,
soeben erschienen.

Soeben erschienen:


Was neue Impfstoffe leisten. Was nicht.
Warum Corona übler ist, als wir dachten.

Mit Beiträgen von:
Eckhart von Hirschhausen
Michael Mayer-Hermann
Jonas Schmidt-Chanasit
Johannes B. Kerner
und vielen anderen.
millemari.-Bücher gibts überall im Buchhandel.
Oder direkt auf millemari.de

Was kann einem Boot im Sturm gefährlicher werden? Der Wind? Oder die Welle?


Ein typischer Anblick in den Wintermonaten in der Bucht von Port de Pollença im Osten Mallorcas. Eine Yacht hat sich bei schwerem Südsturm von ihrem Anker losgerissen. Aber was wurde ihr zum Verhängnis: Der heftige Wind? Oder die Welle in der eigentlich geschützten Bucht?

Auf diese unscheinbare Frage, ob Wind oder Welle einem Boot im Sturm gefährlicher werden,  stieß ich vor kurzem im Handbuch Sturm Taktik von Lin & Larry Pardey. Aber so unscheinbar sie ist, so wert ist es, über diese Frage nachzudenken. Was ist es letztlich, was dafür sorgt, dass ein Boot im Sturm in Bedrängnis gerät?

Ist es vor allem der Wind, der bei aufziehendem Sturm unsere Aufmerksamkeit auf sich zieht? Die hunderte verschiedener Sinneseindrücke reichen von akustischen Wahrnehmungen wie dem gewaltsamen Klonk-klonk-klonk eines Falls am Mast und dem Pfeiffen des Windes in der Takelage über die optischen Eindrücke eines heftig killenden Segels, wehende Gischt bis hin zum wild hin und her springenden Verklicker. Aber auch unser Körper nimmt Wind wahr, wenn wir uns gegen den Wind lehnen müssen, um aus dem Cockpit aufs Vordeck zu gelangen oder unwillkürlich in einer Böe nach der Mütze greifen, weil eine Böe sie vom Kopf zu reißen droht.

Aber genau in der Aufmerksamkeit, die der Wind auf sich zieht, liegt die Tücke. Denn auf offener See ist es nicht der Wind, der einem Boot gefährlich werden kann, sondern die Welle. Eine heftige Böe kann eine seegehende Yacht zwar kurzzeitig „flach legen“ und den Mast den Wellen nahebringen, aber niemals zum Kentern bringen. Das schaffen auf dem Meer nur brechende Wellen, die das Boot breitseits treffen und praktisch überrollen. Über dieses gefürchtete „Querschlagen“ schrieb ich bereits in den beiden vorangegangenen Posts. Damit das geschieht, brauchts ordentlich „Fetch“: Der Wind muss über eine lange Strecke, mehrere Hundert, besser Tausend Kilometer über die Weite der See anrollen,

Brechende Seen in einem Frühjahrs-Weststurm vor der Südküste Siziliens. Die mit langem Fetch aus der Länge des westlichen Mittelmeers rollenden Wellen brechen vor der Hafeneinfahrt von Sciacca und machen sie unpassierbar.

damit die Wogen Kraft bekommen. Übrigens schreiben Lin & Larry Pardey in ihrem HANDBUCH STURMTAKTIK, dass man die ersten Stunden eines Sturms selbst auf dem Atlantik die Fahrt in der Regel gut fortsetzen kann – bis zum jenem Moment, in dem die Wellen bei signifikanter Höhe brechen.

Lin & Larry Pardey beantworten die Frage eindeutig: Auf offener See ist es die Welle, die einem Boot gefährlich werden kann, nicht der Wind.

Aber wie immer gibt es eine Ausnahme: Jollen auf Binnengewässern. Hier genügt oft schon eine erste Gewitterböe, um Segelfahrzeuge ohne Kielballast umzuwerfen oder sie unter vollen Segeln aufs Ufer zu jagen. Aber deshalb gehört es auch zur praktischen Ausbildung auf Binnengewässern, zu lernen, wie man seine gekenterte Jolle wieder aufrichtet. 

Und die Winterstürme in Port de Pollença? Die gut geschützte Ankerbucht verspricht Seglern trügerische Sicherheit. Bei den tagelangen Südstürmen im Winter reicht schon ein Fetch von ein paar Kilometern, um Wellen aufzuwerfen, die das Schiff derart in Bewegung bringen, dass dessen Anker langsam aus dem Sandgrund gerupft und die Yacht aufs Nordufer gedrückt wird.

Das HANDBUCH STURMTAKTIK ist soeben erschienen und jetzt bei millemari.de bestellbar.

Was kann einem Boot im Sturm gefährlicher werden? Der Wind? Oder die Welle?


Ein typischer Anblick in den Wintermonaten in der Bucht von Port de Pollença im Osten Mallorcas. Eine Yacht hat sich bei schwerem Südsturm von ihrem Anker losgerissen. Aber was wurde ihr zum Verhängnis: Der heftige Wind? Oder die Welle in der eigentlich geschützten Bucht?

Auf diese unscheinbare Frage, ob Wind oder Welle einem Boot im Sturm gefährlicher werden,  stieß ich vor kurzem im Handbuch Sturm Taktik von Lin & Larry Pardey. Aber so unscheinbar sie ist, so wert ist es, über diese Frage nachzudenken. Was ist es letztlich, was dafür sorgt, dass ein Boot im Sturm in Bedrängnis gerät?

Ist es vor allem der Wind, der bei aufziehendem Sturm unsere Aufmerksamkeit auf sich zieht? Die hunderte verschiedener Sinneseindrücke reichen von akustischen Wahrnehmungen wie dem gewaltsamen Klonk-klonk-klonk eines Falls am Mast und dem Pfeiffen des Windes in der Takelage über die optischen Eindrücke eines heftig killenden Segels, wehende Gischt bis hin zum wild hin und her springenden Verklicker. Aber auch unser Körper nimmt Wind wahr, wenn wir uns gegen den Wind lehnen müssen, um aus dem Cockpit aufs Vordeck zu gelangen oder unwillkürlich in einer Böe nach der Mütze greifen, weil eine Böe sie vom Kopf zu reißen droht.

Aber genau in der Aufmerksamkeit, die der Wind auf sich zieht, liegt die Tücke. Denn auf offener See ist es nicht der Wind, der einem Boot gefährlich werden kann, sondern die Welle. Eine heftige Böe kann eine seegehende Yacht zwar kurzzeitig „flach legen“ und den Mast den Wellen nahebringen, aber niemals zum Kentern bringen. Das schaffen auf dem Meer nur brechende Wellen, die das Boot breitseits treffen und praktisch überrollen. Über dieses gefürchtete „Querschlagen“ schrieb ich bereits in den beiden vorangegangenen Posts. Damit das geschieht, brauchts ordentlich „Fetch“: Der Wind muss über eine lange Strecke, mehrere Hundert, besser Tausend Kilometer über die Weite der See anrollen,

Brechende Seen in einem Frühjahrs-Weststurm vor der Südküste Siziliens. Die mit langem Fetch aus der Länge des westlichen Mittelmeers rollenden Wellen brechen vor der Hafeneinfahrt von Sciacca und machen sie unpassierbar.

damit die Wogen Kraft bekommen. Übrigens schreiben Lin & Larry Pardey in ihrem HANDBUCH STURMTAKTIK, dass man die ersten Stunden eines Sturms selbst auf dem Atlantik die Fahrt in der Regel gut fortsetzen kann – bis zum jenem Moment, in dem die Wellen bei signifikanter Höhe brechen.

Lin & Larry Pardey beantworten die Frage eindeutig: Auf offener See ist es die Welle, die einem Boot gefährlich werden kann, nicht der Wind.

Aber wie immer gibt es eine Ausnahme: Jollen auf Binnengewässern. Hier genügt oft schon eine erste Gewitterböe, um Segelfahrzeuge ohne Kielballast umzuwerfen oder sie unter vollen Segeln aufs Ufer zu jagen. Aber deshalb gehört es auch zur praktischen Ausbildung auf Binnengewässern, zu lernen, wie man seine gekenterte Jolle wieder aufrichtet. 

Und die Winterstürme in Port de Pollença? Die gut geschützte Ankerbucht verspricht Seglern trügerische Sicherheit. Bei den tagelangen Südstürmen im Winter reicht schon ein Fetch von ein paar Kilometern, um Wellen aufzuwerfen, die das Schiff derart in Bewegung bringen, dass dessen Anker langsam aus dem Sandgrund gerupft und die Yacht aufs Nordufer gedrückt wird.

Das HANDBUCH STURMTAKTIK ist soeben erschienen und jetzt bei millemari.de bestellbar.

"Ein Boot schlägt quer": Wie kann man "querschlagen" vermeiden?

Mein letzter Post über das Querschlagen und die darin analysierten Videoaufnahmen einer havarierten Segelyacht warfen bei Lesern die Frage auf, ob und wie man das „Querschlagen“ eines Bootes im Sturm vermeiden kann.

Darauf gibt es nur eine Antwort: Dass es keine kurze Antwort gibt. Ich versuche trotzdem, einen kurzen Überblick zu geben und tue dies als Herausgeber des HANDBUCHS STURMTAKTIK von Lin & Larry Pardey, an dessen Übersetzung ich über vier Monate arbeitete und das Ende kommender Woche erscheinen wird. 

Häufigste Ursache des „Querschlagens“ ist der Verlust der Ruderwirkung, beispielsweise durch eine Welle, die im Heck eines Schiffes bricht oder einfach nur brachial das Heck herumdrückt. Beides sieht man sehr gut im Video. Die Gewalt der Welle drückt einfach das Heck herum, die Yacht schlägt quer zur Welle. 

Nicht nur die ältere Literatur empfiehlt vor allem das Nachschleppen eines Treibankers, um die Fahrt eines Schiffes zu verlangsamen. Aber vor allem, um durch den Bremseffekt eines geschleppten Gegenstands im Wasser das Heck stets im Wind zu halten und dadurch ein Querschlagen zu verhindern. Hierzu gibt es konventionelle Treibanker zu kaufen, wer das Stichwort „Treibanker“ googelt und sich die Ergebnisse als Bilder anzeigen lässt, bekommt schnell einen guten Eindruck über Aussehen und Funktion solcher Tools. Allerdings sind die dort gezeigten eher ältere Kegelanker (und weniger neue Konstruktionen), deren Wirkung im Sturm zu gering ist.

Vor allem Moitessier und nachfolgend andere improvisierten im Sturm und brachten über Heck Festmacher aus. Manche von ihnen sind bis zu 180 Meter (so der Text!) lange Schlaufen aus Festmachern. Solche extremen Längen von geschleppten Leinen erwähnen Lin & Larry Pardey im Buch mehrfach, z.B. Kapitel 16. Beeindruckend ist auch die im Buch enthaltene Geschichte von Sir Peter Blake, der mit Robin Knox-Johnston als Co-Skipper mit acht Mann auf Rekordfahrt um die Welt auf dem Maxi-Katamaran Enza eine lange Schlaufe aus Festmachern bilden ließ. An dieser befestigten sie Anker plus Kette des Maxi-Katamarans und umwickelten beides mit allen Leinen, die an Bord zur Verfügung standen, um durch das ständiges Einholen und Ausbringen die optimale Steuerfähigkeit seines 85-Fuß-Katamarans bei Windspitzen bis 120 Knoten (so der Text, auf Nachfrage auch von Lin Pardey bestätigt!) in der Biskaya zu erreichen. Nachgeschleppte Leine als zusätzliches Sturm-Notruder, sozusagen.

Weitere Möglichkeit und von den Autoren des Handbuchs Sturm Taktik favorisierte und auf fast allen Meeren erprobte Sturmtaktik ist Beidrehen. Von vielen wird es irrtümlich als „leichtes“ Manöver beschrieben, doch kann es einer weniger erfahrenen Crew schon bei 5-6 Beuafort gehörig „Cojones“ abverlangen. Warum Beidrehen nicht auf jedem Schiff und unter allen Bedingungen leicht ist, und deshalb aber bei allen Bedingungen trainiert werden sollte, diese Frage wird im HANDBUCH STURM TAKTIK wirklich erschöpfend beantwortet. Ich werde darauf in den nächsten Posts intensiver eingehen.

In unseren Breiten ist „Querschlagen“ tatsächlich eine reale Gefahr. In Küstennähe bei auflandigem Wind kann man diese Gefahr nicht ernst genug nehmen. Im Buch IN SEENOT wird die Rettung einer vor Norderney quergeschlagenen und auf Grund gelaufenen Hallberg-Rassy samt Crew vor drei Jahren beschrieben. Egal ob vor den Seegatten in der Nordsee oder vor Ostseehäfen, der Nordküste der Adria bei Jugo oder den Flusshäfen an den europäischen Atlantikküsten: Bei auflandigem Starkwind werden sie zur tückischen Gefahr für jede Crew, die erschöpft nach langen Stunden im Starkwind den sicheren Hafen zum Greifen nah vor sich hat. Wegen der abnehmenden Wassertiefen im Küstenbereich brechen die Wogen vor Hafeneinfahrten und Flussmündungen überraschend heftiger als draußen. Auch im Wellental stark abnehmende Wassertiefen können in Einfahrten zu kurzzeitiger Grundberührung und dem nachfolgend unvermeidbaren Querschlagen einer Yacht führen. Um Querschlagen in dieser Situation zu vermeiden, hilft bloß eins: Draußen bleiben. Sturm auf See abwettern. Versuchen, Seeraum zu gewinnen. Oder wie Lin & Larry Pardey schreiben: 

„Gute Seemannschaft bedeutet, die schwierigere Entscheidung gerade dann zu treffen,                                wenn man am müdesten ist.“

Mein eigenes Erlebnis: Bei Starkwind aus SW vor der Südküste Irlands auf einer fast 20stündigen Einhand-Passage über Nacht von den Scilly-Isles entschied ich mich am Vormittag bei 6-7 bft. zum Einlaufen in die Mündung des südirischen River Suir mit dem Südwest. Bei Wassertiefen in der breiten Flussmündung von 30 abnehmend auf 10-15 Metern wähnte ich mich vor Querschlagen im auflandigen Wind sicher. Ich ließ aber trotzdem unter Segel den Motor in der fast 3 Kilometer breiten Flussmündung mitlaufen. Darüber war ich froh: Selbst bei diesen moderaten Bedingungen erwischte mich eine brechende See im Heck so böse, dass ich durchs Cockpit flog. Wie heftig die Bootsbewegung war, zeigte sich erst später unter Deck, wo ein mit Suppe gefüllter Schnellkochtopf über zwei Meter vom kardanisch aufgehängten Herd quer durch den Salon katapultiert wurde. Wer weiß, was ohne Motorantrieb in dieser Situation passiert wäre.

Zur weiteren Beschäftigung mit dem Thema „Querschlagen“ und vor allem dem Thema „Beidrehen“ empfehle ich guten Gewissens das HANDBUCH STURMTAKTIK von Lin & Larry Pardey, das am 16.11.20 erscheint.