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Große Urlaubspläne – Auf Tournee entlang der deutschen Ostseeküste

Mein diesjähriger Segelsommer soll aus Fahrtensegeln und Musikmachen längs der gesamten deutschen Ostseeküste bestehen. Von Flensburg bis nach Usedom und zurück. In rund 3 Wochen. Unterwegs warten dann eine Reihe von Auftritten mit meinem Projekt „The Sailing Bassman&Friends“ in unterschiedlichen Häfen und Besetzungen auf mich. Unterwegs kommt dann noch Andreas mit seinem Segelboot dazu und wir werden somit die offiziell weltweit  erste Segelboottournee veranstalten. Unsere Instrumente sind mit an Bord und wir werden natürlich auch auf den Booten leben. Wenn das Wetter mitspielt und alles so klappt wie geplant, wird es sicher ein einmaliger Sommersegeltörn entlang der schönen Ostseeküste. Im Blog werde ich natürlich ausführlich über die Tour berichten!

Hier unsere Routenplanung und die fixen Ziele der Sommertour:  

24.7.
Aufbruch in meinem Heimathafen in Minde, dann aus der Flensburger Förde mit einem Zwischenstopp bis in die Eckernförder Bucht. Am
26.7.
findet dann die Tour-Premiere im „Spieker“ direkt am Hafen in Eckernförde statt. Am
27.7.
geht es dann hinaus aus der Eckernförder Bucht und um die Ecke vorbei am Bülker Leuchtturm bis in den Hafen von Strande. Am
28.7.
segeln wir dann nur kurz über die Kieler Förde bis nach Laboe. Denn dort steht dann ein weiter Auftritt im „Skippers Place“ an, ebenfalls wieder direkt am Hafen.

Danach wird es ein wenig sportlich, denn am 30.7. wartet der nächste Auftritt in Travemünde. Ich werde daher wohl abends noch nach dem Auftritt in Laboe die Segel setzen und Kurs Fehmarn aufbrechen. Orth, Burgstaaken oder Großenbrode Fähre. Das sollte mit etwas Glück machbar sein und abends wird es im Sommer auf der Ostsee ja meistens etwas ruhiger. Der
29.7.
könnte uns dann nach Grömitz oder Neustadt bringen, beides ideale Absprunghäfen für die Weiterfahrt nach Travemünde und unseren Auftritt dort am
30.7.
auf der „Travemünder Woche“

Jetzt wird es etwas entspannter, denn der nächste Auftritt findet erst am
4.8.
in der „Yachtwelt Weiße Wiek“ des „Marinaverbundes Ostsee“ oder mit neuem Namen „Marina Network Association“ in Boltenhagen statt. 

Der Song zur Tour

Einen Hafentag in Travemünde und entspanntes Weiterbummeln durch die Wismarer Bucht könnte ich mir davor gut vorstellen. Auch um etwas Energie und Kraft zu tanken für die weiteren Abschnitte der Tour. Oder, falls das Wetter bisher nicht mitgespielt hat, die Boote hierherzubringen. Denn kein Plan übersteht den ersten Kontakt mit dem Feind, in diesem Falle also Rasmus, und daher gibt es natürlich auch einen Ausweichplan per Transporter und Landstraße. Ich hoffe aber, dass wir diesen zunächst nicht benötigen werden. 
 

Je nach Wetter segele ich dann noch nachts oder auch erst morgens weiter nach Kühlungsborn.

Denn hier steht am
6.8.
der nächste Auftritt der Segeltournee an: Im Restaurant„VielMeer“ wieder direkt am Hafen.

 

Ab hier wird es nun etwas komplizierter, denn die beiden letzten Termine der Tournee sollen am 8.8. in Zingst und am 12.8. in Kröslin stattfinden. Mein Plan wäre daher zunächst das Boot am
7.8.
nach Warnemünde zu verholen und von dort ausnahmsweise über die Straße nach Zingst zu fahren um dort am
8.8.
am Hafen aufzutreten. Dann könnte ich am
9.8.
in Warnemünde aufbrechen um südwestlich Hiddensee in die Boddengewässer einzulaufen und dann durch den Strelasund Rügen südlich zu umfahren. Am
12.8.

werden wir dann in der „Marina Baltic Sea Resort“ des „Marinaverbundes Ostsee“ in Kröslin bei Usedom den letzten Auftritt der Tournee spielen.   

Ein recht sportlicher Plan, der aber mit etwas Glück aufgehen könnte. Prinzipiell bräuchte ich nur eine halbwegs stabile Westwindlage bis zum 12.8. Denn dann kann der Wind gerne drehen um den weiten Weg in die Flensburger Förde anzugehen. Man wird ja mal träumen dürfen!

Am
13.8.
geht es jedenfalls zurück. Ich möchte diesen doch recht weiten Weg mit einem Freund gerne an einem Stück angehen um auch einmal im System mit wechselnden Wachen die Nächte durchzusegeln.

Auf meinem YouTube Kanal und imBlog halte ich euch während der Tour natürlich täglich auf dem
Laufenden und ich würde mich freuen, den einen oder anderen auch in einem Hafen entlang der Ostseeküste zu treffen.

Raus auf die Nordsee

Ich war aufgeregt. Wie ich bereits vor einigen Wochen schrieb war der Horizont hinter Helgoland immer irgendwie die Grenze des zu ersegelnden Reviers. Zwar habe ich im Osten schon viel gesehen, aber weiter als hinter den Helgoländer Horizont erschien mir mit der kleinen Nonsuch irgendwie nie eine Option zu sein. Und nun sollte aber genau das passieren. Zwar habe ich schon wieder Zeit für einen längeren Törn gefunden, aber die Zeit ist trotzdem begrenzt. Gleichzeitig soll die englische Ostküste über weite Strecken uninteressant und anstrengend sein. So sagten es zumindest die einschlägigen Törnführer. Warum also nicht mal ein neues Abenteuer wagen und sich von Helgoland direkt auf den Weg nach Schottland machen? Gutes Wetter natürlich vorausgesetzt…

Das waren meine Gedanken während der Törnplanung und nun saß ich tatsächlich in den ersten Julitagen auf der Terrasse meiner Eltern und studierte die Wetterkarten. In nicht einmal 2 Tagen sollte sich ein Wetterfenster öffnen, welches die direkte Passage zulassen würde. Von Aufregung war zu diesem Zeitpunkt noch nicht viel zu spüren, es gab einfach zu viel zu tun.
Das sollte sich in den letzten Stunden vor der Abfahrt ändern. Das Level der Aufregung stieg fast minütlich. Als es dann um kurz vor 24:00 in Cuxhaven „Waving Goodbye“ hieß und wir die Leinen loswarfen handelte ich eigentlich nur noch instinktiv. Der Kopf war überall und nirgendwo. Wenigstens hatte sich ein guter Freund gefunden diese Passage mit mir zusammen zu unternehmen. Alleine wäre das für das erste Mal offene See mit diesem Schiff wahrscheinlich doch etwas zu aufreibend geworden.
Wir verließen Cuxhaven so spätabends um das Wetterfenster so gut wie möglich nutzen zu können. Eine Erkenntnis dieser Reise war nämlich definitiv, dass die Nordsee mit 26Fuß machbar ist, allerdings sollten die Bedingungen so stabil wie möglich sein. Die Fahrt aus der Außenelbe war dann allerdings gleich ein echter Kampf. Der Wind der letzten Tage zog eine beachtliche See nach sich, die trotz des flauen Windes sich gegen des Ebbstrom stellte. In der Dunkelheit sah man noch dazu keine einzige See anrollen. Es krachte und polterte, und als schließlich die -eigentlich gesicherten- ersten Gläser aus den Schapps flogen und sich am gegenüberliegenden Salonfenster (Bitte mal den Flugweg bildlich vorstellen!) zerschlugen, fragte ich mich kurzzeitig ob dieser Trip tatsächlich so eine gute Idee ist. Im Morgengrauen legten wir dann schließlich auch noch mal für 3 Stunden auf Helgoland an um noch einmal einige Stunden ohne Seegang zu pennen und die weitere Beruhigung des Wetters abzuwarten.


Eine gute Idee, denn nach diesen 3 Stunden Schlaf und einer Tasse Kaffee setzte sich die Sonne durch und die Stimmung sah wieder anders aus. Nochmal schnell eingekauft und los gehts. Zumindest während der ersten Stunden war es ein komisches Gefühl Helgoland in dieser Richtung hinter sich zu lassen, aber sobald die Insel außer Sicht war legte sich die Anspannung. Offenbar tatsächlich eine Kopfsache… Wir dösten in der Sonne und genoßen es nicht mehr wie ein Schießhund auf den Kurs aufpassen zu müssen. Das ist nämlich definitiv das entspannteste am Blauwassersegeln ;-) . Der Schiffsverkehr wurde zunehmen weniger und durch die Nacht musste dann sogar ausschließlich der Motor ran. Für die Eingewöhnung war das wohl ganz gut.

In der Nacht dann plötzliche Aufregung. Ein unerwartetes Geräusch. Nämlich der SMS Ton des Iphones. 60sm von der Küste entfernt entlockte mir das zunächst ein Stirnrunzeln. Das Rätsel löste sich aber schnell auf. Offenbar strahlten die Windparks hier draußen Handynetz aus und so konnten wir noch ein letzten Gruß nach Hause schicken. Die Abfahrt war geschafft. Der psychologisch schwierigste Teil wie wir dachten.

Mit der untergehenden Sonne begann dann auch unser Wachsystem. Auch wenn die erste Schicht vor Aufregung natürlich noch niemand schlafen konnte. Interessant war zu sehen, dass hier draußen, wo die Augen durch fast keine Lichter mehr geblendet werden, es selbst mit einigen Wolken fast nicht mehr komplett dunkel wird.

Zum Ende meiner Morgenwache begann ich dann damit ein kleines Seefrühstück zu bereiten und den Abwasch des Abendbrots zu erledigen. Und dann passierte es. Die Nordsee forderte ihr erstes Opfer: Obwohl ich die Knoten mehrfach überprüft habe überlebte unser Kochtopf das erste Einweichen außenbords nicht mehr. Er ruht jetzt 70sm nördlich von Schiermonnikoog und bietet vielleicht irgendeinem Meeresgetier als künstliches Riff ein neues Zuhause. Klingt fast nach einer lustigen Story, aber von nun an musste beim Kochen echt improvisiert werden!

Noch genoßen wir den wieder zunehmenden Südwind. Der Windpilot steuerte, wir saßen im Cockpit und begannen ozeanphilosophische Gespräche über Gott und die Welt zu führen. Eigentlich wollten wir Kartenspielen, aber keiner von uns konnte Skat oder Rommee so plötzlich noch erklären. Und ein Autoquartett war nicht an Bord. Und mangels Internet zum Überprüfen macht „manuelles“ Autoquartett mit gemerkten Angaben einzelner Autos wegen des Beschisspotenzials nur kurze Zeit Spaß ;-)
Also quatschten wir über dies, und das und jenes, freuten uns über die Ruhe und begannen das Blauwassersegeln so richtig zu genießen.

Währenddessen wurde der Wind allerdings immer stärker. Beim nächsten Logbucheintrag war er bereits deutlich stärker als im letzten gezogenen GRIB Bericht vorhergesagt.  Der Horizont verschwand nun stets in den Wellentälern. So langsam wurde es unangenehm, denn wir waren grad so ungefähr am weitesten von Land weg wie es in der Nordsee nur geht. Und die Windspitzen sollten noch nicht erreicht sein…

SV Honk – Bettina + Michael Plaisant GER

ENDLICH STEUERFREI

Hallo Herr Förthmann,
im Anhang die versprochenen Bilder. Die Anlage war schnell montiert….ohne Probleme 🙂  und arbeitet hervorragend! Wir sind bei böigen Wind bis 6 Beaufort auf allen Kursen gesegelt…einfach super.
Liebe Grüße
Tina und Michi Honk (Plaisant)

Moin an die Honk sailing crew,
Das Video ist plaisant und Sicherheits konform
like the crew, die in der Reling sitzt, allerdings fast ausserhalb der Norm,
die auf dem Foto fröhlich alle Hände hebt,
die erkennbar in Eintracht mit ihrem Namen lebt
die das Segeln nun auch liegend erleben dürfen,
ohne sich die Finger an der Pinne wund zu schürfen,
weil der windige Pilot jetzt den Sklavenjob erledigt
ohne Pennen, Meckern und ganz ohne Gardinen Predigt.
Aber Achtung:
Foerthmann steuert nur bis zur Hafenmauer
wo dann hoffentlich der Wecker klingelt,
weil sonst unter Wasser vorne ein grosses Aua lauert,
was das Hafen Publikum begeistert. zeitgleich kolossal bedauert,
zumal der Hafenmeister dann hart am Bugkorb rüttelt
bevor er den Kahn wieder von der Mole runter schüttelt.

Smooth sailing
Peter Foerthmann

SV Karimalykka – Petra Meyer GER

AUCH IN BÄRLIN KANN MAN IN SEENOT GERATEN

Lieber Herr Foerthmann,
ich hatte ihnen letzten Sommer mal geschrieben, als wir zu doof waren, Backbord und Steuerbord bei der Einstellung unserer geliebten Windfahne zu unterscheiden 😉 Das hatte sich dann  ja glücklicherweise mit einer Erleuchtung erledigt.

Jetzt haben wir eine anderes Problem und ich hoffe hier auf eine Ferndiagnose von Doktor Foerthmann: in einem Unwetter, das kürzlich über Berlin hinwegzog, wurde unser Bodenfeld neu gemischt. Unser Schiff ist samt Bojen Geschirr durch die Bucht gewandert und wurde dann von einem anderen Schiff in inniger Umarmung aufgehalten.

Wie das dabei dann so ist, das Heck trifft zuerst auf Hindernisse und meine Frage ist jetzt, ob wir uns auch um die Windfahne Sorgen machen müssen? Ob das schlimm oder nicht, mögen Sie selbst beurteilen.
Beste Grüße, 
Petra Meyer
SY Karimalykka 
Berlin

Liebe Frau Meyer,
Tränen trocknen – die Reste der Getriebekappe wegwerfen – tief Luft holen – und auf neue Stürme in Berlin warten! So eine Pacific kann mehr ab, als Sie denken – ein paar Kratzer an Windpilot und an Skippers Nerven gehören zum Leben, wie der Wind zum Segeln – Also: nicht in die Hose machen – Förthmann schickt Ihnen eine schicke neue Kappe – und denken Sie bei kommenden Manövern an den alten Norddeutschen Küstenspruch: Kernig gerammt ist besser als lahm angelegt – auch wenn es dies Mal anders herum gewesen ist. Immerhin lebt Ihre Pacific schon seit 25 Jahren … und wird noch unendlich viele Jahre treu ihren Dienst erweisen, solange Sie nicht mit Wucht rückwärts auf die Pier fahren… und das Bremsen vergessen.

Also: Prüfen Sie, ob die Anlage vom Kopf bis Fuss leichtgängig dreht – und weiter geht´s !
beste Grüsse
Peter Foerthmann

Moin,
na, das hat ja ein Lächeln in meinen Regentag hier gebracht 🙂 Danke für das Ersatzteil! :-))
Beste Grüße aus Bärlin
Petra Meyer

Korcula: Dieselpest und Lichtmaschine (Teil 2). Wie Segeln Menschen zusammenbringt.

Im vorigen Post schrieb ich, wie ungeahntes Leben in meinem Tank zu 35 Zentimeter langen organischen Gebilden führt, die unterwegs auf dem Meer LEVJEs Motor lahmlegten. Und was ich einer abgelegenen Bucht dagegen unternahm. 

Hier die Fortsetzung: 

Am nächsten Morgen steuere ich LEVJE in die kleine Marina Korcula. 158 Liegeplätze gibt es da, nach offizieller Zählung auf der ACI-Website. Aber für Transit stehen davon nur knapp die Hälfte zur Verfügung, also 70. Und davon wiederum sind 4/5 von Flotillen und Charter belegt.

Gleich in der Einfahrt in die Marina betreibt Angelo seine Bootsreparatur und einen Zubehörladen. Eigentlich heißt er Andelko, „Ansche:lko“ gesprochen. Aber weil es leichter zu merken ist, sagt er einfach „Angelo“. Seine Werkstatt brummt. Der Laden ist voll. Er kuckt aus neugierigen, wachen, etwas traurigen Augen in seiner Werkstatt, die nicht größer ist als die Küche einer Siebzigerjahre-Wohnung. Und ein Taubenschlag dazu: Junge Leute, die Außenborder zerlegen. Petar, der Mechaniker, der uns draußen vor der Stadtmauer rettete, schraubt an einem Teil. Einheimische und durchreisende Bootsbesitzer, die ständig mit bittendem Blick Angelos „Küche“ betreten. Es brummt. Es summt. Angelos Laden funktioniert. Mit einem Blick ist klar, dass Geldverdienen nicht Angelos Problem ist.“Wir sind die einzigen Mechaniker zwischen Split und Dubrovnik. Wer ein Problem mit seinem Schiff hat auf den 100 Seemeilen zwischen Split und Dubrovnik: Der kommt hierher.“, sagt Angelo. Er sagt es selbstbewusst und doch bescheiden. Als sei es Last und Verantwortung. Und kein Anlass, sich wie mancherorts in diesen Tagen in Kroatien die Hände über laufendes Geschäft zu reiben.

Ich weiß nicht, wann Andelko seine Werkstatt eröffnete. Irgendwann nach dem Balkankrieg, der hier in der Gegend schlimm wütete. Vielleicht, weil dies Kroatien nicht weit von hier an Bosnien und Montenegro stößt. Im Laden nebendran treffe ich seine Tochter Marina, auf der Suche nach einer 3 Ampere Röhrensicherung. „One Moment, please. I am the daughter of a mechanic, but still a woman. Sorry, Sir: I have to ask my father.“ Ich bin beeindruckt. Dass sich jemand entschuldigt. Weil er etwas nicht weiß.

Zehn Minuten später kommt Petar. Er pumpt 10, 20 Liter Diesel vom Grund meines Tanks, um ihn genau zu untersuchen. Er tut nichts anderes als das, was ich draußen in der verlassenen Bucht auf Lastovo tat: Einfach nachsehen. Ob sich weiterer Schleim, weitere lange Fadengebilde in meinem Tank finden (Siehe mein Post dazu). Petar findet genauso wenig wie ich im Tank. Er sei sauber. „Andelko hat drüben im Laden etwas. Das kippst Du rein. Und dann ist Ruh.“


Danach misst Petar meine zickende Lichtmaschine durch. Er braucht eine Weile. Aber dann kommt Präzises: „Die Lichtmaschine ist hin. Die Trenndiode auch. Wir schicken die Lichtmaschine mit der nächsten Fähre ins 100 Kilometer entfernte Split zur Diagnose und Reparatur. Morgen Abend, spätestens übermorgen, hast Du sie wieder.“

Während ich noch hadere, ob meine Lichtmaschine wirklich erwachsen genug ist, um allein auf einer Fähre in die große Stadt am Meer zu verreisen, treffe ich Marina, die meine Lichtmaschine zur Fähre hinüberfährt, die gleich nach Split abgeht. Ich bin beeindruckt. Zum zweiten und nicht zum letzten Mal an diesem Tag. Als ich Abends von meinen Streifzügen durch die Altstadt von Korcula komme, werkeln die drei immer zusammen mit den Lehrlingen immer noch in der Werkstadt. 

Sie fangen morgens um acht Uhr an zu arbeiten. Pause von eins bis drei. Dann arbeiten sie durch bis 21 Uhr, sagt Marina. Ein echter, harter 11-Stunden-Tag jetzt in den Sommermonaten. Inklusive Samstag. „Im Winter sehe ich meine Familie häufiger als jetzt im Sommer“, erzählt Petar. Er ist Vater einer siebenjährigen Tochter und wünscht sich ein zweites Kind. „Das ist mein Job. Im Sommer komme ich vor neun nicht heim. Im Winter hingegen bin ich oft schon am Nachmittag zuhause.“


Am nächsten Morgen frage ich Marina, die Tochter eines Mechanikers, warum sie eigentlich arbeitet.  Sie erzählt, dass sie nebenbei auch eine Ferienwohnung vermietet, ein zauberhaftes Ding am Meer. „I like to work. I cannot live without work. I worked for ten years on cruise ships: 9 months work without Sunday. 3 months holiday. Had to finish with breakdown. It has been a perfect job: Working together with 30 other nationalities and mentalities – and no problem.“ Ein Foto von ihr aus dieser Zeit hängt hinter dem Andelkos Schreibtisch an der Wand. Zwischen dem Bild ihres tödlich verunglückten Bruders. Und dem von Andelkos Mutter. Sie sind Menschen, die ihre Wurzeln, ihre Herkunft nicht vergessen haben.

Jeden Tag rühren mich Andelko, Marina, Petar ein wenig mehr, je näher ich sie in jeder Begegnung, in jedem kleinen Gespräch kennenlerne. Vielleicht musste es so sein in diesem Land, in dem es schwer ist, an die Menschen auf den Inseln heranzukommen, weil die Sprachbarriere, weil unterschiedliche Mentalität den Zugang zueinander erschweren. Und weil dieses Kroatien vor allem in seinen lokalen Communities denkt und ein Reisender nur jemand ist, der heute Geld bringt. Und morgen wieder weg ist. Nicht den Blick wert. Im Tourismus-Boom der letzten Jahre

Vielleicht brauchte es genau dies: LEVJEs streikenden Motor. Eine zickende Lichtmaschine. Um das Leben von drei Menschen, ihre Geschichte, ihre Sorgen, ihre Freude kennenzulernen. Um nicht einfach nur weiterzueilen, von Hafen zu Hafen.



Etwa fünf Mal muss Andelko mit der Werkstatt in Split telefonieren. Dann, nach eineinhalb Tagen, am Samstag Mittag, kommt meine Lichtmaschine mit der Fähre um 12 wieder angereist. Die verschmorte Platine ist durch eine neue ersetzt. Als er die Fähre vor dem Hafen anlegen sieht, setzt Petar sich auf seinen Roller. Und fährt hinüber zum Hafen, um sie zu holen. Insel-Business. Nach einer halben Stunde ist sie wieder eingebaut. Und produziert Strom. Ich hoffe, dass sie jetzt klaglos laufen wird. Wie LEVJEs Motor.

Ich? Bin froh, diese drei Menschen kennengelernt zu haben. Ich weiß, ich werde Andelko, Marina, Petar nicht vergessen. Es sind Menschen wie sie, warum ich an dieses Europa glaube. 

Vielleicht ist dies auch eine der wichtigen Erfahrungen des Alleinreisens. Ich bin meist allein unterwegs. Und brauche doch andere Menschen mehr als ich denke. Wieder fallen mir die Zeilen von Charles Darwin ein, die ich vor drei Jahren in dem Post „Warum ich segle“ schrieb und in denen Darwin, dreißig Jahre nach der Fahrt mit der BEAGLE, jedem Reisenden mit auf den Weg gibt:

„… gleichzeitig wird er entdecken: wie viele wahrhaft gutherzige Menschen es gibt, mit denen er nie zuvor Kontakt hatte und auch nie mehr wieder haben wird, und die dennoch bereit sind, ihm die uneigennützigste Hilfe zu gewähren.“

Hardfacts:

Werkstatt von Andelko Duzevic:
Tel. +385 (0)20 715 755
Mobile +385 (0)91 507 46 35
[email protected]

Marina Duzevic (Laden):
Tel. +385 (0)20 295 744
Mobile +385 (0)91 526 41 62

ACI Marina Korcula:
159 Landliegeplätze. 16 Dry Berths (laut offizielle Angaben auf der ACI-Korcula-Seite)
Preis für 37 Fuß: ca. 85€/Nacht
Für Transitgäste ca. 60-70 Liegeplätze, die regelmäßig Dienstag und Mittwoch 
durch Flottilen und Chartersegler voll belegt sind (Stand 7/2017). 
An den übrigen Tagen Reservierung ohne Probleme möglich.
Allerdings wird Buchung über das ACI-Buchungssystem (gegen Aufpreis/nicht unerhebliche Stornogebühr) gegenüber telefonischer Anmeldung bevorzugt.

Tel. 385 (0)20 711 661
Mobile +385 (0)98 398 854
[email protected]

Korcula: Dieselpest und Lichtmaschine (Teil 2). Wie Segeln Menschen zusammenbringt.

Im vorigen Post schrieb ich, wie ungeahntes Leben in meinem Tank zu 35 Zentimeter langen organischen Gebilden führt, die unterwegs auf dem Meer LEVJEs Motor lahmlegten. Und was ich einer abgelegenen Bucht dagegen unternahm. 

Hier die Fortsetzung: 

Am nächsten Morgen steuere ich LEVJE in die kleine Marina Korcula. 158 Liegeplätze gibt es da, nach offizieller Zählung auf der ACI-Website. Aber für Transit stehen davon nur knapp die Hälfte zur Verfügung, also 70. Und davon wiederum sind 4/5 von Flotillen und Charter belegt.

Gleich in der Einfahrt in die Marina betreibt Angelo seine Bootsreparatur und einen Zubehörladen. Eigentlich heißt er Andelko, „Ansche:lko“ gesprochen. Aber weil es leichter zu merken ist, sagt er einfach „Angelo“. Seine Werkstatt brummt. Der Laden ist voll. Er kuckt aus neugierigen, wachen, etwas traurigen Augen in seiner Werkstatt, die nicht größer ist als die Küche einer Siebzigerjahre-Wohnung. Und ein Taubenschlag dazu: Junge Leute, die Außenborder zerlegen. Petar, der Mechaniker, der uns draußen vor der Stadtmauer rettete, schraubt an einem Teil. Einheimische und durchreisende Bootsbesitzer, die ständig mit bittendem Blick Angelos „Küche“ betreten. Es brummt. Es summt. Angelos Laden funktioniert. Mit einem Blick ist klar, dass Geldverdienen nicht Angelos Problem ist.“Wir sind die einzigen Mechaniker zwischen Split und Dubrovnik. Wer ein Problem mit seinem Schiff hat auf den 100 Seemeilen zwischen Split und Dubrovnik: Der kommt hierher.“, sagt Angelo. Er sagt es selbstbewusst und doch bescheiden. Als sei es Last und Verantwortung. Und kein Anlass, sich wie mancherorts in diesen Tagen in Kroatien die Hände über laufendes Geschäft zu reiben.

Ich weiß nicht, wann Andelko seine Werkstatt eröffnete. Irgendwann nach dem Balkankrieg, der hier in der Gegend schlimm wütete. Vielleicht, weil dies Kroatien nicht weit von hier an Bosnien und Montenegro stößt. Im Laden nebendran treffe ich seine Tochter Marina, auf der Suche nach einer 3 Ampere Röhrensicherung. „One Moment, please. I am the daughter of a mechanic, but still a woman. Sorry, Sir: I have to ask my father.“ Ich bin beeindruckt. Dass sich jemand entschuldigt. Weil er etwas nicht weiß.

Zehn Minuten später kommt Petar. Er pumpt 10, 20 Liter Diesel vom Grund meines Tanks, um ihn genau zu untersuchen. Er tut nichts anderes als das, was ich draußen in der verlassenen Bucht auf Lastovo tat: Einfach nachsehen. Ob sich weiterer Schleim, weitere lange Fadengebilde in meinem Tank finden (Siehe mein Post dazu). Petar findet genauso wenig wie ich im Tank. Er sei sauber. „Andelko hat drüben im Laden etwas. Das kippst Du rein. Und dann ist Ruh.“


Danach misst Petar meine zickende Lichtmaschine durch. Er braucht eine Weile. Aber dann kommt Präzises: „Die Lichtmaschine ist hin. Die Trenndiode auch. Wir schicken die Lichtmaschine mit der nächsten Fähre ins 100 Kilometer entfernte Split zur Diagnose und Reparatur. Morgen Abend, spätestens übermorgen, hast Du sie wieder.“

Während ich noch hadere, ob meine Lichtmaschine wirklich erwachsen genug ist, um allein auf einer Fähre in die große Stadt am Meer zu verreisen, treffe ich Marina, die meine Lichtmaschine zur Fähre hinüberfährt, die gleich nach Split abgeht. Ich bin beeindruckt. Zum zweiten und nicht zum letzten Mal an diesem Tag. Als ich Abends von meinen Streifzügen durch die Altstadt von Korcula komme, werkeln die drei immer zusammen mit den Lehrlingen immer noch in der Werkstadt. 

Sie fangen morgens um acht Uhr an zu arbeiten. Pause von eins bis drei. Dann arbeiten sie durch bis 21 Uhr, sagt Marina. Ein echter, harter 11-Stunden-Tag jetzt in den Sommermonaten. Inklusive Samstag. „Im Winter sehe ich meine Familie häufiger als jetzt im Sommer“, erzählt Petar. Er ist Vater einer siebenjährigen Tochter und wünscht sich ein zweites Kind. „Das ist mein Job. Im Sommer komme ich vor neun nicht heim. Im Winter hingegen bin ich oft schon am Nachmittag zuhause.“


Am nächsten Morgen frage ich Marina, die Tochter eines Mechanikers, warum sie eigentlich arbeitet.  Sie erzählt, dass sie nebenbei auch eine Ferienwohnung vermietet, ein zauberhaftes Ding am Meer. „I like to work. I cannot live without work. I worked for ten years on cruise ships: 9 months work without Sunday. 3 months holiday. Had to finish with breakdown. It has been a perfect job: Working together with 30 other nationalities and mentalities – and no problem.“ Ein Foto von ihr aus dieser Zeit hängt hinter dem Andelkos Schreibtisch an der Wand. Zwischen dem Bild ihres tödlich verunglückten Bruders. Und dem von Andelkos Mutter. Sie sind Menschen, die ihre Wurzeln, ihre Herkunft nicht vergessen haben.

Jeden Tag rühren mich Andelko, Marina, Petar ein wenig mehr, je näher ich sie in jeder Begegnung, in jedem kleinen Gespräch kennenlerne. Vielleicht musste es so sein in diesem Land, in dem es schwer ist, an die Menschen auf den Inseln heranzukommen, weil die Sprachbarriere, weil unterschiedliche Mentalität den Zugang zueinander erschweren. Und weil dieses Kroatien vor allem in seinen lokalen Communities denkt und ein Reisender nur jemand ist, der heute Geld bringt. Und morgen wieder weg ist. Nicht den Blick wert. Im Tourismus-Boom der letzten Jahre

Vielleicht brauchte es genau dies: LEVJEs streikenden Motor. Eine zickende Lichtmaschine. Um das Leben von drei Menschen, ihre Geschichte, ihre Sorgen, ihre Freude kennenzulernen. Um nicht einfach nur weiterzueilen, von Hafen zu Hafen.



Etwa fünf Mal muss Andelko mit der Werkstatt in Split telefonieren. Dann, nach eineinhalb Tagen, am Samstag Mittag, kommt meine Lichtmaschine mit der Fähre um 12 wieder angereist. Die verschmorte Platine ist durch eine neue ersetzt. Als er die Fähre vor dem Hafen anlegen sieht, setzt Petar sich auf seinen Roller. Und fährt hinüber zum Hafen, um sie zu holen. Insel-Business. Nach einer halben Stunde ist sie wieder eingebaut. Und produziert Strom. Ich hoffe, dass sie jetzt klaglos laufen wird. Wie LEVJEs Motor.

Ich? Bin froh, diese drei Menschen kennengelernt zu haben. Ich weiß, ich werde Andelko, Marina, Petar nicht vergessen. Es sind Menschen wie sie, warum ich an dieses Europa glaube. 

Vielleicht ist dies auch eine der wichtigen Erfahrungen des Alleinreisens. Ich bin meist allein unterwegs. Und brauche doch andere Menschen mehr als ich denke. Wieder fallen mir die Zeilen von Charles Darwin ein, die ich vor drei Jahren in dem Post „Warum ich segle“ schrieb und in denen Darwin, dreißig Jahre nach der Fahrt mit der BEAGLE, jedem Reisenden mit auf den Weg gibt:

„… gleichzeitig wird er entdecken: wie viele wahrhaft gutherzige Menschen es gibt, mit denen er nie zuvor Kontakt hatte und auch nie mehr wieder haben wird, und die dennoch bereit sind, ihm die uneigennützigste Hilfe zu gewähren.“

Hardfacts:

Werkstatt von Andelko Duzevic:
Tel. +385 (0)20 715 755
Mobile +385 (0)91 507 46 35
[email protected]

Marina Duzevic (Laden):
Tel. +385 (0)20 295 744
Mobile +385 (0)91 526 41 62

ACI Marina Korcula:
159 Landliegeplätze. 16 Dry Berths (laut offizielle Angaben auf der ACI-Korcula-Seite)
Preis für 37 Fuß: ca. 85€/Nacht
Für Transitgäste ca. 60-70 Liegeplätze, die regelmäßig Dienstag und Mittwoch 
durch Flottilen und Chartersegler voll belegt sind (Stand 7/2017). 
An den übrigen Tagen Reservierung ohne Probleme möglich.
Allerdings wird Buchung über das ACI-Buchungssystem (gegen Aufpreis/nicht unerhebliche Stornogebühr) gegenüber telefonischer Anmeldung bevorzugt.

Tel. 385 (0)20 711 661
Mobile +385 (0)98 398 854
[email protected]

SV Livingston – Corrie + Jan Steenmijer NED

BERMUDA DREIECK VOR DER NASE

Dear Peter,
Don’t worry, everyting is OK. Shouldn’t it be very nice to let you know now and than that everything is working very well. It is a miracle how nice and perfect the Windvane steers the Livingstone (better than the Simrad!!!) so we use her almost of the time.
met veel groet
Jan en Corrie from Norfolk Virginia WEITERLESEN

Chaguaramas – Trinidad

ALLSEITS BEKANNT – TROTZDEM UNGELIEBT

Windpilot Pacific – how to use

SAILING WITH WINDPILOT PACIFIC

Welcome to Scotland!

WIR SIND ANGEKOMMEN!! Gestern um 1400 MESZ sind wir nach 416sm in Eyemouth in Schottland angekommen! Interessante aber anstrengende Überfahrt mit vielen neuen Eindrücken. Als Land in Sicht kam war stilecht auch gleich das erste schottische Castle im Fernglas zu sehen.

 

Mehr später. Erstmal Pennen und ausruhen ?







Korcula: Dieselpest und Lichtmaschine. (Teil 1) Oder: Wie Segeln Menschen zusammenbringt.

Im vorigen Post schrieb ich, wie ungeahntes Leben in meinem Tank zu 35 Zentimeter langen organischen Gebilden führt,
die unterwegs auf dem Meer LEVJEs Motor lahmlegten. Und was ich einer abgelegenen Bucht dagegen unternahm.
Hier die Fortsetzung: 

Auch das ist ein Ergebnis beginnender Dieselpest: Ein mit braunem Schleim zugesetzter Filter. Und alles das unterwegs auf dem Meer

1. Ein Motor, der nicht will.
Da hatte ich also in einer abgelegenen Bucht auf Lastovo und vor Anker versucht, meine 200 Liter Diesel im Tank sauberzufiltern. Hatte die im vorigen Post beschriebenen Gebilde entdeckt. Hatte einen halben Tag versucht, alles reinzuwaschen. „Dialyse für den Diesel“. Erst als ich etwa 20 Liter reinen, ohne Schlamm versetzten Kraftstoff heraufgepumpt hatte, gab ich Ruhe. Und hatte eine gutes Gefühl.

Doch eine Stunde nach dem Ablegen starb der Motor südöstlich der Insel Lastovo erneut ab. Ich nahm es gelassen. Ich meinte ja zu wissen, was ich zu tun hatte:

1. Tankleitung am Tank abschrauben.
2. Nachsehen, ob eines der Fadengebilde erneut die Leitung verstopft hatte.
3. Leitung durchpusten. Und entlüften.
4. Motor starten.

Aber so einfach macht es einem das Leben nicht. Denn erstens war die Kraftstoffleitung frei. Und zweitens startete der Motor trotz aller Versuche nicht. Erst als ich den Kraftstoff-Filter abschraubte, sah ich die Bescherung: Der Kraftstofffilter war voller Schleimfäden, die die Dieselalgen gesponnen hatten.

Ich hatte keinen Reservefilter dabei. Reinigen des Filters misslang. Ich telefonierte mit der nächstgelegenen Werft auf Korcula, die mir eine Handynummer schickte. Eine ältere Männerstimme meldete sich. Er heiße Angelo. Ja, ich solle kommen. Ja, sie brächten mich auch ohne Motor in die Marina. Ich solle mich beeilen. Es würde in drei Stunden Wind aus Nordwest geben. Sehr viel Wind.

2. Ankunft auf einer Insel im Starkwind.

Typische Windverhältnisse am späten Nachmittag im Norden vor der Inselhauptstadt Korcula.

Es war nicht viel, was ich über die Insel Korcula wusste. Ich setzte einfach die Segel, weil ich den Motor nicht wieder zum Laufen brachte. Und weil ich keine Wahl hatte. Ein leichter West trieb mich langsam nach Nordosten, ich setzte jeden Fetzen, den ich hatte, segelte Schmetterling mit weit ausgestellten Segeln, aus Sorge, nur ja keinen Lufthauch zu verpassen, um nur ja vor Einsetzen des Starkwinds im Hafen zu sein.

Anfangs hatte ich Sorge, die Brise würde abflauen. Und LEVJE und mich einfach in der Weite des windstillen Meeres dümpelnd über Nacht liegenlassen. Doch die Brise nahm zu, je weiter ich mich von Süden der Insel Korcula näherte. Gegen 16 Uhr rundete ich die Südostspitze Korculas. Und sah die Bescherung: Korcula bildet zur nördlich gelegenen Halbinsel Peljesac einen engen Kanal, durch den der Nordwest wie durch eine Trillerpfeiffe gepresst und beschleunigt wird. Aus einem milden West auf dem Meer wird an der Korculas Nordküste sechs bis sieben Windstärken.

Da war er, der viele Wind, von dem Angelo gesprochen hatte. Ich reffte Genua und Groß auf ein Drittel. Und machte mich an die Arbeit, mühsam gegenan aufzukreuzen.

30 Knoten, in der Spitze mehr als 35 Knoten zeigte der Windmesser. Aber ich brauchte keinen Windmesser. Das hektische tak-tak-tak-tak des Spifalls am Mast, das Knattern der verkleinerten Genua, die vom Wind umeinander geschlagenenen Fockschoten und die sich im Licht des Nachmittags brechenden Wellenkämme sagten, was es zu sagen gab. Wieder einmal verfluchte ich die Rollgenua: Was gäbe ich jetzt für eine Stagfock, die ordentlich steht und zieht bei diesem Wind statt des sich strangulierenden, würgend-verdrehten Tuchfetzens, den ordentlich zurechtzuziehen ich weder Zeit eine Hand frei hatte. Doch LEVJE kam auch mit kleinem Tuch gut vom Fleck. Fast erreichte ich die Kreuzschläge, fast die Wendewinkel, die ich mir draußen als Weg durch die Inseln hindurch markiert hatte. Nach einer Dreiviertelstunde Starkwindkreuzen hatte ich die Einfahrt vor mir. Und rief Angelos Nummer an. Der meinte, bei dem Wind könne er kein Schiff ohne Motor in den Hafen bringen; ich solle drüben, wo ich das andere Segelboot sähe, unter Segeln den Anker fallen lassen; er würde jemanden schicken auf einem Motorboot. Mit einem Filter.

Ich kreuzte zwischen Hafeneinfahrt und Stadtmauer hin und her. Chaos im Hafen: Segler, die wegen des Starkwindes in den Hafen drängten. Oder davor auf weitere Anweisung warteten. Tohuwabo. Und LEVJE ohne Motor, unter Segeln mittendrin. Mittendurch kreuzend. Ich kreuzte dreimal, viermal unter Segeln an der Stelle vorbei, von der ich dachte, es wäre die von Angelo bezeichnete Stelle. Windschatten unter der Stadtmauer, so dachte ich. Nach dem vierten Mal wagte ichs: Aufschiesser in den Wind. Segel loswerfen. Anker auf zehn Meter fallen lassen. Alles wie einst beim Segelschein gelernt.

Und doch war alles anders: Denn der Wind, der von der gegenüberliegenden Seite kam, schien hier unter der Stadtmauer nicht bloß ein windstilles Fleckchenzu erzeugen. Er drehte vor der alten Stadtmauer um 180 Grad. Und kam plötzlich aus Südost. Er fächelte auf die Stadtmauer zu. Und wir: Wir stoppten nicht auf. LEVJE lief unter Segeln weiter auf die Stadtmauer zu. Blieb einfach nicht stehen. Der sich drehende Wind ließ sie einfach nicht zum Stehen. Wir kamen den Felsen vor der Stadtmauer gefährlich nahe.

3. Das Ende eines langen Tages.

Es waren beschissene, bange Minuten. Touristen, die ahnungslos freundlich von der Stadtmauer herunterwinkten. Fahrer von Wassertaxis, die meine Not sahen. Dass ich auf die Felsen vor der Stadtmauer zutrieb. Und achselzuckend vorbeifuhren. „Man kann immer etwas tun auf einem Segelboot. In jeder Situation.“ Ich rief Angelo an. Aber er sagte, dass er wegen des Tohuwabohus im Hafen erst in zehn Minuten jemanden schicken könne. Wir eierten vor den Felsen im sich drehenden Wind. Bis ich in meiner Not den Zündschlüssel drehte. Vielleicht war noch ein bisschen Sprit in der eigentlich leeren Leitung. Der Diesel sprang bullernd an. Ich legte den Gang ein. Und 20 Sekunden Schraubendrehung reichten, uns dreißig Meter weit weg vor den Felsen hinaus in die windige Bucht zu schieben.

Fünf Minuten kam ein Schlauchboot auf uns zu. Ein Mann darin. Petar. Mechaniker. Samt neuem Filter. Er machte sich sofort an die Arbeit. Aber auch er schaffte es ebensowenig wie ich, die Dieselleitung wieder zu füllen.

Wir trieben vor der Stadtmauer. Petar schraubte unter Deck. Erst als er die ganze Leitung zerlegt hatte, fand er weitere Schleimklumpen, die die Leitung verstopft hatten. Ich hatte nicht gründlich genug gesucht. Aber plötzlich sprang er wieder an. Der Diesel. Petar grinste. Wir sollten heute Nacht in der Bucht südlich vor der Insel ankern. Im Hafen wäre kein Handtuch breit mehr Platz. Und am nächsten Morgen in den Hafen kommen.

Ich erzähle nun nicht, dass der Anker vor der Klosterinsel Badija samt fünfzig Meter Kette einfach im Starkwind nicht halten wollte. Dass wir wie die anderen Ankerlieger, die hier untergekrochen waren, mehrere Male neu Ankern mussten. Als fände mein Zwanzig-Kilo-Bügelanker dort unten in zehn Meter Tiefe nicht harten Meeresboden, sondern einfach nur Vanillepudding.

Als dann auch noch die Lichtmaschine streikte und die Batterien nicht mehr lud, war es um meine Contenance geschehen. Dieser Tag war zu viel. Ich war an eine Grenze gekommen. Meine Grenze. Es ging nicht mehr.

… Fortsetzung dieses Posts in den nächsten beiden Tagen.

  

Korcula: Dieselpest und Lichtmaschine. (Teil 1) Oder: Wie Segeln Menschen zusammenbringt.

Im vorigen Post schrieb ich, wie ungeahntes Leben in meinem Tank zu 35 Zentimeter langen organischen Gebilden führt,
die unterwegs auf dem Meer LEVJEs Motor lahmlegten. Und was ich einer abgelegenen Bucht dagegen unternahm.
Hier die Fortsetzung: 

Auch das ist ein Ergebnis beginnender Dieselpest: Ein mit braunem Schleim zugesetzter Filter. Und alles das unterwegs auf dem Meer

1. Ein Motor, der nicht will.
Da hatte ich also in einer abgelegenen Bucht auf Lastovo und vor Anker versucht, meine 200 Liter Diesel im Tank sauberzufiltern. Hatte die im vorigen Post beschriebenen Gebilde entdeckt. Hatte einen halben Tag versucht, alles reinzuwaschen. „Dialyse für den Diesel“. Erst als ich etwa 20 Liter reinen, ohne Schlamm versetzten Kraftstoff heraufgepumpt hatte, gab ich Ruhe. Und hatte eine gutes Gefühl.

Doch eine Stunde nach dem Ablegen starb der Motor südöstlich der Insel Lastovo erneut ab. Ich nahm es gelassen. Ich meinte ja zu wissen, was ich zu tun hatte:

1. Tankleitung am Tank abschrauben.
2. Nachsehen, ob eines der Fadengebilde erneut die Leitung verstopft hatte.
3. Leitung durchpusten. Und entlüften.
4. Motor starten.

Aber so einfach macht es einem das Leben nicht. Denn erstens war die Kraftstoffleitung frei. Und zweitens startete der Motor trotz aller Versuche nicht. Erst als ich den Kraftstoff-Filter abschraubte, sah ich die Bescherung: Der Kraftstofffilter war voller Schleimfäden, die die Dieselalgen gesponnen hatten.

Ich hatte keinen Reservefilter dabei. Reinigen des Filters misslang. Ich telefonierte mit der nächstgelegenen Werft auf Korcula, die mir eine Handynummer schickte. Eine ältere Männerstimme meldete sich. Er heiße Angelo. Ja, ich solle kommen. Ja, sie brächten mich auch ohne Motor in die Marina. Ich solle mich beeilen. Es würde in drei Stunden Wind aus Nordwest geben. Sehr viel Wind.

2. Ankunft auf einer Insel im Starkwind.

Typische Windverhältnisse am späten Nachmittag im Norden vor der Inselhauptstadt Korcula.

Es war nicht viel, was ich über die Insel Korcula wusste. Ich setzte einfach die Segel, weil ich den Motor nicht wieder zum Laufen brachte. Und weil ich keine Wahl hatte. Ein leichter West trieb mich langsam nach Nordosten, ich setzte jeden Fetzen, den ich hatte, segelte Schmetterling mit weit ausgestellten Segeln, aus Sorge, nur ja keinen Lufthauch zu verpassen, um nur ja vor Einsetzen des Starkwinds im Hafen zu sein.

Anfangs hatte ich Sorge, die Brise würde abflauen. Und LEVJE und mich einfach in der Weite des windstillen Meeres dümpelnd über Nacht liegenlassen. Doch die Brise nahm zu, je weiter ich mich von Süden der Insel Korcula näherte. Gegen 16 Uhr rundete ich die Südostspitze Korculas. Und sah die Bescherung: Korcula bildet zur nördlich gelegenen Halbinsel Peljesac einen engen Kanal, durch den der Nordwest wie durch eine Trillerpfeiffe gepresst und beschleunigt wird. Aus einem milden West auf dem Meer wird an der Korculas Nordküste sechs bis sieben Windstärken.

Da war er, der viele Wind, von dem Angelo gesprochen hatte. Ich reffte Genua und Groß auf ein Drittel. Und machte mich an die Arbeit, mühsam gegenan aufzukreuzen.

30 Knoten, in der Spitze mehr als 35 Knoten zeigte der Windmesser. Aber ich brauchte keinen Windmesser. Das hektische tak-tak-tak-tak des Spifalls am Mast, das Knattern der verkleinerten Genua, die vom Wind umeinander geschlagenenen Fockschoten und die sich im Licht des Nachmittags brechenden Wellenkämme sagten, was es zu sagen gab. Wieder einmal verfluchte ich die Rollgenua: Was gäbe ich jetzt für eine Stagfock, die ordentlich steht und zieht bei diesem Wind statt des sich strangulierenden, würgend-verdrehten Tuchfetzens, den ordentlich zurechtzuziehen ich weder Zeit eine Hand frei hatte. Doch LEVJE kam auch mit kleinem Tuch gut vom Fleck. Fast erreichte ich die Kreuzschläge, fast die Wendewinkel, die ich mir draußen als Weg durch die Inseln hindurch markiert hatte. Nach einer Dreiviertelstunde Starkwindkreuzen hatte ich die Einfahrt vor mir. Und rief Angelos Nummer an. Der meinte, bei dem Wind könne er kein Schiff ohne Motor in den Hafen bringen; ich solle drüben, wo ich das andere Segelboot sähe, unter Segeln den Anker fallen lassen; er würde jemanden schicken auf einem Motorboot. Mit einem Filter.

Ich kreuzte zwischen Hafeneinfahrt und Stadtmauer hin und her. Chaos im Hafen: Segler, die wegen des Starkwindes in den Hafen drängten. Oder davor auf weitere Anweisung warteten. Tohuwabo. Und LEVJE ohne Motor, unter Segeln mittendrin. Mittendurch kreuzend. Ich kreuzte dreimal, viermal unter Segeln an der Stelle vorbei, von der ich dachte, es wäre die von Angelo bezeichnete Stelle. Windschatten unter der Stadtmauer, so dachte ich. Nach dem vierten Mal wagte ichs: Aufschiesser in den Wind. Segel loswerfen. Anker auf zehn Meter fallen lassen. Alles wie einst beim Segelschein gelernt.

Und doch war alles anders: Denn der Wind, der von der gegenüberliegenden Seite kam, schien hier unter der Stadtmauer nicht bloß ein windstilles Fleckchenzu erzeugen. Er drehte vor der alten Stadtmauer um 180 Grad. Und kam plötzlich aus Südost. Er fächelte auf die Stadtmauer zu. Und wir: Wir stoppten nicht auf. LEVJE lief unter Segeln weiter auf die Stadtmauer zu. Blieb einfach nicht stehen. Der sich drehende Wind ließ sie einfach nicht zum Stehen. Wir kamen den Felsen vor der Stadtmauer gefährlich nahe.

3. Das Ende eines langen Tages.

Es waren beschissene, bange Minuten. Touristen, die ahnungslos freundlich von der Stadtmauer herunterwinkten. Fahrer von Wassertaxis, die meine Not sahen. Dass ich auf die Felsen vor der Stadtmauer zutrieb. Und achselzuckend vorbeifuhren. „Man kann immer etwas tun auf einem Segelboot. In jeder Situation.“ Ich rief Angelo an. Aber er sagte, dass er wegen des Tohuwabohus im Hafen erst in zehn Minuten jemanden schicken könne. Wir eierten vor den Felsen im sich drehenden Wind. Bis ich in meiner Not den Zündschlüssel drehte. Vielleicht war noch ein bisschen Sprit in der eigentlich leeren Leitung. Der Diesel sprang bullernd an. Ich legte den Gang ein. Und 20 Sekunden Schraubendrehung reichten, uns dreißig Meter weit weg vor den Felsen hinaus in die windige Bucht zu schieben.

Fünf Minuten kam ein Schlauchboot auf uns zu. Ein Mann darin. Petar. Mechaniker. Samt neuem Filter. Er machte sich sofort an die Arbeit. Aber auch er schaffte es ebensowenig wie ich, die Dieselleitung wieder zu füllen.

Wir trieben vor der Stadtmauer. Petar schraubte unter Deck. Erst als er die ganze Leitung zerlegt hatte, fand er weitere Schleimklumpen, die die Leitung verstopft hatten. Ich hatte nicht gründlich genug gesucht. Aber plötzlich sprang er wieder an. Der Diesel. Petar grinste. Wir sollten heute Nacht in der Bucht südlich vor der Insel ankern. Im Hafen wäre kein Handtuch breit mehr Platz. Und am nächsten Morgen in den Hafen kommen.

Ich erzähle nun nicht, dass der Anker vor der Klosterinsel Badija samt fünfzig Meter Kette einfach im Starkwind nicht halten wollte. Dass wir wie die anderen Ankerlieger, die hier untergekrochen waren, mehrere Male neu Ankern mussten. Als fände mein Zwanzig-Kilo-Bügelanker dort unten in zehn Meter Tiefe nicht harten Meeresboden, sondern einfach nur Vanillepudding.

Als dann auch noch die Lichtmaschine streikte und die Batterien nicht mehr lud, war es um meine Contenance geschehen. Dieser Tag war zu viel. Ich war an eine Grenze gekommen. Meine Grenze. Es ging nicht mehr.

… Fortsetzung dieses Posts in den nächsten beiden Tagen.