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Loch Oich – Nicht nur der geographische Höhepunkt des Kanals…

Auch die nächste Schleuse in Aberchalder strahlt Ruhe und Fröhlichkeit aus. Gleich hinter der folgenden Brücke beginnt der zweite See im Kanalverlauf, Loch Oich. Der erste Blick auf die Karte bringt zwar etwas Ernüchterung, da dieser sehr flach und schmal sein soll, und damit bei den heutigen Bedingungen nicht wirklich zum Segeln geeignet. Auf jeden Fall ist er aber die höchstgelegene Stelle im Kanal. Schon der Schleusenwärter empfing mich mit den Worten „Welcome to the top!“.

Doch vom ersten Moment an täuscht der Karteneindruck. Loch Oich ist nicht nur schmal, sondern auf beiden Ufern von hohen Bergen gesäumt. Noch höher als die am Loch Ness, bis zu 500m geht es hinauf. Die Vegetation ist teilweise bis in den See hineingewachsen. Kleine Felsen mit Bäumen drauf erheben sich immer wieder mitten aus der Mitte des Lochs. Selbst das Fahrwasser muss sich immer wieder um diese Bauminseln herumwinden. Das ganze macht fast den Eindruck eines kleinen Urwaldes. Schnell steht für mich fest, dass ich hier eine Nacht verbringen will. Nur fällt es mir gar nicht so einfach einen passenden Ankerplatz zu finden, da der Wind in der Nacht um 180° drehen soll. Auch muss man sehr vorsichtig sein wegen der Fallwinde die dann die Berghänge runterwehen…

Trotzdem finde ich einen geeigneten Platz. Genau neben einem halb versunkenen Wrack und einer Burgruine auf einer Anhöhe. Ich freue mich schon, kann die Aussicht eines Ankerplatzes doch nicht mehr viel besser sein, und doch ist die Freude nur von kurzer Dauer. Der Anker will irgendwie heute auch nach dem fünften Versuch einfach nicht halten. Fast schon resignierend überlege ich an einem anderen Platz zu wechseln als ich einen kleinen leeren Steg neben der Burgruine finde. Also schnell dorthin und dort angelegt. Eine kurze Recherche später steht fest, dass dieser Steg zu einem typisch schottischen Landhotel direkt um die Ecke gehört. Also dort mal schnell nachgefragt und wer dort zu Abend isst darf tatsächlich über Nacht liegenbleiben. Besser geht es doch nun wirklich nicht mehr! Ich liege also an einem sicheren Steg zwischen dem Wrack, hohen Bergen zu allen Seiten und der Burgruine. Erst als ich einige Tage später ein neues Buch beginne stelle ich fest das die Burg, Invergarry Castle, sogar eine Hauptrolle im „Celtic Ring“ spielt.

Was folgt ist ein exzellentes Dinner in einem alten schottischen Herrenhaus. Dafür dass laut Bildern auch Prinz Charles hier regelmäßig zum Bäume umarmen vorbeikommt sind die Preise sogar wirklich günstig. Das Dinner wird – typisch britisch – mit Tee mit Blick auf Loch Oich in der Bücherei beendet. Britischer kann ein Abend wohl nicht mehr werden. Und ein wirkliches gutes Essen von Zeit zu Zeit als Abwechslung zum Bootsalltag hebt die Laune doch enorm!
Auch am morgen drauf kann ich mich an den Anblicken dieses ruhigen Platzes – den ich sogar ganz für mich alleine hatte – nicht sattsehen. Für mich ist Loch Oich nicht nur der geographische Höhepunkt des Kanals. Tatsächlich hat es mir an der ganzen Strecke nirgendwo besser gefallen.

Dementsprechend kann ich mich dann auch erst gegen Mittag von meinem Lieblingsplatz lösen und dümpel auf dem Kanal dem nächsten See entgegen. Loch Lochy, also quasi „Seeiger See“ oder so… Auf dem Kanalstück bis dahin sehe ich kaum mal die Sonne, so hoch stehen die Fichten auf beiden Seiten des Ufers. Die üppige Vegatation von Loch Oich zieht sich fort und so fahre ich fast wie durch einen ganzen Wald.

Dem kurzen Kanalstück folgt dann recht schnell Loch Lochy. Die Strecken auf den schottischen Lochs überwiegen auf dem Caledonian Kanal nämlich deutlich. Nur etwa ein Drittel der Strecke verläuft in Kanalstrecken, der Rest auf den Seen. Angekommen auf dem seeigen See fällt mir vor allem eines auf. Schon wieder sind die Berge auf beiden Seiten des Lochs höher geworden. Laut Karte geht es regelmäßig bis zu 900m rauf. Man kann sich kaum vorstellen wie gigantisch das tatsächlich aussieht. Ohne Vergleichsobjekt mit bekannter Größe kann man nie sagen ob die Berge 50m hoch sind und nur wenige hundert Meter entfernt, oder eben fast einen Kilometer hoch und mehrere Meilen weit weg. Erst wenn beispielsweise ein Boot irgendwo im See zu sehen ist fällt einem auf wie riesig die Landschaft hier tatsächlich ist. Ganz am Ende des Lochs kommt dann sogar der Sockel von Ben Nevis in Sicht. Der sagenumwobene höchste Berg Großbritanniens dessen Gipfel an 300 Tagen im Jahr von Wolken umgeben ist. Eine wirklich eigenartige Szenerie. Von meinem Liegeplatz für die kommende Nacht an der Gairlochy Schleuse habe ich den perfekten Ausblick auf die Bergkette. Wenn mir jemand erzählen würde, dass das die Alpen sind, ich würde es glauben. In kühlen Wintern soll es dort sogar ein kleines Skigebiet geben. Mit dem Boot in den Alpen. Auch mal was Neues…

Auf Nessies Spuren und einer der 7 schönsten Orte Europas

Wie schon der Göta Kanal scheint der Caledonian Canal einen also zu entschleunigen. Bisher zwar nur aus Zwang, aber mal sehen was die Tage noch so bringen denke ich mir. Vorfreude ist ja schließlich auch die schönste Freude, also wird Loch Ness eben erst morgen erkundet. Erstmal lerne ic abends im Hafen Herrmann kennen. Ein weiterer Deutscher Einhandselger hier oben. Im Gegensatz zur Ostsee sind wir hier oben echt eine Seltenheit. Einige Holländer gibt es, einige Norweger und Schweden, aber Deutsche habe ich bisher echt selten hier gesehen. Vielleicht ändert sich das ja je weiter ich nach Süden komme…

Gleich nach Öffnung der Schleusen morgens um 8 geht es dann in Dochgarroch los. Nach den vergangengen Starkwindtagen liegt das Loch Ness heute ganz ruhig und friedlich vor uns. Auch das Leben am ist noch nicht so richtig aufgewacht. Trotzdem gibt es massig zu entdecken. Ankerplätze die mit antiken Wracks gesäumt sind, Herrenhäuser, Seehunde und kleine Dörfer. Das alles vor der unglaublich imposanten Kulisse der bis zu 350m hohen Berge. Einfach ein herrlicher Morgen. Passend zu dieser Kulisse komme ich dann noch auf die merkwürdige Idee das Ganze mit Dudelsackmusik von Spotify zu untermalen. Das Bild hättet ihr an Bord echt sehen müssen…

Irgendwann kommt das ehemals mächtige Urquhart Castle in Sicht. Ein mittelalterliches Schloss und DIE Attraktion in Loch Ness. Von Nessie natürlich mal abgesehen. Der Steg direkt davor ist leider für die Ausflugsschiffe reserviert, doch daneben steigt der Grund offenbar steil an. Perfekt um vor Heckanker zu gehen. Dafür gibts dann gleich bewundernde Blicke vom Aufseher, das Konzept hat er nämlich noch nicht gesehen, ist aber völlig einverstanden damit. Die Erkundung des Schlosses kann also losgehen. Und zwar schnell, denn in Invergordon liegen laut seiner Aussage die Disney Magic, Mein Schiff (in unnachahmlicher schottischer Aussprache „MiinSkiff“), und Aida. Wenn die hier aufschlagen wird man das Ganze eher nicht mehr genießen können. Schon Sultan Saladin im 11. Jhd. hatte mit uns Seglern nämlich eins gemeinsam: Die Angst vor aufschlagenden Kreuzfahrern. ;-)

Ich gehöre ja generell nicht zu den Geschichtsvergessenen, aber hier gibt es tatsächlich mehr als nur alte Steine zu entdecken. Das Urquhart Castle ist mutmaßlich bereits seit etwa 500 n.Chr. besiedelt und wurde bis zu seiner Zerstörung 1745 immer wieder modernisiert und ausgebaut. So erfährt man hier auch einen schnellen Überblick über die schottische Geschichte.Wie einige kleine Puzzlestücke. Und mit jeder besuchten Attraktion fügt sich das Bild der schottischen Geschichte ein wenig mehr zusammen. Und mittlerweile bin ich der Meinung dass diese mehr zu bieten als Whisky und Kneipenmusik hat, sondern vielleicht wirklich eine der vielseitigsten und interessantesten in Europa ist. Und auch warum die Schotten der Meinung sind eine eigene Identität zu haben und vielleicht unabhängig von England sein sollten ist vielleicht nicht ganz von der Hand zu weisen…

Selbst wenn man nun gar nichts mit Geschichte zu tun hat lohnt sich der AUfstieg in die alten Gemäuer. Der Ausblick aus dem markanten Grant Tower über die Highlands, den Great Glen (das große Tal, und das Loch Ness ist nämlich wirklich einmalig. Klar, ursprünglich war dieser ja auch mal zur Überwachung gebaut worden…

Leider mache ich auf der Spitze auch eine unnangenehme Entdeckung. Der zuvor tagelange Westwind hat gedreht. Und nun kommt er Nonsuch vor Heckanker genau von hinten entgegen. Also Schluss mit Entdeckerspielen und im Schweinsgalopp zurück zum Schiff. Macht nix, mittlerweile ist es auch wirklich ziemlich voll geworden.

Nach dem Anker aufholen kommt mir aber die positive Seite des Winddrehers in den Kopf: Für den Rest des Weges kommt der Wind nun genau von hinten! Welche Wohltat nach den Motorstunden der vergangenen Tage! Parasail-Time! Schnell ist alles an Bord vorbereitet und Nonsuchs neues rotes Kleid kommt wieder zum Einsatz. Viel besser könnte es doch kaum laufen. 10kn Wind platt vorm Laken, Das Boot läuft mit dem stabil stehenden Parasail, dem durch seinen Flügel auch kleine Böen oder Windlöcher nichts ausmachen, gut an die 6 Knoten. Hätte ich ja mit meinem alten Gennaker mit meinem dicken alten Mädchen vorm Wind nicht für möglich gehalten. Obwohl noch 20SM Loch Ness vor mir liegen vergeht der Rest des Tages wie im Flug. Der über 200m Tiefe See mit seinem torfgeschwärzten Wasser rast nur so unter mir vorbei. Viel schneller als erwartet kommt das kleine Schleusendörfchen Fort Augustus an seinem südwestlichen Ende in Sicht. Schluss vor heute. Nessie ist mit übrigens nicht über den Weg geschwommen. Schon in Eyemouth hatte mir der Hafenmeister aber die wahrscheinlichste Theorie für die Sichtungen verraten. Und die teile ich jetzt mit euch. Achtung, wer in seinem Glauben an Seemonster gelassen werden möchte, schnell unter dem nächsten Bild weiterlesen ;-) Nessie sind in Wirklichkeit Kegelrobben. Die scheint es nämlich auch in Loch Ness zu geben, und sie haben die Angewohnheit manchmal in einer Reihe hintereinander herzuschwimmen. Nur das Leittier guckt aus dem Wasser um die Lage zu checken. Die anderen zeigen nur ihre Rücken. So entsteht der Eindruck ein riesiges Seemonster mit vielen Windungen schwimmt dort durchs Wasser. Macht Sinn für mich, und Kegelrobben habe ich tatsächlich gesehen… Vielleicht also auch DIE eine??!

Ich mache fest und gehe mit Herrmann erst mal in den Pub zum Dinner. Fort Augustus hat keine richtige „High Street“. Das Dorfzentrum reiht sich viel eher auf beiden Seiten der 5er Schleusentreppe entlang. Ganz süß, aber auch wirklich klein, den fast schon hinter der ersten Häuserzeile ist Schluss mit dem Dorfkern. Immerhin wohnen auch nur wenige Hundert Menschen hier. Auch das alte Kloster ist leider nicht zu besichtigen, ist dort heute doch ein exclusives Hotel untergebracht. Trotzdem ist der kleine Ort völlig überfüllt. Vor allem mit chinesischen Touristen.Auf Nachfrage erfahre ich, dass sich diese auf einer Europareise zu den 7 schönsten Orten in 7 Tagen befinden. Und da müsste ein Besuch in Fort Augustus ja wohl dabei sein! Also sind wir hier wohl in einem der schönsten Orte Europas gelandet zu sein. Hinter einer Häuserecke dann ein neues Tageshighlight: Da übt in seinem Vorgarten doch tatsächlich jemand Dudelsack. Und kein älterer Herr auf Brauchtumssafari, sondern ein junger Typ in meinem Alter! Die Schotten leben ihre Kultur tatsächlich nicht nur für die Touristen… Ein Hinweis übrigens an dieser Stelle mal: Obwohl Fort Augustus einer der Hauptanlaufplätze auf der Kanalstrecke ist, gibt es selbst hier keinen Strom und keine Wasserschläuche. Kein Drama, aber das sollte man vor einer Schottlandreise schon eingeplant haben um keine unschönen Überraschungen zu erleben…

Leider wird der schöne Eindruck am nächsten Morgen etwas getrübt, als das Schleusenpersonal wieder ziemlich patzig und lustlos agiert. Alles geht irgendwie nur dreimaligem Nachfragen und Verweis auf Absprachen mit dem Office. So schade bei den traumhaften Landschaftseindrücken der Gegend… Selbst das Überlegen der Leinen  auf die Poller von uns beiden Einhandseglern ist eine absolute Zumutung für die Jungs. Und das obwohl sie zeitweise zu viert um die Schleuse rumstehen. Hoffentlich wird das bald etwas besser…

Im fünften Stock angekommen halte ich auch nur für ein kleines Mittagspause am oberen Steg und dann gehts weiter. Noch ohne zu wissen, dass nun das schönste Stück Kanal vor mir liegen würde. Die Landschaft wird lieblicher und bewaldetet. Am linken Ufer scheucht doch tatsächlich ein Golfer eine Schafherde mit wilden Schwüngen seines Schlägers davon. Schottland wie es leibt und lebt. Die nächste Schleuse, Kytra, ist dann auf einmal so ganz anders als alle anderen bisher. Die Schleusenwärterin ist eine nette ältere Dame, alles ist mit Blüchen bepflanzt und das alte Büro sieht aus wie aus Disneyland. Endlich kam so richtig entspannte Urlaubsstimmung auf, und der schönste Teil des Caledonian Canal sollte vor mir liegen…

Mit dem Auto quer durch Kroatien. Oder: Warum Europa wirklich reich ist.

„Chi viaggia per mare, cerca costantemente una casa.“ 
Wer übers Meer reist, sucht ständig nach einem Zuhause. 

Für eine Zeitschriftenreportage habe ich einen etwas abenteuerlichen Auftrag angenommen: Innerhalb einer Woche reise ich – diesmal mit dem KFZ – einmal die kroatische Küsten entlang – vom äußersten Süden, wo Montenegro liegt, bis in den äußersten Norden, fast nach Italien. Das ließ ich mir nicht zweimal sagen: LEVJE ließ ich in Korcula in der Bucht von Djanni, des alten Kapitäns, und seiner Frau Stanka zurück. Holte meinen Leihwagen in Dubrovnik. Und los gings Richtung Norden, um über kroatische Häfen zu schreiben.

Für die meisten Menschen ist das vermutlich ein Gräuel. Um fünf in einem fremden Bett aufwachen. Um sechs aufstehen. Um sieben im Wagen zu sitzen. Damit man um acht in irgendeinem kroatischen Hafen weiter nördlich steht, um darüber zu berichten. Reisen durch ein Land, das einem fremd bleibt, wie jedes Land, jeder Mensch, je mehr man es zu kennen meint. Reisen entlang Inseln, die mir vertraut sind und die ich doch von dieser Seite, dem Festland, so noch nie sah. Reisen und Begegnungen mit Menschen, die mich jeden Tag aufs Neue verblüffen.

Am meisten bei dieser Reise bereitet mir Vergnügen, dass ich meist Abends gegen sieben noch nicht weiß, wo ich übernachten werde. Es ist eine Art Spiel, doch ich liebe es. Am ersten Abend nach meinem Aufbruch brauchte ich knapp 15 Telefonate, bis ich endlich ein Zimmer gefunden hatte. Und das in einem Land, an einer Küste, in dem jedes zweite Haus mit dem Schild „APARTMAN“, Apartments, geschmückt ist. Kroatien ist voll. Kroatien brummt. Was den Tourismus in diesem Sommer angeht, jedenfalls. Es legt – dank Recep Tayyip Erdogan und anderen Irrlichtern – jedes Jahr 25% Steigerung im Tourismus hin.

15 Telefonate. Ich dachte: Schlimmer könne es nicht kommen. Am zweiten Abend bräuchte ich dreißig Telefonate, doch als die Sonne unterging und es dunkelte, hatte ich immer noch kein Zimmer. Alles voll. Ich war irgendwie in einem kleinen Dorf am Meer gelandet. Nichts ging mehr. Ich dachte an eine Parkbank. Alles. Nur nicht im Auto. Aber dann gab mir jemand den Tipp: „Gehe ins Restaurant. Frage nach Marija. Die weiß immer was“. Marija hatte das strahlendste Lächeln. Sie wusste aber auch nichts. Aber zwei Männer an der Theke begannen zu telefonieren. Um ein Zimmer für mich zu finden. 10 Minuten. Nichts. Zwanzig Minuten. Nichts. Draußen, über der Bucht, war es dunkel. Aber ich fühlte, ich war angekommen.

Drei Minuten später stand Bosa in der Tür. Frau eines Fischers. Die ihr Haus und ihren Garten über alles liebt. Bosa hatte ein Apartman für mich. Und eine Überraschung. Nämlich die, dass der jüngste ihrer drei Kinder wie so viele kroatische Jugendliche sein Glück im Ausland sucht. In Murnau, keine 15 Kilometer von meinem Zuhause in Iffeldorf entfernt. Ich schlief tief und fest, während ringsum Gewitter grummelten.

Vielleicht sollte ich auch von Duilo erzählen, bei dem ich am nächsten Abend landete, nach wieder 30 Telefonaten, ich führte sie mittlerweile gleichmütig. Weil ich wusste: irgendwann würde ich schon mein Dach finden. Für diesen Abend hatte ich mir nach gefühlten 10 Häfen am Meer eingebildet, wieder im Süßwasser der Krka zu schwimmen. Aber 29 Apartmans an den Ufern der Krka sagten erstmal „Nein. Alles voll“. Bis auf Duilo. Der hatte sein Apartman, worauf ich nie zu hoffen gewagt hatte: In Skradin, meinem heiß geliebten. Also nichts wie hin. Die Straße war lang. Und Skradin war voll. Mit Verkehr. Mit Touristen. So voll, dass mich ein Polizist aufhielt und mir die Zufahrt in die Altstadt verweigerte. Ich bekniete ihn. Bog nach langer Diskussion endlich rechts ab in die Fussgängerzone. Ich war sicher, Duilos Apartman wäre längst weg. Mitten im Gewühl steht ein Mann mit sanftem Lehrergesicht. Ob ich Christof wäre, aus Deutschland? Nein, der wär‘ ich nicht. Ob er Duilo wäre, mit dem ich telefoniert hätte? Ja, das sei er. Ich solle nur gleich mitkommen. Und nicht böse sein. Alle Deutschen hießen für ihn nun einmal Christof.

Den folgende Abend waren es 25 Telefonate – und ich landete im Hotel KLEINE HEXE bei Frau Skolic, dem Abbild einer Buchhändlerin, die mit geradliniger Hand ihr Hotel mit den 17 Zimmern am Strand führte, die Mitarbeiter anwies und gleichzeitig Kochlöffel und Käsemesser schwang. Und mir beim gemeinsamen morgendlichen Kaffee auf der Terrasse zum Gesang des Pirols einleuchtend erklärte, warum ein Essen in Supermärkten und Restaurants Kroatiens nicht weniger kostet als am Starnberger See. Und warum sie nichts davon hielt, den Strand vor ihrem Hotel mit den Kiefern, in denen der Pirol sang, nach dem Willen des Bürgermeisters demnächst in eine Partymeile mit Diskotheken umzumodeln.

Vollends crazy landete ich heute – nach unverschämt überteuerter Buchung bei BOOKINGS gegen acht Uhr Abends – auf der Insel Krk im gleichnamigen Ort in Leopoldina’s Apartman. Die verschönte bei meinem Eintreffen noch ihr winziges, mit Lüstern dekoriertes Künstler-Apartman in der pittoresken Altstadt von Krk. Meine späte Buchung um halb acht hatte sie aufgescheucht und in hektische Aktion versetzt. Sie entschwebte, nachdem wir mühsam ein paar Brocken Italienisch getauscht hatten.

Mein Abend endete bei der kleinen Mattea an der Straßenecke, die ihren Tisch mit Muscheln vor sich aufgebaut hatte. Und geduldig auf einen Kunden wartete. Genau einen wie mich. Fünf Kuna, umgerechnet 70 Cent wollte sie für eine ihrer Muscheln haben. Für manche auch sechs. Mein zaghafter Versuch, mit ihr zu feilschen, mein wiederholtes Gebot „Drei“ beantwortete Mattea mit einem entschlossenen „Fünf!“. Also eine neue Muschel für fünf Kuna, für LEVJEs Badezimmer. Die mich daran erinnern soll: Wie reich dieses Europa wirklich ist.

Wer übers Meer reist, sucht ständig nach einem Zuhause. Aus dem Blog von Francesca Carignani, Buchautorin und Seglerin stammt diese Beobachtung. Sie trifft den Nagel auf den Kopf. Und ich? Freue mich doch schon sehr auf morgen Nacht. Und am meisten darauf, noch nicht zu wissen: Wem ich dann begegnen werde.

Mit dem Auto quer durch Kroatien. Oder: Warum Europa wirklich reich ist.

„Chi viaggia per mare, cerca costantemente una casa.“ 
Wer übers Meer reist, sucht ständig nach einem Zuhause. 

Für eine Zeitschriftenreportage habe ich einen etwas abenteuerlichen Auftrag angenommen: Innerhalb einer Woche reise ich – diesmal mit dem KFZ – einmal die kroatische Küsten entlang – vom äußersten Süden, wo Montenegro liegt, bis in den äußersten Norden, fast nach Italien. Das ließ ich mir nicht zweimal sagen: LEVJE ließ ich in Korcula in der Bucht von Djanni, des alten Kapitäns, und seiner Frau Stanka zurück. Holte meinen Leihwagen in Dubrovnik. Und los gings Richtung Norden, um über kroatische Häfen zu schreiben.

Für die meisten Menschen ist das vermutlich ein Gräuel. Um fünf in einem fremden Bett aufwachen. Um sechs aufstehen. Um sieben im Wagen zu sitzen. Damit man um acht in irgendeinem kroatischen Hafen weiter nördlich steht, um darüber zu berichten. Reisen durch ein Land, das einem fremd bleibt, wie jedes Land, jeder Mensch, je mehr man es zu kennen meint. Reisen entlang Inseln, die mir vertraut sind und die ich doch von dieser Seite, dem Festland, so noch nie sah. Reisen und Begegnungen mit Menschen, die mich jeden Tag aufs Neue verblüffen.

Am meisten bei dieser Reise bereitet mir Vergnügen, dass ich meist Abends gegen sieben noch nicht weiß, wo ich übernachten werde. Es ist eine Art Spiel, doch ich liebe es. Am ersten Abend nach meinem Aufbruch brauchte ich knapp 15 Telefonate, bis ich endlich ein Zimmer gefunden hatte. Und das in einem Land, an einer Küste, in dem jedes zweite Haus mit dem Schild „APARTMAN“, Apartments, geschmückt ist. Kroatien ist voll. Kroatien brummt. Was den Tourismus in diesem Sommer angeht, jedenfalls. Es legt – dank Recep Tayyip Erdogan und anderen Irrlichtern – jedes Jahr 25% Steigerung im Tourismus hin.

15 Telefonate. Ich dachte: Schlimmer könne es nicht kommen. Am zweiten Abend bräuchte ich dreißig Telefonate, doch als die Sonne unterging und es dunkelte, hatte ich immer noch kein Zimmer. Alles voll. Ich war irgendwie in einem kleinen Dorf am Meer gelandet. Nichts ging mehr. Ich dachte an eine Parkbank. Alles. Nur nicht im Auto. Aber dann gab mir jemand den Tipp: „Gehe ins Restaurant. Frage nach Marija. Die weiß immer was“. Marija hatte das strahlendste Lächeln. Sie wusste aber auch nichts. Aber zwei Männer an der Theke begannen zu telefonieren. Um ein Zimmer für mich zu finden. 10 Minuten. Nichts. Zwanzig Minuten. Nichts. Draußen, über der Bucht, war es dunkel. Aber ich fühlte, ich war angekommen.

Drei Minuten später stand Bosa in der Tür. Frau eines Fischers. Die ihr Haus und ihren Garten über alles liebt. Bosa hatte ein Apartman für mich. Und eine Überraschung. Nämlich die, dass der jüngste ihrer drei Kinder wie so viele kroatische Jugendliche sein Glück im Ausland sucht. In Murnau, keine 15 Kilometer von meinem Zuhause in Iffeldorf entfernt. Ich schlief tief und fest, während ringsum Gewitter grummelten.

Vielleicht sollte ich auch von Duilo erzählen, bei dem ich am nächsten Abend landete, nach wieder 30 Telefonaten, ich führte sie mittlerweile gleichmütig. Weil ich wusste: irgendwann würde ich schon mein Dach finden. Für diesen Abend hatte ich mir nach gefühlten 10 Häfen am Meer eingebildet, wieder im Süßwasser der Krka zu schwimmen. Aber 29 Apartmans an den Ufern der Krka sagten erstmal „Nein. Alles voll“. Bis auf Duilo. Der hatte sein Apartman, worauf ich nie zu hoffen gewagt hatte: In Skradin, meinem heiß geliebten. Also nichts wie hin. Die Straße war lang. Und Skradin war voll. Mit Verkehr. Mit Touristen. So voll, dass mich ein Polizist aufhielt und mir die Zufahrt in die Altstadt verweigerte. Ich bekniete ihn. Bog nach langer Diskussion endlich rechts ab in die Fussgängerzone. Ich war sicher, Duilos Apartman wäre längst weg. Mitten im Gewühl steht ein Mann mit sanftem Lehrergesicht. Ob ich Christof wäre, aus Deutschland? Nein, der wär‘ ich nicht. Ob er Duilo wäre, mit dem ich telefoniert hätte? Ja, das sei er. Ich solle nur gleich mitkommen. Und nicht böse sein. Alle Deutschen hießen für ihn nun einmal Christof.

Den folgende Abend waren es 25 Telefonate – und ich landete im Hotel KLEINE HEXE bei Frau Skolic, dem Abbild einer Buchhändlerin, die mit geradliniger Hand ihr Hotel mit den 17 Zimmern am Strand führte, die Mitarbeiter anwies und gleichzeitig Kochlöffel und Käsemesser schwang. Und mir beim gemeinsamen morgendlichen Kaffee auf der Terrasse zum Gesang des Pirols einleuchtend erklärte, warum ein Essen in Supermärkten und Restaurants Kroatiens nicht weniger kostet als am Starnberger See. Und warum sie nichts davon hielt, den Strand vor ihrem Hotel mit den Kiefern, in denen der Pirol sang, nach dem Willen des Bürgermeisters demnächst in eine Partymeile mit Diskotheken umzumodeln.

Vollends crazy landete ich heute – nach unverschämt überteuerter Buchung bei BOOKINGS gegen acht Uhr Abends – auf der Insel Krk im gleichnamigen Ort in Leopoldina’s Apartman. Die verschönte bei meinem Eintreffen noch ihr winziges, mit Lüstern dekoriertes Künstler-Apartman in der pittoresken Altstadt von Krk. Meine späte Buchung um halb acht hatte sie aufgescheucht und in hektische Aktion versetzt. Sie entschwebte, nachdem wir mühsam ein paar Brocken Italienisch getauscht hatten.

Mein Abend endete bei der kleinen Mattea an der Straßenecke, die ihren Tisch mit Muscheln vor sich aufgebaut hatte. Und geduldig auf einen Kunden wartete. Genau einen wie mich. Fünf Kuna, umgerechnet 70 Cent wollte sie für eine ihrer Muscheln haben. Für manche auch sechs. Mein zaghafter Versuch, mit ihr zu feilschen, mein wiederholtes Gebot „Drei“ beantwortete Mattea mit einem entschlossenen „Fünf!“. Also eine neue Muschel für fünf Kuna, für LEVJEs Badezimmer. Die mich daran erinnern soll: Wie reich dieses Europa wirklich ist.

Wer übers Meer reist, sucht ständig nach einem Zuhause. Aus dem Blog von Francesca Carignani, Buchautorin und Seglerin stammt diese Beobachtung. Sie trifft den Nagel auf den Kopf. Und ich? Freue mich doch schon sehr auf morgen Nacht. Und am meisten darauf, noch nicht zu wissen: Wem ich dann begegnen werde.

Sommertour Tag 2 – Von Damp nach Eckernförde



Der Törn von Damp nach Eckernförde fing gar nicht gut an. Nach langem Frühstück beim Bäcker und heißer Dusche (beides Dinge, die ich an Damp mag) zog ich mich wasserdicht an. Denn es schüttete und stürmte recht fürchterlich. Da mein Kurs aber mehr oder weniger vor dem Wind bis Eckernförde liegt (bei NO 5-6Bft.), machte ich mir da nicht viel Gedanken. Doch kurz vor Ausfahrt aus dem Hafen passierte es dann. Eine sehr kräftige und langanhaltende Bö drückt mein Boot immer weiter nach Steuerbord. Ich gebe mehr Gas und lege Gegenruder. Ohne spürbares Resultat. Ich kann machen was ich will, aber das Boot nimmt weder mehr Fahrt auf noch lässt es sich nach Steuerbord lenken. Was nun? Viel Platz habe ich nicht. Ich weiß, gar nicht wie viele Gedanken man gleichzeitig haben kann, aber auf jeden Fall nicht genug. Fock raus? Wird nix, zu sehr gegenan um rechtzeitig in Fahrt zu kommen. Außenborder? Dauert zu lange. Rückwärts einkuppeln, Leerlauf, vorwärts einkuppeln? Gemacht, jedoch ohne Erfolg. Und da sind es dann auch schon nur noch 3 Meter bis die Kaimauer des Rettungskreuzers (zum Glück in anderer Mission unterwegs) bedacht werden muss. Ich schmeiße noch alle drei Fender über die Reling (zum Glück nicht verstaut!) und mich zwischen Boot und Kai. Knirscht trotzdem, und die Fender hängen zu tief. Aber wenigstens erst einmal angekommen. An den Anker habe ich nicht gedacht…zu wenig Gehirnkapazität.

 Das Video zum Reisebericht

 
Und jetzt? Der Wind drückt mich satt gegen die Mauer. Erst Mal gut abfendern und vertäuen, damit ich mir das Boot nicht kaputt mache. Dann, fiese Entscheidung in strömendem Regen und Wind, ab ins Wasser. Mit Neopren ich Memme, aber naja. Ich tauche zum Propeller. Etwas Seegras zu sehen, aber ansonsten alles gut. Habe ich ja auch gerade erst gereinigt. Wieder raus und ein Blick in den Motorraum zur Welle. Dreht! Ich gebe Gas und das Boot drückt in die Achterleine. Sehr, sehr merkwürdig. Entweder Seegras in der Schraube und nun weg, oder die Bö war wirklich so stark das meine 10 PS nicht reichten? Ich will weiter, am liebsten direkt in Neopren. Aber ich ziehe mich um. Im Regen. Nasse Socken, nasses T-Shirt, nasse Unterhose. Egal. Weg hier. Eindampfen Vorspring wäre das geeignete Manöver. Macht einhand wenig Freude. Also einkuppeln und kräftig abdrücken. Passt. Der Motor schiebt wieder. Ich rolle direkt etwas Fock aus, und komme sicher durch die Ausfahrt. Mich empfängt zwar eine stramme Welle, aber als Groß und Fock erstmal stehen, kehrt langsam Ruhe ein. Alles unter Deck ist nass und ich etwas daneben. 


 Safe and sound in Eckernförde

Der Rest des Weges ist Routine. Sperrgebiet umfahren und ab bis ans Ende der Bucht. Dieses Mal checke ich den Motor etwas früher als üblich. Läuft. Im Hafen sind bei dem Wetter alle Plätze belegt. Aber kreatives Anlegen kenne ich noch auch Schweden, und so findet sich schnell noch ein Platz. Sieben Stempel in meiner Marina Karte lassen mich diese Nacht umsonst hier liegen. Schön. Der Ort ist wie immer nett, mein Plakat hängt am „Spieker“. Dem Auftritt dort steht nichts im Wege.

25.07.2017
Damp – Eckernförde
9sm
8sm unter Segeln
Gesamtstrecke: 44sm 

Ahoi sagt euer Sailing Bassman!

Sommertour Tag 1 – Von Minde nach Damp

Der erste Tag auf meiner Sommersegelkonzerttour geht langsam zu Ende. Es ist großartig endlich wieder länger unterwegs zu sein. Trotz Kopfschmerzen und Müdigkeit in den Knochen, den Tagen vor der Abreise gedankt. Aber nun freue ich mich auf eine weitere lange Nacht und dann 2 Tage samt Auftritt in Eckernförde.

 Das Video von Auftritten und durchgemachten Nächten vor dem Aufbruch

Das Video zum Reisebericht Minde – Eckernförde

Ich bin um 0800h in Minde in der Flensburger Förde aufgebrochen. Angesagt waren zunächst schwache Winde, dann auffrischende aus Nordost 5-6Bft. Da ich nicht gegenan wollte, bin ich früh aufgebrochen um zunächst einmal meinen Diesel wieder mal etwas länger laufen zu lassen und dann meinen Außenborder zu testen. Der zickte auch gleich rum, sprang nicht an und verlor Benzin. Die Ursache konnte ich nicht finden, aber nach überall dran drehen und drücken lief alles wieder. Ich vermute die Verbindung zum Tank ist irgendwie lose. Mal im Auge behalten. Ich passierte die Schwiegermutter, wie die rote Tonne vor Holnis genannt wird und dann die zwei grünen Tonnen vor Brunsnaes. Wie immer ein wenig abgekürzt unter Land. Dann ging es weiter unter Motor und mit langsam auffrischendem Wind von vorne bis zur grünen Tonne 1 der Flensburger Förde. Hier konnte ich nun abfallen und Kurs auf Kegnaes nehmen. Kostet zwar ein paar Meilen, aber ich kann endlich SEGELN! 

Der Außenborder schnurrt wieder
 


Endlich Segeln

Vor Kegnaes setze ich die erste Wende und nehme Kurs auf den Leuchtturm Kalkgrund. Zunächst kann ich ihn noch nicht anliegen, aber der Wind kommt immer weiter nördlicher, je weiter weg ich von Kegnaes komme. Küsteneffekt, Führungseffekt oder wie das heißt. Funktioniert aber und am Ende komme ich ohne eine weitere Wende gut frei von Kalkgrund und passiere dann Falshöft und die Schleieinfahrt. Der Wind liegt bei 2-3 Bft. und ich dümple zwischen 2 und 4 Knoten dahin. Zu schnell zum motoren, zu langsam um Strecke zu machen. Aber ich kann mir die Gitarre schnappen und ein paar Songs für Eckernförde durchgehen. Und so dauert es auch gute neun Stunden bis die Einfahrt nach Damp erreicht ist. Der NO Wind ist erst einmal auf die Nacht verschoben. Ich muss sehen, das ich in Damp einen Liegeplatz im Hafen ergattere, denn im Vorhafen kann es bei O 5-6 Bft. sehr unangenehm werden und ich muss immer noch dringend Schlaf nachholen. Aber direkt in der Einfahrt steht der Hafenmeister und weist mir einen freien Platz zu. Perfekter Service. Soweit vom ersten Tourtag!


Schlei Rot-Weiss

24.07.2017
Minde – Damp
35sm
27sm unter Segeln
Gesamt 35sm

Ahoi sagt euer Sailing Bassman!

SV Makaio – Stephanie Seifert AT

WAR DAS NUN STURM ODER NICHT – GEWISSENSFRAGE


Stephanie Seifert

SV Herr Nilsson – Katrin + Markus Lübeck DE

LA MER – VIER MINUTEN IM TAKATUKA LAND

Auf den Tag genau vor einem Jahr, ist die Herr Nilsson in See gestochen.
Wir sind noch keine 36 Stunden zurück und vermissen jetzt schon das Meer. Dafür haben wir euch jetzt wieder!
Hier unsere kleine „Hommage“ ans Meer, dass sich für immer in unsere Herzen geschaukelt hat….

Liebe Grüße und Ahoi – bis die Tage
Markus & Katrin WEITERLESEN

SV Makaio – Stephanie Seifert AT

SEGELN MIT KLEINEM ABBIEGEWINKEL ABER STEILER LERNKURVE

Wir sind heute um halb 8 in Gillingeleje weggefahren. Wir mussten nur alle Leinen vom Päckchen Nachbar Boot abmachen und konnten direkt aus dem Hafen rausfahren. Ganz easy.

Stephanie Seifert

SV Whale – Margriet De Visser + Chris van der Draai NED

WIEDERAUFERSTEHUNG EINER SUNCOAST 48

Als ich vor einiger Zeit von Margret und Chris besucht wurde, weil sie eine gebrauchte Windpilot Anlage von mir inspizieren lassen wollten, hat mich die Geschichte der beiden fast sprachlos werden lassen.

Die beiden hatten sich in den Kopf gesetzt, eine SUNCOAST 48, die über viele Jahre von ihren Eigner ungeliebt aufgegeben worden war, zu neuem Leben zu erwecken und für die ganz grosse Reise klarzumachen.

Ein Atem beraubendes Projekt, bei dem manch ein Segler unterwegs Mut, Kraft und finanzielle Leistungsbereitschaft verlassen hätte. Ganz anders hier: Die SV Whale ist kurz vor der Fertigstellung und fiebert ihrem Element entgegen. Hunderte Fotos erzählen mehr als schnöde Worte.

Achillesfersen – Saildrive

WIESO WESHALB WARUM

Wer einmal seinen Wagen angeschoben hat, weil er das Tanken vergessen hat, weiss, das dies am besten am Achtersteven vom Auto klappt. Oder maritim: warum zieht der Hafenschlepper seine Last am Bug? Richtig: weil Lasten, ob gezogen oder geschoben, am besten in gerader Linie ohne Übertragungsverluste in eine zu bewegende Masse einzubringen sind.

Saildrive

Inverness – Ab in den Caledonian Canal

Beim Ablegen in Lossiemouth lag die See noch spiegelglatt vor der Nonsuch. Ein herrlicher Morgen mit vorbeischauenden Kegelrobben, dem Blick auf die Highlands und Sonnenschein. Mal wieder musste also der Motor ran. Je näher wir jedoch dem Beauly FIrth und Inverness kommen, desto mehr dreht der Wind auf. Die Prognose von Wetterwelt stimmt mal wieder auf die Stunde genau. Unsere Planung allerdings auch. Kontinuierlich ansteigend haben wir immer mehr den Strom mit uns. Nur der Wind kam von vorne…
Als Fort George dann passiert war ging es richtig rund. Von vorne kamen Wellen wie ich sie auf der Elbe bei Wind gegen Strom noch nicht erlebt habe. Alle paar Minuten stand das Schiff bis zur Rettungsinsel im Wasser. Das war ein würdiger Hinweis die Strömungen hier oben, speziell auch später an der Westküste nicht zu unterschätzen. Ein elendes Gebolze auf den letzten Meilen bis Inverness folgte. Der Himmel zog sich immer weiter zu, Regen folgte. Innerhalb von wenigen Stunden war der kurze schottische Sommer vorbei, es herrschte wieder Herbstwetter. Das Anlegen in der Inverness Marina war somit eine kleine Erlösung. Dass diese zwar Baltic-Bay-mäßig allen Komfort bietet, aber quasi mitten zwischen Frachthafen und Schrottplatz lag stört uns jetzt noch kaum.

Uns zog es erst mal in die Stadt. Ein letzter Abend musste standesgemäß begossen werden, denn ab morgen würde ich wieder alleine unterwegs sein. Auch den Caledonian Canal, der in Inverness beginnt und einmal quer durch Schottland bis zum Atlantik führt würde ich alleine hinter mich bringen. Sollte aber zu schaffen sein, hat schließlich beim Göta Kanal auch geklappt und der wurde immerhin vom selben Ingenieur erbaut.
Inverness ist auf den ersten Blick eine typisch britsche Kleinstadt. In der Nähe der „High Street“, dem traditionellen Zentrum einer solchen, finden wir dann auch gleich einen netten Pub für das Dinner. Wieder bin ich total erstaunt über Qualität und Preis. Hier kann man wirklich anständig essen. Schon nach einer Woche in Schottland merke ich, dass Pub nicht gleich Pub ist. Es gibt die Dorfpubs, die Treffpunkt und Trinkhalle zugleich sind und in die sogar die Kinder mit den Familien schon gehen, es gibt die Gastropubs in denen wirklich tolles britisches Pubfood serviert wird, meist zu Preisen die unter deutschen Mittelklasserestaurants liegen, und es gibt die Music Pubs, in denen oft nur getrunken wird, es häufig Livemusik gibt, und die eher wie eine fröhliche gut besuchte Bar wirken. Einem solchen Pub galt dann auch unser nächste Besuch des Abends. Wir genossen schottische Livemusik, kamen mit einigen Schotten ins Gespräch und erst spät zurück an Bord. Fast hätte da noch jemand seinen Flug verpasst…

Ob der Umgebung des Hafens beschloss ich trotz des Schweinewetters schon in den Caledonian Canal einzulaufen und im Kanalhafen von Inverness festzumachen. Das Schiff wurde kurz nach dem Götakanal-System schleusenfein gemacht und ab ging es. Funktioniert tatsächlich genau wie der Götakanal. Eine Leine hinten fest, eine durch die Genuaschiene und einen Block am Bug geführt, schon ist die ganze Schleuserei auch Einhand kein Hexenwerk mehr.

Im Kanalhafen blieb ich dann noch einige Tage bis gleich zwei Tiefdrucksysteme durchgezogen waren und das Wetter sich wieder besserte. Zeit also, sich die Stadt noch einmal genauer anzuschauen.  Auf den zweiten Blick gibt es dann doch auch einige Besonderheiten zu entdecken. Das Museum im Inverness Castle zum Beispiel. Dieses ist erst seit kurzem für die Öffentlichkeit zugänglich, da das Gebäude eigentlich als Gericht dient. Sogar als Strafgericht. Da kommt doch bei der Verhandlung über die letzte Kneipenschlägerei gleich so richtig schön mittelalterliches Inquisitionsfeeling auf. Der Blick vom Aussichtsturm ist allerdings prächtig. Über die Nordsee, die Highlands, die ganze Stadt und den River Ness, bis hin zum Loch Ness kann man trotz des wolkigen Wetters blicken. Und auch im Besuch lernt man einiges über die Bedeutung der Stadt für die schottische Geschichte. Beim Blick auf die Karte denkt man ja oft, dass Schottland quasi einfach ein „Bundesland“ Großbritanniens sei. Ganz so einfach ist es aber wohl doch nicht…

Als der Frühling endlich zurückkehrt geht es dann weiter durch den Kanal. Zum Auftakt gleich mal mit einer 5er Schleusentreppe. Was hier allerdings ein kleineres Problem darstelllt wundert mich etwas. Dass die Schleusenwärter hier vielleicht nicht ganz so gut aussehend wie im Göta Kanal sind (Nonsuch im Götakanal) war ja zu erwarten. Irgendwie sind sie aber auch…deutlich weniger motiviert und der ein oder andere auch nicht die hellste Kerze auf der Torte. Auf jeden Fall dauert das Ganze hier deutlich länger, geht dabei aber auch hektischer zu als im Göta Kanal. Die Laune ist trotzdem gut. Da die Planung der Schleusenwärter aber nicht so ganz vom allerfeinsten war geht es heute nicht mehr aufs Loch Ness, sondern nur bis zur Schleuse davor. Schön ists hier trotzdem und der schottische Kurzzeitfrühling macht auch Spass.