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Nonsuch in der SEGELN

Liebe Leser,

ab heute findet ihr einen Bericht über meine Machenschaften im neuen SEGELN Magazin, Ausgabe 09/14. Ab heute, 13. August, am Kiosk erhältlich. Würde mich freuen wenn ihr auch dort mal reinschaut. :-)

Euer Max

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Back into the wild

Nach ein paar schönen Tagen verlasse ich Stockholm wieder. Es geht weiter Richtung Heimat. 3 Tage lang ankere ich am Stück. Und habe eine knifflige Entscheidung zu treffen. Aber der Reihe nach…

05.08

Ich verlasse Stockholm durch die Hintertür. Ohne eigentlich genau zu wissen wie es nach Verlassen der Schären weitergehen soll. Ich habe mit dem Gedanken gespielt den Weg durch den Göta Kanal zu nehmen. Aber die Aussicht auf ewiges motoren und 58 Schleusen alleine ist irgendwie eher mäßig. Und nach dem ich die Schären hier gesehen habe wird es dort wohl auch recht voll sein. Die Alternative ist der Weg an Schwedens Ostküste entlang an Kalmar vorbei. Doch die vorherrschendenen Südwestwinde können diesen Weg recht beschwerlich machen. Und außerdem wollte ich ja eigentlich noch nicht nach hause sondern noch ein bisschen was erleben. Was also tun? Ich bin sehr unschlüssig. Die “jetzt aber wirklich definitive Entscheidung” ändert sich fast im Minutentakt.

Es gibt bei Stockholm einen kleinen Sund in Richtung Süden der einem ca. 25NM durch das Hauptschärengebiet spart. Bei der aktuellen Verkehrslage dort eine ganz reizvolle Aussicht. Nach den paar Tagen in Stockholm geniesse ich es erstmal wieder auf dem Wasser zu sein. Schon komisch, dass ich mich als Stadtmensch hier doch einfach wohler fühle. Die Fahrt durch den Skurusund ist auch ganz nett. Überall gibt es was zu sehen. Zum Beispiel Jollenfähren für diejenigen, denen die Fahrt mit der Autofähre einfach zu langweilig ist. Oder Private Bootskräne zum Abparken an Land. Am Ende des Sundes soll dann ein recht schmales Stück kommen. Die DK-Seekarte schweigt sich da weitestgehend aus. Dunkelblaue leere und der einsame Vermerk “betonnt”. Naja wird schon schiefgehen. Es folgt tatsächlich ein extrem schmaler Kanal. Sich hier mit mehr als einem kleinen Tuckerboot zu begegnen wäre eher ungünstig. Aber der Kanal fasziniert mich irgendwie auch. Auf beiden Seiten liegen verschlafene Sommerhäuser und Gärten. Sogar ein Friedhof liegt im Wasser mitten im Wald. Und überall sitzen die Schweden ganz entspannt am Ufer, spielen mit den Kindern, oder Grillen. Die ganze Atmosphäre ist total relaxt und fröhlich. Mir fällt auf, dass ich mir genau so den Göta Kanal immer vorgestellt habe. Und so fällt dann auch endlich eine Entscheidung für den weiteren Weg. Dieser kleine Sund südlich von Stockholm, die Göta-Miniatur, hat mich überzeugt. Ich werde den Weg durch den Göta Kanal nehmen. An der Küste entlang gefahren bin ich ja schon ein paar Meilen in den letzten Monaten. Warum nicht etwas neues ausprobieren? P1020387 Glücklich über diesen definitiven Entschluss steuere ich eine Bucht in der Insel Agnö an. Ein Geheimtip von freundlichen Schweden im Wasahamn. Nur leider sind die Schweden im Weitererzählen von “Geheim”tips noch besser als die meisten deutschen Boote in der dänischen Südsee. Mindestens 20 Schiffe liegen hier schon vor Heckanker oder frei in der Bucht. Naja egal, irgendwo werd ich wohl noch reinpassen. Auf weiterfahren habe ich keine Lust. Der Anker hält. Das erste mal auf über 10m Wassertiefe. Nachts ziehen schwere Gewitter über uns weg, aber alles kein Problem. P1020401

06.08

Der nächste Tag sollte mich eigentlich nach Nynäshamn führen. Aber irgendwie ist mir mehr nach nochmal ankern. Südlich der Stadt soll es tolle Buchten geben. Und ein kleines Highlight. Den Dragetskanal. Der wurde von den Schweden irgendwann im 19. Jhd in den Fels gesprengt. Kaum 4m breit und ein paar Hundert lang. Fast nehme ich mit dem Vorstag noch einen dicken Ast mit. Eine etwas surreale Erfahrung. Danach geht es in eine nette Bucht – Rassa Vikar. Leider für die meisten Segelboote durch eine Barre von 1,5m unerreichbar. Wie nett es hier ist merke ich erst als ich drin bin. Es ist keine klassische felsige Schärenbucht, sondern eher flach. Dichte Laubwälder umfassen alles und viel Schilf steht am Wassersaum. Die Bucht wird zu einer der schönsten bisher. In einem kleinen Seitenarm bin ich für mich alleine. Gehe baden, koche mir eine Kleinigkeit, Genieße das Seglerleben. Mehr brauche ich gerade echt nicht.

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07.08

Heute gabs mal wieder auf die Nase. Es hat schon einen Grund wenn die Schweden in den Innenfahrwassern bleiben. Ich möchte schnell zum GötaKanal kommen um dort noch so viel Zeit wie möglich zu verbringen bevor der Kanal auf Nebensaison und damit auf Konvoibetrieb umstellt. Die Abkürzung über die offene See war aber irgendwie eine Schnapsidee. Der Wind bläst wie üblich – 1. Entgegen allen Vorhersagen 2. von Vorn  3. Doppelt so stark. Ne Weile klappt das auch, aber der unebene Grund in diesem Seegebiet sorgt für ganz komische Wellen. Kreuz und quer, mal 1m, dann wieder bis zu 2m hoch. Alles wird durch Schiff geschleudert. Als sogar die Kühlbox sich von ihren Platz losreisst (Das hat sie trotz allem Mistwetter den gesamten Sommer noch nicht geschafft), habe ich genug und ziehe mich auch ins Innenfahrwasser zurück. Der Wind hat mittlerweile zeitweise auf bis zu Süd 7 zugelegt…. Es ärgert mich ein wenig, dass mir auch nach 4 Monaten auf See noch solche “leichtsinnigen” Entscheidungen unterlaufen. Aber egal. Abends habe ich mich noch ein letztes mal mit meinen Freunden von der Eisbeere verabredet. Wir treffen uns auf einer Insel direkt vor dem Hafen von Oxelösund. Ein toller Abend. Luke hat Labskaus gezaubert, der Wind hat sich mittlerweile komplett zur Ruhe gelegt, und ich freue mich auf den Göta Kanal. Nur die Verladegeräusche vom nur wenige 100m entfernten Hafen von Oxelösund – ein Ort der auf die Entfernung ungefähr so attraktiv wie ein sowjetisches Kohlekraftwerk oder so wirkt – stören etwas. Egal. Wir halten mit Helene Fischer und Phil Collins dagegen. Auf die dritte Nacht in Folge vor Anker. Ich könnte es ewig hier aushalten. Und morgen werd ich zur Kanalratte. P1020456

Ein letzter Blick  auf Stockholm.
Privater Bootslift. Spart das Antifouling, aber ob sich das lohnt?
Jollenfähre?!
Das Baggenskäket. Der Götakanal in Miniatur.
Pure Friedlichkeit.
Es gibt bestimmt schlechtere letzte Ruhestätten.
Alles strahlt Entspannung aus.
Skurusundet.
Nachts gewittert es am "Geheimtipp".
Echte Scheißkerle diese Kormorane..
Die Schären bei Nynäshamn
Wildromantisch.
Der Dragetskanal
Ruhig mal nach oben gucken...
Echt ne witzige Angelegenheit.
Durch eine flache Enge geht es nach Rassa Vikar.
Eine traumhafte Bucht.
Landsort. 10NM später habe ich die große Achterbahnfahrt gebucht.
Aber so ein Anblick entschädigt für den strammen Gegenwind.
Ab Morgen bin ich binnen unterwegs.

 

Musik an Bord: Buena Vista Social Club

Ein lauer Sommerabend. Ein, zwei befreundete Boote, eine tolle Ankerbucht, Kaltes Bier und Cuba Libre, und nebenan brutzelt der Grill. So könnte der perfekte Segelgrillabend aussehen. Bei mir gabs davon diesen Sommer auch schon ein paar. Nur was ist die perfekte musikalische Untermalung? Nicht jeder mag moderne Electro-Lounge Musik oder hat eine Gitarre dabei. Auch eine komplette kubanische Orchestergruppe lässt sich selbst auf modernen Raumwundern nur schwierig unterbringen. Zum Glück gibt es aber einen echten Klassiker der Bordmusik: Buena Vista Social Club.

oder solche...

Buena Vista Social Club ist ein Album das 1996 mit klassischer kubanischer Musik der letzten 70 Jahre zusammengestellt werden. Die entspannten Gitarrenklänge passen perfekt zu solchen Abenden. Da lehnt man sich gleich noch ein Stück weiter zurück. Und auch der Cuba Libre schmeckt natürlich gleich viel authentischer.

Bezugsquelle (Beispiel)

 

 

Musik wie gemacht für solche Abende...
oder solche...
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Angrillen 2014.
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Capital of Scandinavia

So nennen die Stockholmer selbst oft ihre Stadt. Natürlich zum Ärger der Osloer oder Kopenhagener. Das Venedig das Nordens soll mein nächstes Ziel sein. Frühmorgens geht der Anker hoch. In den überfüllten Schären Stockholms hat das einen großen Vorteil. In den Duschen deutscher und dänischer Yachthäfen ist der große Ansturm meist früh morgens. So um halb 8. Man möchte ja schließlich früh auslaufen. Die Schweden kommen meistens erst so um halb 10 in die Gänge. Das witzige daran: Alle, aber wirklich alle zur gleichen Zeit. Gegen 1030 ist dann kollektives Auslaufen angesagt. Wer also früh loskommt, kann wenigstens einige Stunden lang freie Fahrt genießen.

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Ich mache im Wasahafen fest. Der liegt verkehrsgünstig direkt neben dem Wasamuseum und dem Fähranleger in die Innenstadt, die aber sogar noch fußläufig erreichbar ist. Und man genießt das Panorama auf die Skyline der Stockholmer Innenstadt. Erstmal ist aber Chillen angesagt. Es hat wieder 32 Grad im Schatten. Nicht gerade das richtige Wetter für eine Stadterkundung. Abends gehts dann aber los, und ich stürze mich in die Stadt. Das zu diesem Zeitpunkt eher schon die Bars als die Geschäfte geöffnet haben ist natürlich Zufall. ;-) Und Stockholm ist auch in dieser Hinsicht eine Weltstadt. Menschen aus aller Herren Länder versammeln sich in den zahlreichen Bars der Innenstadt. Sowohl an diesem Abend, als auch am nächsten Tag erschließt die Stadt sich mir aber nicht gleich. Es gibt irgendwie kein wirklich Zentrum, alles ist sehr gestreckt. Das Stadtbild ist aber extrem schön. Fast die gesamte Innenstadt besteht aus schönen Altbauten. Da kommt gleich so ein edles Feeling auf.  Trotzdem kommt noch keine so richtige Begeisterung auf. Als ich so in einem Cafe am Hafen sitze, wird mir auf einmal auch klar wieso. Ich lebe in Hamburg, bin das Stadtleben gewohnt, und doch habe ich mich in den letzten Monaten sehr an das Leben auf See gewöhnt. Ich sitze in einer der schönsten Städte Europas bei einem tollen Kaffee, einer hübschen Bedienung und herrlichen Wetter. Und doch wäre ich grad irgendwie lieber in einem abgeschiendenen finnischen Dorf, einer nordschwedischen Schäre oder einer Stadt wie Mariehamn, die nur aus Seglern zu bestehen scheint. Diese Erkenntnis freut mich irgendwie, zeigt sie doch, dass ich die letzten Monate genau das richtige mache. Das Segeln ist genau das was mich glücklich macht, und wenn ich jetzt auch in irgendeiner Bucht an Bord sitzen könnte, schafft es nicht einmal eine so schöne und vielseitige Stadt wie Stockholm mich sofort zu fesseln. Ich glaube ich brauchte diesen Kontrast um mir dessen einmal klarzuwerden. Mit dieser Klarheit im Kopf genieße ich Stockholm auch komischerweise gleich viel mehr. Wie das wohl erst wird wenn ich nach Hamburg zurückkehre?

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Mehrere schöne Tage folgen. Das Wetter bleibt heiß und so breche ich meist erst Nachmittags in die Stadt auf. Außer beim Vasamuseum. Da lohnt sich in der Hochsaison lieber ein früher Besuch noch vorm Frühstück. Auf 200m Schlange in der prallen Sonne hab ich nicht so Bock. Außerdem ist der Laden klimatisiert. Ansonsten schlendere ich durch die Straßen, lerne Abends ein paar Schweden kennen die mich gleich nach meiner Tour ausfragen, und gewöhne mich wieder an die Zivilisation. Stockholm ist toll. Auf den zweiten Blick hält die Stadt eine nicht enden wollende Fülle an Shopping, Kultur, Gastronomie, Nachtleben, und einfach schönen urbanen Plätzen bereit. Auch hier werde ich wohl mal im Winter per Flieger vorbeischauen, denn das studentische Leben ruht im Hochsommer wegen der Ferien wohl. Trotzdem verbringe ich einige sehr entspannende Tage hier. Doch nun geht es wieder raus aufs Meer, weg von der großen Stadt. Die Erkenntnis wie wertvoll dieser Segelsommer fernab der Zivilisation ist, ist für mich das schönste an meinem Besuch an Stockholm. Klingt komisch, doch ich brauchte erst die tollen Bars und Restaurants die ich sonst in Städten so liebe um zu merken, dass die “Nonsuch” und ein toller wildromantischer Ort das Einzige ist, worauf ich nicht so schnell verzichten kann. Und genau geht es da jetzt auch wieder hin. :-)

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Vorbei an der Burg von Vaxholm, die die Einfahrt nach Stockholm bewacht.
Noch immer ist es voll...
Die Stadt ist wehrhaft. ;-)
Der erste Blick auf Stockholm ist gewaltig.
Stockholm.
Der Wasahafen liegt zentral zu allen Sehenswürdigkeiten gelegen.
Und nah an der Innenstadt.
Es ist voll. Dieses Wochenende findet auch noch der CSD in der Stadt statt.
Auch in der Altstadtist viel Leben.
Auch der kulturelle Teil kommt nicht zu kurz.
Palastwache.
CSD.
Capital of Scandinavia.
Sogar in den gepflegten Kanälen der Stadt gibt es noch Felsen... Und schlecht bezeichnet! ;-)
Alkoholmuseum.
Wasamuseum.
Hier gibt es viel über das einst größte Kriegsschiff der Welt...
...Und seine Bergung zu lernen.
Highlight ist natürlich die Wasa selbst.
Das erklärt auch die heftige Schlange schon morgens um 11...
Nonsuch im Wasahafen.
Abendstimmung.
Wasahamn.
Kungstrådgarden. Einer der zentralen Plätze der Stadt.
Das Nachtleben findet vor allem rund um den Stureplan statt.
Stockholm.
Interessante Grammatik: Nach Oben - Nicht nach Oben.
Gamla Stan - Die Altstadt.
Viel gibt es dort zu entdecken...
Und auch das Nachtleben kommt nicht zu kurz.
Der Name ist Programm.
Direkt neben dem Hafen gibt es noch ein Museum über historische Freizeitboote. Das wird natürlich auch noch mitgenommen.

Schärengarten und Sonnenstiche…

Zurück nach Schweden ging es an einem Supersegeltag. Er wäre fast schon mit der Strecke Tallinn-Helsinki zu vergleichen gewesen, wenn nachmittags nicht schwere Schauer und Gewitter aufgezogen wären. Hatte aber wenigstens nach der Hitze der letzten Tage den Vorteil, dass es zumindest vorübergehend etwas kühler wurde. Die nächsten 2 Tage ging es dann durch den Stockholmer Schärengarten in Richtung der schwedischen Hauptstadt. Und hier muss ich nun ganz ehrlich mal sagen, dass ich eher negativ überrascht war. Zum einen sind die Stockholmer Schären nicht das Traumsegelrevier für das es oft gehalten wird. Vor allem weil es sehr eng und verwinkelt ist. Es mag ein tolles Motorbootrevier sein, zum Segeln ist es glaube ich eher eingeschränkt optimal. Vielleicht ist das aber auch nur meine Einschätzung. Zum anderen ist es einfach brechend voll. Das mag allerdings auch dem Ende der schwedischen Hochsaison geschuldet sein. Die oft schmalen Fahrwasser sind voll von Schiffen, ein paar wackere Kollegen kreuzen dann noch mittendurch, und zu allem Überfluss will der Passagierdamper mit angenommer Vorfahrt auch noch genau in diesem Moment durch die Engstelle. Ganz besonders als Einhandsegler kommt man da schnell ins Schwitzen.  Das wegen konsequentem Wind von vorne in den Schärenfahrwasser der Motor ran musste, trug da schon eher zur Entspannung bei.  Und als letztes… Ja als letztes sind wir dann auch noch an mehrere schräge Schweden gekommen. Es ist schon komisch, wenn man in einen Gästehafen einläuft, und es wird den 2 deutschen Booten von Seiten der anderen Gäste klargemacht, dass man sie hier eigentlich nicht haben wolle. Echt schade…

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Ich bin immer noch mit der Eisbeere unterwegs. Die Jungs und Mädels teilten meine Einschätzung, was mir aus Gründen der Selbstreflexion bei solcher Kritik immer recht wichtig ist. Naja, mag auch ein Einzelfall gewesen sein… Am nächsten Tag suchten wir uns einfach eine nette Bucht aus. Die natürlich auch schon recht üppig belegt war. Wer Einsamkeit sucht, ist in den Stockholmer Schären also eher falsch. Dann doch lieber die Aland Inseln. Aber egal, uns ficht das alles nicht an und wir suchen uns einen netten Platz an den Schären. Mittlerweile ist es wieder glühend heiss geworden, und wir verbringen den Nachmittag an Land mit Blick auf unsere Boote. Bei der Einfahrt haben wir auf der anderen Seite einer Landzunge ein “Schärenbasiscamp” mit Tankstelle, Kiosk und Sommarcafe gesehen. Also machen wir uns auf in die ungefähre Richtung. Dabei streifen wir unbeabsichtigt das Grundstück eines Schweden. Auch in Schweden mit seinem Jedermannsrecht ist privates Eigentum selbstverständlich zu respektieren. Zäune gibt es aber auf dem Land eher selten. Der Kollege aber geht uns gleich wütend an. Gab aber nichtmal die in Schweden üblichen “Privat”-schilder, konnten wir also gar nicht wissen, und drehen natürlich um. Trotzdem bleibt bei uns allen 5 irgendwie ein schaler Beigeschmack. In Deutschland wird die schwedische zaunlose Gesellschaft ja oft etwas romantisch verklärt. Wenn die Konsequenz dann aber ist, dass man sich bei überschreiten einer imaginären Grenze gleich anschreit, ist ein Zaun vielleicht doch nicht so eine schlechte Idee… ;-)

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Egal, wir haben Urlaub wir lassen uns nicht ärgern. Wahrscheinlich ist so mancher Schwede auch nur vom heissen Wetter und der Überfüllung etwas überfordert. Wir genießen auf Umwegen dann doch noch unser Eis (unter Kennern auch in Schweden noch als “Jaätelöööö” bekannt) und kaltes Bier, eine kurze Runde schwimmen am Boot und ein selbstgekochtes Abendessen in großer Runde. Das Leben ist schön, und wir freuen uns auf Stockholm.

 

Bei geilem Wind geht es zurück nach Schweden.
Backstagsbrise.
Der Himmel über dem Söderarm-Fahrwasser empfängt uns leider weniger freundlich.
Voll ist es hier oft.
Das erste mal seit langem wird per Heckanker festgemacht.
Trotzdem finden wir ein nettes Plätzchen.
Noch immer ist es voll...
Und es geht auf Safari.
Auf Umwegen kommen wir auch noch zum heiß ersehnten Jaätelö.
Ein schönes Plätzchen am Abend...

 

 

Die Pommern – Kein Museum wie jedes Andere

“What can one do in this town? – Oh, we have a very nice maritime musuem!” Danke, kenn ich schon…

So, oder so ähnlich, hat sich nicht nur eine Unterhaltung in den letzten Monaten abgespielt. Ich möchte ja niemandem zu nahe treten, aber ein Seefahrtsmuseum gibts gefühlt an jedem gebuddelten Becken mit mehr als 3 Häusern. Die ersten sind noch interessant, aber spätestens seit Litauen wiederholt sich das ganze. Umso erwähnenswerter ist es aber, dass es auch noch maritime Gedenkstätten gibt, die wirklich fesseln und begeistern. Und die Pommern, das berühmte Museumsschiff in Mariehamn gehört definitiv dazu.

Die Decks im Originalzustand.

Meine Motivation zum Besuch war anfangs eher mäßig und eher dem “kulturellen Pflichtprogramm” von Zeit zu Zeit geschuldet. Es hat sich aber von vorne bis hinten gelohnt. Die Pommern gehört zu den Flying-P Linern der Hamburger Laeisz Reederei und ist ein Schwesterschiff der Passat und Kruzenshtern, ex Padua. Nach Mariehamn ist sie durch den åländischen Reerder Eriksson gekommen, der als letzter weltweit noch auf Segelschiffe zum kommerziellen Frachttransport setzte. Als die Pommern nicht mehr rentabel betrieben werden konnte, wurde sie der Stadt Mariehamn als Museumsschiff, mit der Bedingung sie im Originalzustand zu belassen, übergeben. Und gerade das macht ihren Reiz aus.Ich kenne viele Museumsschiffe. Die Passat, HMS Victory, und allein auf dieser Reise die Aurora oder mittlerweile die Wasa. Abgesehen von der englischen Victory war aber keins so lebendig wie die Pommern. Ich bin auch schon auf mehreren Großseglern eine Zeit lang gefahren, kenne also den Betrieb dieser Schiffe. Umso fasziniert mich, wie dieses Schiff gesegelt wurde. Wie die Mannschaft (gerade mal 24 Mann, das ist nix auf so einem Dampfer) gelebt und gearbeitet hat. Die Pommern ist mit allen Räumen bis hin zum Kielschwein frei zugägänglich. Das kommt der Lebendigkeit und dem Verständnis sehr zugute. Nur in die Toppen wollte man mich irgendwie nicht lassen… ;-)

Rigging.

Die Räume der Mannschaft, das Hauptdeck, die Ladedecks, welche heute zahlreiche Vitrinen mit Gegenständen des Schiffsbetriebs beherbergen, all das hat mich sehr beeindruckt. Wer mal auf einem Großsegler mitgefahren ist wird aber verstehen, dass mich eine Tatsache ganz besonders beeindruckt hat. Das Schiff ist von Mariehamn auf die andere Seite der Welt nach Australien oder Chile gefahren. Und das mit gerade einmal 24 Mann Besatzung. Und davon nur 16 Decksleute. Zum Vergleich: Die moderne Dreimastbark Alexander von Humboldt fährt mit ca. 60 Mann Besatzung. Diese 24 Mann mussten dieses riesige Schiff und 4 Masten komplett allein bewältigen. Das macht gerade einmal 6 Mann pro Mast. Was für eine Arbeit während der Segelmanöver, vor allem beim Brassen (Schiften der Rahen bei Halse und Wende) gewesen sein muss, kann ich mir sehr gut vorstellen. Und das Monate am Stück. Wahnsinn….

Am Ruder.

Es gibt zwar einige Erklärungstafeln und Museumsvitrinen, aber trotzdem sind die meisten Räume so hinterlassen als ob der Koch oder Bootsmann jeden Moment aus der Mittagspause zurückkommen können. Tagsüber weht die Flagge der Ålands am Besan. Und unter der Wasserlinige hört man das Plätschern der Ostsee am stählernen Rumpf. Und gerade das lässt die Pommern so lebendig erscheinen. Es ist kein steril hergerichtetes Etwas, sondern ein echtes maritimes Denkmal.

Auch das angeschlosse Museum, welches sich auf die Ålands und speziell den alten Segelschiffen widmet, ist einen Besuch wert. Auch hier sind die Exponate alles andere als alltäglich.

Ansonsten lasse ich jetzt einfach mal die Bilder für sich sprechen. Und falls es euch jemals nach Mariehamn verschlägt: Lasst euch die Pommern auf keinen Fall entgehen!

Viermastbark Pommern
Auch heute kommt das Schiff noch sehr majestätisch daher.
Die Decks im Originalzustand.
Die Kombüse.
Machen die nicht heute in Rasenmähern?
Rigging.
Die Ankerwinsch in der Vorpiek.
Das Vordeck. Wer mal auf nem kleineren gestanden hat weiss, wie es hier bei Schwerwetter rauf und runter gehen muss...
An Deck.
Also das würde ich jetzt reklamieren...
Das Mannschaftslogis. Die Mannschaftsdienstgrade umfassten nur 16 Mann!!
Die hatten zwar mechanische Fallwinschen für die Rahen zur Hilfe...
...Die weitaus häufigste Aufgabe, das Brassen, wurde aber kommplett von Hand erledigt...Ächz.
Der Großtopp
S/V Pommern.
Die Kammer des 1. Offiziers.
Die Etappe lässt es sich gut gehen...
Der Kapitän hat aber noch mehr Auswahl.
Wie in Nordkorea: Bild vom Chef an der Wand. Gustav Eriksson.
Der Kapitänssalon.
Am Ruder.
Den eigenen Kahn fest im Blick.
Ich stelle mir vor wie ruhig und stetig die Bewegungen dieses Schiffes gewesen sein mussten.
Selbst die Frachtdecks sind frei zugänglich.
Bis man alle Segel von so nem Oschi drauf hat vergeht eine Weile. Glaubt mir...
Die Seilerei.
Schiffszertifikat.
Interessanter Passagiervertrag....
10m bis zur freien Luft.
Für den Juristen: Alte Seefrachtbriedfe und Ladungsdokumente..
Das Plätschern des Wassers am Rumpf lässt das ganze Schiff lebendig wirken.
Sogar Segel werden noch fürs Foto gesetzt. Die Pommern lebt.
Wahre Worte im angeschlossenen Museum.
Nicht die Pommern! Hat nur 3 Masten.
Pamir.
Tolles anschauliches Modell eines kompletten Topps.
Auch die hiesige Schifffahrt kommt nicht zu kurz.
Jeder Aspekt wird beleuchtet.
Bis hin zur Seenotrettung...
Auch mein kleines Paradies, Kobba Klintar, wird beschrieben.
Ein kleiner, vor den Inseln gefundener, Torpedo.
Alle auf den Ålands registrierten Schiffe werden im Modell gezeigt.
Auch alte Schiffsmotoren sind ausgestellt. Kein Einheitsbrei dieses Museum....
Bei modernen Motoren hat man sich dankenswerter Weise auf einen Zylinder und eine Nockenwelle beschränkt...;)

Åland Inseln

Wenn zu viel Post aus dem Urlaub kommt, war es langweilig. Oder so ähnlich. Auf jeden Fall ´ne gute Entschuldigung für die Sendepause der vergangenen Tage. Gibt aber viel zu erzählen!

Öregrund habe ich nach einem Hafentag bei immer noch tropischen Temperaturen verlassen. Den ganzen Tag über ist es fast immer über 30 Grad warm. Die Flaute der letzten Tage machte das Ganze nicht angenehmer. Aber nun soll einen Tag mal ganz anständiger Wind wehen.  Außerdem hat sich durch die langanhaltende Hitze hier in den Schären bereits ein beachtlicher Algenteppich gebildet. Also auf zu den Åland Inseln. Auf See ist das ganze auch durch das kühlende Wasser und die leichte Brise viel angenehmer. Komisch eigentlich. Bei der Hitze will man am liebsten nichts machen, dabei ist es draußen eigentlich wesentlich angenehmer. Traumhaftes Segeln.  27 Grad, 3-4 Bft. schön von der Seite – so kann es ewig weitergehen. Wie bei allen perfekten Segeltagen kommt das Ziel dann eigentlich viel zu schnell.

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Abends komme ich auf den Ålands an. Ich wollte allerdings noch nicht zu DEM Hotspot, Mariehamn. Dort ist bestimmt eh nix mehr frei um die Zeit. Stattdessen habe ich mir etwas anderes ausgesucht. Die kleine Lotseninsel Kobba Klintar, ganz am Rand der Inseln. Die Lotsenstation ziert sogar das Cover des örtlichen Revierführers, es sollte also ganz nett werden. Dazu gehört ein noch winzigerer Hafen, der im Hafenführer eigentlich nur als Lunch-Stopover ausgewiesen ist. Egal, das Wetter ist ruhig, ich kann mich dünn machen, wird schon. Auf Kobba Klintar steht eine riesige weiße Ansteuerungsbake. Das wäre an so einem Ort nicht weiter erwähnenswert, wenn ich diese Bake nicht schon den ganzen Nachmittag vor mir gehabt hätte. Habe selten so ein markantes Seezeichen gesehen. Bei absoluter Windstille laufe ich abends in den kleinen Hafen ein. Außer mir liegt nur noch ein kleines holländisches Motorboot. Und tatsächlich, mehr als 1 Segelboot meiner Größe würde hier wirklich keinen Platz finden. Die Insel selbst ist allerdings eine Offenbarung. Die Lotsenstation beherbergt heute ein kleines Museum, es gibt ein kleines Cafe, und das Fahrwasser der Großsschifffahrt führt direkt neben uns vorbei. Einzig die Mücken nerven etwas. Die treten hier in dermaßenen Schwärmen auf wie ich es noch nie erlebt habt. Ganze Strudel die klingen wie ein Starkstrom-Transformator bilden sich über den kleinen Vegetationsnestern. Aber egal. Die Geheimwaffe ANTI-BRUMM (Das Zeug heißt wirklich so) hält mir alle vom Leib. So kann ich auch den Sonnenuntergang am Westufer der Insel genießen. Und der ist eigentlich das schönste an der Insel. Kobba Klintar markiert den traditionellen Aus- und Eingang zu den Alands. Eigentlich ist es aber eine Schäre wie viele andere, doch an solchen Orten ist der Horizont immer etwas weiter als anderswo entfernt. Es ist dasselbe Phänomen was mich an Orten wie Haparanda, aber auch dem Nordkap, Kap Finnistere in Spanien, Mizen Head in Irland, oder auch Skagen reizt. Hier ist etwas Zuende. Und dahinter wartet etwas Neues. Eigentlich sind solche klugen Sprüche meistens einfach nur nervig, doch an diesen Orten nehmen sie irgendwie Gestalt an. Und so sitze ich den ganzen Abend (gut Ok, nur bis die Mückenplage wirklich so schlimm wurde, dass die Viecher IN die Bierdose geflogen sind) am Meer, schaue raus auf die hier nicht enden wollende See, sinniere über den Zweck meiner Reise und bin einfach nur zufrieden. Mehr davon bitte.

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Morgens geht es dann nach Mariehahm. Mariehamn ist mal wieder eines der Sehnsuchtsziele schlechthin. Oft sind solche mit Erwartungen vollgeladenen Orte gerade deswegen dann aber auch irgendwie enttäuschend. Gerade deswegen will ich mir das Ganze dann aber mal ganz genau anschauen. Und schon die Ansteuerung ist echt klasse. Es geht vorbei an den gigantischen Fährterminals, dem Hotel Adlon ;-) , und natürlich der Viermastbark Pommern. Der Hafen ist zwar wie gesteckt voll, ich schnapp mir aber trotzdem aber noch einen super Platz mit Blick auf die Pommern. Selbst mich alten Skeptiker packt das Umfeld sofort. Die Stimmung im Hafen ist unheimlich fröhlich, relaxt, und international. Alle Sprachen hört man irgendwo. Das passiert einem zwar auch an anderen Orten, aber irgendwie wird Mariehamn seinem Ruf als Dreh- und Angelpunkt aller Ostseereisen direkt. Während meiner Hafentage hier sehe ich (natürlich neben alle Ostseeanrainerstaaten inklusive Russland) auch Besucher aus England, Irland, Spanien, Frankreich, Italien, den Faröern und sogar Island. Das gibts zwar selbst in Kiel-Schilksee manchmal so, aber hier ist die dadurch geschaffene Atmosphäre einfach nur genial.  Mariehamn ist auch Kreuzungspunkt für zahlreiche Fährlinien in der Ostsee. So kommt es hier beizeiten vor, dass 4 dieser Brummer gleichzeitig eintreffen oder ablegen. Und das selbst Nacht. Früherhaben die Leute sehnsüchtig den davonfahrenden Passagierdampfern hintergeschaut. Nur so kann man es erklären, dass dieses Schauspiel hier nicht etwa nervend ist, sondern seinen Beitrag zur tollen Gesamtatmosphäre leistet. Wer einmal gesehen hat, wenn 4 dieser hell erleuchteten Bettenburgen gleichzeitig nachts im Dunkeln rangieren, versteht was ich meine…

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Kurz nach meinem Einlaufen trifft auch die Eisbeere ein. der Skipper Luke ist ein regelmäßiger Leser meiner Website und darüber, und über Funk haben wir uns hier auch verabredet. Ich hab ihm einen Platz neben mir freigehalten und wir sind uns auf Anhieb sympathisch und das erste gemeinsame Anlegebier dauert recht land. Die folgenden Tage werden wir immer wieder gemeinsam die Gegend erkunden. Zuallererst lasse ich mich aber mal so richtig gehen und mache Nix. Das mache ich zwar manchmal auch, aber heute nehme ich mir mal auch nix vor. So langsam komme ich dem Zustand der Tiefenentspannung immer näher. Am Abend gibt es dann das nächste Highlight. Ein deutscher Seglermythos: Pizza in Mariehamn, direkt unter dem Heck der Pommern. Und auch hier stimmt die Überlieferung. Die Pizza ist tatsächlich die beste die ich außerhalb von Italien je probiert hab. Am Ende wird jeder Hafentag in Mariehamn mit einer Pizza garniert. Die nächsten 2 Tage vergehen dann mit Sightseeing. Zuerst mal geht es mit der Eisbeere-Crew auf die Suche nach Eis. Eis heisst auf finnisch übrigens Jäatelö. Dass auf den Ålands eigentlich schwedisch gesprichen wird ist uns in diedem Zusammenhang egal, den dieses ist wohl das einzige wirklich prägnante finnische Wort. Wir machen uns also auf die Suche, nicht ohne das Objekt der Begierde regelmäßig zu rufen. Wer sich das Wort einmal vorliest versteht, welchen belustigenden Eindruck das auf die Umwelt gemacht haben muss. Aber egal, wir sind im Urlaub. Ansonsten erkunden wir noch die Innenstadt, die Pommern (über die ich später noch mehr erzählen werde), eine kurze Radtour durch die Umgebung, klassisches Hafenleben eben. Die Abende vergehen mit den Jungs und Mädels von der Eisbeere auch immer recht fix. Und die allabendliche Pizza darf natürlich nicht fehlen.

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Am Montag legt die Eisbeere dann ab. Sie wollen die Alands noch ein wenig erkunden. Ich bin aber irgendwie immer noch mit so viel Körperspannung wie ein Faultier unterwegs und bleibe. Noch ein letzter Stadtrundgang, ein nach 4 Monaten dringend notwendig gewordener Friseurbesuch, und  dannn macht Mariehamn noch einma seinem Namen als Treffpunkt von Seglern aus aller Herren Länder alle Ehre. Neben meinem holländischen Freund aus Kobba Klintar klopft dann auch noch Karsten ans Boot. Auch ein regelmäßiger Blogleser der mich hier hat liegen sehen. Lange tauschen wir und bei Bier und italienischer Studentennahrung über unsere Erlebnisse der letzten Monate aus. So erfahre ich auch, dass ich durch meine nicht zustande gekommene Motorwartung in Tallinn wohl einem echten Gauner entwichen bin. Man muss ja auch mal Glück haben.

Am Dienstag, nach 3 Hafentagen, zieht es auch mich dann aber weiter. Komisch, mich so lange festzuhalten schaffen wirklich nicht viele Plätze, aber Mariehamn ist einfach eine perfekte Mischung. Es sind wieder 32 Grad, und auf See ist das ja nun doch wie neulich gelernt angenehmer. Ich verlasse den Hafen selbstverständlich nicht ohne eine Pizza to go. Der Wind ist schwach.  Badehosensegeln ist angesagt. Nur langsam geht es voran, doch ich möcht ja eh nur irgendeine nette Insel erreichen, egal wie weit. Ich muss ein herrliches Bild abgegeben haben. Der Autopilot steuert, die Musik brüllt. Und ich mampfe in Badehose die auf der Sprayhood geparkte Pizza. Königsstimmung.

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Der Hafen von Rödhamn ist abends schon völlig überlaufen, doch die Bucht nördlich davon sieht doch ganz gut aus. Auf dem Weg dort rein bretter ich dann fast noch ein Dinghy über. Was halten die auch direkt auf mich zu?! Hat seinen Grund, es sind nämlich Birger und Klaus von der Eisbeere, die dort ebenfalls schon vor Anker liegen. Schon witzig, da ist man einem einem Archipel mit Tausenden von traumhaften Inseln unterwegs, und schon nach einem Tag laufen wir uns wieder über den Weg.  Das Ensemble in der Bucht wird dann noch von einer englischen 60 Fuß Yacht komplettiert, die mit ihrem Bugstrahlruder beim Einlaufen ganze Schwimmgruppen auseinandersprengt. Was für ein Eimer…

Die Ålands sind toll. Nur einen Bruchteil davon habe ich gesehen, aber nun wartet Schweden wieder auf mich. Und ein Wochenende in Stockholm.

 

Auf der schwedischen Seite bewegt sich erstmal kein Windhauch.
Erst am Ende der Schären lassen sich die ersten Wellen erkennen...
Die langanhaltende Hitze hat einen 1A Algenteppich gebildet.
Draussen ist das Wetter aber super. Perfektes Sonnensegeln.
Der auf den AIS paralell laufende Holländer scheint sich um die VTG´s nicht zu scheren.
Karten, Gastflagge, Führer, Anti-Brumm. Alles für einen gelungenen Aland Trip liegt bereit.
Vielleicht die letzte Gastlandflagge dieses Jahr?!
Schon von weitem ist die Bake von Kobba Klintar zu erkennen.
Kobba Klintar.
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Der Hafen dafür aber ein purer Idyll.
Angekommen auf den Ålands.
Kobba Klintar.
Das alte Lotsenhaus. Heute ein Museum.
Im Lotsenmuseum. Dieser Dieselmotor hat über mal...
ein gigantisches Nebelhorn mit 2m Durchmesser betrieben.
Lotsenmuseum.
Der Lotse hält auch heute noch Ausguck nach ankommenden Schiffen.
Ob ihn das Meganebelhorn hinter ihm aus der Ruhe bringen kann.
Leider gibts hier auch beängstiegende Mückenschwärme.
Aber auch das kann die Stimmung nicht zerstören.
Die Landschaft ist traumhaft.
Der Kollege wohnt hier dauerhaft im Hafen.
Kein Wunder, dass dieser Bronzemaler sich die Insel als Motiv ausgesucht hat.
Der Abend an den Klippen wird einer der schöneren.
Abendstimmung.
Der Horizont reicht hier ein wenig weiter als anderswo.
Selbst die vorbeiziehende Fähre wirkt von hier aus noch idyllisch.
Ansteuerung von Mariehamn.
Ja ne, is´richtig....
Die hier beheimatete Museumsbark Pommern.
Pommern.
Wenn die Fähren hier so schnell drehen, dass sie Schlagseite bekommen, ist das Fahrwasser dicht.
Geile Karren haben die hier.
Die Innenstadt ist ansonsten eher mäßig spannend.
Das Lyceum ist aber echt schön.
Eine Seglerlegende. Pizza unter dem Heck der Pommern.
Die Pommern.
Nonsuch in Mariehamn.
Auch Nachts wenden die Fähren hier zu 4. auf einmal. Echt beeindruckend.
Mariehamn bei Nacht.
Reges Hafenleben...
....beim ASS.
4 Fähren gleichzeitig. Weil Fahrpläne auffächern langweilig ist.
Kein Platz mehr für Gastlandflaggen. Wir haben ein holländisches Schiff gekapert. Früher wurde die Flagge eines gekaperten Schiffes unter die eigene gesetzt. Ob de netten Hafenmeisterin wohl dieser Brauch bekannt war.
Neuester Shoppingtrend. Rosa Hackenporsche mit Rentnerbike.
Darf man mit dem Kennzeichen überhaupt noch fahren?
Mariehamn von oben.
Die Finnen stehen auf Oldtimer...
In Rödhamn ist es mir zu voll..
Deutlich.
Also lieber vor Anker...
Ein traumhafter letzter Abend auf den Ålands.

 

 

Kochen an Bord: Fruchtsmoothie für faule Herrentörns.

“Möcht´ jemand auch einen Apfel?”

Dieser Satz, von einem kurzfristig zugestiegenen Crewmitglied dem Rest der Crew, die sich lieber morgend gegen 10 schon das erste Bier entkorken wollte, auf einem eingeschworeren Herrentörn im Sommer 2010 strahlend entgegengeworfen, hat nur unverständliche Blicke geerntet. Bis heute wird er zum Spaß gerne wiederholt. Die übliche Antwort darauf lautet dann meistens “Ja gerne, füssig und gebrannt.” Das ist nun mal auf den meisten Herrentörns so, Das Obst wird am Ende des Törns in die Tonne entsorgt. Der Griff zur Haribotüte, den Minisalamis oder Chips ist eben irgendwie meist doch schneller. Wer nun aber wie ich etwas länger unterwegs ist, muss trotzdem auf eine halbwegs ausgewogene Ernährung achten. Vorausgesetzt der im Winter noch liebevoll gemalte Waserpass soll nicht nur von den Fischen bewundert werden.

Da im Moment bei den Temperaturen eh nicht wirklich an Kochen zu denken ist, hier mal ein Rezept für eine gute Alternative. Selbstgemachter Fruchtsmoothie. Der ist schnell hergestellt, hält sich kühl locker 3 Tage und bringt bestimmt selbst den härtesten Herrensegler noch zum Obstgenuss an Bord. Die volle Vitaminbombe an Bord. Die Zubereitung ist denkbar einfach. Ich habe es aber trotzdem mal als Rezeopt formuliert, da man oft einfach nicht auf die Idee kommt, was man denn mit dem Obst nun anstellen könnte. Vor allem in der Pizza und Bier gewöhnten Männercrew. ;-)

Den benötigten Pürierstab hat vielleicht nicht jeder an Bord dabei. Nimmt aber nicht viel Platz weg, und kann ich nur empfehlen!

Benötigte Zeit: ca. 15min, inklusive alles.
Zutaten:

Ein halber Liter Apfelsaft
300ml (Frucht(joghurt)
Saft von 3 Orangen
2 Bananen
1 Birne
2 Kiwis

Wie schon so oft sind auch hier alle Zutaten austausch- und frei kombinierbar. Wer im dänischen Supermarkt keine Kiwis bekommt, haut halt irgendwas anderes rein. Die einzigen 3 ständigen Komponenten sind eben Fruchtsaft, etwas Joghurt, und pürierte Früchte.

P1010481

Zubereitung:

 

1. Die Orangen in ein Mixgefäß auspressen. Die restlichen Früchte möglichst kleinschneiden und dazugeben.

P1010482

2. Die Früchte mit dem Pürierstab gut durchpürieren. Achtung, könnte spritzen. ;-)

Das ganze anschließend mit ca. einem halben Liter Apfelsaft und 300ml Joghurt aufgießen. Wer es flüssiger/cremiger mag kann die Menge natürlich auch anpassen. Ich habe hier Himbeerjoghurt genommen. Hat sehr gut gepasst. Alle anderen Kombinationen sind natürlich auch denkbar.

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3. Das ganze anschließend servieren. Gekühlt hält sich eine größere Menge mind. 3 Tage. Erfrischender geht in diesen heißen Tagen kaum. Guten Appetit!

Früchte, Fruchtsaft, Joghurt und ein Pürierstab sind die Grundzutaten.
Die Früchte kleinschneiden und pürieren...
....Und mit Saft und Joghurt aufgießen.
Schon fertig. Dazu noch ein gutes Buch im Schatten und der Sommertag ist perfekt.

 

Der Bottnische Meerbusen ist zu Ende – Öregrund

Den letzten Ankerplatz der Höga Kusten verliess ich unter Segeln. Spätestens ab Sundsvall hat das flache Küstenband an Steuerbord wieder mit der Berglandschaft getauscht. Der morgendliche Aktionismus wird allerdings schon nach wenigern Meilen ausgebremst. Selbst der Gennaker hängt nur noch schlaff herunter. Den herannahenden 220m Bulker auf dem Weg nach Sundsvall bremst das das leider im Gegensatz zu mir nicht aus.

Also Tüte runter, Motor an und das Weite gesucht. Leider sollte das dann auch das Programm für den Rest des Tages werden. Wenigstens gibt es dazu wieder Sonnenschein zuhauf. Lesezeit, Sonnen an Deck, es geht Südwärts. Schon komisch, seit der Höga Kusten habe ich endlich eine gewisse Entspannung gefunden. Die Wettereskapaden stören mich kaum mehr, ich finde mich damit ab. Oder mag das am Ende doch am ewigen Sonnenschein liegen? So vergeht der Tag, doch kurz bevor der eigentlich angepeilte Hafen in Sicht kommt, kommt auf einmal Wind auf. Also geht es weiter. Der Himmel glüht,  eine leichte Südwestbrise trägt die Nonsuch gen Süden, und ich löffel an meiner Astronautentüte für Nachtfahrten. Zum Kochen war ich trotz glatter See irgendwie zu faul. Diese Dinger sind sowieso genial. Eigentlich mehr eine bessere 5 Minuten Terrine laufen sie derselbigen sowie jeder Dose geschmacklich den Rang mehr als ab. Schmeckt richtig gut.

Segeln bei schönstem Sommerwetter.

Die Nacht wird angenehm. es wird nicht kälter als 19 Grad, und selbst hier, nur 100sm Luftlinie von Stockholm entfernt sieht man immer noch kaum Yachten unterwegs. Das macht das Revier bottnischer Meerbusen auch so besonders. Man hat zwar, falls gewünscht, meistens alle nötigen Einrichtungen zur Hand, es ist aber trotzdem selbst in der Hochsaison leer. Meistens hat man die Landschaft sogar komplett für sich allein.

Morgens ist der Wind dann wieder weg. Spiegelglatt ölige See begleitet mich den restlichen Weg bis nach Öregrund hinein.  Die Sonne brät wieder schon früh morgens mit 28 Grad vom Himmel. Öregrund selbst ist ein kleines Nest, welches im Sommer seine Einwohnerzahl von schwedischen Touristen mehr als verdoppelt. Die Ortserkundung hebe ich mir aber für den Nachmittag auf, wenn es etwas abkühlt… Nachmittags trifft auch die Palve zufälligerweise noch ein. Wir haben uns ja schon seit Turku immer mal wieder getroffen. Jetzt am Ende des bottnischen Meerbusens  habe ich es also doch noch geschafft die Hallberg Rassy 42 zu überholen, hehe. ;-) Im Ort selbst ist wirklich Leben, viele Restaurants und Bars reihen sich am Hafen entlang. Den Abschluss des bottnischen Meerbusens begieße ich dann noch mit einigen dort kennengelernten schwedischen Jungseglern. Und mit einem auf den anderen Tag wird es auf einmal wieder wirklich dunkel in der Nacht. Öregrund ist für mich also auch die Grenze der weißen Nächte. Schade eigentlich, aber endlich kann man mal wieder ne Nacht wirklich durchschlafen .;-)Auch am nächsten Tag drückt die Luft immer noch. Seit einer Woche geht das jetzt schon fast so. Segler sind wohl auch die einzigen Menschen, die sich bei 30 Grad im Schatten überhaupt beschweren können, geht das doch häufig mit Null Wind einher. Aber egal, ich wundere mich schon fast selbst über meine Entspannung. Einen ganzen Tag schreiben, schön im Schatten lesen, das WLAN ausgenutzt und abends ne Pizza im Hafenrestaurant. Das Leben könnte schlechter sein.

Schwedisches Sommerleben am Hafen.

Öregrund ist nicht mehr weit von Stockholm und von hier aus werde ich auf die Åland Inseln rüberfahren. Nebenbei bin ich nach ca. einem Monat auch wieder auf der gleichen geographischen Breite wie Turku angekommen. Das Abenteuer bottnischer Meerbusen ist damit beendet. In diese Zeit fielen mit Haparanda und Töre zwei absolute Höhepunkte dieses Törns. Ich habe über wochenlangen Nordwind gestänkert, einzigartige lange Nachtfahrten gemacht und die Höga Kusten für mich entdeckt. Und dabei immer diese Einsamkeit. Die Häfen sind zwar meistens belebt, aber auf See sieht man ausserhalb der Hotspots so gut wie nie jemanden. Was mich im Frühjahr manchmal noch gestört hat, gehört hier zum Revier einfach dazu und macht den Reiz eigentlich erst aus. Öregrund ist auch in sofern eine Grenze, denn auf einen Schlag bin ich mitten in der Hochsaison angekommen.

 

Segeln bei schönstem Sommerwetter.
Auf dem Weg nach Öregrund.
Leuchtturm von Öregrund.
Schwedisches Sommerleben am Hafen.
Ich bin mitten in der Hochsaison wieder angekommen.
Öregrund Gästhamn.
Nonsuch. Die kleine hat den Bottnischen Meerbusen bezwungen.
Öregrund.
Öregrund.
Brumm brumm..
Moment mal, Frau am Steuer?! ;)
Viel los am Hafen...
Öregrund.

Höga Kusten

Kurz: Dieses Revier fasziniert mich nachhaltig. Ich habe schon viele schöne Reviere gesehen. Sowohl auf dieser Reise als auch in den vergangenen Jahre. Die Höga Kusten zählt aber definitiv zu den Highlights, vielleicht sogar das schönste Revier überhaupt. So fiel mir der Entschluss hier noch eine Weile zu entspannen recht leicht.  In den vergangenen Wochen spürte ich wie die allgemeine Müdigkeit immer wieder mal zu nahm und so lege ich erstmal einen Hafentag in Ulvöhamn ein. Der verfliegt viel zu schnell. In der Sonne liegen, das Treiben am Kai beobachten. Ein kurzer Gang durchs Dorf zum Pizza holen bleibt das sportliche Ausgleichsprogramm an diesem Tag.

Viel Wind sollte der nächste Tag dann auch nicht versprechen. Völlig egal, ich bin tiefenentspannt. Der Gennacker kommt raus und wird für die nächsten 9 Stunden kaum mal angerührt. Langsam geht es mit 2-3kn vorwärts. Wenn es mal 3,5 werden bin ich schon mehr als zufrieden. Stundenlang beobachte ich einfach nur wie das Wasser lautlos am Boot vorbeigleitet, lese, mache Pläne, denke nach. So ein Tag ist der perfekte Urlaub für die Seele. Abends wollte ich mir nochmal eine richtig schöne Stelle an der Höga Kusten suchen. Strecke habe ich heute ohnehin nicht wirklich gemacht.  Mit mittlerweile nur noch 1,5kn segele ich den Sund in Richtung der Bucht Häggvik. Wobei eigetnlich ist es gar kein Sund, sondern mehr ein Fjord. Von allen Seiten wird das Wasser von bis zu 350m hohen Bergen umrahmt. Ein traumhafter Anblick. Und still ist es hier. Ein anderes Segelboot liegt vor Anker, ansonsten keine Spuren von Menschen. Das lauteste Geräusch ist mein nachgeschlepptes Dinghy. Später höre ich auf einmal Stimmen. Bin ich jetzt verückt geworden? Nein, die Stimmen scheinen wohl von dem Sommerhaus zu kommen. Schnell mal mit dem Plotter gemessen. Die Bude ist mindestens 1km Weg. Und ich kann hören wie sich die Leute dort  – wohl in Zimmerlautstärke – unterhalten. So still ist es hier. Wahnsinn.

Den ganzen Tag geht das so...

Den ganzen Tag geht das so…

Nach der Einfahrt durch die kleine Gasse, eingerahmt von Bergen, lasse ich in der kleinen Bucht den Anker fallen und mache erstmal einen kleinen Abstecher an Land. Dort gibt es auch einen kleinen Steg für Sportboote, aber mir war mehr nach Ankern nach dem Stilleerlebnis von eben. Und wen treffe ich dort: Meine Mit-Weltmeister von der “Palve”! Wir begrüßen uns standesgemäß mit “Och neee, nicht schon wieder!” und verbringen einen netten Abend mit diversen Erfrischungen an Bord. Viel zu oft schaue ich auf die dort vor den Bergen vor Anker schwoienden Nonsuch. Bis hierher hat sie mich durch alle Schwierigkeiten gebracht und mir all diese Erlebnisse ermöglicht. Immer mehr komme ich zu dem Schluss, dass dieses kleine Boot, was in wenigen Tagen seinen 30. Geburtstag feiert, einfach das perfekte kleine Ostseeschiff ist.  Einen Lagerkoller habe ich noch nie wirklich bekommen, sie ist schön anzuschauen, durch den Schwenkkiel variabel, zuverlässig und vor allem: Meins. So lasse ich sie dann auch nicht lang allein und kehre bald zurück.

Dort verbringe ich einen tollen Abend vor Anker.

Besser schlafen als bei glattem Wasser vor Anker kann man wohl kaum, und so wache ich auch erst spät auf. Eigentlich wollte ich noch einen Tag hier bleiben, doch die Höga Kusten hält so viele schöne Plätze bereit, dass ich mir lieber noch einen anderen aussuche. Leider lässt der Wind mich heute weitestgehend im Stich. Dafür brennt die Sonne den vierten Tag in Folge ganz unnachgiebig vom Himmel. Badehosen”segeln” ist das Tagesprogramm. Dazu ein gutes Buch, ne kalte Cola aus der Kühlbox. Alles super. Ich kann gar nicht so viel zu diesen Tagen schreiben, denn der Kopf ist einfach leer währenddessen. Im positivsten Sinne.  Abends suche ich mir dann wieder eine Ankerbucht. Die nahegeliegendste ist im schwedischen Hafenführer hochgelobt. Und demtsprechend auch schon komplett voll belegt. Ausserdem erinnert mich der langgezogene Schlauch mit seinen hohen Bäumen und der natürlichen Steinböschung sehr an den NOK. Und da käme man ja auch nicht auf die Idee einfach mal nachts zu ankern. ;-) Mit der Fülle an Booten ist es hier oben ohnehin komisch. Tagsüber auf See sieht man kaum jemanden. Und wenn doch, dann sind spätestens ab 1800 alle Boote vom Wasser verschwunden. Ausnahmslos. Wie weggeputzt. Fast die Hälfte aller Tage vergeht sogar ohne dass man überhaupt einen Segler geht. Seit Haparanda geht das schon so. Und das Mitte Juli, zur absoluten schwedischen Hochsaison. Die Häfen sind  jedoch abends meist doch recht voll. Sind das alle Stegsegler hier oder wie? ;-)

Zu viel Alkohol oder zu wenig Wind?

Anyway, keine 500m von der beschriebenen gibt es noch eine weitere. Zwar nach Süden offen, aber bei den heutigen Bedingungen ist das völlig egal. Die Bedingungen sind noch fast traumhafter als gestern.  Auch hier gibt es gar nicht viel zu erzählen. Man sitzt, isst, trinkt, geniesst die Szenerie. Das Hirn hat Urlaub.  Nachts schrecke ich dann doch einmal hoch. Der Ankeralarm mit seinen 90dB macht alles wach. Aber der Anker ist natürlich gar nicht geslippt. Wie auch bei diesen Bedingungen… Nur leider ist der Krachmacher auch an den AIS Annäherungsalarm angeschlossen. Im Fahrwasser nach Sundsvall, eben etwas unter einer SM entfernt zieht ein Frachter vorbei. Also weiterpennen.

Ab hier ist die Hohe Küste nun spätestens vorbei. Zusammengefasst ist es ein absolut traumhaftes Revier mit einzigartiger Szenerie. Und anders als viele Bereiche der Schären ist es auch ein Segelrevier ohne jede Einschränkungen. (Fast) keine engenen Fahrwasser, überall mehr als ausreichende Tiefen, und große Abständen zwischen den Inseln, die auch gemütliches Kreuzen zulassen. Einzoges dickes Manko: Mit ca. 800sm von Kiel aus ist es ohne Langfahrttörn fast nicht für einen urlaub zu erreichen. Wer sich aber hier hochkämpt findet Segel-, Hafen-, und Ankerbedingungen wie sie traumhafter nicht sein könnten. Breite Fahrwasser zwischen imposanter Berglandschaft, Ankerbuchten wie aus dem Lehrbuch, verlassene Fischerdörfer und Eisenminen, verschlafene schwedische Urlaubsnester und nette kleine Häfen. Hier her komme ich definitiv wieder. Egal wie.

Abends suche ich mir eine nette Ankerbucht...

 

Ulvöhamn.
Entspanntes Gennakersegeln
Die hohe Küste zieht vorbei...
Stress? Nö....
Den ganzen Tag geht das so...
Der berühmte Leuchtturm Högbonden, der höchste in Schweden, zieht vorbei.
Die Berge fallen steil ins Wasser ab.
Durch diese hohle Gasse muss er kommen...
Die schmale Einfahrt zwischen den Bergen nach Häggvik.
Maximal 10m. breit.
Dort verbringe ich einen tollen Abend vor Anker.
it Absacker auf der Palve.
Nonsuch in Schweden.
Auch hier zieht der Dunst des warmen Wassers abends durch die Gegend.
Zu viel Alkohol oder zu wenig Wind?
Flautentag 1.
Entspannt geht es gen Süden.
Größenvergleich..
Endlich findet sich auch mal wieder Zeit für ein gutes Buch.
Abends suche ich mir eine nette Ankerbucht...
...Und werde mehr als fündig...
So lässt es sich aushalten.
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Ein schwedischer Traumtag

Mittlerweile war ich über Järnäsklubb und Trysunda an der Höga Kusten gelandet. Die Anfahrt auf das Revier ist für sich genommen schon ein Traum. Irgendwann taucht eine Küstenlinie vor einem auf. Früher als sonst, aber durch die Erdkrümmung sieht sie zunächst nicht anders aus als andere auch. Aber sobald man sich weiter nähert wird sie immer größer, hört nicht auf zu wachsen, bis man sich irgendwann wie vor den Fjorden Norwegens oder den schottischen Highlands  fühlt. Als erstes ging es nach Trysunda und von da aus folgte ein absoluter Traumtag.

Höga Kusten.

Höga Kusten.

Es war Papas letzter Tag an Bord und Ziel war es, noch so viel von der Höga Kusten mitzunehmen wie möglich. Bei traumhaftem Wetter, guter Musik und einer leichten Brise ging es zunächst nach Mjälton. Mjälton wird ausschließlich von Naturhäfen und Ankerbuchten erschlossen. Wir wählten für unseren Mittagsstop die bekannteste Bucht im Osten. Kreisrund, mit nur einem kleinen Flaschenhals als Einfahrt und durchgehenden Tiefen zwischen 3 und 5 Metern erscheint sie wie eine Ankerbucht aus dem Lehrbuch. Wir drehen eine kleine über die Insel. Eigentlich war auch noch die Besteigung des Inselgipfels geplant, aber bei 30 Grad im Schatten die diesen Tag ebenfalls so gut werden ließen, nahmen wir davon dann doch lieber Abstand. Es ging weiter nach Marvikssgrunnar. Marviksgrunnar ist ein winzig kleines verlassenes Fischerdorf  und war der Tip eines Freundes. Karten gibts vom Hafen keine. Und der führt nur so ungefähr noch 1,2m Wasser. Grosser Auftritt für Nonsuch´s Kielschwert also. So gelangten wir in das winzig kleine Hafenbecken, welches nicht einmal eine komplette Drehung erlaubt. Der Begriff “sich in einen Hafen einschieben” bekommt hier eine ganz neue Bedeutung. Einige Schweden haben die ehemaligen Fischerhütten jetzt zu Sommerhäusertn umgebaut. Alles macht dennoch einen unglaublich verschlafenen Eindruck. Mehrere Stunden streunen wir durch das Dorf. Überall gibt es was zu entdecken.

Treues Schiff!

Treues Schiff!

Letztes Ziel des Tages war dann Ulvöhamn. Der Weg führt zunächst durch den kleinen Sund zwischen Süd- und Nordulvön. Der Wind ist eingeschlafen, die Sonne brennt. Aber irgendwie stört das heute gar nicht. Das Sommergefühl ist angekommen. Überall am Rand des Sundes geniessen die Schweden am Strand, auf den vor Anker liegenden Booten, oder gleich im Wasser selbst. Die schwedische Art nicht nur Mittsommer, sondern gleich den gesamten Sommer zu zelebrieren gefällt mir immer besser.

Ein ehemaliges Fischerdorf.

Ein ehemaliges Fischerdorf.

In Ulvöhamn gehts zunächst mal an die Tankstelle. Die sind hier nämlich eher spärlich gesät. Sogar der Revierführer “Norrlandskusten” spricht frei übersetzt von einem Traumrevier in dem man viele schöne Naturhäfen und keine Tankstellen findet. ;-) Das ganze wäre ja nicht weiter erwähneswert, wenn das Bezahlterminal der Tankstelle beim Auswählen der Menüsprache nicht in Hafenlautstärke gleich auch noch die passende Nationalhymne spielen würde. Fast so ein schöner Empfang wie in Kaliningrad. Jeder weiss sofort: Die Weltmeisters are back in Town! :-D Der Ort ist ein typisch verschlafener Ferienort, der schwedische Sommer ist auch hier überall spürbar. Mittlerweile ist die Mittagshitze auch verschwunden und so wird wenigstens hier die Inselspitze noch erklommen. Und der Ausblick über die “Hohe Küste” ist wirklich dramatisch. Ich fühle mich angekommen. Hier werde ich noch einige Tage verbringen. Bisher war die Tour ja manchmal doch bisweilen ein ziemliches Gehetze wegen des Wetters, aber hier lässt es sich wirklich aushalten. Besser wirds nicht.

Angelegen macht man in Ulvöhamn am besten im Hotelhafen. Dieser wird wie der Name schon sagt vom örtlichen Hotel mitbetrieben. Mit denen habe ich bisher immer nur beste Erfahrungen gemacht: Besser als jede Fullservice Marina. Das war z.B. auch schon in Liepaja so: Erstklassige Anlagen – eben dem Standard eines 4* Hotels entsprechend,  immer Top-Lage, und man hat die Services wie Restaurant und vor allem Rezeption des Hotel zur Verfügung. Gerade wenn man lange unterwegs ist, ist eine Full-Service Marina von Zeit zu Zeit immer eine ganz nette Abwechslung, aber die Hotelhäfen toppen immer alles.

Ulvöhamn.

Ulvöhamn.

Am Abend gönnen wir uns dann auch noch ein Dinner in dem hochgelobten Hotelrestaurant. Wir dachten: “Das Essen wird schon ganz nett sein”, wie es hier eben so oft ist. Nicht immer perfekt, aber  eben diese schon angesprochene schwedische Semiprofessionalität. Das Hotel hat aber die Erwartungen mehr als getoppt. Ich liebe gutes Essen, aber egal ob daheim in Hamburg oder sonstwo: So etwas habe ich selten vorgesetzt bekommen. Das ganze endet dann sogar auch in der Besttellung eines zweiten Desserts… Dann noch einen GinTonic als Absacker zum Abschied auf der Hotelterasse, und der perfekte schwedische Sommertag findet sein Ende. Ab morgen bin ich dann wieder einhand unterwegs.

Feinstes Abendessen im Hafenhotel.

Feinstes Abendessen im Hafenhotel.

Traumwetter, Einzigartige Ziele, Tolles Segeln, perfektes Essen. An diesen Tag werde ich noch lange zurückdenken.

 

Järnäsklubb. In den Hafen passen max. 3 Boote.
Die Unwetter ziehen an uns vorbei...
Die Höga Kusten kommt in Sicht.
Eine tolle Szenerie. So gar nicht Ostsee-like...
Der Felsen hat 500m gegen den Wind gestunken...
Trysunda
Kirche.
Proppevoller Gästhamn
Ausblick vom Dorfhügel.
Bei meiner Scheuerleiste macht jeder gerne frühzeitig Platz ;)
Trysunda.
Größenvergleich..
Höga Kusten.
Auf gehts nach Mjälton.
Ein Traum von einer Ankerbucht
Mjälton.
Mjälton.
Vor Anker.
Und unterwegs.
Mjälton.
Windschutz.
Ganz schön weit bei der Hitze...
Treues Schiff!
Eine Ankerbucht wie aus dem Lehrbuch.
Vll. komm ich nochmal hier her...
P1010143
Die Einfahrt ist recht sportlich.
Marviksgrunnar.
Ein ehemaliges Fischerdorf.
Mit Kapelle.
Jetzt bloss keine Flachwitze machen...
Landhebung.
Marviksgrunnar.
Türsteher.
Unter Motorbooten.
Blick über das Höga Kisten Archipel
Marviksgrunnar.
Marviksgrunnar.
Nonsuch in Marviksgrunnar.
Der singende Tankautomat.
Fahrt nach Ulvöhamn bei Traumwetter.
Flagge zeigen: Cuxhaven und Hamburg!
Malerisches Ulvön.
Ebenfalls ein ehemaliges Fischerdorf.
Ulvöhamn.
Kirche von 16hundert-schießmichtot.
Leider geschlossen...
Ulvöhamn.
Capital of Surstömming.
Rolls als Werbefläche. Wer hat, der kann...
Ulvöhamn.
Ulvöhamn.
Lotsberget.
Langer Aufstieg...
...Zur alten Lotsenstation.
Aber der Blick entschädigt!
Ulvöhamn von oben.
Ulvöhamn.
Schmatz....
Feinstes Abendessen im Hafenhotel.
Es gibt schlechtere Plätze für den Absacker...
Ulvöhamn.
Der Hotelhafen.
Top Adresse!
Luxus-Frühstück mit Blick auds Boot. Meer geht nicht!

Fussball an Bord

Fussball an Bord ist ganz einfach: Heckkorb und Bugreling bilden jeweils ein Tor. Dazwischen ist das Feld, alles ist erlaubt. Spaß beiseite, Fussball schauen am Ausland ist manchmal echt ne ganze lustige Angelegenheit. Auf einmal sucht man sich die Törnziele nicht nach Schönheit oder strategischer Lage aus, sondern nur danach ob es WLAN oder eine Kneipe mit Fernseher in Reichweite gibt. Das trägt dann manchmal ganz witzige Blüten. So wie zum Beispiel meine erste Sorge auf der wunderschönen Leuchtturminsel Kylmäpihlaja auch erst mal war: “Kann man hier irgendwie WM gucken?”.

So schön es dort auch war, leider konnte ich auf keinen Fall in Ratan bleiben. Deutschland steht im Endspiel der Fussball WM. Das ist mal mindestens ein Jahrzentereignis, ich muss mir also einen anderen Hafen suchen. Als erstes kommt mir Norrbyskär, eine Art schwedisches Ferienresort auf einer Insel südlich von Umeå in den Sinn. Da wird es wohl einen Fernseher geben. Zur Sicherheit mal angerufen: Pustekuchen. Oma feiert 80. an Land, am Sonntag ist geschlossen. Na Prima. Als Alternative in Reichweite bleibt noch der Umeå vorgelagerte Hafen von Holmsund. Dort soll es einen recht umfangreich ausgestatteten Yachtclub geben. Also los.

Endlich passte auch mal wieder über weite Strecken der Wind. Die Ankunft war dafür eher ernüchternd. Der Hafen liegt quasi mitten im Industriegebiet. Die Crew der “Palve” war auch schon dort und winkte mich begeistert ran. Konnte ich in dem Moment irgendwie nicht nachvollziehen, erklärte sich aber recht schnell: Der Yachtclub hatte im Clubraum einen riesigen Fernseher!! Klasse, konnten wir uns so doch die Fahrt in die Stadt sparen. Am späten Nachmittag war der Gästesteg dann mit 5 deutschen Booten besiedelt. Könnte also ein ganz lustiger Abend werden. Die Zeit bis zum Anpfiff wurde mit den ersten Erfrischungsgetränken und Fachsimpeleien verbracht. Schließlich sind wir nicht nur alle Weltmeister sondern eben auch 80 Mio. Bundestrainer. Das ist so ein weiteres Feature von Fussball an Bord: Rudelgucken in Gemeinschaft mit dem halben Hafen. Wo gerade bei deutschen Seglern oft als erstes die Kuchenbude aufgebaut wird und man den ganzen Rest des Tages nichts mehr voneinander sieht, bringt Fussball immer mindestens 70% der Stegbevölkerung an einen Tisch. Zumindest im Ausland, wo nicht jeder per WLAN oder DVB-T (Warum braucht man das auf einem Boot??) unter der eigenen Kuchenbude guckt. ;-)

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Der Rest des Abends ist Geschichte. Deutschland ist Weltmeister. Die anwesenden Schweden im Hafen hat das nicht so wirklich interessiert. Das wäre bei Eishockey wohl anders gewesen… In Anbetracht des fortgeschrittenen Abends und des stark gesunkenen Pegels im Glas verzichten wir auf einen Bootskorso und feilen zur Feier des Tages lieber an unseren Blasmusikkünsten am Nebelhorn. Hat auch für anständiges Flair gesorgt.

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Der schwedische Wettergott scheint kein Deutschland-Fan zu sein, denn den nächsten Tag über regnet es 14 Stunden am Stück Bindfäden. Hafentag. Gegen Abend mach ich mich dann mal über den Ort her. Abgesehen vom Supermarkt hätte ich mir das auch sparen können. Wo man in Ratan noch die ganze Zeit darauf wartete, dass Findus um die Ecke schaut, würde es einen in Holmsund nicht wundern wenn jeden Moment die New Kids oder Flodders um die Ecke kämen. Schwedisches Kontrastprogramm ;-) Egal, morgen geht es dann ja weiter. Der örtliche Yachtclub hat uns mit dem Fernseher das Finale gerettet. Ansonsten kann man an Holmsund aber ohne schlechtes Gewissen vorbei fahren. Geboten ist hier sonst nix. Und übrigens:

WELTMEISTER!

 

Die Umgebung von Holmsund war noch voller Urlauber.
Der Patholmsviken Bootsclub.
PMVK.
Mit Fernseher im Klubraum. Mehr konnten wir uns nicht wünschen!!!
Die Deutschen rücken mit Fan-Equipment ein.
Alles war zu einem Fussballabend dazugehört ist da. Chips, Getränke, Tröte, und ca. 10 Bundestrainer im Rain.
Weltmeister! Für Stimmung müssen wir leider selbst sorgen.
Holmsund. "Gute" Seite.
Holmsund. Schlechte Seite.
Holmsund.
Hafentag.
Der schwedische Wettergott ist kein Deutschlandfan...