Fussball an Bord

Fussball an Bord ist ganz einfach: Heckkorb und Bugreling bilden jeweils ein Tor. Dazwischen ist das Feld, alles ist erlaubt. Spaß beiseite, Fussball schauen am Ausland ist manchmal echt ne ganze lustige Angelegenheit. Auf einmal sucht man sich die Törnziele nicht nach Schönheit oder strategischer Lage aus, sondern nur danach ob es WLAN oder eine Kneipe mit Fernseher in Reichweite gibt. Das trägt dann manchmal ganz witzige Blüten. So wie zum Beispiel meine erste Sorge auf der wunderschönen Leuchtturminsel Kylmäpihlaja auch erst mal war: “Kann man hier irgendwie WM gucken?”.

So schön es dort auch war, leider konnte ich auf keinen Fall in Ratan bleiben. Deutschland steht im Endspiel der Fussball WM. Das ist mal mindestens ein Jahrzentereignis, ich muss mir also einen anderen Hafen suchen. Als erstes kommt mir Norrbyskär, eine Art schwedisches Ferienresort auf einer Insel südlich von Umeå in den Sinn. Da wird es wohl einen Fernseher geben. Zur Sicherheit mal angerufen: Pustekuchen. Oma feiert 80. an Land, am Sonntag ist geschlossen. Na Prima. Als Alternative in Reichweite bleibt noch der Umeå vorgelagerte Hafen von Holmsund. Dort soll es einen recht umfangreich ausgestatteten Yachtclub geben. Also los.

Endlich passte auch mal wieder über weite Strecken der Wind. Die Ankunft war dafür eher ernüchternd. Der Hafen liegt quasi mitten im Industriegebiet. Die Crew der “Palve” war auch schon dort und winkte mich begeistert ran. Konnte ich in dem Moment irgendwie nicht nachvollziehen, erklärte sich aber recht schnell: Der Yachtclub hatte im Clubraum einen riesigen Fernseher!! Klasse, konnten wir uns so doch die Fahrt in die Stadt sparen. Am späten Nachmittag war der Gästesteg dann mit 5 deutschen Booten besiedelt. Könnte also ein ganz lustiger Abend werden. Die Zeit bis zum Anpfiff wurde mit den ersten Erfrischungsgetränken und Fachsimpeleien verbracht. Schließlich sind wir nicht nur alle Weltmeister sondern eben auch 80 Mio. Bundestrainer. Das ist so ein weiteres Feature von Fussball an Bord: Rudelgucken in Gemeinschaft mit dem halben Hafen. Wo gerade bei deutschen Seglern oft als erstes die Kuchenbude aufgebaut wird und man den ganzen Rest des Tages nichts mehr voneinander sieht, bringt Fussball immer mindestens 70% der Stegbevölkerung an einen Tisch. Zumindest im Ausland, wo nicht jeder per WLAN oder DVB-T (Warum braucht man das auf einem Boot??) unter der eigenen Kuchenbude guckt. ;-)

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Der Rest des Abends ist Geschichte. Deutschland ist Weltmeister. Die anwesenden Schweden im Hafen hat das nicht so wirklich interessiert. Das wäre bei Eishockey wohl anders gewesen… In Anbetracht des fortgeschrittenen Abends und des stark gesunkenen Pegels im Glas verzichten wir auf einen Bootskorso und feilen zur Feier des Tages lieber an unseren Blasmusikkünsten am Nebelhorn. Hat auch für anständiges Flair gesorgt.

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Der schwedische Wettergott scheint kein Deutschland-Fan zu sein, denn den nächsten Tag über regnet es 14 Stunden am Stück Bindfäden. Hafentag. Gegen Abend mach ich mich dann mal über den Ort her. Abgesehen vom Supermarkt hätte ich mir das auch sparen können. Wo man in Ratan noch die ganze Zeit darauf wartete, dass Findus um die Ecke schaut, würde es einen in Holmsund nicht wundern wenn jeden Moment die New Kids oder Flodders um die Ecke kämen. Schwedisches Kontrastprogramm ;-) Egal, morgen geht es dann ja weiter. Der örtliche Yachtclub hat uns mit dem Fernseher das Finale gerettet. Ansonsten kann man an Holmsund aber ohne schlechtes Gewissen vorbei fahren. Geboten ist hier sonst nix. Und übrigens:

WELTMEISTER!

 

Die Umgebung von Holmsund war noch voller Urlauber.
Der Patholmsviken Bootsclub.
PMVK.
Mit Fernseher im Klubraum. Mehr konnten wir uns nicht wünschen!!!
Die Deutschen rücken mit Fan-Equipment ein.
Alles war zu einem Fussballabend dazugehört ist da. Chips, Getränke, Tröte, und ca. 10 Bundestrainer im Rain.
Weltmeister! Für Stimmung müssen wir leider selbst sorgen.
Holmsund. "Gute" Seite.
Holmsund. Schlechte Seite.
Holmsund.
Hafentag.
Der schwedische Wettergott ist kein Deutschlandfan...