Ein ruhiger Freitagabend im Hafen…
Geschichten die das Seglerleben so schreibt:
Ein warmer Freitagabend im Sommer am Hafen. Eigentlich wollte ich nur auf noch ein Bier mit einem Kumpel kurz an Bord gehen. Nur ist mir Nachmittags aber das erste mal seit 3 Jahren das Spinnakerfall ausgerauscht. Statt entspannt mit einer Dose kühlen Getränks stehen wir also nun kopfkratzend mit in die Hüften gestemmten Armen vor dem Mast.
Also sich fix bei Stephan gegenüber einen Bootsmannsstuhl ausgeliehen. “Komm, zu dritt gehts einfacher!” meinte er noch, und schon gehts für mich in die zweite Etage. So hab ich mir den Freitag Abend irgendwie nicht vorgestellt. Meine Höhenangst hält sich zwar in Grenzen, aber irgendwie ist diese Mastkletterei doch nicht die Lieblingsbeschäftigung eines Skippers. Die “Boah bist du schwer geworden” Rufe der Kollegen unten an der Kurbel machen das Ganze auch nicht angenehmer. Oben angekommen das Fall wieder runtergeholt und zurück in die 1. Etage – Herrenmode. Dachte ich mir so.
Aber unten angekommen kratzt sich Stephan nun so verdächtig am Kopf. “Also da ist noch so eine Flaggleine bei mir unter der Saling…”. Also das Ganze noch mal von Vorne. Nur, dass der zweite Mast schon gute 15m hat. Wenigstens hat sich mit Sven noch der nächste Stegnachbar zur Hilfe angeboten. Wenigstens quengeln die Kurbelmatrosen da unten also nicht mehr so laut. Kann man oben eh nicht hören. ;-)
Unten angekommen schaut Sven dann nur so verdächtig in seinen eigenen Masttopp. Was tut man nicht alles für Kameraden: Ich frage nur noch scherzhaft, was bei ihm denn so zu machen wäre. Also gleich das Ganze noch mal von vorn. Obwohl es schon 22:00 ist. Hat aber auch Vorteile, denn auf Svens 20m Kloppermast erlebe ich so noch einen zweiten Sonnenuntergang. Mittlerweile hab ich als Kletterhörnchen auch die Aufmerksamkeit des halben Hafens plus Touristen an der Promenade. Und ich bin wieder komplett im Training.
Bevor jetzt noch weitere Clubkameraden mit diesem gefährlich verschämten Nackenkratzen und fragendem Blick ankommen, ziehen wir uns aber ins Cockpit zurück und genießen den Sundowner. 3 Masten in einer halben Stunde reichen fürs Erste. Ich wollte schließlich Segler und nicht Bergsteiger werden. Es bleibt die Erkenntnis, dass es einen “schnellen ruhigen Sundowner an Bord” irgendwie nicht gibt. Irgendwas an Bord ist immer. Und trotzdem machen diese kleinen Stories und die Kameradschaft das Seglerleben erst zu dem was es ist.