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Trollhätte Kanal

Nun geht es also in den nächsten Kanal. Der Trollhätte Kanal. Im Gegensatz zum Göta Kanal wird dieser auch heute noch aktiv von der Frachtschifffahrt genutzt, ist also auch entsprechend ausgebaut. Und angeblich ist er auch dementsprechend unspannend, wenn nicht sogar hässlich. Also wollen wir mal sehen…

Größer ist er vom ersten Moment an tatsächlich. Und bei der ersten Brücke habe ich Glück, denn sie wird grad für einen von der Gegenseite kommenden Frachter geöffnet. Also Vollgas abgelegt und durchgehuscht. Die ersten Meilen sind naturgemäß die spannendsten. Und schon nach einer halben Stunde erwartet mich die erste Schleuse. Im Gegensatz zu den Göta Schleusen geht es hier 6-8m pro Schleuse rauf und runter. Aber da das Wasser nicht frontal durch die Tore gekippt wird, läuft es trotzdem entspannter ab. Ich bin komplett allein. Trotzdem öffnet die Schleuse entgegen der Info aus dem Flyer sofort. Das Schleusen selbst ist hier dann noch mal ne Nummer einfacher. Man hält sich einfach nur mit dem Bootshaken an einer der Leitern fest. Das ganze geht dann so sanft von statten, dass man sich am Ende eher “Wie, schon fertig??”, als “Puh!” denkt.  Nur umdrehen sollte man sich nicht, denn dann sieht man beim Bergabschleusen erst die Ausmaße des riesigen Bootsaufzugs. “Da oben war ich eben noch????”.

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Die erste Schleuse entlässt einen dann in den Fluß Göta Alv. Der Name Trollhätte Kanal ist nämlich eigentlich irreführend. Nur ca. 10 von 90km der Strecke bis Göteborg sind Kanal.  Der Rest folgt dem natürlich Verlauf des Flusses. Das hat beim Fahren in Richtung offenes Meer den Vorteil, dass man bis zu 2,5kn Strom mit sich hat. Und so geht es dann im Affenzahn zur nächsten Station. Andererseits möchte ich den Strom nur ungern für 90km gegen mich haben. Wer also eine Passage der schwedischen Kanäle von West nach Ost plant, sollte das bedenken….

Die nächste Station ist dann Trollhättan. Viel schneller als erwartet stehe ich dort vor der Eisenbahnbrücke. Und die ist echt beeindruckend. Anstatt wie üblich einfach nach oben oder zur Seite wegzuklappen, werden die Schienen und der Radweg einfach komplett 30m in die Höhe gehoben. Und weil ich ja warten muss, habe ich wieder Zeit für unnützes Nachdenken: Warum baut man sowas? Wenn jede Brücke immer anders aussieht, muss jedes Mal wieder ein neuer Architekt ran. Könnte doch viel billiger mit EInheitsmodellen gehen. ;-) Bevor ich meine Gedanken zur Fließbandproduktion von Brücken aber vollenden kann, komme ich auf die Idee mal die Kanalzentrale anzufunken. Nur antwortet da keiner. Also noch mal. Und noch mal. Es bleibt still….  Bis ein Schwede von der anderen Seite kommt, und mal auf schwedisch nachfragt. Und siehe da, sofort wird ihm geantwortet…Das war doch auch schon bei der allerersten Brücke in Vänersborg so. Ich frage mich, ob Henriks Geschichten, dass ausländische Yachten auch mal ein Stündchen länger warten müssen, doch wahr sind…

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Aber egal, es geht ja weiter. Trollhättan ist so etwas wie die Hauptstadt des (gleichnamigen – Oh Wunder!) Kanals. Die Schwierigkeit beim Bau eines Kanals vom Vänern zur Ostsee waren nämlich schon seit dem Mittelalter die hier gelegenen Wasserfälle. Erst 1800, mit dem Bau der ersten Kanalschleusen, gelang die Trockenlegung derselbigen. Später wurden dann mehrere riesige Wasserkraftwerke gebaut. Und die machen Trollhättan und den Kanal auch zur eigentlichen  Geburtsstätte eines auch in Deutschland operierenden Unternehmens: Vattenfall – Wasserfall. Damals noch unter dem Namen “Königliche Wasserfall Behörde”. Das war mir auch neu. Man mag über die Energieversorger ja denken was man will, aber bestimmt nicht alle sind so mit maritimer Geschichte verknüpft. ;-)

In Trollhättan geht es deswegen auch ganze 32m hinab. In 4 Schleusen, davon 3 direkt hintereinander. Und wieder bin ich komplett alleine in den Schleusen. Und die sind dieses mal noch eindrucksvoller. Denn immer wenn mindestens 2 Schleusenkammern direkt hintereinander stehen, müssen die Tore in der Mitte logischerweise doppelt so hoch sein. Wenn man also gerade 2 Kammern erniedriegt wurde, blickt man zurück auf diese 30m hohen gigantischen Stahltore. Das erinnert ein wenig an biblische Palasttore oder so etwas. Nur halt eben spannend für Nautiker und nicht Theologen. ;-) In der Mitte wird auch noch bezahlt. Ich frage den Schleusenchefmeistergeneralsekretär dann auch mal vorsichtig, warum auf englische Anrufe nicht reagiert wird: Der Empfang sei schlecht gewesen…. Naja, erinnert irgendwie eher an die Ausrede in einem telefonischen Ehestreit, aber nach meiner Frage wird im Gegensatz dazu zumindest auf einmal geantwortet. :-D

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Die Schleusen von Trollhättan sind aber nicht nur eine einzige Schleusentreppe. 2 alte, nicht mehr genutzte, Generationen von Schleusen von 1800 und 1844 sind direkt daneben angesiedelt und heute in eine Art Park umgewandelt. Und dort soll man sehr schön liegen können. Und tatsächlich, man macht dort quasi im Vorhafen der alten Schleusen fest. Das Wasser plätschert durch die maroden Reste der Tore, man liegt direkt neben einem Springbrunnen, den Begriff “Schleusenpark” kann man hier wohl wirklich wörtlich nehmen. Ich habe quasi mitten im Parkteich festgemacht. Schöner geht es nicht. Ein viertes Mal innerhalb von einer Woche bin ich der Meinung, nun aber wirklich den besten Platz erwischt zu haben. Das bestärkt mich nur noch mal darin, dass ich hier wohl noch mal her kommen muss….

Ich verbringe den Nachmittag dann damit durch das Schleusengelände zu stöbern. Schaue mir mal kurz das Museum an, esse den Schleusen angemessen ein vierstöckiges Eis und beobachte die Schleusenpassage eines großen Tankers. Und das ist definitiv sehenswert. Ein wirklich interessanter Tag. Wer in Trollhättan nicht angehalten hat, hat den Kanal nicht wirklich gesehen.

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Nachdem sich der Nebel am nächsten Morgen verzogen hat, geht es dann weiter. Und auch hier ist der Kanal noch wirklich ansehnlich. gepflegte Ackerflächen wechseln sich mit Felsen, Wäldern, und den typisch schwedischen Ferienhäusern ab. Der Strom gleicht die Nachteile des kleinen “Rasenmähermotors” der Nonsuch mehr als aus, und so komme ich schnell zur letzten Schleuse. Lilla Edet. Hier stimmen die Gerüchte, denn der hiesige Yachthafen und das gesamte Umfeld ist wirklich alles andere als reizvoll. Aber egal, ich mach ja wieder nur schnell mit dem Bootshaken zur Durchreise fest. Auch hier ist das ganze Schaupiel Herabschleusen in 10 Min. erledigt. Herzlich Willkommen im Erdgeschoss – Herrenmode und Geschenkartikel. Denn dies war die allerletzte Schleuse. Nach 3 Wochen bin ich wieder auf Meeresniveau angekommen. Ein komisches Gefühl. Aber ich mag es, genau wie beim Erreichen von Töre o.Ä über solche Eckpunkte nachzudenken. Sie geben einer solchen Reise erst Kontur…

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Ab hier ist dann leider auch alle Binnenromantik vorbei. Der Fluss verliert seine bisherige Lieblichkeit. Immer öfter prägen Industrianlagen, verlassene Ruinen und die Autobahn E6 das Bild. Zum Glück gibts hier nichts mal Häfen die einen zum Anhalten verleiten können. Außer Kungälv. Fast schon in Görteborg. Der Hafen liegt zwar direkt im Schatten der Bohus Festung, die der gesamten Provinz hier seinen Namen, Bohuslän, gibt, aber irgendwie kommt keine rechte Begeisterung auf. Also gehts die letzten 2 Stunden nach Göteborg auch noch in einem weiter. Ein weiterer Vorteil für die Ost-West Passagerichtung, denn durch den Strom wäre man in entgegengesetzter Richtung gezwungen in einem der weniger schönen Häfen anzulegen…  Kurz später bin ich also in Göteborg angekommen. Da bleibt einem erst mal nichts anders übrig, als ein Bier aufzumachen und den Freitagabend zu genießen. Ich kann die Ostsee schon wieder riechen….

Insgesamt ist der Kanal wirklich nur Erfahrung. Unansehnlich ist nur der Unterlauf, insbesondere die Gegend um Trollhättan lädt aber durchaus dazu ein, hier nicht nur durchzurasen.

 

Das wars mit dem Vänern und mir fürs Erste!
Die erste Brücke. Geht gleich auf...
Hier muss man aufpassen, dass man sich nicht in den Fahrwassermarkierungen verfängt...
Wir müssen leider draußen bleiben.
Irgendwie fehlt da Wasser....
Erste Schleuse ist geschafft!
In allen Häfen dasselbe Bild: Es wird abgeriggt.
Heute auf dem Tisch: Lecker frische Seezeichen!
Die Eisenbahnbrücke von Trollhättan. 45 min. Wartezeit....
Wasserkraftwerk Trollhättan. Vattenfall mal wörtlich.
Schleusentreppe Trollhättan. Von oben sieht das unspektakulär aus.
Schleusen ist hier auch allein echt easy. Einfach das Boot an der Leiter festhalten.
Die Schleusentreppe von Trollhättan.
Da war ich eben noch oben????
Der Liegeplatz am Fuße der alten Schleusen. Geht es noch schöner??
Mitten im Park lege ich hier an.
Das Wasser plätschert die alten Schleusenkammern hinab.
Fast schon verwunschen mutet das alles an.
Auch die Passage der ganz dicken ist spannend anzusehen.
Platz da, ich komme.
Zentimeterarbeit at it´s best.
Und abwärts gehts!
Aber atmen is´okay, oder??
Auf Augenhöhe mit den Profis.
Uaaaaah. Ganz schön tief.
Maßgeschneiderter Liegeplatz.
Die ersten Schleusen von Trollhättan.
Wirklich beeindruckend und verwunschen zugleich.
Schleuseneis mit 4 Etagen.
Auch oben an den Schleusen gibt es einen ganz netten Anleger.
Schleusenpark. Der Vor"hafen" der zweitern Stufe.
Kann man schöner liegen?
Das finden auch andere.
Traumhaft.
Natur und Industrieromantik am selben Platz.
Trollhätte Kanal.
Die letzte Schleuse. Ostseeniveau.
Die Festung Bohus.
Der Anlegerist leider weniger schön als die Anfahrt vermuten lässt.
Was wohl passiert, wenn man diese Fahrwassertonne berührt.....
Kleines Abenteuer vor Göteborg. Die Brücke hat 13m Durchfahrtshöhe. Habe meinen Mast noch nie vermessen...
Kurz überschlagen: Müsste passen! - Und passt knapp!
Trollhätte Kanal.
Göteborg im Blick.
Zählt das mit der Fassade schon als fester Wohnsitz?
Unter der letzten Brücke passe ich durch.
Angekommen!

Unter Segeln: Durch die Nacht. Von Monemvasia nach Milos.

Unverkennbar, drohend und von den Gewalten der Explosion des Vulkans zeugend:
Der Felsen an der Einfahrt in den Vulkankrater der Insel Milos.

Wer auf der fünf-, sechstausend Jahre alten Händler-Seeroute vom Peloponnes nach Osten, in die Inselwelt der Ägäis will, für den ist die Insel Milos das nächste Ziel, knapp 70 Seemeilen entfernt. 70 Seemeilen: das bedeutet: 130 Kilometer übers offene Meer, etwa 14 Stunden. Und weil ich gerne Milos noch bei Tageslicht erreichen will, um zu sehen, wo wir unseren Anker fallen lassen, fassen Andreas und ich den Plan: Morgens gegen drei in Monemvasia aufzubrechen.

Gegen zwei Uhr werde ich wach. Nicht ganz freiwillig: Die griechische Band, die seit elf am Hafen endlos sich wiederholende Klagelieder singt, tut das ihre dazu. Ich halte die Uhr in der Dunkelheit vor die Augen, spiele einen Moment mit dem Gedanken, mich noch einmal umzudrehen, weiterzuschlafen. Nichts da. Ich stehe auf. Andreas ist wach. Wir kochen uns in der Dunkelheit Kaffee mit warmer Milch. Ein Biss ins Brot. Schwimmwesten an, Lifebelts. Navigationslichter an. Und das kleine Dämmerlicht über dem Kartentisch. Dann raus in die sternklare Nacht. Warmer, leichter Nordost. Ein Käuzchen ruft.

Unsere Festmacher haben wir am Abend vorher schon klariert, alles soll zwischen den anderen Hafenliegern so lautlos wie möglich vor sich gehen. Es ist halb drei. Der Motor springt bullernd an, ich werfe die Achterleinen los, Andreas holt im Dunkel vorne den Anker hoch, zieht uns langsam ins Hafenbecken. Ruhig gleiten wir aus dem Hafen, vorbei an den dunklen Molenköpfen, und hinaus, südlich am Felsen der byzantinischen Festung Monemvasia entlang. Und kaum haben wir den Hafen verlassen, wird aus dem leichten Nordost ein nette 10 Knoten-am-Wind Brise: genau Levje’s Wetter. Ein Aufschießer in der Dunkelheit, erst das Groß, dann die Genua setzen, und zurück auf unseren Kurs für die nächsten 14 Stunden: auf etwa 80 Grad zieht uns der warme Wind durch die mondlose Nacht, nach Osten.

Ich übernehme die erste Wache bis Sonnenaufgang. Wie immer freue ich mich über die Geschwindigkeit, die Levje aus dem wenigen Wind herausholt: stabil über fünf Knoten aus acht, neun Knoten vorlichem Wind. Reine Freude. Ich beobachte die Segel, zupfe hier, ziehe da, optimiere, versuche die Geschwindigkeit noch zu steigern. Aber alles arbeitet hervorragend. Das Schiff läuft, die Segel ziehen, der Autopilot macht surrend seine Arbeit. Ich kann nichts besser machen in der Dunkelheit, nur auf die gelegentlichen, kleinen Windänderungen reagieren und die Segelstellung gleich korrigieren. Ich laufe auf dem Schiff herum, schaue mir mit der Taschenlampe die Segel von allen Seiten an, beobachte das Rauschen des Wassers am Bug. Levje läuft.

Wir sind allein draussen. Fast. Denn hin und wieder zieht im Dunkel ein Frachter um die Südecke des Peloponnes und geht auf Nordkurs, Richtung Athen und Piräus, auch das ist eine uralte Händlerroute, der sie folgen. Und wie so oft, wenn ich in der Morgendämmerung mit Ostkurs unterwegs war, foppt mich der im Osten aufgehende Morgenstern, die Venus. Zuerst denke ich, es ist das Topplicht eines anderen Seglers, was da im Osten über der Kimm aufsteigt. Das Licht wird größer und heller. Ich nehme das Fernglas, um den vermeintlichen Entgegenkommer zu sehen. Das Licht steigt höher und höher, und irgendwann in der Morgendämmerung dämmert es auch in mir: es ist die Venus. Und nicht ein Segler auf Gegenkurs.

Bei Sonnenaufgang haben wir immer noch guten Wind. Monemvasia ist längst hinter uns im Dunst verschwunden, wir sind jetzt draußen. Und zum ersten Mal ist jetzt vor der aufgehenden Sonne die Silhouette einer Insel voraus zu erkennen, nur für eine Viertelstunde. Mit der höher steigenden Sonne verliert sich, was vorher wie ein Scherenschnitt war, wieder in der Weite. So müssen das die Alten auch gemacht haben: bei Sonnenaufgang unbekannte Inseln voraus entdecken.

Und während die Sonne schnell kräftiger wird, werde ich müde. Meine Wache ist vorbei, Andreas übernimmt, jetzt führt er das Schiff, und ich lege mich schlafen.

Weil der Wind anhält, erreichen wir die Insel Milos schneller als gedacht. Aber nichts ist vollkommen: Als wir gegen zwei Uhr Andimilos, den heißen Felsklotz vor Milos passieren, schläft der Wind plötzlich ein. Der Seegang aber nicht: Levje schaukelt im Kreuz und Quer der Wellen hilflos hin und her, ein bemitleidenswertes Geklapper in der Takelage, ich mag schon den ersten Klapperer nicht, wenn die Welle zum ersten Mal stärker als der Wind ist und mir untrüglich zu verstehen gibt, dass der Wind jetzt einschläft. Und nichts mehr geht. Also motoren wir eine Stunde, ein Geschaukel, was müssen erst die Doldrums sein, da geht das wochenlang so. Aber kurz vor der Einfahrt in den alten Vulkankrater, der der als Insel Milos nach einer gewaltigen Explosion – ähnlich wie Santorin – übrig blieb, ist der Wind wieder da. Böig zwar – aber er ist da. Und treibt uns um den gewaltigen Felsen, oben im ersten Bild, der die Einfahrt in den Krater und die große Hafenbucht von Milos markiert. Wir passieren den Felsen ganz nah, das Wasser ist hier tief, runden eine zweite Huck, und dann liegt da, unerwartet, mitten im vulkanischen Gestein, eine wunderbare Ankerbucht, Agiou Dimitrou. Unter Segeln einlaufend, beschließen wir, hier unseren Anker fallen zu lassen, im Vulkankegel, an den Abhängen des alten Kraters. 
Und außer der Kapelle des Heiligen Dimitrios und einem anderen Segler ist es nur die Stille, die uns empfängt.

Wo liegt eigentlich Milos? Unsere Route.

Frisches Wasser, ein neuer Rekord, und kein WLAN

Und weiter gehts. Henriks und meine Wege trennen sich in Köpmannebro. Für ihn gehts schon weiter Richtung Süden, doch ich möchte mir noch ein wenig den Vänern geben. Also gehts bei strammem Wind von hinten nach Norden. Es bläst mir guten 20kn. Schnelles vorankommen ist also garantiert. Und auch der Vänern zeigt dabei mal Zähne. Es steht eine wirklich ekelhafte Welle, auch wenn ich mir gar nicht so wirklich erklären kann wieso. Das Wasser ist weitgehend tief und durch die gigantischen Ausmaße des Sees müsste das Ganze bei fast 40sm Windanlaufstrecke auch deutlich langwelliger aussehen. Aber sei´s drum, der ganze Kram kommt ja zum Glück nicht von vorn.

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Ich befinde mich mitten in Schweden. Es ist Ende August. Und es ist absolut keine Sau unterwegs. Den ganzen Tag treffe ich, von Henrik mal abgesehen, kein einzigen anderen Segler. Im Bottnischen Meerbusen habe ich damit ja noch gerechnet, aber hier? Naja, stört mich nicht, macht das Einhandsegeln etwas weniger anstrengend. Am Nachmittag komme ich dann in Åmal, einer schwedischen Kleinstadt, an. Auch hier ist nicht wirklich was los. Aber die Gebäude um den Hafen herum sind ganz nett. Von der Anordnung fühle ich mich ein wenig an so eine klassische Wildweststadt erinnert. Vielleicht auch eher vom Menschenaufkommen her… Später sehe ich dann doch noch ein Boot. Jøran, der Norweger den ich schon in Forsvik im Kanal getroffen habe, kommt mit seiner Frau an. Auch er hat sich ja an Rund Ostsee versucht, es gibt also genug Gesprächsstoff für einen zweiten Abend. Unter anderem lerne ich, dass Åmal in ganz Schweden als Sinnbild für eine verschlafene Kleinstadt gilt. Es gab da mal einen Film namens “F….ing Åmal”… Das erklärt so einiges… Da hier aber nix los ist, ist die Stadt auch perfekt für einen Hafentag zum Entspannen geeignet bevor es weiter geht…

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Heute ist der Wind dann mal wieder schwachbrüstig unterwegs. Irgendwann dann sogar ganz weg. Dafür hat er 22 Grad und den Sommer da gelassen. Ha! Hab doch gesagt, dass der Sommer auch in Schweden noch nicht vorbei ist. Kurze Hose raus, Motor an, und langsam gen Süden getuckert. Und weil motoren ja langweilig ist, kommt man dabei auf dumme Ideen. Der Vänern ist doch ein Süßwassersee und Trinkwasserreservoir. Warum also nicht einfach mal…. Volltreffer! Ich zapfe mir eine schöne Flasche kaltes Quellwasser…oder so ähnlich. Bevor mir noch mehr Flausen einfallen gehts aber in den nächsten Hafen. Mal wieder einer von der guten Sorte. Dalbergså liegt kurz hinter der Mündung eines kleinen Flusses in den Vänern. Man liegt an einem Steg neben einem Wald und einigen Häusern. Die Enten ziehen über das Wasser, die Sonne brennt, hier ist die Welt noch in Ordnung. Außerdem sind Jøran (+Anhang) und ich hier völlig allein. Ich schwinge mal den Kochlöffel für alle und wir genießen die Ruhe an diesem Platz. Ob es hier in der Hochsaison wohl genau so idyllisch ist? Egal, denn für uns zählt nur dieser Moment. Dalbergså ist landschaftlich völlig untypisch für Schweden.Vielleicht macht das diesen Ort nach Monaten voller Felsen und Nadelwäldern auch so außergewöhnlich. Mit der Flußmündung, dem Laubwald, den Hügeln am Horizont. Vielleicht fällt es deswegen auch so auf. Und damit stellt der Hafen einen neuen Rekord auf. Innerhalb von 5 Tagen bin ich jetzt zum 3 mal der Meinung, dass das nun aber wirklich der schönste Platz bisher sein muss. Der Gedanke so schnell wie möglich wieder hier her zu fahren verfestigt sich bei mir. Monate des Seesegelns und dann vergucke ich mich ausgerechnet in einen Binnensee! Also wirklich mal…

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So kann das nicht weitergehen. Also weiter Richtung Trollhättan-Kanal. Ich lande in Vänersborg, ganz in der Südwest Ecke des Vänern. Die Stadt scheint sehr industriell geprägt. Perfekt als Idylle Gegenprogramm geeignet. Vor dem Hafen wartet aber die ersten beiden Brücken des Kanals auf mich. Unter der ersten passe ich noch durch, aber bei der zweiten muss ich dann doch mal das Funkgerät bemühen. Nur antwortet leider keiner. Als dann ein Schwede auf der anderen Seite der Brücke ebenfalls warten muss und auf schwedisch fragt, bekommt er sofort eine Antwort. Der Teufel ist ein Eichhörnchen….

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Vänersborg ist nicht mal hässlich. Die Stadt macht einfach einen so unspektakulären Eindruck, dass ich mich gar nicht lange dort aufhalte, sondern lieber an Bord gammel. Und dann habe ich noch so ein Erlebnis der dritten Art. So dämlich, dass es schon fast wieder lustig ist. Der Hafen soll WLAN haben. Perfekt! Schließlich habe ich einen Blog zu führen. ;-) Also los und beim Hafenmeister der Code besorgt. “Kein Problem” sagt er, aber das kostet extra. Das ist nun für mich wiederum kein Problem, schließlich sind die WLANS in Schweden sehr rar und ich muss ja mal wieder ein Video hochladen. Also für den Code gelohnt und zurück aufs Schiff. Und, wie sollte es anders sein, das Netz funktioniert nicht. Also zurück zur Hafenbude gewackelt. Und da klärt mich der Kollege, der mir eben noch 50kr fürs Internet abgenommen hat, auf, “Ja, das Internet funktioniert schon seit mehreren Wochen nicht wirklich”. Ich bin so perplex, dass ich nicht mal daran denke mein Geld zurückzuverlangen. Als ich die Geschichte dann mit anderen Gastliegern teile, bekomme ich wenigstens ein Trostbier und wir alle aus dem Lachen nicht mehr raus. Das ganze hat mich irgendwie an folgende Szene aus dem “Little Britain” Spin-off “Come fly with me” erinnert: (englisch)

Und so geht der Vänern zuende. Ein ganz tolles Revier mit einzigartig schönen Häfen, frischem Wasser, keinem WLAN, und einem neuen Fan.

 

Auch der "kleine" Binnensee hat Zähne.
Aber heute kommt ausnahmsweise mal alles von hinten.
Und die Schauer bleiben vor mir.
Grafitti mal anders.
Nix los in Åmal.
Wildweststimmung.
Nur der vorbeirollende Strohballen fehlt.
Schön ist es trotzdem.
Einen Besuch in Åmal kann man empfehlen.
Morgenstimmung.
Trinkwasserprobe.
Und relaxen unterwegs.
Dalbergså ist schon wieder so ein Juwel.
Der kleine Flusshafen ist so friedlich
und landschaftlich untypisch für Schweden.
Dass er einen neuen Rekord bildet.
Lange genießen wir gemeinsam die Ruhe.
Dalbergså.
Die letzten Segelmeilen vor dem nächsten Kanal.
Die Brücken von Vänersborg.
Sand im Getriebe oder im Ohr?
Vänersborg ist eine Industriestadt....
...mit einer Hafenmeister-Knalltüte. Spaß haben trotzdem alle.
Das wars mit dem Vänern und mir fürs Erste!

Binnensegeln

Wenn ich aus dem Hafen von Sjötorp in den Horizont schaue sehe ich nichts als Wasser. Man vergisst hier leicht, dass man eigentlich auf einem See unterwegs ist. Der Vänern ist der größte See Skandinaviens, ein gigantischer Trinkwasserspeicher und ein hervorragendes Segelrevier. Von Anfang an hatte ich vor hier nicht nur durchzurasen, doch wie toll der See tatsächlich ist hätte ich nicht gedacht.

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Also los gehts. Ich verlasse Sjötorp. Der Kanal steht still und die Sonne schaut auch mal wieder vorbei. Heute ist auch nur ein kleiner Schlag vorgesehen. Muss mich ja erstmal wieder ans Segeln gewöhnen. ;-) Es geht nach Mariestad. Schon komisch. Ich hatte mich schon so dran gewöhnt, dass das Boot dauernd voller Fender, Leinen, Bootshaken und dem anderen ganzen Schleusenkram liegt. So mit Genauschoten und klarem Deck gefällt mir das Ganze gleich viel besser. Mariestad selbst ist irgendwie mehr so mäßig spannend, aber egal. Wenigstens das einheimische Bier schmeckt. Henrik, mein dänischer Kanalfreund, und ich versuchen allerdings leider vergeblich die Brauerei zur Besichtigung zu finden. Obwohl ich nur 2 Wochen im Götakanal war, ist es irgendwie komisch wieder “draußen” zu sein.

Leider hat der Sommereinbruch nur kurz angehalten. Schon am nächsten Tag regnet es eigentlich pausenlos durch. Also einen Tag Pause eingelegt, bevor es weiter auf den Vänern geht. Im Süden gibt es einen großen Schärengarten, dahin soll es heute gehen. Und weil der Wind von vorne kommt, wird die Strecke extra lang. Endlich wieder Segeln! Ich möchte die Kanalerfahrugen weißgott nicht missen, aber ich hatte schon fast vergessen wie schön es ist so lautlos dahinzugleiten. Wie soll das denn erst werden wenn ich wieder zuhause bin und nur die Wochenenden wieder ganz normal besegelt werden? Solche Gedanken bekomme ich in letzter Zeit öfter. Obwohl ich noch einen ganzen Monat Zeit habe, rückt das Ende immer näher.

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Irgendwann taucht dann ein riesiger weißer Fleck an der Küstenlinie auf. Das Schloss von Läcko. Es trohnt eindrucksvoll an der Einfahrt des Schärengartens. Schären gibt es viele, aber das Schloss hier nur einmal. Zwar stand im Revierführer was vom “eindrucksvollen Schloss”, aber das tut es sinngemäß auch oft bei jedem vorzeitlichen Reihenhaus. Aber das ist hier tatsächlich mal was besonderes. Selbst das Schloss von Vadstena stellt es in den Schatten, wenn man hier auch nicht direkt im Burggraben anlegen kann. Aber zumindest direkt davor… Auch wenn mein Kulturbedürfnis für diesen Sommer eigentlich schon mehr als gedeckt ist, schaue ich mir das Schloss auch noch an. Spätestens seit St. Petersburg mit den Massen an Gold und Kunst kann ich da eh nix mehr wirklich beeindrucken, doch die Ausstellung ist wirklich sehenswert. Das Innere wurde seit dem 17. Jhd. fast nicht verändert und es wird sich auf das Leben in einem solchen Schloss konzentriert. Und das ist wirklich mal ein Unterschied zu vielen anderen Gemäuern, wo man hauptsächlich mit Namen und Jahreszahlen aus der individuellen Geschichte bombardiert wird.

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Abends kommt dann die Ka´Li auch wieder dazu. Ansonsten ist nicht viel los. Überhaupt habe ich nur 1 anderes Segelboot heute auf dem Wasser gesehen. Ein Deutscher… Es scheint, als stellen die Schweden wirklich die Boote Punkt Mitte August in die Garage. Viel los ist auch im Hafen nicht und wir genießen einen herrlichen Abend im Cockpit am Fuße des Schlosses. Und ich bin mir sicher, dass das heute der schönste Hafen der Reise bisher ist.

Aber auch der schönste Hafen der Reise muss irgendwann verlassen werden. Heute geht es mal total raus in Blaue, denn sowohl meine als auch Henriks Karten sagen nicht wirklich viel über das Westufer des Vänern aus. Nur das kleine Bildchen im schwedischen Gästehafenverzeichnis zeigt, dass es dort einen Platz gibt, der ganz besonders nett aussieht. Bei leichtem Wind machen wir uns also auf den Weg. Irgendwas ist schon seit Sjötorp aber irgendwie anders beim Segeln. Heute, wo ich kaum auf 4kn Geschwindigkeit komme, merke ich auch was es ist: Ich hab keine Termine mehr. Wie schon mal erwähnt, war das Saisonende des Göta Kanals ja das letzte fixe Datum. Ab jetzt trödel ich nur noch vor mich rum.  Weit ist es ja auch nicht mehr bis in heimatliche Gewässer…. Als der Wind dann irgendwann mal zunimmt, hat er gleich ein kleines Gewitter im Gepäck. Super, den Hafen schon in SIchtweite, alle anderen schon trocken am Kai, und um mich herum krachts. Der begossene Pudel. Das gute an Gewitterschauern: Sie gehen vorüber.

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Vorsichtig taste ich mich in das Fahrwasser am Westufer hinein. Ein Schild verkündet, dass hier der Dalsland-Kanal beginnt. Da der gesuchte Hafen vor der Eingangsschleuse liegt, bin ich also schon mal richtig. Die letzte Meile wird vielleicht zur schönsten der gesamten Reise bisher. Die Abstände zum Ufer kann man nicht mehr in Metern, sondern nur noch in Dezimetern messen. Gleichzeitig wirkt alles wildromantisch verlottert. Ganz anders als der rausgeputzte Göta Kanal. Das letzte Hindernis auf dem Weg ist eine Eisenbahnbrücke. Die hatte uns eigentlich davon abgehalten hier hin zu fahren, aber der Fischer in Läcko hatte Recht, und sie kann sich auf Anfrage öffnen. Das geht mittels einer Gegensprechanlage. Die Dame am anderen Ende klingt zwar ganz sympathisch, plärrt aber so dermaßen laut aus dem schlecht eingestellten Lautsprecher, dass ich vor Schreck fast rückwärts über Bord falle. Dafür macht sie aber sofort auf. Keine 500m weiter, schaut es dann zunächst so aus, als ob es nicht weiter geht, aber dann sehe ich dort die Ka´Li und das heutige Ziel. Köpmannebro. Hier beginnt der Dalsland-Kanal. Der ist eigentlich kein richtiger Kanal, sondern nur einzelne Stücke die eine Seenplatte miteinander verbinden, und soll sehr schön sein. Auch mir gefällt es mir vom ersten Moment an so gut, dass ich kurz überlege einen Abstecher hier rein zu machen. Hier endet die Saison allerdings genau morgen früh. Den Plan muss ich also verschieben. So habe ich aber wenigstens einen Vorwand um noch mal hier her ins Binnenland zu kommen, denn mir gefällt es wirklich sehr. Der Hafen, eigentlich nur ein Holzsteg zum warten vor der Dalslandschleuse liegt ein einem tiefen Felseinschnitt, von 3 Seiten von hohen Bäumen umgeben.  Dadurch bekommt man von den Häusern drumherum eigentlich überhaupt nichts mit. Die Schleuse selbst macht einen ebenso verwirrterten Eindruck. Ein ganz eigenartiger und wildromantischer Platz. Es ist still, es ist einsam. Natur und Industriegeschichte direkt nebeneinander. Besser geht es nicht. Dazu eiskaltes Bier und selbstgegrillte Hamburger. Jetzt geht es aber wirklich nicht besser. Und schon wieder glaube ich, dass das nun aber der schönste Platz der Reise ist. Der Vänern gefällt mir mit jeder Minute immer besser.

 

Goodbye Göta Kanal!
Schon fast ungewohnt. Angeschlagene Genuaschoten und ein klares Deck.
Der Dom von Mariestad.
Ausgepackte Segel. Ein ungewohnter Anblick.
Mariestad. Der Sommer schaut noch mal kurz vorbei.
Mariestad.
Mariestad.
Mariestad.
Mariestad.
Mariestad.
Die Innenstadt ist wenig spannend...
Der Name ist Programm!
Dicke Schauer ziehen am nächsten Tag vorbei.
Der Kinnekulle Berg. EIne weithin sichtbare Landmarke am Vänern.
Fast schon mystisch anmutend taucht Schloss Läcko vor mir auf.
Liegeplatz in erster Reihe.
Ein traumhafter Platz.
Natur auf der anderen Seite.
In der kleinen Bucht liegt noch ein nachgebautes Wikingerschiff.
Der Schlosshof.
Läckö Slot.
Ausgestellt ist vor allem das Leben im Schloss.
Läckö Slot.
...Auch das der Bediensteten.
Das Schloss ist weitgehend im Originalzustand.
Läckö Slot.
Der Königssaal. Ebenfalls im Originalzustand.
Wirklich beeindruckend. Selbst vergleichen mit der Eremitage.
Ah, kennste!
Das Beste Exponat im Schloss.
Jagdwaffen der Rennaissance
The buffet is not included - Schade.
Das Wasser wird direkt au dem Vänern hochgeholt.
Der Schlossgarten.
Sehr nett gemacht.
Auch ein Spaziergang in die Umgebung dard nicht fehlen.
...bevor es weiter durch die Binnenschären geht.
Der Fischerort Spiken.
Klare Ansage!
Spannende Durchfahrt.
Sogar eine richtige Reperaturwerft gibt es hier im Binnenland noch!
Leuchtturm Närven.
Kennt ihr den?
Meine dänische Begleitung.
Nonsuch.
Nonsuch.
Nonsuch.
Das beste Gefühl der Welt. Mindestens.
Das hätte jetzt nicht sein müssen.
Und das soll die Einfahrt sein? Sah im Führer irgendwie netter aus...
...täuscht aber!
Der Kanal ist traumhaft verschlafen und klein.
Die Brückendame schreit mir herrlich schön ins Ohr.
Öffnet dafür aber auch sofort.
Noch ein kleines Stück...
...Durch dieses verwunschene Stück Schweden.
Dann mache ich direkt vor der Schleuse Köpmannebro fest.
Köpmannebro.
Köpmannebro.
Hier werde ich bestimmt wieder her kommen!

Musik an Bord: Bombay Bicycle Club

Auch als erklärter Freund elektronischer Tanzmusik passt an Bord meistens einfach am aller besten Rockmusik. Also möchte ich euch noch mal etwas davon vorstellen, was ich hier in Schweden aufgeschnappt habe. Es geht um die  Indie-Rockband “Bombay Bicycle Club”. Wer dahinter jetzt einen indischen Konditionssportverein oder orientalische Klänge vermutet wird allerdings eines Besseren belehrt.Die Jungs kommen aus London und machen herrlich leichten Rock, der zum In-den-Hotizont-starren und träumen einläd, ohne dabei aber einschläfernd zu wirken. Fein im Ohr und Abgang. Eine hervorragende Begleitung dazu ist ein 2014´er Becks sowie ein frischer Am-Wind Kurs. ;-)

Hört mal rein!

Bombay Bicycle Club auf Soundcloud

 

 

Pic of the Day: Die vergessenen Inseln: Cleopatra’s Island. Wo der Sand in der Türkei am schönsten ist.

Kleopatra sagen Historiker neuerdings nach: sooo schön wie die letzten 2000 Jahre behauptet, sei sie ja nun doch nicht gewesen. Neuere Lehrmeinungen gehen sogar davon aus, sie sei ausgesprochen hässlich gewesen. Das ist insofern bemerkenswert, weil sich der Berufsstand der Historiker bisher eher weniger mit Wortmeldungen zu DSDS-Kandidatinnen oder „Miss-Sachsen“-Wahlen hervorgetan hat.

Unstreitig ist von Kleopatra zweierlei: Dass sie erstens gleich ein Paar spektakuläre Liebschaften hingelegt hat, wie man weiß: Julius Caesar und später Marc Anton. Und dass sie zweitens genau dadurch „Haus und Hof“ verspielt hat, denn sie war die letzte Herrscherin aus dem Geschlecht der Ptolemiden. Und danach fiel das stinkreiche Ägypten an Rom, genauer gesagt: in den persönlichen Besitz des Octavian, des Cleverles, das die Welt wenige Jahre später Augustus nennen sollte.

Aber soweit sind wir mit unserer Geschichte noch nicht. Noch ist alles glücklich. Julius Caesar ist tot, der gemeinsame Sohn Caesarion lebt (noch), Marc Anton und die alleinerziehende Kleopatra haben sich gefunden. Und verbringen so eine Art „Honeymoon“ auf einer kleinen Insel im Gebiet der heutigen Türkei: auf Sehir Adasi im Golf von Gökova. Und weil der galante junge Mann seiner hübsch-hässlichen Geliebten die Welt zu Füssen legen wollte, ließ er den feinsten und weissesten Sand auf diese Insel schaffen. Wie es heißt: auf Kamelen. Und aus Nordafrika.

Und dieser Sand ist so weiß und so fein, dass er noch heute Unmengen an Sandfans anzieht, so dass sich das türkische Tourismus-Ministerium vor einigen Jahren gezwungen sah, einzuschreiten: es ließ untersagen, dass fürderhin Sand von der Insel als Souvenir mitgenommen und entfernt wird.

Wir wissen nicht, was an dieser Geschichte wahr ist. Vermutlich ist es eine Legende, aber keine richtig alte, wie die unten von Phokas, sondern eine, die man heute „moderne Großstadtlegende“ nennt. Sie wissen schon: ersonnen von irgendeiner schlauen Marketing-Abteilung. Aber: vielleicht steckt ja auch in dieser Legende – wie so oft – „ein Körnchen“ Wahrheit.

Will ich unbedingt hin! Nämlich hierher!

Die vergessenen Inseln: Agios Fokas. Oder: Eine Insel für den Heiligen der Seefahrer.

Wer sich in Monemvasia auf den Motorroller setzt und auf der Landstraße die Ostküste des Peloponnes lustvoll nach Süden knattert, der kommt dort, wo die Straße immer enger und schmaler wird und schließlich ganz endet, nach Agios Fokas, zur Insel des Heiligen Phokas. 

Nicht, dass der Heilige Phokas dort wirklich gelebt hätte: Der war eigentlich Gärtner in Sinope am Schwarzen Meer. Historisch gesehen gehört er in die Reihe der Märtyrer der großen Diokletianischen Christenverfolgung zu Beginn des 4. Jahrhundert, wie die Heilige Katharina, der Quirin und andere Prominente. Noch einmal, und paradoxerweise nur zehn Jahre, bevor das Christentum als Staatsreligion offiziell durch Konstantin eingeführt wurde, bäumte sich der römische Machtapparat auf und versuchte, das Christentum abzuschütteln wie ein gepeinigter Hund die Flöhe. Vor allem aus Staatsdienst und Verwaltung sollten Christen entfernt werden. Wer im Westen des Reiches nicht abschwor, wurde in die Bergwerke deportiert. Im Osten des Reiches aber war die Verfolgung grausam und blutig, und Phokas war vermutlich eines ihrer Opfer.

Die Heiligenlegende des Phokas ist schnell erzählt, jedenfalls die wichtigste von Ihnen: Soldaten hatten den Auftrag, Phokas zu suchen und zu töten. Müde von der Suche, kehrten sie bei einem Gärtner vor der Stadt ein, der sie aufnahm und bewirtete – Phokas. Als der erfuhr, dass die Suche ihm galt, ging er in seinen Garten, hob ein Grab aus, betete die Nacht, gab sich am Morgen den Soldaten als der Gesuchte zu erkennen. Und wurde enthauptet.

Damit endete ein Leben. Wie die Legende erzählt, mit großer Standhaftigkeit in großer Bedrängnis. Und weil die Erfindung der Spaßgesellschaft noch nicht sooo lange her ist und in der Menschheitsgeschichte „Leben in Bedrängnis“ immer ganz oben auf der Tagesordnung stand und immer noch steht: Deshalb begann das zweite Leben des Phokas mit einer Legende. Und die machte ihn zum Helfer und Patron der Gärtner und Seefahrer, die ihm auch hier, auf dem vergessenen Inselchen von Agios Fokas, einen Ort der Bitte und des Dankes erbauten. 
Und wer weiß: vielleicht trägt der Wind, der immer durch das stille Kirchlein weht und den blauen Vorhang bauscht, so manchen Wunsch an einen fernen Ort, wo er gehört wird.

Video: Wetter an Bord

Ich muss mal wieder Abbitte leisten. Lange gab es kein neues Video zu sehen. Das liegt vor allem an zwei Dingen. Zum einen braucht es wirklich die Videos anständig zu schneiden wenn man mehr als Home-Video, wie es bereits viele gibt, liefern will. Zum anderen ist die Versorgung mit WLAN seit Überschreiten der schwedischen Grenze echt mau. Maximal 1-2 Häfen hatten mal ein Funktionierendes. Und über meine schwedische SIM Karte gehen die riesigen Datenmengen halt schlecht. Wird aber alles im Winter nachgeholt!

Heute gibt es von mir wie gewünscht eine Zusammenstellung wie das an Bord mit dem Wetter läuft. Welches Wetterdienst verwende ich, welcher ist der Beste, und wie kommt das ganze im europäischen Bereich am Besten an Bord? Viel Spaß dabei! Und wer mehr über ein anderes Thema sehen will: Schreibt mir einfach!

 

 

ADAC Stützpunkt lädt zum 1. Hohe Düne Cup

Hohe Düne Cup FlyerDer Hanseatische Yachtclub zur Hohe Düne e.V. und der Yachthafen Hohe Düne lädt am 04.10.2014 zur Erstauflage des Hohe Düne Cups in die ADAC Stützpunktmarina nach Warnemünde.

Teilnahmeberechtigt sind beim 1. Hohe Düne Cup alle seegängigen Kielboote nach Yardstick beziehungsweise nach ORC, die Erfüllung der „Sicherheitsrichtlinien für die Ausrüstung und Sicherheit von Segelyachten“ der Kreuzerabteilung des DSV nach Kategorie 3″ ist dabei obligatorisch.

Der erste Start erfolgt am 04.10.14 um 10:00 Uhr im Seegebiet vor Warnemünde, ab 18 Uhr startet die Siegerehrung mit anschließender Seglerparty, Grillbuffet und Live Musik der Band “ZIG-ZAG”.

Das Startgeld in Höhe von 45 € beinhaltet bereits das Liegegeld vom 3. bis 5. Oktober 2014.

Weitere Informationen zur Veranstaltung unter www.hohe-duene-cup.de. Weitere Informationen zum Veranstaltungsort, dem Yachthafen Hohe Düne, hält der ADAC Marinaführer bereit.

Skipper und Crews die ohne eigene Yacht am Hohe Düne Cup 2014 teilnehmen möchten, können über die ADAC Yachtcharter-Suche auch Charterangebote an der Ostsee vergleichen & buchen.

Sjötorp – Endstation

In Sjötorp endet nun der Götakanal. Und auch die Saison des Kanals endet heute. Die Ankunft in Sjötorp gestern Abend war also echte Maßarbeit. Eigentlich wollte ich hier einige Tage bleiben und die letzte Kanalschleuse erst mit dem ersten Konvoi, der in einigen Tagen hier eintreffen wird, hinter mich bringen. Aber der Ort wirkt wie ausgestorben. Gewiss, der schwedische Sommer ist vorbei, das höre ich nun seit Tagen. Aber doch war in eigentlich allen Orten am Kanal immer noch ein wenig Leben. Nicht aber hier. So entschließe ich mich dann auch, meinen neuen dänischen Freunden zu folgen, die letzten beiden Schleusen vom Werftbecken aus noch heute hinter mich zu bringen, und im Außenhafen von Sjötorp zu liegen. Der kostet zwar wieder, aber von hier habe ich zumindest alle Optionen. Das Wetter ist herbstlich. Gerade mal 10 Grad zeigt das Thermometer an, zahllose Schauer ziehen durch, und es weht ein strammer Südwind. Die Entscheidung den Rest des Kanals gestern schon hinter mich zu bringen war also richtig gewesen.

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In der wirklich allerallerletzten Schleuse, die wie auf einem Damm gelegen ist, weht der Südwind dann stramm mit 6 Bft von der Seite. Da passiert es dann natürlich doch noch, dass ich mir meinen Ehrenkratzer am Rumpf abhole. Grummel…. Naja, abhaken, ist doch eigentlich ganz gut gelaufen. Die Passage in den Außenhafen gelingt trocken, doch schon beim Festmachen rollt der nächste Schauer an. Also schnell bei Bier und guten Gesprächen verkriechen. Seit 3 Tagen ist das Wetter jetzt schon so. Sollte der Sommer also wirklich unwiederbringlich vorbei sein. So ganz kann das im Hafen noch keiner glauben.

Der Nachmittag über mache ich dann noch mal einen kleinen Rundgang durch den Ort. Gewiss, hier und da schauen noch ein paar Touristen um die Ecke, aber die Saison ist wohl wirklich vorbei. Als ich im Prospekt vom Saisonende am 20. August gelesen habe, runzelte ich noch mit der Stirn. Aber irgendwie scheint das die schwedische Realität zu sein. Die ganze Szenerie verbunden mit dem Wetter wirkt irgendwie deprimierend. Aber wenigstens das Kanalmuseum mit Cafe hat noch auf. Also noch mal eintauchen in die Kanalidylle.

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Zu frühen Abend hin schaut dann auch die Sonne wieder raus. Der Wind ist eingeschlafen (Toll, hätte er das nich heute morgen in der Schleuse schon könnnen?). Das Regenwasser tropft von den vielen Bäumen herunter. Und es ist unglaublich still geworden. Nur vereinzelt rumpelt noch mal ein Auto über die nahe Brücke und ein Fischer tuckert mit seinem Einzylinder auf den Vänernsee raus.  Auch ich drehe noch eine Runde durch das Hafen- und Schleusengelände. Punkt 1800 wird dann das Kanalbüro abgesperrt. Zum letzten Mal dieses Jahr. Ab morgen kann man den Kanal nur noch im festgelegten Konvoi passieren. Als Freizeitpark hat er dann ausgedient… Diese Szenerie stimmt versöhnlich. Es ist der perfekte Abschied. Die Saison ist vorbei, und der Kanal kommt zur Ruhe. Nur das Wasser plätschert wie immer durch die Schleusentore, die sich bis zum Eintreffen des ersten Konvois in 3 Tagen erstmal nicht bewegen werden. Schöner kann der Abschied vom Kanal wirklich nicht sein.

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Auch wenn es für mich wohl ein “Auf Wiedersehen” sein wird. Denn der Kanal hat mich absolut gefesselt. Schon komisch irgendwie. Da fahre ich Monatelang über die offene Ostsee, ärgere mich über jede Motorstunde, und nun zählt dieser Kanal, den ich anfangs nur als Verkehrsweg wahrgenommen habe, zu den absolut schönsten Revieren meiner Reise. Die vielen kleine Liegeplätze, die Geschichte, die freundlichen Menschen, die zuschauenenden Touristen, ja sogar das Schleusen habe ich lieb gewonnen. Im Kopf überlege ich bereits, wann ich das nächste Mal herkommen werde. Denn kein Gebiet bisher ist besser zum abschalten geeignet als diese 190km Schlickrinne zwischen Ostsee und dem Vänernsee.

 

Irgendwie ist der Liegeplatz im Werftbecken sehr verlassen. Also weiter.
Die letzte Brücke über den Kanal.
Ganz ordentlich Wind heute.
Nach der Schleuse erst mal die Marke wieder abgeben.
Im Büro, das heute seinen letzten Öffnungstag hat.
Das Kanalmuseum zeigt noch mal Kanalidylle pur.
Ich liebe alte Schiffsplakate. Haben will!!!
Die Briefe von Kanalchef von Platen erzählen eine sehr persönliche Geschichte des Kanals.
Auch heute wird hier noch gearbeitet.
Im Hafen gibt es auch ein paar seltene Zeitgenossen.
Am Abend hört der Regen auf.
Der Kanal kommt zur Ruhe.
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Sjötorp.
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Zur Abreise macht der Herbst noch mal Pause.
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Sommer vermisst! Hohe Belohnung!

Vielleicht soll ich Motala gar nicht verlassen? Heute jedenfalls dann der zweite Versuch über den Vättern. Dieses Mal bei Windstille. Bereits am Morgen ziehen einige gewaltige Schauer vorbei. Mich lassen sie aber zum Glück in Ruhe und ich kann ungestört nach Karlsborg tuckern. Dort muss man angeblich umbedingt die Festung gesehen haben, also raus mit dem Rentner-Bike und los.

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Die Festung ist ganz nett anzuschauen und mal was anderes. Es ist nämlich keine mittelalterliche Hinterlassenschaft, sondern eine auch heute noch genutzte Kaserne aus dem 19. Jhd. Die ganze Anlage sollte im Falle einer Invasion Schwedens als Ersatzregierungssitz fungieren. Das ist nach Monaten voller Burgen und was weiss ich nicht tatsächlich mal was anderes.

Zurück am Hafen trefffe auf ein norwegisches Schiff, dass mir schon vor einigen Wochen mal an der Höga Kusten aufgefallen ist. Es ist tatsächlich dasselbe, und so ist ein Gesprächsthema gleich gefunden. Jøran und Gro sind ebenfalls auf Rund Ostsee Tour. Für sie ist es allerdings bei Höga Kusten geblieben, denn selbst mit ihrem 37ft Schiff hatten sie keine Lust mehr auf den Weg nach Haparanda. Jetzt wollen sie noch so viel Zeit wie möglich in Schweden verbringen, bevor es heim nach Oslo geht. Warum also eigentlich nicht noch Oslo mitnehmen…?

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Aus solchen Plänen werde ich ganz schnell wieder in die Realität zurückgebracht. Wir beschliessen, noch gemeinsam nach Forsvik zu fahren, da der dortige Liegeplatz etwas idyllischer sein soll. Viele Tage bleiben nicht mehr um den Kanal im eigenen Tempo zu genießen bevor er am 19 August in den Herbstbetrieb geht. Praktisch also so halb geschlossen ist. Und da wollen die wenigen verbliebenen Tage gut genutzt werden. Die Strecke dorthin ist nur 4SM lang, aber auch die können ganz schön lang werden. Auf dem Weg nach Forsvik passiert es dann nämlich: Der Sommer ist mit einem Schlag vorbei. Unbemerkt zieht über die Berge ein bestialistes Gewitter heran, das uns mit voller Wucht erwischt. So einen Platzregen habe ich mein Leben noch nicht erlebt. Und dazu noch Hagel. Hagel Mitte August, bin ich hier im falschen Film oder was? Der Regen lässt bis in die Abendstunden kein Stück nach. Und so komme ich dann auch in den Genuss einer Tätigkeit, die ich seit den Zeiten auf den Jugendbooten der SVC fast schon vergessen hatte: Seekarten trocken föhnen. Die Temperaturen sind  um gute 10 Grad seit dem Nachmittag gefallen. Noch machen wir Witze darüber….

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Als erste Amtshandlung am nächsten Tag steht die letzte Bergauf Schleuse an. Die ist zugleich dann auch die älteste im Kanal, und hat keine gemauerten Wände. Man fühlt sich eher wie in einer Grotte, was dann beim mir beim Einfahren auch zu einigen Schweißperlen führt. Der ein oder andere Fels hat einfach mal beschlossen einfach mitten in der Schleusenwand zu sitzen. Bergauf sieht man das ganze ja wenigstens noch, doch wer hier bergab schleust, kann eine böse Überraschung erleben. Pünktlich zum Verlassen der Schleuse setzt dann der Regen ein. Es ist 0915. 12 Stunden Dauerregen bei 10-12 Grad sollen folgen. Die Fahrt durch den Vikensee wird dann auch eher anstrengend. Eigentlich soll der einer der schönsten Teile des Kanals sein – ich wollte hier Ankern. Heute aber, ill ich nur noch in einen Hafen mit Stromanschluss kommen… Nach der ersten Bergabschleuse geht es noch einige Kilometer durch eine urwaldartige Landschaft nach Vassbacken. Dort verkrieche ich mich dann unter Deck. Die Stimmung ist mies. Woran es genau liegt kann ich gar nicht sagen: Der Abschied von meinen schwedischen Freunden in Motala? Das baldige Ende des Kanals? Das Ende des Sommers? Oder vielleicht sogar das langsam nahende Ende meiner Reise? Auf jeden Fall wohl irgendein Ende, und die mag ich gar nicht…

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Am folgenden Tag sind die Schauer wenigstens zeitweise mal von der Sonne unterbrochen. Was allerdings nur heute so sein soll. Ich bringe also den gesamten Rest des Kanals, und damit bis auf Tåtorp alle Bergabschleusen, an einem Tag hinter mich. Was soll ich den letzten Tag der Sommeröffnungszeiten im Regen da durch tuckern, da macht das Schauen ja eh keinen Spaß… Bergab ist entgegen dem verbreiteten Glauben schwieriger zu bewerkstelligen. Zumindest alleine. Den hier helfen die Schleusenmäuse meistens nicht. Ich muss selbst übersteigen und die Leinen durch die Ringe legen. Das führt vereinzelt zu lustig-akrobatischen Szenen, denn das Schiff bewegt sich ja meistens weiter. Es geht vorbei an den kleinen Ortschaften Töreboda und Norrkvarn, wo ich eine Mittagspause einlege um mir das Miniaturmodell des Kanals dort anzuschauen. Irgendwie ist das schon so halb im Winterschlaf, und Betrieb ist hier auf einer kleinen Ferienanlage auch nicht mehr. Püntklich zum Landgang fängt es auch wieder zu regnen an. Die ganze Stimmung ist wirklich deprimierend. Auch wenn ich den Grund dieser Tage irgendwie verstehe, das Ende der schwedischen Sommerferien, mit dem hier wirklich jegliche Aktivität eingestellt wird, ist mir irgendwie suspekt. Auf einmal ist alles verlassen. Dieser Tage wird das besonders deutlich.

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In der nächsten Schleusentreppe warten bereits zwei andere Boote. Aber keine Wärterin in Sicht. Da eh nix mehr los ist bedient sie gleich mehrere Schleusen und ist gerade ein paar Kilometer weiter mit einem Passagierschiff beschäftigt. Ich könnte natürlich selbst, Johan hat mir ja gezeigt wie….. Aber ne, das gibt bestimmt Stress… ;-) Stattdessen freunde ich mich mit einem dänischen Paar aus Svendborg an. Das liegt ja direkt um die Ecke von der Schlei… Wir bringen die letzten Schleusen gemeinsam hinter uns und verbringen den gemeinsam Abend in Sjötorp. Der Ort macht einen völlig verlassenen Eindruck. Es ist wohl nicht zu leugnen, dass der Sommer zuende ist. Wir liegen im Werftbecken. Von hier sind es noch Luftlinie 500m bis zum Ende des Kanals. Und so ist nicht nur der Sommer, sondern bald auch der wunderschöne Göta Kanal zu Ende…

 

Über Vadstena braut sich was zusammen...
In Karlsborg ist noch alles ruhig.
Das Ende des Sommers führt wenigstens zu tollen Bildern...
Karlsborg.
Karlsborg.
Karlsborg Fästning...
Mit Museum...
...über das schwedische Militär.
Da lob ich mir doch mein simples ICOM Funkgerät...
Exponate aller Epochen werden hier ausgestellt.
Das Gelände ist eher Kaserne als Burg.
Aber schön!
Also damit würde ich mich ja nicht in die Öffentlichkeit trauen...
Das Gewitter mit Hagelbeilage ist im Anmarsch...
Erstmal die Karten wieder Instandsetzen...
Forsvik. Die älteste Schleuse des Kanals.
Nett ists hier.
Forsvik.
Forsvik.
Forsvik.
Die Schleuse sorgt für einige Schweißperlen. Klappt aber alles.
Spetsnäskanalen. Ohne Russen.
Spetsnäskanalen.
Betonnung nach dem Prinzip: " Haste´s immer noch nicht begriffen?"
Ganz schön oll...
Schleuse mit Handbetrieb.
Tåtorp.
Vassbacken.
Schweden...
...wie man es sich vorstellt.
Das Wetter wird, und wird nicht besser...
Am nächsten Tag kommt die Sonne aber zwischenzeitlich mal raus.
Immer noch wirken alle Anlagen des Kanals wie aus dem Museum.
Schweden.
Die kleinste handbetriebene Fähre Schwedens...
...die einfach durch eine eingelegte Brücke ersetzt wird wenn der Kanal geschlossen ist.
Hajstorp.
Kanalmodell Norrkvarn,
Alles ist irgendwie verlassen.
Auch im Kanalmuseum bin ich komplett allein.
Nettes Plätzchen...
Hm. Ich könnte ja auch selbst....
Festmachen beim Bergab Schleusen: Eine Leine Achtern auf Slip.
Und eine vorne.
Warten auf Godot. Oder den Schleusenwärter...
Es geht Bergab.
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Kochen an Bord: Indische Dhal-Suppe

Mal wieder ein neue Abwechslung zu Pasta mit Tomatensauce und Bauernfrühstück an Bord. Ein neues getestetes Rezept von mir. Auch habe ich wieder darauf geachtet, dass das Ganze erstens schnell zuzubereiten ist, und zweitens die Zutaten entweder überall zu bekommen sind oder sich lange halten. Also von zuhause mitgebracht werden können. Heute gibt es eine Indische Linsensuppe. Die ist mal ein wenig exotischer und schärfer als der gute alte Linseneintopf aus der Dose.

Zutaten (2 Personen):

250g rote Linsen
1/2 Zwiebel
2 EL Kokosflocken
400-500g passierte Tomaten
1 Dose Kokosmilch
500ml Rinderbrühe (Brühwürfel oder Bouillon pur, siehe vorherige Posts)
1/2 TL Sambal Olek
1/2 Teelöffel Kurkuma oder Currymischung
Öl, Salz, Pfeffer
Naturjoghurt
Falls vorhanden etwas Koriander

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Zubereitung, ca. 20-25 Min

1. Zunächst einmal die Zwiebel ein kleine Würfel schneiden. Falls gerade zur Hand können auch einige gehackte Korianderstiele dazu gegeben werden. Die Linsen einige Minuten in Wasser einweichen lassen. Ein paar Minuten reichen hier allerdings völlig, da sie eh später noch durchgekocht werden.

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2. Die Zwiebelwürfel anschließend in etwas Öl im Topf ca. 5 min. anschwitzen. Anschließend das Kurkuma oder Currypulver, die Brühe, Kokosnussmilch und die passierten Tomaten zugeben. Currypulver anstatt Kurkuma könnt ihr übrigens benutzen, falls euch die Beschaffung von Kurkuma (was es als Pulver in jedem Supermarkt aber eigentlich im Gewürzregal gibt), zu aufwendig ist.

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3. Anschließend noch die Linsen und Kokosflocken dazugeben und das ganze auf kleiner Flamme ca. 15 min kochen lassen. Eben so lange, dass die Linsen weich sind oder noch ein ganz klein wenig Biss haben. Je nach Geschmack. Die Kokosflocken halten sich im Glas von zuhause mitgebracht übrigens mehrere Monate an Bord.

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4. Sambal Olek zugeben und das ganze im Anschluss mit Salz, Pfeffer und gegebenenfalls zusätzlichen Kokosflocken abschmecken. Ein wenig Schärfe ist durchaus gewünscht und wird später durch den eingerührten Joghurt abgemildert.

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5. Das ganze mit einem großen Löffel Naturjoghurt auf dem Teller servieren.

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Das ganze Gericht geht sehr schnell ist nahrhaft und abwechslungsreich. Die Reste können noch mehrere Tage an Bord aufbewahrt werden. Die Dhalsuppe gehört übrigens aufgrund der einfachen Zubereitung zu den wenigen Gerichten die ich auch ohne Probleme noch bei viel Wind auf kleinem Schiff empfehlen kann. Viel Spaß beim Nachkochen!

 

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