Ganz Silent über den Ozean
34 Tage dauerte die Überfahrt des Solarkatamarans Silent 64 © Ufuk Türkes
34 Tage dauerte die Überfahrt des Solarkatamarans Silent 64 © Ufuk Türkes
© Kerstin Zillmer
Schweißarbeiten am Rumpf der Elektra © Uli Lücke
Di., 12.Mai.20, Franz.Polyn./Gambier/Insel Mangareva, Tag 2172, 20.254 sm von HH
Wein haben wir ja schon seit Wochen nicht mehr. Der letzte Schnaps von den Kanaren hat zu Unrecht die letzten fünf Jahre unter den Bodenbrettern gelegen. Ich weiß nicht, wer ihn mal als untrinkbar bezeichnet hat. Das war ein Irrtum. Das war ein lecker Likörchen mit 30 Umdrehungen, der durch die vielen Jahre wahrscheinlich gewonnen hat. Der ist nun leider Geschichte. Die letzte Buddel Rum ebenfalls. Es gibt noch eine Flasche Metternich, gehütet und beschützt für unseren 20. Hochzeitstag im Juni (hoffentlich ist der edle Tropfen nicht schon längst verdorben – aber das ist eine andere Geschichte).
Ansonsten sind wir abgebrannt, pleite, trocken gelegt!
Vor Ort kann man Bier kaufen (harte Sachen stehen weiterhin unter behördlichem Lockdown-Verschluss). Allerdings treiben einem die Bierpreise die Tränen in die Augen. Eine Halbliter-Dose kostet 3,60 USD. Das schmerzt. Zumal ich Bier jetzt nicht soooo toll finde. Beim Kochen soll Wein in den Koch – kein Bier. Wein kann man ebenfalls vor Ort kaufen. Der billigste Fusel hat 10% Alkohol – ein echtes Gütezeichen – und kostet 15 USD. Wir haben ihn probiert. Nun ja, er ist sein Geld nicht wert!
Und jetzt kommt Tola (Name von der Red. geändert) ins Spiel. Tola habe ich schon vor dem Lockdown im Shop kennengelernt. Er fragte mich, woher ich komme. Als er Deutschland hört, streckt er mir seine Ghetto-Faust entgegen und strahlt mich in bestem Hochdeutsch an: „Moin, Moin.“ Tola ist mal in Deutschland gewesen, in Berlin, Mönchengladbach und Mölln – mit einer Tanztruppe, wenn ich es richtig verstehe. Er folgt eine Unterhaltung über die ‚german Bundesliga‘, wobei ich nur an den richtige Stellen nicken muss, den Rest macht Tola. Klappt gut, er kann ein paar Brocken Englisch und ich packe meine Brocken Französisch dazu. Ein sympathischer Kerl, ungefähr in meinem Alter, der in Gambier nur zu Besuch ist, eigentlich aus den Tuamotu stammt und nun nicht nach Hause zurück kann.
Zu der Zeit als der Alkohol-Verkauf komplett verboten war, treffe ich Tola wieder. „Kein Bier“, mault er mich an und guckt unglücklich. Ich nicke zustimmend und zucke mit den Schultern. „Das kann noch dauern“, deutet Tola an und tippt auf seine nicht vorhandene Armbaduhr. „Willst du was zum Rauchen?“, fragt er mich unvermittelt. „Nein, ich rauche schon dreizehn Jahre lang nicht.“ Ich komme vom Dorf und verstehe nicht gleich, was er meint und gebe ihm tatsächlich diese selten dämliche Antwort. Er guckt mich entsprechend ungläubig an, fängt mit den Hüften an zu wiegen, rollt mit den Augen und singt: „Bob Marley … lala lalala … „. Oh! Ohh, ohhhhh, jetzt verstehe ich. Ich schüttel trotzdem den Kopf: „Nein, danke.“
Ein paar Tage später treffe ich erneut auf Tola als ich grade aus dem Laden zum Dinghy gehen will. „Pssst! Pfff.“ Tola steht an einer Hauswand in eine Nische gedrückt. „Pffffft.“ Er pfeift total auffällig unauffällig durch seine Zähne und deutet mir mit dem Kopf zu ihm zu kommen. „Moin, Moin“, sagt er. Dann schaut er sich konspirativ um. Niemand zu sehen. Er nimmt meine Hand und drückt mir ein Stück Küchenpapier in die Hand. „Bob Marley“, lacht er und fängt wieder mit den Hüften an zu wackeln. Schnell lasse ich das kleine Päckchen in der Hosentasche verschwinden. Er grinst.
Jetzt sitzen wir also auf dem Schiff. Der halbe ‚Stein des Anstoßes‘ liegt vor uns. Rauchen oder nicht rauchen, das ist die Frage? Die im Internet verbreitete Floskel ‚ich frage für einen Freund‘, kann ich mir wohl schenken.
Das Corpus delicti
30 JAHRE ALS PARADIESJÄGER UNTERWEGS
Marina Kröslin © Baltic Sea Resort
TURBULENZEN UND KONSEQUENZEN
Politik und Behörden im Ausland tasten sich an den Sportbootbereich heran und reduzieren die außerordentlichen Maßnahmen stufenweise.
Hier finden Sie die Länder, zu denen erste Informationen abrufbar sind. Diese Seite wird laufend aktualisiert und ergänzt.
Bootfahren in Griechenland
In Griechenland dürfen Boote nur bewegt werden:
in Notfällen oder bei höherer Gewalt
bei Versorgungsengpässen wie Treibstoff, Wasser oder Vorräte
zu Testfahrten oder für Reparaturarbeiten
Der Betrieb von Sportbooten für touristische Zwecke ist untersagt.
Quelle: Regierungserklärung
Bootfahren in Kroatien
Bereits am 09. Mai 2020 wurden die Grenzen für EU-Bürger geöffnet, die Immobilien- oder Bootsbesitz nachweisen können. An den Grenzen zu Kroatien müssen lediglich Bootsregistrierung (z.B. Internationaler Bootsschein des ADAC) und Liegeplatzvertrag vorgelegt werden, um zu passieren. Die obligatorische 14-tägige Heimquarantäne entfällt.
Ob Boote tatsächlich bewegt werden dürfen, ist mit den zuständigen Hafenkapitänen abzuklären.
Quelle: Ministarstvo mora, prometa i infrastrukture
Bootfahren in Frankreich
Seit dem 11. Mai dürfen französische Staatsbürger und in Frankreich gemeldete Bootseigner wieder zu ihren Booten und diese auch betreiben. Allerdings mit Auflagen:
Wohnort nicht mehr als 100 km vom Liegeplatz entfernt
kein Zugang zu den Stränden erlaubt
nicht mehr als 10 Personen an Bord
Deutsche, deren Boote in Frankreich liegen, werden sich noch etwas gedulden müssen.
Im Binnenbereich ist momentan noch mit Schleusensperrungen zu rechnen, wie die VNF berichtet. Fahrten zwischen Schleusen sind gestattet.
Quellen: VNF, Ministere de la Transition Écologique et Solidaire
Bootfahren in Spanien
In Spanien befinden sich die einzelnen Provinzen und Regionen in unterschiedlichen Phasen der Lockerungsmaßnahmen. So ist in einem
„Phase 0 – Gebiet“ Bootfahren immer noch verboten
im „Phase 1 – Gebiet“ wie die Balearen hingegen Zutritt zum Boot und Auswintern bereits erlaubt.
Quelle: Ministerio de Fomento
Aquador 28 HT © Alfred J. Boer
Alles gut gegangen: Ankunft der Sisi in Scheveningen © TAORP / Laurens Morel
BENETEAU FIRST 35 – ROUND THE WORLD COMPLETED
Hallo Peter, ich hoffe, dir geht es gut und du bist gesund.
Gestern bin ich in Horta angekommen, nach etwa 3320 Meilen und 30 Seetagen, war es schön wieder Land zu sehen, noch dazu so unglaublich schöne Inseln.
Die Überfahrt hat alle Farben des Segels geboten, Passat von Hinten, der Äquator, die Kalmen mit Flaute und feinstes Spinnakersegeln. Hoch am Wind den Nordost Passat kreuzen. Und dann kam der Tag, irgendwo 600 Meilen westlich der kapverdischen Inseln, wo ich mein altes Kielwasser gekreuzt habe: die Weltumseglung ist damit vollendet! Ein großer Traum ist in Erfüllung gegangen.
Der Wind flaute auf dem Weg nach Norden ab und aus dem mühsamen Hochamwind mit viel Stampfen, wurden wunderschön Tage, Frida schnitt sanft durchs Wasser, die Sonnenuntergänge brachten goldenes Licht. Der Bierverbrauch stieg etwas. Hochstimmung und Genuss.
Aber so schön sollte es nicht bleiben, ein Sturmtief versperrte den einfachen Weg zu den Azoren, eine Kaltfront brachte große Wellen und über 40 Knoten Wind: „und bitte keine Höhe verschenken!“ sagt die Stimme aus dem Off.
Alle Höhen und Tiefen, alle denkbaren Segelbedingungen; nur eine Konstante an Bord: die legendäre Windpilot Pacific! Sie hat mich nie im Stich gelassen und erneut anstandslos und vor allem pausenlos gearbeitet.
Eine einhand Weltumseglung ohne Windpilot bleibt für mich unvorstellbar.
Als ich in gestern in Horta in den Hafen eingelaufen bin, hat Harry mich schon wild winkend von der Mole aus begrüßt.
Von Bord darf ich hier allerdings nicht, nur ein kurzer Aufenthalt vor Anker ist erlaubt. Ich ärgere mich nicht, sondern bleibe schön im „Segelmodus“.
Move your face to the sun and you don’t see the shadows.
Anbei wie immer noch ein Foto von der großen Weltumseglungsparty, der Kapitän (me,myself & I). Noch ein paar mehr Eindrücke sende ich in extra Email.
Viele sonnige Grüße
Sebastian