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Levje. Ein Abschied. Von einem kreuzbraven Schiff.

Weil mein Schiff am Kiel undicht ist, bin ich anders als geplant nicht losgesegelt. 
Und werde ich auch die nächsten vier Wochen nicht segeln. 
Stattdessen werde ich Geschichten erzählen, die zu erzählen ich 
den Winter über keine Zeit fand. Geschichten aus den Häfen. 
In und um San Giorgio di Nogaro im Friaul.

Es ist heiß am Pfingstsamstag in San Giorgio di Nogaro. Ein Boot ins Wasser zu lassen ist kein Pappenstiel, auch nicht für Maurizio, der sein Leben lang nichts anderes tut als tonnenschwere Boote zu Wasser zu lassen. Jeden Tag. Tagein – tagaus. Jeden Tag zwischen fünf und sechs Schiffe. Aber nicht bloß deswegen ist Maurizio mein Held – ich schrieb über ihn und das blaue Ungetüm weiter unten.

Am heutigen Tag ist meine LEVJE dran. Ein halbes Jahr stand sie jetzt im Hafen. Trotzte den Winterstürmen. Den Minusgraden. Und regenschwerem Scirocco. Als es wärmer wurde, bekam sie ihr Unterwasserschiff runter, sogar zwei Schichten Glas. Und jetzt: Ist sie hübscher, als sie je vorher war. Es ist zwei, als Maurizio seinen 140-Tonnen-Kran um die Ecke rollt, um mein 3,5-Tonnen leichtes Schiff abzuholen. Um es schwebend wie ein Luftschiff, vorbei an Werkshallen und anderen am Land stehenden Yachten langsam auf riesigen Rädern Richtung Flußhafen am Oberlauf des Corno zu rollen. LEVJE geht nun ins Wasser. Und in andere Hände über, denn ich habe sie verkauft.


Von alledem weiß Maurizio, der Kranführer, natürlich herzlich wenig. Sein Job ist es, Schiffe zu kranen. Von Februar bis Juli krant Maurizio Schiffe ins Wasser. Ich habe nachgerechnet: Es müssten so um die 500 sein. Jeden Tag zwischen fünf, sechs? Das Ganze fünf Monate mal 20 Arbeitstage lang. Und dreißig Jahre. Mit Tonnen jonglieren. Tag für Tag.

Eine Sache beginnen, wie das mit dem Anfang ist, darüber wissen wir recht gut Bescheid. „… und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne“, hat uns Hermann Hesse eingebläut. Aber wie ist das mit dem Abschied? Welchen Stellenwert hat er in unserem Leben? Mir fällt der Abschied von etwas Liebgewonnenem echt schwer. Überhaupt fällt mir etwas weggeben, aus meinem Leben eliminieren sehr schwer. Dabei bin ich doch ein typischer Westeuropäer. Nenne 100.000 Dinge mein Eigen, so hat das jedenfalls Frank Trentmann ausgerechnet, und er sagt uns auch, dass es vor 500 Jahren nur 5 Sachen waren, die ein durchschnittlicher Mensch besaß. Bei 100.000 Sachen sollte es doch leichtfallen, etwas wegzugeben?

Aber nichts da. LEVJE, die wir „Liebchen“ nannten, ist in meinem Leben etwas Besonderes. Nicht bloß ein Ding. Sondern etwas, das mich in einen neuen Lebensabschnitt trug, als ein großer Abschnitt endete. Ich verdanke meinen Schiff Schritte in ein neues Leben.

Ich gebe zu: Ich bin traurig. Irgendwo auf diesen Seiten schrieb ich einmal, ein Gefährt würde zum Gefährten, wenn man damit neue Schritte ins Leben macht. Sein Leben ändert. Etwas neues unternimmt. Vielleicht steckt dahinter ja das Kalkül der Nachkriegs-Geneneration, die wir nun einmal  sind. Der Glaube, dass sich mit „etwas besitzen“, ein Fahrzeug „HABEN“, schon die rechte Unabhängigkeit sich im Leben einstellen wird. Das erste Fahrrad, mit dem ich Fahrrad fahren lernte. Das dritte Fahrrad, mit dem ich meinen Radius in die Welt vergrößerte: Meist träumend.

Und jetzt? 

Maurizio, der so alt ist wie ich?
Vielleicht war er zu Pfingsten mit seiner kleinen Tochter an seinem Lieblingsstrand von Bibione – da, wo es einsam ist. Und der Strand nicht touristisch überlaufen ist. Vielleicht hat er ein Picknick gemacht. Bis Juli wird er wird er weiter Schiffe ins Wasser kranen. Große. Und Kleine. Jeden Tag zwischen sechs und zehn.

LEVJE? 
Sie wird mit Susanne und Wolfgang diesen Sommer wohl an den Häfen der Nordadria unterwegs sein. Irgendwo zwischen Triest und Venedig. LEVJE I hat hat einiges gesehen in der Welt: Hooksiel/D. Ijsselmeer/NL. Dann Izola/SLO. Von dort durch die Ägäis nach Antalya/TR. Kreta/GR. Sizilien/I. Sie hat viel gesehen. 
Leb wohl, mein Liebchen. Gib auf Dich acht.

Ich?
Werde mich in den nächsten Tagen auf den Weg machen. Auf LEVJE II. Gen Süden. 
Zu gern würde ich diesen Post enden lassen wie Rollo Gebhard jedes seiner sieben Bücher: „Und dann ziehe ich weiter. Unter weißen Segeln neuen Abenteuern entgegen.“

Levje. Ein Abschied. Von einem kreuzbraven Schiff.

Weil mein Schiff am Kiel undicht ist, bin ich anders als geplant nicht losgesegelt. 
Und werde ich auch die nächsten vier Wochen nicht segeln. 
Stattdessen werde ich Geschichten erzählen, die zu erzählen ich 
den Winter über keine Zeit fand. Geschichten aus den Häfen. 
In und um San Giorgio di Nogaro im Friaul.

Es ist heiß am Pfingstsamstag in San Giorgio di Nogaro. Ein Boot ins Wasser zu lassen ist kein Pappenstiel, auch nicht für Maurizio, der sein Leben lang nichts anderes tut als tonnenschwere Boote zu Wasser zu lassen. Jeden Tag. Tagein – tagaus. Jeden Tag zwischen fünf und sechs Schiffe. Aber nicht bloß deswegen ist Maurizio mein Held – ich schrieb über ihn und das blaue Ungetüm weiter unten.

Am heutigen Tag ist meine LEVJE dran. Ein halbes Jahr stand sie jetzt im Hafen. Trotzte den Winterstürmen. Den Minusgraden. Und regenschwerem Scirocco. Als es wärmer wurde, bekam sie ihr Unterwasserschiff runter, sogar zwei Schichten Glas. Und jetzt: Ist sie hübscher, als sie je vorher war. Es ist zwei, als Maurizio seinen 140-Tonnen-Kran um die Ecke rollt, um mein 3,5-Tonnen leichtes Schiff abzuholen. Um es schwebend wie ein Luftschiff, vorbei an Werkshallen und anderen am Land stehenden Yachten langsam auf riesigen Rädern Richtung Flußhafen am Oberlauf des Corno zu rollen. LEVJE geht nun ins Wasser. Und in andere Hände über, denn ich habe sie verkauft.


Von alledem weiß Maurizio, der Kranführer, natürlich herzlich wenig. Sein Job ist es, Schiffe zu kranen. Von Februar bis Juli krant Maurizio Schiffe ins Wasser. Ich habe nachgerechnet: Es müssten so um die 500 sein. Jeden Tag zwischen fünf, sechs? Das Ganze fünf Monate mal 20 Arbeitstage lang. Und dreißig Jahre. Mit Tonnen jonglieren. Tag für Tag.

Eine Sache beginnen, wie das mit dem Anfang ist, darüber wissen wir recht gut Bescheid. „… und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne“, hat uns Hermann Hesse eingebläut. Aber wie ist das mit dem Abschied? Welchen Stellenwert hat er in unserem Leben? Mir fällt der Abschied von etwas Liebgewonnenem echt schwer. Überhaupt fällt mir etwas weggeben, aus meinem Leben eliminieren sehr schwer. Dabei bin ich doch ein typischer Westeuropäer. Nenne 100.000 Dinge mein Eigen, so hat das jedenfalls Frank Trentmann ausgerechnet, und er sagt uns auch, dass es vor 500 Jahren nur 5 Sachen waren, die ein durchschnittlicher Mensch besaß. Bei 100.000 Sachen sollte es doch leichtfallen, etwas wegzugeben?

Aber nichts da. LEVJE, die wir „Liebchen“ nannten, ist in meinem Leben etwas Besonderes. Nicht bloß ein Ding. Sondern etwas, das mich in einen neuen Lebensabschnitt trug, als ein großer Abschnitt endete. Ich verdanke meinen Schiff Schritte in ein neues Leben.

Ich gebe zu: Ich bin traurig. Irgendwo auf diesen Seiten schrieb ich einmal, ein Gefährt würde zum Gefährten, wenn man damit neue Schritte ins Leben macht. Sein Leben ändert. Etwas neues unternimmt. Vielleicht steckt dahinter ja das Kalkül der Nachkriegs-Geneneration, die wir nun einmal  sind. Der Glaube, dass sich mit „etwas besitzen“, ein Fahrzeug „HABEN“, schon die rechte Unabhängigkeit sich im Leben einstellen wird. Das erste Fahrrad, mit dem ich Fahrrad fahren lernte. Das dritte Fahrrad, mit dem ich meinen Radius in die Welt vergrößerte: Meist träumend.

Und jetzt? 

Maurizio, der so alt ist wie ich?
Vielleicht war er zu Pfingsten mit seiner kleinen Tochter an seinem Lieblingsstrand von Bibione – da, wo es einsam ist. Und der Strand nicht touristisch überlaufen ist. Vielleicht hat er ein Picknick gemacht. Bis Juli wird er wird er weiter Schiffe ins Wasser kranen. Große. Und Kleine. Jeden Tag zwischen sechs und zehn.

LEVJE? 
Sie wird mit Susanne und Wolfgang diesen Sommer wohl an den Häfen der Nordadria unterwegs sein. Irgendwo zwischen Triest und Venedig. LEVJE I hat hat einiges gesehen in der Welt: Hooksiel/D. Ijsselmeer/NL. Dann Izola/SLO. Von dort durch die Ägäis nach Antalya/TR. Kreta/GR. Sizilien/I. Sie hat viel gesehen. 
Leb wohl, mein Liebchen. Gib auf Dich acht.

Ich?
Werde mich in den nächsten Tagen auf den Weg machen. Auf LEVJE II. Gen Süden. 
Zu gern würde ich diesen Post enden lassen wie Rollo Gebhard jedes seiner sieben Bücher: „Und dann ziehe ich weiter. Unter weißen Segeln neuen Abenteuern entgegen.“

Aller Anfang ist schwer und leicht zugleich

Diesmal nix mit segeln! Ist mir auch ganz recht so, denn Nomade und das Wetter bereiten mir mal wieder Kopfschmerzen. Darüber dann vielleicht im nächsten Beitrag mehr.
Es geht also diesmal um Filou und was in den letzten Wochen so in Wesel und Umgebung passiert ist.

Es gibt viele Gute und einige schlechte Nachrichten. Fangen wir mit den Guten an: Filou hat sich unglaublich schnell eingelebt und an seine neue Umgebung angepasst. Wir waren wieder einmal überrascht, wie schnell er lernt.
Da Sabrina ja bereits zwei Tage nach der Ankunft in Wesel wieder arbeiten musste, blieb auch nicht viel Zeit. Er musste also bereits kurz nach der anstrengenden Reise eine ganze Weile allein in unserer Wohnung bleiben. Das kannte er zwar bereits von Yanna, die ihn in Griechenland für uns eine Zeit lang gepflegt hat, aber hier war er jetzt ganz allein. Keine anderen Hunde mehr um ihn herum, was er schließlich von klein auf gewohnt war.
Natürlich war er nicht die vollen 8 Stunden allein, während Sabrina auf der Arbeit war, denn mein Vater geht seitdem jeden Mittag eine große Runde mit ihm und schaut nach dem Rechten. Das hilft uns jetzt, wo ich nicht da bin, sehr.
Ansonsten trägt Filous Rhythmus dazu bei, dass es überhaupt keine Schwierigkeiten gibt. Er ist schließlich Grieche! Nach dem Frühstück und der großen Runde mit Sabrina, verschläft er fast den ganzen Tag und wird erst abends wieder richtig munter. Das zeigen die Aufnahmen der Kamera, mit der Sabrina ihn in den ersten Tagen überwacht hat, um auf eventuelle Probleme reagieren zu können.
Sein Schlafrhythmus ist uns ja bereits in Athen im Bordalltag aufgefallen. Dort ist er immer am frühen Vormittag in sein Bett in der Achterkabine gekrabbelt und hat Siesta gemacht. Fast den ganzen Tag.

Filou zu Besuch auf Camino.

Mit dem Hund meiner Eltern versteht er sich prima. Sorge hatten wir da zunächst auch nicht wegen Filou, der kommt geprägt durch seine Sozialisation auf der Strasse sowieso mit jedem Hund aus, wir wussten allerdings nicht, wie Benno reagiert, wenn ein anderer Hund in sein Revier eindringt. Aber auch das verlief völlig unspektakulär. Benno hat sich über Filou gefreut wie ein kleines Kind, das etwas zum Geburstag bekommt. Man musste am Anfang eher aufpassen, dass er Filou nicht mit spielen überfordert, denn Benno ist ein ziemlich aufgeweckter Lagotto Romagnolo.

Und draussen? Da gab es für Filou viel zu entdecken. Saftiges, kühles Gras kannte er bisher so noch nicht. Dichter Wald war auch völlig neu für ihn und der Umgang mit den vielen Hunden an der Leine war ebenfalls etwas kaum bekanntes. Er war schließlich Streuner. Ein Freigeist und Mitglied in einem großen Rudel. Aber auch solche Begegnungen verliefen harmonisch.
Immer wieder waren Leute von seiner entspannten Art angetan und ich musste an einen wunderbaren Hund denken, den wir vor einiger Zeit in Royan kennengelernt haben.



Die Eingewöhnung in den Alltag war also unglaublich leicht. Auch der erste Besuch bei unserer Tierärztin war unspektakulär. Nur Filous Gesundheitszustand hat uns noch Kopfzerbrechen bereitet. Denn trotz bestem Futter wollte er nicht zunehmen. Im Gegenteil, er hat wieder Gewicht verloren und musste sich so manches mal übergeben.
Wir hatten uns ja bereits gefragt, warum er in der Zeit bei Yanna, trotz guter Versorgung, kaum zugenommen hat. Aber sein gesamter Verdauungsapparat hat sich von der Zeit als Streuner einfach noch nicht vollständig erholt. Er bekommt nun Medikamente und Sabrina hat Kiloweise Möhrensuppe für ihn gekocht, um unterstützend seinen Magen und Darm wieder in Ordnung zu bringen. Gestern dann der erste Erfolg, nachdem er eine Woche lang sehr gut gefressen und sich nicht mehr übergeben hat. Filou hat 100 Gramm in einer Woche zugelegt. Leergewicht nun: 21,4kg


Darauf steht Filou total.

Erst jetzt im Nachhinein merkt man, wie knapp das für ihn im Winter in Kilada ausgegangen ist. Ich möchte nicht wissen, was er sich da so manches mal aus den Mülltonnen raus geholt und in den Magen gestopft hat, um irgendwie den Hunger zu lindern und über die kalten Winternächte zu kommen.
Denn bereits Yanna und die Tierärztin in Kapandriti haben ja seit Ende Januar viel an seinem Gesundheitszustand gearbeitet, aber erst jetzt, im Juni sehen wir so langsam das Licht am Ende des Tunnels. Nun hoffen wir, dass er kontinuierlich zulegt und kräftiger wird, denn eine weitere Baustelle muss noch angegangen werden.
Sabrina war vor ein paar Tagen mit ihm bei einer Zahnärztin für Tiere, denn bei genauem hinsehen ist ihr aufgefallen, dass im Oberkiefer ein Zahn abgebrochen, sowie am Fangzahn im Unterkiefer großflächig der Zahnschmelz abgesplittert ist. Vermutlich hat er da mal beim Müll durchstöbern auf etwas extrem hartes gebissen.
Der Zahn im Oberkiefer ist leider nicht mehr zu retten, denn die Bruchstelle sitzt zu tief, um das mit einer Krone sicher wieder aufzubauen. Würde man den Zahn nicht ziehen, bekäme er dort früher oder später Zahnschmerzen. Also muss dieser Zahn leider entfernt werden. Es wird ihn zumindest nicht behindern.
Der Fangzahn kann zum Glück wieder repariert werden. Dort trägt Sabrina in den nächsten 4 Wochen zweimal täglich ein spezielles Gel auf, um den Schmelz zu stabilisieren und danach wird dort, so wie man es auch beim Menschen macht, mit einer Schicht aus Kunststoff verblendet.
Da man die OP an den beiden Zähnen allerdings nur unter Vollnarkose machen kann, werden wir noch einige Zeit warten müssen. Denn die Zahnärztin hält einen solchen Eingriff in seinem jetzigen Zustand für viel zu riskant. Er muss erst wieder richtig kräftig sein.

Hier sieht man den abgesplitterten Zahnschmelz und den abgebrochenen Zahn im Oberkiefer.

Dann gibt es noch etwas interessantes zu Filous geschätztem Alter zu berichten. Laut seinem Pass ist er jetzt etwa 13 Monate alt. So hat ihn die Ärztin in Kapandriti geschätzt. Auch unsere Ärztin hat ihn auf ebendieses Alter anhand der Entwicklung seiner Zähne geschätzt. Sie meinte sogar, eher etwas jünger.
Alles Paletti, sollte man nun meinen, aber weit gefehlt. Denn ich kenne jemanden, der hat ihn bereits 2016 im Januar schon in Kilada gesehen. Wäre Filou jetzt 13 Monate alt, dann würde das absolut nicht zusammen passen. Im Januar wirkte er auch auf mich sichtbar älter als ein Hund von etwa 7 Monaten.
Wir können uns das nur so erklären, dass er bedingt durch das schlechte Futter aus den Mülltonnen, eine so langsame Entwicklung durch gemacht hat, dass sein Gebiss dem eines Hundes im Alter von etwa 13 Monaten entspricht, er aber bereits älter ist. Der wahrscheinlichste Geburtszeitraum für ihn müsste daher der Sommer 2015 sein.
Und deshalb haben wir uns nun darauf geeinigt, dass Filous Geburtstag der 1. August 2015 ist und an dem Tag gefeiert wird.

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SV Shalom – Christoph Vougessis GER

HALBZEIT – BERGFEST – HOFFEN AUF DAS AZORENHOCH

Moin, heute ist der 17.te tag auf see und damit halbzeit. 1560sm habe ich nun zurück gelegt und ich hoffe, dass die zweite hälfte zu den azoren so läuft wie die erste. Bisher war ich mit ca 31Grad nord immer recht weit südlich. Das wird sich nun ändern, weil die azoren ja weiter nördlich liegen. Ich hoffe daher auf ein stabiles azorenhoch. Ansonsten gibt es nicht viel zu berichten. Mein ebook ist durch die feuchtigkeit kaputt gegangen, weshalb lesen die nächsten wochen wohl ausfällt. Der windpilot macht alles super mit, weshalb ich meist entspannt irgendwo an deck sitze und durch den tag träume. Viele grüsse! Christoph tracking

Schönes Land trifft schönes Meer

Nachdem vor einigen Tagen Nomade startklar für die Überfahrt nach Italien war, jedoch kein gutes Segelwetter in Sicht, habe ich mir einen Roller ausgeliehen. Bei „Ainos Bicycle Store“ bin ich gelandet und konnte für 20€ einen 150er Roller für einen Tag bekommen. Toller kleiner Laden, sehr netter Besitzer und ein gut gewarteter Roller. Ich war 9 Uhr morgens dort. Wann ich den Roller am nächsten Tag wieder zurück bringen soll, wollte ich wissen. „Egal, wann es dir passt. Ich bin morgen sowieso erst wieder nachmittags da. Wirf den Schlüssel einfach dort in den Briefkasten.“
Typisch griechisch entspannt. Das gefiel mir gleich und so bin ich los, mit etwas Proviant und meinem Reiseführer von 1994 im Rucksack, den ich tags zuvor überflogen hatte.
Das erste mal seit über 10 Jahren kam so etwas wie Motorradfeeling bei mir auf und ich war froh, einen 150er statt der kleinen 50er Roller bekommen zu haben, die man hier sonst für 20€ haben kann. Also ging es nach einem schnellen Einkauf bei Lidl (wenn man schon mal ein Fahrzeug hat) die bergige Straße ins Landesinnere hinauf. Ich wollte unbedingt auf den Ainos, den höchsten Berg der Insel.

Mit dem Roller unterwegs.

Die Straße in Richtung Sami, einem Ort auf der Ostseite der Insel, ist gut ausgebaut. Irgendwann biege ich rechts ab und der Asphalt wird schlechter. Die Strasse ist sehr schmal und führt in Serpentinen immer weiter hinauf ins Gebirge. Erst 500 Höhenmeter, dann 1000 und es wird deutlich kühler. So kühl, das ich trotz Pullover und meiner Offshore Segeljacke fröstel. Ich wünsche mir Handschuhe.

An manchen Stellen der Strecke versperren Kies und Felsbrocken der letzten Erdrutsche Teile der Straße, aber man kommt noch gut daran vorbei. Im Gegensatz zu den Palmen an der Küste stehen hier Pinien und Tannen dicht an dicht. Überall Moos und einzigartige Vegetation. Sogar eine kleine Herde seltener Wildpferde soll es hier noch geben. Ein krasser Gegensatz zur warmen, trockenen, mit Palmen bewachsenen Küstenregion.
Auf den letzten Höhenmetern vor dem Gipfel muss sich der Roller etwas quälen. Man spürt deutlich den Leistungsverlust durch den geringeren Sauerstoffgehalt in der Höhe und hier oben ist es nun richtig kalt. Dann noch ein, zwei Kurven und ich bin angekommen, auf dem Gipfel. 1.628 Meter über dem Meer und das spürt man hier so deutlich wie auf keinem anderen Berg, den ich zuvor besucht habe. Ich stelle den Roller ab und gehe ein Stück auf dem Wanderweg. An einigen Stellen neben diesem Weg geht es fast senkrecht hinunter und mehr als eineinhalb Höhenkilometer unter einem, das Meer. Ein atemberaubender Anblick und mit einem Foto nur schwer festzuhalten!

Die Abfahrt zurück zur Verbindungsstrasse nach Sami lag schnell hinter mir. Es wurde wieder wärmer und nach wenigen Kilometern war ich an meinem nächsten Ziel. Die Tropfsteinhöhle von Drogarati. Eine etwa 150 Millionen Jahre alte Höhle, gespickt mit Stalaktiten und Stalagmiten und von beeindruckender Akustik. Früher wurden hier oft Konzerte gegeben. Heute bin ich völlig allein in dieser großen Höhle. Kein anderer Besucher ist hier. Und das Ende Mai. Die Insel wird zwar von Touristen besucht, allerdings nicht von Massen eingenommen. Ich habe auf meinen Streifzügen nicht eine einzige Bettenburg gesehen.

Und so geht es nach dem Rundgang durch die Drogarati Höhle weiter nach Sami, dem hübschen Küstenort an der Ostseite, mit seinem kleinen Hafen. Hier liegen deutlich mehr Segelyachten als in Argostoli. Ich mache ein paar Fotos und fahre zügig weiter. Der nächste Höhlenbesuch steht auf dem Programm. Die Tropfsteinhöhle von Melissani ist völlig anders als die in Drogarati. Die Höhle ist zum Großteil mit kristallklarem Wasser gefüllt, das Dach bei einem der Erdbeben eingestürzt. So fällt in den ersten Teil Tageslicht ein und illuminiert das Wasser türkis.
Man wird mit einem kleinen Ruderboot durch die Höhle gefahren und ich habe das große Glück, von einem Pärchen aus den Niederlanden begleitet zu werden. Die beiden sind Musiker und geben in der Höhle spontan ein beeindruckendes Minikonzert, vor einer Kulisse, in der vor fast Dreitausend Jahren dem Hirtengott Pan gehuldigt wurde.
Unser Skipper lässt sich kurz darauf nicht lumpen und stimmt gleich noch ein griechisches Volkslied an. Gänsehautfeeling!
Wir wären alle Drei am liebsten im Boot sitzen geblieben und die Runde gleich noch einmal gefahren.

Der unterirdische Bootsanleger in Melissani

Kristallklares, 15m tiefes Wasser in Melissani

Nach dieser Tour in einem der Holzboote, die noch dieselben sind wie in meinem alten Reiseführer, fahre ich weiter an der Küste nach Norden entlang. Vorbei an unzähligen kleinen Stränden, an denen entweder niemand ist, oder ein Pärchen einen ganzen Strand für sich hat. In dem kleinen Küstenort Ajia Evphimia biege ich wieder nach Westen ab, denn der Tag neigt sich bereits dem Abend zu. Ich komme vorbei an beeindruckenden Küstenabschnitten und durch beschauliche Dörfer. So wenig Leerstand, wie hier auf Kefalonia, habe ich bisher in Griechenland noch nicht gesehen. Vieles ist hier noch intakt. Wirtschaft und Tourismus scheinen gut zu funktionieren. Einiges erinnert mich an das Kreta von vor fast 2 Jahrzehnten. Die Menschen sind hilfbereit und entspannt. Keine Streitereien unter den Fischern im Hafen, wie ich es in letzter Zeit oft in anderen Orten mitbekommen habe und kein Palaver. Selbst die (wenigen) Streuner sind hier wieder so entspannt wie in Kilada und im Laden meines Rollervermieters wurde ein ganz winziger von ihnen mit der Flasche gefüttert.

Am Abend bin ich wieder zurück bei Nomade und stelle den Roller nebens Boot. Am nächsten Tag, gegen Mittag, tanke ich die „Maschine“ voll, stelle sie vor den Laden und werfe den Schlüssel zusammen mit einer Kleinigkeit in den Briefkasten. Ich schicke Nico (ja, mein Vermieter hat den gleichen Vornamen wie ich) eine SMS, dass der Roller wieder zurück ist und schlendere gemütlich durch Argostoli in Richtung Brücke.
An einem der Obstläden decke ich mich für knapp 3 Euro mit Früchten für mehrere Tage ein und beobachte danach noch eine Weile die Caretta Caretta Meeresschildkröten an der flachen Brücke zur anderen Seite der Bucht.

Fussgängerbrücke nach Argostoli

Ja, Kefalonia hat es mir angetan und ich denke mir so manches mal, wenn ich als einziger dort stehe und bis zu 8 !!! dieser faszinierenden Schildkröten ihre Runden drehen und das saftige Seegras der Bucht abweiden: „Gut, dass diese Insel noch nicht überrannt wurde.“
Kefalonia tut dieser sanfte Tourismus gut. Das Preisniveau ist inseluntypisch niedrig, vieles noch intakt und mein Reiseführer von 1994 hat ebenfalls noch gestimmt. Die Fotos darin hätten auch von heute sein können. Nur die Palmen in Argostoli sind heute etwas größer als damals.

Dabei habe ich hier nur an der Oberfläche gekratzt. Man könnte wochen- oder monatelang diese Insel im Ionischen Meer erkunden. Könnte die Schildkrötenstrände im Süden besuchen, von denen kaum jemand Notitz nimmt (fast alle fahren deshalb nach Zakynthos), die alten Zeus Tempel und uralte Klöster besuchen oder sich einfach an einen der unzähligen einsamen Strände legen.

Nur allein wird das auf Dauer doch etwas einsam.

Kefalonia, für mich der bisher schönste Ort in Griechenland, den ich entdeckt habe. Und ich hoffe sehr, eines Tages mal zusammen mit Sabrina hier zu sein.

Wie es Sabrina und Filou in Deutschland ergeht, davon erzähle ich euch demnächst. Während ich an diesem Beitrag schreibe, sind die beiden gerade beim Hundezahnarzt.

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Schönes Wetter in Argostoli

Eigentlich kann ich mich hier überhaupt nicht beschweren. Ich liege in einem gut geschützten Hafen auf Kefalonia. Jeden Tag scheint die Sonne und ich laufe meist nur mit einer Badehose bekleidet herum. Daneben kostet der Liegeplatz für Nomade keinen Cent, ich habe hier meine Ruhe und die Insel ist für mich der schönste Fleck, den ich bisher in Griechenland entdeckt habe.

Man könnte also meinen das alles in bester Ordnung ist. Aber leider komme ich nicht hier weg seit Nomade startklar ist und so langsam nervt das. Denn ich bin ja nicht zum Urlaub machen hier. Ich will weiter nach Westen. Aber genau von dort kommt der Wind. Genau aus der Richtung in die ich segeln möchte.
Jetzt könnte man ja einwerfen: Na dann halt kreuzen!
Ja, darüber denke ich auch jedes mal nach, wenn ich die neuesten Gribfiles lade. Aber es sind 250 Seemeilen bis zum nächsten sinnvollen Hafen. Theoretisch ginge auch noch einer mit 190, aber davon hat mir ein Italiener, der sich gut auskennt, abgeraten. Die Einfahrt ist nur 2,50m tief und versandet ständig.
Ansonsten gibt es an der Stiefelspitze Italiens nix. Entweder segelt man direkt nach Reggio Calabria oder macht einen kurzen Stopp in Taormina oder einem Hafen an der Ostseite von Sizilien. Denn Reggio Calabria liegt bereits weit nördlich in der Strasse von Messina und da muss einiges zusammen passen, damit man sich dort nicht gegen Strom und Wind die Zähne ausbeißt.
Kreuzen würde die Fahrt auf etwa 3 Tage und Nächte ausdehnen. Für so eine lange Zeit ist das Gebiet für einen Einhandtörn allerdings zu stark befahren. An etwas Schlaf wäre im Prinzip nur in der ersten Nacht ohne viel Risiko zu denken, danach ist man schon wieder dicht an den Schifffahrtsrouten, oder kreuzt direkt in diese hinein. Es gibt Fähren, Kreuzfahrtschiffe, Frachtverkehr und eine unbekannte Anzahl überbesetzter Boote die von Süden kommen. Denn alle Schiffe die nicht von Frontex an der Überfahrt von Libyen nach Italien gehindert werden, zählt kaum einer. Aber es gibt sie und man kann sich nicht darauf verlassen, das die Steuermänner die Kollisionsverhütungsregeln kennen. Diese Schiffe werden ja nicht von Seeleuten gesteuert, sondern meistens von Menschen die sich die Überfahrt nicht leisten können. Die halten dann als Hilfsskipper ihren Kopf hin. Die Schlepper sitzen an Land und zählen zufrieden die Scheinchen, während die Flüchtlinge draußen auf maroden Schiffen um ihr Leben bangen.
Eine Kollision ist natürlich trotzdem unwahrscheinlich. Das schwierige wäre die Konfrontation mit einem Flüchtlingsboot in Notlage. Was macht man dann? Klar, Mayday funken und helfen. Aber wie? Mit einer winzigen Rettungsinsel und einem Schlauchboot? Auf so eine Konfrontation kann man sich nicht einmal gedanklich vorbereiten, denke ich. Das ist immer eine Katastrophe für alle Beteiligten, egal wie viele Schiffe dort helfen.

Alles nicht so einfach, auch wenn das Ionische Meer meistens ein sehr ruhiges ist.

Man könnte natürlich auch auf direktem Kurs gegen den Wind motoren um die Zeit auf See zu verringern, komme was wolle! Bei 250 Seemeilen allerdings irgendwie auch nicht wirklich prickelnd. Da würden einige Liter Diesel verfeuert werden.
Bei Flaute würde ich das vielleicht noch in Erwägung ziehen, wenn sonst nichts anderes in Sicht ist.

Oder mit halbem Wind hoch nach Korfu segeln. Da war ich heute morgen aus Frust kurz davor!
Aber was will ich in Korfu? Das wäre ein riesiger Umweg.

Wobei genau das zwei Yachten aus Frankreich so machen. In kleinen Etappen nach Korfu, dort rüber nach Italien und wieder nach Südwesten.
Ich habe trotzdem noch die Hoffnung, das irgendwann etwas anderes als Westwind einsetzt. Ostwind zum Beispiel, oder Nordost, oder Südost, oder Nordwind, oder Südwind, von mir aus sogar Flaute. Fast alles ist hier willkommen, solange es kein Sturm oder Westwind ist!
Dann könnte ich die Franzosen kurz vor Messina vielleicht noch abfangen, aber die Wartezeit drückt schon ein wenig aufs Gemüt. Zumal ich der einzige hier bin. Fast alle anderen Boote sind hier abgestellt und werden, wenn überhaupt, nur mal am Wochenende kurz besucht.
Andere Fahrtensegler sind hier auch keine. Die beiden Yachten unter französischer Flagge waren die einzigen, die ebenfalls ins westliche Mittelmeer wollen.
Wenigstens bin ich nicht zum rumsitzen verdammt, denn es gibt noch genug am Schiff zu tun. Und so schleife und lackiere ich hier und da und träume von einem Segeltörn übers Ionische Meer.

Nur heute nicht! Heute werde ich ein Buch lesen, von dem ich bisher noch nichts wusste. Es ist ein Geschenk von Sabrina und ich durfte es heute morgen auspacken.

Es erzählt die Geschichte eines Mannes, der mit einer alten Ketsch irgendwie nicht vorwärts kommt und am Ende trotzdem bis nach Australien segelt.
Das Schiff heißt Tagedieb und der Honigbär auf dem Foto wird Taugenichts genannt. Klingt sehr interessant und passend.

Danke Sabrina! Darüber habe mich wirklich sehr gefreut. :-)

Im nächsten Beitrag erzähle ich euch dann etwas mehr von meiner Trauminsel, Kefalonia.

SV Shalom – Christoph Vougessis GER

VON DEN BAHAMAS ZU DEN AZOREN

Moin,Herr Foerthmann. Tag 9 auf See neig sich dem Ende zu und ich stehe genau südlich von den bermudas. Biher lief alles gut,sieht man von dem unkonstanten Wetter und einem treffen mit einem pottwal ab. Heute schwamm das riesen tier an der oberfläch,keine 5m am boot vorbei. Alleine der rücken war doppelt so gross wie shalom. Seine blasfontäne hat shalom geduscht. Hat mich an die Alsterfontäne in hamburg erinnert. Mein herz pocht immer noch wie wild. Habe gerade gedöst als es passierte. Von 0 auf 100 in einer sekunde. Buffa,mein untreuer pilotfisch hat sich dem wal angeschlossen. Shalom und ich sind wieder alleine.
Nun geht es weiter gen osten. Viele grüsse! Christoph tracking

SV Lopto – Kerstin Neermann + Helmut Siebrecht GER

VON ST.HELENA ZU DEN AZOREN – ANGEKOMMEN

Die letzten drei Tage waren so lala, es laesst sich nicht schoen reden.
Zwei Tage beidrehen und gestern, kurz vor dem Ziel noch einmal auf die Muetze. Bis zu 40 Knoten Wind. Dazu ein graues Allerlei aus Wolken und Wellenbergen. Dazwischen irgendwo LOP TO. Zunaechst warten wir beigedreht, bis die Front uns ueberholt hat, was natuerlich nachts passiert. Fronten ‚passieren ‚immer nachts. Dann segeln wir hinter der Front in Richtung Nordwest. Wir kneifen hoch am Wind. Kommen voran, aber es ist ruppig. Wir haben Nasenwind. Und das noch immer mit 25 Knoten und starken Boen. Ab und an kracht eine Welle uebers Doghouse.

Ab und an scheint LOP TO mit all ihren 16 Tonnen kurz abzuheben, dann kracht sie ins naechste Wellental. Aber sie haelt Kurs. Sie macht ihre Sache super. Unter Deck kein Knarzen, kein Knirschen. Erzaehl das einem Lagoon Segler….. Am Nachmittag wird die Welle ein wenig moderater. Wir koennen den Besan im zweiten Reff setzen und das Grosssegel vom dritten ins zweite reffen. Damit machen wir um und bei 5,5 Knoten in Richtung Hortha. Noch 99 Seemeilen. Zweistellig. Sagenhaft! Irgendwann sehen wir eine Segelyacht auf unserer Steuerbordseite. Unser AIS zeigt eine englische 17 Meter Yacht. Sie quaelt sich sehr, um uns zu ueberholen. Eine kleine Privatregatta, die Freude macht. Das hier ist LOP TO Wetter. Da laesst sie die Sau raus.

Die Stimmung an Bord, irgendwo zwischen Muedigkeit und riesiger Vorfreude. Worauf freut man sich, nach 50 Tagen? Wir traeumen von einer heissen Dusche. Ohne Zeitlimit….und von einer Nacht ohne Wache. Vorher eine schoene Flasche Rotwein und ein gutes Essen. Blick aufs Meer muss dabei nicht unbedingt sein….. Ankommensfreude – und die ist RIESIG! WEITERLESEN

ROUND BRITAIN: Ein neues Abenteuer

Im Frühling 2012 ging mein erster Törn der Saison ebenfalls nach Helgoland. Mit von der Partie war mein Vater. Die Nonsuch war zu diesem Zeitpunkt noch nicht lange in meinem Besitz und im hinter uns liegenden Winter in mühevoller Kleinarbeit von mir aufgearbeitet und an meine Wünsche angepasst. Trotzdem, kein Vergleich zu ihrem Zustand heute. Auf Helgoland unternahmen wir so die üblichen kleinen Landausflüge, bis wir, genau wie vor wenigen Wochen, auf dem Oberland standen und raus auf die Nordsee blickten.

„Ein traumhafter Sonnenuntergang“, meinte mein Papa während er an seiner Kamera rumnestelte. Von ihm hab ich nämlich die Fotografiersucht übernommen.
„Schon witzig wenn man sich vorstellt, dass da so 600km erst einmal gar nichts hinter dem Horizont kommt, und dann gleich England. Wär ja auch eigentlich mal ein Ziel mit meinem neuen kleinen Schiffchen, oder?“, witzelte ich nur halb ernst gemeint rum. Die Nonsuch ist ein Kielschwerter, nur knapp unter 8 Meter lang und der Respekt vor dem Nordatlantik, den britischen Gezeiten und der Nordsee, dem „Blanken Hans“ wie es hier oben heißt, den ich als Cuxhavener Eingeborener von kleinauf gelernt habe, vielleicht doch etwas zu groß. Trotzdem, jeder kennt das Gefühl wenn man auf seinem, am besten neuen, Schiff steht und denkt die ganze Welt steht einem offen.
„Scherzkeks. Fahr doch erst mal nach Schweden oder so und schau wie der Kahn sich schlägt“, kam es von meinem Papa. Und Recht hatte er.
„Hehe hast ja Recht, war ja auch nur so ein Hirngespinst, aber man darf ja noch träumen“, entgegnete ich nur. Einige Lacher und Frotzeleien folgten noch, und wir genossen den Sonnenuntergang und liefen den Weg zurück zum Hafen.

Und genau an diese Unterhaltung musste ich vor wenigen Wochen, fünf Jahre später, bei meinem Besuch auf Helgoland denken. Ich würde wohl im Sommer durch diverse Umstände ein paar Monate Zeit haben. Sofern die Kohle reichen würde stand für mich von Anfang an fest, dass es Zeit zum Segeln sein musste. 2014 war ich mit der Nonsuch ein halbes Jahr auf der Ostsee unterwegs. Die zahllosen Begegnungen und Erlebnisse prägen mich bis heute und der Gedanke an diese Reise lässt mich immer sofort lächeln und in Erinnerungen schwelgen. Ich habe so ziemlich alles dort im Osten erkundet, bin bis hoch zum Polarkreis nach Haparanda gefahren und habe mich aber auch mit Müdigkeit auf Nachtfahrten, Nebel, viel Wind und so einigen anderen kleinen Problemchen arrangiert. Es ist wohl nicht falsch zu sagen, dass ich mich nicht nur rumgetrieben habe, sondern an dieser Reise auch gewachsen bin. Vor allem aber machen solche Reisen absolut süchtig. Und nun könnte wieder genug Zeit für eine sein. Nur wo sollte es hingehen? So überlegte ich lange hin und her, wog verschiedene Optionen ab. Bis es dann vor wenigen Wochen nach Helgoland ging.

Spätestens als ich an das Gespräch mit Papa dachte stand für mich fest: Wenn es nur irgendwie möglich sein sollte, muss es nach England gehen! Ich fühle mich deutlich erfahrener als noch vor fünf Jahren, das Schiff wurde in den letzten Jahren konstant renoviert und aufgerüstet und befindet sich in einem Top-Zustand. Mittlerweile traue ich ihm die Route in meinem Kopf ohne lange nachzudenken zu. Zumindest wenn es mal wieder richtig Sommer wird. ? Mal grob im Kopf überschlagen – „Könnte zeitlich und vom Weg her passen!“ – Und auf dem Weg zurück zum Schiff liefen in meinem Kopf schon Bilder von grünen britischen Hügeln, rustikalen Fischerhäfen, edlen südenglischen Marinas und den weißen Felsen von Dover ab. Rund England sollte es sein.

Und obwohl ich im Moment schon beruflich einen rauchenden Kopf habe, bin ich seit einiger Zeit dabei Karten, Führer und Ausrüsterkataloge zu studieren. Es geht nach Großbritannien. So viel Zeit wie vor drei Jahren werde ich leider nicht haben, aber egal, Hauptsache raus auf See. Zugegeben, das größte Schiff  ist die Nonsuch immer noch nicht, und sollte das Wetter so aussehen, dass es pausenlos nur auf die Nase gibt, dann fahre ich ob der begrenzten Zeit lieber woanders hin als nur auf Helgoland zu sitzen und auf bessere Bedingungen zu hoffen, aber Träume sind ja auch da um sie zu leben. Und meiner soll jetzt eben Rund England sein. Auch wenn der Wind vielleicht mich am Ende in eine völlig andere Richtung wehen sollte. ?

Bis es dann in wenigen Wochen losgehen kann muss noch mal richtig geackert werden und auch am Boot sind noch einige Anpassungen wieder nötig. So richtig glauben kann ich es auch noch nicht, dass ich noch einmal Zeit für eine große Segelreise haben soll, aber welche Vorwürfe könnte man sich in einigen Jahren machen wenn man so eine Gelegenheit nicht beim Schopfe greift! Dass die Zeit der Vorbereitung so kurz ist, ist mir egal, so hat man wenigstens keine Zeit um ins Grübeln zu kommen. Rund England ich komme! Wenn alles glatt läuft geht es am 1. Juli los!

Über diese Reise werde ich hier in gewohnter Manier so aktuell und ausführlich wie möglich berichten. Würde mich freuen wenn ihr mich wieder einmal  auf meinen Reisen mit Nonsuch begleitet. (Die würde sich übrigens auch freuen hat sie mir letztes Wochenende erzählt ? )

 








 

SV Nomade – Dominique Trutet FRA

SINGLE HAND ROUND ATLANTIC – BEN HUR AT THE HELM

HI Peter,
So, just a few words about my trip , alone .. or … not really as I always have my best companion, never tired, always ready to drive Nomade, my Windpilot. I left South Britannia in august last year. Spain, Portugal, Madeira, Canarias, Cape Verde, Carribean from Martinique to BVI’s, back to Guadeloupe, and now on my way back, stopped in Horta. I can say that I probably should not have been able to do this single handed trip without « Ben Hur » (This is The name I gave to my windpilot, when I was searching a word which rhymes with « regulateur d’allure » in french.) Benhur was still there.
There were sometimes exceptions like in strong winds with gusts and rough seas, navigating crosswind, it was hard to keep the boat on its course in unstable conditions, and I did it manually or sometimes with the electric pilot, but in a big majority, Benhur does the job … and I even just go to sleep at night as much as I can… let it at work.
Kind regards
Dominique WEITERLESEN

SV La Grotty – Chris Wallace + Kylie Stevenson AU

LA GROTTY – FEELING 486 – AND THE TREVALLY

Special zum Saisonstart – Gratis-Filmauschnitt aus "Zeitmillionär"

„Ich hatte wirklich komplett vergessen, wie es sich anfühlt, Zeit im Überfluss zu haben: Zeit zum Segeln, Zeit für das Songwriting, Zeit zum Tagträumen.“ Als der Kontrabassist und Songwriter Claus Aktoprak diese Zeilen in sein Logbuch schreibt, liegen sechs Monate Auszeit in den Schären in einem wahren Jahrhundertsommer vor ihm.

Er ist mit seinem 40 Jahre alten Segelboot LA MER aufgebrochen, um Abenteuer zu erleben, die fast direkt vor der Haustür auf der Ostsee warten. Nachdem er das Boot bei eBay ersteigert und selbst für den langen Törn vorbereitet hat, erkundet er als Einhandsegler die atemberaubende Natur der schwedischen Schären, der Åland-Inseln und des Göta-Kanals. Ist es diese ständig nagende Sehnsucht nach mehr Zeit wirklich wert, einmal aus allem auszusteigen und sein Leben und seinen Partner für einige Monate zu verlassen?

Der Gratis-Filmauschnitt aus „Zeitmillionär“ kann hier angesehen werden

Zeitmillionär handelt von den Emotionen einer langen Auszeit vom Alltag: Von Entscheidung und Aufbruch, von Glück und Freiheit, von Heimweh und Einsamkeit, von Furcht und Liebe. Aus jeder dieser Emotionen entstand noch während der Reise der Soundtrack zum Film. Die Kamera begleitet Claus Aktoprak nicht nur während des Törns, sondern hält auch die Entstehung der Songs von der Idee bis zur aufwendigen Produktion mit 30 internationalen Musikern in einem Studio in Hamburg fest.

Zeitmillionär ist der sehr persönliche Reisebericht eines Mannes, der auf seinem Boot unterwegs ist, um die Freiheit zu erleben und der dabei herausfindet, dass Zeit viel mehr wert ist als Geld. „Ich hätte so einen Film gerne selber bereits vor vielen Jahren gesehen. Denn dann wäre ich schon längst losgefahren.“

Film und Soundtrack sind hier erhältlich
www.luvgier.de

Der Gratis-Filmauschnitt aus „Zeitmillionär“ kann hier angesehen werden