Kiss an Land und auf dem Wasser
ELEKTRO TRAUMA AUF DER STRASSE IM JAHRE 2008
ELEKTRO TRAUMA AUF DER STRASSE IM JAHRE 2008
Sebastian Groth ist gerade von einer dreijährigen Weltumsegelung nach Hause gekommen. Er erzählt von seiner Reise, die er auf einer schon etwas betagten 35-Fuß-Yacht überwiegend allein gesegelt ist. „Man bastelt sich so um die Welt.“ Dieser Spruch, den viele Segler kennen, hat auch für Sebastian Gültigkeit. Seine Segelyacht „Frida“, eine Bénéteau First 35 von
Mit dem neuen Bezahl-Tool der kroatischen Zentrale für Tourismus besteht für Bootfahrer ab sofort die Möglichkeit, die Kurtaxe online zu bezahlen. Dadurch verkürzt sich das Anmeldeprozedere beim Hafenkapitän. Neu ist, dass nun auch Kurzzeiturlauber berücksichtigt werden. Die Eingabe eines Aufenthaltszeitraums von 3 Tagen ist wählbar. Zulässig ist auch die Kombination von zwei oder drei unterschiedlichen
Die Avontuur kommt nach langer Corona-Reise endlich zurück nach Hamburg © Verena Brüning
CORONA KRIMI AUF CYPERN
Mein Gedächtnis funktionier manchmal zuverlässiger als meine Mac Festplatten, die ich mit im Jahre 1988 zugelegt hatte, um die organisatorischen Abläufe zu verbessern bzw. zu beschleunigen. Vor diesem Eintritt ins Raketenzeitalter hilft nur Leitz Ordner wälzen, Dias durchforsten … oder in der eigenen Erinnerung spazieren zu gehen.
Die SV Hebe, eine Nicholson 32 lebt und liegt seit 20 Jahren in Larnaca / Zypern, am Heck – wie komme ich wohl sonst auf diese Geschichte – eine Pacific der allerersten Stunde, fast 40 Jahre ist das her. Damals zurrte das Schiff noch als Aurelia in Hamburg Wedel an seinen Leinen, ihr Eigner, ein Hamburger Rechtsanwalt hatte enorme Träume, die vermutlich samt und sondern ein wenig anders verlaufen sind als gedacht. Darum Zypern seit 20 Jahren, und seit kurzem nun unter italienischer Flagge unterwegs, bzw. hoch und trocken an Land im Sand. Die Windpilot Anlage seit Jahrzehnten voller Sand, ein Stein gewordenes Monument, das keinen Mucks mehr machte.
Orazio, ein Mann von 80 Jahren, voller Tatendrang, hatte sich zum Kauf einer neuer Windpilot Anlage entschieden, der Versand wurde mit UPS durchgeführt. Das war Ende Februar 2020. Die Sache war für mich erledigt. Ende Juni dann der Alarm aus Rom: die Werft in Larnaca habe ihn darüber informiert, dass die Windpilot Anlage nicht angekommen sei! UPS kontaktiert, Versand Quittung eingesehen, alles wunderbar quittiert! Trotzdem in Zypern vehement abgestritten!
Nach einer abenteuerlichen Recherche über viele Ecken, erreichte mich ein paar Tage später diese Mail:
Ciao Peter, Larnaca Marina is a Government Marina and the staff is Government staff that normally is largely incompetent as you may imagine. The pandemic here blocked everything and changed all my plans. I will return to Larnaca next April 2021 to finish the works on the old boat (1977) and will fit the new Windpilot also. I will send you photos of the loved old boat all finished.
I thank you of your always very kind help and suggestion very much.
My dear regards to you and to your staff from this Roman sailor.
Orazio
Vielleicht hat es in irgend einem Kopf den Plan gegebn, diese Lieferung als Corona Opfergabe in einer dunklen Ecke zu verstecken, die Lieferung schlicht zu verschweigen, um an einem anderen Heck dann den Hafen zu verlassen. Nach ca 20 Mails aus Rom und Hamburg, konnten wir diesen Plan allerdings verhindern, oder vereiteln?
Das Steinhuder Meer so wie Stefan es liebt © Stefan Hansen
TWELVE MINUTES OF SAILING WITH TAPIO IN THE GGR
SOLO SAILING LOS ANGELES TO HAWAII ON 23FT BOAT
credit: Sam Holmes
Als ich Sam im Jahre 2018 eine PACIFIC LIGHT nach Glendale / Los Angeles mit UPS lieferte, hatte ich keinerlei Informationen über diesen jungen Mann, der nach schwerer Krankheit seinen Job bei Disney Imagineering in Orlando quittierte, um seinem Leben eine ganz andere Richtung zu geben. Sam ging segeln … nach Hawaii, mit seiner SV Swedish Fish, einer alten Ranger 23. Das YT Video seiner Transpac Reise wurde 2,7 Mio angesehen!
Nach dem Verkauf der Ranger in Hawaii ist Sam nun mit der SV Pickled Herring, einer Cape Dory 28 und Pacific am Heck unterwegs. Unzählige Videos sind auf seinem Kanalzu sehen.
Yes Peter, I sold the Ranger 23 in Hawaii and am picking up my voyage in Florida. The windpilot worked great when I sailed across the Pacific and I’ve recommended it to many sailors along the way. I’m comparing models for my next boat but a windpilot is at the top of my list. I’m always being asked for recommendation about gear. I’d love to feature its merits in a video series and share my glowing reviews.
About me and my channel:
After overcoming a major surgery last year, I left my job with Disney Imagineering to solo sail my 23ft boat to Hawaii. I made a video about the trip that quickly got over 1 million views. I then sailed to all the Hawaiian islands while continuing to document and share my passion of sailing and adventure on YouTube. My demographic is 96% male mostly in the 40-60 year old range and my channel has a clean image and authentic reputation. I just purchased this Cape Dory 28. My goals for this year are to sail the Caribbean, US East coast, and across the Atlantic. Longer term I’d like to circumnavigate.
Regards,
Sam
Auf dem Sonntagsmarkt von Pollença. Seit einer Woche geht nichts mehr ohne „Mascarilla“, selbst im Freien auf dStraßen und Plätzen nicht. Doch das tut der Schönheit und Laune keinen Abbruch.
Trotz der Bilder, die vom Ballermann in den Medien transportiert wurden, geht Mallorca strenger und konsequenter vor als beispielsweise Deutschland. Kein Supermarkt kann betreten werden, ohne am Eingang die Hände gründlich zu desinfizieren und sich Plastikhandschuhe überzustreifen. Wers versäumt, dem ist in Sekundenschnelle das Personal hinterher. In dieser Hinsicht sind Länder wie Spanien oder Italien, die hart von Corona betroffen waren, in der Bewusstseinsbildung eindeutig nachdrücklicher. Mag ja sein, dass die Handübertragung nebensächlich sein mag. Aber in jedem Laden nachdrücklich daran erinnert werden, dass das Virus nicht aus der Welt ist, ist allemal besser.
Seit Montag letzter Woche ist Mallorca unter Maske. Wer sich durch die Gassen des kleinen Landstädtchens Pollença im Nordosten Mallorcas im Juli 2020, trägt die „mascarilla“, die kleine Maske. Die Insel, die bisher mit geringsten Infektions- und Mortalitätszahlen in Spanien aufwartete, weiß was auf dem Spiel steht. Die Angst, was passiert, wenn der Tourismus ausbleibt, ist zu spüren. „War schon richtig, hier auf der Insel für sechs Wochen strikt keinen mehr für die Haustür zu lassen“, sagt Pepe, der Gärtner Anfang Juli. „Dank der rigiden Ausgangssperre und Selbstisolation haben wir auf Mallorca die niedrigsten Infektionsraten und mit 225 Toten die niedrigste Sterblichkeit in ganz Spanien. Aber was passiert, wenn die Touristen ausbleiben? Wenn keiner kommt? Im Moment haben wir viele Leute ohne Arbeit wegen des Lockdowns. Weil Restaurants, Boutiquen bis diese Woche geschlossen blieben und viele Hotels gar nicht erst öffneten. Aber wenn die Touristen in den nächsten Wochen nicht kommen: Dann gibts im Herbst kein Geld. Und wenns kein Geld gibt, kann keiner Miete zahlen. Und zu essen? Dann ist hier Schicht.“ Um keinen Zweifel zu lassen, fährt sich Pepe mit der flachen Hand quer über die Kehle.
Pepe muss es wissen. Bevor er vor ein paar Jahren Gärtner wurde, hat er in den Hotels in und um Pollença gearbeitet. Er muss nicht die Zeitung aufschlagen, um zu wissen, wie sehr die Insel am Tropf des Tourismus hängt. Insel: Das bedeutet noch einmal etwas ganz anderes als Festlandsküste. Am Festland gibt es den Binnentourismus nach Rügen oder Sylt, den steten Wochenendtourismus an die Adriaküsten aus den Städten Norditaliens. Und in Mallorca? Können 930.000 Insulaner per Binnentourismus die 10,1 Millionen Besucher des Vorjahres auf der Insel wirtschaftlich kompensieren?
Am Strand von Picafort: Wo sonst im Sommer kein Platz zu finden ist, herrscht Mitte Juli Muße.
Kap Forrmentor, ein paar Kilometer weiter, am Strand des nordöstlichsten Gebirgszipfels Mallorcas. In den letzten Jahren musste ab Mai für den Sommer die Zufahrt zum Naturschutzgebiet gesperrt werden. Nichts ging mehr, als sich die Ströme blinkender Leihwagen und glattrasierter Radfahrerbeine in den engen Serpentinen in die Quere kamen. Bis die Inselregierung ab Mai jährlich die einzige Straße einfach sperrte und stündlich nur noch Linienbusse die Pass-Straße zum Strand bis zum Leuchtturm hinaufkriechen ließ. Jetzt im Juli 2020 ist die Straße zum ersten Mal seit Jahren wieder frei befahrbar. Das liegt an den Rennradfahrern, die gänzlich ausbleiben. Aber auch die Zahl der Mietwägen ist in Formentor überschaubar. Am Strand von Formentor hört man zum ersten Mal seit Jahren fast nur noch Mallorqui, den Inseldialekt. Familien mit Kindern. Ehepaare. Binnentourismus auch derer, die darauf warten, dass Hotels und Restaurants wieder öffnen, damit sie wie erhofft das halbe Jahr wieder Arbeit finden. Ab Herbst wäre dann eh wieder Pause.
Violetta ist 25 Jahren und in Pollença mit ihren beiden Brüdern aufgewachsen. Sie arbeitet im Service des Club Social de Pollença. Vor dem ehrwürdigen Gebäude des 1904 als Fahrradverein gegründeten ältesten Vereins von Pollença an der Plaza Mayor ist die Terrasse am Abend überwiegend mit älteren Einheimischen besetzt. Violetta ist froh: „Seit etwa 14 Tagen ist jeden Tag mehr los. Die Briten kommen langsam wieder, die Deutschen sowieso. Und jeden Abend öffnet hier im weiten Rund der Plaça Mayor ein weiteres Restaurant.“ Pollença lebt nicht vom Pauschaltourismus. Hotels gibt es in dem 8.000 Einwohner zählenden Landstädtchen gerade eine Handvoll. Dafür aber viele kleine Handwerksbetriebe, die nicht zuletzt von den zahllosen Ferienwohnungen ausländischer Wohnungsbesitzer leben. So wie die Supermärkte, Bäckereien und Restaurants.
Eine Woche später, Mitte Juli. In Pollença haben nun fast alle Restaurants und Geschäfte geöffnet. Nur die Hotels haben überwiegend noch geschlossen. Ein Ort wie Pollença, der vom Individual-Tourismus lebt, scheint schneller auf die Beine zu kommen als das benachbarbarte Port de Pollença oder Alcudia oder Ca’n Picafort. Dort stehen die großen Hotels – und die sind überwiegend zu. Ca’n Picafort mit dem langen weißen Sandstrand ist ausgestorben wie eine Geisterstadt. Wer auf den Individualtourismus gesetzt hat als Kommune, hast gut. Pauschaltourismus – ob All-Inclusive-Hotels oder Rennradfahrer – ist out. Die Gründe sind vielschichtig.
Es ist Abend geworden über Pollença. Ein paar Schritte von der Plaça Mayor und dem Club Soçial befindet sich der neue Marktplatz. Aber da der architektonisch eher misslungen ist, verirren sich nur selten Touristen auf die mit einer Betonplatte bedeckte Tiefgarage ist. Es ist die Gegend der
Einheimischen, der kleinen Elektrogeräte und unscheinbaren Bars. Eine vierköpfige Band spielt an diesem Abend kubanische Gassenhauer, ein paar Anwohner haben sich auf die Betonbänke gesetzt und hören den fetzigen Songs zu. Die Musiker verstehen ihr Geschäft, vermutlich gehören sie zu denen, die im Sommer in Palmas Bars auftraten. Sie sind gut. Jetzt hat einer den Instrumentenkoffer für ein paar Münzen geöffnet, doch es ist keineswegs Not, die sie treibt. Eher der Spaß. Doch spätestens als sie „Guntanamera. Guajira Guantanamera“ schmettern, fällt mir ein, dass exakt diese Worte, die aus Kuba stammen, einst als Synonym für „schlechte Nachrichten“ standen, als der Refrain jahrelang in Castros Cuba als Einleitung einer Radiosendung genau dies bedeutete. Doch das stört weder die Musiker noch den eineinhalbjährigen Zuhörer, der sich ihnen auf wackligen Beinen nähert. Der Abend unter dem freien Himmel gilt der Schönheit. Und nichts anderem.
Denn eines ist immer noch wahr: Die Insel ist schön wie eh und je. Auch unter der Maske. Und ohne Ballermann.
PS: Ab nächster Woche berichte aus Irland.
Soeben erschienen. Mit drei Geschichten über Pollença, den Club und Kap Formentor:
Worum gehts?
Mallorca. Menorca. Und die restlichen Inseln, die zwischen Sizilien und der südenglischen Isle of Wight liegen.
„Ein Pageturner.“
Sagt mein Freund Josef (Er ist nie gesegelt)
„Hab die ersten Seiten gelesen. Irre. Grandios. Megastark“.
Sagt mein Freund Andreas (Er ist mit mehrfach mir mir gesegelt. Und liest Bücher von Berufs wegen.)
„Du hast ein wunderbares Buch geschrieben. Es hat mir so viel Kraft in dieser schweren Zeit gegeben, und Freude! Deine Sprache fesselt nicht nur, sie lässt auch ganz direkt miterleben, als wäre man selbst mitten im Geschehen.“
Magdalena (segelte auf dem See.)
„Es ist so ehrlich, authentisch und im positiven Sinne anders als die vielen Segelbücher.“
Sagt ein Leser, der mich damit zum Erröten brachte.
Und was ich drüber denke?
Ich bin bescheidener. Und verrate es in einem der nächsten Posts.
Auf dem Sonntagsmarkt von Pollença. Seit einer Woche geht nichts mehr ohne „Mascarilla“, selbst im Freien auf Straßen und Plätzen nicht. Doch das tut der Schönheit und Laune keinen Abbruch.
Trotz der Bilder, die vom Ballermann in den Medien transportiert wurden, geht Mallorca strenger und konsequenter vor als beispielsweise Deutschland. Kein Supermarkt kann betreten werden, ohne am Eingang die Hände gründlich zu desinfizieren und sich Plastikhandschuhe überzustreifen. Wers versäumt, dem ist in Sekundenschnelle das Personal hinterher. In dieser Hinsicht sind Länder wie Spanien oder Italien, die hart von Corona betroffen waren, in der Bewusstseinsbildung eindeutig nachdrücklicher. Mag ja sein, dass aus Virologen-Sicht die Übertragung per Hand nebensächlich ist. Aber in jedem Laden erinnert werden, dass das Virus nicht aus der Welt ist, ist allemal besser.
Seit Montag letzter Woche ist Mallorca unter Maske. Wer sich durch die Gassen des kleinen Landstädtchens Pollença im Nordosten Mallorcas im Juli 2020 bewegt, trägt die „mascarilla“, die kleine Maske. Die Insel, die bisher mit geringsten Infektions- und Mortalitätszahlen in Spanien überraschte, weiß was auf dem Spiel steht. Die Angst, was passiert, wenn der Tourismus ausbleibt, ist zu spüren. „War schon richtig, hier auf der Insel für sechs Wochen strikt keinen mehr für die Haustür zu lassen“, sagt Pepe, der Gärtner Anfang Juli. „Dank der rigiden Ausgangssperre und Selbstisolation haben wir auf Mallorca die niedrigsten Infektionsraten und mit 225 Toten die niedrigste Sterblichkeit in ganz Spanien. Aber was passiert, wenn die Touristen ausbleiben? Wenn keiner kommt? Im Moment haben wir viele Leute ohne Arbeit wegen des Lockdowns. Weil Restaurants, Boutiquen bis diese Woche geschlossen blieben und viele Hotels gar nicht erst öffneten. Aber wenn die Touristen in den nächsten Wochen nicht kommen: Dann gibts im Herbst kein Geld. Und wenns kein Geld gibt, kann keiner Miete zahlen. Und zu essen? Dann ist hier Schicht.“ Um keinen Zweifel zu lassen, fährt sich Pepe mit der flachen Hand quer über die Kehle.
Pepe muss es wissen. Bevor er vor ein paar Jahren Gärtner wurde, hat er in den Hotels in und um Pollença gearbeitet. Er muss nicht die Zeitung aufschlagen, um zu erfahren, wie sehr die Insel am Tropf des Tourismus hängt. Insel: Das bedeutet noch einmal etwas ganz anderes als Festlandsküste. Am Festland gibt es den Binnentourismus nach Rügen oder Sylt, den steten Wochenendtourismus an die Adriaküsten aus den Städten Norditaliens. Und in Mallorca? Können 930.000 Insulaner per Binnentourismus die 10,1 Millionen Besucher des Vorjahres auf der Insel wirtschaftlich kompensieren?
Am Strand von Picafort: Wo sonst im Sommer kein Platz zu finden ist, herrscht Mitte Juli Muße.
Kap Forrmentor, ein paar Kilometer weiter, am Strand des nordöstlichsten Gebirgszipfels Mallorcas. In den letzten Jahren musste ab Mai für den Sommer die Zufahrt zum Naturschutzgebiet gesperrt werden. Nichts ging mehr, als sich die Ströme blinkender Leihwagen und glattrasierter Radfahrerbeine in den engen Serpentinen in die Quere kamen. Bis die Inselregierung ab Mai jährlich die einzige Straße einfach sperrte und stündlich nur noch Linienbusse die Pass-Straße vom Strand bis zum Leuchtturm hinaufkriechen ließ. Jetzt im Juli 2020 ist die Straße zum ersten Mal seit Jahren wieder frei befahrbar. Das liegt an den Rennradfahrern, die gänzlich ausbleiben. Aber auch die Zahl der Mietwägen ist in Formentor überschaubar. Am Strand von Formentor hört man zum ersten Mal seit Jahren fast nur noch Mallorqui, den Inseldialekt. Familien mit Kindern. Ehepaare. Binnentourismus auch derer, die darauf warten, dass Hotels und Restaurants wieder öffnen, damit sie wie erhofft das halbe Jahr wieder Arbeit finden. Ab Herbst wäre dann eh wieder Pause.
Violetta ist 30 und in Pollença mit ihren beiden Brüdern aufgewachsen. Sie arbeitet im Service des Club Social de Pollença. Vor dem ehrwürdigen Gebäude des 1904 als Fahrradverein gegründeten ältesten Vereins von Pollença an der Plaza Mayor ist die Terrasse am Abend überwiegend mit älteren Einheimischen besetzt. Violetta ist froh: „Seit etwa 14 Tagen ist jeden Tag mehr los. Die Briten kommen langsam wieder, die Deutschen sowieso. Und jeden Abend öffnet hier im weiten Rund der Plaça Mayor ein weiteres Restaurant.“ Pollença lebt nicht vom Pauschaltourismus. Hotels gibt es in dem 8.000 Einwohner zählenden Landstädtchen gerade eine Handvoll. Dafür aber viele kleine Handwerksbetriebe, die nicht zuletzt von den zahllosen Ferienwohnungen ausländischer Wohnungsbesitzer leben. So wie die Supermärkte, Bäckereien und Restaurants.
Eine Woche später, Mitte Juli. In Pollença haben nun fast alle Restaurants und Geschäfte geöffnet. Nur die Hotels haben überwiegend noch geschlossen. Ein Ort wie Pollença, der vom Individual-Tourismus lebt, scheint schneller auf die Beine zu kommen als das benachbarbarte Port de Pollença oder Alcudia oder Ca’n Picafort. Dort stehen die großen Hotels – und die sind überwiegend zu. Ca’n Picafort mit dem langen weißen Sandstrand ist ausgestorben wie eine Geisterstadt. Wer auf den Individualtourismus gesetzt hat als Kommune, hats gut. Pauschaltourismus – ob All-Inclusive-Hotels oder Rennradfahrer – ist out. Die Gründe sind vielschichtig.
Es ist Abend geworden über Pollença. Ein paar Schritte von der Plaça Mayor und dem Club Soçial befindet sich der neue Marktplatz. Aber da der architektonisch eher misslungen ist, verirren sich nur selten Touristen auf die mit einer Betonplatte bedeckte Tiefgarage ist. Es ist die Gegend der
Einheimischen, der kleinen Hausgeräteshops und unscheinbaren Bars. Eine vierköpfige Band spielt an diesem Abend kubanische Gassenhauer, ein paar Anwohner haben sich auf die Betonbänke gesetzt und hören den fetzigen Songs zu. Die Musiker verstehen ihr Geschäft, vermutlich gehören sie zu denen, die im Sommer in Palmas Bars auftraten. Sie sind gut. Jetzt hat einer den Instrumentenkoffer für ein paar Münzen geöffnet, doch es ist keineswegs Not, die sie treibt. Eher der Spaß. Doch spätestens als sie „Guntanamera. Guajira Guantanamera“ schmettern, fällt mir ein, dass exakt diese Worte, die aus Kuba stammen, einst als Synonym für „schlechte Nachrichten“ standen, als der Refrain jahrelang in Castros Cuba als Einleitung einer Radiosendung genau dies symbolisierte. Doch das stört weder die Musiker noch den eineinhalbjährigen Zuhörer, der sich ihnen auf wackligen Beinen nähert. Der Abend unter dem freien Himmel gilt der Schönheit. Und nichts anderem.
Denn eines ist immer noch wahr: Die Insel ist schön wie eh und je. Auch unter der Maske. Und ohne Ballermann.
PS: Ab nächster Woche berichte ich aus Irland.
Soeben erschienen. Mit drei Geschichten über Pollença, den Club und Kap Formentor:
Worum gehts?
Mallorca. Menorca. Und die restlichen Inseln, die zwischen Sizilien und der südenglischen Isle of Wight liegen.
„Ein Pageturner.“
Sagt mein Freund Josef (Er ist nie gesegelt)
„Hab die ersten Seiten gelesen. Irre. Grandios. Megastark“.
Sagt mein Freund Andreas (Er ist mit mehrfach mir mir gesegelt. Und liest Bücher von Berufs wegen.)
„Du hast ein wunderbares Buch geschrieben. Es hat mir so viel Kraft in dieser schweren Zeit gegeben, und Freude! Deine Sprache fesselt nicht nur, sie lässt auch ganz direkt miterleben, als wäre man selbst mitten im Geschehen.“
Magdalena (segelte auf dem See.)
„Es ist so ehrlich, authentisch und im positiven Sinne anders als die vielen Segelbücher.“
Sagt ein Leser, der mich damit zum Erröten brachte.
Und was ich drüber denke?
Ich bin bescheidener. Und verrate es in einem der nächsten Posts.
So.,19.Jul.20, Franz.Polyn./Gambier/Insel Mangareva, Tag 2240, 20.254 sm von HH
Seit dem 15. Juli lässt Französisch Polynesien wieder ausländische Touristen ins Land. Der President Fritch ließ verlauten, dass Land brauche die Einnahmen aus dem Tourismus. Und es sei wahrscheinlich nicht zu verhindern, dass das Virus ins Land gebracht wird. Französisch Polynesien müsse damit leben. Ankommende Gäste, und auch die neue Riege der Beamten, sollen einen negativen Corona-Test vorweisen und sich nach vier Tagen im Land erneut einem Test unterziehen.
Eine Maskenpflicht besteht in öffentlichen Verkehrsmitteln und auf den Fähren. Und wenn der erforderliche Mindest-Abstand halten nicht eingehalten werden kann. Damit sind die kleinen Inseln, weit weg von Tahiti, raus aus der Maskenpflicht.
Die Welt trägt Maske und gewöhnt sich scheinbar langsam daran. Dagegen sind wir Aliens. Wenn wir wieder zivilisiertes Gebiet betreten, müssen wir erst mal angelernt werden. Wir besitzen nicht mal Masken, außer Staubmasken, die wir beim Lockdown zweimal tragen mussten. Ich glaube, es wird Zeit, dass ich uns welche nähe. Wer weiß, was die Öffnung der Grenze noch für Regeln nach sich bringt. Wir hoffen, dass die Atoll-Bewohner gut mit der Entscheidung ihres Presidenten leben können. Was wird passieren, wenn das Virus auf die Atolle getragen wird? Wer bekommt dann die Schuld? Wir persönlich haben keine Angst vor Corona. Weder dass wir uns anstecken, noch dass wir schlimm erkranken. Die Gefahr sich Dengue-Fieber oder eine Malaria einzufangen, war unterwegs schon viel größer.
Auf der ganzen Welt sind es die ‚anderen‘, die Ausländer, die Fremden, die Schuld bekommen. Das macht uns mehr Sorgen als das Virus selber.
Neuseeland fährt einen komplett anderen Stiefel. Das erklärte Ziel sei ein Corona freies Land – Grenzen zu, bis ein Impfstoff gefunden wird. Wenn man Kommentare der Kiwis darüber liest, so scheint die Mehrheit damit einverstanden.
Trotzdem erhellt ein Lichtstreifen unseren Neuseeländischen Einreise-Horizont. Die Organisation ‚Sail South Pacific‘, die einreisewilligen Seglern helfen möchte nach Neuseeland zu kommen, hat sich gemeldet. Neuseeland hat erstmals signalisiert, dass Segler aus dem Südpazifik die Einreise genehmigt werden könnte. Allerdings wie überall auf der Welt geht es um den schnöden Mammon. Wer als Segler kommen will, soll aufzeichnen welchen Vorteil Neuseeland davon hat. Gern gesehen ist, wer fünfzigtausend NZ-Dollar (ca. 30.000 EUR) im Land beabsichtigt zu lassen. Und nein, Aufwendungen für den Lebensunterhalt sind nicht darin enthalten. Der Kiwi möchte gerne, dass man dieses Geld in Schiffs-Ausrüstung oder Reparaturen investiert.
Wir haben nach sechs Jahren durchaus Refit-Bedarf, wollten unsere Osmose komplett (und diesmal richtig) beheben; das Deck will Pflege, der Motor schreit nach Wartung; neue Poster und ein neues Bimini stehen zur Diskussion. Aber hey, soviel Geld wollten wir dann nun doch nicht für Atanga (sorry, Mädchen) ausgeben. Wir haben jetzt den brandneuen Fragenkatalog der Neuseeländer runter geladen und brüten über den Antworten zu den drolligen Fragen: ‚wie beabsichtigen Sie gebrauchte Masken zu entsorgen‘ und ‚ist gewährleistet, dass Crew-Mitglieder zwei Meter Abstand einhalten können‘.
Wir sind noch immer in Gambier. Das Ankerfeld hat sich deutlich geleert, die meisten Boote sind jetzt in den Tuamotu. Uns erreichen reuige Nachrichten: das Wetter sei grauslich vor Ort – Regen und andauernd so viel Wind, dass man nichts unternehmen kann und ständig den Ankerplatz wechseln muss. Bei uns ist das Wetter besser, zwar kühler, aber herbstlich angenehm.
Weiterhin herbstlich schöne Wandertage
Mangareva, die schöne Insel, die uns einfach nicht gehen lassen will