SEGELN IN ZEITEN VON CORONA
Lieber Peter, Dein Windpilot lernt mich immer wieder aufs Neue, die richtige Besegelung und deren Einstellungen zu finden. Sobald Eleonore – eine 36 Fuss Sweden Yacht – zum Beispiel beginnt, wiederholt in den Böen anzuluven, weiss ich, dass ich Druck rausnehmen muss.
Je nach Wellengang und Windeinfallswinkel kann dies bereits bei moderaten 4 Bf der Fall sein. Dann gilt es, entweder das Grosssegel einen Tick mehr zu fieren, eventuell den Traveler etwas ins Lee zu lassen oder gar die Genua etwas einzurollen.
Je nach Wellengang und Windeinfallswinkel auch von allem etwas, um wieder die exakte Balance von Vor- und Hauptsegel zu erzielen. Das Geniale dabei ist, dass der Speed zunimmt, die Krängung abnimmt und somit das Rigg nicht unnötig belastet wird.
Es brauchte seine Zeit, bis mir das Zusammenspiel von Wind, Segelfläche und deren Einstellungen wirklich klar wurde. Anfänglich dachte ich oft, wenn die Windpilot begann das Boot nicht mehr nach meinem Wunsch zu steuern, dass es nun eben etwas zu schwierige Verhältnisse sind für die Windpilot. In der Folge korrigierte ich immer wieder die Windfahneneinstellung, was meist nicht viel nützte, bis ich schlussendlich enttäuscht und fluchend auf den Autopilot umschaltete.
Heute, mit der Erfahrung einer Atlantiküberquerung und zahlreichen Seemeilen in der Karibik, weiss ich, dass es in aller Regel nicht die Windpilot ist, die es „wieder einmal“ nicht im Griff hat, sondern dass es nun mir liegt, meinen Job als Kapitän richtig zu machen und mich mit meiner Besegelung näher auseinanderzusetzen.
Und sobald ich die Lösung gefunden habe, gibt mir die Windpilot umgehend die Rückmeldung und ich kann mich beruhigt und zufrieden wieder anderen Aufgaben widmen.
Mit besten Grüssen
Jürg SY Eleonore z.Zt Grenada