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Ein schwedischer Traumtag

Mittlerweile war ich über Järnäsklubb und Trysunda an der Höga Kusten gelandet. Die Anfahrt auf das Revier ist für sich genommen schon ein Traum. Irgendwann taucht eine Küstenlinie vor einem auf. Früher als sonst, aber durch die Erdkrümmung sieht sie zunächst nicht anders aus als andere auch. Aber sobald man sich weiter nähert wird sie immer größer, hört nicht auf zu wachsen, bis man sich irgendwann wie vor den Fjorden Norwegens oder den schottischen Highlands  fühlt. Als erstes ging es nach Trysunda und von da aus folgte ein absoluter Traumtag.

Höga Kusten.

Höga Kusten.

Es war Papas letzter Tag an Bord und Ziel war es, noch so viel von der Höga Kusten mitzunehmen wie möglich. Bei traumhaftem Wetter, guter Musik und einer leichten Brise ging es zunächst nach Mjälton. Mjälton wird ausschließlich von Naturhäfen und Ankerbuchten erschlossen. Wir wählten für unseren Mittagsstop die bekannteste Bucht im Osten. Kreisrund, mit nur einem kleinen Flaschenhals als Einfahrt und durchgehenden Tiefen zwischen 3 und 5 Metern erscheint sie wie eine Ankerbucht aus dem Lehrbuch. Wir drehen eine kleine über die Insel. Eigentlich war auch noch die Besteigung des Inselgipfels geplant, aber bei 30 Grad im Schatten die diesen Tag ebenfalls so gut werden ließen, nahmen wir davon dann doch lieber Abstand. Es ging weiter nach Marvikssgrunnar. Marviksgrunnar ist ein winzig kleines verlassenes Fischerdorf  und war der Tip eines Freundes. Karten gibts vom Hafen keine. Und der führt nur so ungefähr noch 1,2m Wasser. Grosser Auftritt für Nonsuch´s Kielschwert also. So gelangten wir in das winzig kleine Hafenbecken, welches nicht einmal eine komplette Drehung erlaubt. Der Begriff “sich in einen Hafen einschieben” bekommt hier eine ganz neue Bedeutung. Einige Schweden haben die ehemaligen Fischerhütten jetzt zu Sommerhäusertn umgebaut. Alles macht dennoch einen unglaublich verschlafenen Eindruck. Mehrere Stunden streunen wir durch das Dorf. Überall gibt es was zu entdecken.

Treues Schiff!

Treues Schiff!

Letztes Ziel des Tages war dann Ulvöhamn. Der Weg führt zunächst durch den kleinen Sund zwischen Süd- und Nordulvön. Der Wind ist eingeschlafen, die Sonne brennt. Aber irgendwie stört das heute gar nicht. Das Sommergefühl ist angekommen. Überall am Rand des Sundes geniessen die Schweden am Strand, auf den vor Anker liegenden Booten, oder gleich im Wasser selbst. Die schwedische Art nicht nur Mittsommer, sondern gleich den gesamten Sommer zu zelebrieren gefällt mir immer besser.

Ein ehemaliges Fischerdorf.

Ein ehemaliges Fischerdorf.

In Ulvöhamn gehts zunächst mal an die Tankstelle. Die sind hier nämlich eher spärlich gesät. Sogar der Revierführer “Norrlandskusten” spricht frei übersetzt von einem Traumrevier in dem man viele schöne Naturhäfen und keine Tankstellen findet. ;-) Das ganze wäre ja nicht weiter erwähneswert, wenn das Bezahlterminal der Tankstelle beim Auswählen der Menüsprache nicht in Hafenlautstärke gleich auch noch die passende Nationalhymne spielen würde. Fast so ein schöner Empfang wie in Kaliningrad. Jeder weiss sofort: Die Weltmeisters are back in Town! :-D Der Ort ist ein typisch verschlafener Ferienort, der schwedische Sommer ist auch hier überall spürbar. Mittlerweile ist die Mittagshitze auch verschwunden und so wird wenigstens hier die Inselspitze noch erklommen. Und der Ausblick über die “Hohe Küste” ist wirklich dramatisch. Ich fühle mich angekommen. Hier werde ich noch einige Tage verbringen. Bisher war die Tour ja manchmal doch bisweilen ein ziemliches Gehetze wegen des Wetters, aber hier lässt es sich wirklich aushalten. Besser wirds nicht.

Angelegen macht man in Ulvöhamn am besten im Hotelhafen. Dieser wird wie der Name schon sagt vom örtlichen Hotel mitbetrieben. Mit denen habe ich bisher immer nur beste Erfahrungen gemacht: Besser als jede Fullservice Marina. Das war z.B. auch schon in Liepaja so: Erstklassige Anlagen – eben dem Standard eines 4* Hotels entsprechend,  immer Top-Lage, und man hat die Services wie Restaurant und vor allem Rezeption des Hotel zur Verfügung. Gerade wenn man lange unterwegs ist, ist eine Full-Service Marina von Zeit zu Zeit immer eine ganz nette Abwechslung, aber die Hotelhäfen toppen immer alles.

Ulvöhamn.

Ulvöhamn.

Am Abend gönnen wir uns dann auch noch ein Dinner in dem hochgelobten Hotelrestaurant. Wir dachten: “Das Essen wird schon ganz nett sein”, wie es hier eben so oft ist. Nicht immer perfekt, aber  eben diese schon angesprochene schwedische Semiprofessionalität. Das Hotel hat aber die Erwartungen mehr als getoppt. Ich liebe gutes Essen, aber egal ob daheim in Hamburg oder sonstwo: So etwas habe ich selten vorgesetzt bekommen. Das ganze endet dann sogar auch in der Besttellung eines zweiten Desserts… Dann noch einen GinTonic als Absacker zum Abschied auf der Hotelterasse, und der perfekte schwedische Sommertag findet sein Ende. Ab morgen bin ich dann wieder einhand unterwegs.

Feinstes Abendessen im Hafenhotel.

Feinstes Abendessen im Hafenhotel.

Traumwetter, Einzigartige Ziele, Tolles Segeln, perfektes Essen. An diesen Tag werde ich noch lange zurückdenken.

 

Järnäsklubb. In den Hafen passen max. 3 Boote.
Die Unwetter ziehen an uns vorbei...
Die Höga Kusten kommt in Sicht.
Eine tolle Szenerie. So gar nicht Ostsee-like...
Der Felsen hat 500m gegen den Wind gestunken...
Trysunda
Kirche.
Proppevoller Gästhamn
Ausblick vom Dorfhügel.
Bei meiner Scheuerleiste macht jeder gerne frühzeitig Platz ;)
Trysunda.
Größenvergleich..
Höga Kusten.
Auf gehts nach Mjälton.
Ein Traum von einer Ankerbucht
Mjälton.
Mjälton.
Vor Anker.
Und unterwegs.
Mjälton.
Windschutz.
Ganz schön weit bei der Hitze...
Treues Schiff!
Eine Ankerbucht wie aus dem Lehrbuch.
Vll. komm ich nochmal hier her...
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Die Einfahrt ist recht sportlich.
Marviksgrunnar.
Ein ehemaliges Fischerdorf.
Mit Kapelle.
Jetzt bloss keine Flachwitze machen...
Landhebung.
Marviksgrunnar.
Türsteher.
Unter Motorbooten.
Blick über das Höga Kisten Archipel
Marviksgrunnar.
Marviksgrunnar.
Nonsuch in Marviksgrunnar.
Der singende Tankautomat.
Fahrt nach Ulvöhamn bei Traumwetter.
Flagge zeigen: Cuxhaven und Hamburg!
Malerisches Ulvön.
Ebenfalls ein ehemaliges Fischerdorf.
Ulvöhamn.
Kirche von 16hundert-schießmichtot.
Leider geschlossen...
Ulvöhamn.
Capital of Surstömming.
Rolls als Werbefläche. Wer hat, der kann...
Ulvöhamn.
Ulvöhamn.
Lotsberget.
Langer Aufstieg...
...Zur alten Lotsenstation.
Aber der Blick entschädigt!
Ulvöhamn von oben.
Ulvöhamn.
Schmatz....
Feinstes Abendessen im Hafenhotel.
Es gibt schlechtere Plätze für den Absacker...
Ulvöhamn.
Der Hotelhafen.
Top Adresse!
Luxus-Frühstück mit Blick auds Boot. Meer geht nicht!

Fussball an Bord

Fussball an Bord ist ganz einfach: Heckkorb und Bugreling bilden jeweils ein Tor. Dazwischen ist das Feld, alles ist erlaubt. Spaß beiseite, Fussball schauen am Ausland ist manchmal echt ne ganze lustige Angelegenheit. Auf einmal sucht man sich die Törnziele nicht nach Schönheit oder strategischer Lage aus, sondern nur danach ob es WLAN oder eine Kneipe mit Fernseher in Reichweite gibt. Das trägt dann manchmal ganz witzige Blüten. So wie zum Beispiel meine erste Sorge auf der wunderschönen Leuchtturminsel Kylmäpihlaja auch erst mal war: “Kann man hier irgendwie WM gucken?”.

So schön es dort auch war, leider konnte ich auf keinen Fall in Ratan bleiben. Deutschland steht im Endspiel der Fussball WM. Das ist mal mindestens ein Jahrzentereignis, ich muss mir also einen anderen Hafen suchen. Als erstes kommt mir Norrbyskär, eine Art schwedisches Ferienresort auf einer Insel südlich von Umeå in den Sinn. Da wird es wohl einen Fernseher geben. Zur Sicherheit mal angerufen: Pustekuchen. Oma feiert 80. an Land, am Sonntag ist geschlossen. Na Prima. Als Alternative in Reichweite bleibt noch der Umeå vorgelagerte Hafen von Holmsund. Dort soll es einen recht umfangreich ausgestatteten Yachtclub geben. Also los.

Endlich passte auch mal wieder über weite Strecken der Wind. Die Ankunft war dafür eher ernüchternd. Der Hafen liegt quasi mitten im Industriegebiet. Die Crew der “Palve” war auch schon dort und winkte mich begeistert ran. Konnte ich in dem Moment irgendwie nicht nachvollziehen, erklärte sich aber recht schnell: Der Yachtclub hatte im Clubraum einen riesigen Fernseher!! Klasse, konnten wir uns so doch die Fahrt in die Stadt sparen. Am späten Nachmittag war der Gästesteg dann mit 5 deutschen Booten besiedelt. Könnte also ein ganz lustiger Abend werden. Die Zeit bis zum Anpfiff wurde mit den ersten Erfrischungsgetränken und Fachsimpeleien verbracht. Schließlich sind wir nicht nur alle Weltmeister sondern eben auch 80 Mio. Bundestrainer. Das ist so ein weiteres Feature von Fussball an Bord: Rudelgucken in Gemeinschaft mit dem halben Hafen. Wo gerade bei deutschen Seglern oft als erstes die Kuchenbude aufgebaut wird und man den ganzen Rest des Tages nichts mehr voneinander sieht, bringt Fussball immer mindestens 70% der Stegbevölkerung an einen Tisch. Zumindest im Ausland, wo nicht jeder per WLAN oder DVB-T (Warum braucht man das auf einem Boot??) unter der eigenen Kuchenbude guckt. ;-)

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Der Rest des Abends ist Geschichte. Deutschland ist Weltmeister. Die anwesenden Schweden im Hafen hat das nicht so wirklich interessiert. Das wäre bei Eishockey wohl anders gewesen… In Anbetracht des fortgeschrittenen Abends und des stark gesunkenen Pegels im Glas verzichten wir auf einen Bootskorso und feilen zur Feier des Tages lieber an unseren Blasmusikkünsten am Nebelhorn. Hat auch für anständiges Flair gesorgt.

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Der schwedische Wettergott scheint kein Deutschland-Fan zu sein, denn den nächsten Tag über regnet es 14 Stunden am Stück Bindfäden. Hafentag. Gegen Abend mach ich mich dann mal über den Ort her. Abgesehen vom Supermarkt hätte ich mir das auch sparen können. Wo man in Ratan noch die ganze Zeit darauf wartete, dass Findus um die Ecke schaut, würde es einen in Holmsund nicht wundern wenn jeden Moment die New Kids oder Flodders um die Ecke kämen. Schwedisches Kontrastprogramm ;-) Egal, morgen geht es dann ja weiter. Der örtliche Yachtclub hat uns mit dem Fernseher das Finale gerettet. Ansonsten kann man an Holmsund aber ohne schlechtes Gewissen vorbei fahren. Geboten ist hier sonst nix. Und übrigens:

WELTMEISTER!

 

Die Umgebung von Holmsund war noch voller Urlauber.
Der Patholmsviken Bootsclub.
PMVK.
Mit Fernseher im Klubraum. Mehr konnten wir uns nicht wünschen!!!
Die Deutschen rücken mit Fan-Equipment ein.
Alles war zu einem Fussballabend dazugehört ist da. Chips, Getränke, Tröte, und ca. 10 Bundestrainer im Rain.
Weltmeister! Für Stimmung müssen wir leider selbst sorgen.
Holmsund. "Gute" Seite.
Holmsund. Schlechte Seite.
Holmsund.
Hafentag.
Der schwedische Wettergott ist kein Deutschlandfan...

 

 

Musik an Bord: Alex Clare – The Lateness of the Hour

Bisher gab es häufig Electro und Lounge Klänge unter meinen Empfehlungen zu hören. Vor allem letzteres passt meiner Meinung nach an Bord einfach fast immer. Aber variatio delectat – Auswahl erfreut – , und so möchte ich heute mal etwas leicht anderes vorstellen.

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Alex Clare ist ein britischer Musiker. Seine Songs sind wohl am ehesten dem Soul zuzurechnen, allerdings oft mit anderen Stilrichtungen kombiniert. Die bekanntesteten Songs seines letzten Albums, „Too close“ und „Treading Water“ waren 2011, vor 3 Jahren also auch oft im Radio zu hören. Auch der Rest seines Hauptalbums ist aber echt hörenswert und hat sich seit dem bei mir an Bord irgendwie festgesetzt. Wenn ein und dieselbe Musik das neben all dem anderen was ich so zur Verfügung habe über Jahre hinweg schafft ist das immer ein Gutes Zeichen. ;-)

Hört mal rein!

 

 

Rechte am Beitragsbild: Sven-Sebastian Sajak. Lizenz: CC BY-SA 3.0 (http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/)

 

Schwedens Norden, Richtung Süden

Was nach Töre folgen würde war klar. Es ging wieder nach Süden. Ein komisches Gefühl, denn allerspätestens seit ich Danzig kurz nach Ostern verlassen habe ging es immer nur nach Norden.  Ob das Wetter es jetzt gut mit uns meint oder nicht, ist mir bis heute noch nicht so ganz klar. Nach Wochen kalten Nordwinds wurde es endlich warm. Leider gesellte sich dazu schwacher Südwind. Und der wird auch in den nächsten Wochen die vorherrschende Windrichtung bleiben. War ja irgendwie klar, dass das wenige Stunden bevor ich in Haparanda ankam so kommen würde. Naja, wenigstens ist hier der Sommer ausgebrochen.

Die Strecke nach Lulea wurde so weitgehend gegen den schwachen Südwind unter Motor zurückgelegt. Es ging weiter durch die Nordschären und wieder war hier am Anfang nix los. Erst als wir uns Lulea so bis auf 10sm näherten kamen die schwedischen Motorboote aus ihren Löchern. Und dann ging es richtig los. Alles was Beine hatte war irgendwie auf dem Wasser. Die Schweden genossen die plötzliche Wärme wohl noch mehr als wir selbst. Abends in Lulea hatten wir uns dann mit der “Palve”, einer anderen deutschen Crew, die ich bereits seit Turku immer wieder treffe, verabredet um in einer Sportsbar das deutsche Halbfinale zu verfolgen. Angesichts des Ergebnisse dachte jeder erstmal an einen kollektiven Hitzeschlag.

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Der nächste Tag begann entspannt. War auch gar nicht möglich, da das Thermometer bis auf 32° bei absoluter Windstille stieg. Schon komisch. Da fährt man nach Nordschweden auf den 65° Breitengrad, und am Ende versucht man einen Weg durch die Stadt zu finden der möglichst im Schatten verläuft. Der Besuch im schwedischen Supermarkt hatte somit neben einem vollen Bauch auch noch den Vorteil, dass es dort eine Klimaanlage gab. Überhaupt war der Besuch dort recht ergiebig, da die finnischen Supermärkte, trotz des Reichtums des Landes, eher schwach ausgestattet sind. Man mag es kaum glauben, aber Lidl ist dort in der Regel der auch vom Angebot her bestsortierteste Supermarkt. Am Abend sollte ein leichter Ostwind aufkommen. Wir machten uns also bereit am späten Nachmittag die Stadt zu verlassen. Vorher schaute ich aber noch an der Bootstankstelle vorbei. Schwedische Bootstankstelle Mitte Juli bei 32° im Schatten ist ein echtes Erlebnis. Es geht zu wie am Schlemmerbuffet eines hauptsächlich deutsch bevölkerten Clubhotels in südlicheren Gefilden. Inklusive Vordrängeln mit (!) Fendereinsatz, sich als Tankhilfe verdingenden Bikinischönheiten und dem Konsum alkoholischer Erfrischungen geschuldeter Verwechslungen von Diesel- und Benzinpistole. Bei geschätzten 300l Tank im Motorboot wohl ein eher teurer Spass.

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Es ging also weiter Richtung Süden. Am Abend kam tatsächlich der versprochene Wind auf. Aber wie! Die letzten beiden Stunden waren wir bei ölglattem Wasser motort und auf einmal legte sich der Kahn auf die Seite. Ich maß mit dem Handwindmesser 21kn Wind. Dabei war allerdings nicht einmal ein Hauch einer Windbewegung auf dem Wasser zu sehen. Sofort kam das Groß hoch und wir zischten mich 5kn durch das immer noch ölglatte Wasser. Ein irres Schauspiel, welches etwa 5 min. anhielt bevor die ersten Wellen kamen. Und zwar mit Macht. So war das jetzt eigentlich nicht angesagt. Bei 27kn Wind entschieden wir uns dann, das doch nicht die ganze Nacht mitmachen zu wollen und suchten uns lieber eine Bucht für die Nacht. Mellerstön, angeblich eine der schönsten Buchten Nordschwedens, lag fast auf dem Weg. Passender Zufall. So gegen Mitternacht trafen wir dann ein und fanden sogar noch einen Platz am kleinen Steg. Anlegebier, kurzer Rundumblick, ab in die Koje.

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Am nächsten Morgen sprach uns ein älterer Herr an, ob wir denn mit Revierführern für den Norden versorgt wären. Er stellte sich als Autor des Norrlandskusten Revierführers heraus und versorgte uns mit vielen hilfreichen Tips. Da er von meinem kleinen Schiff so weit im Norden sichtlich beeindruckt war, liess er sich auch noch zur Preisgabe einiger richtiger Geheimtips überreden. Und die scheinen wirklich Gold wert zu sein, scheint doch keiner die Gewässer zwischen Haparanda und Stockholm besser zu kennen als er. Wir legten also ab und bewegten uns mit dem abflauenden Südwind wieder südwärts. Heute war das ganze trotz des immer noch imposanten Wellengangs etwas entspannter. Gegen Abend kam der kleine Hafen von Bjuröklubb in Sicht, aber irgendwie war uns noch nicht nach anlegen und wir fuhren die Nacht durch Richtung Ratan. Der Wind schlief dann irgendwo zwar ein, aber das Himmelschauspiel einer weiteren nordischen Sommernacht tröstete über das Geknatter des Einzylinders hinweg. Morgens gegen 5 dann Ankunft in Ratan nach einer herrlichen Anfahrt durch den kleinen Sund. Alles schläft und die Sonne steht schon hoch. In die Koje zu krabbeln fühlt sich dann allzu häufig wie nach einer schweren Partynacht an.

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Ratan ist ein kleiner Ort mit einer Holzpier, geschützt von der Insel Ratanskär vor der offenen See. Die Insel ist durch die Landhebung schon recht nah an das Festland herangerückt, und so liegt man wie in einem Fluss oder Sund. Der Ort hat eine lange Tradition. So wurde hier vor über 200 Jahren gegen die Russen die letzte Schlacht auf schwedischem Boden geschlagen. Seitdem herrscht Frieden, weswegen der Ort für die Schweden auch eine besondere Bedeutung hat. Aber auch wirtschaftlich war Ratan als “Norrlands hamn” also Hafen und Zollhafen für den gesamten nördlichen Raum sehr wichtig. Viele Hinterlassenschaften zeugen von dieser Bedeutung. Wir treffen auch wieder auf die “Palve”. Das Wetter ist heute angenehmer. Die Hitze wird durch einen leichten Südwind aufgelockert. Moment mal, habe ich mich grad wirklich positiv über den Südwind geäußert? Das muss wohl die beginnende Tiefenentspannung sein… Wir verbringen den Tag mit kleineren Arbeiten dem Boot, Aufräumen und der Erkundung des Ortes. Man trifft sich im kleinen Restaurant, untergebracht im alten Zollhaus mit einem herrlichen Sommergarten. Weiße Holzmöbel auf grünem Gras hinter einem 200 Jahre alten roten Holzhaus. Ein langsam verwitternder Mittsommerbaum und ein hoher Flaggenmast mit stolzer Nationale. Schweden wie im Bilderbuch. Ich warte die ganze Zeit, obwohl der freche Bilderbuch-Kater Findus irgendwo hinter den Schuppen hervorkommt.

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So ein Mittagessen will aber auch wieder abtrainiert werden, und so setzt die gesamte Expeditionstruppe in meinem Mini-dinghy – “Ist ja schon aufgeblasen” – auf die vorgelagerte Insel Ratanskäret über. Und wer darf jeden einzelnen rüber rudern? Klar, natürlich wieder der Jüngste. :-P  Über die Insel führt ein Wanderweg. Leider nicht wirklich Bootsschuhtauglich aber der Blick über die offene See entschädigt. Der Abend wird lang.

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Am folgenden Tag hat der Südwind mal wieder richtig aufgedreht. Also lieber noch ein Hafentag. Den ganzen Tag mal einfach nur die Seele baumeln lassen. Kein Arbeiten am Boot, kein Sightseeing, kein Blog schreiben. Auch das habe ich mal wieder gebraucht um die Akkus aufzuladen. Jetzt geht es aber zurück in die Zivilisation um einen Fernseher für das große Finale zu finden.

 

Manchmal sind die Durchfahrten zwischen den Inseln erst spät zu erkennen.
Sommer"segeln".
Lulea. Zurück in der Zivilisation.
Der Name ist Programm.
Sommerschlaf der Eisbrecher.
Gammelstadt, das alte Kirchdorf bei Lulea...
...mit der passenden Kirche.
Södrahamn Lulea. Krawall und Remmidemmi..
Lulea.
Lulea.
Parkplatz?!
Landhebung Live.
Langsam fischt der Wind auf.
Hier, bei der Arbeit!
Mellerstön
Mellerstön. Tolle Bucht!
Mellerstön.
Ein weiterer Sonneuntergang.
...Nimmt man hier oben irgendwann gar nicht mehr als besonders war.
Nacht auf See.
Ratan kommt in Sicht.
Der Hafen liegt idyllisch zwischen Festland und der vorgelagerten Schäre.
Ratanskär.
Der alte Mareograf zur Messung der Landhebung.
Privattankstelle?!
Schwedischer Lunch.
Mittsommerbaum.
Schwedische Sommeridylle.
Tullgarden. Das alte Zollhaus. heute Restaurant und Museum
Sommergarden.
Dorfmuseum.
Ratan.
Bake auf Ratanskär.
Ratanskär.
Ausblick.
Blick über Ratan.
Ein Steinlabyrinth. Vorzeitlicher Glücksbringer für Fischer.
Blick auf die offene See.
Ratanskär.
Ratan hamn.
Ratanskär.
Ey kleiner, was willst du?
Drittwagen.
Der neue Mareograf zur Messung der Landhebung. Unten eine alte Marke.
Wo ist Findus.
Zollhaus.
Ratan.

 

 

Töre Hamn – Der nördlichste Punkt der Ostsee – N 65° 54,07´ E 022° 39,00´

Nach Haparanda kommt gleich der nächste Höhepunkt. Es geht nach Törehamn. Ich freue mich besonders darauf, es ist ein weiterer echter Meilenstein. Törehamn ist der nördlichste Punkt der Ostsee und dort gibt es eine kleine Tonne. An dieser Tonne festzumachen ist fast genau so magisch wie Haparanda. Zunächst aber mal geht es durch den langen Fjord dorthin. Die Landschaft sieht hier schon ganz anders aus als in Finnland. Es ist zwar nicht Norwegen, und doch türmen sich die Hügel auf beiden Seiten des Fjordes bis zu 100m hoch.  Und das alles bei bestem Wetter. Mir könnte es nicht besser gehen.

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Am 06.07.2014 gegen 1930 abends habe ich es dann geschafft. Ich mache an der nördlichsten Tonne der Ostsee fest. Damit habe ich die gesamte Ostsee von Süd nach Nord einhand bereist. Die Freude ist riesig. Auch hier mag mancher nun vielleicht sagen, dass das festmachen an irgendeiner Tonne in einem entlegenen Winkel Europas nicht wirklich spannend ist; doch für mich ist das heute Abend anders. Gänsehaut, pure Freude, Adrenalin, Aufregung. Mein ganzer Körper signalisiert mir, dass das Festmachen hier etwas ganz Großes ist. Ab hier geht es nur noch zurück. Wie beim Laufen habe ich am Ende abgeklatscht und jetzt geht es zurück. Und irgendwie ist auch der sportliche Teil meiner Reise vorbei, denn ab hier werde ich mir ein bisschen mehr Ruhe gönnen.

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Törehamn hält aber noch ein weiteres Highlight für mich bereit: Ausgerechnet genau ab hier wird mein Papa mich für einige Tage begleiten. Genau hier jemanden zu haben um die Empfindungen der letzten beiden Tage zu teilen ist natürlich ein weiteres Bonbon.

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Der Hafen selbst wird oft ein wenig negativ dargestellt. Vergammelte Stege in wenig einladender Umgebung. Stimmt aber gar nicht. Da es nun schon spät geworden war, war meine Lust den Fjord wieder rauszufahren um noch eine nette Insel zu finden begrenzt. So blieben wir also hier, was sich als Glücksgriff beweisen sollte. Am Hafen selbst befindet sich zwar ein verlassenes Betonsilo, doch dahinter ist ein netter kleiner Campingplatz (Und wenn ich einen Campingplatz als nett bezeichne will das schon was heissen), der von einem älteren schwedischen Ehepaar während der Sommerferien betrieben wird. Hier wird der Hafen bezahlt, es gibt ein kleinen Kro, und hier erhält man auch das Zertifikat über das Erreichen des nördlichsten Punktes der Ostsee. Da die Suche nach anderen Fressbuden im Ort leider ungefähr so erfolgreich wie die Suche nach einem Kühlschrank in der Antarktis war, kehren wir hier ein, und essen typisch schwedisch: Gefrästes Rentier mit Kartoffelbrei und Preiselbeeren. Herrlich! Der Abend gerät dann besonders eindrucksvoll, denn zu dem mittlerweile schon fast gewöhnlichen Abendrot gesellt sich noch feiner Dunst über der nördlichsten Bucht der Ostsee. Wieder kommt dieses Mittelerde-Feeling wie schon in Haparanda auf. Man macht es mir wirklich leicht das Besondere an diesen Augenblicken zu erkennen. Auch auf die Nonsuch bin ich echt stolz. Das kleine Schiff hat mich hervorragend bis hier getragen. Das Wort Lagerkoller existiert eigentlich gar nicht. Es zeigt sich immer mehr, dass die Sirius 26 das perfekte Ostseeschiff ist.

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Die gesammelte Erschöpfung der letzten Wochen macht sich dann allerdings bemerkbar. Wir beginnen die gemeinsamen Vater-Sohn Tage mit einem Hafentag. Nach dem Erreichen der großen Ziele Haparanda und Töre schaltet mein Körper erstmal ab. Selbst lesen ist  fast zu anstrengend und wir drömeln den ganzen Tag nur so herum. Egal, ich bin angekommen. Ab jetzt geht es südwärts. Der sportliche Teil ist vorbei, ab jetzt ist Urlaub.

 

Endlich wieder Toppzeichen!
Da es jetzt entspannter durch die Inseln geht habe ich mal das Dinghy ausgepackt.
Törefjord.
Törehamn kommt in Sicht. Aber wo ist die Tonne?
Da ist sie ja!
Der verlassene Handelshafen von Törehamn
Hier gibts sogar Paparazzi an Land.
"Die" Tonne.
Am 06.07.14 um 1930: Fest! Geschafft.
Der nördlichste Punkt der Ostsee.
Nonsuch am Ziel.
Der kleine Hafenkro.
Interessante Sanitäranlagen gibt es hier im Hafen.
Törehamn.
Hier ist die Ostsee also ganz zu ende...
Magische Abendstimmung.
Nebel über dem Ende der Segelwelt.
Guests welcome!
Sonnen"untergang" in Törehamn.
Nonsuch in Törehamn.
Nonsuch

Haparanda – Rund Ostsee

Nach dem das Tief durchgezogen ist, konnte es endlich weitergehen. Ich wollte versuchen, von hier aus direkt bis nach Haparanda durchzufahren. Haparanda. Kein Name an der Ostsee klingt größer, kein Ort verkörpert den Begriff Traumziel mehr. Und doch soll es doch eigentlich nur ein kleiner Hafen am Scheitel des bottnischen Meerbusens sein, nahe der schwedisch/finnischen Grenze. Grund genug, sich das Ganze mal selbst anzuschauen.

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Der Beginn des langen Schlages war absolut super. Die Reste des Sturmtiefs, hinterliessen einen frischen Südwestwind. Perfekt für eine lange Reise nach Norden. Irgendwie war auch abzusehen, dass der Wind später wohl nachlassen würde, leider passierte das dann doch schneller als gedacht. Als ich dann irgendwann in der Nacht – die logischerweise wieder mal eigentlich gar keine war –  selbst unter Gennaker nur noch knapp 1kn machte, musste die Maschine wieder ran. Darauf hatte ich jetzt nicht so ganz spekuliert, denn wirklich viel Sprit war nach meinem Ausflug ins Nirgendwo nicht mehr übrig. Ich hielt erstmal auf Raahe an der finnischen Küste zu, um im Zweifel später noch einen Tankstop einlegen zu können. Doch daraus wurde nix. In der Nacht kam nämlich mal wieder Nebel auf, nimmt das denn nie ein Ende? Die Aussicht bei weniger als 50m Sicht 2 Stunden lang ein Schärenfahrwasser mit der Berufssschifffahrt zu teilen behagte mir gar nicht, und so blieb ich einfach draussen und nutzte den langsam wieder aufkommenden Westwind um meinem Ziel langsam entgegen zu schleichen. Los ist hier oben ja eh wirklich nichts. Yachten oder kleine Motorboote habe ich die gesamten 180sm zwischen Kummelskäret und Haparanda kein einziges gesehen, und 2 Frachter liefen mir innerhalb von knapp 2 Tagen mal über den Weg. Man merkt, dass man sich sozusagen am Ende der Welt befindet. Die Umstände meiner Ankunft verstärkten den Effekt dann nur noch: Ich tauchte in die Norrbottenschären vor Haparanda kurz nach dem nordischen Sonnenuntergang ein. Das Abendrot, welches eigentlich gleich in ein Morgenrot übergeht, die Wolken, und diese einsamen Inseln um mich herum liessen die Ankunft etwas ganz Besonderes werden. Aufgeregt auf Haparanda war ich, und froh es trotz widriger Umstände bis hier her geschafft zu haben. Irgendwann tauchte dann dann der kleine Hafen vor mir auf. Für den Mythos Haparanda hatte ich jetzt allerdings keine Zeit. Nach 43h auf See und 180 Seemeilen wollte ich erstmal gründlich ausschlafen. Fühle mich wieder wie ein Rumtreiber: Komme erst weit nach Sonnenaufgang ins Bett! ;-)

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Der nächste Tag war dann aufregend. Was ist dran am Mythos Haparanda? Was macht diesen Ort so besonders? Es gibt wohl auch keinen Ort ins der Ostsee der so sehr polarisiert. “Was soll ich da? Gibt spannendere Orte” oder “Das ist doch bloss Gipfelstürmerei dort hin zu fahren” habe ich zuvor auch vernommen. Nun zugegeben, der Hafen ist klein und im vergleich zu anderen nicht besonders spannend an sich, und doch umgibt ihn eine ganz besondere Aura. Zuerst mal ist da dieses typisch locker schwedische: “Diesel? Klingel mal bei dem alten Herren da vorne, der bedient die Tankstelle” – oder auch das offenstehende Klubhaus des örtlichen Segelvereins, in dem ohne Kontrolle das Hafengeld in einen Briefkasten eingezahlt wird. Alle eintreffenden Gäste freuen sich ganz besonders hier zu sein, und der Blick über die Ostsee ist einfach weiter und tiefer als anderswo. Und dann ist da ja noch das Herzstück des Hafens…

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Der Aufenthaltsraum des Klubhauses. Eine Art Tempel für die Ostseesegler. Über und über ist er mit den Wimpeln unzähliger Segelvereine, und kleinen Stories an den Wänden verziert, und sogar die Bänke sind fast wie in einer Kirche angerichtet. Übertrieben, mag der eine jetzt vielleicht denken, aber dies ist tatsächlich ein kleines Heiligtum. Wer nun einen antiken Tempel mit griechischen Säulen erwartet ist vielleicht enttäuscht.  Wer sowieso denkt, dass das alles überflüssiges Getue sei, dem sei der Ort eh nicht ans Herz gelegt, aber für jeden Entdecker ist das hier ein kleines Eldorado. Man darf an dieser Stelle vielleicht auch nicht vergessen, dass auch Tourensegeln ein Sport ist, und das Erreichen dieses äußersten Punktes ist auch eine sportliche Leistung. Und so kommt es dann auch, dass man seine Spuren im Klubhaus – vergleichbar mit der Gravur auf einem Wanderpokal – hinterlassen möchte. Auch ich lasse die Stander meiner beiden Segelvereine dort, und freue mich sehr, es bis hier her geschafft zu haben.  Haparanda ist, was man daraus macht. Und jeder echte Segler in dem dieser kleine Entdeckerfunke glüht, wird dem Ort etwas ganz Besonderes abfinden können.

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Den Tag verbringe ich dann noch mit ein wenig Wartung am Boot und einer Radtour nach Haparanda City. Der Muskelkater von insgesamt 40km Fahrt mit dem kleinen Klapprad wollte auch 2 Tage später noch nicht aufhören. Dafür konnte ich meine Zeit in Schweden mit einem stilechten Mahl in der nördlichsten schwedischen Botschaft der Welt beginnen. Das wars allerdings schon mit Highlights im Ort, und so mache ich mich recht schnell wieder auf den Weg zurück zum Hafen.

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Dort lasse ich den Tag mit einer Dose Bier auf der Hafenmauer ausklingen und halte einen Moment inne. Es ist nebenbei auch noch ungefähr Bergfest meiner Reise  und so bekommt das Erreichen dieses Punktes noch eine zusätzliche besondere Komponente. Ganz Nebenbei ist meine Fahrt mit dem Erreichen des Scheitels des Bottnischen Meerbusens auch zur Rund-Ostsee Fahrt geworden. Ganz konkret geplant hatte ich das von Anfang an zwar nicht, aber es wäre gelogen zu sagen, dass man sich bei meinem Zeitrahmen nicht irgendwann darauf einschießt diesen Ort als sportlichen Anreiz zu erreichen. Die Freude darüber ist nun umso größer.  Ich denke nach, schaue auf die im Kielwasser liegende Hälfte des Bottnischen Meerbusens und die Erlebnisse der letzten Monate zurück, und freue mich auf den Rückweg.

Haparanda. Rund Ostsee. Prost.

Der Beginn des Nonstopschlages nach Haparanda hätte nicht schöner sein können.
Den Nebel hätte ich mir allerdings gern gespart...
Interessante Wolken.
Einsam ist es hier oben....
Die Ankunft in den Schären vor Haparanda gerät regelrecht magisch.
Das Ende der Ostsee, der Welt, oder doch der Eingang zu Mittelerde?
Dann taucht der Hafen auf: Haparanda.
Großer Name, kleiner Hafen.
Alles ist irgendwie typisch schwedisch semiprofessionell und dadurch umso sympathischer.
Das Wetter tut sein übrigens.
Haparanda.
Das Klubhaus des Bootklubs Bothnia.
Ausflug nach Haparanda City. Mit dem Fahrrad über die finnische Grenze.
Die Torne Alv, der Grenzfluss.
Stilechtes erstes Mahl in Schweden.
Haparanda. Nicht nur Ende der Ostsee, auch nördlichster Ikea der Welt.
Haparanda.
Ganz schön weit von zuhause...
Illegale Einwanderer?!?!
Die Eisenbahn fährt zwischen den Ländern.
Ansonsten ist die Stadt unspannend...
...Selbst Ansichtskarten gibts keine. Und Glückwünsche zur silbernen Hochzeit sind ja auch irgendwie unpassend..
Haparanda Main Station
Dann lieber Abendstimmung in Haparanda.
Der Klubraum. Heiligtum der Ostseesegler.
Auch ich hinterlasse den Stander der SVC Cuxhaven
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Am Abend.
Nonsuch in Haparanda.
Der Horizont kennt hier nur eine Richtung. Und ist weiter als anderswo...

Kochen an Bord: Limonen-Minz Pasta

Ein neues Rezept für unterwegs. Klingt zwar mittelmäßig anspruchsvoll, ist aber eine ganz schnelle und sehr leckere Angelegenheit.  Selbst jede reine Männercrew bekommt das hin. ;-) Die Limonen und Minze machen das ganze schön sommerlich frisch. Vielleicht also eher für die Zeit nach dem typischen KiWo Wetter aufbewahren. ;-)

Zubereitung: Ca. 30 min. an Bord, inklusive alles
Zutaten, für 2 Personen:

1/2 Hühnerbrust pro Person
250g Nudeln – Am besten Bandnudeln oder Spaghetti
3 Limetten
ca. 12 kleine Kirschtomaten
10 Minzzweige
50g Butter
5EL Ölivenöl
2EL Zucker
Salz/Pfeffer
Evtl Parmesan

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Zubereitung

1. Die Hühnerbrust zunächst waschen und in kleine Nuggets schneiden. Evtl mit etwas Limettensaft beträufeln.

2. Die Hühnerstücke anschliessend in etwas Butter in der Pfanne gar braten. Die Nudeln nebenbei entsprechend der angegeben Garzeit aufsetzen.

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3. In der Zwischenzeit die Tomaten vierteln, die Minze von den Stielen zupfen und hacken. (Je größer die Minzstücke, desto intensiver der Geschmack), die Limetten auspressen.

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4. Sobald das Huhn gar ist den Rest der Butter, den Limettensaft, das Öl, sowie den Zucker in die Pfanne geben und kurz aufkochen und sich vermischen lassen.

5. Anschließend die Hitze reduzieren, und die Minze sowie die Tomatenstücke noch kurz mitsimmern lassen.

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6. Die Sauce dann noch mit Salz und Pfeffer abschmecken. Sehr wichtig bei diesem Gericht: Den Säuegrad kann man sehr gut mit etwas zusätzlicher Limette oder Butter regulieren. Ich persönlich mag es gerne so richtig sauer. Macht das Rezept interessanter…

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7. Zuletzt hat es sich bewährt die Sauce aufgrund der butterigen Konistenz bereits im Topf mit den Nudeln zu vermischen. Anschließend servieren und  – falls vorhanden – mit Parmesan verfeinern.

Ich wünsche euch guten Appetit und einen schönen Sommerabend an Bord! :)

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“Just a happy accident”

“We dont do mistakes, we just have happy accidents”

So erging es mir auf dem nächsten Schlag nach Norden. Nach 2 Hafentagen zur Regeneration wollte ich Vaasa mit Kurs Pietersaari verlassen. Ein Sturmtief mit kräftigem Nordwind war mal wieder im Anmarsch, und ich dachte mir das könnte ich ja gut in der Heimat von Swan und Baltic Yachts abwettern. So ging es durch das Vaasaer Kvarken Archipel gen Norden. Vorbei an furchterregenden Untiefen namens “Jackassgrund” und aus Hamburg geklauten Brückendesigns. Wieder einmal hab ich mich gewundert wie wenig hier überhaupt los ist. Selbst bei schönsten Wetter nicht weit entfernt von einer finnischen Großstadt, sieht man den ganzen Tag über kaum mehr als 10 Boote.

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Irgendwann verliess ich dann die Schären und hätte direkten Kurs Pietersaari anlegen könnten, Hätte. Wenn nicht die Ausläufer des Sturmtiefs mir schon mal einen netten Nordost 6 entgegen geschickt hätten. Kurz überschlagen, 4 Uhr nachmittag, 30sm Luftlinie, Kurs NO nach Pietersaari. Nö, danke, nicht schon wieder. Ich wollte mir also ein nettes Plätzchen in den Schären suchen. Nur ist das hier nicht so einfach wie sonst, da die Buchten hier sehr flach und steinig sind. Aber letztendlich habe ich dann doch etwas gefunden. Kummelskäret. Eine kleine Insel mit einem Steg in perfektem Windlee für das Sturmtief, und ausserdem ganz am Rand des Schärengartens, also eine perfekte Absprungposition nach Norden. Eigentlich grummelte es in mir, hatte ich doch mal wieder das angepeilte Ziel nicht erreicht, doch Kummelskäret entpuppte sich tatsächlich als “happy accident”. Ausser einer verlassenen Küstenwachstation, in der sich im Sommer jetzt ein kleines Cafe befindet, gibt es nix auf der Insel. Vll. Platz für 3 Schiffe am Steg, kein Strom, kein fließend Wasser, nur ein kleiner Pfad durch die Natur. Ich freue mich trotzdem, denn eigentlich tut das auch mal ganz gut, dafür fährt man schließlich in den äußersten Norden.

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Als ich am nächsten Morgen aufwache, ist das Theater bereits im vollen Gange: Es regnet Bindfäden, pustet aus Nord, und selbst um die Insel Kummelskäret kommen einzelne Wellen drumrum. Draußen tobt der Bär. Aber mir macht das heute nichts aus, denn es gibt keinen gemütlicheren Platz bei Schlechtwetter als die eigene Koje im Hafen, und so vergeht der gesamte Tag mit Lesen und Faulenzen. Ich muss nicht raus, ich muss einfach mal gar nix machen. Eigentlich sogar besser als Pietersaari, denn auf Werftbesichtigung bei dem Wetter hätte ich eh keine Lust gehabt. Happy accident eben.

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So verging der Tag. Zum Glück war auch absehbar, dass der Wind am nächsten Tag wieder einschlafen sollte, vorher aber noch kurz auf West drehte! So stand fest, dass ich am nächsten Tag wieder zu einem langen Schlag ausbrechen wollte. Die letzte Tat des Tages bestand dann auch darin einen großen Topf Curry für die Fahrt vorzukochen. Wenigstens noch etwas Produktives an diesem Hafentag vollbracht ;-)

 

Jackassgrund. Diese Untiefe sollte man wohl wirklich ernst nehmen...
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...Und vor der Insel auch. Abwarten ist angesagt.

Befreiungsschlag – Jetzt erst Recht!

Gegenüber meteorologischen Tiefs haben Stimmungstiefs einen deutlichen Vorteil: Wenn sie denn irgendwann vorüber sind, ist nicht gleich automatisch das nächste im Anmarsch. Und der nächste Schlag zum Norden wurde zum Befreiungsschlag.

Nach meinem letzten Artikel habe ich viel Zuspruch bekommen, das hat mir auf jeden Fall echt geholfen, vielen Dank. ;-) Überall in diesen Breiten drehen die ersten um, kommen gar nicht erst mehr hoch, oder stecken ähnlich deprimiert fest. Aber vielleicht ändert sich das auch bald… Kurz nach meinem letzten Eintrag tat sich dann auch endlich eine Lücke im Wettergeschehen auf. Der Wind würde wohl für kurze Zeit abnehmen, später sogar kurz drehen und abflauen, um dann wieder aufzudrehen. Es gab also mal wieder die Chance auf ein kleines Wetterfenster zum vorankommen. Das wollte genutzt werden, koste es was es wolle. So ging es dann am Donnerstag nach Norden. Erstmal die Nasenspitze hinter den Inseln vorstecken. Es sollte nach Kylmäpihlaja gehen. Eine winzig kleine Leuchturminsel vor Rauma. Da sie relativ weit draußen liegt übrigens auch ein guter Absprunghafen. Man muss mit stationären Wetterberichten hier oft relativ vorsichtig sein. Die Küstenstädte liegen oft 5-10sm von der eigentlichen Küste entfernt. Stationen an der Küste herauszusuchen ist wegen der finnischen Zungenbrechernamen oft schwierig. ;-) Das hat mich dann vor Uusikaupunki auch beim ersten Versuch zum Aus(f)bruch verleitet…

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Wie auch immer, ich komme also nachmittags in Kylmäpihlaja an. Die Insel ist ein winzig kleines Paradies, man hat sie noch schneller umrundet als Christiansø auf den Erbseninseln. Als ich in dem winzig kleinen Hafenbecken ankomme habe ich das Gefühl, dass meine einzige Bedingung heute Abend hier zu bleiben wohl eher illusorisch ist: Ich würde gerne einen Platz oder Internetzugang finden an dem ich das Deutschland-USA Spiel verfolgen kann. Ich würde lieber auf der kleinen Insel bleiben, als dafür ins 10sm entfernte Rauma fahren zu müssen – Das sieht aus der Ferne nämlich wenig einladend aus. Trotzdem mache ich mich mal auf die Suche und habe Glück: In den Räumen des Leuchtturms und der verlassenen Lotsenstation wird mittlerweile ein kleines Hotel mit Restaurant betrieben. Die dort arbeitenden Mädels lassen sich schnell überreden, mich das Spiel in einem nicht genutzten Zimmer schauen zu lassen. Als Dank kehre ich dann auch gleich dort zum Abendessen ein, was wiederum durch eine Inselführung mit Leuchturmbesteigung vergolten wird. Der Anblick über den bottnischen Meerbusen und die Schären der Umgebung  bei endlich mal wolkenfreiem Himmel entschädigt mich fast für die letzten Tage. Der Trip von Uusikaupunki auf diese Insel – wahrscheinlich kleiner als das Deck eines Flugzeugträgers – hat mich nur 20sm Luftlinie nach Norden gebracht. Und trotzdem war das nach dem letzten Tagen ein riesiger Schritt. Das Gefühl dem Wetter ein Stück weit entflohen zu sein und ein klitzekleines Stück voran gekommen zu sein, hebt meine Laune schlagartig und stachelt mich zu Höherem an. Ich verbringe noch einen erholsamen Abend im Hafen und studiere alle Wetterdienste am nächsten Morgen mal komplett durch: Der Dreher und die Flaute gegen Abend sollen noch anhalten. Also nichts wie los. So lange und so weit nach Norden wie es eben geht. Das kleine Erfolgserlebnis des Ausbruchs des letzten Tages und der Frust der davor liegenden Tage entladen sich in einem Gewaltschlag nach Norden.

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Gut ausgeschlafen geht es los, entlang der Küste. Ich nehme die ersten Stunden noch den letzten einschlafenden Wind mit. Der Tag vergeht ohne besondere Ereignisse. Ich lese, lausche Hörbüchern, geniesse es einfach nach der kurzen Zwangspause wieder draußen zu sein. Auch ist dies der erste Schlag seit dem Erreichen von Helsinki auf offenem Wasser. Gegen Abend lege ich einen Tankstopp in Reposaari ein. Welch glücklicher Zufall, dass die Tanke dort auch Pizza verkauft. Jeder Student weiss um die Vorzüge kalter Pizza, und auch die vor mir liegende Nacht wird durch die Reststücke des Abendessens echt aufgeheitert. Wobei, von Nacht kann man eigentlich nicht wirklich sprechen. Abgesehen von den Positionslampen für einige Stunden bleiben alle anderen Leuchtmittel ausgeschaltet. Sogar gelesen werden kann ohne zusätzliches Licht. Meine kleine Petroleumlampe dient dann auch nur ein wenig der Wärme, denn bis zu 5 Grad kalt, wird es trotz des ewigen Lichts immer noch. Die Nacht bleibt aber friedlich, ich bekomme kaum ein Schiff zu sehen, selbst in der gesamten Reichweite des AIS Empfangs tummeln sich nur 3 Frachter, und so komme ich in den bekannten 20 min Häppchen zu einigem Schlaf.

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Am Nächsten Vormittag stehe ich dann schon vor dem Eingang des Kvarken Archipels, dem Schärengarten vor Vaasa am Flaschenhals des bottnischen Meerbusens. Ab jetzt wird wieder nach Tonnen navigiert, für ca. 40sm. Alleine, nach knapp 24 Stunden unterwegs ist das trotz ner Mütze Schlaf in der Nacht relativ anstrengend. Zudem hat nun auch der Nordwind wieder zu alter Stärke gefunden und bläst zwischen den Inseln hindurch. Es wird also fürs erste wohl bei Vaasa als Ziel bleiben. Reicht ja auch… Selbst hier in den Schären ist es sehr leer. Ich sehe über den ganzen Tag bis 8 Uhr Abends nicht mehr so als 10 Boote. Die Schären hier oben lassen auch die Lieblichkeit des Turku-Archipels und seiner Ausläufer vermissen. Die flachen Buchten – über und über mit Steinen und Felsbrocken übersät – erinnern mich eher an die Buchten Estlands, wo die nötige extra sorgfältige Navigation auch nicht mit endlosen idyllischen Ankerplätzen abgegolten wurde. ;-)

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Die Anfahrt nach Vaasa gerät dann noch mal extra spannend. Es gibt hier Fahrwasser deren Tonnen maximal 70cm hoch ragende Besenstiele sind, und an denen man die an beiden Seiten vorbeiziehenden Felsen fast anfassen kann. Das sorgt dann auch noch für den nötigen Kick am Tag. Gegen Abend mache ich dann nach einem nicht mehr ganz so kurzen Besuch an der Tankstelle im WSF Hafen in Vaasa fest. Mehr als 24 Std. nach dem letzten Stop in Reposaari, und nach knapp 36 Stunden unterwegs. An Schlafen ist aber nicht zu denken: Die Palve, eine HR 42 – also ein wesentlich größeres Schiff – und ein weiterer aus Kaskinen kommender Deutscher, sind keine 24h vor mir eingetroffen. Die Palve ist einen Abend vor mir aus Uusikaupunki ausgebrochen. Beide sind überrascht und happy, dass ich ihnen bei den Bedingungen hierher folgen konnte, und so folgt dem langen Schlag noch ein langes Gelage…

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Wenn man so lange vom Wetter festgehalten wird, fängt man sich oft an zu fragen ob man sich vielleicht einfach nur anstellt. Vor allem wenn größere Boote noch fröhlich winkend auslaufen. Nun ja, sie sind zwar größer, aber trotzdem… Die Statements der großen anderen deutschen Boote haben mich aber darin bestärkt, dass ich mich nicht angestellt habe, dass die Bedingungen wirklich zum Kotzen waren. Und darüber, dass man mit großem Willen auch den Nachteil des kleineren Schiffes ausgleichen kann. Der ewige Nordwind ist wohl sauer darüber, dass ich ihm in seiner Kaffeepause abhauen wollte. Er hat wieder voll aufgedreht und ist auf Nordost gedreht. Da der Bottnische Meerbusen hier oben einen leichten Knick dahin macht, ist das aber leider genau so doof. Dazu regnet es wieder pausenlos. Aber mir ist das egal. Ich hab mir selbst gezeigt, dass sich mein Einsatz trotz widriger Bedingungen immer noch nicht hat kleinkriegen lassen. Und das lässt mich die Zeit bis es weiter geht hier in Vaasa zufrieden abwettern. In diesem November sind die Tage übrigens auch viel länger als normal… ;-)

Jetzt erst recht!

 

Die Fahrwasser in Finnland sind meistens gut betonnt.
Alter Leuchtturm auf dem Weg...
....nach Kylmäpihlaja...
....Denn Rauma sah aus der Entfernung nicht wirklich einladend aus.
Kylmäpihlaja Majakka.
Der kleine Hafen in Kylmäpihlaja. Hat mich sehr an Drejö gamle havn erinnert.
Kylmöpihlaja.
Der Leuchtturm.
Der freie Blick auf den Bottnischen Meerbusen.
Und auf die Schären....
...Und auf die kleine Nonsuch!
Blick vom Leuchtturm.
Inselidylle.
Im Hafen.
Es gab ein kleines Infohäuschen mit ausgestelltem Strandgut untergeganger Schiffe.
Klaren Blick voraus.
Die kleinen Frachter ziehen an der Lotseninsel vorbei...
Kylmäpihlaja.
Catwalk.
Sonnenuntergang.
Oder doch nicht?
...traumhafte Kulisse.
Der Sonnenuntergang dauert hier etwas länger...
Pizza to go von der Bootstanke. Luxus pur!
"Nacht"-fahrt.
Der Beginn des Kvarken Archipels.
Die Buchten sind hier deutlich weniger einladend als in Südfinnland.
Gourmet Mittagessen. Schmeckt tatsächlich besser als jede Dose!
Sportliches Fahrwasser zur Abendunterhaltung!
Angekommen in Vaasa.
Legebatterie.

 

 

 

 

Kreuzunglücklich

Auf einer Reise wie dieser erlebt man viele Höhepunkte. Doch über Rückschläge und Missmut zu berichten gehört ebenfalls dazu. Und leider gibt es im Moment genügend Anlass dazu. Irgendwie kommt gerade alles auf einen Schlag.

Als sich das Westwindfenster nach Mittsommer nicht öffnete, war klar was folgen sollte: Der starke Nordwind, der mich schon seit Turku nervte, würde bleiben. Zu dem Zeitpunkt störte mich das noch nicht so sehr, denn ich musste ja eh durch den Schärengarten, und da ist Segeln an manchen Stellen eh nicht sicher möglich. Doch jetzt? – Jetzt habe ich mir, wo ich schon so weit gekommen bin, in den Kopf gesetzt weiter nach Norden zu fahren. Und da ist dauerhafter Nordwind von stärkerem Kaliber nun einmal ungünstig.

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Nachdem ich also Samstag nicht gen Nord starten konnte, fuhr ich erstmal in das nahegelegene Uusikaupunki um wenigstens das Deutschland Spiel verfolgen zu können. Einmal hab ich Glück gehabt, trotz Mittsommer hatte eine Kneipe geöffnet. Sonntag war dann hier Weltuntergang angesagt, es goß aus allen Rohren. Dazu pfiff es mal wieder mit 5-6 aus Nord. Leider hat der ständige Nordwind noch einen anderen gehörigen Nachteil: Er bringt massenhaft arktische Luft in die Gegend. Schade, hatte ich mich doch schon so an den Sommer gewöhnt. Tagestemperaturen um die 7-8 Grad, machen das Ganze nicht angenehmer und führen dazu, dass mich auch noch eine Erkältungs-/Grippekombination besucht. Der Tag wird also, wie auf der folgende Montag bei gleichem Wetter, im Hafen verbracht.

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Gestern reichte es mir dann.Die Stadt ist zwar ganz nett aber nicht wirklich spannend. Die Wetterberichte ließen die Hoffnung aufkeimen, dass der Wind zumindest leicht nachlassen würde. Mir doch egal wenn Nordwind ist, nach einer bestimmten Zahl von Hafentagen lässt sich jeder Skipper zum Aufbrechen verleiten. Zunächst versuchte ich dann vor den Schären aufzukreuzen. Das habe ich dann doch lieber bleiben gelassen. ´Ne ganz anständige Welle, und doch wieder die gewohnte Nord-6, ließen das ganze eher sinnlos auf lange Sicht erscheinen. Nächster Versuch: Innerhalb der Schären zu kreuzen. Das funktionierte am Anfang auch, doch irgendwann nahm auch hier der Wind weiter zu. Innerhalb von 2 Stunden hatte ich schon 14 Wenden gefahren. Und 4,5 NM nach Norden gut gemacht. Und ewig würde der Schwellschutz durch die Schären auch nicht anhalten. Keine wirkliche Perspektive auf lange Sicht. Also ging es mit eingekniffenem Schwanz zurück nach Uusikaupunki. Ich hätte wirklich Kotzen können, so langsam geht mir das hier richtig auf die Nerven. Zum frühen Abend wurde der Nordwind dann noch von Hagelschauern und Gewittern begleitet. Abgesehen von WetterWelt, hatte die natürlich keiner – aber auch wirklich keiner – auf der Palette.

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Das deprimierendste an der Situation: Dieses Wetter hält sich schon seit über einer Woche und wirkliche Besserung ist auch nicht in Sicht. Auch die Großwetterlage lässt – zumindest seglerisch – nichts gutes verheißen, denn wenn das Tief, welches hier in den letzten Tagen vorbeigezogen ist, endlich mal seinen Einfluss verliert dreht sich das ganze Spielchen um. Dann übernimmt ein großes Hoch NW-lich von Norwegen, und das heisst Schwachwind. Also wohl wieder dümpeln und motoren. Es ist echt zum junge Hunde kriegen… Ich sitze jetzt erstmal im Hafen, lecke die Wunden von gestern, mache ein paar kleinere Reparaturen, versuch den Ärger ein wenig zu verdrängen, und hoffe, dass bald mal ein wettertechnischer Lichtblick am Horizont erscheint.

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Man bekommt in solchen Situationen oft so Ratschläge wie “Sei doch froh, dass du überhaupt auf dem Wasser sein kannst”. Das ist zweifelsohne richtig, das will ich auch gar nicht in Abrede stellen. Aber stellet euch mal vor, ihr steht auf der Fahrt in den Urlaub tagelang bei Kälte im Stau. Nur die optimistischsten Frohnaturen oder der größere Einsatz psychotischer Substanzen würde da wohl zu dem Gedanken kommen: “Wenigstens fahre ich überhaupt in den Urlaub”, sondern eher den Bulldozer herausholen oder HB-Männchen spielen. Gerade wenn man lange unterwegs ist geraten solche Situationen zur psychologischen Belastungsprobe. Das Gefühl fest zu hängen, nicht vorwärts zu kommen, und selbst mit viel Einsatz nichts daran ändern zu können, macht auf Dauer unglücklich. Da man sich ja nicht im kurzen Urlaub befindet, fehlt da schnell die Einstellung “Das Beste draus zu machen”. Und da selbst verzweifeltes Kreuzen bei dem starken Wind im Moment nicht weiterhilft  wird man unglücklich – kreuzunglücklich. Vielleicht spielt auch die Tatsache, dass ich bald schon 3 Monate unterwegs bin, die Hälfte dieses Segelsommers also schon um ist, und ich gerade in diesem Moment hier festhänge, eine Rolle. Und das ist ja irgendwie auch etwas positives. Solche Gedanken heissen ja auch, dass der bisher erlebte Zeit alles andere wert war… Und heute lässt sich neben dem auch konstant 6 Bft aufgefrischten Wind wenigstens mal die Sonne zwischen den Wolken wieder blicken.

Hoffentlich gehts bald Bergauf! (Nur nicht der Wind bitte… ;-) )

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Jetzt weiss ich endlich um den Sinn von Doppelruderanlagen: Eheliche Stressvermeidung wie auf dem Sofa um die Fernbedienung!
Uusikaupunki Guest Harbour
Nonsuch in Uusikaupunki.
Uusikaupunki.
Düstere Aussichten.
Licht am Horizont oder kommt da schon der nächste Schauer?
Oh wie schön ist Finnland...
Draussen machts auch nicht wirklich lange Spaß..
...Und im Hafen erst Recht nicht.
Weltuntergangszeit.
Auch am nächsten Tag - Im Norden nix neues.

 

Midsommar – Keskikesä

Es gibt doch noch Retter! Ein Mechaniker im Hafen erkannte meine Not und bat sich an, sich um mein Pumpenproblem zu kümmern, obwohl er eigentlich selbst noch zu tun hatte. Er nahm die Wasserpumpe mit auf die Arbeit und hat die abgebrochene Schraube ausgebohrt. Ohne Standbohrmaschine und die entsprechende Erfahrung wäre das seiner Meinung nach aber nicht zerstörungsfrei abgegangen. Gut also, dass ich nicht alleine daran herumgeschustert habe. Am Ende hat er mich dann noch den einen oder anderen Geheimtip in der Gegend beim Bier offenbart…

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Obwohl die Vorhersagen nicht wirklich erbaulich waren, brach ich also am Freitag Morgen in Turku auf, denn Freitag wird Mittsommer gefeiert, und das begeht man in Finnland traditionell auf dem Land oder auf den Inseln. Gut, dass Tom der Mechaniker noch einen guten Tip gegeben hat. Katanpää, eine Schäre ganz am Rand des Finnischen Archipälagos, bis zur Jahrtausendwende militärisches Sperrgebiet, und jetzt ein kleiner Hafen inmitten der Natur. Klingt doch super. Bei 6Bft von vorne musste allerdings leider wieder der Jockel ran. In den engen Fahrwassern des Turku Archipels ist an Kreuzen abseits der Hauptfahrwasser oft nicht zu denken. Überhaupt wäre so mancher erstaunt, wieviel in den Schären motort werden muss… Aber was solls, der Gedanke Mittsommer an einem bestätigt schönen Platz zu verbringen verdrängt den Unmut darüber schnell.

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Nach einer rumpeligen Überfahrt kam ich dann nachmittags in Katanpää an. Nicht zu spät, den dieser Geheimtip ist unter Finnen wohl gar nicht so geheim. Ich bekomme einen der letzten Plätze und bin der einzige Ausländer im Hafen. Dementsprechend werde ich natürlich besonders neugierig beäugt, und Mikko und (noch ein) Tom von Motorboot nebenan nehmen mich unter ihre Fittiche, um mir erstmal einen mittsommertauglichen Pegel zu verpassen, und mir danach alle Traditionen zu erklären. Zunächst entschuldigen sie sich sogar, denn nach ihrer Ansicht wird hier nur sehr “sanft” gefeiert. Wie das dann wohl erst an den richtigen Hotspots aussieht?

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Nach gemeinsamem Grillen und Trinken geht es dann zur Außenküste der Insel zum Mittsommerfeuer. Ein wirklich tolles Erlebnis, auch wenn der immer noch herrschende Starkwind das lange Schauen ins Feuer wegen der umherfliegenden Asche schwierig macht. Trotzdem, das Feuer, mit dem Meer des bottnischen Meerbusens und der niedrig stehenden Sonne im Hintergrund, hat hier ganz besonderes Flair. Nach den Feuer wird weitergetrunken. Um dann kurz vor Mitternacht noch in die Sauna zu gehen. Es ist immer noch taghell….

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Der nächste Tag beginnt dann langsam. Was nicht nur dem letzten Abend geschuldet ist, sondern vor allem der Tatsache, dass ich ein kurzes Westwindfenster am Nachmittag für 24h nutzen will, um weiter nach Norden zu kommen. Auf absehbare Zeit die einzige Lücke in dem ansonsten strammen Nordwind. Doch leider, will der Wind nicht so recht, und schläft lieber ein, anstatt sauber auf Westen zu drehen: Ein kleines Tiefdruckgebiet, welches direkt über uns liegt, hat seine Zugbahn wohl doch noch verändert, und macht hier jede Bewegung unter Segeln erstmal unmöglich. Und die Aussichten für die nächsten Tage sind auch nicht viel besser. Was nu?

 

Lässt hier etwa die Fußball-WM grüßen?
Der Übeltäter aus dem letzten Artikel. Hier aber in Ausfahrtsrichtung.
durch wunderschöne...
...aber teuflisch enge Fahrwasser geht es Richtung Norden. Hier zwischen den Bojen ca. 5m.
Das Boot dient hier nicht nur als Freizeitspaß
Mittsommer in Katanpää.
Mittsommer in Katanpää.
Fröhliche Stimmung...
Mittsommerfeuer "klein".
Spielende Kinder.
Nonsuch an Mittsommer.
Katanpää.
Den bottnischen Meerbusen fest im Blick.
Man versammelt sich zum Feuer.
Feuer machen ist Teamwork.
Mittsommerfeuer.
Was die Herren aus Neustadt wohl zu diesem großzügigen Arrangement sagen würden?
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Musik an Bord: Kampengrooves

Die Musik an Bord Kategorie war ja bisher vor allem von zahlreichen Lounge- und Ambientklängen bestimmt. Und so geht es auch weiter. Eine entspannte Lounge Musik passt an Bord einfach fast immer: Vor Anker in einer ruhigen Bucht, beim Sommerbarbecue am Steg, beim entspannten Longdrink im Cockpit, oder auch beim entspannten Cruisen an einem schwachwindigen warmen Tag. Und selbst bei so manchem nordeuropäisch-ungemütlichem Hafentag verhelfen die richtigen Klänge doch noch zum Summerfeeling.

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Dazu passend möchte ich heute die Lounge Compilations “Kampengrooves” vorstellen. Die bereits seit einigen Jahren existierende Reihe wird von den Klängen auf der Insel Sylt sowie Hamburgs inspiriert. Die Musik ist also geradezu dazu gemacht, auf einer Insel, am Meer, oder gleich ganz auf dem Wasser genossen zu werden. Für mich passt die Musik immer hervorragend dazu, und verleiht einem entspannten Beisammensein an Bord immer noch den letzten Schliff. Mittlerweile gibt es bereits 12 Episoden mit unterschiedlichen Ausrichtungen zu erwerben Der Label-eigene Onlineshop hält auch so einiges anderes, auf der Yacht gebräuchliches, bereit. Hört einfach mal rein!

Hörproben und Bezugsquelle

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Bildrechte am Cover liegen bei der kampengrooves GbR.