“Just a happy accident”
“We dont do mistakes, we just have happy accidents”
So erging es mir auf dem nächsten Schlag nach Norden. Nach 2 Hafentagen zur Regeneration wollte ich Vaasa mit Kurs Pietersaari verlassen. Ein Sturmtief mit kräftigem Nordwind war mal wieder im Anmarsch, und ich dachte mir das könnte ich ja gut in der Heimat von Swan und Baltic Yachts abwettern. So ging es durch das Vaasaer Kvarken Archipel gen Norden. Vorbei an furchterregenden Untiefen namens “Jackassgrund” und aus Hamburg geklauten Brückendesigns. Wieder einmal hab ich mich gewundert wie wenig hier überhaupt los ist. Selbst bei schönsten Wetter nicht weit entfernt von einer finnischen Großstadt, sieht man den ganzen Tag über kaum mehr als 10 Boote.
Irgendwann verliess ich dann die Schären und hätte direkten Kurs Pietersaari anlegen könnten, Hätte. Wenn nicht die Ausläufer des Sturmtiefs mir schon mal einen netten Nordost 6 entgegen geschickt hätten. Kurz überschlagen, 4 Uhr nachmittag, 30sm Luftlinie, Kurs NO nach Pietersaari. Nö, danke, nicht schon wieder. Ich wollte mir also ein nettes Plätzchen in den Schären suchen. Nur ist das hier nicht so einfach wie sonst, da die Buchten hier sehr flach und steinig sind. Aber letztendlich habe ich dann doch etwas gefunden. Kummelskäret. Eine kleine Insel mit einem Steg in perfektem Windlee für das Sturmtief, und ausserdem ganz am Rand des Schärengartens, also eine perfekte Absprungposition nach Norden. Eigentlich grummelte es in mir, hatte ich doch mal wieder das angepeilte Ziel nicht erreicht, doch Kummelskäret entpuppte sich tatsächlich als “happy accident”. Ausser einer verlassenen Küstenwachstation, in der sich im Sommer jetzt ein kleines Cafe befindet, gibt es nix auf der Insel. Vll. Platz für 3 Schiffe am Steg, kein Strom, kein fließend Wasser, nur ein kleiner Pfad durch die Natur. Ich freue mich trotzdem, denn eigentlich tut das auch mal ganz gut, dafür fährt man schließlich in den äußersten Norden.
Als ich am nächsten Morgen aufwache, ist das Theater bereits im vollen Gange: Es regnet Bindfäden, pustet aus Nord, und selbst um die Insel Kummelskäret kommen einzelne Wellen drumrum. Draußen tobt der Bär. Aber mir macht das heute nichts aus, denn es gibt keinen gemütlicheren Platz bei Schlechtwetter als die eigene Koje im Hafen, und so vergeht der gesamte Tag mit Lesen und Faulenzen. Ich muss nicht raus, ich muss einfach mal gar nix machen. Eigentlich sogar besser als Pietersaari, denn auf Werftbesichtigung bei dem Wetter hätte ich eh keine Lust gehabt. Happy accident eben.
So verging der Tag. Zum Glück war auch absehbar, dass der Wind am nächsten Tag wieder einschlafen sollte, vorher aber noch kurz auf West drehte! So stand fest, dass ich am nächsten Tag wieder zu einem langen Schlag ausbrechen wollte. Die letzte Tat des Tages bestand dann auch darin einen großen Topf Curry für die Fahrt vorzukochen. Wenigstens noch etwas Produktives an diesem Hafentag vollbracht ;-)