Ein schöner Tag in Pauillac
(Das Folgende hat sich am 13.04. abgespielt.)
Eigentlich war alles vorbereitet für einen Törn nach Begles. Aber es sollte mal wieder anders laufen als geplant.
Der wohl kürzeste Törn mit Eos liegt hinter mir. Leinen fest nach… vielleicht 100 Metern.
Es lief zunächst ab wie im Bilderbuch, trotz ordentlich Strömung aufs Heck. Hab die Ruderpinne fixiert und so ausgetrimmt, dass Eos mit nur einer Leine schön gerade in ihrer Box geblieben ist. Wetter perfekt, Nico hellwach, Bukh auf Betriebstemperatur. Letzte Leine gelöst, Rückwärtsgang rein und die Pinne ausgeklinkt. Der Strom hat heftig geschoben, aber Eos ließ sich wunderbar in die richtige Richtung steuern. Als genug Fahrt im Schiff war und ich weit genug aus der Box raus war, hab ich ausgekuppelt und noch etwas nachgesteuert, dann gab es einen Knall!
Ich hatte die Pinne in der Hand und das ausgerechnet in diesem Hafen! Viel Zeit blieb nicht, sie hat sich sofort weggedreht. Binnen Sekunden ging es wieder vorwärts, oder besser gesagt, seitwärts und Eos hatte Kollisionskurs mit einer Dehler 39 CWS. Der Supergau nahm im Hirn bereits Gestalt an. Ich hab mich nach Abwägung aller Möglichkeiten in dieser einen Sekunde dann spontan für Vollgas entschieden. Eigentlich bin ich sonst der Meinung: Wenn ein Hafenmanöver schief geht, am besten nicht mit dem Gashebel versuchen das Boot doch noch in die richtige Richtung zu zwingen. Meistens gehen solche Manöver dann mit hoher Geschwindigkeit schief. Also besser irgendwo langsam herantreiben, in Ruhe überlegen und eventuell mit Leinen arbeiten.
Heute habe ich es anders gemacht. Volle Fahrt voraus, bloß weg von der Dehler. Unglaublich, wie schwer sich so eine Eos plötzlich steuern lässt, wenn der Hebelarm am Ruder nur noch 20 Zentimeter beträgt. Aber es ging und bevor ich jetzt hier noch ausführlich werde, ich hab sie ohne Kratzer in die Box gebracht. Hab sie sogar noch aufstoppen und sauber ausrichten können. Eos mit den Leinen danach auf die richtige Seite zu bringen und wieder festzumachen hat eine gefühlte Ewigkeit gedauert.
Obwohl so ein Schaden natürlich übel ist, war der Törn trotzdem einer der besten. Es hätte nämlich alles weitaus schlimmer kommen können!
Die Actioncam lief übrigens am Geräteträger und hat alles gefilmt!
Warum die Pinne gebrochen ist? Sie war innen morsch.
Merde!
Nach einem Kaffee hab ich mich an den Rechner gesetzt und gegoogelt. Welches Holz brauche ich, was kann ich hier bekommen. Dann noch schnell eine Zeichnung gemacht und oben drauf auf Französisch „Eschenholz“ geschrieben.
Ich wollte mit meiner Zeichnung eigentlich nur kurz bei meinen Nachbarn vorbei schauen und danach in der Capitainerie fragen.
Gerade so vom Ponton runter gekommen bin ich, da grüßt mich ein älterer Herr und fragt, wie es mir geht (ich hatte ihn ein paar Tage zuvor kurz gegrüßt). Ich sage, dass alles gut ist, ich aber ein Stück Eschenholz für eine neue Pinne suche. Keine 5 Minuten später saß ich mit in seinem Auto und wir waren auf dem Weg zum Schreiner Guillet, am anderen Ende von Pauillac. Der Schreiner war leider nicht da und er konnte ihn auch per Telefon nicht erreichen. Also sind wir weiter zum Baumarkt gefahren und haben zusammen nach einem Stück Holz gesucht und gefragt. Es gab aber leider nur Bauholz, mit zu vielen Ästen. Also wieder zurück zum Hafen. Allein die Fahrt war schon ein Erlebnis. Mit Autos kannst du mich ja eigentlich seit Jahren überhaupt nicht mehr locken, aber dieses Schätzchen hatte was. Ein 1970er Rover 3500 V8 in fast perfektem Zustand und mit einem Sound…
So, jetzt aber weiter mit dem Holz. Ich war kurze Zeit später in der Capitainerie. Die nette Mitarbeiterin hat gleich jemanden losgeschickt, um so ein Stück Holz im Lager des Hafens zu besorgen. Leider stellte sich nach einer Weile heraus, dass kein Eschenholz dabei war, aber ich könne gerne mal selber mit im Schuppen schauen, ob vielleicht ein anderes Stück Holz dabei ist, was für eine neue Ruderpinne geeignet ist. Also auf zum Schuppen, kurz gesucht und ein gutes Stück Nadelholz gefunden. Keine Äste, recht schwer und nicht gerissen.
Was das ganze am Ende gekostet hat? Ein Merci Beaucoup, oder zwei, oder Drei!
Anschließend habe ich mir von der S/Y IZAR noch zwei Hobel geliehen und es ging los. Schneiden, Hobeln, Bohren, Schleifen, Versiegeln, Essen, Schlafen, Lackieren, Einbauen…
Freitag will ich hier weg!
Wobei… So langsam gefällt es mir richtig gut in Pauillac.