Kategorie: Sonnensegler

Das Ende des Regenbogens

Am 23.04. haben wir Kilada, mit ein paar Tagen Verspätung, verlassen. Die beseitigten und neuen Baustellen hier aufzulisten erspare ich euch und uns an dieser Stelle, denn es waren nochmals einige!
Während dieser Baustellentage ist es uns trotzdem gelungen, wenigstens einen kleinen Landausflug zur prähistorischen Höhle auf der anderen Seite der Bucht zu machen. Ziemlich interessant und touristisch noch unentdeckt. Erschlossen ist die Höhle wirklich gut, mit einem kleinen Steg für Ausflugsboote und schönen Wegen. Nur weiß das bisher anscheinend kaum jemand. Wir waren die einzigen Menschen dort und in der gesamten Zeit, die Nomade in der Bucht von Kilada war, habe ich nicht ein einziges Boot dort anlegen sehen.

In der prähistorischen Höhle.

Nun aber zum ersten richtigen Törn mit Nomade an diesem Sonntag im April. Es war ein reiner Motortörn. Zum segeln hatten wir zu wenig Wind und das war fürs erste Mal auch gut so. Es gab auch unter Maschine genug zu testen und zu erfassen.
Unterwegs hatten wir bereits nach kurzer Zeit das große Glück, von zwei Delfinen begleitet zu werden und wenige Stunden nach dem Start in Kilada haben wir den Anker in der Bucht von Porto Cheli wieder fallen lassen.
Delfine, Sonne und nicht die geringsten Anzeichen von Seekrankheit, trotz etwas Rollerei durch Restdünung. Ein gelungener Start.

Vor Anker in Porto Cheli.

Am nächsten Morgen sind wir gleich weiter. Heute wollten wir 32 Seemeilen bis Poros schaffen.
Die ersten 15 Meilen gab es, wie angekündigt, nur Flaute. Ab der Passage zwischen den Inseln Hydra und Dokos setzte Nordostwind ein, der durch den Düseneffekt zwischen den beiden recht hohen Landmassen, mit etwa 5 Windstärken eine etwas kabbelige See verursachte. Nomade war davon völlig unbeeindruckt. Lediglich die Geschwindigkeit ging um etwa einen halben Knoten zurück bis wir durch waren.
Nach dieser Düse konnten wir Segel setzen, bzw. ich hab sie gesetzt, während Sabrina Nomade gesteuert hat. Vom Handling bin ich ziemlich angetan. Sowohl die Winschen, als auch das gesamte drum herum geht deutlich besser von der Hand, als ich das von Eos gewohnt war. Bei etwas Seegang war das immer ein anstrengender Akt, am Mast zu arbeiten oder auf dem Vordeck zu hantieren. Auf Nomade macht mir das richtig Spaß. Selbst auf dem Bugspriet an der Rollanlage zu basteln ist bei normalem Seegang kein Problem.
Probleme gab es allerdings mit den Segeln. Einige Holepunkte waren noch nicht optimal und das Besansegel ist ziemlich ausgelutscht. Die Genua ließ sich wegen einer Blockade, die ich auf See nicht beseitigen konnte, leider nur zur Hälfte ausrollen und stand entsprechend mies. Das Großsegel ist ok.
Trotz dieser Probleme und mittelmäßiger Fahrt im Schiff, tat es unheimlich gut Nomade zu segeln. Und es tat gut, bis auf das Steuern, allein mit dem Schiff umzugehen. Das wollte ich unbedingt ausprobieren und ich bin mir jetzt ziemlich sicher, dass Nomade mit Steuerunterstützung durch den Autopiloten auch unter Vollzeug gut Einhand zu segeln ist.
Während ich also die meiste Zeit außerhalb des Cockpits oder mit den Schoten beschäftigt war, hatte Sabrina ihre Freude am Steuerrad. Gefällt ihr viel besser, als die Pinnensteuerung. Nur Böen lassen sich nicht so gut in Höhe verwandeln, meint sie, eher etwas scherzhaft. Das ging mit der kleinen, leichten Eos besser. Bis Nomade sich mal bewegt hat, ist die Böe schon durchgezogen.
Irgendwann war dann der Punkt gekommen, an dem die Segel wieder runter mussten und der Volvo erneut seine Stärken zeigen durfte. Ein Kap mussten wir noch umrunden, bevor Poros angesteuert werden konnte und dieses Kap hat für ordentlich Wind und Seegang gesorgt. Knapp 6 Beaufort genau auf die Nase und entsprechender Seegang haben Nomade… überhaupt nicht beeindruckt! Man hatte das Gefühl, die See zu pflügen. Was mit Eos Schwerstarbeit bedeutet hätte, war mit diesem Stahlschiff und dem Volvo ein Leichtes. Ihr hättet das Grinsen in unseren Gesichtern sehen  müssen. Noch nie zuvor hat uns Gegenanbolzen unter solchen Bedingungen Spaß gemacht. Sabrina dazu: „Und sie knarzt nicht mal!“

Kurz nach dem Kap hat sie dann doch etwas geknarzt, bzw. ein paar Kleinigkeiten sind ins rutschen geraten, als eine unpassende, leichte Dünung von schräg achtern Nomade zum rollen gebracht hat. So etwas macht auf keinem Schiff Spaß, aber es war ja nur für kurze Zeit.
Die Durchfahrt nach Poros war dann ein Highlight. Es kommt einem vor, als fährt man in eine Flussmündung hinein. Das Gewässer dahinter hat eher den Charakter eines Sees, als den einer Bucht.
An der Pier, direkt vor der Promenade, haben wir dann mit Buganker und Heckleinen angelegt. Zum ersten Mal in unserem Leben und das auch noch mit einem neuen Boot. Ein Glanzstück war das nicht, aber es hat beim ersten Mal geklappt.
Der Ort ist selbst jetzt im Frühjahr touristisch bereits stark frequentiert. Die Pier war abends voll und belebt. Ein Eis haben wir uns nach dem Anleger auch mal gegönnt. Liegegebühr für Nomade: 7,39 € pro Nacht.

Einfahrt nach Poros.

Hier wären wir gerne länger geblieben, aber uns hat es stark nach Norden gezogen. Denn es hat ja nicht nur Nomade in Griechenland auf uns gewartet! Also haben wir am nächsten Morgen erneut die Leinen gelöst und sind aus dieser wunderschönen Bucht hinaus in den Saronischen Golf abgebogen. 29 Seemeilen unter Maschine lagen vor uns. Auf passenden Wind warten, hätten wir uns nicht erlauben können, denn so langsam wurde die Zeit knapp. Also haben wir mit Yanna, der netten Dame, die sich in den letzten Monaten so liebevoll um Filou gekümmert und alles organisiert  hat, abgemacht, ihn in Athen, bzw. der Marina Zea in Piräus an Bord zu nehmen.
Die Fahrt dorthin kann man unter „unspektakulär und wunderschön“ verbuchen. Ein schnurrender Volvo, wenig Verkehr auf See und so eine Gelassenheit, dass wir abwechselnd im Cockpit gesteuert und gedöst haben.

Athen taucht am Horizont auf.

Das Anlegemanöver in der Marina mit Mooringleinen und Heckleinen war wieder eine Premiere und kann unter Hafenkino verbucht werden. Nachdem wir uns per Funk angemeldet hatten, wurde Nomade von einem Mitarbeiter im Marinaboot abgeholt und zu ihrem Platz begleitet. Den Liegeplatz hat er uns frühzeitig gezeigt und am Steg stand ein weiterer Mitarbeiter bereit um die Mooringleine anzugeben. Leider war mein Bremsmanöver sowas von gnadenlos zu spät, dass ich gute 3 Plätze weiter erst zum stehen gekommen bin. Wie war das noch mit den 17 Tonnen Stahl? Da muss ich mich noch dran gewöhnen.
Nach dem verpatzten Aufstopper habe ich Nomade gedreht, was bei ungünstigem Seitenwind und wenig Platz eine gefühlte Ewigkeit gedauert hat. Der gemäßigte Langkiel hat hier zum ersten Mal einen ziemlichen Nachteil bei Seitenwind auf den Bug aufgezeigt. Er drückt ihn weg und das Heck bleibt durch viel Lateralfläche wie festgenagelt stehen.
Also, kurz allen Stolz beiseite geschoben und dem Mariniero im Boot „PLEASE PUSH THE BOW.“ zugerufen. Das hat er offenbar nicht zum ersten Mal gemacht und gut dosiert mit seinem Boot den Bug in die richtige Richtung gedrückt. Mit dem Behelfsbugstrahlruder war es nach der Wende auch kein Problem mehr, rückwärts in die Lücke zu manövrieren.
Sabrina nach dem Anleger: „Ich will ein Bugstrahlruder!“
Finde ich Klasse, will ich nämlich jetzt auch.
Die Marina ist übrigens wirklich top. Alles sehr gepflegt, unheimlich hilfsbereit und gut gelegen. Preis pro Nacht für Nomade: 54 €, ohne Strom, ohne Wasser, ohne Wifi. *Autsch*

Aber man muss das ja immer gesamtheitlich betrachten und sich ein wenig schön reden, dann ist das schon ok. Jedenfalls haben wir etwas Baumaterial für Nomade von der Marina geschenkt und kostenlos ans Boot geliefert bekommen. Mit dem Taxi in den nächsten Baumarkt zu fahren wäre wieder ein riesen Akt geworden und hätte auch nicht wenig Geld gekostet. Von daher.

Achso, die Überschrift dieses Beitrags muss auch noch kurz mit einem Bild aus Kilada erklärt werden. Sieht man ja nicht so oft, einen doppelten Regenbogen bei dem Anfang und Ende sichtbar sind. Damit dürfte die alte Legende vom Topf mit Gold am unsichtbaren Ende des Regenbogens wohl geklärt sein. Wobei, nachgeschaut haben wir nicht…

Wie wir die Genua repariert haben und wie Filou an Bord gekommen ist, erfahrt ihr im nächsten Beitrag.

Startschwierigkeiten

Wo fang ich an, wo hör ich auf? In allen Einzelheiten wiederzugeben was in den letzten 3 Wochen passiert ist, ist kaum noch möglich. Ich versuche deshalb eine knappe Zusammenfassung.
Zeit zum schreiben hatte ich hier in Kilada bisher noch nicht, denn mit Nomade gab es viel mehr Probleme als erwartet. Ich bin von einer Baustelle zur nächsten gehastet und auf dem Weg dorthin über neue gestolpert. Das war tagelang unglaublich frustrierend, wenn du den ganzen Tag am Schiff arbeitest und abends eine längere To-Do-Liste als am Morgen hast. So ging das zwei Wochen lang. 16 Stunden fürs Schiff, der Rest für Essen und Schlafen. So ungefähr.

Damit ihr eine ungefähre Vorstellung habt, was sich alles als defekt heraus gestellt hat, hier eine (nicht vollständige) Liste. Etwa 90 % dieser Geräte, Systeme oder Bauteile habe ich bereits repariert, erneuert oder gegen etwas anderes ausgetauscht:

Starterbatterie – defekt
Batterie Ankerwinsch – defekt
Ladegerät – defekt
Lichtmaschinenregler – defekt
Verschlussklappe Niedergang – defekt
Klappe Ankerkasten – defekt
Ankerkette – stark verrostet
diverse Beschläge an Deck und Rigg – defekt
Dieselkocher – defekt
Außenborder – defekt
Echolot – defekt
Ruderlagengeber – defekt
Motorabschaltung – defekt
Toilette – defekt
Seeventil Toilette – defekt
Wassertank – verdreckt
Entlüftungsrohr Wassertank – verstopft
Messrohr Wassertank – verkalkt
große Kühlbox – defekt
Dampferlicht – defekt
12V Buchsen Salon – defekt
Seewasserpumpe – undicht
Abgassystem – undicht
Loggeber – undicht
Segelkopf Besan – defekt
diverse Lampen unter Deck – defekt
UKW Antenne – defekt
Tankanzeige Haupttank – defekt

Neben all diesen Problemen und der Bürokratie hatte ich dann noch jede Menge Arbeit mit dem Stahl. Ich habe jede einzelne Roststelle am Unterwasserschiff überarbeitet. Geflext, mit einer Terco-Scheibe bearbeitet und dem Stahl einen 2k Farbaufbau verpasst. Am Ende dann Antifouling drauf. Das ganze hat etwa eine Woche gedauert. War allerdings, im Gegensatz zu den Überraschungen, auch so eingeplant.
Daneben hat Nomade eine ganze Menge neue Elektrik und Elektronik bekommen. Ein ordentliches Seefunkgerät und neue Antennen, einen AIS Transponder (die Positionsseite wird demnächst noch dahingehend überarbeitet), eine neue Solaranlage, viele viele Kleinteile und neue Schrauben an unzähligen Stellen, Bordcomputer usw.

Der Laderaum ist mittlerweile auch gut mit Trinkwasser und Nahrungsmitteln gefüllt und genug Diesel hat das Schiff auch. Nur der Kocher läuft noch nicht und ein undichter Simmering an der Seewasserpumpe muss noch ausgetauscht werden.
Mit dem Simmering hat mir mein Papa in letzter Minute aus der Patsche geholfen. Diesen Fehler habe ich nämlich erst nach einer langen Testrunde um die nächste Insel bemerkt, als Wasser in der Bilge unter der Maschine stand.
Eine Stunde nachdem ich die Teilenummer hatte und mein Papa den nächsten Volvo Penta Händler in der Nähe unseres Heimatorts ausfindig gemacht hat, lagen zwei Simmeringe in Sabrinas Koffer. Am nächsten Mittag waren sie bereits in Athen, also Sabrina und die Simmeringe. ;-)

Diese Ersatzteile hier zu besorgen, wäre sicherlich kein Spaß geworden. Bereits an einer neuen Ankerkette hat es gehapert. Ich habe nur noch ein 40m Reststück bekommen, für mehr hätte ich beim Händler hier im Ort mindestens bis Ende April warten müssen. Also hat Nomade jetzt 40m neue Kette und dahinter angeschäkelt, 20m des noch guten Teils der alten Kette. Nicht gerade mein Traum, aber besser als nix.

Ihr merkt, es gab viel zu tun, es gibt noch viel zu tun und ich kann euch sagen, es gab Tage, da hatte ich wirklich keine Lust mehr! Ich hab so manches mal geflucht…
Verflucht hab ich Nomade allerdings nie. Uns war ja auch im Vorfeld klar, dass wir uns auf eine Baustelle einlassen und trotz der Schwierigkeiten fühle ich mich pudelwohl an Bord. Seit sie im Wasser ist, noch mehr.
Denn neben all den negativen Überraschungen gab es auch einige positive. Allen voran ist das die Manövrierbarkeit des Schiffs. Ich hatte echt Bammel vor dem Moment als sie ins Wasser kam und ich für alles allein verantwortlich war. Die Festmacher gleichen, im Gegensatz zu denen bei Eos, eher Trossen und die Fender sind hüfthoch. Mal eben gegen den Wind abdrücken ist nicht und wenn man zum ersten Mal den Fuß vom Land aufs Schiff setzt, fühlt sich das wirklich merkwürdig an. Sie bewegt sich nicht. Irgendwie ungewohnt. Liegt einfach da. Nichtmal wenn starke Fallböen durch die Bucht in der wir vor Anker liegen fetzen, legt sie sich auf die Seite oder wackelt.
Was die Steuerung angeht war ich angenehm überrascht. Einhand Ankern ist auch bei Wind kein Problem. Man hat für alles viel mehr Zeit. Jedes Manöver läuft langsamer und ruhiger ab, weil es eben dauert, bis sich 17 Tonnen Stahl in Bewegung setzen. Mir gefällt das bisher und ich bin schon gespannt wie Nomade unter Segeln läuft.
Unter Maschine jedenfalls klappt alles besser als erwartet. Und wo wir schon mal bei der Maschine sind. Auch wenn der Volvo noch an diversen Stellen rumzickt, im Kern scheint er ein solider Geselle zu sein. Springt schneller an als der modernere Diesel in unserem Auto und läuft wunderbar rund und qualmfrei.

Seit Freitag Abend ist nun auch Sabrina an Bord und fühlt sich trotz Baustellen wohl. Sie werkelt bereits an den Segeln, das ist ein Gutes Zeichen, denke ich.

Sabrina testet das Dinghi mit dem reparierten Motor.

Noch ein paar Tage werden wir in dieser wunderschönen Bucht hier werkeln, dann sollte Nomade startklar sein. Auch für Filou ist bereits alles an Bord und sobald Nomade ihre ersten Probetörns bestanden hat, kann er endlich Crewmitglied werden.

Kurz vor dem Kranen. Nomade hängt im 110 Tonnen Lift der Werft.

Die Bucht von Kilada und Nomade.

Letzte Vorbereitungen

Koffer ist gepackt, Rucksack ebenso und drei Pakete mit Ausrüstung sind bereits seit letzter Woche mit der Post auf dem Weg nach Griechenland.
Heute war ich noch zur Kontrolle bei meiner Zahnärztin. Alles bestens!
Jetzt sind es nur noch zwei Tage, bevor die Reise wieder beginnt und so langsam werde ich wirklich hibbelig.
Der Aufbruch ins Ungewisse, zum wiederholten Male und diesmal doch ganz anders. Im Gegensatz zu den Reisen mit Eos in den letzten drei Jahren weiß ich nicht was mich mit Nomade erwartet. Alles ist graue Theorie, vieles noch nicht genau bekannt. Denn auch wenn ich bereits zweimal im Shipyard an Bord war, so ist Nomade doch um einiges komplexer als Eos und ich habe noch nicht alles zu einhundert Prozent durchleuchtet.
Bevor Nomade allerdings zurück in ihr Element kommt, habe ich noch zwei Wochen Zeit, um sie dafür fit zu machen. Wenn nicht irgendetwas ganz gravierendes dazwischen kommt, sollte das auch gut machbar sein.
Am 7. April wird sie dann mit dem Travellift ins Wasser gesetzt. Beim Gedanken daran kribbelt es bereits. Eine Mischung aus großer Anspannung und riesiger Vorfreude.
Sobald der Volvo dann läuft und die Leinen los sind beginnt das Abenteuer. Ich werde am Anfang mit Nomade allein sein und bin schon sehr gespannt wie die ersten Manöver mit ihr so gehen. Ich hab einen riesigen Respekt vor diesem Schiff, das kann ich euch sagen!

Eine Woche nachdem Nomade ins Meer gesetzt wurde, wird Sabrina in Athen ankommen. Dann bringe ich den Mietwagen zurück zum Flughafen und wir werden gemeinsam mit einer Fähre, dem Flying Dolphin, zurück zum Schiff fahren.
Anschließend steht ein längerer Törn nach Norden an. Wir wollen zusammen in den Golf von Euböa segeln, um Filou abzuholen. Die lange Autofahrt auf die Peloponnes bleibt ihm so erspart. Sabrina kann es kaum erwarten ihn endlich zu sehen.
Ab dann ist alles offen und vieles wird davon abhängen wie sich Filou an Bord fühlt. Alles step by step und nichts überstürzen…
Vermutlich werden wir die drei Wochen, in denen Sabrina an Bord ist, überwiegend im Golf verbringen und kleine, sehr kleine Törns bei ruhigem Wetter segeln, um Filou langsam an das Bordleben zu gewöhnen.

Am Samstag bringt mich Sabrina zum Flughafen. Wird Zeit dass es endlich los geht!

Videoupdate #38

Der Trend geht zum Zweitboot

In drei Wochen sitze ich, wenn alles klappt, im Flugzeug nach Griechenland. One Way! Zurück geht es dann mit Nomade und mit Filou.
Ich habe in den letzten Wochen fast alles erledigt, die To-Do Liste ist tatsächlich kleiner geworden und ich bin guter Dinge, dass ich in den letzten Tagen vor dem Flug sogar noch etwas Freizeit haben werde. Ein guter Grund kurzfristig noch ein kleines Zwischenprojekt einzuschieben, oder was meint ihr?

Um es kurz zu machen: Ich habe letzte Woche ein Segelboot gekauft!

Darüber nachgedacht haben wir schon etwas länger. Es fing damit an, dass wir etwas gesucht haben, auf das wir ausweichen können, sobald Nomade zur Großbaustelle geworden ist und das Refit startet. Wir haben auch mal wieder über Wohnwagen und Wohnmobil nachgedacht, sind aber letztendlich doch wieder beim Segelboot gelandet.
Passt einfach am besten. Denn mit Nomade werden wir wohl eine ganze Weile keinen Törn machen, sobald da einmal reingerissen ist.
So ein kleines, trailerbares Bötchen dagegen ist schnell mal ans Meer oder woanders hin gezogen und ins Wasser gelassen.
Auch gefällt uns die Vorstellung tagsüber an Nomade zu arbeiten und abends in einem gemütlichen kleinen Boot im Hafen einzuschlummern.

Also Zweitboot!

Noch dazu hat es mir überhaupt nicht gefallen, dass ich schon wieder das Privileg bekomme, lange mit dem Boot unterwegs zu sein, während Sabrina auf dem Trockenen sitzt. Sie ist jetzt jedenfalls ziemlich happy und ich lege mich ins Zeug, damit das Boot fertig ist, bevor ich weg bin.
Es ist zwar grundsätzlich in einem guten Zustand und komplett, aber trotzdem muss ein bisschen was gemacht werden, damit es wieder erstklassig im Wasser liegt…

Und so sieht er aus, der NAUTIC PLAST HAI 590. Einen neuen Namen hat er auch bekommen!

Videoupdate #37

Filou bei der Tierärztin

Filou, fotografiert von Yanna.

Vor wenigen Tagen war Filou zum ersten Mal bei einer Tierärztin und wurde dort umfangreich untersucht. Blut abnehmen, Hautuntersuchung, allgemeiner Check und so weiter.
Er hat alles mit sich machen lassen und ist auch ohne größere Probleme im Auto mitgefahren. Autofahren ist allerdings noch nicht so richtig sein Ding. Allerdings auch kein Wunder, bei den vielen Serpentinen in Griechenland.
Die entzündete Bindehaut an seinem linken Auge ist bereits von allein fast verheilt, allerdings hat er noch ein paar gerötete Stellen an den Beinen. Das sind sehr wahrscheinlich Milben, die ihn dort ärgern und er hat bereits ein Medikament dagegen bekommen.
Seine Lymphknoten sind etwas geschwollen, was viele Ursachen haben kann, bedenkt man seine bisherige Lebenssituation.
Eine umfangreiche Blutuntersuchung auf verschiedene, sehr schlimme Krankheiten aus dem Mittelmeerraum ist auch bereits im Gange und die ersten Ergebnisse haben wir gestern bekommen. Leishmaniose = negativ, Ehrlichiose = negativ! Darüber haben wir uns sehr gefreut, aber noch stehen weitere Ergebnisse aus. Wir hoffen das Beste für Filou.

Ansonsten macht er sich sehr gut bei Yanna. Sie kümmert sich wirklich toll um ihn und wir bekommen fast täglich Bilder von ihr oder auch mal ein Video.
Filou spielt sehr gerne mit den anderen Hunden, frisst gut und ist entspannt. Er zeigt ein tolles Sozialverhalten und hat sich ziemlich schnell auf seine neue Umgebung eingestellt.

Wir wissen jetzt auch, wie alt Filou ist. Die Ärztin hat ihn auf etwa 1,5 Jahre geschätzt, was sehr gut ins Gesamtbild passt, denn er wurde in Kilada zum ersten Mal vor etwa einem Jahr im Winter gesichtet. Filou ist also irgendwann im Sommer 2015 auf die Welt gekommen und hat zwei Winter auf der Straße überlebt.

Jetzt hoffen wir, dass die anderen Tests auch negativ ausfallen und er bald wieder ganz gesund und kräftig ist.

Videoupdate #36

Filou und die Straßenhunde

So langsam kehrt wieder Alltag hier ein. Filou macht sich gut in Kapandriti und wir haben angefangen, alles was noch auf uns zu kommt, zu organisieren. Wie wir ja bereits vor kurzem erwähnt haben, wird es auch finanziell eine neue Hürde für uns, Filou aufzunehmen. Unterbringung, neue Ausrüstung und Tierarztbehandlungen kosten Geld, dazu die anstehende Überführung von Nomade und das alles nur mit Sabrinas Gehalt, während ich Schiff und Hund nach Hause holen werde. Keine leichte Aufgabe.
Es gab dazu aber auch schon Hilfsangebote und wir finden das ziemlich toll von euch, dass ihr Filou und uns unter die Arme greifen wollt.
Allerdings lehnen wir dankend ab, denn wir sind ziemlich sicher, das wir das hin bekommen werden und es gibt da jemanden, der eure Unterstützung viel, viel dringender benötigt als wir!

Stefan hat gleich mehr als ein Dutzend Hunde von der Straße zu versorgen. Er wohnt in Porto Cheli, hat dort ein großes Grundstück gemietet und rettet Straßenhunde und Katzen. Er päppelt sie auf, bringt sie zum Tierarzt, vermittelt sie in gute Hände und organisiert Transporte. Die Lage in Griechenland ist, was Tierschutz angeht, leider wirklich schlimm. Ein Hundeleben ist hier wenig wert. Welpen werden einfach lebend in Mülltonnen geworfen, störende Hunde vergiftet oder erschossen und fast täglich habe ich irgendwo einen überfahrenen Streuner auf der Straße gesehen. Die Tiere werden oft nicht alt und die, die das eine Weile überleben sind, vor allem in den kleineren Orten, meist ausgehungert und am Ende, gerade jetzt, gegen Ende des Winters.

Ich habe Stefan in Kilada getroffen und er hat mir dort mit Filou geholfen, mir gute Tipps gegeben und heraus gefunden, wo sich Filou tagsüber aufhält. Nebenbei bemerkt konnte er sich an einige Details aus Nomades Kajüte erinnern. Er arbeitet nämlich hauptberuflich als Mechaniker bei einer Bootswerft in Porto Cheli und hat vor Jahren einmal an Nomade gearbeitet. Die Welt ist manchmal wirklich klein.
Jedenfalls hat er in Griechenland alle Hände voll zu tun. Denn die Sache mit den Hunden macht er in seiner Freizeit, zusammen mit seiner Frau, 7 Tage die Woche.
Am liebsten hätten wir auch Filou bei ihm gelassen, weil es dem Hund den weiten Weg erspart hätte, aber Stefan ist momentan bis an die Belastungsgrenze mit Hunden ausgefüllt.

Wenn ihr also helfen wollt, dann besucht mal Stefans Facebookseite:
Porto Heli’s Strassentiere
Dort findet ihr recht weit oben verschiedene Möglichkeiten, seine Arbeit mit ein paar Talern zu unterstützen.

Oder noch besser: Wenn ihr einen Hund sucht, es gibt bei ihm jede Menge dankbare Tiere, die ein zu Hause suchen.

Herz vs. Kopf

Eigentlich sollte hier jetzt ein Bericht über Nicos Woche auf Nomade kommen, denn in den letzten Tagen war er in Kilada, um vor Ort bereits einiges zu erledigen und erste Dinge auf dem Schiff für die Überführung vorzubereiten.
Doch schon am ersten Tag war der Inhalt unserer Gespräche nicht Nomade, sondern der „Nachbar“, wie wir ihn am Anfang genannt haben.
Zugegeben, sehr vertrauenserweckend sah er nicht aus, wie er da auf seiner alten Matratze auf dem Werftgelände gelegen hat, abgemagert und mit skeptischem Blick. Es ist ein Streuner, der sich dort seinen Schlafplatz gesucht hat, auf einer weggeworfenen Matte, in einem alten Bananaboot.
Als ich das erste mal von ihm gehört habe, dachte ich eher daran, dass es gefährlich sein könnte, wer weiß schon, wie so ein Straßenhund reagiert? Mitleid hatte ich allerdings mit ihm, dieses Leben hat er sich nicht ausgesucht.
Nico ist noch am ersten Abend so schwer verliebt, dass er mich fragt, was ich von ihm halte, ob er ihn mal füttern soll? Mein Herz sagt sofort „Ja!“, aber mein Verstand setzt sich noch durch und ich versuche ihn mit Argumenten aufzuhalten…nicht dass der Streuner sich an ihn gewöhnt, anhänglich wird und dann enttäuscht ist, wenn er dann doch wieder alleingelassen wird nach ein paar Tagen.
Insgeheim informiere ich mich allerdings schon, wie das denn so ist, einen ehemaligen Streuner aufzunehmen, der Papierkram der notwendig ist, Untersuchungen die gemacht werden müssen. Jede freie Minute nutze ich zum recherchieren.
Und immer wieder der Gedanke: Aber er ist so groß, und alles ist so plötzlich, können wir das wirklich?
Klar ist, er kann nicht in ein paar Tagen auf dem Rückflug mit nach Deutschland. Allein die Tollwutimpfung muss 3 Wochen vor der Einreise gemacht werden, einen Chip und einen Ausweis müsste er erst bekommen. Also doch die Idee aus dem Kopf schlagen, dachte ich erst. Aber einen Hund wollten wir ja sowieso wieder…nur nicht jetzt schon und eigentlich einen kleineren. Ein wildes Hin und Her, Gefühle und Argumente liefern sich eine Schlacht.
Wir denken darüber nach ihn aufzunehmen, wenn er im März noch dort zu finden ist, sobald Nico das nächste mal auf Nomade ist. Das hätte allerdings bedeutet, dass er bis dahin auf sich allein gestellt ist und das Risiko ist groß, dass er nicht mehr bis dahin durchhält, er war doch jetzt schon so dünn und der Winter ist noch längst nicht vorbei.
Dieser Hund lässt mich einfach nicht mehr los. In meinem Kopf gehe ich immer wieder die Möglichkeiten durch und im Internet suche ich nach Lösungen, doch es erscheint alles irgendwie nicht machbar.
Nico besorgt trotzdem schon mal Futter und der Streuner zeigt sich erstaunlich ruhig, zwar mit anfänglicher Skepsis, aber er gewinnt zusehends Vertrauen. Bei mir gewinnt immer mehr das Herz die Oberhand.

Jedes weitere Bild was ich sehe bestärkt mich darin weiter nach einer Lösung zu suchen.
Um dem Verstand nun die letzten Argumente zu nehmen, suche ich weiter im Internet, finde tatsächlich ganz in der Nähe von Kilada ein deutsches Paar, das sich um Straßenhunde kümmert und sehr aktiv im Tierschutz ist. Nach einem ersten Kontakt geht alles sehr schnell. Bei ihnen kann der Streuner zwar nicht unterkommen, denn sie sind selber bis an den Rand ihrer Kapazitäten ausgefüllt, aber sie kümmern sich, zusammen mit einer Tierschützerin hier aus Deutschland, um einen Platz in Griechenland für ihn, damit er dort bleiben kann, bis wir ihn mit an Bord nehmen können.
Puh, plötzlich war eine Lösung zum greifen nahe, nur wie sollte Nico, der zum ersten mal Kontakt zu einem Straßenhund hat, es schaffen ihn in den wenigen Tagen soweit an sich zu gewöhnen, dass er in einer Box, im Auto, über 200km weit zur Pflegestelle mitfährt? Das war die einzige Chance, die es gab, die Zeit war knapp und mehr konnte ich von hier aus nicht tun.
Es war nicht leicht, aber Nico ist es schließlich gelungen, den Hund an sich zu gewöhnen und er ist nun in Kapandriti, bei einer sehr guten Pflegestelle. Er ist jetzt kein Straßenhund mehr, sondern wartet darauf zu uns zu können.
Nach langem Überlegen haben wir uns für den Namen Filou entschieden, denn das ist er wirklich, ein kleiner Lausbub, der sich in unser Herz geschlichen hat und wir hoffen, dass er bald das Leben an Bord von Nomade mit uns kennenlernen kann. Bis dahin wird er in der Pflegestelle aufgepäppelt und ärztlich versorgt, bekommt die nötigen Papiere und muss leider noch etwas warten, bis wir ihn dort abholen können. Ich freue mich schon riesig darauf, ihn dann endlich kennenlernen zu können, denn ich kenne ihn bisher nur von Fotos und Videos, aber trotzdem habe ich ihn jetzt schon ins Herz geschlossen.



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Videoupdate #35

Heute zeigen wir euch mal Nomade!

Videoupdate #34

Die Videoupdates werden so langsam wieder aktuell. In Video #34 fliegen wir nach Griechenland um uns Nomade anzuschauen.