Kategorie: Blogs

SV Animamea – Christine+Heinz Kohnen GER

NACH ROM – NICHT ÜBER DEN BRENNER, SONDERN AUSSEN RUM

Drei Monate Winterschlaf in Hamburg sind genug, nun geht es mit dem Silbervogel wieder nach Rom, um die Sonne im Mare Nostrum zu begrüssen, samt Schiff weitere Länder zu besuchen und die südlichen Gefilde zu geniessen… WEITERLESEN

Joshi Nichell – Vblog

PER ANHALTER ÜBER DEN ATLANTIK – GEHT AUCH

SV Rasmus – Hein Garbers Windspiel IV – for sale € 340.000

GESCHICHTE UND NEBENWIRKUNGEN EINER LEGENDE

Von Natur aus mit einem stabilen Magen ausgestattet, habe ich den Würfelhusten – Neudeutsch das Kotzen – auf der SOTTJE beim Segeln kennengelernt, als wir unter Deck am kardanisch aufgehängtem Tisch unsere Suppe abwechselnd unter dem Kinn oder parallel mit unseren Knien zu löffeln hatten. Für mich bis dato eine neue Erfahrung, weil die Back – Neudeutsch Tische – in meinem Leben bislang am Schiff festgeschraubt gewesen ist, weshalb mein Magen hier brutal gegen meinen Stolz rebellierte – ich habe es jedenfalls nur noch haarscharf bis zum Lee Zaun geschafft.

Die SOTTJE hatte im Hamburger Yachthafen Wedel ihren Liegeplatz am Pfahl, weil sie auf Grund ihrer erhabenen Grösse ansonsten, an der Tonne in der Tide liegend, den Nussschalen auf beiden Seiten die Rippen gebrochen hätte.

Auch die WINDSPIEL, namensgebend für die legendären WINDSPIEL IV Doppelender aus der Feder von HEIN GARBERS, hatte in Wedel ihren Liegeplatz. Beides Schiffe im Fokus einer bewundernden Segler Gemeinde, die bis heute stetig grösser geworden ist.

HEIN GARBERS
Der Name der Hamburger Segler und Schiffbauer Legende hat auch in meinem Leben multiple Spuren hinterlassen, weil der blosse Anblick dieser segelnden Monumente genügte, um mich in Ehrfurcht auf die Knie zu zwingen, ob der visuellen Seetüchtigkeit und Unzerstörbarkeit dieser Schiffe, die auf so seltsame Weise die Sinne von Menschen gefangen nehmen, wenn sie denn die Werte von Segeljachten gleichermassen ähnlich definierten, immerhin in gerader Linie mit Schiffen wie der

JOSHUA von BERNARD MOITESSIER,

SUHAILI von ROBIN KNOX-JOHNSTON oder jenen legendären

COLIN ARCHER, mit denen die Nordmänner notleidenden Fischern dereinst das Leben unter Segeln gerettet haben

SEGELNDE LEGENDEN
die allesamt ähnlich solide für das Segeln unter allen Herausforderungen ausgestattet sind: Never ending langem Kiel mit daran solide verankertem Ruder, tiefem Vorfuss für angenehm weiches Schlaf und See Verhalten und einem Heck, das so unvergleichlich keck auflaufenden Seen von achtern den geringsten Widerstand entgegen reckt, und notfalls den schlanken Achtersteven durch die brechende Welle gesteckt. Schiffe, die für mich bis heute State of the Art, mein Segler Leben prägen sollten. Schiffs Legenden, die für alle Zeiten ein würdiges Statement für Schiffsbaukunst darstellen werden… so ganz gegensätzlich anders, als die massenhaft preiswert hergestellten Knick Spant Yachten aus der Feder eines KURT REINKE, die international ein so ganz differentes Bild Deutscher Schiffsbaukunst reflektieren.

Was HEIN GARBERS in seinem nur 54 Jahre langem Leben so bescheiden wie visionär und unprätentiös auf die Beine gestellt hat, ist bis heute eine Sensation: er hat Schiffe realisiert und mit blossen Händen gebaut, die für alle Zeiten ihren Legenden Platz behalten werden. Unvergessen, dass dieser unerschrockene Segler im Zweiten Weltkrieg sechsmal unter Segeln Abenteuerliches vollbrachte, indem er Agenten in militärischem Auftrag von Europa mach Südamerika segelte. Das Buch DIE GEISTERSCHIFFE HITLERS zeugt von seiner unglaublichen Seemannschaft, die er gleichwohl unpolitisch erbrachte, weil ihn insbesondere die seglerische Herausforderung reizte. Mit einer WINDSPIEL III hat Garbers im Jahre 1958 den Nordatlantik Einhand überquert.

Die 7 Rümpfe der WINDSPIEL IV Klasse wurden in Siemens Martin Stahl von Hand gedengelt, vernietet und hernach die Spanten eingepasst, was spätere Eigner graue Haare kosten sollte, weil diese Bauweise Rost anfällig, Schweiss und Blut Tribut von ihren Eignern fordern sollte. Allerdings galten Schiffe damals generell nicht als Pflege leicht, was sich erst mit der „Erfindung“ von GFK Schiffen ändern sollte. Segeln und Arbeiten, so lautete damals die Devise.

Ich erinnere mich an jene Geschichte, als Knut Eiko Petersen, langjähriger WINDIGO ( ex KASPAR OHM ) Eigner, und Vereinskamerad im JKN, dereinst mit der Flex im Kockpit Bereich ein Loch zu machen suchte, sich der Stahl als zu zäh erwies, und nur die Flex zum Glühen brachte. Knut hatte die Herausforderung seines Schiffes begriffen. Als er die WINDIGO im Jahre 1972 unter seine Fittiche genommen hatte, konnte ich jahrelang hautnah erleben, was es bedeutete, sich den Wünschen eines Schiffes unterzuordnen, seinen Lebens Jahres Fahrplan Sommers und Winters darauf einzurichten … und zuzugestehen, dass die Winter generell zu kurz gewesen sind, abgesehen davon, dass eine ganze Familie die winterlichen Wochenend Ausflüge des Häuptlings in die kalte Winterlager Halle zu akzeptieren hatte. In der Familie Petersen sind dennoch alle Familienmitglieder dem Segeln treu geblieben, allerdings wurde die WINDIGO später durch eine Aluminium WINDIGO ersetzt, was den Erhaltungsaufwand kolossal verkürzte.

Garbers Schiffe waren stets eine Herausforderung für ganze Männer, weil sie handwerkliches Geschick, alternativ solide Ressourcen erforderten, wollte man nicht den Kampf gegen den Zahn der Zeit verlieren. Rümpfe aus genietetem Sonderstahl bergen lebenslange Geheimnisse, die heute nur mit Durchhaltewillen und finanzieller Wärmedecke zu bestehen sind, wollte man seine Reliquien nicht dem Rost zum Frasse überlassen. Mancher Eigner Wechsel mag belegen, dass hier und dort die Leidens – und Leistungsbereitschaft wohl überschätzt wurde und am Ende dann die schwimmenden Legenden an neue Protagonisten mit noch unverbrauchtem Optimismus, weiter gegeben wurden.

PROJEKT RAPUNGA
Eines dieser Projekte wird seit kurzem bei EBAY angeboten: ein grundsaniertes Kasko für einen Enthusiasten mit Visionen.

Die RAPUNGA wurde im Jahre 2008 vom heutigen Eigner MICHAEL HAGNER voller Optimismus von Kiel ins Saarland transportiert, um dort mit aller Kraft und Energie eine Entkernung bester Qualität und anschliessender Grundsanierung des Rumpfes durchzuführen, für einen Fachmann mit Wissen und Ressourcen fernab der Küste, allerbeste Voraussetzungen, diesem Schiff wieder neues Leben einzuhauchen. Allerdings haben sich im Verlauf von nunmehr 9 Jahren die persönlichen Umstände verändert, was den Eigner veranlasst, sich von seinem engagierten Projekt zu trennen.

EIGNER GESUCHT
Hier wird ein Eigner gesucht, der in die Fussstapfen von Michael Hagner tritt und den heute kerngesunden Kasko wieder mit den sämtlich vorhandenen Komponenten bestückt, um diesem Schiff dereinst wieder zum Schwimmen zu verhelfen. Ein Projekt, das sich lohnen wird, weil es als segelndes Denkmal fortan unsterblich werden wird. Zu den besonderen Umstände dieses Projektes passt es, wenn hier nicht mit einem Preisschild gewunken wird, weil dies am besten zwischen zwei Menschen einvernehmlich zu regeln ist, weil hier Herzblut fliesst, insbesondere auf Verkäuferseite. Die Kontaktdaten von MICHAEL HAGNER [email protected] +49 175 16 59 649

WINDSPIEL BAZILLUS
Der Bazillus hatte mich damals voll erwischt, kein Wunder, hatte ich doch immer wieder die Chance bekommen, hier und dort mit zu segeln.

KAPITÄN FEDDERSEN NIEBÜLL
Als Kapitän Feddersen aus Niebüll seine JANNE inserierte, raste ich auf glühenden Reifen meiner Döschwo Ente nach Flensburg, um dort an die Grenzen meines Egos zu gelangen: diese Windspiel war mit einem überschweren MAK Diesel mit offenen Kipphebeln ausgestattet, weshalb das Schiff merkwürdig tief im Gatt hing … und meinen Respekt erhielt: ohne eine handfeste Crew traute ich mir das Handling dieses Schiffes nicht zu … was mein Glück werden sollte, denn ich war fortan im Papp Kartei Kasten von Kapt. Feddersen als glühender Interessent für ein solides Fährtenschiff vermerkt.

Dieser Glücksfall sollte mir wenig später die LILOFEE einbringen und damit mein Glück zum Erwerb der Firma WINDPILOT in die Wege leiten, weil ich beide miteinander vertauschte. So gesehen, ein perfektes Ende eines Plans, man muss die Dinge im eigenen Kopf nur richtig interpretieren.

Die Garbers Yachten hatten mich lebenslang im Griff: immer wieder, wenn eine Windspiel zu verkaufen war, juckte es mich kolossal, auch wenn das Schiff dann neue Eigner bekommen sollte, die mir hier und dort zu Freunden oder Bekannten wurden. Ich habe hautnah die Begeisterung von Werner-Alfons Nöfer in Oberndorf mit erlebt, der sein Herz und seine Hose samt Geldbörse willig an die WINDIGO verloren hatte, habe die familiären Regenwolken mit angesehen, als die WINDSPIEL unter ihren Eignern Illa und Wolfgang Schütte querab Cuxhaven eine stabile Fahrwasser Tonne im Vorschiff zart getroffen hatte, die dann Sekunden später – mit Wumms – querab im Kockpit zu Besuch gekommen ist … und die Schanz ruinierte, gleichwohl das Schiff ansonsten unbeschadet weiter segeln liess. Das Schiff stand wenig später erneut zum Verkauf, zumal das Manövrieren nix für Anfenger ist, weil die Masse von Schiff bei Hafenmanöver schon sorgfältige Planung erforderlich macht, wollte man nicht nach dem Motto verfahren: kernig gerammt ist besser als lahm angelegt.

Es konnte nicht ausbleiben, dass die besondere Form des Canoe Sterns meine Windpilot Konstruktion beeinflussen sollte, denn ich hatte im Sinn, dass die Montage an diesen Schiffen unproblematisch werden sollte. Immerhin sind heute einige dieser Schiffe mit meinen System ausgestattet.

Erst vor wenigen Tagen kam Detlef Eden, der heutige Eigner der WINDSPIEL zu uns in die Werkstatt, um seine vorhandene Windpilot Anlage auf sein neues Schiff anzupassen. Sein Plan: eine Atlantik Runde.

DIE ANDEREN KLASSENSCHIFFE
Die SOTTJE vom langjährigen Eigner Dröge hat zwischenzeitlich in Herrn PRÜSSE einen glühenden Enthusiasten gefunden, sie wird derzeit in Rendsburg einem gründlichen Refit unterzogen.
Die ETMAL von Herrn Deharde scheint nach Venezuela gegangen und segelt heute unter Schweizer Eigner
Die KASPAR OHM, später WINDIGO wechselte häufiger Namen und Eigner, wurde als HELA an der Schlei gesichtet.
Die NIS RAANDERS von Herrn Dädler segelt vermutlich unter US Flagge
Der Verbleib der JANNE ist mir unbekannt
Die WANADIS II, eine etwas grössere Version segelt vermutlich an der Weser

Die EILAND ist ein ähnlicher Riss, der von ERICH KÖPPEN in Bremen gezeichnet wurde. Das Schiff befindet sich seit vielen Jahren auf Grosser Reise mit seinen Eignern Imke Backenköhler und Ulrich Politt.

SV RASMUS
Dieses Schiff ist meines Wissens die einzige nach Original Plänen bei der FELTZ WERFT in Finkenwerder je gebaute REPLICA für den Hamburger Eigner Herrn Krefis. Das Schiff wurde im Gegensatz zu seinen Urahnen, die sämtlich vernietet waren, vollverschweisst und somit Verrottungs sicher gebaut, was sich bis heute als segensreich erwiesen hat.

Mit der RASMUS verbindet mich eine besondere Geschichte, die stets gleich – wie die Geschichte vom täglichen Murmeltier – sich auf dem östlichen Steg im Hamburger Yachthafen wiederholte. Das Schiff befindet sich seit Jahrzehnten in den Händen von KORNELIA und JÜRGEN RADDE, einem besonderen Eigner Paar, das sein Schiff vergleichbar dem eigenen Augapfel behütet, verbessert und gepflegt und seine Sommerreisen unternommen hat. Die Geschichte verlief immer gleich:

Wann wollt Ihr Euer Schiff verkaufen? Bitte daran denken, dies Schiff zuerst mir anzubieten!

Und so vergingen die Jahre, wir sind darüber im Gleichschritt ein wenig älter geworden sind. Kornelia und Jürgen haben zwischenzeitlich bereits ihre zweite Windpilot Anlage am markanten Heck, nachdem ihnen im vergangenen Sommer von einem schneidigen Charterskipper in Greifswald das vorherige System bös lädiert worden ist.

Und nun also kommt kürzlich die erlösenden Bemerkung, auf die ich Jahrzehnte gewartet hatte:

Wir wollen nun unser Schiff verkaufen!

Für mich kommt dies nun glatt zu spät, weil meine Lebenspläne und Wünsche andere Wege eingeschlagen haben und die RASMUS mich hier auf dem falschen Fuss erwischte.

Aber ich möchte hier mit besonderer Freude ein Leckerbissen Schiff der besonderen Art vorstellen, dessen Details nur zu verstehen sind, wenn man reflektierte, welch besonderer Eigner samt seiner Frau, hier Jahrzehnte damit verbracht haben, ihr Schiff mit unglaublicher Detailversessenheit zu verbessern. Dies kann man nur verstehen, wenn man das persönliche und berufliche Umfeld dieser Eigner kennt. Jürgen hat sein Leben als Konstrukteur im Flugzeugbau gearbeitet. Dies spiegelt sich von Bug bis Heck der RASMUS, die sich in einem Zustand befindet, der erheblich besser als der Neuzustand zu bezeichnen ist, zudem Details aufweist, die in ihrer Präzision und zeitgleich Einfachheit, sprachlos machen. Ein Schiff, dass obgleich heute 45 Jahre alt, innen wie aussen in perfektem Zustand gehalten, dass man jederzeit aus der Bilge seine Suppe würde löffeln können.

Ohne mich hier nun selbst sprachlich rechts zu überholen, lasse ich einfach die Bilder sprechen, sie belegen wortlos, dass es sich hier um ein einmaliges Prunkstück handelt, dass heute herzustellen, nahezu unbezahlbar ist.

Unbezahlbar? Ja, exakt an diesem Punkt habe ich mich lange mit Kornelia und Jürgen unterhalten. Wir kennen die Situation am Markt, wir kennen die Werftpreise, Stundenlöhne, Wertigkeiten von segelnden Legenden … und sind überein gekommen, dies Schiff zu einem Preis von € 340.000 hier anzubieten.

Für Detailfragen werden die beiden Eigner jede Antwort geben. Das Schiff liegt im Hamburger Yachthafen. Kornelia + Jürgen Radde tel 04103 14428 email: [email protected]

SV 7Seas – Anett, Hendrik, Marie, Maximilian, Dominik Pilz GER

ELTERNZEIT MIT 6 PILZEN + WINDPILOT

Vielen Dank Familie Pilz, für dies nette Geschenk zum Samstag Frühstück!
WEITERLESEN

Letzte Vorbereitungen

Koffer ist gepackt, Rucksack ebenso und drei Pakete mit Ausrüstung sind bereits seit letzter Woche mit der Post auf dem Weg nach Griechenland.
Heute war ich noch zur Kontrolle bei meiner Zahnärztin. Alles bestens!
Jetzt sind es nur noch zwei Tage, bevor die Reise wieder beginnt und so langsam werde ich wirklich hibbelig.
Der Aufbruch ins Ungewisse, zum wiederholten Male und diesmal doch ganz anders. Im Gegensatz zu den Reisen mit Eos in den letzten drei Jahren weiß ich nicht was mich mit Nomade erwartet. Alles ist graue Theorie, vieles noch nicht genau bekannt. Denn auch wenn ich bereits zweimal im Shipyard an Bord war, so ist Nomade doch um einiges komplexer als Eos und ich habe noch nicht alles zu einhundert Prozent durchleuchtet.
Bevor Nomade allerdings zurück in ihr Element kommt, habe ich noch zwei Wochen Zeit, um sie dafür fit zu machen. Wenn nicht irgendetwas ganz gravierendes dazwischen kommt, sollte das auch gut machbar sein.
Am 7. April wird sie dann mit dem Travellift ins Wasser gesetzt. Beim Gedanken daran kribbelt es bereits. Eine Mischung aus großer Anspannung und riesiger Vorfreude.
Sobald der Volvo dann läuft und die Leinen los sind beginnt das Abenteuer. Ich werde am Anfang mit Nomade allein sein und bin schon sehr gespannt wie die ersten Manöver mit ihr so gehen. Ich hab einen riesigen Respekt vor diesem Schiff, das kann ich euch sagen!

Eine Woche nachdem Nomade ins Meer gesetzt wurde, wird Sabrina in Athen ankommen. Dann bringe ich den Mietwagen zurück zum Flughafen und wir werden gemeinsam mit einer Fähre, dem Flying Dolphin, zurück zum Schiff fahren.
Anschließend steht ein längerer Törn nach Norden an. Wir wollen zusammen in den Golf von Euböa segeln, um Filou abzuholen. Die lange Autofahrt auf die Peloponnes bleibt ihm so erspart. Sabrina kann es kaum erwarten ihn endlich zu sehen.
Ab dann ist alles offen und vieles wird davon abhängen wie sich Filou an Bord fühlt. Alles step by step und nichts überstürzen…
Vermutlich werden wir die drei Wochen, in denen Sabrina an Bord ist, überwiegend im Golf verbringen und kleine, sehr kleine Törns bei ruhigem Wetter segeln, um Filou langsam an das Bordleben zu gewöhnen.

Am Samstag bringt mich Sabrina zum Flughafen. Wird Zeit dass es endlich los geht!

Videoupdate #38

SV Shalom – Anna Haubrich + Christoph Vougessis GER

ANNA FLIEGT NACH HAVANNA – CHRISTOPH SEGELT NACH JAMAICA

Moin Herr Foerthmann,
Seit Martinique ist sehr viel passiert. Wir haben viele bekannte Segler wiedergetroffen, haben die vielen Seiten Martiniques, sowie wunderbare Menschen kennengelernt, und auch verabschiedet. Wir segelten durch die Gewässer Dominicas und Guadeloupe und hatten von Flaute bis 7 bft alles an Wetter, was man sich vorstellen kann.

Winkend verabschieden wir uns von der Leni, ein großer blauer Katamaran, welcher mit Familienbesatzung aus München in der Karibik unterwegs ist und welchen wir schon in Gomera sehr gut kennengelernt haben. Die Familiencrew ist uns zu guten Freunden geworden und nur langsam verlassen wir Trois-Ilets, einen geschützten Ankerplatz an der West Küste Martiniques.

Für uns geht es nun weiter Richtung Dominica, einer Karibikinsel, welche auch noch wirklich karibisch ist. So schön Martinique auch gewesen ist, war es doch sehr europäisch und mehr Frankreich als Karibik. Das soll sich nun ändern: Bei angenehmen 3 Bft verlassen wir die Bucht und segeln mit halben Wind die Küste hoch gen Norden. Eigentlich wollten wir bis Roseau, der Hauptstadt Dominicas durchsegeln und Anfangs sah es wettertechnisch auch so aus, als würden wir die Insel noch am selben Tag erreichen.
Der Windschatten des großen Vulkans Martiniques vor St. Pierre ließ diesen Plan dann jedoch schnell verschwinden.

Im Dunkeln habe ich aber überhaupt keine Lust, die Ankerbucht anzusteuern! Wir übernachten hier in St. Pierre.

Zehn Minuten später fiel der Anker auf 8 m Wassertiefe, nur um noch ganze dreimal wieder eingeholt zu werden, damit man den Ankerplatz wechseln konnte. Der Schwoikreis war bei unstetem Wind recht beträchtlich und wir kamen einigen Booten gefährlich nahe. Eine Yacht hat es sogar auf den Strand gespült, als der Wind überraschend auf West drehte und stark zunahm. Ihr Anker brach immer wieder aus und ehe sie reagieren konnten, endete die dreijährige Reise eines französischen Pärchens am Strand von St. Pierre. Sie taten uns wirklich sehr leid.

Bei 6 bis 7 Bft kämpft sich Shalom durch die Passage zwischen Martinique und Guadeloupe. Zwischen den Inseln hat man immer starke Düseneffekte, welche zusammen mit den starken Fallwinden echt gefährlich sein können. Ein paar Tage zuvor wurde ein Charterkatermaran genau an unserer jetzigen Position entmastet. In Hamburg sagt man oft, dass einer welcher das Segeln auf der Elbe gelernt hat, es überall schafft. Diese Aussage trifft meiner Ansicht nach eher für die Karibik zu…

In völliger Dunkelheit fällt der Anker dann endlich nach 6 Stunden wildester Fahrt vor Point Michelle. Ein sehr niedliches und uriges Fischerdorf an der Südwestküste Dominicas.

Die nächsten Tage erkundeten wir den Dschungel der Insel, obwohl eigentlich die ganze Insel ein einziger Dschungel ist. Uns gefällt es hier richtig gut. Die Menschen sind freundlich, die Landschaft atemberaubend und das Essen mit lokaler Küche sehr gut.

Nachdem wir in der Hauptstadt noch Karneval gefeiert haben, geht es weiter an die Nordwestküste nach Portsmouth. Diese große geschützte Buch ist eigentlich die einzige gute Ankermöglichkeit auf Dominica. Ansonsten fällt der Grund nämlich sehr steil ins Meer hinab und der Ankergrund bietet meistens auch nicht genügend Halt.

Wasser läuft ins Cockpit und spült über die Bänke und Winschen. Anna verliert derweil den Halt unter Deck und fällt mit voller Wucht in die Kochecke und haut sich den Ellenbogen auf. Diese Welle hatte ich nicht rechtzeitig kommen gesehen. Den ganzen Tag hatten wir schon mit starken Düsenwinden zwischen Dominica und Guadeloupe zu kämpfen, weshalb die bisherige Überfahrt auch alles andere als gemütlich war. Meistens bließ der Wind zwischen 6 bis 7.

Nachdem Anna auf Dominica für kurze Zeit das Boot verlassen hatte, segelten wir gemeinsam weiter nach Guadeloupe, um uns die Insel noch gemeinsam ansehen zu können. Anna hat von dort nämlich einen Flug nach Havanna gebucht, wo sie Besuch von einer Freundin bekommt. Dort werden sich unsere Wege also für unbestimmte Zeit trennen…

Nun liegt Shalom quasi völlig flach auf der backbord Seite, richtet sich dank des schweren Kiels jedoch wieder sehr schnell auf. Der Schreck verschwindet nicht so schnell.
Bis wir endlich den Windschatten Guadeluopes erreichten, kam es glücklicherweise zu keinen weiteren Vorfällen.

Im Hafen von Basse Terre treffen wir dann wieder seit längerer Zeit Albin, den wir schon auf Gomera kennengelernt hatten und zusammen mit ihm und Joshi haben wir dort viel erlebt. Er und Joshi habe es ohne Probleme über den Atlantik geschafft. Darüber mehr unter Albin´s Blog

Gemeinsam mit Albin und Joshi erkunden wir die Insel und sammeln schöne Erinnerungen. Das Highlight war ein Bad in einem Fluss mitten im Dschungel, welcher von einer heißen Quelle gespeist wird. Das Wasser war also eher warm als kalt.

Viel zu schnell vergeht die gemeinsame Zeit und schon sehe ich mich am Flughafen sitzen, während ich Anna verabschiede. Nach dieser Wahnsinns Zeit, die wir zusammen erlebt haben, fällt der Abschied nicht leicht und drückt die Stimmung. Falls du – Anna! – dies hier liest: Ich wünsche dir viel Spaß mit deinen Eltern und mit deinem Bruder. Pass auf dich auf. Hier auf Shalom ist immer ein Platz für dich frei.

Für mich geht es nun weiter nach Jamaika, aber nicht alleine, sondern mit Albin. Der war nun schon über einen Monat auf Guadeloupe und findet, dass es mal Zeit wird, weiter zu segeln. Also los gehts! 840 sm und beinahe das gesamte karibische Meer liegen vor dem Bug und nach ca. 9 Tagen hoffentlich dann hinter unserem Heck.

In diesem Sinne hoffe ich, dass die Reise ohne Problem verläuft und dass das Wetter auf unserer Seite sein wird.

Bis dahin viele Grüße!
Christoph
TRACKING WEITERLESEN

SV Milan – Andreas Tietzsch DE

ATLANTIK RUNDE TEIL ZWEI – DIE RÜCKREISE

Hundert Tage von Fleckeby – Grenada – viel zu schnelle Wochen in der Karibik – nun geht es auf die Rückreise, um den Segelsommer in der Ostsee mit dem Gelebten zu vergleichen. WEITERLESEN

Segeln im Winter (6): Mit 150PS durch die Lagunen von Grado.

Norditalien. Ein grauer Tag Ende Februar in den Lagunen von Grado und Marano. Ein Tag, an dem man sich wirklich überlegt, ob es eine gute Idee war, den beheizten Schreibtisch für einen fünfstündigen Ritt auf einem Motorboot durch die Lagunen zu verlassen. Fortunato Moratto macht da auch nicht unbedingt Mut. Er muss es wissen, schließlich ist er der Betreiber der Marina Sant’Andrea, unserem Ausgangspunkt in den Lagunen. „Kommt erst um elf. Vorher ist es zu kalt, um rauszufahren. Die Sonne wird heute den ganzen Tag nicht rauskommen, eher Nachmittag noch mehr Nebel. Aber wenn ihr unbedingt meint: Dann fahren wir heute mit Euch raus.“

Wir meinen. Schließlich hat man nicht jeden Tag Gelegenheit, einen Wintertag lang mit 150 PS durch die verlassenen Lagunen unterwegs zu sein. Die Lagunen von Grado und Marano: Ein knapp 40 Quadratkilometer großes Wasserreich, das sich zwischen Lignano im Westen und Grado im Osten vor den Bergen von Julisch-Venetien erstreckt. Eine einsame Flachwasserwüste, vom Meer getrennt durch die Lidi, flache Sandbänke, die Meer und Wellen draußen halten. Eine Wasserwüste, durchzogen von einem System langer Dalbenstraßen, langen Pfahlreihen, denen entlang die Wassertiefe mindestens 1,60 Meter beträgt und die Lagune halbwegs schiffbar ist. Unmittelbar daneben wird es flach. Was bei Flut so aussieht, als wäre alles eine Wasserfläche zeigt sich bei Ebbe als ein System von Sandbänken, Inseln, Prielen, Schlickbänken, Flußläufen. Ein Paradies, mehr oder minder sich selber überlassen, bewohnt nur von ein paar Fischern, die auf den umfluteten Inseln leben. Und hin und wieder zum Fischen rausfahren.

Das also ist unser Programm für die nächsten fünf Stunden. Oder sollen wir hoffen, dass es bloß drei sein werden? Das Thermometer zeigt fünf bis sechs Grad. Daniele, unser jugendlicher Steuermann hat seine Handschuhe vergessen. Dafür trage ich zwei paar Skiunterwäsche, zwei Wollpullover, Segler-Schwerwetterhose und gefütterte Seestiefel. Aber perfekt bin auch ich nicht. Ich habe meine Skibrille vergessen. Schließlich werden geplante 50 Stundenkilometer auf sechs Meter langen SELVA mit ihren 150 PS mich ganz sicher zum Weinen bringen. Weniger aus Rührung. Sondern wegen des Windchill-Faktors bei fünf bis sechs Grad Außentemperatur und knapp 50 Stundenkilometern.



Und dann gehts auch schon los. Daniele motort noch vorsichtig aus der Marina Sant’Andrea, dann den Fluß hinunter, den Corno. Flußhäfen stahlverarbeitender Betriebe liegen hier, Marinas und ein Motorboothersteller, alles eingebettet in idyllische schilfbestandene Ufer, Schlickbänke und sanft ansteigende Weidenböschungen. Wir sind Richtung Meer unterwegs, es herrscht Ebbstrom, der uns allein schon um 3 Knoten Richtung Meer beschleunigt. Als wir die großen Dalbenstraße erreichen, gibt Daniele zum ersten Mal Gas. Der Bug der SELVA steigt leicht an, sie liegt ruhig, keine Welle auf dem Ebbstrom, die Dalben ziehen bei 45 km/h vorbei wie die weißen Pfosten entlang einer Landstraße. Eine Kreuzung, wo auf einer kleinen Insel noch die österreichische Kaserne von vor dem I. Weltkrieg steht. Daniele geht nicht vom Gas, sondern läßt die SELVA  mit gleichem Speed elegant nach links in die abzweigende Dalbengasse gleiten. Hier gehts nach Grado und hinüber Richtung Aquileja. Das Wasser fällt und fällt, als die schlickigen Ufer näher an die Dalben heranrücken, nimmt Daniele den Gashebel zurück. Wo die Ufer enger zusammenstehen, sollte man nicht schneller als 5 Knoten unterwegs sein. Inseln kommen ins Bild, manche sind kaum so groß wie ein Viertel Fußballfeld, das Haus eines Fischers steht darauf, Brennholzstapel, aufgespannte Netze und ein gut motorisisertes Aluminumboot davor. Was muss das für ein herrliches Leben sein, das ganze Jahr hier draußen. Mein eben noch aufkeimender Neid auf alle, die den heutigen Tag am warmen Schreibtisch verbringen dürfen, ist im Schwinden begriffen, auch wenn ich die fünf bis sechs Grad nun deutlich merke. Daniele hat, nachdem er drei Mal mannhaft meine Skihandschuhe ablehnte, sie nun doch mit laufender Nase und tränenden Augen angenommen.



Die engen Ufer gehen auseinander, die Dalbenstraße wird wieder sichtbar, wo die Ufer auseinandertreten und die offene Wasserfläche von neuem sichtbar ist. Doch Daniele gibt nicht wieder Gas. Was ist los? Er schaut konzentriert geradeaus. Ein Motorboot mit Aufbau kommt uns entgegen, „Carabiniere“ knurrt Daniele nur und bleibt schön brav bei seinen 5 Knoten, bis uns der Entgegenkommer passiert. Es ist tatsächlich ein Boot der Carabiniere, drei Mann stecken in der enge Kajüte, wahrscheinlich ist sie geheizt, und beäugen uns mißtrauisch. Dann sind sie vorbei. Daniele wartet noch einen Moment bis zur nächsten Abzweigung, bei der wieder eine Reetgedeckte Fischerhütte steht und legt dann wieder den Gashebel nach vorne. Mit 45 Kilometern schießen wir wieder durchs Grau Richtung Süden und biegen kurz vor Grado nach links ab. Wir haben vor, den engen Kanal Richtung Stadthafen Grado zu nehmen und dort kurz einzulaufen. Noch immer zieht der Ebbstrom, doch er ist jetzt langsamer geworden. Langsam laufen wir der Straßenbrücke, der Verbindung des Städtchens Grado zum Festland, rechts in den Kanal ein. Wir gleiten zwischen Wohnhäusern, Restaurants, Geschäften und dem Gebäuder der Fischkooperative durch den engen Canal Richtung Stadthafen. Vertäute Muschelfischer. Netze am Rand der Straße, zu Bergen wie Schneehaufen aufgetürmt. Ein Fischer in wattierter Tarnjacke, der uns verwundert grüßt, als wir langsam vorbeituckern. Ein einsames Pärchen Spaziergänger, die verständnisinnig von der leeren Straße heruntergrinsen. Wer an einem solchen Tag draußen ist, versteht sich ohne Worte. 



Der Stadthafen. Er liegt tief im Winterschlaf. Die NUOVA CHRISTINA, der große Ausflugsdampfer, auf dem im Sommer die Disco tobt, liegt still eingemotttet in seiner Ecke. Das Cafe BOMBEN, wo es das beste Eis am Hafen gibt, ist reglos und verschlossen und dunkel. Nach Eis wäre mir heute sowieso nicht. Eher nach einer Thermoskanne mit was Heißem drin. Aber trotzdem ist hier im winterlichen Grado nan diesem Montag Vormittag noch alles im Winterschlaf. 

Daniele dreht noch eine Runde im Hafenbecken. Dann geht es wieder hinaus aus dem Stadthafen durch den engen Canal zurück. Langsam gleiten wir an den vertäuten Fischerbooten vorbei, unsere Heckwelle schmatzt an die steinernen Kaimauern und bringt die Boote leicht ins Schaukeln. Dann haben wir die Ausfahrt aus dem Kanal bei der alten verfallenden Lagerhalle vorne am Ausgang erreicht und drehen nach rechts, um das Fahrwasser unter der alten Drehbrücke Richtung Santa Maria de Barbana.

Noch einmal gibt Daniele Gas. Er ist mutig jetzt und schiebt den Gashebel mit der skibehandschuhten  Hand nach Vorne. Die Selva nimmt unmittelbar Gas an. Das Wasser hat seinen tiefsten Stand erreicht, wir gleiten auf einer schmalen Rinne zwischen zwei Schlickufern hindurch und schießen hinaus auf die Wasserfläche, auf der die Insel Barbana mit der daraufstehenden Wallfahrtskirche wie ein Luftschloss spiegelt. Ein wenig lugt in 



diesem Moment die Sonne hervor, das tiefstehende Wasser enthüllt für einen Moment seine wirkliche Farbe: Das typische tiefe blaugrüngrau der nördlichen Adria zwischen Grado und Venedig. Daniele nimmt das Gas weg, wir gleiten langsam Richtung Kaimauer und auf den dahinterliegenden Hafen zu. Scheint ein guter Ort sein, um anzulegen. Und eine Pause zu machen für die Lunchpakete, die Fortunato uns für unsere Tour mitgegeeben hat. Daniele nimmt Kurs auf das ummauerte Viereck, als ein Mönch in brauner Kutte auf der Pier erscheint. Und uns mit beiden Händen abwehrend etwas bedeutet. Flachwasser! Das Hafenbecken von Barbana ist verlandet. Da jetzt bloß nicht rein bei dem extremen Flachwasser. Schließlich ist Barbana in diesem Moment – abgesehen von dem Weg, auf dem wir kamen, nicht mehr als eine Kuppelbekrönte Insel inmitten von Watt und Schlick. Der Mönch schaut uns noch kurz nach, ob wir seine Warnung verstanden hätten, Dann geht auf der Molenkrone entlang zu einem zehn Meter langen Zubringerboot. Klettert in Sandalen die verrostete Leiter hinunter, steigt auf sein Boot, startet den Motor. Und legt ab, um auf unserem Weg von der Kircheninsel nach Grado zurückzukehren.



Als das langsame Tuckern seines schweren Diesels in der Ferne verklungen ist, sind wir allein. Ein paar Tauben, die in den Bäumen gurren. Eine Kirchentür, die sich knarrend öffnet. Das Rauschen meiner Schwerwetterhose, als ich allein durchs Kirchenschiff mit den roten Öllichtern die Votivtafeln an den Wänden besichtige.

Zurück beim Schiff: Daniele meint, es zieht Nebel auf über den Lagunen. Stalldrang, also. Es zieht uns zurück in die Marina Sant’Andrea.

Und was denke ich jetzt, über meinen klammen Tag mit 150 PS in den Lagunen? Zwei Dinge:
• Der Winter ist eindeutig die beste Reisezeit.
• Ob warm oder kalt: „Lieber Lagune als Schreibtisch.“


____________________

„Etwas Warmes braucht der Mensch“:


Im Sommer unterwegs um Sizilien.
Dies ist der Reisebericht. Und die Beschreibung eines Segelsommers 
und einer Reise um eine Insel, die ihresgleichen sucht.

Mit Anhang für Segler mit „Do’s & Don’ts“, Häfen, Marinas, Internet.

JETZT als erschienen als PRINT oder als eBook ab € 9,99

unter millemari.de/Ein-sommer-lang-sizilien.

sowie in jeder Buchhandlung oder bei AMAZON.


Segeln im Winter (6): Mit 150PS durch die Lagunen von Grado.

Norditalien. Ein grauer Tag Ende Februar in den Lagunen von Grado und Marano. Ein Tag, an dem man sich wirklich überlegt, ob es eine gute Idee war, den beheizten Schreibtisch für einen fünfstündigen Ritt auf einem Motorboot durch die Lagunen zu verlassen. Fortunato Moratto macht da auch nicht unbedingt Mut. Er muss es wissen, schließlich ist er der Betreiber der Marina Sant’Andrea, unserem Ausgangspunkt in den Lagunen. „Kommt erst um elf. Vorher ist es zu kalt, um rauszufahren. Die Sonne wird heute den ganzen Tag nicht rauskommen, eher Nachmittag noch mehr Nebel. Aber wenn ihr unbedingt meint: Dann fahren wir heute mit Euch raus.“

Wir meinen. Schließlich hat man nicht jeden Tag Gelegenheit, einen Wintertag lang mit 150 PS durch die verlassenen Lagunen unterwegs zu sein. Die Lagunen von Grado und Marano: Ein knapp 40 Quadratkilometer großes Wasserreich, das sich zwischen Lignano im Westen und Grado im Osten vor den Bergen von Julisch-Venetien erstreckt. Eine einsame Flachwasserwüste, vom Meer getrennt durch die Lidi, flache Sandbänke, die Meer und Wellen draußen halten. Eine Wasserwüste, durchzogen von einem System langer Dalbenstraßen, langen Pfahlreihen, denen entlang die Wassertiefe mindestens 1,60 Meter beträgt und die Lagune halbwegs schiffbar ist. Unmittelbar daneben wird es flach. Was bei Flut so aussieht, als wäre alles eine Wasserfläche zeigt sich bei Ebbe als ein System von Sandbänken, Inseln, Prielen, Schlickbänken, Flußläufen. Ein Paradies, mehr oder minder sich selber überlassen, bewohnt nur von ein paar Fischern, die auf den umfluteten Inseln leben. Und hin und wieder zum Fischen rausfahren.

Das also ist unser Programm für die nächsten fünf Stunden. Oder sollen wir hoffen, dass es bloß drei sein werden? Das Thermometer zeigt fünf bis sechs Grad. Daniele, unser jugendlicher Steuermann hat seine Handschuhe vergessen. Dafür trage ich zwei paar Skiunterwäsche, zwei Wollpullover, Segler-Schwerwetterhose und gefütterte Seestiefel. Aber perfekt bin auch ich nicht. Ich habe meine Skibrille vergessen. Schließlich werden geplante 50 Stundenkilometer auf sechs Meter langen SELVA mit ihren 150 PS mich ganz sicher zum Weinen bringen. Weniger aus Rührung. Sondern wegen des Windchill-Faktors bei fünf bis sechs Grad Außentemperatur und knapp 50 Stundenkilometern.



Und dann gehts auch schon los. Daniele motort noch vorsichtig aus der Marina Sant’Andrea, dann den Fluß hinunter, den Corno. Flußhäfen stahlverarbeitender Betriebe liegen hier, Marinas und ein Motorboothersteller, alles eingebettet in idyllische schilfbestandene Ufer, Schlickbänke und sanft ansteigende Weidenböschungen. Wir sind Richtung Meer unterwegs, es herrscht Ebbstrom, der uns allein schon um 3 Knoten Richtung Meer beschleunigt. Als wir die großen Dalbenstraße erreichen, gibt Daniele zum ersten Mal Gas. Der Bug der SELVA steigt leicht an, sie liegt ruhig, keine Welle auf dem Ebbstrom, die Dalben ziehen bei 45 km/h vorbei wie die weißen Pfosten entlang einer Landstraße. Eine Kreuzung, wo auf einer kleinen Insel noch die österreichische Kaserne von vor dem I. Weltkrieg steht. Daniele geht nicht vom Gas, sondern läßt die SELVA  mit gleichem Speed elegant nach links in die abzweigende Dalbengasse gleiten. Hier gehts nach Grado und hinüber Richtung Aquileja. Das Wasser fällt und fällt, als die schlickigen Ufer näher an die Dalben heranrücken, nimmt Daniele den Gashebel zurück. Wo die Ufer enger zusammenstehen, sollte man nicht schneller als 5 Knoten unterwegs sein. Inseln kommen ins Bild, manche sind kaum so groß wie ein Viertel Fußballfeld, das Haus eines Fischers steht darauf, Brennholzstapel, aufgespannte Netze und ein gut motorisisertes Aluminumboot davor. Was muss das für ein herrliches Leben sein, das ganze Jahr hier draußen. Mein eben noch aufkeimender Neid auf alle, die den heutigen Tag am warmen Schreibtisch verbringen dürfen, ist im Schwinden begriffen, auch wenn ich die fünf bis sechs Grad nun deutlich merke. Daniele hat, nachdem er drei Mal mannhaft meine Skihandschuhe ablehnte, sie nun doch mit laufender Nase und tränenden Augen angenommen.



Die engen Ufer gehen auseinander, die Dalbenstraße wird wieder sichtbar, wo die Ufer auseinandertreten und die offene Wasserfläche von neuem sichtbar ist. Doch Daniele gibt nicht wieder Gas. Was ist los? Er schaut konzentriert geradeaus. Ein Motorboot mit Aufbau kommt uns entgegen, „Carabiniere“ knurrt Daniele nur und bleibt schön brav bei seinen 5 Knoten, bis uns der Entgegenkommer passiert. Es ist tatsächlich ein Boot der Carabiniere, drei Mann stecken in der enge Kajüte, wahrscheinlich ist sie geheizt, und beäugen uns mißtrauisch. Dann sind sie vorbei. Daniele wartet noch einen Moment bis zur nächsten Abzweigung, bei der wieder eine Reetgedeckte Fischerhütte steht und legt dann wieder den Gashebel nach vorne. Mit 45 Kilometern schießen wir wieder durchs Grau Richtung Süden und biegen kurz vor Grado nach links ab. Wir haben vor, den engen Kanal Richtung Stadthafen Grado zu nehmen und dort kurz einzulaufen. Noch immer zieht der Ebbstrom, doch er ist jetzt langsamer geworden. Langsam laufen wir der Straßenbrücke, der Verbindung des Städtchens Grado zum Festland, rechts in den Kanal ein. Wir gleiten zwischen Wohnhäusern, Restaurants, Geschäften und dem Gebäuder der Fischkooperative durch den engen Canal Richtung Stadthafen. Vertäute Muschelfischer. Netze am Rand der Straße, zu Bergen wie Schneehaufen aufgetürmt. Ein Fischer in wattierter Tarnjacke, der uns verwundert grüßt, als wir langsam vorbeituckern. Ein einsames Pärchen Spaziergänger, die verständnisinnig von der leeren Straße heruntergrinsen. Wer an einem solchen Tag draußen ist, versteht sich ohne Worte. 



Der Stadthafen. Er liegt tief im Winterschlaf. Die NUOVA CHRISTINA, der große Ausflugsdampfer, auf dem im Sommer die Disco tobt, liegt still eingemotttet in seiner Ecke. Das Cafe BOMBEN, wo es das beste Eis am Hafen gibt, ist reglos und verschlossen und dunkel. Nach Eis wäre mir heute sowieso nicht. Eher nach einer Thermoskanne mit was Heißem drin. Aber trotzdem ist hier im winterlichen Grado nan diesem Montag Vormittag noch alles im Winterschlaf. 

Daniele dreht noch eine Runde im Hafenbecken. Dann geht es wieder hinaus aus dem Stadthafen durch den engen Canal zurück. Langsam gleiten wir an den vertäuten Fischerbooten vorbei, unsere Heckwelle schmatzt an die steinernen Kaimauern und bringt die Boote leicht ins Schaukeln. Dann haben wir die Ausfahrt aus dem Kanal bei der alten verfallenden Lagerhalle vorne am Ausgang erreicht und drehen nach rechts, um das Fahrwasser unter der alten Drehbrücke Richtung Santa Maria de Barbana.

Noch einmal gibt Daniele Gas. Er ist mutig jetzt und schiebt den Gashebel mit der skibehandschuhten  Hand nach Vorne. Die Selva nimmt unmittelbar Gas an. Das Wasser hat seinen tiefsten Stand erreicht, wir gleiten auf einer schmalen Rinne zwischen zwei Schlickufern hindurch und schießen hinaus auf die Wasserfläche, auf der die Insel Barbana mit der daraufstehenden Wallfahrtskirche wie ein Luftschloss spiegelt. Ein wenig lugt in 



diesem Moment die Sonne hervor, das tiefstehende Wasser enthüllt für einen Moment seine wirkliche Farbe: Das typische tiefe blaugrüngrau der nördlichen Adria zwischen Grado und Venedig. Daniele nimmt das Gas weg, wir gleiten langsam Richtung Kaimauer und auf den dahinterliegenden Hafen zu. Scheint ein guter Ort sein, um anzulegen. Und eine Pause zu machen für die Lunchpakete, die Fortunato uns für unsere Tour mitgegeeben hat. Daniele nimmt Kurs auf das ummauerte Viereck, als ein Mönch in brauner Kutte auf der Pier erscheint. Und uns mit beiden Händen abwehrend etwas bedeutet. Flachwasser! Das Hafenbecken von Barbana ist verlandet. Da jetzt bloß nicht rein bei dem extremen Flachwasser. Schließlich ist Barbana in diesem Moment – abgesehen von dem Weg, auf dem wir kamen, nicht mehr als eine Kuppelbekrönte Insel inmitten von Watt und Schlick. Der Mönch schaut uns noch kurz nach, ob wir seine Warnung verstanden hätten, Dann geht auf der Molenkrone entlang zu einem zehn Meter langen Zubringerboot. Klettert in Sandalen die verrostete Leiter hinunter, steigt auf sein Boot, startet den Motor. Und legt ab, um auf unserem Weg von der Kircheninsel nach Grado zurückzukehren.



Als das langsame Tuckern seines schweren Diesels in der Ferne verklungen ist, sind wir allein. Ein paar Tauben, die in den Bäumen gurren. Eine Kirchentür, die sich knarrend öffnet. Das Rauschen meiner Schwerwetterhose, als ich allein durchs Kirchenschiff mit den roten Öllichtern die Votivtafeln an den Wänden besichtige.

Zurück beim Schiff: Daniele meint, es zieht Nebel auf über den Lagunen. Stalldrang, also. Es zieht uns zurück in die Marina Sant’Andrea.

Und was denke ich jetzt, über meinen klammen Tag mit 150 PS in den Lagunen? Zwei Dinge:
• Der Winter ist eindeutig die beste Reisezeit.
• Ob warm oder kalt: „Lieber Lagune als Schreibtisch.“


____________________

„Etwas Warmes braucht der Mensch“:


Im Sommer unterwegs um Sizilien.
Dies ist der Reisebericht. Und die Beschreibung eines Segelsommers 
und einer Reise um eine Insel, die ihresgleichen sucht.

Mit Anhang für Segler mit „Do’s & Don’ts“, Häfen, Marinas, Internet.

JETZT als erschienen als PRINT oder als eBook ab € 9,99

unter millemari.de/Ein-sommer-lang-sizilien.

sowie in jeder Buchhandlung oder bei AMAZON.


SV Black Forest – Bernhard Leute GER

NICHT VERZAGEN – FOERTHMANN FRAGEN

Manchmal dauert es etwas länger, bis es im Kopf gefunzt. Und überhaupt: im 4.Gang fährt kein Auto den Berg rauf! Bei Bernhard lagen die Probleme tiefer und wir haben einige Mailwechsel gebraucht, bis wir die Dinge haben klären können: Die Leinen waren falsch herum angeschlagen, mit der Folge, dass statt Ruder nach Lee, immer in den Wind gesteuert und zudem mit der falschen Kraftübertragung gearbeitet wurde. Dann endlich kam die erlösende Mail aus Las Palmas

Hi Peter……
Du hast zwar unser Heck verunstaltet, aber es sei dir verziehen….Das Teil ist göttlich, es funktioniert tatsächlich! Wenn die Segel stehen, ist die Anlage der Mittelpunkt….Selbst im Passat, als der Wind ziemlich achtern kam, hat sie zuverlässig gearbeitet .. Also mach weiter so…
Wir verziehen uns in einer Woche Richtung Kap Verden….
Gruß Bernhard SV Black Forest

WEITERLESEN

Every Single Week – Track 13 – (Ballad Of The) Sailing Bassman – Song und Musiker

Making of „(Ballad Of The) Sailing Bassman“

Wie entsteht eigentlich ein Song? Woher nimmst du die Ideen? Warum dauert eine Albumproduktion so lange? Das sind die klassischen Fragen an mich als Songwriter und Produzenten. In der Videoserie „Every Single Week“  stelle ich daher jede Woche eine neue Single aus meinem auf der Ostsee entstandenen Album „Zeitmillionär“ vor. Und gebe damit einen Einblick tief hinter die Kulissen des Songwritings und dem „Making of“ einer Musikproduktion. Übrigens, jede Single und auch das ganze Album bekommst du hier:

Album CD – Amazon
Amazon Download
iTunes Download
Spotify

 Making of – Das Video

Hier im Blog möchte ich aber auch einzelne Musiker kurz vorstellen, ohne die die Produktion des Albums nicht möglich gewesen wäre. Und kurz erzählen wie sich unsere jeweiligen Wege gekreuzt haben.

Jürgen Gleba

Mit Jürgen habe ich in der Band von John Barron gespielt. Er ist ein toller Gitarris, ein kleiner Equipmentfreak und daher für den Rockabillysound für „(Ballad Of The Sailing) Bassman“ meine erste Wahl. Aufgenommen haben wir zu Hause in seinem privaten Equipmenttempel und hatten dabei eine wunderbare Zeit. Wie auch früher stets bei John in der Band!! Eine der schönen Seiten an dem Musikerjob ist es ja, das man immer wieder so großartige Mensachen kennenlernt wie eben Jürgen.

 

Jürgen und ich bei John Barron – Riders Cafe

Jürgen und ich bei John Barron – Weinscala

Jürgen spielt in vielen Bands. Unter anderem auch bei Micky Wolfs Cigarbox Experiment, den ich ja in Folge 10 hier bereits vorgestellt habe.

Jürgen bei der 1. Cigarboxnight mit Micky Wolf

Hier mit Rhythm ’56

Aber es muss nicht immer Rockabilly sein. Auch im Rock ist Jürgen zu Hause und spielt mittlerweile bei RockBuster auch Bass. Sehr vielseitig der Mann!

Jürgen mit seiner Band RockBuster

Michael Prott

Ein paar Worte zu meinem Lieblingssaxophonisten Michael. Seit meiner Musicalzeit Mitte der 90er begegnen wir uns immer wieder. Wenn es um ein gut gespieltes, rotziges Sax geht ist Michael die absolut erste Wahl. Er ist zwar auch im Jazz und vielen anderen Stilen zu Hause (und wir haben diese auch Live performt), aber er ist einfach der Beste, wenn es um Rock’n’Roll geht. Und so durfte er natürlich auch auf meinem Album nicht fehlen. Neben seinen Tracks hat er dabei übrigens auch die Arrangements für die Bläser Sections geschrieben. 

Mit Michael auf der Bühne beim Martini Club. An der Trompete Nic, ebenfalls auf meinen Album vertreten.

Michael bei Franny and the Fireballs

(Ballad Of The) Sailing Bassman

Vocals Dara McxNamara
Backing Vocals Caro Leuzinger
Backing Vocals Kati Schulmann-Reisener
Backing Vocals Mario Schulmann
Drums Oliver Steinwede
Upright Bass Claus Aktoprak
Guitars Jürgen Gleba
Piano Merih Aktoprak
Additional Guitars Claus Aktoprak
Saxophone Michael Prott
Aufgenommen, gemischt und editiert von Jurik Maretzki

(Ballad Of The) Sailing Bassman
(M: Claus Aktoprak T: Claus Aktoprak V: Dolce Vita Songs)

Sailing Bassman, give me Rockn’Roll
Sailing Bassman, and a lot of Soul
Sailing Bassman, I feel so alone
Boppin’ to the music on my own

Sailing Bassman, I got one desire
Sailing Bassman, set my soul on fire
Sailing Bassman, when you sail the world
Find me a perfect girl

If she’s blonde, black or brown
I don’t care at all
Lots of curves, and a pretty face
Plus one braincell, that is all

Sailing Bassman, all my trust’s in you
Sailing Bassman, that you really do
Sailing Bassman, find that girl for me
Set my spirit free
Slap it Mr. Bassman, yeah, uuh

Sailing Bassman, I got one desire
Sailing Bassman, set my soul on fire
Sailing Bassman, when you sail the world
Find my perfect girl

If she’s blonde, black or brown
I don’t care at all
Lots of curves, and a pretty face
Plus one braincell, that is all

Sailing Bassman, all my trust’s in you
Sailing Bassman, that you really do
Sailing Bassman, find that girl for me
Set my spirit free

Sailing Bassman, I got one desire
Sailing Bassman, set my soul on fire
Sailing Bassman, when you sail the world
Find my perfect girl
I hope you find my perfect girl
I hope you find my perfect … girl