Töre Hamn – Der nördlichste Punkt der Ostsee – N 65° 54,07´ E 022° 39,00´
Nach Haparanda kommt gleich der nächste Höhepunkt. Es geht nach Törehamn. Ich freue mich besonders darauf, es ist ein weiterer echter Meilenstein. Törehamn ist der nördlichste Punkt der Ostsee und dort gibt es eine kleine Tonne. An dieser Tonne festzumachen ist fast genau so magisch wie Haparanda. Zunächst aber mal geht es durch den langen Fjord dorthin. Die Landschaft sieht hier schon ganz anders aus als in Finnland. Es ist zwar nicht Norwegen, und doch türmen sich die Hügel auf beiden Seiten des Fjordes bis zu 100m hoch. Und das alles bei bestem Wetter. Mir könnte es nicht besser gehen.
Am 06.07.2014 gegen 1930 abends habe ich es dann geschafft. Ich mache an der nördlichsten Tonne der Ostsee fest. Damit habe ich die gesamte Ostsee von Süd nach Nord einhand bereist. Die Freude ist riesig. Auch hier mag mancher nun vielleicht sagen, dass das festmachen an irgendeiner Tonne in einem entlegenen Winkel Europas nicht wirklich spannend ist; doch für mich ist das heute Abend anders. Gänsehaut, pure Freude, Adrenalin, Aufregung. Mein ganzer Körper signalisiert mir, dass das Festmachen hier etwas ganz Großes ist. Ab hier geht es nur noch zurück. Wie beim Laufen habe ich am Ende abgeklatscht und jetzt geht es zurück. Und irgendwie ist auch der sportliche Teil meiner Reise vorbei, denn ab hier werde ich mir ein bisschen mehr Ruhe gönnen.
Törehamn hält aber noch ein weiteres Highlight für mich bereit: Ausgerechnet genau ab hier wird mein Papa mich für einige Tage begleiten. Genau hier jemanden zu haben um die Empfindungen der letzten beiden Tage zu teilen ist natürlich ein weiteres Bonbon.
Der Hafen selbst wird oft ein wenig negativ dargestellt. Vergammelte Stege in wenig einladender Umgebung. Stimmt aber gar nicht. Da es nun schon spät geworden war, war meine Lust den Fjord wieder rauszufahren um noch eine nette Insel zu finden begrenzt. So blieben wir also hier, was sich als Glücksgriff beweisen sollte. Am Hafen selbst befindet sich zwar ein verlassenes Betonsilo, doch dahinter ist ein netter kleiner Campingplatz (Und wenn ich einen Campingplatz als nett bezeichne will das schon was heissen), der von einem älteren schwedischen Ehepaar während der Sommerferien betrieben wird. Hier wird der Hafen bezahlt, es gibt ein kleinen Kro, und hier erhält man auch das Zertifikat über das Erreichen des nördlichsten Punktes der Ostsee. Da die Suche nach anderen Fressbuden im Ort leider ungefähr so erfolgreich wie die Suche nach einem Kühlschrank in der Antarktis war, kehren wir hier ein, und essen typisch schwedisch: Gefrästes Rentier mit Kartoffelbrei und Preiselbeeren. Herrlich! Der Abend gerät dann besonders eindrucksvoll, denn zu dem mittlerweile schon fast gewöhnlichen Abendrot gesellt sich noch feiner Dunst über der nördlichsten Bucht der Ostsee. Wieder kommt dieses Mittelerde-Feeling wie schon in Haparanda auf. Man macht es mir wirklich leicht das Besondere an diesen Augenblicken zu erkennen. Auch auf die Nonsuch bin ich echt stolz. Das kleine Schiff hat mich hervorragend bis hier getragen. Das Wort Lagerkoller existiert eigentlich gar nicht. Es zeigt sich immer mehr, dass die Sirius 26 das perfekte Ostseeschiff ist.
Die gesammelte Erschöpfung der letzten Wochen macht sich dann allerdings bemerkbar. Wir beginnen die gemeinsamen Vater-Sohn Tage mit einem Hafentag. Nach dem Erreichen der großen Ziele Haparanda und Töre schaltet mein Körper erstmal ab. Selbst lesen ist fast zu anstrengend und wir drömeln den ganzen Tag nur so herum. Egal, ich bin angekommen. Ab jetzt geht es südwärts. Der sportliche Teil ist vorbei, ab jetzt ist Urlaub.