Kategorie: Blogs

Läuft!

Mi., 09.Okt.19, Franz.Polyn./Tahiti/Papeete, Tag 1956, 18.962 sm von HH

Unsere Ersatzteil-Beschaffung klappt besser als wir heimlich befürchtet hatten. Das Radar landet dank eines fähigen Agenten zollfrei bei uns im Cockpit. Ohne Agenten soll es nahezu unmöglich sein, hochpreisige Waren aus dem Zollbereich zu bekommen.
Jetzt hängt das neue Teil an seinem angestammten Platz. Die Gebühren für den Agenten (immerhin 190 USD) bekommen wir ja vielleicht sogar von Raymarine erstattet.

Die Winsch-Lieferung verzögert sich um acht Tage. Normal – willkommen in Tahiti. Man bekommt hier zwar alles, die Frage ist nur wann. Die neue Wisch hat die gleichen Maße wie die alte, somit sollten alle Bohrlöcher und Bolzen passen. Aber die Demontage hat es in sich. Mit Hilfe einer Mastwisch und Fall; und beherzten Schlägen auf den Hinterkopf gibt sie dann doch endlich auf. Die alten Bolzenlöcher passen zwar, aber ein massiver Metall-U-Träger, der unter Deck als Kontersicherung festgeschraubt war, zeigt sich wiederborstig. Korrodiert, wie er ist, braucht er zunächst etwas Pflege. Außerdem sind die Gewinde ausgeschlagen.
Aber zwei Tage später, grad rechtzeitig zum Geburtstag, kann ich mein Geschenk in den Armen halten.

Die alte Winsch wehrt sich noch

Kerze oben drauf – drei, zwei, eins … meins!

Somit sind die großen Projekte nun abgearbeitet. Bleibt noch der Segler-Dreikampf: Großeinkauf, Wäsche waschen und Staulisten anlegen.
Das zieht sich noch ein paar Tage, aber dann geht es weiter. In der Zwischenzeit gehen wir abends hin- und wieder ‚Roulottes‘ essen. Das sind Imbiss-Buden, die allabendlich am Hafen aufgebaut werden. Da Restaurant-Besuche so teuer in Papeete sind, hat sich eine preiswerte rollende Subkultur entwickelt. Neben den umgebauten Bullis köcheln Pötte auf großen Flammen, werden Woks und Grills aufgebaut. Es gibt Burger mit Bergen von Pommes oder pikante China-Pfannen, gegrillter Fisch oder ‚Poison Cru‘.
Zur Touristen-Attraktion aufgestiegen, sind die ‚Roulottes‘ zwar nicht mehr so günstig, wie es mal begonnen hat, aber eine schmackhafte Weise abends Essen zu gehen.
Wenn wir Glück haben und gerade ein Kreuzfahrt-Schiff im Hafen liegt, spielt eine Band Ukulele und anschließend treten die wilden Tänzer von den Marquesas auf.

Roulottes

rollende Imbiss-Buden

Tänzer von den Marquesas – immer wieder nett

Schweißtreibende Tänze

Ein neues Segel-Video

Fr., 04.Okt.19, Franz.Polyn./Tahiti/Papeete, Tag 1951, 18.962 sm von HH

Unser bislang längster Törn – von Ecuador auf die Osterinsel: ein Boot, zwei Menschen, 2400 Seemeilen, 24 Tage.

Ist ja schon eine Weile her, aber trotzdem viel Spaß!

Ein Boot, zwei Menschen, 2400 Seemeilen, 24 Tage

Ein Boot, zwei Menschen, 2400 Seemeilen, 24 Tage

SV Inspiration II -Vladimir Marataev RUS

VIER JAHRE WELTUMSEGELUNG MIT LOW BUDGET

Die Inspiration II ist nun das zweite Mal um die Welt gesegelt. Das Schiff hatte bereits mit dem Voreigner Horst Scholz diese Reise vollzogen, der allerdings beim Verkauf des Schiffes an Vladimir die Windpilot Anlage vom Heck demontierte, weil er sie an sein neues Schiff anzuschrauben gedachte, mit dem er die nächste Reise plante.
So kam es, dass ich im Sommer 2015 in Holtenau einen Steuersklaven an die Inspiration verschraubte, ein flinker Job, weil die Löcher auf mich warteten. Wir haben mehr geredet als geschraubt.

Ich habe damals einen überaus symphatischen Seemann kennen gelernt, der mit sparsamen Worten erzählte, dass er eine Weltumsegelung zu machen plante. Mit einem Männerschiff, rustikal, unter Deck eine dunkle Höhle vergleichsweise gering sortiert, die Klorolle am Band im Niedergang, immerhin ein solider Rettungsring, den man allerdings nicht gern an den Kopf geworfen haben möchte.

Langkawi beach

Zwei Jahre später habe ich aus Panama diese Mail erhalten:

Dear Peter. My Yacht INSPIRATION II has your Winpilot Pacific since August 2015. I am in Panama – Balboa today and in few days I will start sail to Marquises, French Polinesia. 
Many thanks you for this Windpilot – it works good.
Be so kind tell me one question – What maximum wind Windpilot Pacific can be used?
Best Regards from Vladimir

Meine Antwort bei solchen Fragen ist immer die gleiche: Eine Windpilot hat keine Augen, um brechenden Seen auszuweichen, aber er kann steuern, solange Wind und Wellen zueinander passen. Ansonsten hält der Steuersklave still die Klappe, und hält mehr aus, als die Nerven eines Skipper´s, der sich u.U. auf der Yacht in die Hosen macht, derweil der Steuersklave einfach nur stoisch funktioniert.

Horst Scholz + Vladimir

Im August dieses Jahres habe ich dann von Horst Scholz – dem Voreigner! – erfahren, dass er zusammen mit Vladimir die letzten Meilen von Spanien bis in die Ostsee gemeinsam zuückgelegt habe.
Am 1.10.2019 erhilet ich folgende Mail aus Kaliningrad:

Dear Peter, Thank you for Windpilot Pacific. Without it IMPOSSIBLE go around world and on long trip alone too.
Best regards
Vladimir

Es folgte ein interessanter Schriftwechsel, in dessen Verlauf ich Vladimir einige Fragen gestellt habe … Die Antworten haben mich sprachlos gemacht, weil ich kaum glauben konnte, was dieser Seemann mir erzählte. Hier die Kurzgeschichte:

Vladimir ( 70 ) hat lebenslang als Berufsseemann gearbeitet, davon viele Jahre als Chief Ingenieur bei der deutschen Reederei Briese Schiffahrt. Seinen Lebenstraum von einer Weltumsegelung hat er wahr werden lassen, vier Jahre war er unterwegs, mit einem Schiff, das zwar aus Stahl, aber angesichts der in Jahrzehnten durchstandenen Strapazen, in einem Zustand, der mich bereits vor der Abfahrt in stille Ehrfurcht versetzt hat. Das Schiff hatte für € 5.000 den Eigner gewechselt, zzgl. dem Preis eines Steuersklaven, den ich damals nicht voll berechnet habe, um das Budget nicht unnötig zu belasten.

Durchgerostet

Ich habe gewagt, Vladimir nach dem Gesamtbudget für seinen Lebenstraum zu befragen, er hat mir gestern mitgeteilt, dass ihm € 30.000 insgesamt für 4 Jahre zur Verfuegung gestanden haben, inklusive dem Kauf des Schiffes, der Heckverzierung, den Transit Kanalgebühren für Panama, Suez und Kiel Kanal … Treibstoff auch für den eigenen Körper und Seele … bis zur Rückkehr nach Kaliningrad!

Gestern schrieb Vladimir:

I try to repair INSPIRATION II for next  trip around world (Cape  Horn).  And I hope find sponsor for this idea.
Regards.
Vladimir

Eine Leistung, die mich still werden lässt, wenn ich an unzählige Blauwassersegler und ihre Budgets denke, die mit ganz anderen Vorraussetzungen … ihre Pläne nicht umsetzen mögen oder können … und dafür immer mal wieder mangelnde Sponsoren Unterstützung beklagen.

Aufgeschrieben 02.10.2019
Peter Foerthmann

SV Raven – Joe Schuelli CH

VIER JAHRE – 1,5 MAL UM DIE WELT – 2 MAILS

Die Schweizer sind schon immer für Überraschungen gut. Zum Beispiel Jo, von dem ich innerhalb von 4 Jahren nur zwei kurze Mails erhielt, z.B. am 31.12.2016:

Hallo Peter, wünsche guten Rutsch, und alles Beste fürs neue Jahr. Bin in Walvis-Bay. Brauche Schubstange, ist mir gebrochen. Habe Pacific in 2015 bei Dir gekauft. Hat bestens Funktioniert, in allen Situationen. Kannst Du hierher schicken?

Mit UPS war die Sache in wenigen Tagen erledigt. Kürzlich kam dann die zweite Mail, am 22.09.2019

Hallo Peter, bin ca. ein und halb Mal um die Welt gesegelt. Jetzt ist die Pacific ein bisschen lotterig in den Lagern. Kannst Du mir neue Lager schicken? Denn ich will weiter segeln, es geht von den Capeverden aus Richtung Süden.
Mit besten Grüssen
Jo, S/V Raven

Auch hier war die Sache schnell erledigt, Jo ist am Sonntag nach Mindelo entflogen, wo sein Schiff geduldig an der Mooring zerrt.
Ein Segler, der abseits der Öffentlichkeit seine Segelreisen still geniesst.

Peter Foerthmann

SV Selene – Kjell Litwin SE

EIN STILLER HELD IST ANGEKOMMEN

Ganz abseits des grossen Trubel´s um die GGR Segelheroen, ist der schwedische Einhandsegler Kjell Litwin mit seiner SV Selene, einer Vagabond 31, im Sommer ohne Trubel geräuschlos in seine Heimatstadt Stockholm zurückgekehrt. Die Welt hatte lediglich einmal von ihm gehört, als er über Kurzwelle darüber informierte, dass sein Trinkwasser ungeniessbar sei, woraufhin Istvan Kopar ihm im indischen Ocean von seinen eigenen Reserven einen Kanister übergab.

Kjell ist im Dezember in Hobart eingelaufen, ohne Trinkwasser Reserve, das Unterwasserschiff vollständig bewachsen, mit defekter Windsteueranlage. Notwendige Reparaturen wurden erledigt, eine Windpilot Anlage installiert, frisches Antifouling, die Reise ist im Januar weiter gegangen. Next Port Stockholm. Ankunft 3.Juli 2019

Wir haben unterwegs Kontakt gehalten, einiges über uns ausgetauscht, was bei Männern im gleichen Alter einfach wird, wenn Erfahrungen in Balance sind. Der Grund für einen Störfall unterwegs – eine verbogene Schubstange – war schnell gefunden. Kjell hat das wie folgt beschrieben:

Peter, I think I know  way the push rod was bent. I found out that the tiller clutch, see picture, was raised by the wind (both time the wind was strong, + 20 m/s), and in standing position the tiller was locked. Without possibility to move the tiller, the force from the WP was transferred to the push rod.

Seine Mail vor wenigenTagen:

Good to be at home, no more salt water and the floor is not moving.
Right now the wind is strong and squally in Stockholm and I am glad to be tied up in a safe place and not struggle in the Southern Ocean.

credits: Jonas Ekblad

Der Selene sind die Strapazen anzusehen, es erscheint kaum vorstellbar, wie das Schiff wohl ohne Zwischenstopp in Hobart ausgesehen hätte.

Peter Foerthmann

Von England nach Irland und Schottland (31): Übers Meer nach Glasgow.

„Was hätte ich alles versäumt, wenn ich nicht rausgegangen wäre heute!“

Der Loch Fyne, ein 50 Kilometer langer schlauchartiger Fjord nach Süden, spiegelt an diesem windigen Tag alle Wetter wieder. Hinter uns im Norden, wo Crinan am Ausgang des gleichnamigen Canals liegt, schwappen Wellen graublauer Regenwolken über die kargen Hänge des Hochlands herunter südostwärts. Im Süden, da, wo wir hinwollen, bricht vor der Insel Arran die Sonne durch die Wolken und zeichnet einen hellen Streifen am Horizont.

Segeln im Westen Schottlands ist wie Segeln auf einem windigen See in Bayern. Es ist Mitte August. Und doch gleicht das Wetter dem im April: Regenschauer und Sonne im Wechsel. Und Böen. Noch an der Boje vor dem Hafen von Tarbert beobachte ich heute morgen besorgt den Windmesser. Levje eiert an der Boje hin und her in den Böen. Sie ziehen von Westen mit 30, in der Spitze mit 35 Knoten heran und malen ihre Fächer aufs Wasser. Als wir draußen sind, sehen wir sie herankommen, ein dunkelgrauer Strich nach dem anderen auf dem Wasser, der auf Levje aus Westsüdwest zuhält, nicht anders, als wäre ich an einem wilden Föhntag auf einem der bayrischen Seen unterwegs und nicht auf dem Loch Fyne, diesem 50 Kilometer langen schlauchartigen Fjord, der sich von Norden nach Süden bis zur Insel Arran zieht.

Die Flanken des höchsten Berges auf der Insel Arran glänzen wie Schnee, wenn die Sonne durchbricht. Doch Schnee kann es nicht sein, selbst wenn der Berg, der da glänzt, der Goatfell, von 0 auf knapp 900 Höhenmeter ansteigt. Es ist ein warmer Tag, die Böe, die gerade mit 30 Knoten übers Wasser heranfaucht, ist mit 20 Grad zu warm. Was die Flanken zum Glänzen und Glitzern bringt, Felsplatten und Gebirgsbäche, die der letzte Regenschauer in der Sonne in polierte Spiegel verwandelt.

Der Wind an diesem Tag ist ein verwandter der kroatische Bora. Erst gemächliche Stille, in der 4-5 Windstärken Levje gemächlich übers Wasser treiben. Dann urplötzlich Böen mit 30 Knoten, in der sich die Wucht des Windes verdoppelt und die Levje erst auf die Seite legen und dann nach Südwesten in den Wind drehen lassen, weil alles, was vorher an Tuch richtig war, im nächsten Augenblick zuviel ist. Reffen und Ausreffen im schnellen Wechsel.

Plötzlich wird der Wind zur Tramontana, zum Kaltluftschwall der Nordadria, der wie aus einer Trillerpfeiffe mit anhaltenden 6 Windstärken kalt aus den Bergen aufs Wasser bricht. Auch hier vor Arran ist die Luft gefühlte 5 Grad kälter, der Wind bläst vor dem Kap zwischen den Inseln Arran und Bute zehn Minuten wie aus einem Föhn ohne Schwankung, die Böen sind plötzlich einem konstanten Kaltluftstrom gewichen, der aus Süden heranfaucht und Gischt mit 25 Knoten flach übers Vordeck jagt.

Weiter Kurs halten auf unser heutiges Ziel, den Hafen Ardrossan am Festland im Südosten? Ist bei diesem Südwind nicht drin. In Arran anlegen ganz im Norden der Insel in Lochranza? Der Name macht neugierig, es klingt mehr Italienisch als Schottisch, ein altes Castle gäbs da mitten in der Bucht und daneben ein Bojenfeld. Wenn der Wind dreht, ist das kein schöner Platz, also weiter um das Kap der Insel Bute herum nach Norden, in den Firth of Clyde hinein, an dessen nordöstlichen Ende, wo der River Clyde enger und enger wird, Glasgow liegt. 

Aus einem geplanten 4-Stunden Segeltag wird wieder mal ein 12 Stunden Tag. Und aus dem Gegenan ein „Platt-vor-dem-Wind“ gleiten. Die Landschaft wird kultivierter und städtischer. Die Nähe Glasgows, Schottlands zweitgrößter Stadt, ist am Festland zu spüren, die Kleinstädte an der Küste wie Fairlie oder Largs oder Greenock sind sternförmig mit Glasgow verbunden, und die Zahl der Marinas an der Küste nimmt spürbar zu. 

Doch so nahe sich Glasgow anfühlt, es dauert bis zum Abend, bis wir die JAMES-WATT-DOCK-MARINA in Greenock endlich vor uns haben. An kaum einem anderen Ort auf der Welt lässt sich die große Veränderung besser spüren, die die Welt in den letzten 30, 40 Jahren umgekrempelt hat, wie in Schottlands Marinas. Zahllose Marinas um Glasgow sind auf dem Gelände einstiger Schwerindustrie errichtet worden. Statt schwerem Schiffbau wird auf dem River Clyde nun Dienstleistung angeboten, die JAMES-WATT-DOCK-MARINA macht da keine Ausnahme, davon erzählt der gewaltige Kran, der die Werft weithin sichtbar überragt und unter dem die Einfahrt in den Hafen liegt. 

Mein nächster Post wird sich um die Marina drehen, die eine ideale Ausgangsbasis ist: Für Ausflüge nach Glasgow und Edinburgh. Aber auch für einen Blick hinüber in den Sonnenuntergang über der langen Halbinsel Kintyre nach einem langen, abenteuerlichen Tag.

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Die Hörbücher AM BERG und STURM.
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Kaum jemand segelt freiwillig raus bei Windstärke 8 oder 9 Beaufort. Hier berichten ganz normale Segler, die genau das erlebten, über ihre dramatischsten Stunden auf dem Meer. In Ostsee, Nordsee, Ijsselmeer und Mittelmeer. Über das, was sie richtig oder falsch gemacht haben. Und darüber, was in ihnen vorging, als sie unbeabsichtigt ihre Extremsituation zu meistern hatten. 
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Die Bergretter sehen ihr Leben und das, was sie in den Bergen erleben, naturgemäß anders. „Ich hab eigentlich nichts zu erzählen“, antworten sie bescheiden, wenn man sie nach ihren Erlebnissen in den Bergen fragt. Aber schon nach wenigen Minuten ist klar, dass sie Geschichten erlebten, die das Leben dieser Männer und Frauen und der Geretteten für immer prägten. Hier kommt eine Sammlung ihrer spannendsten Geschichten – als Begleiter auf der Fahrt in die Berge. Oder als Gute-Nacht-Geschichte. Aber das müssen Sie selber rausfinden, wie gut Sie danach einschlafen. 

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Mit dem Hörbuch unterstützen wir die Bergretter genauso wie mit dem Buch: 
Wir überweisen vom Nettoverlagserlös 25% an die Bergretter.

Von England nach Irland und Schottland (31): Übers Meer nach Glasgow.

„Was hätte ich alles versäumt, wenn ich nicht rausgegangen wäre heute!“

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Segeln im Westen Schottlands ist wie Segeln auf einem windigen See in Bayern. Es ist Mitte August. Und doch gleicht das Wetter dem im April: Regenschauer und Sonne im Wechsel. Und Böen. Noch an der Boje vor dem Hafen von Tarbert beobachte ich heute morgen besorgt den Windmesser. Levje eiert an der Boje hin und her in den Böen. Sie ziehen von Westen mit 30, in der Spitze mit 35 Knoten heran und malen ihre Fächer aufs Wasser. Als wir draußen sind, sehen wir sie herankommen, ein dunkelgrauer Strich nach dem anderen auf dem Wasser, der auf Levje aus Westsüdwest zuhält, nicht anders, als wäre ich an einem wilden Föhntag auf einem der bayrischen Seen unterwegs und nicht auf dem Loch Fyne, diesem 50 Kilometer langen schlauchartigen Fjord, der sich von Norden nach Süden bis zur Insel Arran zieht.

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TMS – tödlicher Männer-Schnupfen

Sa., 28.Sep.19, Franz.Polyn./Tahiti/Papeete, Tag 1945, 18.962 sm von HH

Nur, dass es mich erwischt hat. Mit trockenem Husten, der nachts das ganze Schiff wach hält und verstopfter Nase. Macht bei 30 Grad genauso wenig Spaß wie bei 4 Grad Nieselregen. Ich kann bei Erkältung ebenso gut wie ein Mann leiden und erwarte ebenfalls, dass ich daran sterben werde. Den Tiefpunkt habe ich überstanden, es war heute schon besser.
Dem Skipper geht es inzwischen wieder prima: Fuß gut, Zahn gut, Auge gut!

Warum wir trotzdem nicht weiter fahren? Wir warten. Und zwar auf mein Geburtstags-Geschenk. Da freut frau sich aber. :lol: In die Hände klatsch. Das habe ich mir schon immer gewünscht. Es gibt dieses Jahr eine neue Ankerwinsch.
Der Frachter auf dem das gute Stück geliefert wird, wird am 2. Oktober in Tahiti erwartet. Dann muss die Winsch noch durch den Zoll, aber am Freitag, spätestens Montag, können wir sie wahrscheinlich abholen. Die alte Winsch hat es hinter sich. Sie kann den Anker seit geraumer Zeit nur noch hoch ziehen, die Passfeder ist ausgejuckelt und hat auch sonst ihre Mucken. Bei den tiefen Ankerplätzen, die auf uns zu kommen im nächsten halben Jahr brauchen wir eine tüchtige Winsch.

Und wir warten auf ein neues Radar. Beim Einlaufen in Tikehau meldete das Teil unerwartet aus dem Nichts ‚Selbsttest abgebrochen‘. Was soll das nun wieder? Auf eine Nachfrage bei Raymarine erhalten wir ohne Zögern die Auskunft ‚kaputt, Hardware-Fehler‘. Das Radar wurde nach unserem Blitzschlag neu eingebaut, ist also 1,5 Jahre alt und hat noch Garantie.
Zunächst zeigt sich Raymarine etwas spröde: „Im Südpazifik gäbe es keine Händler, wir können nicht helfen, erst wenn Sie sich wieder in der Nähe von autorisiertem Personal befinden.“ Die Nummer eins in Yachtelektronik – Eigenwerbung – kann nicht helfen.
Ein paar Mails später hat Achim Raymarine weich gekocht. Aus Australien liefert man uns nun einen neuen Radar-Dom. Das Tracking sagt, er ist bereits in Neuseeland angekommen und durch die Zollabwicklung durch. Ankunft erwartet: noch diese Woche. Den kaputten Radar müssen wir mit zum Zoll nehmen, der wird vernichtet und wir halten dann einen neuen Radar in den Händen. So die Hoffnung.

Sobald wir mit Warten fertig sind, geht es weiter. Noch sind wir im Zeitplan, spätestens am 15. Oktober wollten wir hier weg. Die Zeit ist nicht verschwendet, sondern die ewigen (und ewig langen) ‚to-do-Listen‘ werden abgearbeitet.

Industrie-Romantik

Und während wir warten, genießen wir den Blick auf Moorea, die schöne Schwester Tahitis.

Pelagic – Windpilot – Nike Steiger – Mike Scheck

JAGDSZENEN AUS DEM WINDPILOT REVIER

Windpilot – Pelagic

Ein schöner Morgen auf dem Markt

So., 22.Sep.19, Franz.Polyn./Tahiti/Papeete, Tag 1939, 18.962 sm von HH

oder ‚Wie ich das teuerste Fleisch meines Lebens kaufte‘. :mrgreen:
Dabei dachte ich, nach über fünf Jahren auf den Welt-Märkten alle Tricks zu kennen.

Unter der Woche ist der Markt in Papeete ganz nett, aber erst am Sonntag tobt dort das Bärchen. Die Händler und Bauern aus den umliegenden Dörfern bieten ihre Produkte an.
Man findet fertig gekochte Gerichte und die Chinesen verkaufen gegrilltes Fleisch. Knusprigen Schweinebraten in kleine Stücke gehackt.
Den will ich haben. Mit einer Preisinformation im Kopf von 1000 Franc (gleich 10 USD) pro Kilo bestelle ich ein halbes Kilo. Regina von der ‚Jasina‘ spricht Französisch und hilft beim Dolmetschen.

Fertig gekochte Mahlzeiten – leider alles in Plastik

Zahlen fliegen durch die Luft, ich verstehe nicht richtig. Der Chinese auch nicht. Er legt ein Kilo Fleisch auf die Waage. Das sagt zumindest die Waage. Der Berg sieht klein aus für ein Kilo. Das registriere ich ohne, dass die Info meinen Verstand erreicht.
Ich soll plötzlich 3000 Franc bezahlen. Hm, warum das denn, wenn ein Kilo doch nur 1000 kostet? Regina übersetzt, dass der Kilopreis 2800 Franc beträgt. Okay, ich möchte noch immer den köstlichen Schweinebraten, der mir das Wasser im Mund zusammen laufen lässt. Ich deute meinem Verkäufer, dass ich aber nur die Hälfte haben will. Wieder fliegen Zahlen durch die Luft. Die 500 Gramm irritieren, da alle anderen Kunden wohl nach einem bestimmten Geldbetrag (meistens 500 Franc) ihr Fleisch ordern, nicht nach Gewicht.
Es wird Fleisch von der Waage genommen. Der verbleibende Rest auf der Waage sieht nun endgültig mickrig aus (wieder erreicht diese Info nicht mein Gehirn).
Ich gebe einen großen 10.000 er Schein zum Bezahlen. Das ist kein Problem. Mein Verkäufer deutet einen Kollegen, den Schein wechseln zu gehen. Es wird weiterhin viel gesprochen. Viele Zahlen schwirren durch die Luft. Ich bin bei Bahnhof angekommen. Mein Fleisch wird in Papier eingeschlagen. Das Wechselgeld wird mir korrekt überreicht: 8.500 Franc.
Regina und ich schlendern weiter über den Markt. In meinem Unterbewusstsein fängt es an zu klingeln -irgendwas stimmt nicht mit dem Fleisch.

Köstliche Braten – dieser Verkaufsstand war es nicht

Zurück an Bord erzähle ich Achim, dass es abends Schweinebraten geben wird. Er nimmt das Paket in die Hand: „Warum hast du kein Fleisch für dich mitgebracht?“ Ich gucke ihn an. „Du willst mir doch nicht erzählen, dass du für das Häufchen 15 USD bezahlt hast?“ Ich nicke unglücklich. Um noch Salz in die Wunde zu streuen, holt Achim eine Waage. Es sind 200 Gramm inklusive Papier. Macht einen Kilopreis von 75 Dollar. Trau, schau, wem. :mrgreen:

Nachtrag zum Geschmack: Natürlich war der Braten vortrefflich. Musste er ja sein, bei so einem Preis.

Viel zu kleine Riff-Fische im Angebot – wie überall auch hier keine Nachhaltigkeit

Blumenkranz-Produktion auf dem Markt

Papeete – eine Wiedergutmachung

Sa., 21.Sep.19, Franz.Polyn./Tahiti/Papeete, Tag 1938, 18.962 sm von HH

„Seelenlose Stadt, im Verkehr erstickender Beton-Klotz, keine besonderen Sehenswürdigkeiten“ … , ich muss schlechte Laune gehabt haben bei meinem ersten Bericht über Papeete. Wen wundert’s, wenn man zweimal durchs Industrie-Gebiet gehetzt wird?
Ich befinde mich in guter Gesellschaft: Paul Gauguin war vor 130 Jahren ebenfalls enttäuscht. Zu europäisch kam ihm Papeete vor. Zuviel der polynesischen Kultur wurde bereits durch westlichen Einfluss verdrängt. Er wechselte frustriert seinen Wohnsitz auf die Marquesas.

So weit wollen wir nicht gehen, denn sooo schlimm ist Papeete nun doch nicht. Die Stadtmarina liegt im Herzen Papeetes. Mitten drin. Mit allen Nachteilen eines ‚mitten drin‘. Wir parken direkt an der vierspurigen Promenadenstraße. Die Autos fahren quasi übers Vorschiff, während am Heck von Atanga dicke Kreuzfahrschiffe fest machen. Den ganzen Tag flanieren Touris und Einheimische am Schiff vorbei. Damit sie gute Sicht auf uns haben, ist das Geländer aus Plexiglas.
An Steuerbord gibt es eine dicke Baustelle, da das Marina-Office umgebaut wird. Das bedeutet keine Duschen, kein Internet, keine Waschmaschine. Das mit der fehlenden Dusche ist das Unerfreulichste. Schließlich fahren wir nur noch wegen der Duschen in eine Marina. Im Schiffsbad zu duschen, bringt Feuchtigkeit bei sowieso schon hoher Luftfeuchtigkeit in die Bude. Auf der Badeplattform ist es peinlich. Den Fußgängern möchten wir den Anblick von unappetitlicher Wühlerei in Bade- und Bikinihose ersparen. Bleibt noch verschämt im Cockpit-Loch hinter dem Ruder in der Hocke eine Dusche zu nehmen. Alles doof – Seglerschiksal.

Dicker Pott im Rücken

Die Vorteile liegen auf der Hand, in fünf Minuten auf dem Markt, in fünfzehn Minuten im Supermarkt. Zahnarzt gleich um die Ecke, frisches Baguette zum Frühstück.
Im Regierungsviertel ist es aufgeräumt und gedämpft. Eine wunderschöne Allee spendet Schatten und Ruhe. In schick restaurierten Kolonialbauten befinden sich diverse Ministerien.

Streetart in Papeete

Regierungsgebäude in Papeete

Es findet sich überall in der Stadt Streetart und Schuhläden zum Stöbern. Macht auch mal wieder Spaß. Und abends geht in der Marina das Unterwasser-Licht an. Dann liegen wir mondäner als in Monaco. Geht doch.

Atanga am Luxus-Steg

Der Abendverkehr rauscht an uns vorbei

April, April

Di., 17.Sep.19, Franz.Polyn./Tahiti/Papeete, Tag 1932, 18.962 sm von HH

Wie vorausberechnet, erreichen wir morgens Papeete. Mit jedem Meter, den wir uns von unserem Urlaubs-Paradies entfernen, wird der Zahnkranke gesünder: „Tut schon gar nicht mehr weh“. Den Titel ‚Urlaubs-Verderber‘ verleiht er sich selber.
Wir wählen einen Platz in der Stadtmarina. Hier sind die Wege in die Stadt kurz, die zweite Marina liegt 10 Kilometer außerhalb.
Ein Platz in der Marina ist schnell gefunden; ein Formular ist schnell ausgefüllt, so dass Achim bereits mittags bei einer Zahnärztin sitzt. Die kann nichts feststellen. Kein Karies, keine Wurzelentzündung. Nichts. Die Wurzeln sehen bis in die Spitzen sauber auf dem Röntgenbild aus. Achim berichtet ihr von seiner Wunde am Fuß (die übrigens wieder etwas schlechter geworden ist). Sein unappetitlich entzündete Grieskorn am Auge, was seit zwei Tagen am blühen ist, sieht sie selber. Ihre Vermutung lautet, dass das alles zusammenhängt. Staphylo-Kokken vielleicht. Igitt. Da sie am Zahn nichts machen kann, verschreibt sie ein Antibiotikum. Okay, nützt dann wohl nichts mehr, muss er schlucken.

Jetzt heftet Achim sich endgültig den Orden ‚Urlaubs-Verderber‘ an die Brust. Ein Antibiotikum hätte er auch in Tikehau schlucken können. Aber was soll’s. Wer weiß wofür es gut ist. Wir sind zurück in der Zivilisation mit Läden, Restaurants, Unterhaltung und prall gefüllten Supermärkten.

Manta in Tikehau

 

Ein letzter Gruß aus Tikehau. Der Manta am Mantapoint. Schön war’s. :-)