Höga Kusten

Kurz: Dieses Revier fasziniert mich nachhaltig. Ich habe schon viele schöne Reviere gesehen. Sowohl auf dieser Reise als auch in den vergangenen Jahre. Die Höga Kusten zählt aber definitiv zu den Highlights, vielleicht sogar das schönste Revier überhaupt. So fiel mir der Entschluss hier noch eine Weile zu entspannen recht leicht.  In den vergangenen Wochen spürte ich wie die allgemeine Müdigkeit immer wieder mal zu nahm und so lege ich erstmal einen Hafentag in Ulvöhamn ein. Der verfliegt viel zu schnell. In der Sonne liegen, das Treiben am Kai beobachten. Ein kurzer Gang durchs Dorf zum Pizza holen bleibt das sportliche Ausgleichsprogramm an diesem Tag.

Viel Wind sollte der nächste Tag dann auch nicht versprechen. Völlig egal, ich bin tiefenentspannt. Der Gennacker kommt raus und wird für die nächsten 9 Stunden kaum mal angerührt. Langsam geht es mit 2-3kn vorwärts. Wenn es mal 3,5 werden bin ich schon mehr als zufrieden. Stundenlang beobachte ich einfach nur wie das Wasser lautlos am Boot vorbeigleitet, lese, mache Pläne, denke nach. So ein Tag ist der perfekte Urlaub für die Seele. Abends wollte ich mir nochmal eine richtig schöne Stelle an der Höga Kusten suchen. Strecke habe ich heute ohnehin nicht wirklich gemacht.  Mit mittlerweile nur noch 1,5kn segele ich den Sund in Richtung der Bucht Häggvik. Wobei eigetnlich ist es gar kein Sund, sondern mehr ein Fjord. Von allen Seiten wird das Wasser von bis zu 350m hohen Bergen umrahmt. Ein traumhafter Anblick. Und still ist es hier. Ein anderes Segelboot liegt vor Anker, ansonsten keine Spuren von Menschen. Das lauteste Geräusch ist mein nachgeschlepptes Dinghy. Später höre ich auf einmal Stimmen. Bin ich jetzt verückt geworden? Nein, die Stimmen scheinen wohl von dem Sommerhaus zu kommen. Schnell mal mit dem Plotter gemessen. Die Bude ist mindestens 1km Weg. Und ich kann hören wie sich die Leute dort  – wohl in Zimmerlautstärke – unterhalten. So still ist es hier. Wahnsinn.

Den ganzen Tag geht das so...

Den ganzen Tag geht das so…

Nach der Einfahrt durch die kleine Gasse, eingerahmt von Bergen, lasse ich in der kleinen Bucht den Anker fallen und mache erstmal einen kleinen Abstecher an Land. Dort gibt es auch einen kleinen Steg für Sportboote, aber mir war mehr nach Ankern nach dem Stilleerlebnis von eben. Und wen treffe ich dort: Meine Mit-Weltmeister von der “Palve”! Wir begrüßen uns standesgemäß mit “Och neee, nicht schon wieder!” und verbringen einen netten Abend mit diversen Erfrischungen an Bord. Viel zu oft schaue ich auf die dort vor den Bergen vor Anker schwoienden Nonsuch. Bis hierher hat sie mich durch alle Schwierigkeiten gebracht und mir all diese Erlebnisse ermöglicht. Immer mehr komme ich zu dem Schluss, dass dieses kleine Boot, was in wenigen Tagen seinen 30. Geburtstag feiert, einfach das perfekte kleine Ostseeschiff ist.  Einen Lagerkoller habe ich noch nie wirklich bekommen, sie ist schön anzuschauen, durch den Schwenkkiel variabel, zuverlässig und vor allem: Meins. So lasse ich sie dann auch nicht lang allein und kehre bald zurück.

Dort verbringe ich einen tollen Abend vor Anker.

Besser schlafen als bei glattem Wasser vor Anker kann man wohl kaum, und so wache ich auch erst spät auf. Eigentlich wollte ich noch einen Tag hier bleiben, doch die Höga Kusten hält so viele schöne Plätze bereit, dass ich mir lieber noch einen anderen aussuche. Leider lässt der Wind mich heute weitestgehend im Stich. Dafür brennt die Sonne den vierten Tag in Folge ganz unnachgiebig vom Himmel. Badehosen”segeln” ist das Tagesprogramm. Dazu ein gutes Buch, ne kalte Cola aus der Kühlbox. Alles super. Ich kann gar nicht so viel zu diesen Tagen schreiben, denn der Kopf ist einfach leer währenddessen. Im positivsten Sinne.  Abends suche ich mir dann wieder eine Ankerbucht. Die nahegeliegendste ist im schwedischen Hafenführer hochgelobt. Und demtsprechend auch schon komplett voll belegt. Ausserdem erinnert mich der langgezogene Schlauch mit seinen hohen Bäumen und der natürlichen Steinböschung sehr an den NOK. Und da käme man ja auch nicht auf die Idee einfach mal nachts zu ankern. ;-) Mit der Fülle an Booten ist es hier oben ohnehin komisch. Tagsüber auf See sieht man kaum jemanden. Und wenn doch, dann sind spätestens ab 1800 alle Boote vom Wasser verschwunden. Ausnahmslos. Wie weggeputzt. Fast die Hälfte aller Tage vergeht sogar ohne dass man überhaupt einen Segler geht. Seit Haparanda geht das schon so. Und das Mitte Juli, zur absoluten schwedischen Hochsaison. Die Häfen sind  jedoch abends meist doch recht voll. Sind das alle Stegsegler hier oder wie? ;-)

Zu viel Alkohol oder zu wenig Wind?

Anyway, keine 500m von der beschriebenen gibt es noch eine weitere. Zwar nach Süden offen, aber bei den heutigen Bedingungen ist das völlig egal. Die Bedingungen sind noch fast traumhafter als gestern.  Auch hier gibt es gar nicht viel zu erzählen. Man sitzt, isst, trinkt, geniesst die Szenerie. Das Hirn hat Urlaub.  Nachts schrecke ich dann doch einmal hoch. Der Ankeralarm mit seinen 90dB macht alles wach. Aber der Anker ist natürlich gar nicht geslippt. Wie auch bei diesen Bedingungen… Nur leider ist der Krachmacher auch an den AIS Annäherungsalarm angeschlossen. Im Fahrwasser nach Sundsvall, eben etwas unter einer SM entfernt zieht ein Frachter vorbei. Also weiterpennen.

Ab hier ist die Hohe Küste nun spätestens vorbei. Zusammengefasst ist es ein absolut traumhaftes Revier mit einzigartiger Szenerie. Und anders als viele Bereiche der Schären ist es auch ein Segelrevier ohne jede Einschränkungen. (Fast) keine engenen Fahrwasser, überall mehr als ausreichende Tiefen, und große Abständen zwischen den Inseln, die auch gemütliches Kreuzen zulassen. Einzoges dickes Manko: Mit ca. 800sm von Kiel aus ist es ohne Langfahrttörn fast nicht für einen urlaub zu erreichen. Wer sich aber hier hochkämpt findet Segel-, Hafen-, und Ankerbedingungen wie sie traumhafter nicht sein könnten. Breite Fahrwasser zwischen imposanter Berglandschaft, Ankerbuchten wie aus dem Lehrbuch, verlassene Fischerdörfer und Eisenminen, verschlafene schwedische Urlaubsnester und nette kleine Häfen. Hier her komme ich definitiv wieder. Egal wie.

Abends suche ich mir eine nette Ankerbucht...

 

Ulvöhamn.
Entspanntes Gennakersegeln
Die hohe Küste zieht vorbei...
Stress? Nö....
Den ganzen Tag geht das so...
Der berühmte Leuchtturm Högbonden, der höchste in Schweden, zieht vorbei.
Die Berge fallen steil ins Wasser ab.
Durch diese hohle Gasse muss er kommen...
Die schmale Einfahrt zwischen den Bergen nach Häggvik.
Maximal 10m. breit.
Dort verbringe ich einen tollen Abend vor Anker.
it Absacker auf der Palve.
Nonsuch in Schweden.
Auch hier zieht der Dunst des warmen Wassers abends durch die Gegend.
Zu viel Alkohol oder zu wenig Wind?
Flautentag 1.
Entspannt geht es gen Süden.
Größenvergleich..
Endlich findet sich auch mal wieder Zeit für ein gutes Buch.
Abends suche ich mir eine nette Ankerbucht...
...Und werde mehr als fündig...
So lässt es sich aushalten.
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