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Neulich auf dem Weg nach Schweden

Ein Zusammenschnitt von Videoszenen die während meiner Törns 2014 von Warnemünde nach Südschweden entstanden sind. Unterlegt von meinem Song „Ich geh segeln“. Enjoy! Und freut euch auf die bald beginnende Saison!

Unter Segeln: Wie ist es eigentlich und was kostet es, den Winteraufdem Boot zu verbringen?

Vor vielen Jahren schrieb ich über eine Silvesternacht im Hafen von Piran:

„Als ich im Hafen stand gestern Nacht,
kalt, auf der Pier vor den vertäuten Segelbooten,
das warme Licht darin,
war es nicht etwa so, dass ich mir dachte:
„Wie schrecklich!“ Sondern:
„Wie schön müßte das sein, im Winter hier segelnd unterwegs zu sein!
Abends in kleinen Häfen zu liegen.
Mich auf eine heiße Suppe und Licht zu freuen.
Ich habe diese Segler beneidet. Das täte ich gerne.“

Tatsächlich besitzt es großen Reiz, im Winter auf dem Meer zu sein. Tagsüber ein bisschen Sonne zu spüren. Nachts auf dem gemütlichen Boot.

Aber wie ist das nun wirklich, mit Kälte, mit Licht, mit warmen Essen?
Jedes Jahr überwintern im südtürkischen Finike an die 20, 30 Segler. Engländer. Schweden. Franzosen. Kanadier. Deutsche. Ein buntes Häufchen. Meistens Pärchen. Leben den Winter über auf ihren Booten. Sitzen tagsüber in der Sonne lesend in der Plicht. Sind unterwegs mit Fahrrad, um im Ort etwas zu besorgen. Treffen sich zum gemeinsamen Barbecue am Sonntag im PORTHOLE, einem Raum, eher ein Zelt, das die Marina-Leitung für die Segler aufgestellt hat.

Wie ist das wirklich, der Winter auf dem Meer? Hier ein Bericht über das Überwintern auf dem Meer im südtürkischen Finike.

1. Wetter, Wärme, Wind und Wellen.
Antalya, von dem Finike etwa 70 Seemeilen entfernt ist, ist Synonym für Sonne & Wärme. Erstaunliche Erfahrung ist: Soooo anders als im weit nördlicher gelegenen slowenischen Piran oder auf Mallorca ist das mit Sonne & Wärme in Antalya nicht. Für alle drei genannten Orte gilt:

Scheint die Sonne im Januar oder Februar tagsüber, hat es schnell 12 oder gar 15 Grad erreichen. T-Shirt-Wetter. Wenn der Wind nicht bläst. Bläst er, ists oft ganz schnell vorbei. Oder wenn die Sonne den Zenit überschritt. In Izola pflegten meine slowenischen Bootsnachbarn, fast Dauerlieger, im Februar kurz vor 16 Uhr mit Blick auf die Sonne zu sagen: „Noch zehn Minuten. Dann wirds kalt.“ Und so ist es: Gleich ob in Antalya, Mallorca oder Izola: der Wechsel von „T-Shirt auf kalt“: er vollzieht sich in Minuten.

Der schnelle Wechsel: Das gilt auch für den Wind in der Südtürkei. Eben noch preisen Martine & Michel, meine kanadischen Bootsnachbarn, den Tag ob des warmen Sonnenscheins als „journee extraordinaire“, als es keine Minute später eiskalt aus Südwest mit 6bft. pfeift. Und man sich lieber wieder ins warme Bootsinnere verholt und auch gleich das Steckschott einsetzt. Alles ist nur Vorspiel für einen noch kälteren dreitägigen Nord, der selbst in den Hafen Schneeflocken weht und Schauer körnigen Eises treibt.

Leben mit schnellen Wechseln. Und diesen schnellen Wechsel sind auch die Wetterberichte nur bedingt gewachsen. Die Wettervorhersagen von Internet-Seiten, so detailliert sie sich geben, sind oft Makulatur. Erfahrungen und wie es übers Wetter aussieht: tauschen die Segler jeden Morgen um 9 Uhr über den Funk aus.

Hinzu kommen in der Türkei von Januar bis März längere Regenperioden. Zwei, drei, vier Tage mit prasselndem Regen, den der Südwind bringt. Der ist zwar wärmer, erreicht aber ganz gerne auch Sturmstärke. Das Video von Martine & Michel zeigt, wie das Leben des Seglers auf dem Boot auch mal sorgenvoll wird.

Leben im Winter auf dem Boot: Noch mehr als im Sommer ist die Lebenskunst gefragt, anzunehmen, was kommt. Und das Beste daraus zu machen.

2. Der sichere Hafen.
 

 

Hafen. Das ist etwas, was der Segler mit Sicherheit verbindet. Gleichgültig, ob beim „Hardstand“ an Land oder beim Liegeplatz im Wasser: Es lohnt sich, vor dem Platz zum Überwintern den Ort seiner Überwinterung etwas genauer anzusehen: 

Wie geschützt ist der Hafen bei jeder Windrichtung?
Wie sehr ist die Marinaleitung auf Zack:
• Wie gut ist die Security?
• Sind die Marineros bei Sturm auf der Pier unterwegs? Schauen Sie bei Sturm nach den Festmachern? Belegen sie auch doppelt? Fassen Sie überhaupt Festmacher an?

Nicht in jeder Marina ist das selbstverständlich. Manche Hafenkapitäne lehnen es auch ab, Hand an die Boote zu legen. Weil mancher im Schadensfall ein „Na-Ihr-habt-doch-das-Schiff-zuletzt-vertäut…“ fürchtet.

Danach die Facilities in der Marina: Saubere Wasch- und Toiletten-Anlagen? Warmwasser im Winter? Wo kann man Wäsche waschen? Gepriesen sei in Finike das örtliche Hamam im Winter. Herrliche Stunden in wärmenden Dampfschwaden nach einem kalten Tag an Deck. Geschrubbt von oben bis unten von Hassan, dem Badeknecht.

Auch die Infrastruktur am Ort ist wichtig, fürs Überwintern. Während im sommerlich überlaufenen Mallorca im Winter die Bürgersteige hochgeklappt werden, die Infrastruktur in Häfen wie Alcudia, Pollensa oder Sollér mangels Touristen fast gänzlich eingestellt werden, funktionieren Orte wie Marmaris oder auch das kleine Finike unbeeindruckt weiter. Busse gehen. Restaurants sind geöffnet. Läden ausnahmslos auch. Orte, die funktionieren, weil sie nicht ausschließlich auf Tourismus ausgerichtet sind.

3. Die Kosten.
Für LEVJE’s 31-Fuß kostet der Halbjahres-Winterliegeplatz etwa 1.300 Euro, pro Monat also etwas mehr als 200 Euro. Mit einrechnen muss man aber das Frühjahrsende: Das Kranen (in Finike mit etwa 370 Euro) sowie die „Anschlußzeiten“ nach Auslaufen des Halbjahresvertrages: 14 Tage werden hier dann zum Tages-Liegepreis abgerechnet: noch einmal 350 Euro.

Die Lebenshaltungskosten sind in einer Kleinstadt wie Finike deutlich günstiger als in der 1,6 Millionen-Metropole Antalya. Gehobenes Abendessen mit frischem Fisch, Wein, Dessert zwischen 15 und 25 Euro. Einkauf im Supermarkt oder auf dem Markt: ebenfalls vergleichsweise günstiger.

Kosten für Mobilität: ein kleiner Leihwagen in Finike kostet pro Tag 50 € bis 60 €. Wer sich im Internet umschaut, bekommt am Flugplatz von Antalya fürs selbe Geld denselben Leihwagen: für eine ganze Woche.

Fazit: Derart Reisen ist – je nach Vorlieben – für deutlich unter 1.000 Euro im Monat zu haben.
Neue „Spielsachen“ wie Bootszubehör aus’m Internet nicht eingerechnet.

 
4.Das Leben im Winter.


Und wie ist es nun, das Leben im Winter auf dem Boot? Mit Kälte, mit Licht, mit warmem Essen?

Tatsache ist: das Leben ist schön trotz mancher Unbill für den, der das Leben auf dem Boot liebt. Und der über tagelanges Geschaukel unter Deck im graukalten Schlechtwetter hinwegsehen kann.


Tagsüber: die Sonne. Das in der Sonne sitzen und sich freuen an den schneebedeckten Bergen im Hintergrund, an den Farben des türkisblauen Meers. Am satten Grün der Wiesen, wenn man durch vergessene antike Stätten wie das Myra des heiligen Nikolaus oder Limyra streunt.

Überhaupt: wem Entdecken und Reisen außerhalb der Saison eine Freude ist, dem ist dieses Leben trotz mancher Entbehrung ein Genuß. Kaum jemand ist unterwegs, egal ob Strand, Museum oder antike Bauwerke: Man genießt den Reiz nicht überlaufener Orte, bewegt sich mit und unter denen, die an diesen Orten leben. In der Antike: Bin ich ganz allein.

Und Abends, wenn es kalt wird, die Steckschotten zugemacht.

Petroleumlampe angezündet.
Linguine a lo scoglio gekocht mit dem, was es heute bei einem der drei Fischhändler auf dem Markt zu kaufen gab. Und hinterher auf dem warmen Boot lesen und Schreiben.
Noch mal kurz raus ins Cockpit, mit einem Bier, einem Whisky in der Hand in den unglaublichen Sternenhimmel schauen.
Und beim Einschlafen den Wellen lauschen, im kalten Wind an der Bordwand glucksen.

Hat schon was.

Die multimediale Segelreise "Segeln in den Schären" am 20.2.2015 in Hamburg


Im Zuge des Benefizkonzertes für die Kinderbrücke Hamburg am 20.2.2015 werde ich eine 45 minütige Kurzversion meiner Multimediashow mit Live Band präsentieren. Der Eintritt ist frei und es gibt viele abwechslungsreiche musikalische Highlights an diesem Abend. Dazu gibt es leckeres Chili und Guinness vom Fass. Und alles für einen guten Zweck. Ich freu mich auf euch!!

Die einsamsten Plätze meines Segelsommers in den Schären (Teil 1)

Auch wenn die neue Segelsaison langsam näherrückt, bleibt einem zur Zeit doch nur das Träumen. Und interessanterweise kommen gerade jetzt in Nacht- und Tagträumen viele Erinnerungen an den letzten Sommer zurück. Es scheint als würde nun auch mein Unterbewusstsein nach Aufbruch, sonnigen und vor allem einsamen Buchten schreien. Denn gerade diese Einsamkeit habe ich als Alleinsegler gesucht, obwohl ja manche vermuten könnten, das man eher auf der Suche nach Gesellschaft wäre. Doch andere Einhandsegler werden mich verstehen. Diese in mir keimende Sehnsucht scheint mir heute gerade gut geeignet um ein paar Highlights meines langen Ostseetörns durch die Schären hier genauer vorzustellen. Dem einen mögen diese bereits bekannt sein, dem anderen als Anregung für eigene Abenteuer dienen. Beginnen möchte ich mit drei versteckten Liegeplätzen auf den Aland Inseln sowie einem reizvollen Routenvorschlag.

1. Björkör 59° 56,27N 20°13,33E

An diesem wunderschönen Ort, der mehr Insel als Schäre ist, lag ich mitten im Juli mutterseelenallein. Zum einen liegt die Insel etwas abseits der üblichen Routen und am Rande des Archipels. Viele haben hier schon einen Nordostkurs eingeschlagen und lassen die Insel steuerbords liegen. Zum anderen ist die Anfahrt etwas knifflig und gerade vor dem Steg wird es schnell sehr flach. Der Platz an dem ich dort lag erwies sich dann vor Ort auch als der einzig Mögliche für meinen Tiefgang von 1,60 Metern.  Bei stärkeren südlichen Winden sollte man dort jedoch besser nicht liegen. Man steuert den Platz von Westen kommend an, indem man nördlich an der Insel vorbeiläuft und mit reichlich Abstand (nicht zu früh eindrehen!) das Nord-Ostkap rundet um dann mit Südkurs zwischen Björkör und Östergrundet hindurchzufahren.

Dann wieder mit gutem Abstand zum Ufer (ausgedehntes Flach) westwärts mit einem Zielpunkt wenige Meter vor dem Steg laufen. Langsam fahren und immer das Echolot im Auge behalten. Hier dann das Boot parallel zum Steg ausrichten und vorsichtig VORWÄRTS an den Steg gehen. Der Untergrund ist schlammig. 

Es ist mir nicht gelungen zwischen die Stege zu kommen, auch wenn mir dieses ein Motobootfahrer so signalisierte. Echolot und Kiel hielten aber dagegen. Es gibt wie zu erwarten keinen Strom oder sonstige Einrichtungen, aber einen guten Grillplatz und jede Menge Platz auf der Insel. Es gibt ein paar angelegte Pfade, einen Aussichtsturm kurz gesagt: Es war der perfekte Ort für eine laue Sommernacht. Aufgrund der Bedingungen wird die Insel wohl überwiegend von Motorbooten angelaufen, die dann abends verschwunden sind. Auch wenn ich mir andere Ankerbuchten häufig auch nur mit sehr wenigen Nachbarn teilen musste, ist es definitiv noch eine andere Erfahrung einmal wirklich ganz und gar alleine auf so einer großen Insel zu sein.

2. Stegskär 60° 07,6N 19° 57,39E

Mein Favorit in der Kategorie größere Schäre liegt nicht ganz so abseits der Routen und im Laufe des Tages kommen und gehen stets einige Boote. Auch hier verschwinden die Motorboote gegen abend, während die Segler bleiben. Die einzelnen Festmachplätze sind alle recht unzugänglich, so das man „seinen“ Schärenplatz dann auch für sich hat. Die Insel ist recht unzugänglich, aber mit etwas Geduld kann man sich seine Wege durch den Bewuchs suchen. Die Südseite bietet eine sehr schön felsige Kulisse mit guten Bademöglichkeiten und einem ganz einmaligen Ausblick auf die Weiten der Ostsee. Die Einfahrt in die Ankerbucht erfolgt von West indem man sich mittig zwischen den Felsen hält. Es gibt verschiedene Möglichkeiten an die Schäre zu gehen. 

Der beste Platz ist der Östlichste. Man beachte immer, das je steiler die Schäre abfällt man umso dichter  heranfahren kann. Denn flachen Stücke gehen auch unter Wasser meistens so weiter und eignen sich daher nicht. Der Ankergrund hält gut. Man kann in der Bucht auch ankern, wenn man sich den Festmachstress ersparen will. Andererseits bietet die Insel so viele einmalige Aussichten und Felsformationen, das man dann zumindestens das Dinghi bemühen sollte.


  
Stegskär eignet sich ganz hervorragend als Absprung- bzw. Ankunftshafen aus Richtung der Stockholmer Schären (z.B.: Arholma), da es am Rande der Schären liegt und man direkt Kurs auf Schweden anlegen kann.  

3. Enskär 60° 12,71N 19° 19,03E

Ein ehemaliger Stützpunkt der Armee, der erst kürzlich für Besucher freigegeben wurde. Ebenfalls am Rande der Alandinseln (diesmal westlich) gelegen, eignet er sich als Ankunftshafen aus Richtung Grisslehamn. Diese Route ist der kürzeste Weg in Richtung Schweden. Die Insel ist sehr kahl und besteht überwiegend aus nackten Felsen, ist auf ihre Art aber auch sehr reizvoll. Es gibt eine Steganlage auf der noch Anlegeverbotsschilder hängen, diese scheinen aber nach Auskunft der Finnen vor Ort nicht mehr gültig zu sein. Jedenfalls lagen hier alle fest und hat sich auch niemand darüber beschwert. Strom, Wasser oder Sanitärgebäude gibt es hier natürlich auch nicht. Dafür liegt man aber ganz hervorragend geschützt innerhalb der Steganlage auch bei stärkeren südlichen Winden. Einfach in die Bucht einfahren, die Tonnen beachten und dann Kurs Stegkopf. Wenn man den Stegkopf eng umrundet ist es dahinter auch tief genug für die meisten Boote. 

Ich lag hier mit einigen wenigen anderen Seglern und es wurde ein sehr gemütlicher Abend rund um Steg und mit den aufgebauten Grills davor. Enskär liegt ebenfalls noch gut ausserhalb des Archipels und hat sich daher seinen Einsamkeitsfaktor gut bewahrt.   

4. Route – Von Ost nach West: Einfahrt 60° 04,7N 20° 45,2E  Ausfahrt 60° 4,7N 20° 39,6E

Diesen drei Plätzen möchte ich noch eine südlich von Sottunga etwas versteckte Route hinzufügen. Sie ist mit 1,80m Tiefe angegeben. Ich kam mit meinen 1,60m dort problemlos vor dem Wind segelnd durch. Diesen Streckenabschnitt und dessen betonnte Fortsetzung (nach Ausfahrt einfach genau westlich halten) in Richtung Degerby kann ich jedem Alandsegler nur ans Herz legen! Das ist Schärensegeln vom Allerfeinsten!!

Der Segler im Winter: Die Sorge um das Boot. Oder: Der Winter in Bayern. Und in Finike.

Auch wenn der Winter an den bayrischen Osterseen ein Traumwinter ist: Er ist es nicht überall.

So schön der Winter in unseren Breiten auch immer sein mag – und dieses Jahr ist er besonders schön. Mit viel Schnee. Und viel „kalt“: der Gedanke ans Boot verlässt mich nie. Er äußert sich in vielerlei Formen, wenn ich zuhause bin:

Ein „Ich-schau-mal-schnell-im-Internet: ob’s-in-Finike-gerade-bläst?“.

Ein „Ob-sie-überhaupt-noch-da-liegt-wo-ich-sie-vertäut-hab‘?“ vor dem Einschlafen.

Ein „hätt‘-ich-doch-bloß-LEVJE’s-Tank…“, während ich in GEWITTERSEGELN Conny’s Geschichte über einen Motor lese, der ausgerechnet im Gewitter wegen Dieselpest den Geist aufgab.

Zuguterletzt: „Und-was-ist-wenn-ich-ankomme-und-im-Niedergang-steht-knietief-Wasser?“

Fragen über Fragen. Sorgen. Sorgen ums Boot.

Vielleicht hat es damit zu tun, dass LEVJE – wie all die Jahre zurvor auch – im Wasser liegt. Dass ich des Seglers herbstliche Frage „Drinnen oder Draussen?“ nach langem Ringen auch dieses Jahr wieder mit „Drinnen“, nämlich im Wasser überwintern, beantwortete. Denn: Es ist auch nach Jahren immer noch ein Genuss, im leichten Schaukeln einzuschlafen. In LEVJE’s warmen Licht im Winter in zwei, drei warme Decken gehüllt einen Krimi im Glucksen an die Bordwand zu lesen. In der Dunkelheit nochmal kurz in den kalten Nordwind raus, ein Glas Whisky in der Hand und nach den Sternen schauen, bis Kälte mich schüttelt. Der Geruch des Meeres im Winter, wie mag er wohl sein?

Unvergleichliche Momente. Mit nichts aufzuwiegen. Und doch bleibt die Sorge ums Schiff, wenn ich mal nicht da bin.
 


Die Hafenmole von Finike: im Unwetter vor wenigen Wochen…
 
Wie berechtigt solche Sorgen sind, zeigt das Video meiner kanadischen Bootsnachbarn Martine & Michel von der LA FORET D’EAU. Vor wenigen Wochen, am 13. Januar blies es im eigentlich sicheren Hafen von Finike so, dass die hohe Hafenmole von den Brechern einfach überspült wurde. Was man in Martine & Michel’s Video sehr gut sehen kann, ist auch, wie LEVJE, wie die anderen Boote im Hafen „tanzen“. Und Grundseen die Einfahrt in den Hafen unpassierbar machen. 
Auch die fast 60 Knoten, die vergangenen Dienstag über die Kykladeninseln Amorgos und Levitha hinweggingen: sie sind kein Spaß. Ich weiß nicht, ob ich weniger Sorgen hätte, wäre LEVJE bei diesen Verhältnissen am Land aufgepallt. Am Ende hilft einfach nur zu wissen: dass die türkischen Marineros von Finike einfach hervorragend sind: Und bei diesem Wetter dauernd draußen sind, jedes Boot zusätzlich doppelt sichern, mit Festmachern und Leinen. Es ist nicht selbstverständlich. Es könnte ihnen auch egal sein, was mit den ihnen anvertrauten Booten geschieht. Ist es aber nicht.
 


… und die Hafenmole bei schönem Wetter.

Von ihren Mühen im Sturm erfährt man oft erst hinterher. Wenn man wieder ankommt im Hafen, beim Boot. Wenn Nachbarn erzählen, wie es war, die letzten Wochen am Boot. Und während der BOOT in Düsseldorf.

Es ist schön, alles im Dunkel wieder so vorzufinden, wie ich es zurückließ. Als wäre nichts gewesen. Das Boot in der Dunkelheit mit einer Hand heranholen an die Pier, damit ich übersteigen kann mit dem Seesack auf den Rücken. Das „Klonk-Klonk“ auf einem Nachbarboot. Das „Ding-Ding-Ding-Ding“ auf einem anderen. Das Schiebeluk, das in der Kälte mal wieder klemmt. Der Moment, in dem ich in LEVJE’s Dunkel den Hauptschalter ertastete, den „roten Knochen“ drehe: und plötzlich ist alles im Boot in warmes Licht gehüllt. Der erste Blick in die Bilge. Der zweite auf die Batterie-Anzeige.

Alles ok.
Auf LEVJE im Wasser.

 

 

TERMIN: Vortrag in Kappeln – Samstag, 21.02.15 – 19:30 Uhr

Ich würde euch gerne zu meinem öffentlichen Vortrag am Samstag, 21. Februar, 19:30, im ASC Restaurant “Landgang” in Kappeln an der Schlei einladen!

Ankunft in Heimatgewässern.

Moin Moin!

Mittlerweile bin ich dazu gekommen, die Bilder und Videos des letzten Jahres zu sichten. Allein die Fotos haben sich am Ende auf über 15.000 summiert. Nun möchte ich auch gerne zu einem großen öffentlichen Vortrag im Clubrestaurant meines Kappelner Segelvereins, des ASC, einladen. Stattfinden wird das Ganze am nächsten Samstag, 21. Februar um 19:30 Uhr im ASC Restaurant “Landgang” in Kappeln an der Schlei. Der EINTRITT ist natürlich FREI

LINK zum ASC

Wie kommt ein 24 Jähriger auf die Idee ein halbes Jahr auf einem alten Segelboot zu verbringen? Und wie wird aus dem Plan sich ein halbes Jahr treiben zu lassen  eine Reise, die die Ostsee in all ihren Dimensionen einschließt? Und wie verändert man sich auf so einer Reise? All diesen Fragen werde ich an diesem Abend nachgehen, Verbunden mit den vielen einzigartigen Geschichten aus einem halben Jahr auf See in Europas Osten, kann ich auch also einen interesanten Abend versprechen.

Euch wird ein kurzweiliger Abend mit vielen Bildern, witzigen Geschichten, persönlichen Emotionen, zahlreichen Anekdoten, und vielleicht auch ein paar Anregungen für die eigene große Reise geben. Wem meine Geschichten auf der Website gefallen haben, der wird den Besuch sicherlich nicht bereuen! ich verspreche euch auf jeden Fall einen sehr persönlichen und dafür eher seltenen Einblick. Ein halbes Jahr mit (fast) jedem Tag einem neuen Hafen ist eine lange Zeit, und so dauert der Vortrag  ohne Pausen ca. 2 Std. Die Anreise wird sich also auch aus dem weiteren Umfeld lohnen! ;-)

Ich freue mich auf euch und einen lustigen Abend!

 

One Week After

Ich bin wieder auf Sendung! Eine lange Zeit gab es von mir nichts zu hören. Nach meiner Ankunft in Kappeln war das Schiff noch mehr als einen Monat im Wasser. Stoff für weitere Geschichten gab es also mehr als genug. Doch als die “Nonsuch” am 14. November aber ihren Jahresurlaub angetreten hat, fühlte ich mich ein wenig komisch. Klar – das hatte sicherlich auch mit dem Wiedereinleben zutun, aber irgendwie brauchte ich auch ein wenig Abstand zum Boot und damit auch zur Homepage. Erst in den Weihnachtstagen habe ich “Nonsuch” wieder besucht. Eine halbe Ewigkeit, wenn man normalerweise selbst im Winterlager sein Boot bei jedem Cuxhaven Besuch bei den Eltern mindestens einmal streichelt…

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Mittlerweile ist die Saure-Gurken-Zeit aber wieder voll angebrochen. Trotz Kühlschranktemperaturen wird das Boot bei jeder Gelegenheit wieder betascht, mit in die Hüften gestemmten Armen begutachtet und ich liefer euch die offenen Geschichten nach. In der fiesen Zeit zwischen Ende Januar und dem Krantermin könnt ihr damit vielleicht sowieso mehr anfangen. ;-)

Wenn die Ankunft in Kappeln sich schon komisch anfühlte, war es das Einleben, besonders in der ersten Woche, ganz besonders. Auch wenn sie eher von den kleinen Problemen und Erlebnissen im Alltag als von großen philosophischen Erkenntnissen über die Heimkehr geprägt war. Ich hatte mir ein Auto organisiert um meinen Hausstand vom Schiff räumen zu können. Problem an der Sache war nur, dass ich Geschwindigkeiten über sagen wir mal 7kn, also 14km/h, nicht mehr gewohnt war. Vielleicht mal im Stadtbus kurzzeitig. Aber 100? Auf der Landstrasse?? Ich weiss ja nicht wer von euch schon mal ein halbes Jahr lang freiwillig kein Auto gefahren ist, aber ich habe mich die ersten 100km gefühlt wie ein Mischung aus panischer 18 jährigen Führerscheinnovizin und dem typisch deutschen Mittelspur-Rentner. ;-)

Da ich meine Wohnung während des Sommers nicht im Zugriff hatte, habe ich mich die ersten paar Tage im Hotel Mama einquartiert. Und selbst für jemanden der aus Studentenzeiten die Vollverpflegung bei der Heimkehr ins Elternhaus kennt, war der Empfang überraschend. Die letzten Monate waren meine Essensgewohnheiten ja auf die Möglichkeiten an Bord ausgerichtet. Morgens also schnell ein paar Scheiben Brot reingeholzt, über den Tag unterwegs bevorzugt kleine Snacks, Süßkram, und wenn Wellnesswochen sind auch mal ´ne Banane. Abends dann schnell Nudeln gemacht und am Besten aus dem Topf gegessen. Natürlich um Abwasch zu vermeiden. Und jetzt wurde hier also ein komplettes Abendbrot mit allen Schikanen aufgetischt. Mit Wurst auf Tellern und frischem Brot. Ich habe ja nun wirklich unterwegs nicht schlecht gelebt, aber ein kleiner Kulturschock war das doch. Jeder Deutsche der schonmal eine längere Zeit im Ausland verbracht hat kennt dazu ja bestimmt die Geschichten über das ihnen fehlende deutsche Brot. Und auch vor diesem Erlebnis blieb ich nicht verschont. Eine wirklich gute Bäckerei in Skandinavien ist nämlich eher selten. Mein täglich Brot bestand also buchstäblich eher aus Aufbackbrötchen, Toast, und dem was der Supermarkt ansonsten mal so hergab. Das Frühstück im Hotel Mama war natürlich ein anderes Kaliber…

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Von den ersten Nächten in festen Räumen brauche ich eigentlich nicht viel erzählen. Nur so viel: Das völlige Fehlen von Geräuschen am Rumpf als auch dieser ganz kleinen, kaum wahrnehmbaren, Bewegungen kann einen wirklich in den Wahnsinn treiben. Die erste Nacht ist noch okay. Man freut sich über das gemütliche breite Bett. Aber danach gehts los. Was für eine Wohltat war es, am folgenden Wochenende erstmal in meine geliebte kalt-feuchte Koje mit dem leichten Kinderwagen-Schaukeln zu fliehen. ;-)

Und genau da sollte es so schnell wie möglich wieder hingehen.  Zurück ließ ich erstmal eine kleine weiße Schachtel auf dem Schreibtisch. Schon bei meiner Ankunft zuhause hatte ich sie registriert. Aber für den Moment interessierte sie mich überhaupt nicht……

Vorher stand aber noch der Umzug in die Großstadt an. Hamburg hatte mich also wieder. Und das war nun echt seltsam. Denn Wahrnehmung und Erlebtes fallen hier total auseinander. Ich habe mich überall quasi mit geistigem Tunnelblick bewegt. Mein Kopf befand sich irgendwo zwischen Segeln auf dem Vänernsee, Riggspannung, Ölwechsel, Windfahne einstellen und Hafenmeisterbüro. Und doch bewegte ich mich durch mein “Revier” als ob ich nie weg gewesen wäre. Keine Unsicherheiten in der Wegfindung, kein pseudo-kosmopolitisches “Wie sagt man nokmal in deutsch?” im Umgang mit Mitmenschen, kein Gefühl des Einlebens. Die Begrüßung meines besten Kumpels als ob ich einfach nur eben Brötchen holen war. Ich war einfach irgendwie wieder da. Und genau das machte mich irgendwo dann doch manchmal unsicher.

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Oft hört man Erzählungen von heimgekehrten Langfahrtseglern die berichten, dass ihnen bei der Ankunft der Lärm der Großstadt besonders negativ aufgefallen ist. Das kann ich aus meiner Sicht aber überhaupt nicht bestätigen. An Bord ist immer irgendwie Lärm. Und wenn es nicht der Diesel ist, dann eben die Wellen, der Verkehr am Hafen, oder die Natur. Natürlich hat man auch immer wieder diese komplett stillen Momente und Plätze, aber insgesamt ist immer irgendwie was los.
Etwas anderes ist mir aber sehr prägnant in Erinnerung geblieben. Und das ist der Geruch der Großstadt! Oder sollte ich fast sagen der Gestank? Eigentlich nicht verwunderlich wenn man 6 Monate quasi unter freiem Himmel gelebt hat. Trotzdem überraschend. Dass das Treppenhaus immer nach Kohlroulade riecht ist in HH ja fast Standard, aber egal ob im Supermarkt, in der Ubahn, auf der Strasse, in der Uni oder sogar zuhause. Die Stadt riecht. Mittlerweile fallen mir diese Gerüche wie jedem anderen Stadtbewohner nicht mehr auf, aber doch war es für jemanden der immer mindestens in ´ner Kleinstadt gewohnt hat mal was ganz neues. Wieder wollte ich lieber zu den Gerüchen von dieseligen Lappen, Fischkuttern und natürlich Salzwasser…

Viel zu Erleben gab es also in der ersten Woche “an Land”. Und pünktlich zum Wochenende stand der erste Törn nach der Ankunft mit Freunden an… Wie würde es wohl werden auf einmal wieder mit ein paar guten Freunden, 3 Booten und zahlreichen alkoholischen Kaltgetränken unterwegs zu sein. Meine Kontakte unterwegs beschänkten sich ja meist eher auf neue Bekanntschaften…Seit einigen Tagen führte ich ja nun wieder eine Fernbeziehung mit “Nonsuch”. Und genau so, als ob man seine Liebsten eine Woche lang nicht gesehen hat, fühlte es sich jetzt an am Steg anzukommen. ;-) Kurzes Beladen und zum Auslauf klar machen und schon ging es los. Nur leider n die falsche Richtung. Wir hatten uns mit allen Booten für Schleswig verabredet. Und das große weite Meer liegt ja nunmal eigentlich in der anderen Richtung.

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Das Gefühl der letzten Monate stellte sich aber schnell wieder ein. Jeder Handgriff sitzt mittlerweile. Hier bin ich zuhause. Aber mein mein bester Kumpel Pit dabei. Das heisst zum Einen, dass die Stereoanlage mal wieder Höchstleistungen erbringen muss, aber auch dass es das erste Mal seit langer Zeit ein Bier unterwegs gibt. Manch ich einhand sonst nicht. Und überhaupt, einen guten Freund, auch wenn der nicht viel mit anpackt, dabeizuhaben ist unglaublich geil. Etwas komplett Anderes. Und auch sonst war der Törn komplett anders. Die letzten Monate über standen Entdecken und irgendwo auch Seemannschaft im Vordergrund. Jetzt aber waren wir auf unserem Heimrevier unterwegs. Und der erste Männertörn nach langer Zeit wurde nicht gerade mit korrekter Seemannschaft und gutem Benehmen gefeiert. ;-)

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Nachdem der letzte aus unserer Truppe erst gegen Mitternacht im mittlerweile stockdunklen Schleswig ankam, wurde der Abend feuchtfröhlich mit vielen Geschichten aus 6 Monaten See- und Landleben. Es war für mich der erste Abend mit Freunden seit der Heimkehr. Der nächste Tag begann ausnahmsweise mal spät und es ging eigentlich nur 2 Häfen weiter ans andere Schleiufer nach Fleckeby. Nicht mehr Meilen und neue Ecken, sondern Geniessen stand auf dem Programm. Unterwegs wurden wir dann fast noch von ´nem Partydampfer übergemangelt. Ausnahmsweise haben wir uns nichtmal geärgert. Als der nämlich  kurze Zeit später in Schleswig festmachte, führte er seinen internen Funkverkehr über denselben Kanal wie unsere kleine “Flottille”. Und was die Kollegen dann beim Anlegen von sich gegeben haben, hätte nichtmal für ne Vorspring gereicht. Schon doof, wenn der Kapitän bei nem 40m Stahlkracher live beim Anlegen erstmal erklären muss was ne Vorspring ist… ;-)
Nichtmal der Regen konnte uns Abends was anhaben. Längsseits angelegt, Kuchenbude drauf, und den Grill auf den Betonsteg gestellt. So wird selbst beim Würstchen drehen nur der Arm nass. Wir tranken, aßen und lachten den ganzen Abend.  Und mir ging es sooo gut dabei. Das hat manchmal echt gefehlt. Für das Animationsprogramm hat übrigens wieder unser Partykollege gesorgt. Der tuckerte, vollgeladen mit Stimmungsvieh, in Sichtweite die Schlei rauf und runter und wickelte mittlerweile seinen gesamten Bordfunk inklusive Security und Barbetrieb über Seefunk ab Inklusive der Bitte das Schiff zu drehen, die Abgase würden auf die Tanzfläche ziehen. Königliches Entertainment. :-D

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Irgendwann stand ich dann draußen an Steg und schaute so auf die Schlei. Und dabei fiel mir dann auf wie schön es hier eigentlich ist. Letztes Jahr wollte ich immer so weit weg wie möglich. Einfach um Was zu entdecken. Nun kenn ich jeden Küstenstrich der Ostsee. Und wisst ihr was? Die Schlei gehört auf jeden Fall ganz vorne dazu. Vielleicht muss man wirklich einmal bis nach Russland und fast zum Polarkreis fahren, um das zu realisieren, aber jetzt ist die Erkenntnis auf jeden Fall da. Auf der Rückfahrt nach Kappeln geniesse ich die Schlei dann ganz besonders. Ganze 8 Stunden dauert der Rückweg nach Kappeln bei flauem Wind und bestem Spätsommerwetter.

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Ich geniesse die langsam vorbeiziehende Schlei und stelle zufrieden für mich fest, dass auch nach der ganzen Ostsee ein Wochenende im Heimatrevier nicht an Reiz verloren hat. Im Gegenteil sogar… Vielleicht die wichtigste Erkenntnis der letzten Woche!

 

Von der Idee bis zur Produktion – Wie ein Album entsteht

Eines ist mal klar: Im Sommer hätte ich dafür nicht die Ruhe gehabt. Die Vorproduktionen für die 15 Titel die ich auf meiner Reise geschrieben habe und nun produzieren möchte sind fertiggestellt. So gesehen sind Jahreszeiten auch wieder ganz praktisch. Bei dem Wetter kann man sich wunderbar vor dem Rechner verkriechen und Fleissarbeit leisten. Jeder der schon einmal einen Song geschrieben und im Studio komplett aufgenommen hat, weiss wovon ich rede. Für alle anderen möchte ich hier einmal den übliche Ablauf schildern, auch um zu verdeutlichen wie viel Arbeit und Aufwand hinter jeder Musikproduktion steckt. Kann ein Autor, Maler, Bildhauer seine Ideen oft selbst verwirklichen und vollenden, ist man in der Musik meist auf andere Musiker angewiesen, da man einfach nicht alle Instrumente selber spielen kann. Auch benötigen andere Schaffende oft nur ein überschaubares Umfeld für ihre Arbeit. Eine gute Musikproduktion verlangt jedoch den Einsatz von einer Menge Technik in speziellen Räumlichkeiten um konkurrenzfähig zu sein und auch um einen selbst zufriedenzustellen.

Doch beginnen wir mal von Anfang an. Zunächst kommt ja die Idee für einen Song. Ich habe schon in einigen Postings die Frage gelesen, wie man denn üblicherweise anfängt. Kommt zuerst die Musik und dann der Text, erst die Melodie und dann die Akkorde? Die Antwort ist ganz einfach: Alles ist möglich.

Teilweise war eine Textzeile, die mir im Kopf rumschwirrte, der Anfang. Teilweise ein paar Akkorde auf dem Keyboard oder der Gitarre, aus denen dann mehr wurde. Teilweise eine Melodie meist schon verbunden mit ein paar Worten. Manchmal war auch schon der halbe Song im Traum entstanden und ich musste mich morgens beeilen, ihn so schnell wie möglich festzuhalten. Ein Titel entstand durch einen neuen Bass, auf dem ich etwas rumprobiert hatte. Kurz gesagt: Egal in welcher Reihenfolge, man muss immer aufmerksam in sich hineinhören und bereit sein alle Ideen sofort aufzuschreiben oder als VoiceNote aufzunehmen.In Nashville habe ich dafür einmal dieses Songwriters Journal gefunden. So ist es aufgeteilt, teils schon sehr detailliert, aber auf jeden Fall perfekt geeignet um Ideen sehr schnell festzuhalten.




Damit hat man dann die Basis, den Ursprung des Songs geschaffen. Nun muss daraus ein kompletter Song mit (je nach Genre) Intro, Versen, Chorus, Mittelteil und Outro werden. Dazu kommt dann noch der Text. Das Ganze ist ein meist längerer Prozess, denn man hat selten alle guten Ideen auf einmal. Hier hat es sich für mich bewährt zunächst einmal eine grobe Demoversion des Titels zu erstellen. Also einen Groove zu erstellen, die Harmonien mit den genretypischen Instrumenten einzuspielen und eine Gesangsspur aufzunehmen. Man sollte locker und zügig vorwärtskommen und sich nicht zu früh in Details verbeissen, andererseits lohnt sich dabei nicht allzu schlampig vorzugehen, den interessanterweise gewöhnt man sich sehr schnell an die ersten Instrumentenspuren und mag diese später nicht mehr missen.Gerade in den Arbeitspausen oder auch in den Nächten kommen häufig mehr Ideen, als wenn man probiert diese auf Krampf zu erzwingen. Sollte es also einmal haken, kann es von Vorteil sein einfach ganz andere Dinge zu tun. Dann kommen einem die fehlenden Teile oft von alleine in den Kopf. 

Die Demoproduktion kann man mittlerweile eigentlich an jedem Rechner mit Audiointerface und Sequencersoftware (Cubase, Logic etc. machen). Die Einsteigersoftware der Firmen reicht für 16 Audiospuren auch meistens aus, und mehr benötigt man auch meistens nicht. Alternativ kann man natürlich auch Multitrackrecorder diverser Hersteller benutzen. Wichtig ist es aber jetzt schon, das man mit Einzelspuren für Drums, Bass, Harmonie, Soloinstrumenten und für den Gesang arbeitet, zu diesem Zeitpunkt auch gerne (da wo es geht) noch als MIDI Daten (die sind nämlich in jedem Sequencer sehr einfach und umfangreich zu bearbeiten). Denn bevor man sich zu viel Mühe beim Einspielen von „echten“ Audiospuren macht muss zunächst die Tonart des Songs festgelegt werden. Nicht jeder Sänger kann in jeder Tonart singen, und selbst ein Halbton Unterschied kann die Stimme positiv oder negativ färben. Man kann sich also mit dem geplanten Sänger (falls man es nicht selber ist) gar nicht früh genug zusammensetzen.  


Daher muss man zu diesem Zeitpunkt dann auch den Songtext möglichst weit fertigstellen. Das kann machmal ganz schnell gehen, aber auch richtig fies lange dauern. Denn es muss ja meist eine Story in wenigen Worten erzählt werden, die sich dann oft auch noch reimen sollen. Und das Ganze soll auch noch grooven und nicht nach Kindergedicht oder Geburtstagsreimen klingen. Da kann man manchmal wirklich Stunden an nur einer Textzeile sitzen. Ich habe mir mittlerweile angewöhnt lieber gleich viel zu viele Zeilen zu schreiben (auch erstmal vollkommen wahllos und ohne Struktur) um nachher aus dem ganzen Geschreibsel die besten Teile rauszusuchen. Das funktioniert oft besser als stundenlang nach dem EINEN Reim zu suchen. Der Einsatz von Reimlexika wird hier auch häufig empfohlen. Das ist für mich aber eher die letzte Notlösung, da man dann eher die ganze Story um die Reime herumbaut. Das hört man leider sehr häufig in schlechten Raptexten oder deutschem Schlager. Naja, auch ne Kunst für sich…

Ein Song ist für mich wie ein kleines Kind, das man zu Hause großzieht. Steht nun aber die grobe Songstruktur und der Text, dann muss der Titel erwachsen werden und kommt in die Pubertät. Sprich, er muss Kontakt zu anderen Musikern bekommen um mit ihnen zu wachsen und um einen eigenen Charakter zu bekommen. Übrigens gibt es auch hier gute und schlechte Einflüsse, so das man etwas wählerisch sein sollte wem man sein Kind anvertraut. Wichtig ist es nun auf jeden Fall den endgültigen Sänger  auszuwählen und diesen auf die Demoproduktion singen zu lassen. Mit Glück passt alles, mit Pech muss man noch einmal in eine andere Tonart wechseln und einige Tracks neu aufnehmen. Oft merkt man aber bei den ersten Aufnahmen auch komische Stellen im Text, fehlende Atempausen, zu viele Worte, falsche Ausstrahlung usw. usw. usw. Die Auswahl des Sängers prägt den Song extrem und auch nicht jeder ist für jeden Song geeignet. Man kann einen Titel also auch ruhig einmal mit unterschiedlichen Sängern probieren, wenn man nicht zufrieden ist. Teilweise merkt man aber in dieser Phase auch, das die ganze Idee irgendwie nicht funktioniert. Dann ist das Kind leider einen frühen Tod gestorben oder man verwertet dessen Teile später in anderen Songs (hier wird die Analogie zu den Kindern etwas wackelig). Teilweise kann auch die Hilfe von anderen Musikern einen Titel wiederbeleben. Ein anderer Groove, andere Harmonien oder Instrumente und schon passt doch wieder alles. So kommt es dann, das manche Titel sehr schnell erwachsen werden, andere teilweise Jahre in der Schublade liegen und viel Pflege brauchen. 

Enorm hilfreich ist es auch, die Songs schon einmal mit Band live zu spielen. Hier passieren oft noch die wichtigsten Veränderungen und Anregungen und man merkt was funktioniert und was nicht, oder ob das Tempo passt. Und auch das Feedback des Publikums zeigt einem, ob sich die Mühe am Ende lohnt und motiviert ungemein. Wenn aber nun alles zusammenpasst, wird es Zeit die eingangs erwähnte Vorproduktion fertigzustellen. Nur wenige Bands können es sich leisten einfach mal so ins Studio zu gehen um dann zu sehen was am Ende dabei rauskommt. Wobei das eigentlich kein schlechter Ansatz ist wirklich gemeinsam Musik zu entwickeln, so wie im Film SoundCity von Dave Grohl.

Die Vorproduktion soll den aufzunehmenden Song nun schon so exakt wie möglich wiedergeben. Soll also möglichst alle Instrumente enthalten, den finalen Gesang in guter Qualität liefern, den passenden Groove und das endgültige Tempo haben. Also im Prinzip wie der fertige Song klingen, eben nur in schlechterer Qualität. Diese Vorproduktion geht nun an alle beteiligten Musiker als Vorlage für die Studioproduktion. Studiozeit ist teuer, und man hat in der Regel nicht viel Zeit um hier noch herumzuprobieren. Je fertiger alle Titel ist und je besser alle Beteiligten vorbereitet sind, umso so zügiger und besser wird dann auch die Produktion. Die Einzelspuren der Vorproduktion nimmt man dann nach Absprache mit ins Studio. So kann man sofort anhand der Vorproduktion anfangen aufzunehmen und alle Spuren nun in Studioqualität neu zu produzieren. Es müssen dabei nicht alle Musiker anwesend sein, denn die Vorproduktion reicht als Vorlage um jeden Titel einzuspielen. Das erspart Terminstress und hilft beim zügigen Arbeiten. Üblicherweise beginnt man mit Bass und Schlagzeug und fügt dann nach und nach die anderen Instrumente hinzu. Dann noch die Vocals und die Backgroundvocals. Dann je nach Zeit ein paar Extras, die einem bei der Arbeit noch einfallen. Also aufnehmen, aufnehmen, aufnehmen bis in der Spurplanung alle Kreuze gesetzt sind. 

Nach den Recordingsessions ist meistens erst einmal etwas Pause. Danach muss dann noch jeder Song gemischt werden und dann das Gesamtwerk ins Mastering. Auch das sind noch sehr zeit- und meistens kostenaufwendige Arbeitsschritte bis dann endlich das Endprodukt fertiggestellt ist. Ich habe und werde die ganze Produktion mit der Kamera begleiten und so die Songs von der Geburt auf der Reise bis zu ihrer Fertigstellung begleiten.

Gefährliche Kombi – Weltkarte und Charterkatalog

Was bleibt einem bei diesem Wetter denn auch anderes übrig als zu träumen? Vorhin habe ich sehr günstig eine Weltkarte erstanden und mir gefiel die naive Idee, dort mit einem Edding zu markieren wo ich bereits so war. Ich denke, das hat wohl jeder schon einmal so ähnlich in der Schule gemacht. Das Ergebnis: Mickrig!

Europa ist zwar recht gut ausgemalt, aber dann wird es doch schnell sehr, sehr dünn. Dabei bin ich, wie ich dachte, eigentlich recht viel unterwegs. Die Größe der Erde wird mir immer unvorstellbar bleiben. Wenn ich alle meine Linien aneinandermale, würde es einmal um den Äquator reichen (die innerdeutschen Fahrten mal außenvorgelassen). Na toll. Das ist gar nichts. Denn selbst wenn man genau auf jedem Breitengrad einmal um die Erdkugel fahren würde, und die Erde dabei viele Male rundet, hätte man noch längst nicht alle Länder gesehen. Und wenn ich das noch schaffen will, muss ich mich wohl so langsam mal ranhalten :-)

Dazu fiel mir dann eben noch ein Charterkatalog, den ich auf der BOOT eingesteckt habe, in die Hände. Tonga, Seychellen, Bahamas, Brasilien und so weiter und so fort…und WAS? Auf St. Lucia gibt es bereits Boote ab 1.500.- Wochenpreis? Und auch auf den Seychellen gibt es nicht nur Riesenkats? Nun sitze ich hier, starre auf die Weltkarte, blätter im Katalog und überlege wann, wo und mit wem…und vor allem wovon? Wie gesagt, eine gefährliche Kombination…und auch irgendwie reisegierig!

Die vergessenen Inseln: Amorgos. Der lange Weg zum Kloster. Und das Lächeln des Abtes von Chozoviotissa.

Die Südküste von Amorgos. Mit ungeahnter Einsamkeit und Schönheit warten die östlichste Insel der Kykladen auf. Auf Amorgos erheben sich die Felsen teilweise 500 Meter über dem Meer.

Amorgos.
Ich denke oft an Amorgos.
Aus dem Meer meiner Erinnerungen an meine fünfmonatige Reise von der Nordadria bis in die Südtürkei ragt diese Insel heraus. Wie ein riesiger Felsen aus dem unglaublich tiefen Blau. Vergessene Inseln habe ich auf meiner Reise viele kennengelernt. Die Tremiti-Inseln. Milos. Ithaki. Aber auch Mallorca im Winter. Und viele, viele andere.

Was ist es, was die Erinnerung an eine Zeit, einen Ort stärker werden läßt als an manchen anderen? Vielleicht ist es das längere Verweilen an einem Ort. Vier, fünf Tage, in denen man nicht einfach nur an einem Hafen, einem Ort vorübereilt. Sondern bleibt. Eintaucht. Und sich verbindet. Oder auch nicht. Mit diesem Ort. Mit den Menschen dort. Es braucht Zeit, um sich mit einem Ort zu verbinden. Das ist das eine. Das andere: sind Begegnungen, die einen Ort kostbar machen. Gesichter. Ein paar freundlich gewechselte Worte. Ein kurzes Gespräch. Wohlwollen, Wertschätzung, die warm glimmt. Vielleicht ist es dies, was ihm festen Halt gibt, dem Anker der Erinnerung im Meer des Vergessens.

An der Westspitze von Amorgos hatte ich Luc Besson’s Wrack der OLYMPIA aus dem Film THE BIG BLUE entdeckt. Still rostet und vergeht dort in gottverlassener Bucht, was einst als Komparse in einem Meisterwerk mitspielte. Noch am selben Tag, am späten Vormittag, erreichte ich Katapola, den Hauptort der Insel, die Hafenstadt. Die Erinnerung an Luc Besson’s Film, der hier gedreht wurde, ist für die wenigen Rucksack-Reisenden, die mit der Fähre nachmittags um drei ankommen, in Blau an die handvoll Hotel- und Tavernenwände gepinselt. THE BIG BLUE-Hotel. THE BIG BLUE-Taverna. Es ist der Film, der Reisende anzieht. Es sind die Bilder von Enzo und Jaques, die hier als Kinder tauchen. Es ist auch das Bild eines weißen Gemäuers, eines Klosters in steiler Felswand, das im Film auftaucht, als es ums Sterben geht, und das heute die Reisenden anzieht: Chozoviotissa.

Es ist früher Nachmittag, als ich mich in der Augusthitze aufmache. Der Bus fährt heute nicht, der Himmel weiß: warum? Also zu Fuß. Eine Wasserflasche mit einem Bändsel umgeschnallt, in Flipflops den steinigen Weg hinauf von der Hafenbucht von Katapola. Vermutlich ist dieser schmale Eselspfad mit den ausgeschlagenen Steinstufen die älteste Verbindung, vom Hafen hinauf nach Chora führt, dem Ort, den im hohen Mittelalter die Bewohner von Amorgos an höchster Stelle anlegten, als Schutz vor den türkischen Freibeutern des Chaireddin Barbarossa – „Korsaren laufen nicht gern“ – in einem Jahrhunderte währenden, die Ägäis verheerenden Dauer-Scharmützel zwischen Venezianern und Türken. Der Weg hinauf ist steil, hin und wieder kreuzt er die Straße, an der alle paar Minuten ein Moped vorbeirattert. Oder ein Kleinwagen. Und wo die Windungen gelegentlich ein überladen qualmender LKW hinaufkeucht. Wie auch ich. Der Weg – das Ziel?


Kurz vor Chora auf dem Gipfel, fährt dann der vollbesetzte Bus zum Kloster an mir vorbei. Vielleicht soll das alles so sein. Wie Darwin über die Tugend des Seemanns sagt, „die Kunst aus jedem Geschehnis das Beste zu machen…“: Gelegentlich, gelegentlich gelingt mir auch das. Ich beschließe, daraus eine tägliche Übung zu machen. Und kaum habe ich diesen Beschluß gefasst, hält auch schon knatternd ein Motorrad neben mir. Panagiotis nimmt mich mit. Und während wir von Chora aus die andere Seite des Berges hinunterknattern, zu zweit auf winzigem Motorrad, erklärt mir Panagiotis, der aus Athen stammt, welchen Fluch die EU-Troika über sein armes Griechenland gebracht hat, allen voran La Merkel. Meine Gegenrede ist schwach. Denn Panagiotis heizt die Serpentinen hinunter, was seine Mühle hergibt, zorniger Grieche auf zornigem griechischen Moped, und ich, Deutschland, hinten drauf, wie festgebunden. Mein Kopf formuliert Schlagzeilen wie „Deutscher Segler von griechischem Mob in Leitplanke geknallt“. Und ich denke an meinen guten Darwin, der bringt mich wieder aufs Gleis: „Die Kunst, aus jedem Geschehnis das Beste zu machen…“


Panagiotis und sein Moped geben jedenfalls ihr Bestes. Und dann sind wir da. Das Kloster: ein weißes Lehmnest in der Felskante, irgendwie unerreichbar, von üppigen Bäumen umstanden, wo nichts, aber auch gar nichts wachsen und gedeihen dürfte.
Paradies ist: wenn man etwas Schönes ganz und gar nicht erwartet hat?

Es dauert noch einmal zwanzig, dreißg Minuten, bis ich die letzten Meter zum Kloster erklimme. Vor dem weißen Bau stehe. Mir eine der langen Hosen schnappe, die die Mönche für Besucher über den Zaun gehängt haben, zusammen mit Tüchern, für die Besucher, um Blößen zu bedecken. Die Hose ist viel zu weit. Und dann öffnet sich Punkt fünf auch die niedrige Pforte des Klosters, es geht eine unendlich steile Stiege hinauf, einfach in den gewachsenen Felsen an geweißter Felswand entlang. Noch eine. Und noch eine. Und dann stehe ich in dem schmalen Kirchenraum. Von der Decke hängen Kandelaber. Öl-Lichter, die ewig brennen. Heiligenbilder an den Wänden, Gläubige, die ehrfürchtig die Abbilder der Heiligen auf den Mund küssen. Steinplatten. Schmale Fenster, hinunter aufs heute glatte Meer. Gestühl aus knorrigem Holz für die Mönche, wer hat das nur hier herauf geschleppt? Und: Stille. Stille im Raum. Stille, die ich im Kirchlein der Festung von Santa Mavra auf Levkas erlebte. Stille, die mich ruhig werden läßt. Wind, der den Vorhang der Altarwand bauscht. Ewigkeit.

Der Abt betritt den Raum, einer der drei hier lebenden Möche, ein dampfendes Weihrauch-Fass schwingend. Den wenigen Besuchern liest er die Messe, ein stattlicher Mann, ganz in schwarzer Soutane, nur der braune Lederriemen um den Bauch ist Schmuck, das lange schwarz-graue Haar reinlich nach hinten gekämmt zu einem Zopf. Gestutzt der Bart. In den Augen ein Lächeln. Ein Priester von der „Ich-kenne-meine-Schäflein-ganz-genau“-Sorte, handfest. Nichts Menschliches, das ihm fremd wäre. Einer, bei denen mir schlagartig immer klar war, warum ich nicht anders kann als zu glauben. Einer, der sich an den richtigen Ort im Leben gestellt hat.

Es macht nichts, dass der Abt seine Gebete, die ich nicht verstehe, mit fester Stimme und doch monoton spricht. Monoton und statisch jedem einzelnen der Heiligen seine Fürbitte vorträgt. Litanei: Nicht nur die katholische, sondern auch die orthodoxe Kirche, und vor allem die, kennt diese Art des Gebets. Es macht nichts. Es ist irgendwie schön an diesem Ort, hoch über dem Meer. Es macht auch nichts, wenn der Abt hängenbleibt im Text, nicht weiter weiß: Eine Gläubige neben ihm, wohl aus der Umgebung, aus Amorgos, steht ihm zur Seite. Souffliert ihm gekonnt in diesem Stück, hilft ihm lächelnd, wenn er die Brücke über den Abgrund der fehlenden Worte gerade nicht findet. Teamwork von Mann & Frau im Angesicht Gottes.

Und noch etwas gefällt mir am Abt. „Tritt schnell auf. Mach’s Maul auf. Hör bald auf.“ Martin Luther hat dieses Destillat an Rhetorik-Know-How seinen Predigern mit auf den Weg gegeben. Nur wenige, die reden, kennen die Regel, oft ist „lieber lange labern“ Grundsatz. Der Abt von Chozoviotissa weiß um die Regel. Kaum dass die Messe begonnen hat: ist sie auch schon vorbei. Ich bleibe noch einen Moment im Kirchenraum, der jetzt leer ist. Leer und still. Ein bisschen Weihrauch in der Luft. Ich bin allein mit dem Winde, der durch die schmale Tür weht. Allein mit den Bildern der Heiligen.

Doch dann wartet Chozoviotissa auf mit einem Highlight: Die Mönche bitten ihre Besucher in ihre gute Stube.


Die Fenster geöffnet, unter den Portraits gewesener Metropoliten und gefallener griechischer Freiheitshelden vergangener Jahrhunderte bewirten die drei Mönche ihre Besucher in ihrer guten Stube. Es ist ein kleiner Raum, wie in einer engen Berghütte. Alles ist penibel sauber und reinlich. Ein paar einfache Stühle. Zwei Sofas darin. Ein großer Tisch. Der Blick hinunter, hinunter aus der Felswand ins unglaublich tiefe Blau. Sitzen. Ruhig sitzen. Und den Geräuschen lauschen. Dem Wind. Den leisen Stimmen der Besucher. Dem Klappern der Helfer, die den Gästen auftragen: Jeder bekommt Wasser. Ein Glas „Psimeni“, „roasted“ Raki. Und süße Loukoumi: dicke honigsüße gelbe Stücke, in Puderzucker gewälzt. Der Abt, der vor dem alten Telefon am schmalen Schreibtisch sitzt. Und freundlich mit den Besuchern spricht, das Lächeln in den Augen. Alles, alles ist: als wäre ich wieder ein kleiner Junge, bei der alten Tante, der Großmutter zu Besuch. Alles ist Wohlwollen. Wohlige Wärme. Ein Geborgensein in der Wertschätzung, die die drei Mönche ihren Gästen zuteil werden lassen in Einfachheit.

Es könnte einfach sein, in der Welt.

Epilog:
Der Wind wird in den nächsten Tagen blasen über Amorgos. Mit zehn, elf Windstärken, am kommenden Dienstag, 9.2. um fünf Uhr morgens.

Amorgos ist ein rauher Ort. 
 
Ich denke an den Abt. An die drei Mönche. Wie es Ihnen wohl ergehen mag, in ihrer Felswand? Bei so einem Wetter? Wenn ein sieben, acht Grad kalter Orkan mit zehn bis elf Windstärken über die Insel wie mit einer eiskalten Drahtbürste schrubbt? Und die engen, zugigen Steingänge des Gemäuers herunterkühlt auf Kühlschrank-Temperatur?

Ich denke an sie. Und an Amorgos.
 

 

Winterschimmel – Äußerlich und innerlich

Es sieht momentan so aus als hätte ich den Kampf gegen den Schimmel gewonnen. Vorerst, denn der Winter ist ja oft heimtückisch. Immer wenn man gerade denkt die graue Zeit wäre überstanden, legt er noch eine Schippe drauf. Und zieht sich so häufig bis in den April hin. 
 
Wenn, so ab Ende September, die ersten Gedanken an das Saisonende einsetzen, denke ich jedesmal: „Ach, so schlimm kann es schon nicht werden. Der Sommer war lang und warm, dann ist schon bald Weihnachten und die paar Wochen danach schaffst du dann auch noch!“. Und ich glaube fest daran, bis die paar Wochen nach Weihnachten sich schon nach wenigen Tagen unendlich anfühlen. Gedehnt wie Monate, ohne Licht, feucht, grau und kalt. 

Die für das Winterlager vorgenommenen Arbeiten werden prompt auf Ende März verschoben. Es ist  einfach zu kalt und ungemütlich für die meisten Arbeiten; und unter der Plane lässt sich sowieso nicht viel beschicken. Und dann steht das Boot, Woche für Woche, im Aussenlager und wartet auf meine Zuwendung während es langsam Schimmel ansetzt. Ich setze im geheizten Zuhause genauso Winterschimmel an und verschiebe selbst einen nur kurzen Kontrollgang zum Boot Woche um Woche. Die Erinnerungen und Bilder an den Sommer sind noch so präsent; in meiner Fantasie liegt das Boot warm, trocken und eingerichtet in der Sonne. 

Und dann passiert es eben. Aus Wochen werden Monate, und der erste Besuch zurück an Bord wird alles andere als angenehm. Die Plane wird entzurrt, die Leiter an das Boot gestellt und an Bord gekrabbelt. Der Schnee mit einigen Tritten von unten aus der Plane entfernt. Alles ist kalt und feucht. Vor allem das Bootsinnere. Wie unterscheiden sich doch die Bilder aus Sommer und Winter.

Und bei genauerem Hinsehen zeigen sich überall ein paar grünliche Pünktchen auf den Holzoberflächen. Einige Teile haben sogar schon einen richtigen weißen Belag; die Abflussschläuche sind grünlich überzogen. Ein zum Trocknen des Bootsinneren aufgehängter Sack mit Trockenmittel tröpfelt vor sich hin. Aus dem kurzen Kontrollbesuch wird ein ganzer Tag, den ich damit verbringe alle Oberflächen zu reinigen, Holzteile auszubauen um sie zu Hause zu trocknen. Danach wird alles klinisch rein durchgeputzt. Leider gibt es dafür nur Wasser aus dem Nord-Ostseekanal. Dann halt eben nur rein, und ohne klinisch. Unter der Plane mit geschlossenen Luken zirkuliert natürlich keine Luft im Boot. Dazu die Mischung aus kalten Nächten und teilweiser Erwärmung durch Sonneneinstrahlung. Das muss ja schief gehen. Bisher hatte ich diese Probleme im Winterlager nie, es muss also daran liegen, das ich dieses Mal viel seltener dort war. Also lasse ich die Luken nun einen Spalt geöffnet, bringe einen weiteren Eimer mit Trockenmittel an Bord und verspreche mir nun öfter nach dem Rechten zu sehen. 

Auch heute habe ich den inneren Schimmel wieder erfolgreich bezwungen und habe mich durch Schnee und Eis zum Boot gequält. Und bekomme zum Dank direkt beim Öffnen der Plane einen dicken Eisplacken quer über den Schädel. Zwei Schnüre der Plane haben sich auch durchgescheuert und müssen ersetzt werden. Der Trailer des Nachbarn ist nach hinten übergekippt und das Boot steht nun unschön auf dem Ruder. Eine sicherlich unangenehme Überraschung. Aber meine Taktik scheint aufgegangen zu sein. Der Schimmel ist besiegt oder wenigstens eingedämmt. Nun gibts es noch eine Dusche mit einem speziellen chlorfreien Schimmelentferner, den man dann später einfach abwischen kann. So sollte es vorerst gehen. Dann noch die neu lackierte Pinne und das neue Trittbrett für die Motorabdeckung montiert und schon fühlt es sich wieder so an, als würde es nun endlich bald losgehen. Eine neue Stopfbuchse wollte ich auch noch montieren, aber die Gewindegänge der Schrauben für die Halterung der Antriebswelle liegen direkt im Guss des Klemmkörpers. Da diese auch noch mit 50Nm angeknallt werden sollen, warte ich doch lieber auf Temperaturen, bei denen das Metall weniger spröde ist um die Gewinde nicht zu zerstören. Bleibt mir als nur noch ein wenig unter dem Kran zu stehen und vom Frühling zu träumen, der mich über den Nord-Ostseekanal wieder in die Kieler Förde bringen soll. Das Öffnen der Schleusentore in die Ostsee im Frühjahr ist jedesmal wieder ein unbeschreiblicher und absolut einmaliger Moment.


Doch mir bleibt nur ein kurzes Träumen, denn der mir schon bekannt nette ältere Herr fragt mich plötzlich aus dem Nichts, warum dich denn so bekloppt unter seinem Kran stehen würde? Ja, was soll ich dazu sagen? Zeit für den Heimweg und noch viele weitere Wochen Winter…aber wenn ich das Boot auf dem Foto so betrachte, bin ich doch froh über nur das bißchen Schimmel mit dem ich zu kämpfen habe.

Navigieren wie Jack Sparrow. An Gewittern und Stürmen vorbei. 6 Apps &Webseiten für den langen Törn.

Der Winter am Meer: Mallorca? Oder das südtürkische Finike? Im folgenden 6 Websites und Apps, mit denen Sie per Boot dorthin finden.

Gestern berichteten Michel und Martine, Bootsnachbarn im südtürkischen Finike, dass ihr Computer kaputt gegangen sei. Michel und Martine, Verlagsleute wie ich, sind auf ihrem 32-Fuß-Stahlschiff LA FORET D’EAU von Kanada in einem mehrere Jahre langen Törn bis in die südliche Türkei gesegelt, wo sie nun den Winter verbringen, zusammen mit 20, 30 anderen Langfahrtseglern. Wenn es nicht regnet, sitzen Michel und Martine ihre Vormittage im Cockpit ihrer LA FORET D’EAU in der Sonne, beide auf ihren Tablets lesend, schreibend. Und nun muß ein neuer Computer her. Denn ohne Computer geht’s nicht mehr. Auch beim Segeln.

 


Michel und Martine im südtürkischen Finke.

 

In einem früheren Resümee über den Anfang meiner Reise „Die ersten 10 Wochen auf See“ taucht unter den Dingen, denen ich auf meiner Reise wirklich wertvoll sind, tatsächlich auch ein Computer auf. Mein iPad. Ohne dieses iPad wäre meine Reise ganz, ganz anders verlaufen. Wie war das noch gleich, Segeln im Jahr 1999? Man hörte morgens den Wetterbericht. In der nördlichen Adria zum Beispiel RADIO ÖSTERREICH INTERNATIONAL, um 20 vor neun. Aber ja nicht verpassen! Die Backschaft wurde angeraunzt, etwas weniger mit den Tellern zu klappern, damit man etwas verstand, im Radio-Rauschen. Mit Bleistift malte man in eine vorgefertigte Karte die Stationsmeldungen ein, um sich eine Isobarenkarte daraus zu zeichnen und daraus abzuleiten: ob sich da denn jetzt wirklich hinter den Bergketten von Karst und Dalmatien eine Bora zusammenbraute. Sonst: gab’s noch RADIO SPLIT. Auch nicht per Endlos-Band, sondern zu bestimmter Stunde. Der kroatische Sprecher war unser guter Freund, und während wir lauschten, warteten wir schon sehnsüchtig auf seinen tiefen Schnaufer, mit dem er am Ende der Meldungen sein „No Warnings.“ hervorstieß. 

Wer damals segelte, war wirklich weg. Telefonieren ging zwar schon per Handy, aber in der Karibik mußte man schon noch eine Telefonzelle aufsuchen. Und erst mal auf einer Reise von Antillen-Insel zu Antillen-Insel die richtigen Münzen aus der Hosentasche filtern: „Was haben die hier noch gleich?“ Dollar? East Carribean Dollar? Francs? Oder Pfund? Und für ein Mail zwischen Frisch-Verliebten musste man schon ein Internet-Cafe aufsuchen.

 

Heute? Haben wir Notebook oder Tablet dabei. Sind immer erreichbar. Haben Auslands-Flats. Und können per wackeligem Skype auch mal aus der abgelegensten südtürkischen Bucht konferieren. Ich finde es gut. Gelegentlich überlege ich: Wäre meine Reise noch stiller geworden, wäre Internet nicht verfügbar gewesen? Wäre ich noch ruhiger geworden, ganz ohne Kontakte? Hätte ich noch mehr geschrieben? Wahrscheinlich ja. Doch selbst Mare Più, dieser Blog, wäre nicht zustande gekommen. Ich gebe gerne zu: eine Bereicherung in meinem Leben. Einfach weil ich im letzten Jahr entdeckt habe: wie gern ich eigentlich für Menschen schreibe. Und das: ging nur mit Computer.

 

Der Computer. Mehr als 30 Jahre hat es gedauert, bis aus den ersten massentauglichen DOS-PCs etwas wurde, was tatsächlich so einfach wie Messer und Gabel zu nutzen ist. Und weil ich mich dabei ertappe, wieviele Dinge ich mittlerweile auf dem Tablet regle, erledige: deshalb ein Überblick. Über Software, Apps und Websites, die ich auf meinem Törn nutze. Fast jeden Tag.

1. Navigieren wie Käpt’n Jack Sparrow: Die NAVIONICS-App.

Ich musste schon schwer durchatmen, als ich mir vor drei, vier Jahre auf mein erstes Iphone die Navigations-App NAVIONICS EUROPE herunterlud. Kann man dem sein Leben anvertrauen?

Man kann. Sie kostete 19,95€ inklusive aller Karten, fast das gesamte Mittelmeer und auch Ostsee und Nordsee. Ich wollte zusätzlich zu meinem Hort gedruckter Seekarten mal schauen, was Elektronisches so taugt. Plotter oder Handheld hatte ich nie: beides war mir in der Bedienung immer zu umständlich. „Es“ wollte was von mir, wo ich doch einfach nur schnell wissen wollte: wo ich gerade war. Und was „das da“ wieder für eine Insel ist.

 

 

Von NAVIONICS war ich vom ersten Moment an begeistert. Es bietet nicht viele Funktionen. Aber genau die, die ich brauche. Wo ich JETZT GERADE bin. Den blitzschnellen Überblick, wieviele Seemeilen es von hier nach Amorgos sind. Und welcher Kurs anzulegen ist. Wie der Hafen aussieht. Sogar die Bohrinseln und Fischfarmen, die an der italienischen Ostküste so häufig mitten im Meer liegen, sind – bis auf wenige Ausnahmen – punktgenau eingezeichnet. Besser als in gedruckten Seekarten.

 

                Zwischen Korfu und Albanien: Waypoints in NAVIONICS EUROPE.

 

Und so navigiere ich durch kroatische Inselwelt und norditalienische Lagunen, von der Schlei nach Aerø, quer durch die Ägäis, vom türkischen Marmaris nach Bodrum: immer mit dem iPhone in der Hand. Fast wie Jack Sparrow, mit seinem „Kompass der Sehnsüchte“. In der einen Hand LEVJE’s Pinne. In der anderen immer das Iphone. Mit NAVIONICS.

 

 

Für meine 2.000-Seemeilen-Reise vom slowenischen Izola ins südtürkische Finike legte ich mir ein iPad zu. Via iCloud war die NAVIONICS-EUROPE-App dann auf dem iPad. Das iPad mit einer simplen beweglichen Halterung in LEVJE’s Cockpit montiert. Man sieht das fest montierte iPad auf LEVJE oben rechts, während der Fahrt am Westpeloponnes entlang. Es funktionierte reibungslos, ich hatte auf meinem Törn nicht ein einziges Mal Probleme. 

 

Bedingung ist allerdings: Man braucht im jeweiligen Land immer Internet-Flat. Aber weil die Küsten von Slowenien über Italien, Griechenland bis in die Türkei ohne Unterbrechung mit hervorragenden Handy-Netzen ausgestattet sind (während in Deutschland im ICE von München nach Hamburg bereits hinter Pasing das Netz nur noch bruchstückhaft vorhanden ist, „Wir Weltmeister“!) ist das kein Problem. In meinen Länder-Zusammenfassungen habe ich die aktuellen Angebote zusammengefasst.

2. ANCHOR-ALARM. 

Die „Ruhiger-Schlafen“-App.

 

Mein guter Pat hat sie mir empfohlen, er segelt seit unzähligen Jahren jeden Sommer auf seinem Katamaran SKIPJACK durch die westgriechische Inselwelt.

 

Einfach und simpel: Wenn’s in der Ankerbucht pfeifft. Einfach ANKER-ALARM einschalten, „seinen Anker“ auf der Seekarte „fallen lassen“. Den Radius des Schwoi-Kreises definieren. ANKER-ALARM jodelt zuverlässig los, wenn LEVJE den definierten Schwoi-Kreis verläßt. Selbst das „Jodel“-Geräusch ist individuell einstellbar.

 

 

Nachteil: Gelegentlich sind die enthaltenen Karten nicht genau. Man ankert dann „über Land“. Aber das mit dem definierten Schwoikreis funktioniert trotzdem…

3. Estofex.

Die „Wo-gehts-gerade-ab“-Site.

 

 

Über meine bevorzugten Wetter-Websites schrieb ich in einem früheren Artikel. Es gibt viele brauchbare Wettersites, und fragt man zwei Segler im Hafen, was die denn gerade für ihren „weather forecast“ bevorzugen: erhält man meist fünf verschiedene Antworten. Jeder schwört auf sein eigenes System.

Eine gute Ergänzung zu den „klassischen“ Wetter-Seiten ist www.estofex.org, die Site des European Storm Forecast Experiment. Orange, Rote, violette Kreise verraten im obigen Screenshot vom heutigen Mittwoch, 5. Februar 2015:

 

• in welchen Gebieten mit „severe“ oder gar „extremely severe“ Wetterbedingungen gerechnet werden muß.

• gelbe Kreise, wo mit 15%, beziehungsweise 50%er Blitz-Wahrscheinlichkeit gerechnet werden muss.

 

 

Natürlich warnen am heutigen Mittwoch Vormittag die wichtigsten nationalen Revier-Wetterdienste

• wie zum Beispiel in Kroatien das Seewetteramt Split unter www.prognoza.hr

• oder in Griechenland www.hrnms.warnings

ebenso, wo gerade Starkwind-Böen und „thunderstorms“ drohen. Einen allerersten guten Überblick, ob „die Luft gerade rein ist“ und eine gute Antwort auf die Frage an den Skipper „Wie schlimm wird’s denn nun?“ liefert ESTOFEX allemal.

4. Blitzortung. 

Wo’s aktuell gerade kracht. Wo’s hinzieht.

Nach einer vernünftigen Gewitterwarnung zur See habe ich lange gesucht. Die meisten „klassischen“ Wetterdienste weisen Gewitter ungenügend aus. Sie kündigen halt „Bewölkung“ oder „Starkwind“ oder „Starkregen“ an. Oder pauschal „thunderstorms“. Wo Gewitter und Fronten aber gerade stehen, wie sie aktuell ziehen, bleibt oft verborgen.

 

 

Abhilfe schaffen Websites, die die aktuelle Blitz-Entwicklung weltweit reporten. Der Screenshot oben zeigt das aktuelle Blitzgeschehen in Europa in Echtzeit am Morgen des heutigen Mittwoch, 4. Februar 2015 auf der Website www.blitzortung.org. 

 

 

Ähnlich sieht auch www.lightningmaps.org am heutigen Vormittag aus. Anhand der gemeldeten Blitze kann man einschätzen:

• WO es gerade im Umkreis blitzt.

• OB es im eigenen Revier demnächst ungemütlich wird. 

 

Die Karten sind überdies dank großer Maßstäbe ziemlich kurzweilig: Man kann aus der fernen Türkei gut verfolgen, wenn gerade über dem norditalienischen Po alle Schleusen aufgehen. Eine gute Ergänzung zu den „Standard-Wetterdiensten“.

 5. rome2rio. 

Wie komm‘ ich eigentlich von Amorgos nach Kufstein? 

 

 

Weil der, der reist, nicht nur mit dem Boot unterwegs ist: sondern gelegentlich aus irgendeinem abgelegenen Hafen auch wo ganz anders hin muss: ist Reiseplanung oft „tricky“. Wie kommt man denn nun aus dem südtürkischen Finike, wo LEVJE gerade liegt, am einfachsten nach Hückeswagen? Oder aus der griechischen Inselwelt von Amorgos nach Kufstein?

 

Rome2rio ist eine echte Entdeckung. Von jedem Ort an jeden anderen, und wenn es möglich ist, bietet rome2rio auch die Alternativen. Allerdings ist rome2rio keine Fahrplan-App. Gezeigt werden die zur Verfügung stehenden Verkehrsmittel. Mit zugehörigen Circa-Preisen. Es ist einfach eine Art Routenplaner mit erster Übersicht: ob und wie man nun mit Flugzeug oder mit Bus, Bahn oder gar Taxi von A nach B kommt. Gleichgültig ob in der Türkei oder Spanien oder Bangladesh. Und was es ungefähr kostet. 

Für die exakten Fahrpläne und Flugzeiten klickt man sich auf der Website des jeweiligen Anbieters ein. Und das hat – bis auf einmal – den ganzen Sommer über geklappt.

6. www.logitravel.de. 

Auf einen Blick sehen, AN WELCHEM TAG Fliegen am günstigsten ist.

 

 

Seiten, die „günstig fliegen“ schreien, gibt es im Web unzählige. Ich habe unzählige ausprobiert. Und war oft unzufrieden mit den Ergebnissen. Und vor allem mit den Suchfunktionen. 

 

Seit einiger Zeit arbeite ich mit www.logitravel.de. Die Site hat mir jetzt schon ein paarmal echte Knaller serviert. Denn: die Website bietet dem, der flexibel reisen kann, eine tabellarische Kalenderübersicht über alle Fluglinien:

 

 

Darin sieht man sofort, ob man nach Antalya am Valentinstag für 136 € fliegt. Oder am Freitag in der Woche drauf für 71 €. Das mühselige „Wir-geben-Termine-immer-wieder-neu-ein-und-warten-dann-aufs-Christkind“ ist erledigt. 

 

Ebenso erfreulich: zumindest auf den im letzten halben Jahr abgefragten und getesteten Flugstrecken blieben die Angebotspreise bis zum letzten Tag vor dem Flug stabil. Also keine „Last-Minute-Spielchen.“

 

Aber Achtung: Nur die Website von Logitravel hat die „Kalenderfunktion“. In der App fehlt sie.