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Musik an Bord: “Der eine Song” – Midnight City


Jeder hat so einen. Diesen einen Song, der immer passt. Der immer besser wird je lauter er läuft. Und wenn ich schon die ganze Zeit über Musik zum Segeln schwadroniere, darf der ganz bestimmt nicht fehlen.

Die Rede ist von “Midnight City” vom französischen Duo M83. Schon seit mehreren Jahren ist es eigentlich mein absoluter Lieblingssong. Und er passt perfekt zum Segeln. Die Stilrichtung ist schwer zu beschreiben. Irgendwas zwischen Rock, Depeche Mode, Synthesizerpop und Electro. Aber völlig egal. Gerade diese Mischung machts vielleicht. Fetzige Rock-Riffs wechseln sich sich mit langsamen Vocal Phasen zum Träumen ab. Und gerade deswegen passt dieser Song einfach immer. Bei den sportlichen Starkwindstrecken jetzt im Frühherbst, beim langsamen Herumdümpeln, zum Träumen an Abend, beim Joggen, auf der Autobahn, einfach überall.

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Und wenn man einen einzigen Song für lange Zeit rauf und runter hört, verbindet man immer mehr Erinnerungen damit. Midnight City zu hören ist für mich fast wie ´ne DVD im Kopfkino einzulegen. Schöne Erinnerungen aus vergangenen Zeiten kommen hoch. Und seit diesem Sommer sind Dutzende Erinnerungen, die ich genau damit in Verbindung bringe, dazu gekommen. Überhaupt ist das eigentlich das schönste daran, Musik beim Segeln zu haben. Ich kann mich noch Jahre später daran erinnern, was ich bei einem bestimmten Stück oder Album gerade getrieben habe. Und auch wenn die Puristen ja lieber nur dem Wasser lauschen (was ich manchmal auch ganz gern tue), hilft die richtige Musik eben auch das Erlebte im Kopf zu konservieren.

Und nicht nur deswegen, sondern weil dieser geniale Crossover-Mix eben auch so perfekt zur Action beim Segeln passt, wird er auch an Bord dauern gespielt. Heute gehts weiter Richtung Süden. West 5-6, Halbwindkurs. Let´s start the party. Und ihr könnt ja mal raten was so gegen Mittag, wenn die Sonne ganz bestimmt raus kommt, auf voller Leistung den großen Belt beschallt. Und wer dabei mitsingen wird. Letzteres allerdings unter der Voraussetzung, dass niemand in Hörweite ist… ;-)

Schreibt mir doch mal: Was ist eigentlich euer Lieblingssong beim Segeln?

Die Traumbedingungen halten weiter an.

Euch allein ein schönes Wochenende auf See!
Und falls ich euch neugierig gemacht habe:

M83 auf Soundcloud

 

Skagen – Mal wieder ist die Ostsee zu Ende

Ganz langsam aber stetig schließt sich der Kreis. Mit dem Erreichen von Dänemark ist ein weiterer Schritt getan. Dabei wollte ich Schweden eigentlich gar nicht so schnell verlassen. Aber wie so oft hat das Wetter die Entscheidung für mich getroffen. Ein Tag mit frischem Südost sollte kommen. Danach mehrere Schwachwind Tage. Für die Überfahrt nach Skagen also eher ungünstig. Früh morgens hieß es also Aufbruch: Auf nach Dänemark!

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Der Segeltag sollte tatsächlich klasse werden.  Der Sommer zeigt noch mal so richtig was er kann, es geht über die offene See, das Schiff macht gute Fahrt. Könnte es einem besser gehen? Das Skagerrak meint es heute gut mit mir. Wer genau hinschaut erkennt aber, wozu dieses Seegebiet bei Mistwetter fähig ist: Unvorhersehbare Wellenbilder, chaotische Strömungen und damit verbundene Kreuzseen können bei leichtem Wetter einfach nur nerven. Bei mehr Wind kann es hier für kleine Boote ganz schnell so richtig ungemütlich werden. Auch heute habe ich fast immer 1kn Gegenstrom. Das heisst ca. 20% langsameres Vorankommen. Finde ich heute aber eher klasse, macht dieser Segeltag doch so richtig Spaß. Das kann ruhig länger so gehen. Gegen Abend kommt dann langsam Skagen in Sicht. Wobei, eigentlich nehme ich die nahende Küste erst durch die zahllosen Fischerboote wahr. Während die schwedische Küste mit ihrem bergigen Hinterland mich morgens bei Abfahrt noch lange begleitete, taucht die flache dänische Küste erst ganz langsam hinter dem Horizont auf. Ein komischer Moment. Seit dem ich Ende Mai in Finnland angekommen bin, habe ich eigentlich nur schroffe Schärenküsten zu Gesicht bekommen. Nun ist es wieder da, dieses sandige Band mit Dünen und Wald dahinter. Vor allem ist es aber Dänemark. Und daran wird mir wieder einmal bewusst, dass die Reise sich dem Ende zuneigt. Zwar ist Skagen immer noch weiter von Kappeln entfernt als von Oslo, doch das Erreichen von Dänemark an sich ist ein weiterer Meilenstein. Süddänemark liegt nämlich in Wochenendreichweite von Kappeln. Das Setzen der dänischen Gastlandflagge ist also eher Routine als etwas Besonderes. Und deswegen habe ich auch den Eindruck, als ob ich eigentlich schon fast angekommen bin.

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Die Anfahrt auf Skagen gerät spannend. Jøran hatte mich schon vorgewarnt. Der Hafen wird großflächig ausgebaut. So werden einige neue Molen aufgeschüttet, Spundwände mitten ins Wasser gesetzt, und nichts davon steht in den aktuellen Karten. Aber egal. Der Wache stehende Schlepper gibt genaue Anweisungen wo es längs geht. Oder hatte der am Ende doch nur Angst, dass ich seine Sandburg plattfahre…?

Skagen ist vor allem ein riesiger Fischereihafen. Schon in der Anfahrt sind mir ja Dutzende Fischerboote begegnet. Die können einen manchmal ein wenig auf den Zeiger gehen, da sie ohne Rücksicht und ohne Vorankündigung gerne mal ihren Kurs ändern. In der Nachtfahrt nach Kaliningrad hat einer von den Kollegen ja sogar buchstäblich Kreise um mich gefahren. Wenn man dann weiß, dass die hinterhergeschleppten Netze viele hundert Meter lang sein können, trägt das nicht gerade zu einem entspannten Skipper bei. ;-)  Und seit Göteborg treffe ich auch das erste Mal seit Polen wieder auf die von Seglern so geliebten “Fischerfähnchen”. Eigentlich kann man über die am Grund liegenden Netze ja immer drüber fahren, aber trotzdem hat jeder immer Angst um seinen Propeller…
Trotzdem mag ich diese Fischerhäfen. Von allen Häfen strahlen sie das meiste Leben aus. Reine Yachthäfen wirken oft irgendwie künstlich oder wie Robinson Club. Klassische Hafenatmosphäre kommt da oft nicht auf. Und die modernen, ISPS abgeschotteten Frachthäfen, haben erst recht nichts von der Hafenromantik vergangener Tage. Wo aber die Fischer zuhause sind, da ist oft Leben. Hier in Skagen zeigt sich das ganz besonders. Neben ein paar Restaurants und Touristenläden gibt es viele Schiffsausrüster und Werkstätten am Hafen. Raue Gesellen watscheln Schnupftabak kauend an einem vorbei, und auf den Kais liegt die Ausrüstung herum. Skagen wirkt dadurch wie ein wirklich lebendiger Hafen, so wie man ihn sich vor Dutzenden von Jahren vorstellt. Der Preis dafür: Man liegt natürlich eigentlich im Industriegebiet. Aber das gehört eben zur Seefahrt dazu. Viele kommen glaube ich auch gerade deswegen nach Skagen. Nirgendwo sonst ist man so nah an der lebendigen Seefahrt.

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Ich feiere die Ankunft in Dänemark erst mal ganz typisch mit Pølser und Softeis vom Havnekiosk. Dazu noch ein Tuborg und Möwengeschrei. Fertig ist der perfekte Abend. Überhaupt ist es recht angenehm nach 4 Monaten sein Bier wieder ganz normal im Supermarkt kaufen zu können….

Witzigerweise ist Skagen nicht nur ein florierender Fischereihafen, sondern auch noch ein klassisches Urlaubsziel. Und das quasi direkt nebeneinander. Viel los ist aber trotzdem nicht. Die Saison ist eben vorbei. Außer am Grenen. Die Landspitze Kontinentaleuropas ist eigentlich immer rammelvoll. Den Marsch bis zum Punkt wo sich Nord- und Ostsee treffen habe ich aber bereits von früheren Reisen hinter mir und genieße lieber den Ausblick von den alten Westwall-Bunkern auf den Dünen aus. Die Ostsee ist mal wieder zu Ende. Links von mir liegt die Nordsee. Ich verweile ein wenig, wundere mich darüber wie die dicken Brummer in Rufweite vom Strand entfernt vorbeischrammen, und freue mich über einen weiteren Konturpunkt auf dem Weg.

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Der Weg zum Hafen ist recht lang. Aber so kommt der Klappstuhl, äääähm, Verzeihung, das Klapprad, wenigstens noch mal zu Ehren. Zurück am Hafen ist es voll geworden. Es ist Freitag. Drüben in Norwegen fängt die Saison also gerade wieder an. Heute kommen die Wikinger aber nicht mehr in schmalen  hölzernen Langbooten, sondern in möglichst breiten Motoryachten. Die ersten 10 Motorbratzen sind bereits in Dänemark angekommen. Was die wohl alle hier wollen? Schnell fällt es mir wieder ein: Das Bier im Supermarkt; und heute morgen im Supermarkt haben ja 2 Mädels die Schnapsregale noch großzügig wieder aufgefüllt… Das skandinavische Konzept, Alkohol nur in staatseigenen Läden zu Mondpreisen anzubieten muss bei dänischen Købmännern sehr beliebt sein.

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Nach Party war mir irgendwie aber eher nicht so, und so lege ich Nachmittags noch ab. Ich habe mir einen kleinen Hafen wenige Meilen südlich von Skagen ausgeguckt: Albaek. Laut Hafenführer ein nette Hafen in Dünenumgebung. Die Dünen begleiten mich an der Küste den ganzen Weg lang. Nichts gegen die Schären, aber erst jetzt fällt mir auf, wie ich sie als Nordseekind doch ein wenig vermisst habe in den letzten Monaten.

Die Sonne scheint, es ist warm, ein schwacher Wind weht. Damit mir aber nicht langweilig wird, ist die Ansteuerung mal wieder spannend. Man soll auf den Hafen genau rechtwinklig von See zuhalten, da links und rechts davon bis an die Oberfläche reichende Stellnetze der Fischer platziert sind. Kein Problem eigentlich. Seefahrt tut not. Und Fischerei genauso. Aber irgend so ein Oberexperte hat seine Netze dann mitten, aber wirklich mitten ins Fahrwasser gelegt. Für die Nichtsegler: Das macht ungefähr so viel Stimmung wie LKW-Elefantenrennen auf 3 Spuren gleichzeitig. Muss ja auch nicht sein… Da muss ich dann erstmal drum herum finden. Naja, ein bisschen Adrenalin am frühen Abend schadet ja nicht. Und der Hafen entschädigt.

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Wer hier an der Gegend ist wird wohl an Albaek vorbei nach Skagen fahren. Was aber ein echter Fehler ist. Der kleine Fischerei- und Yachthafen liegt mitten in den Dünen und zwischen traumhaften Stränden. Einige Fischer fahren abends noch raus um Netze auszulegen oder einzuholen (unter anderem auch der Experte aus der Hafeneinfahrt),rote Holzhäuser begrenzen das Hafengelände, in der Koje hört man die Brandung am Strand, und alles versprüht diese typisch dänische Gemütlichkeit. Eventuelle Wehmut über das nahende Ende der Tour ist wie weggeblasen. Ich freue mich auf ein paar schöne Tage in Dänemark. Beim Festmacherbier am Strand plane ich also die nächsten Schritte. Einfach eine herrliche Spätsommerstimmung. Und morgens höre ich noch in der Koje die Brandung. Könnte es besser sein?

Kochen an Bord: Tortillas mit mexikanischer Hackfüllung

Ein neues Rezept, perfekt für den Bordgebrauch. Die Saison neigt sich dem Ende zu, und da müssen die Reste weg. Dazu zählen halt auch die Gemüsekonserven, die ich eigentlich nicht gebraucht habe. Eigentlich ist das hier kein großartig kompliziertes Rezept, aber sehr einfach zuzubereiten. Und gerade bei den einfachen Ideen zur Resteverwertung oder um was ganz Schnelles auf dem Tisch zu bekommen, kommt man ja manchmal ins Schleudern. Die Zutaten bekommt man wieder überall, die Füllung ist beliebig austauschbar, und die Reste können auf See am nächsten Tag prima verwertet werden. Also eigentlich wieder alle meine Kriterien erfüllt.

Die Rede ist von Weizentortillas mit einer mexikanisch angehauchten Hack-Mais-Käsefüllung. Und wenn man darauf keine Lust hat, oder der dänische Supermarkt gerade leider keine gefräste Kuh im Angebot hat, könnte man sich ja zum Beispiel auch ne Chicken Ceasar Füllung basteln. Oder doch vegetarisch? Der Fantasie sind jedenfalls keine Grenzen gesetzt. Die Tortillas mache ich an Bord allerdings nicht selber. Das wäre dann doch etwas zu aufwendig. Fertige Tortillas halten sich ohne Kühlung viele Monate und eignen sich an Bord hervorragend zur Resteverwertung mit Stil. Also, los gehts:

Zutaten (4 Personen):

8 Weizentortillas
400g Hack
2 kl. Zwiebeln
ca. 12 Kirschtomaten
1 Dose Mais
1 Dose Bohnen
100g Käse
200g Salsa
1 EL Sambal Olek
Etwas Butter
Salz Pfeffer
Falls vorhanden, 2 Knoblauchzehen

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Zubereitung, ca. 20 Min

1.Zwiebeln in kleine Würfel hacken und in der Butter ca. 5 min. anschwitzen.

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2. Anschließend das Hackfleisch, den Mais, die Bohnen und etwas Salz zugeben und weitere 8 Min schmoren lassen.

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3. In der Zwischenzeit die Tomaten vierteln und den Käse in kleine Stücke zerlegen.

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4. Beides zusammen mit der Salsa in den Topf geben, unterrühren, und ca. weitere 5 min. schmoren lassen. Das Hackfleisch sollte jedenfalls komplett durch sein. Die Hitze ggf. runterregulieren, damit nichts anbrennt.

Die Salsa könnte man für den letzten Schliff natürlich auch selbst aus Paprika und Tomatenmark machen. Sollte sich hingegen nicht mal Salsa aus dem Glas auftreiben lassen, kann man auch einfach passierte Tomaten mit Sambal Olek, etwas Pfeffer und Paprikapulver würzen. Das sollte eigentlich eh immer an Bord sein…

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5. Anschließend noch alles mit Salz, Pfeffer und nach Geschmack weiteren Gewürzen abschmecken.

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6. Zu guter Letzt eine Hand vor Füllung auf den Tortillas verteilen, und möglichst fest zusammenrollen.

Guten Appetit! Auf den Koch und den Skipper, den Abspüler und die klügen Ratschlaggeber am Niedergang! ;-)

 

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Viel Spaß beim Nachkochen!

 

 

 

Saisonuntergangserscheinungen

Ein wenig Wehmut schwingt beim Verlassen von Oslo mit. Ist doch nun der letzte Wendepunkt erreicht. Der letzte Rubikon überschritten. Es geht unweigerlich nach Hause. Alle weiteren schönen Stellen sind nur Rastplätze auf dem Weg dahin. Dabei befinde ich mich gefühlt immer noch gerade mal auf dem Weg nach Polen. Anfang April. Und Überhaupt, es ist doch feinstes kurze-Hosen-Sommerwetter. Warum soll dieser Segelsommer also vorbei sein?

Aber es hilft alles nichts. Ich verlasse Oslo am 14. September. Einem herrlichen Sonntagnachmittag, um nur 15sm später wieder anzulegen. Der Wind weht schwach und vor allem ist es bummvoll auf dem Wasser. Anders als die Schweden endet die Saison für die Norweger wohl erst mit den ersten Minusgraden. Mir als überzeugtem März-Einkraner ist das irgendwie sympathisch. ;-) Allerdings nur am Wochenende. Sobald es Sonntagabend wird sind die Gästehäfen wieder verwaist. So mache ich an der Festung Oscarsborg auch fast allein fest. Die letzten Nachmittagslieger fahren gerade ab.  Die Festung bewacht den Zugang zum inneren Oslofjord seit 150 Jahren. So alte Gemäuer ziehen mich also doch immer wieder an. Bevor es am nächsten Morgen weiter geht, steht also erst mal eine Erkundung an… Noch 310sm bis Schleimünde.

Wirklich beeindruckend hier...

Noch ein Hafen und Abend bleibt mir in Norwegen. Und das mir empfohlene Hankø liegt mal wieder auf dem Weg. Passt doch prima. Der Weg dorthin führt durch einen schmalen Sund. Mir fällt auf, wie schön Norwegen selbst hier unten ist. Kurz überlege ich an einer Boje des Kreuzerclubs in einer Bucht festzumachen, doch die Aussicht in Hankø direkt unter dem Sommerhaus des Königs zu liegen behält am Ende die Überhand. Vielleicht schaut ja auch die ein oder andere Prinzessin noch zufällig vorbei. ;-) Da Montag ist, ist allerdings auch dieser Sommerort bereits wie ausgestorben. Ich liege allein. Nur die kleine Fähre, die die Insel Hankø mit der Ortschaft Hankøsund am Festland verbindet, scheint noch Saison zu haben. Allerdings fährt sie bis spät in die Nacht eigentlich immer allein hin und her… Dienst nach Vorschrift?! Ich verbringe die Zeit mit dem Basteln der Flaschenpost für Morgen.

Wer sagt, dass nicht auch Kutter an Schären festmachen können.

 

Bevor ich Norwegen verlasse habe ich dann aber noch mal so ein Erlebnis der dritten Art. Ich will mir den Tank noch mit billigem steerfreiem norwegischen Diesel voll machen. Die Tankstelle hat so eine Art kleine Boxen aus Schwimmstegen als Tankliegeplatz gebastelt. Bei dem starken Seitenwind ist es mir aber irgendwie zu heiß dort rein zu fahren. Kurzer Check mit dem Fernglas: Die Schläuche sind lang genug, ich lege mich einfach an die Außenseite. Der Mechaniker der Tankstelle hilft mir auch gleich beim Anlegen und fragt mich gleich aus, was ich denn um diese Jahreszeit hier oben noch mache. Ich erzähle ihm von meinem Trip und er ist sichtlich beeindruckt. “You´ve catched the best summer since…ever!” meint er dann noch. Und ich erwähne, dass ja oft doch sehr wenig Wind gewesen sei. “….yes, for motorboats, i have a motorboat!”, ergänzt er dann noch. Na vielen Dank…. Wir lachen uns gemeinsam Einen, während der Chef der Tankstelle aus seinem Büro gestürmt kommt: Warum ich denn bitteschön hier anlegen würde, die Boxen seien auf der anderen Seite des Kais. Ich erkläre ihm fröhlich und freundlich, dass ich allein sei und das Anlegen bei starkem Seitenwind mir dort etwas heikel erschien, und ich lieber die risikoärmere Variante genommen hätte. Er blafft mich an, dass ich dann wohl noch zu jung sei um ein Schiff allein zu fahren. Bevor ich kontern oder einfach ohne zu tanken abfahren kann, unterbricht ihn sein Mechaniker, und macht ihm auf norwegisch klar, dass ich die jetzt 6 Monate und 3.000sm unterwegs sei. Sein Blick verändert sich und er zieht sich unter servilsten Entschuldigungen in sein Büro zurück.  Es mag gemein klingen, aber ich mag solche Momente. Gerade als jüngerer Segler ist man doch oft ungefragten Belehrungen und Orders der Altvorderen ausgesetzt. Die besten Segler stehen ja eh immer am Steg. Wenn man dann ganz cool entgegnen kann: “Und, was hast du diesen Sommer so gemacht?”, oder es am Besten andere für einen übernehmen, ist das doch immer so ein kleiner Sieg der Jugend. ;-)

Die Traumbedingungen halten weiter an.

Eine herrlichste Backstagsbrise trägt mich dann weiter nach Schweden. Der Oslofjord ist ein beeindruckendes Revier. Obwohl seit mehr als 3 WOchen nur mit kurzen Unterbrechungen leichter bis mäßiger Ostwind weht, steht hier eine gewaltige Hintergrundwelle aus Südwest. Mehrere Dutzend Meter lange Wellen rollen der leichten Windsee aus Ost entgegen. Liebesgrüße aus dem Atlantik… Beim Wechsel der Gastlandflagge wird mir das nahende Ende der Reise dann wieder bewusst. Meinen bisherigen Beobachtungen folgend ist der kleine Fischerhafen von Ramsö dann auch von mir, einem Schweden, und 3 Norwegern belegt. Ein toller Ort. Die wenigen Häuser auf dieser Fischerinsel sind um das kleine Hafenbecken gruppiert. Alles wirkt mindestens 50 Jahre in der Zeit zurückversetzt. Den Hafen selbst haben jetzt im September wieder die Fischer übernommen. Man muss schon vorsichtig navigieren, um nicht beim Anlegen einen der am Kai befestigten Hummerkörbe mitzunehmen. Im Sommer ist dieser Hafen  von 10er Päckchen und mehr an Seglern belegt, die wohl genau diese Stimmung suchen. Ich frage mich, warum man dann allerdings solche Orte im Hochsommer aufsucht. Das habe ich diesen Sommer gelernt: Ein wenig abseits der bekannten Hotspots zu suchen lohnt sich in jedem Fall. Dort findet man auch im Hochsommer noch kleine und relativ einsame Orte. Und vielleicht klappt das ja auch in der dänischen Südsee….

Ein traumhaft entrückter Platz zum Nachdenken.

Weiter geht es entlang der westschwedischen Küste. Ich habe es zwar bereits einmal erwähnt, aber diese ist mit dem Vänern zusammen definitiv das schönste Revier, dass ich auf dieser Reise gesehen habe. Schon komisch. Wie bereits zu Anfang der Reise auf Christiansø gehen mit Bastians Worte durch den Kopf, warum man eigentlich so weit reisen muss, um die schönsten Orte genau vor der eigenen Haustür zu finden. Überhaupt ist heute ein perfekter Tag. Der beständige Ostwind trägt mich entspannt vor den Insel die Küste hinunter. Ich mache gute Fahrt. Für den Abend habe ich mich ein letztes Mal mit Jøran und Gro verabredet, die aus Skagen nach Smögen kommen. Auch für die beiden, die es nur noch gute 100sm nach Oslo haben, ist der Sommer fast beendet. Während der Fahrt habe ich dann den endgültigen Beweis, dass ich mich bereits zu lange in den skandinavischen Ländern aufhalte. Ich spreche zwar kein schwedisch, aber in fast 3 Monaten in Schweden schnappt man ja einiges auf. Und wenn man dann beim texten im Handy instinktiv statt “ü”, das selbiges im Schwedischen ersetzende “y” verwendet, sollte man vielleicht nach Hause zurückkehren. Oder sich eine Schwedin suchen und dortbleiben. ;-)

Smögen ist wie ausgestorben.

In Smögen trifft mich dann der Schlag. Ich kenne den Ort als rummeligsten Platz an der gesamten Westküste. Liegeplätz sind schon ab dem frühen Mittag nur mit quetschenvor Heckanker zu bekommen, und die Parties der jungen Schweden gehen bis tief in die Morgenstunden. Ich schreibe ja bereits seit mehreren Wochen, dass die Schweden den Sommer schon für beendet erklärt haben, doch genau diesen Ort quasi komplett verlassen vorzufinden wundert mich dann schon. Kein einziger Schwede liegt im Hafen. Nur ein Amerikaner, einige Norweger und ich. Allesamt längsseits, was dort normalerweise unter Androhung der Todesstrafe verboten ist.

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Auch der Gang durch den Ort verspricht keine Besserung. Alle Geschäfte haben die Schaufenster leergeräumt, alle Gaststätten die Stühle hochgestellt, und selbst einer von zwei Supermärkten im Ort hat “closed for season”. Selbst der Hafenmeister hat dicht, und ein Schild nach dem Motto: “Macht doch was ihr wollt!” aufgehängt. Und das alles bei lauen 19 Grad und einem Ostwind der Stärke 4. Bisher habe ich mich über die leeren Häfen gefreut, aber hier hat das ganze schon fast eine etwas deprimierende Stimmung.  Auch wird dies nicht der letzte leere Hafen sein, aber am Beispiel des sonst kracherten Smögen ist es besonders offensichtlich. Beim Abschiedsabend an Bord der “Stompelompa” wird der Sommer daher noch mal so richtig zelebriert. Und als die Chefköchin an Bord das Abendessen auftischt, freue ich mich fast ein wenig über die geschlossenen Restaurants…

Erstklassiges Abschiedsessen.

Nach Sonnenuntergang wird es nun schnell kühl. Das Leben in den Häfen erstirbt zusehends. Und das Ende der Reise rückt näher. Noch 225sm Luftlinie bis Schleimünde.

 

Menschen am Meer: Bei den Honig-Sammlern von Bayir.

Wer sich auf der Loryma-Halbinsel in der Bucht Ciftlik, etwa eine halbe Autostunde südwestlich von Marmaris, in einen Dolmus, einen Kleinbus setzt, der erreicht nach einer Viertelstunde rumpelnder Fahrt immer bergan in luftiger Höhe den kleinen Ort Bayir.

Bayir hat eigentlich nicht viel, was zu sehen sich lohnt. Drei, vier Geschäfte mit bunten Tüchern. Ein netter Trödelladen, mit Kräutern, Nüssen und Honig. 

Den Dorfbrunnen, an dem die Einwohner ihr Wasser holen, weil es Leitungen nicht gibt. Eine Moschee mitten im Ort. Die berühmte Platane gleich daneben, deretwegen viele Reisende hierher kommen. Denn die klugen Einwohner von Bayir haben vor einiger Zeit die Geschichte in die Welt gesetzt: wer den acht Meter umfassenden Stamm der Platane umrundet, den erwarte ein langes und glückliches Leben. Also umrunden auch wir den Stamm, tunlichst im Uhrzeigersinn, denn Aberglaube ist Seemann’s Zier. Vermutlich wundert sich die gewaltige Platane längst nicht mehr über den Unfug, den die Menschen da zu ihren Füßen treiben. Sie ist 1.990 Jahre alt, ihr Schößling keimte, als Jesus noch lebte, und es ist anzunehmen, dass sie in den fast zwei Jahrtausenden ihres Daseins weit gröberen Unsinn miterleben mußte als Menschlein, die verbissen im Kreis rumrennen.

Unter den ausladenden Ästen der Platane hat Mustafa seinen Stand mit Honig aufgebaut. Zwei mannshohe Wände mit großen Honiggläsern, deren Inhalt im Licht der untergehenden Sonne lichtet und leuchtet: wie ein Glasperlenspiel aus tausenderlei Gold- und Bernsteinfarben. Ein Kirchenfenster im Sonnenlicht, nur aus klingenden Goldtönen. Ich kann nicht anders und muß den hellsten, den goldensten Farbton kosten. Orangenhonig – göttlich. Danach löffeln wir uns in die immer dunkleren Farben: Blütenhonig – ahhhh. Pinienhonig – mmmhhh. Thymianhonig – herrje. Kastanienhonig – wie der wohl mit ein bisschen Pecorino schmeckt? Danach fange ich wieder beim Orangenhonig an. Und löffle hier. Und löffle da. Und die Platane wundert sich.

Als es dann mit der Löffelei endlich ein Ende hat: bin ich stolzer Besitzer je eines größen Glases Orangenhonig, Pinienhonig, Thymianhonig. Drei Kilo Honig. Natürlich hab ich zuviel bezahlt, wenn’s um Essen geht, bin ich einfach nur der Sohn meines Vaters, dem Fest für die Sinne willenlos erliegend. Mustafa erzählt, dass er und sein Bruder insgesamt 750 der blauen Bienenkisten, die wir auf der Fahrt überall sehen, besitzen. In jeder wohnt ein Bienenvolk. Und produziert munter vor sich hin: Wenn ich Mustafa richtig verstehe, produzieren etwa 250 der Kästen Pinienhonig. Aus jedem Kasten kommen 25 kg pro Jahr. Das macht über 6 Tonnen. Etwa 100 Bienenvölker produzieren Orangenhonig. Der ist selten und kostbar. Denn jedes Volk liefert nur etwa 8 Kilogramm. Und so fort.

Als der Dolmus dann in der Dunkelheit wieder den Berg hinunterrumpelt, vorbei an blauen Bienenkästen und überwucherten mohammedanischen Friedhöfen, deren schlanke Grabsteine schnell wieder ins Dunkel huschen, bin ich mit der Welt zufrieden. Nicht überall scheinen die Bienen wie bei uns auszusterben. Noch produzieren sie, so wie auf der Loryma- und der Datca-Halbinsel. Aber es ist ein fragiles Dasein, das die Bienen fristen. Und eins, das in Gefahr ist.

Die Obsidian-Sammler von Milos. Oder: Warum man mit einem 5.000 Jahre alten Steinzeit-Messer auch heute noch Zucchini schneiden kann.

Ein markanter Felsen markiert auch heute noch für jeden Segler die Einfahrt in den einstigen Vulkankrater, die heutige Hafenbucht von Milos. In der Steinzeit, um die es in diesem Beitrag geht, lag der Meeresspiegel um mehr als 100 Meter tiefer als heute. Der Felsen, der damals über 100 Meter höher aus dem Meer aufragte, muss für die damaligen Menschen noch drohender gewirkt haben als heute.

Wann die Insel Milos eigentlich entstanden ist: kann niemand sagen. Nur, dass die gewaltige Detonation eines Vulkanes der Insel Milos ihre heutige Form gab, das weiß man. Es war nicht einfach nur ein Vulkanausbruch: Die komplette Spitze des Vulkankegel flog in die Luft, detonierte, schleuderte Abertonnen an Gasen, Asche, Gestein in Staubform in die Atmosphäre. Man kann nur mutmaßen, in welch gewaltigen Ausmaß diese Explosion das Klima der Nordhalbkugel auf Jahrhunderte beeinflußte. Und in den Eiskeller schickte.

Zurück blieb: Dunkelheit. Stille. Eine Kraterwunde in der Erdkruste, die langsam auskühlte. Und voll Meerwasser lief. Gesteine aus dem Erdinneren an der Oberfläche, die die Detonation in einer Hexenküche aus jenseitiger Hitze und aberwitzigem Druck erschaffen hatte. Wie das Vulkanglas Obsidian. Es ist ein Gestein, das tiefschwarz glänzt und hart ist. So hart wie Glas. Und Obsidian gibt es, glaubt man David Aboulafia’s wunderbarer Monographie mit dem Titel DAS MITTELMEER, im Mittelmeer fast nur an dieser einen Stelle: auf Milos.

Irgendwann in der „neolithischen Revolution“ lernten die frühen Menschen, nicht nur von dem zu leben, was sie umherziehend fanden. Sondern sie erwarben das Know-How, Getreide anzubauen, Vieh zu domestizieren. Irgendwann in dieser Zeit zwischen 7.500 und 5.000 vor Christus müssen Menschen auch Milos erreicht haben. Sie kamen in einfachen, geflochtenen Schilf-Kanus. Der Meeresspiegel lag weit über 100 Meter tiefer als heute, die Distanzen zwischen den Inseln waren deshalb kürzer. Aber trotzdem muss es auch für diese Steinzeitmenschen ein echtes Wagnis gewesen sein, über das offene Meer zu fahren. Man man kann den Mut, der sie beflügelte oder die Furcht und den Hunger, der sie trieb, nicht genug nachempfinden. Ob aus Not oder aus Neugier: Sie waren Entdecker und Sucher. Und sie stellten bei ihren Streifzügen über die Insel fest, dass es dort dieses schwarze Gestein gab. Und dass Klingen aus diesem Gestein härter waren, schärfer schnitten, widerstandsfähiger waren als jedes andere Gestein, das diese Menschen kannten. Obsidian wurde zum begehrten Gut.

Zur „neolithischen Revolution“ gehört auch, dass die Menschen begannen, sich zu spezialisieren. Nicht mehr jeder im umherziehenden Nomadenclan machte alles und sammelte alles. Sondern die einen konzentrierten sich auf die eigentliche Landwirtschaft. Wieder andere im Clan begannen, Werkzeuge herzustellen. Und diese fortlaufend zu verbessern. Und vor allem: dieses Wissen auch an andere weiterzugeben. Nur so ist zu erklären, dass Pfeilspitzen und Messerklingen aus dem glasharten Obsidian immer perfekter, immer ebenmässiger und wertiger wurden. Die Obsidianfunde im Foto unten aus dem etwa 50 Kilometer entfernten Paros zeigen, was für perfekte Handwerker die Menschen um 4.000 vor Christus bereits waren:

Es bedarf eines unglaublichen Know-Hows und der Erfahrung vieler Generationen an Steinbearbeitern, bis die Menschen um 4.000 vor Christus in der Lage waren, die fein gearbeiteten, nur fingergroßen Pfeilspitzen in der oberen Reihe oder die Lanzenspitzen unten rechts herzustellen. Produkte wie diese müssen ausgesprochen begehrt gewesen sein: und ihr Rohstoff, der unbehauene Obsidian auf Milos wurde immer gefragter. Dies muss der Punkt gewesen sein, an dem unsere heutige Wirtschaftsform entstand: Handel. Angebot und Nachfrage. Bedarf und Begehren. Das große Feilschen, das bis heute anhält und unser aller Leben bestimmt, es begann hier.

Immer öfter müssen Menschen nach Milos gefahren sein, um den begehrten Rohstoff Obsidian dort zu holen: ihn entweder über die Insel streifend selber aufzulesen. Und mitzunehmen, was gefiel. Oder ihn korbweise zu sammeln. Oder ihn bei dort ansässigen Sammlern, die dessen Wert kannten, einfach einzutauschen gegen etwas, das die Obsidiansammler selbst benötigten. Saatgut? Purpurfarbe aus Muscheln? Der Handel entstand. Und mit ihm die Seefahrt.

Der Obsidian aus Milos verbreitete sich immer weiter. Bearbeitete Fundstücke finden Archäologenheute an der türkischen Küste, auf dem griechischen Festland und in Süditalien. Auf Sizilien, Sardinien. Gute Obsidianklingen wanderten von Hand zu Hand, von Generation zu Generation. Selbst als um 3.000 vor Christus einige hundert Seemeilen weiter östlich ein ganz neuer Werkstoff entwickelt wurde, die Bronze, blieb Obsidian weiterhin der begehrte Wertstoff und hatte seinen Höhepunkt erst noch vor sich. Die meisten bearbeiteten Obsidian-Werkstücke, die Archäologen heute finden, wurden vermutlich in der Bronzezeit hergestellt. Und das Rohmaterial dazu: das stammte aus Milos.

Bei meinen Wanderungen über die Insel Milos, über die ich bereits in einem vorigen Kapitel schrieb, fand ich oben auf dem Grat über dem Meer ein kleines Steinzeitmesser aus Obsidian. Dessen Schneide ist heute immer noch so scharf wie vor 5.000, 6.000 Jahren, als Steinzeitmenschen dieses Messer aus einem größeren Obsidianbrocken heraussprengten. Und es über Generationen verwendeten. Und wer heute wissen will, warum Obsidian über mehrere Jahrtausende so begehrt war: In diesem Video (HIER KLICKEN) zeige ich, wie man mit einem kleinen, auf dem Grat von Milos gefundenen Obsidianmesser heute, 5.000 Jahre nach Verwendung dieses Messers durch Menschen der Steinzeit, immer noch eine Zucchini schneiden kann.

Zum Video hier klicken.

Video an Bord: Ein Nachmittag auf der Nonsuch

Eine der Fragen die mir wohl am meisten gestellt werden: Was machst du eigentlich den ganzen Tag an Bord? Die Standardantwort darauf lautet dann: “Och irgendwas gibt es ja immer zu tun”.  Um das ganze jetzt aber mal anschaulich zu gestalten habe ich die Kamera mal einen Nachmittag lang mitlaufen lassen und das ganze als kurzes  HD Video zusammengestellt.  So sieht ein typischer Nachmittag an Bord aus. Viel Spaß dabei!

 

 

 

Flaschenpost

Die Flaschenpost ist auch so ein alter Brauch, der auch heute immer noch seine Berechtigung hat. In den letzten Tagen habe ich also auch die ein oder andere auf die Reise geschickt. (Wie ist eigentlich der Plural von Flaschenpost?  – Kastenpost?).

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Schon komisch, in Zeiten von Handy, WhatsApp und Facebook, hat die Flaschenpost ihren Reiz noch immer nicht verloren. Ich habe mal darüber nachgedacht woran das liegt. Ich glaube ja es liegt vor allem an der Ungewissheit bei der Absendung, und gar nicht mal so sehr darum eine Antwort zu bekommen. Wer wird sie wohl finden? Oder wird sie überhaupt gefunden? Wie lange ist sie wohl auf Reisen? Die Flaschenpost wirft nur Fragen auf und regt zum Nachdenken an. Vielleicht wird meine Nachricht schon morgen von einem vorbei rasendem Frachter zermalmt. Vielleicht kommt sie auch niemals an. Vielleicht auch erst in vielen Jahren. Wer weiss das schon… Ich kann also noch in den nächsten Monaten und Jahren, wenn meine Reise schon lange zu Ende ist, darüber nachdenken, wo die kleine Flasche denn jetzt vielleicht ist. Am Meeresboden? An einem englischen oder schwedischen Strand auf Entdeckung wartend? Oder doch von irgendeiner Weltströmung aufgenommen und auf einer gaaaaanz langen Reise über die Weltmeere? Wer weiß das schon…. Sie könnte aber auch eine willkommene Erinnerung an einen vergangenen Moment des Glücks sein. Vielleicht bekomme ich nämlich irgendwannn eine Antwort. Und kann mich zurückerinnern an die schönen Tage im Skagerrak, auf dieser noch schöneren Reise, auf der ich die Grüße abgeschickt habe. Und irgendjemand hat sich vielleicht über die unverhoffte Botschaft gefreut. Auf jeden Fall gibt es nur Gewinner… Ein herrlicher Anachronismus der die Weite der Meere und der Seefahrt unterstreicht. Und keineswegs nur für Kinder ein Spass. Im Gegenteil. Ich glaube die ausgewachsenen gestandenen Seehelden denken noch eher über die Bedeutung nach ;-) . Also: Probiert´s doch einfach mal aus, und versendet auf eurem nächsten Törn eine Flaschenpost. Kein Törn ist zu klein dafür.Die Bedeutung bleibt immer die selbe…

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Das erste Modell war zwar verbesserungswürdig, mittlerweile bin ich dann auch zum Flaschenpost-Profi geworden. Eigentlich möchte ich ja irgendwie auch, dass sie gefunden werden. Also den Verschluss anständig verschweißt und verklebt, reichlich Erkennungsmarken in verschiedenen Farben anbringen (Übrigens auch innen, falls der Rest abgewaschen wird) und noch ein wenig mit Sand beschwert. So sollte eine reelle Chance bestehen. Und falls einer von euch eine findet: Immer schön antworten! ;)

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Jetzt bin ich gerade in Skagen und sitze nach einigen schönen Tagen auf See in der Sonne. Was meine Flaschenpost jetzt wohl gerade macht….?

 

Zunächst mal alles vorbereiten...
Modell Nr. 1. Noch verbesserungsfähig.
Wohin die Reise wohl geht?
So schauts besser aus. Etwas beschwert und mit besseren Markierungen.
Gute Reise?
Wie lang sie wohl unterwegs sein wird?
Ein herrlicher Anachronismus.
Ob sie wohl überhaupt jemand findet?
...und weiter im Text!

Video of the Day: Wann hat man eigentlich genug vom Türkis des Meeres?

Gestern fragte mich meine Frau: „Und wie gehts Dir, nach vier Monaten auf dem Meer: Ist Dir da das Blau nicht manchmal zuviel? Keine Sehnsucht nach Wäldern, nach Kühle, nach schneebedeckten Bergen?“ 

Ich muss nicht lange nachdenken: Nein. Es gab keinen Moment, wo mir das Meer über gewesen wäre. Selbst in den letzten zehn Tagen, in denen ich mich mit Fieber und einer Virusgrippe herumschlug und alles andere als fit war: Das Blau des Meeres behält seine Faszination. Und selbst jetzt, wo die Tage in der Türkei kürzer werden: die Sonne geht gegen halb acht auf und gegen sieben hinter den Bergen unter, gibt es Stellen, wo das Meer noch ein klein wenig mehr Türkis ist als anderswo. Und das sanfte Rauschen ein klein wenig sanfter. Und das leise Wiegen des Schiffes noch ein klein wenig intensiver. So wie hier, in der Bucht von Bozburun, wo heute Morgen dieses Video entstand.

Wo liegt eigentlich Bozburun?

Oslo – Der letzte Wendepunkt

Oslo. Der letzte Wendepunkt und die letzte Metropole auf meiner Reise. Bei Ankunft hoffe ich also, dass der Besuch hier noch mal etwas ganz Besonderes wird.

Die Stadt macht von Beginn an einen tollen Eindruck. Im Gegensatz zu Stockholm oder Tallinn dominiert zwar keine historische Bebauung. Eher eine Art Bauhaus-Stil. Vor allem das massive berühmte Rathaus sticht da heraus. Trotzdem ist die Stadt wirklich schön. Auf den Straßen herrscht eine geschäftige und doch weniger rummelhaft-touristische Stimmung wie zum Beispiel in Stockholm. Trotzdem ist English eigentlich zweite Amtssprache dort. In Restaurants und Shops wird man oft ungefragt ohne ein Wort von sich zu geben erst mal auf English angesprochen. Selbst Norweger wechseln oft erst nach der englischen Begrüßung ins norwegische. Eine entspannt internationale Atmosphäre ist die Folge. All das lässt Oslo so herrlich unaufgeregt wirken. Ein Stadt für den zweiten Blick. Und das im besten Sinne.

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Die Stadterkundung beginnt gleich mit einem der größten Highlights. Der Skisprungsschanze Holmenkollen. Die liegt fast mitten in der Stadt und wurde zur nordischen Ski WM 2011 neugebaut. Man mag sich jetzt vielleicht fragen warum gerade eine Sportstätte so ein großes Highlight ist, doch das ist schnell erklärt. Die Schanze trohnt am Berg Holmenkollen mitten in der Stadt. Die geschwungene Stahlkonstruktion ist bei Anreise durch den Fjord schon 12NM vor der Stadt genau auszumachen und auch von fast jedem Teil der Stadt kann man den Holmenkollen immer wieder erspähen. Das heisst natürlich im Umkehrschluss: Von dort müsste man einen herrlichen Blick über die Stadt haben. Im angeschlossenen Skimuseum lernt man dann noch, welche Bedeutung der Skisport für die nationale Einigung Norwegens hatte. So versteht man die Faszination der Norweger für dieses “Nationalheiligtum” noch viel mehr. Und tatsächlich: Der Blick von der Spitze des Sprungturmes ist atemberaubend. Selbst an einem dunstigen Tag bekommt man einen tollen Eindruck vom Stadt- und Fjordgebiet. Auf einen Sprung hab ich allerdings lieber verzichtet. Natürlich nur, weil kein Schnee lag! ;-)

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Zurück in der Stadt muss natürlich noch ein wenig Kultur sein. Und was gäbe es da für einen geschichtsversessenen Segler besseres als ein Wikingerschiffmuseum. Dort sind einige ausgegrabene und erhaltene Originalschiffe aus Wikingerzeiten ausgestellt. Wenn man davor steht ist es kaum zu glauben, dass diese Gefährte über 1000 Jahre alt sind. Das lässt natürlich auch für so manchen GFK Schatz hoffen. ;-) Und: Wenn man so vor diesen extrem breiten Konstruktionen steht, kann ich mir schon vorstellen, dass diese Schiffe extrem seetüchtig sein. Was ich mir vorher nie so wirklich erklären konnte…

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Der Tag schließt mit einem Abstecher ins Osloer Nachtleben. Und auch das braucht sich vor der Kapitale von Skandinavien nicht zu verstecken. Ganz im Gegenteil… Am Abend erwacht die Innenstadt fast in ganzer Ausdehnung zu einem zweiten Leben. Überall finden sich feierfreudige Norweger, versteckte Bars und Szenetreffs. So gibt es eine ganz neue Ebene des Stadtbummels, denn das Nachtleben beschränkt sich nicht nur wie so oft auf ein Viertel.

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Tags drauf steht also erst mal ausschlafen an. Und als Gewissensausgleich mache ich mich danach wieder auf zur Museumshalbinsel Bygdøy. Neben dem Wikingerschiffmusuem gibt es nämlich noch gleich 3 andere Schiffsmuseen. Ein letztes Mal gebe ich mir also die volle Dröhnung. Und das hat sich gelohnt, denn alle sind irgendwie Themenbezogen. Das Fram-Museum beherbergt die originalen, übrigens von Colin Archer gezeichneten, Expeditionsschiffe der norwegischen Nationalhelden Roald Amundsen und Fridtjof Nansen. Das Kon-Tiki Museum dementsprechend die Originalflöße von Thor Heyerdahl, mit denen er im Dienste der Wissenschaft Pazifik und Atlantik überquerte. Wahre Schätze für alle Seefahrtsbegeisterten also. Das “generelle” Schifffahrtsmuseum hingegen bringt einem vor allem die individuelle Bedeutung der Schifffahrt für die Seefahrernation Norwegen bei. 7% der Weltschifffahrt auf 0.1% der Weltvbevölkerung.  So viel über verschiedenste Facetten der Seefahrt hab ich echt an einem Tag noch nie vor den Latz bekommen.  Noch besser an dem Tag ist nur noch das Ende. Der Stadthafen Aker Brygge liegt direkt im gleichnamigen Neubauviertel. So eine Art Osloer Hafencity in fertig. Und genau am anderen Ufer liegt die historische Festung Akershus. Und irgendwie scheint da ein Restaurant zwischen den verschiedenen Mauern zu sitzen. Also mal schauen! Und tatsächlich: Das Festungsrestaurant ist eine echte Entdeckung. Keine miese Museumsspelunke für Touristen sondern bestes Essen auf der Festungsmauer mit Blick über die Osloer Hafengegend und Innenstadt. Und auch die Holmenkollen Schanze liegt natürlich im Blickfeld. Ein guter Wein und ein traumhafter Sonnenuntergang runden einen perfekten Tag ab.

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Übers Wochenende bekomme ich noch mal kurz Besuch. Gut also, dass das kulturelle Pflichtprogramm schon abgearbeitet ist. Danach erkundet sich eine Stadt immer wesentlich entspannter. Wochenende ist wie bereits mal erwähnt Hochsaison in Norwegen. Im Gegensatz zu den Schweden ist dann auch noch im September jede Badewanne draussen auf dem Wasser. Und bei 23 Grad gleich dreimal. Auch in der Innenstadt, vor allem in Wassernähe, ist es voll. In Aker Brygge findet auch noch eine Art Essenfestival, die Matstreif, statt. Perfekt zum mal zu schauen was Norwegen denn so kulinarisch zu bieten hat. Und eine weitere, echt überraschende Erkenntnis hält das Wochenende bereit. Norwegen ist trotz des hohen Preisniveaus echt gut zum shoppen geeignet. Keine EU Mitgliedschaft heisst zwar leider keine unbegrenzten Mengen Dosenbier für die Segler, aber eben auch Tax Refund bei der Heimreise! Wie bei Reisen nach Übersee.. So lässt sich ein warmer Samstag perfekt in klimatisierten Läden verbringen. Trotz des Trubels ist die Stimmung überall friedlich und entspannt. Überall sitzen menschen und tanken noch mal Sonne vorm norwegischen Winter, stehen wie die Schweden in langen Reihen vor den Eisläden, freuen sich einfach am Wochenende. Eine wirklich tolle Stimmung. Ein anlässlich der Matstreif norwegisch inspiriertes Abendessen in einem tollen Seafood-Restaurant komplettiert dann einen perfekten Sommertag. Ein wirklich einmaliges und nur hier mögliches kulinarisches Erlebnis. (Ich muss grad noch mal erwähnen, dass wir Mitte September haben).

 

P1040663Oslo scheint eine extrem lebenswerte Stadt zu sein. Es ist keine touristisch überfrachtete Metropole wie Riga oder Stockholm. Eher eine Perle für Genießer. Und das in Sachen Sightseeing und Kultur, wie auch Shopping und Essen. Und das Meer ist direkt vor der Tür. Es scheint, als ob jeder Osloer mindestens 2,5 Boote sein eigen nennt. Der Oslofjord ist ein perfektes Revier für alle Arten von Wassersport. Hier würde ich es lange aushalten…  Oslo hat einen perfekten letzten Wendepunkt geliefert. Ein weiterer Grund, weswegen ich nur ungern den letzten Heimweg antrete…

Im Vergleich: Sechs Onlinewetter-Dienste bei Starkwind-Vorhersage. Und was man daraus lernen kann.



Die Kykladen sind im August als Starkwindrevier bekannt. Prompt kündigen Windguru (oben) und Windfinder für Montag/Dienstag 18./19. August Starkwind bis 7 bft. an. In der Isobarenkarte sieht das Ereignis so aus:

     Griechenland ganz rechts außen, neben dem grünen Balken. Zwischen einem Hoch über Sizilien und einem Tief über der Osttürkei „stauchen“ sich die Isobaren ein klein wenig. Nichts Ungewöhnliches. Aber eben bis 7 bft.

Ich beschließe, mich in die Nordecke von Paros, in die Bucht von Naousa zu verholen und dort vor Anker sechs Online-Dienste zu testen: 
Wie zutreffend sind die Vorhersagen? 
Wie präzise?
Reichen denn die kostenlosen Online-Dienste aus? Braucht man wirklich einen Kostenpflichtigen?
Wie sieht die optimale Törn-Vorbereitung aus?
Und: gibts tatsächlich „The-One-and-Only“: den einen Online-Dienst, der besser ist als alle anderen? Und alle anderen überflüssig macht?

Hier die Ergebnisse:

Die getesteten Wetterdienste
1.1 Die „Tabellarischen“
Sie geben in übersichtlicher Tabellenform die Ergebnisse wieder.

Windfinder



Ist seit Jahren im Standardrepertoire der meisten Fahrtensegler: vor allem auf Kiter, Paraglider, Surfer, Segler spezialisiert. Aber ist er „der Beste“?

Windguru

Weniger bekannt, von mir seit Jahren bevorzugt ob seiner vielfältigen Programmier- und Einstellungsmöglichkeiten: www.windguru.cz. Genauso wie Windfinder auf weltweit auf Kiter, Paraglider, Surfer, Segler spezialisiert. Aber finde ich ihn nach dem Test immer noch gut?

HNMS


Der Online-Wetterdienst des HELLENIC NATIONAL METEOROLOGIC SERVICE. Was Offizielles. Ich benutze hier besonders die Seite mit den WARNINGS. Schmucklos, spartanisch, lakonisch, wertvoll. Reicht das?

1.2 Die grafischen Windkarten

Poseidon

Allen Griechenland- und Türkei-Fahrtenseglern bestens bekannt. Windkarten im Drei-Stunden-Takt. „Blau“ für Entwarnung, „Gelb“ ist dann schon 5 bft., „orange“ entsprechend darüber bei 6,7, 8 bft.

Passageweather


Weniger bekannt. Ebenfalls einfache Windkarten im 3-Stundentakt.

1.3 Kostenpflichtige App

Meteo Consult

Für mich der Neuling im Sextett, eine Empfehlung eines MARE PIU-Lesers. Wartet mit einer verblüffenden Informationsdichte auf: Lokales Wetter, frei wählbares, einstellbares Streckenwetter, Isobarenkarte, die das „große“ Wettergeschehen erklärt. Aber liegt METEO CONSULT auch richtig?

PocketGRIB

PocketGRIB kann man sich im Appstore herunterladen für wenige Euro und liefert dafür regionale Windkarten für animierte, eine Woche weit reichende Wetterfilme inklusive Regenvorhersage. Großer Vorteil: Klitzekleine Download-Mengen von wenigen kb (!!) machen PocketGRIB auch für den Download in Gebieten mit ganz schlechtem Empfang attraktiv. Aber macht das allein schon PocketGRIB zu einem guten Instrument?

Was sich tatsächlich am 18./19. August in Naousa/Nord-Paros abspielte

Pünktlich und gemäß allen Vorhersagen stieg der Wind in der Nacht von Sonntag auf Montag deutlich an. Höchste gemessene Knotenzahl dann am Montag Abend mit 36 Knoten. Höchster Durchschnittswert knapp 19 Knoten. Dienstag Vormittag Wetterberuhigung, Nachmittag erneut auffrischender Meltemi. 

Und an Bord vor Anker fühlte sich das so an wie im Video:

Zum Video hier klicken.

Die Testergebnis in sieben Punkten:

1. Der Beste
Gleich vorweg: Den gibt es nicht! Bei diesem „eindeutigen“ Windereignis lagen alle getesten Wetterdienste mehr oder minder richtig. Unterschiede gibt es, wie genau die Wetterdienste an die gemessenen Knoten-Spitzenwerte herankamen. Und da war am zuverlässigsten der lakonisch-wortkarge Grieche HNMS. Der sagt aber einfach nur „NW 6 or 7“. In der Knotenzahl stimmt das annähernd. Aber im zeitlichen Verlauf ist es zu wenig aussagefähig.

Fazit: Einer allein reicht nicht. Es hilft nicht: zwei bis drei Wetterdienste sollten nach wie vor herangezogen werden.

2. Die Spitzenwerte: zu niedrig vorhergesagt
Der Montag brachte in Naousa auf Nordparos fast durchweg Spitzenwerte in den Dreissigern. Das ist in diesem Starkwindrevier immer mal „drin“. Nur: endeten die Vorhersagen fast aller Wetterdienste bei 26 und 27 Knoten.

Fazit: Zukünftig immer 10 Knoten zum Spitzenwert dazurechnen. Dann liegt man – was die Ägäis angeht – nicht verkehrt.

3. Die Durchschnittswerte: zu hoch vorhergesagt
22-27 Knoten – wie die meisten prognostizierten – war selten. Der höchste drei-Stunden-Durchschnittswert am Montag Nachmittag lag bei 18,9 Knoten, also weit geringer.

Fazit: In den Spitzen wirds deutlich mehr als vorhergesagt. Das Mittel liegt drunter.

4. Was ist besser: kostenlos oder „paid“?
Die kostenlosen Wetterdienste reichen für mich als Fahrtensegler vollkommen aus. und lassen wenig Wünsche offen. Lokale Gegebenheiten wie Kap- oder Düsen-Effekte, Winddreher zwischen Inseln halte ich für schlicht nicht voraussagbar, zumal in der Ägäis. Da gibts immer nur Näherungswerte.
Ebenso ist eine Vorhersage von mehr als einer Woche kritisch zu betrachten – so gerne man es auch hätte.

Eine Einschränkung: Da nur eine kostenpflichtige App im Test war und PocketGRIB für mich eher „mittelmässig“ abschnitt, ist der Anteil der getesteten „Kostenpflichtigen“ nur mit Einschränkung repräsentativ.

5. Was ist besser: Tabellarisch oder Grafisch?
Auch hier ergibt sich kein „besser“, kein „schlechter“. Der Mix aus beidem macht es: Eine „tabellarische“ Wettervorhersage wie die von WINDFINDER oder WINDGURU erlaubt eine halbwegs verlässliche Vorausschau auf eine Woche. Mit einem Blick.
Eine gute Windkarte wie die von POSEIDON erlaubt einen Überblick über über das großräumige Wettergeschehen. Auf einen Blick. 
Aus beidem kann man gut Schlüsse ziehen, was die eigene Taktik angeht: Gehe ich die nächsten drei Tage in den Kykladen südlicher? Oder hat’s da ein Beaufort mehr Wind? Bleib ich, wo ich bin? Oder sieht’s im Norden von Paros besser aus?

6. … ja aber: was ist denn jetzt wirklich der Beste?
Klarer Punktsieger: METEO CONSULT.
– lag (in diesem Fall!) ziemlich richtig.
– bietet mit Tabellarischer und grafischer und Isobarenkarte informativ am meisten.
– bietet auch „Streckenwetter“
Sollte man sich auf alle Fälle ansehen. Allerdings habe ich später in der Türkei die Erfahrung gemacht, dass METEO CONSULT gerne mal „Starkwind“ vorhersagt, wo alles ruhig bleibt.

Zweiter Sieger: Windguru, fast gleichauf Windfinder
– lag ziemlich richtig; zuverlässig
– für jeden Ort ist das Wetter programmierbar

Dritter Sieger: HNMS, fast gleichauf Poseidon
– nationale Wetterdienste, die man einfach immer auch heranziehen sollte.

7. … und wie ermittle ich jetzt das Wetter auf meinen nächsten Törn?
Nicht anders wie bisher:
– Täglich in drei Wetterdienste der unter 6. genannten Testsieger schauen: 
In einen „Lokalen“. 
In einen „Tabellarischen“. 
In einen „Grafischen“.
– deren Vorhersagen für die nächsten drei Tage in mein Logbauch aufnehmen;
– nach der besten Vorhersage fahren. Aber einen „Plan B“ in der Tasche haben, wenn die schlechteste Vorhersage eintritt.

Musik an Bord: Calvin Harris

Der Sommer ist noch mal mit Pauken und Trompeten zurück!  Da muss ich auch noch mal passende Musik vorstellen.

Heute noch einmal etwas aus dem Bereich der elektronischen Partymusik. Allerdings leicht mit Pop gemixt und deswegen perfekt für einen tollen, warmen Sommersegeltag zu verwenden. Die Rede ist vom schottischen Produzenten Calvin Harris. Einer meiner Lieblingsmusiker, und schon echt lange erfolgreich. Der ist wie bereits erwähnt vor allem im Elektropop unterwegs, lehnt sich gerne an 80er Kompositionen an, macht aber vor allem immer wieder mit echt genialen Kompositionen zusammen mit Musikern anderer Stilrichtungen von sich reden. Ob Pop, Soul oder Hip Hop, keine Stilrichtung ist da vor ihm sicher. Dadurch wirkt seine Musik echt variabel und kaum jemand fühlt sich davon in großer Runde wirklich gestört. ;-) Kein Wunder, dass der gute Mann auch im Radio erfolgreich ist…

An Bord sorgt seine frische Musik immer für herrliche Sommerstimmung. Falls ihr bei dem tollen Hochdruckwetter im Moment also noch mal raus kommt: Legt mal ein Stück von ihm auf und lasst euch überzeugen! Es lohnt sich….

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Calvin Harris auf Soundcloud